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Kangal

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Der Kangal ist zwar erst seit 1989 unter der Bezeichnung „Anatolischer Hirtenhund" (seit dem 15.6.2018 als Kangal Çöban Köpeği - türk. Kangal Hirtenhund) als Rasse bei der FCI (Fédération Cynologique Internationale) anerkannt, seine Wurzeln gehen aber vermutlich schon auf die Herdenschutzhunde der Nomaden zurück, die zwischen 10.000 v. Chr. und 1.300 n. Chr. durch Zentralasien und Anatolien zogen.

Damals schon wurden die Hunde für Aufgaben eingesetzt, die die rassetypischen Eigenschaften des Kangals bis heute bestimmen. Sie lebten mit den Tieren der Nomaden zusammen in der Herde, um sie vor den Angriffen von Wildtieren und anderen Eindringlingen zu schützen. Seit dem 12. Jahrhundert werden Hunde, die dem Kangal in seiner heutigen Form schon sehr ähnelten, zum Schutz der Schafherden in der Region um Sivas und Ostanatolien eingesetzt. Vor allem die Stadt Kangal in der Provinz Sivas war früh für diese Art der Hunde bekannt. Zu dieser Theorie der Geschichte des Kangals existieren Hinweise durch die Namensherkunft sowie einige genetische Studien, ein wissenschaftlicher Konsens besteht allerdings nicht.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann die Verbreitung der Rasse nach Großbritannien, in die USA, die Niederlande, nach Frankreich und Deutschland sowie in weitere europäische Länder. In der Türkei wird der Kangal seit 1975 neben seiner ursprünglichen Aufgabe als Herdenschutzhund an Schafherden und Wachhund auch für militärische Zwecke und als Diensthund eingesetzt und gezüchtet.

Körperlich ist der Kangal bestens für seine Aufgaben ausgestattet. Er ist von der Statur her groß und imposant, aber trotzdem muskulös und beweglich, denn er muss im Fall eines Angriffs in der Lage sein, sich von jetzt auf gleich mit großer Geschwindigkeit fortzubewegen. Das dichte Fell mit Unterwolle ist je nach Jahreszeit drei bis sieben Zentimeter lang und schützt bei der Arbeit im Freien sowohl vor großer Hitze als auch vor klirrender Kälte. Offiziell sind alle Fellfarben erlaubt, in der Regel reicht das Spektrum aber von hellbraun bis hellgrau, mit dunkelbraunen bis schwarzen Abzeichen am Fang und an den Ohren. Daher war seine ursprüngliche türkische Bezeichnung „Karabaş“, was „Schwarzkopf“ (kara - schwarz, baş - Kopf) bedeutet.

Bei seiner Arbeit an den Schafherden in den anatolischen Bergregionen muss der Kangal selbstständig agieren und eigene Entscheidungen treffen. Nicht selten wochenlang von Menschen getrennt, ist die Herde seine soziale Gruppe, die er sogar gegen Bären und Wölfe verteidigen würde. Im Einsatz als Wachhund beschützt er sowohl seine Menschen als auch deren Eigentum. Er arbeitet sehr strategisch, liegt häufig an erhöhten Stellen nah bei seiner Herde, um die Umgebung gut im Blick zu haben. So zutraulich und sozial er seiner Herde und seinen Menschen gegenüber ist, so misstrauisch ist er Fremden gegenüber.

Was in den weiten, geräumigen und menschenleeren Bergregionen Anatoliens durchaus Sinn macht, kann im engen, hektischen Deutschland schnell zum Problem werden. Kennt man die Geschichte und das ursprüngliche Einsatzgebiet dieser Hunde, wird schnell klar, dass weder der Kangal noch seine Besitzer im städtischen Bereich oder einer Siedlung, geschweige denn in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus glücklich werden können. Insofern stellt der Kangal „besondere“ Ansprüche an seinen Wohnraum, die man in Deutschland eigentlich kaum erfüllen kann. Aber selbst wenn man sehr einsam wohnt und ein riesiges, sicher eingezäuntes Grundstück hat, ist der Kangal aufgrund seiner extrem ausgeprägten territorialen und sozialen Motivation kein Anfängerhund und auch kein Familienhund.

Rüden: 72 bis 78 Zentimeter (mit zwei Zentimetern Toleranz), 48 bis 60 Kilogramm
Hündin: 65 bis 73 Zentimeter (mit zwei Zentimetern Toleranz), 40 bis 50 Kilogramm