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GOs und NO-GOs der Hundeerziehung - E .. wie Erziehungsgeschirr

Eine der mit Abstand häufigsten Baustelle, mit der wir beim Hundetraining konfrontiert werden: der Hundehalter wurde irgendwann im Verlauf des Zusammenlebens mit dem Vierbeiner zum „Hunde-Halter“. Scheinbar völlig autark und unansprechbar bewegt sich der Hund mit seinem Menschen im Schlepptau durch die Welt. Der Wunsch nach Veränderung ist meist groß – doch mit möglichst wenig Aufwand, versteht sich. Hierfür gibt es „zum Glück“ vom Handel ein paar kreative Ideen und Lösungsvorschläge von denen wir heute einen besonderen Artikel unter die Lupe nehmen möchten.

 

Unter dem Begriff des „Erziehungsgeschirrs“ werden Hundegeschirre verstanden, die völlig ohne Training herausragende Erfolge in Sachen Leinenführigkeit versprechen. Das Prinzip ist denkbar einfach: Der Schulterriemen besteht aus zwei dünnen, beweglichen Schnüren, welche, die Vorderbeine umfassend, durch die Achseln hindurch auf dem Rücken mit einem Ring miteinander befestigt werden.

 

Welchen Effekt verspricht dieses Geschirr? Zieht der Hund nun an der Leine, welche an dem Ring auf dem Rücken befestigt ist, ziehen sich die Schnüre um die Vorderbeine zusammen und erzeugen somit einen Schmerz im Bereich der Achseln. Im Selbsttest kann jeder für sich herausfinden, wie schmerzhaft das sein kann. Die Hersteller versprechen, dass der Hund als Reaktion langsamer wird oder gar aufhört zu ziehen.

 

Die Anwendung aus lerntheoretischer Sicht? Eine Lernerfahrung wird der Hund in jedem Fall machen – das dieses Geschirr für ihn selbst sehr unangenehm werden kann. Eventuell führt es tatsächlich dazu, dass der Hund kurzzeitig aus Angst vor diesem Schmerz den Zug durch die Leine vermeidet. Mittelfristig wird sich diese Wirkung jedoch abbauen. Der Hund lernt den Schmerz auszublenden und gegen ihn anzuziehen.

 

Warum dieses Geschirr nicht die Lösung sein kann: Ein fairer Umgang mit einem Hund geht anders! Denn natürlich lernt er nicht, dass es sinnvoll ist, sich am Menschen zu orientieren, ihm zu folgen und eine ordentliche Leinenführigkeit zu zeigen. Durch diese (für den Menschen) „bequeme“ Erziehungsmethode wurde ihm bislang im besten Fall lediglich Angst vor Schmerz vermittelt.

 

Zudem ist ein Training mit erheblichen Schmerzen, welche bei diesem Geschirr bewusst als Erziehungsmittel einbezogen werden, nach deutschem Tierschutzgesetz verboten!

 

Fazit: Eine fehlende Leinenführigkeit kann viele Ursachen haben. Aus Langeweile, sexuellen oder territorialen Gründen, dem falschen Trainingsaufbau oder auch der generell fehlenden Orientierung am Menschen im Alltag – um nur ein paar davon zu nennen. Im allerersten Schritt sollte immer eine Ursachenforschung betrieben und genau hier mit dem Training begonnen werden. Anschließend ist für ein effektives Training mit dem eigenen Vierbeiner immer entscheidend, dass man ihm zu Beginn in Ruhe beibringt was überhaupt erwartet wird. Somit ist ein schmerzfreies, konstruktives und strukturiert aufgebautes Leinenführigkeitstraining zwingende Basis für jeglichen Trainingserfolg.

 

Allein das Hinzufügen von Schmerzen und somit der Meidung bestimmter Verhaltensweisen wird mittelfristig keinerlei Trainingserfolg bringen, da der Hund noch immer nicht gelernt hat, was eigentlich von ihm erwartet wird. Somit ein klares NO-GO von uns!