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Warum soll ich meinen Hund beschäftigen?

Er soll doch nur kommen, wenn ich rufe...

Beschäftigung?...Bitte gerne!


Nicht selten kommt es vor, dass ich Kunden ins Training bekomme, die sagen, dass Ihr Hund nur sicher zurück kommen und nicht stark an der Leine ziehen soll. Sie wollen aber Ihren Hund auf gar keinen Fall „dressieren“. Wie komme ich aber zu einem möglichst verlässlichen Abruf, das heißt mein Hund entscheidet sich seine Idee abzubrechen und lieber zu mir zu kommen. Oder wie erreiche ich es, dass mein Hund sich an der Leine an mir orientiert bzw. nicht den Druck der Leine nutzt, um zu wissen, dass ich noch da bin oder weil er mich einfach zwangshalber mitschleppt.

Die reine Konditionierung eines Signals ist zwar sehr hilfreich und natürlich auch notwendig, damit Euer Hund weiß was „Hier“ heißt, aber die Zuverlässigkeit des Signales liegt in eurer Beziehung.

Nach unserer Philosophie bringen wir unseren Kunden bei mit ihren Hunden in einer familiären Verbindung zu leben, wo Regeln und Aufgabenverteilung, die die Hunde verstehen und brauchen konsequent gelebt werden. Diese Alltagsstrukturen geben den Hunden Sicherheit und es macht Sinn für sie uns zu folgen und unseren Worten zu vertrauen, auch wenn man lieber dem Häschen noch ein Stück weiter hinterher gerannt wäre.

In diesem Artikel möchte ich auf einen ebenso wichtigen Punkt der Beziehungsarbeit eingehen, nämlich zusammen Spaß zu haben! Die kognitive und körperliche Auslastung ist für einen zufriedenen Hund sehr wichtig und wenn er den Spaß mit uns verbindet stärkt das seine Aufmerksamkeit und wir Menschen können spannender oder zumindest genauso spannend wie z.B. andere Hunde, Wildtiere , Fahrradfahrer etc. werden.

Es gibt heutzutage ein breitgefächertes Angebot zum Thema Beschäftigung für unsere Hunde, wie finde ich die richtige Beschäftigung nun für mich und meinen Vierbeiner. Generell achte ich bei meinen Kundenhunden und den eigenen hierbei auf verschiedene Kriterien:


Lässt sich das Training in den alltäglichen Spaziergang einbauen? Kann ich es alleine gestalten, oder brauche ich eine Gruppe und/oder ein Trainingsgelände?

Apportieren, Suchen, Tricks, Alltagsagility und auch Grundsignale oder Kombinationen lassen sich prima auf den täglichen Spaziergängen und auch zu Hause einbauen. Ihr benötigt dafür nicht viele Utensilien und ihr könnt das Training sehr gut nach Trainingsstand und Ablenkung immer angepasst gestalten. Gruppentraining, Agility, Obidience, Longieren, Treibball, Hoopers, Flyball, Mantrailing etc. sind Trainingsformen die in Hundeschulen in Gruppen angeboten werden. Ich finde Gruppentraining hat viele schöne Nebenaspekte zum eigentlichen Lernziel. Es macht Spaß mit Gleichgesinnten zusammen zu trainieren. Die Ablenkung der anderen Teilnehmer, dass euer Hund sich trotzdem auf euch konzentriert und dass er mit euch den Spaß beim Lernen erfährt. Der kleine Nachteil ist natürlich der Zeitaufwand, der in der Regel etwas höher ist.


Wie sind die körperlichen Voraussetzungen?

Bei heranwachsenden Hunden muss ich natürlich auf die Belastung der noch wachsenden Gelenke achten. Zu viele Stoppbewegungen, zu enge und schnelle Wechsel können das Wachstum stören. Hierbei gilt es klein anzufangen und mit möglichst kurzen Trainingseinheiten zu beginnen. Es gibt außerdem so viele und wichtige Dinge, die ihr in den ersten ein bis anderthalb Jahren trainieren könnt, dass die wirklich sportlich anspruchsvollen Trainingsvarianten auch etwas später gestartet werden können bzw. ihr die Junghunde langsam antrainiert. Das Gleiche gilt natürlich auch für unsere älteren Hunde, die vielleicht schon die ein oder andere Arthrose, Spondylose oder ähnliches haben sowie auch Hunde mit Handicap.

Es gibt viele Möglichkeiten ein Training anzupassen z.B. kann ich einen Ball verstecken und dann erst apportieren lassen, oder Ich bringe meinem Hund bei eher oben zu suchen, wenn er zum Beispiel Probleme mit der Vorderhand hat. Mein Forrest kann mit seinen fast 12 Jahren nicht mehr lange am Boden suchen. Deswegen habe ich ihm einen erhöhten Tritt gebaut, worauf er nun ohne Probleme mehrfach den Schnüffelteppich durchschnüffeln kann. Oder ich bestücke draußen Bäume auf seiner Kopfhöhe. Eine schöne Alternative zum Agility bietet hier auch Hoopers, da es ohne Sprünge stattfindet. Auch Mantrailen ist für Hunde vieler Altersklassen sehr gut geeignet, da es hierbei um Konzentration und nicht um Schnelligkeit geht.

Es geht natürlich auch nicht nur um die körperlichen Fähigkeiten und Neigungen unserer Hunde, sondern auch um unsere. Manchen Menschen ist bspw. das Dummytraining zu langweilig, andere haben selbst Schwierigkeiten bei der Koordination und können oder mögen nicht schnell durch einen Parcours laufen. Andere lieben es sich beim Canicross mit ihren Hunden sportlich zu verausgaben.

Zusammengefasst solltet Ihr einfach einmal schauen, ob euer Hund das Training körperlich gut schaffen kann, dann steht einem Ausprobieren der vielen Möglichkeiten nichts im Wege.


Wie ist die individuelle Disposition?

Auch hierbei sprechen wir wieder von Mensch und Hund. Welches Training motiviert euch, spricht eure Interessen an, gibt es Gemeinsamkeiten? Vom Hund ausgehend gibt es Allrounder, die für fast alles zu begeistern sind und häufig von klein auf gelernt haben, dass das Zusammenarbeiten Spaß macht und sich natürlich auch über die Belohnung freuen. Diese Rassen oder ihre Mischlinge sind oft in ihrer Zuchtgeschichte eng am Menschen und der Zusammenarbeit mit uns gezüchtet. Dies sieht man häufig bei den Hütehunden, begleitenden Jagdhunderassen und Begleithunden. Dann gibt es die eher selbstständig agierenden Hunde, die sich von Ihrer Genetik her draußen auf die Umwelt fokussieren, sich selber gut beschäftigen können und oder eine Ersatzbeute wie einen Ball nicht spannend finden, oder auch einen Trick zu wiederholen nach dreimal unnütz finden. Hierbei wären zum Beispiel die Herdenschutzhunde, Wachhunde und solitären Jäger zu nennen. Bei diesen Hunden bauen wir erstmal ein Basistraining auf , dass sich in der Regel über die Belohnung verstärkt und gehen dann Stück für Stück in komplexere Aufgaben um einmal im Spiel Regeln zu trainieren und um sie kognitiv und körperlich auszulasten. Wenn Ihr so einen Typ Hund habt heißt es einfach etwas mehr Geduld auf zu bringen und nicht gleich zu denken Euer Hund hätte keinen Spaß am Training. Manche brauchen einfach etwas mehr Zeit sich darauf einlassen zu können.

Das Gleiche gilt natürlich auch für schlecht sozialisierte Hunde, bzw. welche die in existentiellen Nöten aufgewachsen sind oder gelebt haben. Es ist häufig für sie schwieriger sich auf ein spielerisches Training einzulassen, weil sie mit ihren Ängsten beschäftigt sind und ein gemeinsames Agieren mit dem Menschen auch gar nicht kennen. Gerade für diese Hunde ist es aber besonders wichtig sich zusammen auf etwas zu fokussieren, Erfolge zu haben und einfach mal los zu lassen und zusammen Spaß zu haben.

Ihr könnt eure Hunde gut einschätzen, indem ihr sie beobachtet. Schnuppern sie viel, nehmen sie auch mal einen Spur auf, nehmen sie etwas ins Maul und tragen es herum, rennen sie gerne, sind sie eher wendig oder behäbiger in ihrer Bewegung? Einen Hund, der sich viel über seine Nase orientiert, erreicht man häufig gut über kleinere und größere Suchaufgaben. Angefangen über Futtersuchspiele, Verstecken von Beute, Fährtenarbeiten, Suche nach kleinen Gegenständen oder auch dem Mantrailing. Diese Trainingsformen sind oft auch gut für schwerere Hunde geeignet. Habt ihr einen Hund, der für sein Leben gerne rennt und wendig ist käme zum Beispiel Longieren, Agility, Tricks, Flyball auch in Frage. Möchtet ihr ihm beibringen sich besser zu und auf euch zu konzentrieren sind Obidience, Suche nach kleinen Gegenständen, kleine bis hin zu komplexeren Tricks eine schöne Idee.

Dies sind nur allgemeine Beispiele, jeder von euren Hunden ist individuell und ihr habt die spannende Aufgabe heraus zu finden, was euch zusammen Spaß macht und dabei helfen wir euch natürlich gerne. Schaut zuerst was euer Liebling als Belohnung empfindet, ist es ein freundliches Lob, ein Stückchen Futter das gegeben oder geworfen wird oder ein Bällchen (bitte mit Schnur) und fangt mit kleinen Übungen an.


Wie viel Beschäftigung braucht mein Hund?

Im besten Fallen stellt ihr euch diese Frage bevor ein Hund bei euch einzieht. Nicht jeder Mensch hat die Lust und Zeit seinen Hund viel zu beschäftigen und noch zusätzlich 1-2 mal die Woche zum Training zu fahren. Andere hingegen lieben es die gemeinsame Beschäftigung in Ihr Leben regelmäßig einzubauen. Es gibt hier für jeden Topf den richtigen Deckel.

Ein paar Rassebeispiele, die eher genügsam in Bezug auf Abwechslung und Quantität der Beschäftigung sind wären z.B. der Neufundländer, Carne Corso, Mastiff und weitere. Bitte nicht falsch deuten, auch diese Hunde möchten beschäftigt und ausgelastet sein, aber sie sind genügsamer in der Vielfalt und Abwechslung.

Die Retriever, Border Collies, Schäferhunde, Terrier und viele weitere lieben und brauchen häufigere Aufgabenstellung und werden gerne gefordert und gefördert. Hier ist bei den Jagd und Hütehundrassen noch zu erwähnen, dass es sogenannte Arbeitslinien gibt, die in Ihrer genetischen Linie auf Arbeitsleistung und Arbeitsbereitschaft gezüchtet werden.

Die unter anderem genannten Showlinien werden eher auf ihr optisches Erscheinungsbild und nicht nur auf Ihre Arbeitsleistung gezüchtet und können so häufig besser auch bei nicht erfahrenen aber bitte trotzdem engagierten Hundehaltern leben.

Ich möchte nochmals erwähnen, dass jeder Hund gerne beschäftigt wird. Zusammen Trainieren macht Spaß und festigt eure Beziehung. Aufgaben zu trainieren stärkt das Selbstbewusstsein und gelobt wird schließlich jeder gerne. Der Zeitaufwand und die Komplexität der Beschäftigung sind allerdings unterschiedlich.

Genauso schlecht wie ein zu wenig ist allerdings auch ein Zuviel. Zum einen braucht Lernen auch immer Pausen, zum anderen sollen unsere Hunde auch wissen, dass es mal kein Angebot gibt und dass das auch ok ist. Gerade Hunde, die sehr arbeitswillig sind wie bspw. der Australien Shepherd, sollten gerade als junger Hund auch mal ruhige Tage mit wenig Input haben, da sie sonst leicht hochfahren. Hier gilt es das richtige Maß von Angebot und Ruhezeiten zu finden.

Kurz zu erwähnen ist auch, dass die Zusammenarbeit mit dem Hund hilfreich und ein Bestandteil des Trainings bei Verhaltensproblemen jeglicher Art ist. Bei der Beschäftigung werden außerhalb der Auslastung auch Regeln, Orientierung und Kommunikation geübt. Zudem hat ein müder und zufriedener Hund meist auch weniger Flausen im Kopf.


Ich würde mich freuen, wenn der Artikel dazu führt, dass ihr euch Gedanken macht was für eine Beschäftigung euch und euren Hunden Spaß macht, welche ihr gut in euren Alltag integrieren könnt und eure Bindung eventuell noch verstärkt. Ich selber habe auch meine Präferenzen und bei meinem Forrest haben auch körperliche Einschränkungen uns von früh an begrenzt. Wir haben aber viele Trainingsformen gefunden, die uns beiden Spaß gemacht haben und selbst jetzt als Senior leuchten seine Augen, wenn er kleine Trainingsaufgaben bekommt und gelobt wird.

Wir helfen euch natürlich gerne eine oder mehrere schöne Beschäftigungen mit euren Hunden zu finden und zu trainieren.

Eure Claudia Limpinsel und das Team der Martin Rütter Hundeschule Düsseldorf