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Erziehung leicht gemacht

Ein Artikel von Conny Sporrer (Martin Rütter DOGS Wien) aus DOGStoday

„Als souveräner Partner für meinen Hund bin ich immer ein Fels in der Brandung und kein Fähnchen im Wind“.

Welche Methode in der Hundeerziehung ist „die Richtige“?

Ich glaube eben nicht, dass es DIE richtige Methode gibt. Die Stärke eines guten Hundetrainers muss meiner Ansicht nach der richtige Methodenmix sein, angepasst an die jeweiligen Bedürfnisse und Fähigkeiten von Hund und Mensch. Ein Arzt, der immer die gleichen Rezepte verschreibt, wäre ja auch nicht professionell. Aber einer, der eine gute Anamnese macht, wird auch den richtigen individuellen Weg finden. Meine Stärke ist die genaue Beobachtung und Einschätzung der Situation und anschließend deren richtige Vermittlung an den Kunden. Ich bin zwar Hundetrainerin, in Wahrheit trainiere ich aber die Halter.

Wenn der Hund ein unerwünschtes Verhalten zeigt, wird er dann bestraft?

Strafe ist in der Gesellschaft wahnsinnig negativ behaftet und immer mit Gewalt und Zwang verknüpft. Dabei ist rein lerntheoretisch für Hunde beispielsweise auch Ignoranz als Strafe zu betrachten. In der operanten Konditionierung spricht man dabei von „negativer Bestrafung“ - man entzieht dabei etwas Positives, um ein Verhalten abzubauen. Springt der Hund den Menschen zum Beispiel beim Nachhausekommen an, würde ich mit ebendieser „negativen Bestrafung“ arbeiten: Aufmerksamkeit (=positiv) wird entzogen, damit das Verhalten nicht mehr angezeigt wird. Ich bin auch hier wieder für einen angepassten Methodenmix, je nach Hund und Situation.

Arbeiten Sie in puncto Belohnung mit Leckerlis?

Ja, absolut! Vor allem aber auch dann, wenn sie auch eine wichtige „Währung“ für den Hund sind. Ist Aufmerksamkeit oder ein Spielzeug ihr wichtigstes Gut, arbeite ich natürlich damit – auch hier ist wieder Individualität gefragt. Das oberste Gebot beim Training mit Leckerlis ist allerdings das richtige Timing, keinesfalls sollte dem Hund schon vor der richtigen Umsetzung der Keks gezeigt werden. Das führt nämlich dazu, dass Hunde immer nur dann mitarbeiten, wenn es Leckerlis gibt. Darum sind diese auch oft so verrufen.

Braucht man für jedes Problem einen Hundetrainer?

Quasi alle Probleme basieren auf einem oder mehrerer dieser Punkte: Vermenschlichung, mangelnde Beschäftigung, Kommunikationsmissverständnisse! Ich glaube, dass viele Hundemenschen mit dem richtigen Bauchgefühl und dem Lesen guter Hunderatgeber schon sehr viel richtig machen können. Oft führt aber auch die Verwirrung über die unterschiedlichsten Methoden und Ansichten die Menschen dann zu uns. Ein guter Hundetrainer sollte hier einfach Vertrauen schaffen und seine Sicht der Dinge authentisch vermitteln können. Dazu gehört auch eine faire und realistische Einschätzung in puncto Erfolgschancen des Trainings.

Was raten Sie Hundebesitzern grundsätzlich?

Für seinen Hund ein starker Partner zu sein! Das bedeutet zum Beispiel, nicht immer auf seine Forderungen einzugehen, auch wenn er noch so lieb schaut, und ihm draußen viel mehr Führung und Sicherheit zu geben. Unsere Hunde sind durch das Leben in unserer Gesellschaft so vielen, für sie unnatürlichen Anforderungen ausgesetzt, die sie, wie ich finde, erstaunlich gut meistern. Geht es aber doch mal um Unsicherheiten, Aggression oder Ängste, werde ich als souveräner Partner und Weggefährte für meinen Hund immer ein Fels in der Brandung und kein Fähnchen im Wind sein. Und das ist die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiche Hundeerziehung.