Dobermann

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Der Ursprung und der Name des Dobermanns gehen zurück auf Friedrich Louis Dobermann. Um 1870 war dieser im thüringischen Apolda als Steuereintreiber und Hundefänger tätig

Ein Mix aus den wachsamsten Hunden stand am Anfang

Friedrich Louis Dobermann hatte unter anderem die Aufgabe, streunende Hunde einzufangen. Meldete sich kein Besitzer, wurden die Hunde erschossen. Die besonders wachsamen Hunde, so heißt es, erschoss Dobermann allerdings nicht, sondern verpaarte sie mit seiner Lieblingshündin „Schnuppe“. Da es sich bei Schnuppe und auch bei vielen der anderen Hunde bereits um Mischlinge handelte, lassen sich die beteiligten Rassen nur vermuten. Es gilt allerdings als sehr wahrscheinlich, dass sogenannte „Fleischerhunde“, die bei der Schlachtung von Rindern halfen, beteiligt waren. Dazu gehörten die Vorgänger der heutigen Rottweiler, die mit Schäferhunden gekreuzt wurden. Windhunde, Pinscher, Terrier und Deutsche Doggen werden zusätzlich als Vorfahren des Dobermanns ins Spiel gebracht. Dobermanns Hunde, die aus diesen Verpaarungen entstanden, waren extrem wachsam und jagdlich motiviert. Sie wurden zu dieser Zeit daher vor allem als Wachhunde für Haus und Hof, als Jagdhunde auf Raubwild, aber auch schon bald als Polizeihunde eingesetzt. Die Hunde waren dadurch schnell als „Gendarmenhunde“ bekannt. Nach Dobermanns Tod übernahm Otto Göller, der ebenfalls aus Apolda stammte, einige von Dobermanns Hunden. Diese kreuzte er mit weiteren Hunderassen und Mischlingen und gründete bereits im Jahr 1899 den ersten Dobermann-Club. Von der Polizei gelangten die Hunde auch bald als Diensthunde zum Zoll und zum Militär. In den beiden Weltkriegen wurden Dobermänner verstärkt als Sanitätshunde eingesetzt. Die offizielle Anerkennung der FCI (Fédération Cynologique Internationale) erfolgte 1955.

Muskulös und elegant – und zum Glück wieder mit hängenden Ohren und langer Rute

Der heutige Dobermann ist mittelgroß und zeigt äußerlich schon viel von seiner Veranlagung: Er ist sportlich, muskulös und temperamentvoll. Hündinnen werden 63 bis 68 cm groß und erreichen ein Gewicht von 32 bis 35 kg. Rüden erreichen eine Größe von 68 bis 72 cm und wiegen ausgewachsen 40 bis 45 kg. Offiziell sind die Farbvarianten Schwarz oder Braun mit rostroten Abzeichen (Brand) erlaubt. Der Dobermann hat kurzes, dichtes und pflegeleichtes Fell ohne Unterwolle. Im Winter und bei extremer Nässe ist es daher ratsam, einen Mantel für ihn zu besorgen. Und unter anderem aufgrund der fehlenden Unterwolle sollte der Dobermann nicht als Zwingerhund gehalten werden.

Der Dobermann hat mittelgroße, abgerundete und hängende Ohren. Die Rute ist lang. Rute und Ohren wurden in der Vergangenheit allerdings oft kupiert. Dadurch hatten die Hunde spitze, aufrechtstehende Ohren und eine Stummelrute. Was der Mensch damals „schön“ fand, war für die Hunde zum einen mit teils grausamen Schmerzen, zum anderen mit großen Schwierigkeiten bezüglich der körperlichen Kommunikation mit Artgenossen verbunden. Glücklicherweise ist das Kupieren der Ohren und der Rute bei Hunden seit vielen Jahren laut Tierschutzgesetz verboten. Leider gelangen auch immer wieder in anderen Ländern kupierte Hunde nach Deutschland. Diesen Handel sollte man niemals unterstützen!

Sinnvolle Beschäftigung und Auslastung sind das A und O

Dobermänner gelten nicht nur als agil und sportlich, sondern auch als sensibel und sehr intelligent. Sie müssen dementsprechend auch beschäftigt und ausgelastet werden. Das kann (bei ausgewachsenen und gesunden Hunden) einerseits über sportliche Aktivitäten wie gemeinsames Joggen, Fahrradfahren oder Zughundesport gewährleitet werden. Bereits bei jüngeren Hunden können aber verschiedene Formen der Nasenarbeit (Suche nach kleinen Gegenständen, Fährte, Mantrailing) trainiert werden. Wichtig ist, dass der Dobermann nicht körperlich immer noch fitter gemacht wird, sondern vor allem vom Kopf her ausgelastet wird. Nasenarbeit ist dafür perfekt geeignet.

Den wachsamen Hund nicht noch wachsamer machen

Bei den eigenen Menschen ist der Dobermann liebevoll und anhänglich. Als ursprünglicher Wach- und Schutzhund verwundert es aber nicht, dass er Fremden gegenüber eher aufmerksam bis misstrauisch begegnet. Daher ist es besonders wichtig, den Dobermann von Welpe an gut zu sozialisieren und vor allem darauf zu achten, die meist ausgeprägte territoriale Motivation nicht bewusst (oder auch unbewusst) zu fördern. Vielmehr müssen seine HalterInnen von Beginn an vorleben, dass sie sich um den Schutz des „Rudels“ kümmern, Verantwortung übernehmen und die Managerfunktion drinnen und draußen zuverlässig ausüben. Dies gilt also sowohl für Besuch daheim als auch für alle Begegnungssituationen mit Menschen und anderen Hunden unterwegs. Letztlich machen individuell festgelegte Regeln und Strukturen im Alltag das Bild für den Dobermann „rund“. Obwohl der Dobermann in der Regel auch mit Kindern in der Familie sehr gut auskommt, kann man ihn nicht als Familienhund im eigentlichen Sinne bezeichnen. Denn gerade in Familien mit Kindern geht zuhause meist viel Besuch ein und aus. Je nach rassetypischer Veranlagung könnten das für den Dobermann Situationen sein, die ihn entsprechend triggern und in denen die Erwachsenen im Haus unbedingt jederzeit die territoriale Verantwortung übernehmen müssen.

Gesundheitliche Themen beim Dobermann – leider nicht wegzudiskutieren

Gesundheitlich gibt es beim Dobermann leider einige rassetypische Krankheiten, die sich durch unnötig lange Ignoranz in der Zucht weit ausgedehnt haben. Die nach ihm benannte Dobermann-Kardiomyopathie ist in mehr als 50 Prozent der Population verbreitet. Es handelt sich um eine genetisch bedingte Erkrankung des Herzmuskels. Dadurch vergrößert sich das Herz, es wird dünnwandiger und vor allem schwächer. Eine mögliche Folge kann ein plötzlicher Herztod bei scheinbar kerngesunden Hunden sein. Außerdem hat der Dobermann eine Prädisposition für das Wobbler-Syndrom, bei dem schwere Schädigungen des Rückenmarks in der Halswirbelsäule festzustellen sind. Wie bei fast allen größeren Hunderassen gibt es häufige Fälle von Hüftgelenksdysplasie (HD). Die „von-Willebrand-Krankheit“, eine Blutgerinnungsstörung, wird ebenfalls unter den rassetypischen Erkrankungen aufgeführt.