Djemba - ein Basenji auf den Spuren der Wölfe

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Ramona Houscht (Martin Rütter DOGS Heidelberg/Mosbach)

Dass die Nase unserer Vierbeiner zu nahezu unmöglichen Dingen fähig ist, ist bereits vielen Menschen bekannt. Rettungshunde, die nach vermissten Personen suchen, Trüffelsuchhunde, die Pilze im Erdreich entdecken und anzeigen, wie auch Minenspürhunde sind längst nicht mehr unbekannt. Für die unterschiedlichen Sucharbeiten gibt es besonders geeignete, z.T. spezialisierte Hunderassen, was aber auf keinen Fall bedeutet, dass Hunde anderer Rassen nicht ebenso gerne mit der Nase arbeiten wollen und können. Viele Hundehalter haben bereits erkannt, dass Hunde an Suchspielen aller Art interessiert sind und so körperlich als auch geistig ausgelastet werden können.

Für den Menschen ist die Riechleistung der Hunde kaum nachvollziehbar, doch richtig eingesetzt, kann sie dem Hund eine sinnvolle Beschäftigung und dem Menschen einen vielfältigen Nutzen bieten.

Bei dem fünfjährigen Basenji-Rüden Djemba handelt es sich weder um einen Personensuchhund, noch um einen Pilzsucher – Djemba hat aber dennoch eine besondere Aufgabe: Er ist auf der Suche nach Wolfspuren!

Djemba’s Besitzerin Christine ist im Wildtiermonitoring bei der Forstlichen Versuchs - und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg tätig und referiert regelmäßig über das Thema Wolf und deren Vorkommen, vor allem im Odenwald. Sie ist Wolfsbotschafterin des NABU und hält selbst Schafe.

Um Herkunfts- und Verwandtschaftsverhältnisse aufkommender Wölfe aufzuklären, werden im Auftrag der FVA Wolfslosungen gesucht, gesammelt und die DNA untersucht. In Gebieten, in denen sich Wolfsrudel bereits niedergelassen haben, kann man die Losungen der Wölfe recht einfach finden, indem man deren Gebiet abgeht. Wölfe markieren ihr Revier mit Kot und setzen diesen hierfür an Wegkreuzungen und auch direkt auf Wegen ab.

Gehen aus der Bevölkerung Hinweise aus bisher unbesiedelten Gebieten ein, dass ein Wolf gesichtet wurde, gilt dies noch lange nicht als gesicherter Wolfsnachweis, denn gerade auf Distanz können sich Hund und Wolf optisch sehr ähneln. In Gebieten, in denen Wölfe erstmalig auftauchen, wird der Kot häufig zu Beginn nicht zentral an Wegkreuzungen abgesetzt, sondern gerne auch versteckter (z.B. im Laub oder Abseits von Wegen), sodass das Auffinden mit dem bloßen Auge häufig schwierig ist.

Ebenso ist es mit bloßem Auge zumindest auf den ersten Blick nicht ganz so einfach festzulegen, ob es sich um den Kot eines Wolfes, oder gar eines Hundes handelt. Dies kann zum einen per Untersuchung der DNA geschehen – ist aber auch durch die Ausbildung des Hundes zur Suche nach Wolfslosungen möglich, denn: mit ihrer feinen Nase können Hunde lernen, Wolfskot und Kot von Hunden zu differenzieren, sodass nur erster gesucht und vom Hund angezeigt wird. Aufgrund dieser Tatsachen lag der Gedanke nah, die Nase des Hundes zur Unterstützung wissenschaftlicher Arbeit zu nutzen und zeitgleich eine tolle Auslastung für den Makrosmatiker Hund zu haben.

So stand der Entschluss von Christine bald fest: Djemba soll lernen Wolfslosungen zu suchen und anzuzeigen. Hierfür wird Djemba darauf trainiert an der gemeldeten Stelle nach Losungen oder Haaren des Tieres zu suchen. Wird er fündig, können Losung oder Haare zur genetischen Untersuchung eingeschickt werden und gelten dann, nach Bestätigung, als gesicherter Wolfsnachweis.

Um Djemba auf die Suche nach Wolfslosungen vorzubereiten, war es zunächst notwendig, solche zu beschaffen. Der erste Schritt im Training bestand zunächst darin, die Annäherung Djemba’s an eine Wolfslosung positiv zu verknüpfen. Bei einer feinen Hundenase kann sich dies als schwierige Aufgabe herausstellen, wenn man bedenkt, dass die Hinterlassenschaften der Wölfe bereits für die menschliche Nase keinen angenehmen Duft darstellen.

Um Djemba die Annäherung schmackhaft zu machen, wurde zu Beginn in kleinsten Schritten trainiert. Christine hielt eine Wolfslosung in der einen Hand und gab Djemba die Freigabe, sich dieser zu nähern - tat Djemba dies, wurde er umgehend mit einem besonderen Futter belohnt. Diese Übung haben wir einige Male wiederholt, bis wir dann zur Anzeigeübung übergehen konnten.

Da Djemba aufgrund seines dünnen Fellkleides ungern bei schlechtem Wetter liegt oder sitzt, haben wir beschlossen, die zuvor bereits erlernte Vorderkörpertiefstellung („Diener“) als Form der Anzeige von Wolfslosungen festzulegen und zu etablieren. So wurde Djemba im nächsten Schritt nicht mehr für die alleinige Annäherung an die Wolfslosung belohnt, sondern erst, als er an der Wolfslosung die Vorderkörpertiefstellung (zunächst noch auf Signal) ausführte. Nach und nach wurde das Signal abgebaut und Djemba lernte, dass die Vorderkörpertiefstellung an der Losung der Schlüssel zum Erfolg ist. Durch diese Form der Anzeige kann Djemba Christine ganz eindeutig auf den Fund einer Losung hinweisen.

Von Vorteil ist, dass der Hund bei dieser Form des Verweisens die Wolfslosung nicht berührt. Dies ist wichtig, damit die DNA der Losung nicht verfälscht und richtig ausgewertet wird. Nach vielen weiteren Wiederholungen bauten wir diese Anzeigeübungen so aus, dass Djemba nun auch auf dem Boden liegenden Wolfslosungen anzuzeigen lernte. Zunächst durfte er zusehen, wie diese von Christine ausgelegt, bzw. versteckt wurden. Im Laufe des Trainings wurde auch das Zusehen immer wieder weiter abgebaut. Eine weitere Steigerung bestand darin, dass die Wolfslosungen nicht immer von Christine, sondern auch von Fremdpersonen ausgelegt wurden.

Ebenfalls werden hierbei immer wieder Abwandlungen beim Auslegen dieser vorgenommen, denn: Djemba muss lernen, die Losung als solche zu suchen – auf keinen Fall darf er sich zu sehr an den menschlichen Spuren des Auslegers orientieren – tut er dies, ist der Sucherfolg im „Realeinsatz“ schnell gefährdet. Nach und nach wird nun die Schwierigkeit erhöht, um aus Djemba einen zuverlässigen Suchhund zu machen.

Mit Djemba’s Training wurde im Sommer 2014 gestartet – wenige Monate später gab es bereits erste Erfolge: Bei einem Treffen im Wolfsgebiet in der Lausitz mit drei weiteren Wolfsspürhundteams aus Deutschland, wurden von den Hunden mehr als 20 Wolfslosungen aufgefunden!

Seit Sommer 2015 bildet Christine zusätzlich zu Djemba noch ihre 10jährige Border Collie Hündin „Lady“ auf die Suche nach Losungen aus. Lady befindet sich noch am Anfang des Trainings, zeigt sich aber jetzt schon motiviert bei den ersten Anzeigeübungen und wird sicherlich ebenfalls großen Gefallen an der Sucharbeit finden. Und wenn alles klappt, werden die Beiden eventuell sogar im Team suchen dürfen!

Für Menschen mit Hund, die diese Ausbildung sehr spannend finden sollen am Ende ein paar wichtige Informationen nicht fehlen:

Die Suche nach Wolfslosungen darf ausschließlich in offiziellem Auftrag und im Rahmen des Monitorings geschehen. Der Wolf ist eine streng geschützte Tierart und jegliches Nachstellen ist verboten. Aus diesem Grund werden die Hunde auch ausschließlich auf das Suchen von Hinterlassenschaften des Wolfes und nicht auf die direkte Suche nach dem Wolf ausgebildet.

Für den Privathundehalter heißt dies aber dennoch nicht, dass dem eigenen Hund tolle Suchaufgaben vorenthalten sind. So ist es möglich, dem Hund die Suche nach kleinen Gegenständen (auch einem ganz bestimmten Gegenstand) oder beispielsweise auch nach Steinpilzen beizubringen. (Bitte beachte aber auch hierbei immer die geltenden Gesetze. So schreiben einige Bundeswaldgesetze vor, dass Hunde nur angeleint, bzw. freilaufend nur auf Wegen mitgeführt werden dürfen!) Der Trainingsaufbau unterscheidet sich nur geringfügig von der oben beschriebenen Vorgehensweise und diese Sucharbeit kann von fast jedem Hund erlernt werden!