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Angst vor Silvester

 

Weshalb haben Hunde "Silvesterangst"?

Hilft Hundetraining?

Was kann ich Last-Minute tun?

 

Die "Angst vor Silvester " bedeutet nicht nur für den Hund, sondern auch für die betroffenen Menschen einen grossen Leidensdruck. Man möchte helfen, weiss aber nicht recht wie und die Verzweiflung steigt mit der Zeit immer stärker. 

Wir sind der festen Überzeugung, dass man, wenn man die Hintergründe und Ursachen der Angst verstanden hat, seinem Hund auch nachhaltig besser helfen kann. So möchten wir in einem ersten Teil in Kürze die häufigsten Ursachen der "Silvesterangst" erwähnen. 


Die 5 häufigsten Ursachen für "Silvesterangst"

Schlechte / negative Erfahrung

Viele Hunde entwickeln eine Angst, weil sie während dem oder durch das Explodieren von Feuerwerksknallkörper schlechte oder negative Erfahrungen gesammelt haben. Sei es, weil sie sich erschrocken haben, weil der Knall Schmerzen (z.B. im Gehör) ausgelöst hat oder aber durch Zufall, weil sie im selben Moment eine andere negative Erfahrung gemacht und dies mit dem Knall verknüpft haben.

Zu wenig Erfahrung

Nebst schlechten Erfahrungen kann es aber auch sein, dass Hunde - insbesondere in der (sensiblen) Sozialisierungsphase - zu wenig Erfahrungen mit Knallgeräuschen gesammelt haben. Dies führt dazu, dass sie nicht einordnen können, woher die Geräusche kommen und dadurch verstärkt unsicher reagieren. 

Das tragische an Silvester ist, dass es von überall, dauerhaft und immer wieder knallt. Dies führt letztlich dazu, dass die bestehende Unsicherheit u.a. bestätigt und verstärkt wird und der Stresspegel konstant steigt, da aus Sicht der Hunde keine Erholung eintritt und die Explosionen in Konstellationen auftreten, welche für den Hund nicht zuordenbar sind.

Genetische, rassetypische und/oder charakterliche Veranlagungen

Nebst negativen oder zu wenigen Erfahrungen kann es auch sein, dass genetische, rassetypische und/oder charakterliche Veranlagungen, solche Ängste/Unsicherheiten verstärken. Sind bereits die Elterntiere stark Geräuschesensibel und/oder schnell verunsichert, so liegt es nahe, dass sie dies ihren Welpen vererben und/oder während der Aufzucht beigebracht haben. 

Ausserdem neigen sensible Hunderassen dazu, wie z.B. Hütehunde, empfindlicher und schreckhafter zu reagieren.

Zudem spielt auch der Charakter eines Hundes eine wichtige Rolle. So neigen unsichere, schreckhafte und skeptische Hunde eher dazu, eine "Silvesterangst" zu entwickeln, als charakterlich sichere, robuste und neugierige Hunde. 

Alter und andere physiologische Faktoren 

Viele Menschen beobachten, dass sich die Angst bei ihrem Hund insbesondere im Alter verschlimmert. Sei es, weil sie die Geräusche nicht mehr richtig zuordnen können, weil sie schlechter hören, sensibler, schreckhafter oder schmerzempfindlicher werden oder, weil sie aufgrund körperlicher Beschwerden unsicherer werden.

Daneben kann es auch sein, dass andere physiologische Hintergründe (z.B. Hormonstörungen, Unterfunktionen der Schilddrüsen, Serotoninmangel, Toxoplasmose oder andere Gehirnerkrankungen) solche Ängste/Unsicherheiten verstärken oder aber hervorrufen. 

Unbewusste Verstärkung durch den Mensch

Auch der Mensch kann die "Silvesterangst" des Hundes - wenn auch unbewusst - verstärken. Sei dies, weil wir selbst Angst haben, uns erschrecken oder aber, weil wir Menschen unsere Stimmung auf die Hunde übertragen. 


 Ist ein Training gegen "Silvesterangst" möglich?


Das Training bei Ängsten dauert weitaus länger und schreitet langsamer fort, als dem Hund bspw. das entspannte Laufen an lockerer Leine beizubringen. Ausserdem muss man ganz stark darauf achten, dass man innerhalb der Trainingsschritte nicht "zu weit" geht und dadurch Rückschritte macht. Es ist quasi eine Gratwanderung, die von Seiten des Menschen viel Feingefühl, Zeit und Geduld erfordert. 

Nebst der Desensibilisierung von Knallgeräuschen sind die alltäglichen Regeln und Strukturen im Zusammenleben mit deinem Hund ein entscheidender Faktor. Es ist wichtig, dass ihr euch gegenseitig vertraut und, dass dein Hund lernt, dass du ihm/ihr auch in Situationen von Unsicherheit Schutz bietest. Hierfür ist es wichtig, dass dies grundlegend der Fall ist und nicht "nur" in Bezug auf das Thema "Knallgeräusche". Darüber hinaus muss dein Hund allgemein und insb. im Umgang mit Geräuschen sicherer werden und es ist wichtig, dass ihr zu Hause einen sicheren und festen Rückzugsort etabliert.  

So ist es für ein nachhaltiges Training bzw. eine nachhaltige Therapie selbst Wochen vor Silvester bereits viel zu spät. Hole dir also bereits im Januar/Februar für das nächste Silvester fachmännische Hilfe und Unterstützung. 

Melde dich jetzt für unseren "Angst vor Silvester" Kurs an


Kurzfristige Tipps für Silvester

Dennoch gibt es kurzfristige Vorkehrungen, die man treffen kann, um seinem Hund den Silvesterabend - so gut es geht - entspannter zu gestalten. Denke aber daran, dass dies keine abschliessenden und nachhaltigen Trainingsansätze sind, welche die Angst im Grundsatz behandeln können. Es sind kurzfristige und nicht dauerhafte Hilfemassnahmen, welche das Schlimmste verhindern sollen.  

  • Vermeidung 

    Plane und organisiere bereits jetzt deinen Silvesterabend an einem Ort, an dem ein Feuerwerksverbot gilt. Dies ist in aller Regel um Flughäfen herum oder aber in bestimmten Bündner Gemeinden. Anbei findest du einen Link des Kantons Graubünden, extra ausgerichtet für Hundehaltende, mit einer Auflistung von Gemeinden mit Feuerwerksverboten und auch, in welchem Umfang das Verbot gilt: Kanton Graubünden / Informationslink Feuerwerksverbote

  • Nicht alleine lassen

    Plane deinen Silvesterabend so, sodass du deinen Hund auf gar keinen Fall alleine lassen musst. Es gibt nichts Schlimmeres, als mit der eigenen Angst allein zu sein. Im besten Fall bleibst du mit deinem Hund zu Hause in der gewohnten Umgebung.

  • Ruhestelle / Rückzugsorte etablieren

    Baue z.B. die Nutzung einer Hundebox oder einer festen Liegestelle als Rückzugsort auf, falls noch ausreichend Zeit besteht. Versuche ausserdem ein Feingefühl dafür zu bekommen, wo sich dein Hund in stressigen Situationen gerne zu Hause zurückzieht. Biete ihm in jedem Fall am Silvesterabend an eben diesen Stellen / Orten eine Möglichkeit zum Rückzug. Du kannst ggf. die Box auch zusätzlich mit einem Handtuch abdecken.

  • Nahrungsergänzungsmittel / Homöopathie usw. 

    Erkunde dich jetzt bei einer Fachperson über die Zugabe von Nahrungsergänzungsmitteln, homöopathischen Mitteln, welche dazu beitragen können, Stress und Angst zu reduzieren. Viele solcher unterstützender Massnahmen erfordern die vorzeitige und individuelle abgestimmte Einnahme. 

  • Keine (!) Gabe von Medikamenten mit dem Inhaltsstoff Acepromazin

    Solche Medikamente wirken zwar von Aussen betrachtet entspannend. Jedoch bleibt das Geräuschempfinden erhalten, was zur Folge hat, dass der Hund die angstauslösenden Faktoren nach wie vor mitbekommt, körperlich aber nicht mehr reagieren kann. 

  • Auslastung und Sicherung

    Biete deinem Hund am Silvestermorgen bzw. am Tag ausreichend geistige und körperliche Auslastung, sodass er/sie entspannt und ausgeglichen in den Abend starten kann. Achte stets darauf, dass du deinen Hund mit einem (Sicherheits-)Geschirr und einer (Schlepp-)Leine absichert. Man weiss nie, wie ein Hund reagiert, wenn plötzlich ein Knallkörper explodiert. Dies empfehlen wir euch auch einige Tage vor und nach Silvester zu tun. 

  • Fenster schliessen und Musik hören

    Schliesse frühzeitig alle Fenster und Türen und lass die Rollläden runter. Höre zudem genügend laut Musik, um die Knallgeräusche des Feuerwerks zu übertönen. Achtet aber darauf, dass die Musik selber "ruhig/entspannend" ist. 

  • Kauknochen / Schleckmatte usw.

    Dass Kauen und Schlecken beruhigt, ist mittlerweile auch bekannt. Offeriere deinem Hund am Silvesterabend frühzeitig (!) einen Kauknochen, eine Schleckmatte oder aber z.B. einen gefüllten Kong, damit er/sie im besten Fall während der Knallerei abgelenkt ist und/oder etwas beruhigendes kauen/schlecken kann.

  • Eierlikör

    Bei sehr starker Angst kann, ähnlich wie bei uns Menschen, Alkohol dazu führen, dass Hunde gelassener werden. Ausserdem ist man weniger sensibel auf laute Geräusche. Eine solche Gelassenheit kann auch bei Hunden wohltuend bzw. beruhigend wirken. Eierlikör mögen Hunde ausserdem meistens sehr gerne. Vorsicht ist bei der Dosierung geboten, dennoch haben auch wir persönlich hiermit sehr gute Erfahrungen gemacht. Hier findest du einen entsprechenden Tierarzt-Link von Dr. Ralph Rückert mit einer Dosierungsempfehlung: 

    Ralph Rückert, 09.12.2022 / "Der panische Hund an Silvester 2022 - Alprazolam, Dexmedetomidin, Imepitoin, Alkohol?"

  • Last but not least!

    Sei unbedingt für deinen Hund da. Sucht dein Hund Körpernähe, ist es wichtig, dass du ihm/ihr diese gibst. Es gibt Hunde, welche entspannen, wenn sie sich neben ihren Menschen setzen oder legen können. Habe in diesem Fall keine Sorge, dass du die Angst verstärkst - Im Gegenteil wird unter anderem Oxytocin ausgeschüttet, was entspannend und wohltuend wirkt. Wichtig ist, dass du die Situation nicht dramatischer gestaltest und insofern verschlimmerst, aber gleichzeitig "da bist".