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GOs und NO-GOs der Hundeerziehung - I .. wie Impulsgeräte

Allein das Wort „Impulskontrollgerät“ führt bei den meisten Hundehaltern zu einem unguten Bauchgefühl. Hierunter versteht man einen Sammelbegriff für verschiedene Hilfsmittel mit unterschiedlichen Auswirkungen. Sie werden entweder zur Bestrafung unerwünschten Verhaltens oder zum Training auf Distanz verwendet. Während die einen absolute Tierschutzrelevanz besitzen, können die anderen einem Hund wieder wesentlich mehr Freiraum verschaffen. Heute möchten wir Euch einen kleinen Überblick der einzelnen Kategorien sowie Ihrer Verwendung geben. 

Ausgelöst wird der entsprechende Impuls bei den jeweiligen Geräten entweder selbstständig (bspw. über ein Geräusch wie bereits im Artikel „Anti-Bell-Halsband“ erläutert) oder über eine Fernbedienung, die der Halter betätigt.

Als Sprüh-Impulsgerät ohne Fernbedienung haben wir vor wenigen Wochen in dieser Artikelreihe bereits das Anti-Bell-Halsband vorgestellt. Dieses Gerät löst sich selbstständig auf Geräusch aus und soll unerwünschtes Bellverhalten des Hundes kontrollieren. Die Gefahren und Risiken, die dieser Einsatz mit sich bringt, können hier nachgelesen werden.

Bei einem Sprüh-Impulsgerät mit Fernbedienung wird auf Distanz ein Wasser-Gas-Gemisch auf Knopfdruck von dem entsprechenden Halsband ausgelöst. Durch Nässe, Kälte und einem Zischlaut wird hierbei ein Schreckmoment verursacht. Es wird gezielt zum Abbruch unerwünschten Verhaltens auf größere Distanzen eingesetzt bspw. beim Jagen von Wild, Fressen von Unrat oder auch Aggressionsverhalten gegenüber anderen Hunden bzw. Menschen.

Das Strom-Impulsgerät löst auf Knopfdruck einen Stromimpuls aus, der über eng am Hals anliegende Metallstifte am Halsband auf den Hund einwirkt. Meist kann die Stärke und auch Dauer des Stromschlags eingestellt werden. Dieser Stromimpuls führt zu einer sehr schmerzhaften Korrektur. In Deutschland ist die Anwendung von Strom-Impulsgeräten bei der Hundeausbildung seit 2006 gesetzlich verboten!

Ähnlich kritisch ist das sogenannte Ultraschall-Impulsgerät zu betrachten. Hier wird per Knopfdruck ein Geräusch ausgelöst, welches aufgrund seiner Höhe für den Hund sehr unangenehm bis sogar schmerzhaft sein kann. Die Hersteller bewerben dieses Gerät mit einer Vielzahl möglicher Einsatzbereiche.

Das Vibrations-Impulsgerät hingegen kann Hunden wieder zu mehr Lebensqualität und Freiheit verhelfen. Über einen durch die Fernbedienung ausgelösten Vibrations-Impuls am Hals des Hundes kann ein dieser so auch auf größere Distanz wieder aufmerksam gemacht werden. Hat der Hund gelernt, aufgrund dieses Impulses Blickkontakt zu seinem Menschen aufzunehmen, kann bspw. der Freilauf für einen tauben Hund, ganz gleich ob angeboren oder älter, wieder ermöglicht werden.

 

Unser Fazit: Prinzipiell ist der Einsatz von Impulsgeräten kritisch zu betrachten. Eine große Ausnahme bilden hier selbstverständlich die Vibrations-Impulsgeräte, die Hunden mit Handicap durch deren Einsatz und viel Training neue Freiräume schaffen können. Den Einsatz sämtlicher Impulsgeräte, die mit Schmerzreizen als Bestrafung arbeiten, verurteilen wir zutiefst! Aus unserer Sicht gibt es keinerlei Rechtfertigung für deren Verwendung.

Doch auch Sprühimpulsgeräte, die auf den ersten Blick „nur“ über Schreckmomente arbeiten, müssen sehr kritisch überdacht werden! Die psychischen Auswirkungen einer solchen Korrektur werden von den Hundebesitzern im Vorfeld meist nicht überdacht. Insbesondere selbstauslösende Sprühimpulsgeräte sorgen für eine anonyme, unvorhersehbare und zum Teil zusammenhanglose Maßregelung, die große Unsicherheiten und Verhaltensprobleme nach sich ziehen kann.

Allein die Korrektur unerwünschter Verhaltensweisen kann nicht zielführend sein. Bevor eine faire und verständliche Korrektur eines Verhaltens erfolgen kann, muss ein Hund gewünschtes Verhalten als Alternative gelernt haben. Zumeist werden Impulskontrollgeräte ausschließlich zur Bestrafung angewandt und sollen dafür sorgen, dass ein arttypisches Normalverhalten (Jagen von Wild, Fressen von Unrat usw.) unterdrückt wird. Diese reine Unterdrückung ohne Alternativverhalten oder anderweitiger Bedürfnisbefriedigung kann auf Dauer weitreichende Konsequenzen, wie autoaggressives (selbstschädigendes) Verhalten, extremes Stressverhalten bis hin zu Depressionen mit sich führen.