Hoopers

(Ein Artikel von DOGS Partnerin Ramona Houscht für Martin Rütter – Das Magazin – Mein Hund und ich Extra 8)

Hoopers - Zusammenarbeit auf große Distanz

Die Sonne strahlt und auf einer grünen Trainingswiese befinden sich zahlreiche Geräte. Aus Hundesicht ein echtes Labyrinth mit zahlreichen möglichen Laufwegen. Jimmy liegt erwartungsvoll am Start des Parcours und spitzt die Ohren. „Go“, ich gebe mein Startsignal und Jimmy galoppiert los. Schnell durchläuft er die ersten drei Hoops, um danach eine Tonne zu umrunden. Auf meine Ansprache hin arbeitet er in meine Richtung und führt direkt danach einen Richtungswechsel aus, um die weiteren Hindernisse zu absolvieren. Er durchläuft den Tunnel, vorbei am Gate, den Fokus stets nach vorne auf die Geräte gerichtet und dennoch immer mit einem Ohr bei mir, um kein Signal zu verpassen. Während Jimmy den Parcours durchläuft, befinde ich mich auf große Distanz zu ihm mitten im Parcours in einem kleinen Führbereich. Von hier aus dirigiere ich ihn durch den Parcours. Während er in wenigen Sekunden zehn bis fünfzehn Meter zurücklegt, mache ich gerade einmal eine Vierteldrehung meines Körpers. Auch ich bin mit meiner vollen Aufmerksamkeit bei Jimmy. Einmal etwas zu schnell gedreht, und ich bringe ihn von der Lauflinie ab. Ein noch so kleiner Führfehler meinerseits, und Jimmy wählt den falschen Weg.

„Jackpot“ – mein Markerwort ertönt und umgehend unterbricht Jimmy seinen Lauf. Er eilt auf mich zu und wir machen ein Zerrspiel mit seinem heiß geliebten Gitterball. Ich kann nicht aufhören zu strahlen. Jimmy hat sich durch das Labyrinth aus Hindernissen führen lassen und den Parcours fehlerfrei absolviert. Gemeinsam haben wir es geschafft. Trotz großer räumlicher Distanz haben wir sehr eng zusammengearbeitet.

Genau das ist es, was mich an Hoopers so sehr fasziniert. Hoopers ist eine anspruchsvolle Beschäftigungsform, die nur funktioniert, wenn Mensch und Hund fein abgestimmt miteinander kommunizieren und sich aufeinander einlassen. Nur gemeinsam gelangt man ans Ziel.

Als mein Weißer Schweizer Schäferhund Rüde im Spätsommer 2018 als Welpe bei mir einzog, zeigte sich innerhalb kurzer Zeit, dass er größer werden wird, als der Rassestandard dies vorgibt. Viele dynamische Beschäftigungsformen, wie z. B. Agility, die ich in den Jahren zuvor mit meinen Hütehunden ausgeführt hatte, waren für Jimmy aufgrund seiner Größe ungeeignet. Daher war ich auf der Suche nach etwas, das seinen Bedürfnissen und seinen Stärken entgegenkam. Bereits als junger Hund hatte er großen Spaß daran, um Gegenstände, Sträucher oder Bäume herumzulaufen, wenn ich ihn in die jeweilige Richtung schickte, sodass es nicht lange dauerte, bis wir auf Hoopers aufmerksam wurden.

Zunächst probierten wir uns einfach aus. Ich schaute mir Videos an, durchforstete das Internet und legte mir erste Trainingsunterlagen zu, gefolgt von einem Seminarbesuch. Jimmy hatte großen Spaß am Training und lernte schnell, sodass wir den ersten Turnierstart bereits im Januar 2020 wagten. Mit gerade einmal 18 Monaten und als jüngster hündischer Teilnehmer konnten wir zwei fehlerfreie Läufe absolvieren und uns Rang 1 sichern. Voll infiziert mit dem „Hoopers-Fieber“ absolvierte ich einige Monate später eine Hoopers-Trainerausbildung nach dem Führsystem „easyondistance“.

Hoopers ist eine im deutschen Raum noch sehr junge Hundesportart, welche ihren Ursprung in den USA hat. Namensgebend für diese Beschäftigungsform in Deutschland sind die sogenannten „Hoops“, welche der Hund im Parcours durchlaufen muss. Das Wort „Hoop“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Reifen. Sieht man sich einen solchen Hoop an, erinnert dieser optisch an einen Hula-Hoop-Reifen. Das Gerät besteht aus zwei Stangen mit Standfüßen, welche auf der Oberseite durch einen Bogen miteinander verbunden sind.

Beim Hoopers wird der Hund von seinem Menschen durch einen Parcours mit unterschiedlichen Geräten geführt. Hierzu gehören neben den Hoops auch Tunnel sowie Tonnen und Gates, welche vom Hund umlaufen werden müssen. Sprünge und Hindernisse, wie beispielsweise die A-Wand oder einen Steg, welche beim klassischen Agility überwunden werden müssen, gibt es beim Hoopers nicht. Ein weiterer großer Unterschied zum Agility besteht darin, dass der Mensch nicht mit seinem Hund mitläuft. Stattdessen führt er ihn aus einem im Parcours vorgegebenen Bereich von maximal 2 m Durchmesser.

Bestimmten Rassegruppen wie Hütehunden und Gemeinschaftsjägern kommt Hoopers natürlich sehr entgegen, schließlich wurden sie jahrelang auf die Zusammenarbeit mit dem Menschen selektiert und lieben die Arbeit auf Distanz. Aber auch Hunde anderer Rassegruppen und Mischlinge haben Spaß am Hoopers. Die Geschwindigkeit des Hundes steht beim Hoopers zu keiner Zeit im Vordergrund, auch nicht auf Turnieren. Jeder Hund kann sein Lauftempo frei wählen. Einige Hunde absolvieren den Parcours sehr schnell, andere laufen langsamer, im Trab oder sogar im Schritt. Damit eignet sich diese Sportart theoretisch auch für ältere oder körperlich eingeschränkte Hunde, doch bei hohem Tempo ist die aufkommende Belastung für die Gelenke insbesondere bei den auszuführenden Wendungen nicht unerheblich. Daher sollte Hoopers auf keinen Fall generell als Beschäftigungsform für „Agility-Hundesenioren“ angesehen werden, nur weil es hierbei keine Sprünge zu überwinden gilt. Denn gerade Hunde, die jahrelang im Agility geführt wurden, laufen auch im Hoopers oftmals schnell und damit wenig gelenkschonend. Grundsätzlich gilt daher, dass vor dem Beginn des Trainings ein tiermedizinischer Check-Up erfolgen sollte, um abzuklären, ob es gesundheitliche Problembereiche gibt.

Die körperlichen Ansprüche an den Menschen sind hingegen gering. Da der Hund auf Distanz geführt wird, muss der Mensch sich nicht viel bewegen und damit auch nicht besonders sportlich sein. So eignet sich Hoopers auch für Menschen mit körperlichem Handicap, insbesondere dann, wenn diese nicht gut zu Fuß oder vielleicht sogar auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

Auf einem Turnier kennen zuvor weder Mensch noch Hund den Parcours, so stehen beide immer wieder vor neuen Herausforderungen. Die Abfolge der Hindernisse variiert von Parcours zu Parcours und wird durch Nummern an den Geräten gekennzeichnet. Vor dem Start hat der Mensch wenige Minuten Zeit, sich den Parcours anzusehen und sich bei der Parcoursbegehung die Abfolge der Hindernisse einzuprägen. Ist das Team an der Reihe, wird der Hund an den Start gebracht. Der Mensch leint seinen Hund ab und begibt sich in den Führbereich. Aus diesem heraus lenkt er seinen Hund mit frei wählbaren Hör- und Sichtzeichen durch den Parcours. Die Schwierigkeit liegt vor allem an den großen Entfernungen zwischen Mensch und Hund. Im Turniersport betragen die Distanzen in der höchsten Klasse bis zu 30 Meter. Ziel ist es, dass der Hund die Hindernisse in der vorgegebenen Reihenfolge durchläuft und den Parcours somit fehlerfrei absolviert.

Im ersten Schritt erlernt der Hund im Training das Absolvieren der einzelnen Hindernisse, als wichtigstes Hilfsmittel dient hierbei die Pylone. Diese sollte mindestens 40 Zentimeter oder höher sein, damit sie vom Hund gut wahrgenommen wird.

Auf das Signal „Außen“ soll dein Hund nun lernen, die Pylone zu umlaufen. Stelle dich dazu seitlich neben die Pylone. Dein Hund steht oder sitzt vor dir, mit Blick zur Pylone. Wenn die Pylone auf deiner linken Seite steht, lockst du deinen Hund nun mit deiner linken Hand um die Pylone herum. Lobe ihn, sobald er die Pylone umrundet hat und belohne ihn im Anschluss daran, indem du z. B. ein Futterstück wirfst. Dieses fliegt dabei am besten so, dass dein Hund an dir vorbeilaufen muss, um an das Futter zu gelangen. Während dein Hund einen Bogen um die Pylone läuft, folgst du seiner Bewegung, indem du dich an Ort und Stelle mitdrehst. Hat er das Futterstück aufgenommen, führst du die Übung mit der Pylone an deiner rechten Seite durch, dabei führst du deinen Hund nun mit der rechten Hand um die Pylone herum. Da sich dein Hund später einmal im Parcours sowohl links als auch rechts von dir befindet, solltest du von Beginn an immer beide Seiten trainieren.

Sobald dein Hund zuverlässig die Pylone umrundet, baust du das Futter in deiner Hand ab. Diese dient jetzt nur noch als „Wegweiser“. Funktioniert auch das, führst du das Hörzeichen „Außen“ ein – anfangs, während dein Hund die Pylone gerade umrundet, später dann immer früher, bis du es letztlich als Signal nutzen kannst, auf das sich dein Hund in Bewegung setzt. Hat er das Signal nach vielen Wiederholungen mit dem Umlaufen der Pylone verknüpft, baust du das Handzeichen in kleinen Schritten ab. Am Ende soll dein Blick in Richtung Pylone zusammen mit dem Hörzeichen „Außen“ genügen, um deinen Hund um die Pylone herumzuschicken.

Im letzten Schritt steigerst du nun schrittweise die Distanz zur Pylone. Entferne dich zunächst einen Schritt von der Pylone, trainiere die Übung nun wieder mit der Pylone sowohl rechts als auch links von dir. Steigere die Entfernung auf zwei und letztlich bis zu mindestens sieben Schritten. Wie weit du dich zu Beginn entfernen kannst, hängt von der vorherigen Lernerfahrung, aber auch vom Charakter deines Hundes ab. Überfordere ihn dabei keinesfalls, hier ist weniger - wie so oft - mehr.

Wenn du deinen Hund auch aus der Distanz um die Pylone mit dem Signal „Außen“ herumschicken kannst, trainierst du das Signal nun zunächst an der Tonne und dann am Gate. Beginne das Training aber wieder nahe vor dem jeweiligen Gerät stehend. Da sowohl die Tonne als auch das Gate breiter als die Pylone sind, muss dein Hund nun erst einmal lernen, dass es sich hierbei dennoch um die gleiche Übung handelt, auch wenn er dich vielleicht für eine kurze Zeit aus dem Auge verliert bzw. ein kurzes Stück entlang des Gates geradeaus laufen muss.

Die Pylone kann nun auch zum Erlernen des Hoops verwendet werden. Dazu stellst du sie direkt hinter den Hoop an eine seitliche Stange. Stelle dich direkt vor den Hoop und schicke deinen Hund mit dem bekannten Signal „Außen“ um die Pylone herum. Wenn er diese umrundet, muss er automatisch auch den Hoop durchlaufen. Vergrößere nun wieder schrittweise die Distanz zur Pylone bzw. zum Hoop. Sobald sich dein Hund aus der Distanz durch den Hoop bzw. um die dort stehende Pylone schicken lässt, fügst du ein neues Signal, wie z. B. das Wort „Go“ hinzu. Anfangs setzt du das Wort „Go“ dabei noch vor das Signal „Außen“, im weiteren Verlauf fällt das Signal „Außen“ dann weg, denn die Pylone dient hierbei nur als Hilfsmittel und wird im weiteren Trainingsverlauf wieder abgebaut. Läuft dein Hund nur auf das Signal „Go“ durch den Hoop (ohne danebenstehende Pylone), steigerst du wieder die Distanz. Erst wenn er einen Hoop aus unterschiedlichen Richtungen und Distanzen zuverlässig durchläuft, fügst du weitere Hoops hinzu. Schicke deinen Hund nun zunächst durch zwei, später dann auch durch drei hintereinanderstehende Hoops. Anfangs stehst du dabei noch zusammen mit deinem Hund vor der Reihe von Hoops. Später setzt oder legst du deinen Hund vor den Hoops ab und entfernst dich Schritt für Schritt seitlich von ihm, bis du etwa 10 Schritte von ihm entfernt stehen kannst.

Erst wenn dein Hund die einzelnen Geräte sowie die Arbeit auf Distanz erlernt hat, beginnst du, die Abfolge der Hindernisse zu variieren. Später kommen dann auch Richtungswechsel dazu.

Trainingsdauer

Fehler: Häufig wird zu lange trainiert.
Tipp: Ein Training sollte maximal 2 x 5 Minuten dauern. Stelle dir einen Timer.

Hilfe durch Körpersprache

Fehler: Der Mensch möchte seinem Hund helfen und läuft mit ihm mit oder hilft mit den Armen. Diese Hilfen kann man oft nur schwer wieder abbauen, da der Mensch sich völlig umstellen muss. Zudem führt es dazu, dass der Hund nicht lernt, die Geräte selbständig zu absolvieren.
Tipp: Von Anfang an das Mitlaufen vermeiden und früh mit einem Führbereich trainieren

Das Parcourstraining

Fehler: Der Mensch trainiert zu früh ganze Parcours. Der Hund absolviert nicht alle Geräte korrekt oder nur mit sehr viel Hilfestellung seitens des Menschen.
Tipp: Das wichtigste beim Hoopers ist das Grundlagentraining. Hierfür solltest du dir unbedingt lange genug Zeit nehmen.

Beim Hoopers lernst du, deinen Hund gut zu beobachten. Du lernst feine Nuancen seiner Körpersprache zu erkennen und so immer mehr auf kleinste Regungen deines Hundes zu achten. Dein Timing verbessert sich und du kannst deinen Hund auch auf große Distanz lenken. Dies wirkt sich auch auf euren Alltag aus, dein Hund wird z. B. auch auf dem Spaziergang im Freilauf auf weite Entfernungen besser ansprechbar werden. Einzelne Elemente des Hoopers kannst du auch auf dem Spaziergang mit einbauen, indem du deinen Hund z. B. um Bäume oder Sträucher herumschickst, sodass ihr beide zusammen Spaß habt und der Spaziergang zu einem gemeinsamen Erlebnis wird.

Hoopers ist damit eine wundervolle Beschäftigung, bei der Distanz Nähe schafft.

Ramona Houscht leitet seit 2013 die Martin Rütter DOGS Hundeschule Heidelberg/Mosbach.
Gemeinsam mit ihrem Team betreut sie Hundehalter im Raum Heidelberg, Mosbach, Buchen.
Ihr Herz schlägt besonders für Hütehunde und aktive Beschäftigungsformen, ganz besonders Hoopers.

Skizze: Ramona Houscht                    Fotos: Tiziana Spezzano