Border Collie

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Der Border Collie ist ein Hütehund mit außergewöhnlichem Arbeitseifer und erstaunlicher Leistungsbereitschaft. Der Ursprung dieser sehr alten Rasse ist das Grenzgebiet zwischen England und Schottland. 

Schottischer Hütehund mit Hang zum Perfektionisten und Workaholic

Auf dieses Gebiet geht auch der Name der Rasse zurück: „border“ = „Grenze“, der seit etwa 1910 verwendet wird. Bei der Betrachtung der Entwicklung der Rasse wird häufig auf die erste exakte Beschreibung des Border Collies verwiesen, die schon 1576 vom Leibarzt der Königin Elizabeth I. verfasst wurde: „Sobald dieser Hund die Stimme seines Herrn [...] wahrnimmt, bringt er die umherirrenden Schafe an eben jenen Ort, den sein Meister wünscht, so dass der Schäfer mit nur wenig Arbeit und Mühe, ohne Beanspruchung seiner Füße, seine Herde beherrschen und leiten kann“. Mit umfangreichen Schafimporten gelangten die aktiven Hütehunde im 18. Jahrhundert nach Schottland. Dort begann die Rassezucht dieser Hunde, die ausschließlich die Leistungsfähigkeit und den Arbeitswillen der Zuchthunde in den Mittelpunkt stellte.  Die FCI erkennt den Border Collie seit 1976 an. Seit den 1970er Jahren gibt es in Deutschland offiziell Border Collies, 1978 wurde der erste Border Collie ins Zuchtbuch des Clubs für Britische Hütehunde eingetragen.

Körperlich auf die Arbeit ausgelegt

Rüden werden bis zu 53 cm groß, Hündinnen sind in der Regel etwas kleiner. Der Border Collie hat einen sportlichen, geradezu athletischen Körperbau. Seine Bewegungen sind fließend, schnell und geradezu lautlos. Es wurde züchterisch verstärkt, dass die Hunde ihre Pfoten im Laufen nur kurz anheben, um das für die Arbeit an den Schafen wichtige Anschleichen und die extrem schnellen Bewegungen zu ermöglichen. Es gibt zwei Fellvarianten: mäßig langes Fell und kurzes Fell. Hunde beider Varianten haben dichtes Deckhaar und weiche, dichte Unterwolle, die das Fell wetterfest machen. Border Collies gibt es in vielen unterschiedlichen Farben. Weiß sollte aus gesundheitlichen Gründen allerdings nie den größten Farbanteil ausmachen.

Für die Hütearbeit ein Segen, im Alltag ein Fluch?

Die hohe Leistungsfähigkeit, der Arbeitswille, die Sensibilität und die Intelligenz sind für den Schäfer und die Arbeit, für die er den Border Collie einsetzt, ein riesengroßer Vorteil und eine große Unterstützung. Für den „privaten“ Hundemenschen können diese über Jahrhunderte hinweg geformten und geförderten Verhaltensweisen jedoch eine ständige Herausforderung sein. Wird ein Border Collie nicht als Hütehund eingesetzt, muss er selbstverständlich alternativ trainiert und beschäftigt werden - und das sein Leben lang, also etwa 15 Jahre. Wer den Border Collie nicht geistig und körperlich auslastet, kassiert schnell die Quittung, beispielsweise in Form von destruktivem Verhalten, Aggression und fehlgeleitetem Jagd- und Hüteverhalten in Bezug auf Jogger, Fahrräder, Autos oder Kinder. Das kann nicht nur anstrengend und unangenehm, sondern sogar sehr gefährlich werden. Insofern ist es wichtig, sich vor einer Anschaffung mit den Besonderheiten und Ansprüchen der Rasse vertraut zu machen.

Border Collies sind Sportskanonen und lieben verständlicherweise aktive Beschäftigungen wie Agility, Dog Frisbee oder am Fahrrad zu laufen. Fast noch wichtiger ist es allerdings, den intelligenten Hund geistig auszulasten und von Welpe an zu trainieren, dass das Energiepaket auch mal zur Ruhe kommt. Den Border Collie regelmäßig körperlich auszupowern ist also absolut wichtig, aber bitte unbedingt so komplex (also mit schwierigen Aufgaben verbunden), dass er im Anschluss auch vom Kopf her müde ist. Distanztraining/Longieren, Hoopers Agility, Mantrailing, komplexes Apportieren, Suche nach kleinen Gegenständen und sämtliche Formen der Nasenarbeit bieten sich hier an. Ergänzend sind Abschalttraining (es passiert einfach mal nichts) und Impulskontrolle (der Hund kann bewegliche Reize aushalten und fährt nicht sofort hoch) unglaublich wichtig und sollten einen großen Teil des Trainings ausmachen.

Rassetypische Erkrankungen und Pflege

Collietypisch tritt beim Border Collie der MDR1-Defekt gehäuft auf. Dabei handelt es sich um eine Überempfindlichkeit gegenüber mehreren Arzneistoffen. Außerdem ist die Rasse ist von der Collie Eye Anomaly (CEA), einer vererbbaren Augenerkrankung, betroffen. Um zu Zuchtzwecken eingesetzt zu werden, sollen im Vorfeld verschiedene Tests gemacht werden, um rassetypische Erbkrankheiten auszuschließen. Es existieren Tests auf Collie Eye Anomaly, auf die unheilbare tödliche Stoffwechselerkrankung Canine Ceroid-Lipofuszinose (CL), und auf die Knochenmarkserkrankung Trapped Neutrophil Syndrome (TNS).

Werden zwei Hunde verpaart, bei denen das Merle-Gen vorhanden ist, treten bei den Welpen häufig angeborene Defekte wie Taubheit und Blindheit auf. Aus gutem Grund ist diese Zuchtvariante, die nur als Qualzucht bezeichnet werden kann, in Deutschland daher verboten. Übrigens sind nicht alle Merle Varianten anhand der Fellzeichnung erkennbar. Hier hilft dann nur ein Gentest, um herauszufinden, ob ein Merle-Faktor vorliegt oder nicht.

Die Pflege des Border Collies ist nicht besonders aufwändig – kommt aber natürlich zeitlich noch zu dem Punkt Erziehung und Auslastung hinzu. Das Fell muss regelmäßig gebürstet werden, um Verfilzungen zu vermeiden. Insbesondere bei Border Collies mit mäßig langem Fell können diese ansonsten entstehen.