Zur Martin Rütter DOGS Hauptseite

Martin Rütter DOGS Kunden und Ihre Erfahrungen - Beatrice mit ihrem Tierschutzhund "Filou"

Mit Couchverbot gegen das Leineziehen?! - Erwartungshaltung vs. Sichtweisenkorrektur

 

Über uns:

Mein Cockermischling Filou – ca. 1,5 Jahre, 15 kg. Geboren in einer bulgarischen Tötungsstation und seit seinem ca. 4 Lebensmonat bei uns. Er kannte nur Gitter und Beton. Halb verhungert, mit einer gebrochenen Rippe und krank kam er zu uns. Er hatte Angst vor allem Unbekannten – Menschen, Tiere, Dinge.

 

Ich – 40 Jahre, verheiratet, ein Sohn, mit 4 Hunden aufgewachsen (immer Tierschutz). Filou ist nun mein vierter eigener Tierschutzhund. Es waren immer Angsthunde aus dem Tierschutz - allerdings ältere Tiere.

 

Dass ich nach all ́ diesen Erfahrungen jemals Unterstützung durch eine Hundeschule bräuchte, hätte ich nie gedacht und ich gebe zu, es nagte an mir  

 

Unser Problem:

Meinen Sohn anknurren sobald er sich bewegt, sich nicht vor die Tür trauen zum Spazieren, den Tierarzt beißen, am Zaun bellen, ausbrechen aus dem Garten... diese und viele andere Dinge habe ich mit Filou gemeinsam hinbekommen. Ein Problem wird für mich nur dann zum Problem, wenn es für meinen Hund schlecht ist oder der Alltag damit nicht mehr bewältigbar ist. Ich habe da wohl eine hohe Toleranz.

 

So ist es kein Problem, dass Filou null alleine bleibt. Er schreit so, dass er fast ohnmächtig wird. Anfangs habe ich noch trainiert. Als er einmal nach 5 Minuten Training eine blaue Zunge vom Schreien hatte, habe ich beschlossen, dass er wohl nicht mehr alleine bleiben wird können. Er lässt mich nicht mal alleine ins Badezimmer ohne zu schreien.

 

Kein Problem ist, dass er sehr unsicher mit Besuchern ist. Ich muss sehr vorsichtig sein, dass er sie nicht zwackt. Regel in unserem Haus für Besucher: Nicht anschauen, nicht anfassen. Müssen ja nicht kommen, wenn es ihnen nicht passt.   Ein Problem – „das Problem“ - ist allerdings, dass Filou an der Leine zerrt und jeder Spaziergang für ihn sehr anstrengend ist und es wenig nach Genuss aussieht. Mittlerweile lahmt er sogar schon, weil auch das 25. Geschirr die Schultern überbeansprucht. Die Leine ist permanent unter Zug. Nicht einmal die Schmerzen in meiner Schulter machen das Thema zum Problem, sondern dass Filou immer gestresst aussieht.

 

Meine Erwartung:

Ich habe sehr lange auf einen Termin bei Frau Herre in der Martin Rütter DOGS Hundeschule gewartet und mich riesig gefreut, als es endlich soweit war. Ich hatte die Erwartung, dass sie mir eine Übung fürs Spazierengehen zeigt, ich etwas üben muss und zack: Mein Hund läuft ohne Ziehen an der Leine. Fertig.

  

Die Realität:

Ich traf eine Hundetrainerin, die überhaupt nicht sofort an dem Symptom „Leineziehen“ arbeiten wollte. Stattdessen haben wir uns sehr lange über Filou unterhalten. Sie machte sich ein umfassendes Bild von Filou und unserem Zusammenleben – also auch den „Problemen“, die für mich keine sind. Im Freilauf hat sie sich Filou angesehen – seinen Umgang mit mir an der Leine und ohne Leine! Ganz ehrlich: Ich habe plötzlich Seiten an meinem Hund entdeckt, die kannte ich so nicht.

 

In der Analyse war Frau Herre sehr direkt und ehrlich. Sie hat mir klar gemacht, dass mein Blick auf Filou durch eine rosarote Brille erfolgt. Ganz unverblümt sagte Frau Herre mir, dass wir nicht mit Leinentraining beginnen werden, sondern, dass wir ganz andere Probleme haben. Ich bin mal ehrlich: Mir hat das gar nicht geschmeckt! Fühlte es sich doch so an, dass ich bisher unfähig war.

 

Aber: Mein Beweggrund zu ihr zu gehen, war Filou. Und alles was Frau Herre sagte, hatte Hand und Fuß! Also blieb mir nur, das eigene Ego hinten anzustellen und Frau Herre zu vertrauen.

 

Meine Aufgabe bestand also zunächst lediglich aus Umstellungen im Haus und im Zusammenleben mit Filou. Das sollte also alles sein? Mit vielen Gedanken, einer korrigierten Sichtweise und etwas Unzufriedenheit, dass sich am Ziehen an der Leine wohl auch in den nächsten Wochen vorerst nichts ändert, fuhren wir wieder nach Hause.

 

Überraschung!

5 (!) Tage nach dem Ersttermin mit Frau Herre ging ich mit Filou früh spazieren und erst dachte ich, mein Hund wäre krank. Spontan machte ich ein Video. Er lief fröhlich wedelnd und entspannt ein paar Schritte vor mir. Leine Locker. Wenn er zu schnell wurde und den Zug spürte, korrigierte er sich alleine. Ich konnte es tatsächlich kaum glauben und die Freude war riesig!

 

7 Tage nach dem Ersttermin musste Filou mit meinem Sohn kurze Zeit alleine bleiben. Sonst endete dies in lautem Geschrei, entnervten Nachbarn und einem ebenso genervten Kind. Diesmal kam ich und mein Sohn war völlig aus dem Häuschen. Filou hatte sich „vorbildlich“ benommen. Nicht einen Piep hat er gemacht.

 

8 Tage nach dem Ersttermin hatte ich aus Gewohnheit die Badtür vergessen zu schließen. Und mir fiel sofort auf, dass mein stetiger Begleiter nicht bei mir war. Auch Minuten später kam er nicht. Er war tatsächlich die gesamte Zeit auf der unteren Etage geblieben und hatte dort Ruhe gefunden.

 

Meine Erkenntnis:

Ich bin Frau Herre mehr als dankbar für den Termin, die absolut richtige Einschätzung unserer Probleme und die Ratschläge für ein Umdenken.

   

Zu mir kam ein kleiner, ängstlicher Haufen Elend und ich half ihm Schritt für Schritt die Welt kennen zu lernen, Ängste abzulegen, Selbstvertrauen aufzubauen und gesund zu werden. Dabei habe ich den Moment verpasst, als mein Hund vom Angsthund zu einem lediglich unsicheren Hund wurde. Zu einem Hund, der nunmehr gestresst ist, weil er glaubt alle Verantwortung für uns als Familie zu tragen und uns kontrollieren möchte. Ich brauchte wirklich jemanden, dem der Blick von außen ermöglicht, meine Sichtweise zu korrigieren. Niemals hätte ich gedacht, dass alle Verhaltensweisen von Filou zusammenhängen!

 

Auch wenn es irritierend war, dass alles was ich dachte, in dem Termin zerschlagen wurde, so muss ich ehrlich sagen, dass ich das niemals alleine geschafft hätte.

 

Es ist enorm wichtig, dass der Hundetrainer das Gesamtbild betrachtet und nicht nur isoliert die eine Symptomatik! Unbezahlbar! Erziehung beginnt also doch Zuhause und wie in unserem Fall kann das bereits viel für draußen bewirken.