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GOs und NO-GOs der Hundeerziehung - H .. wie Halti (-Harness)

Da der Begriff „Halti“ (das Markenwort eines Herstellers) unter den Hundemenschen wesentlich geläufiger ist als die eigentliche Bezeichnung des „Kopfhalfters“ haben wir ihn für unsere H-Kategorie gewählt. Selbstverständlich ist hier jedoch nicht explizit dieser eine Artikel gemeint sondern alle Halfter, die den gleichen Aufbau und die identische Funktion besitzen.

 

Der Aufbau des Kopfhalfters ähnelt dem eines Pferdehalfters. Es wird über den Kopf des Hundes gezogen und im Nackenbereich geschlossen. Der Nasenriemen ist hierbei relativ weit angelegt, so dass der Hund völlig problemlos hecheln, bellen, trinken oder auch gefüttert werden kann. Dieser Nasenriemen endet in einem Ring, in dem der dünnere Karabiner einer Doppelführleine eingehängt wird. Neben der passenden Weite ist darauf zu achten, dass der Riemen so zwischen Augen und Nasenspiegel sitzt, dass er bei Bewegung weder das Sehen noch das Atmen einschränkt.  

 

Die Anwendung eines Kopfhalfters wird leider häufig missverstanden. Wir beobachten immer wieder Hundehalter, welche ihre Hunde mit der Leine ausschließlich an diesem führen. Doch das entspricht nicht der eigentlichen Funktionsweise und birgt jede Menge Gefahren.

 

Für das Training mit einem Halti benötigt man eine Leine mit zwei Karabinerhaken (auch Doppelführleine genannt). Nun wird der breitere Karabiner in das Halsband oder auch Geschirr eingehakt, während der schmalere am Ring des Nasenriemens befestigt wird. Zu Beginn des Trainings wird der Hund mit beiden Händen geführt – in der einen Hand liegt der Teil der Leine die zum Kopfhalfter führt und in der anderen der Teil der am Geschirr oder Halsband befestigt ist. Grundsätzlich wird die Leine, welche am Halti befestigt ist, immer locker geführt.

 

 

Der Einsatz eines Kopfhalfters ist keine Erziehungsmaßnahme an sich sondern sollte immer trainingsbegleitend verwendet werden. So ist der Mensch durch dieses Hilfsmittel zwar in der Lage, einen körperlich überlegenen Hund bei Zug halten zu können, doch da die Ursachen für das unerwünschte Verhalten an der Leine nicht geklärt werden, kommt es letztendlich zu keiner Lösung des eigentlichen Problems.  Trainingsbegleitend ermöglich das Halti das problemlosere Führen eines Hundes. So kann ein ungleiches Kräfteverhältnis zwischen Mensch und Hund ausgewogener, Richtungswechsel können leichter durchgeführt und potenzielle Gefahren durch unerwünschtes Aggressionsverhalten gegenüber Mensch oder Hund gemindert werden.

 

Die Gefahren des Kopfhalfters sind bei falscher Anwendung sehr groß. Ein Halti hat nicht den Sinn, dass ein schnell durchstartender Hund darüber gebremst werden kann! Die Hebelwirkung ist hier immens und kann zu ernsthaften Verletzungen im Halswirbelbereich führen. Aus diesem Grund macht das alleinige Führen am Halfter auch keinen Sinn.

 

Ebenso besteht die Funktion eines Haltis nicht darin, einen stark ziehenden Hund einzudämmen. Ein Kopfhalfter ersetzt in diesem Fall also kein Leinenführigkeitstraining! Ein dauerhafter Zug und somit die dauerhafte Fehlbelastung und Fehlstellung durch das Halti würde weitreichende physiologische Schäden beim Hund hervorrufen. Als trainingsbegleitende Maßnahme wäre der Einsatz richtig. Das bedeutet, dass der Hund durch intensives Training eine gute Leinenführigkeit erlernt und der Kopfhalfter lediglich in Notsituationen aktiv genutzt wird. 

 

Der Hund muss systematisch, wie beim Aufbau eines Maulkorbs, an das Tragen des Halfters gewöhnt werden. Er sollte es weder als störend empfinden noch unentwegt abstreifen wollen. Da das untere Teil des Nasenriemens sich sehr locker am Kopf des Hundes befindet, besteht zudem die Gefahr, dass der Hund mit dem Kopfhalfter hängenbleibt.

 

Unser Fazit: Der Einsatz eines Kopfhalfters kann ein gutes und trainingsbegleitendes Hilfsmittel für Menschen sein, die ihrem Hund kräftetechnisch unterlegen sind. Bei der richtigen Anwendung wird das Training eines Hundes deutlich vereinfacht. Dennoch sollte immer Ziel sein, dieses Hilfsmittel nach einer überschaubaren Zeit und fleißigem Training wieder abbauen zu können.

 

Eine von uns viel genutzte Alternative stellt das sogenannte„Halti-Harness“ dar. Dabei handelt es sich um ein Geschirr, welches zusätzlich zum Ring auf dem Rücken noch einen im Brustbereich besitzt. In diese beiden Ringe werden die Karabiner der Doppelführleine eingehakt. Die Wirkung dieses Geschirrs ist rein physikalischer Natur. Durch die Befestigung am vorderen Ring kann der Hund keine direkte Kraft mehr nach vorn aufbringen. Zudem hat der Mensch die Möglichkeit Richtungswechsel leichter durchzuführen. Doch auch dieses Geschirr stellt nur ein Hilfsmittel und eine Ergänzung zum eigentlichen Leinenführigkeitstraining bei ungleichen körperlichen Verhältnissen zwischen Hund und Halter dar!