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Kuvasz

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Die Vorfahren des uralten ungarischen Hirtenhundes kamen vermutlich schon mit der Besetzung der Magyaren ins Karpatenbecken. Als Nomaden lebende Hirten brauchten diese absolut selbstständig arbeitenden, großen, mutigen und wehrhaften Hunde zur Bewachung und zum Schutz ihrer großen Herden gegen Wölfe, Bären und Diebe. 

Ursprünglicher, ungarischer „Bodyguard“ für große Schafherden

Farblich wurde bereits von den nomadisierenden Hirten eine helle bis weiße Fellfarbe bei den Hunden (später Kuvasz und Komondor) bevorzugt, um sie dadurch bei nächtlichen Angriffen gut von Wölfen und anderen Raubtieren unterscheiden zu können. Zur Zeit des Königs Matthias Corvinus (1458-1490) waren die imposanten Hunde mit ausgeprägter territorialer und jagdlicher Motivation in Adelskreisen ein willkommenes Geschenk und wurden vorzugsweise bei der Jagd eingesetzt. Während der türkischen Herrschaft in Ungarn fand im 16. und 17. Jahrhundert eine Vermischung mit türkischen Herdenschutzhunden statt. Im 19. Jahrhundert verlor die Lebens- und Arbeitsweise der Hirten an Bedeutung, während Ackerbau und Viehzucht immer intensiver betrieben wurden. Dadurch veränderte sich der Einsatzbereich der Herdenschutzhunde, die nun vermehrt als Wach- und Schutzhunde auf großen Höfen und Anwesen agierten – Aufgaben, für die sie teilweise auch heute noch eingesetzt werden. Erst 1905 entstand ein erster Rassestandard für den Kuvasz und damit eine Trennung vom Komondor. Eine spätere Version des Standards wurde schließlich in den 1960er Jahren von der FCI angenommen und der Kuvasz damit offiziell als Rasse anerkannt. Der Name Kuvasz stammt von den türkisch-asiatischen Begriffen Kawass oder Kawash, die so viel bedeuten wie „bewaffneter Wächter“. 

Perfekt angepasster Arbeitskörper im kuscheligen Teddybärenpelz

Hündinnen werden 66 bis 70 Zentimeter groß, Rüden zwischen 71 und 76 Zentimetern. Das Gewicht soll zwischen 37 und 50 Kilogramm bei Hündinnen und 48 und 62 Kilogramm bei Rüden liegen. Das gewellte, leicht lockige Fell ist weiß bis elfenbeinfarben, mit grobem Deckhaar und dichter Unterwolle. Die Haut um die Augen, Nase und Lefzen ist schwarz pigmentiert. Auch äußerlich ist der Kuvasz also perfekt auf seine ursprüngliche Aufgabe ausgerichtet.

Wie kann der Kuvasz heute in unserer Gesellschaft leben?

Seine ursprüngliche Verwendung hat die Anlagen des Kuvasz über Jahrhunderte geprägt. Ohne menschliche Anwesenheit mussten die Hunde ihre Herde bis auf den Tod verteidigen, sich selbstständig über jagdliche Beute ernähren und 24 Stunden am Tag eigenständige Entscheidungen treffen. Bis heute hat der Kuvasz seine ursprünglichen Verhaltensweisen bewahrt. Er ist selbstständig, selbstbewusst und wachsam. Seiner eigenen Familie gegenüber ist er zugewandt und anhänglich, Fremden gegenüber ist er misstrauisch und im Ernstfall zur Verteidigung bereit. Vom Teddybäraussehen darf man sich also keinesfalls täuschen lassen.

Somit ist klar, dass es bei der Haltung des Kuvasz in unserem dichtbesiedelten Gebiet extrem wichtig ist, sich im Vorfeld intensiv mit den nötigen Voraussetzungen und Anforderung – vor allem an seine Menschen und sein Umfeld – auseinanderzusetzen. Diese Aspekte sind im Zusammenleben mit dem Kuvasz, wenn ein aktives Leben in unserer Gesellschaft erwünscht ist, besonders hervorzuheben:

Der Kuvasz ist in der Regel kein Hund für das meist dynamische Leben einer Familie. Die sich in seinen Augen unkontrolliert bewegenden Kinder, vor allem von Besuch, könnte der große Hund ernsthaft gefährden.

  • Enge, städtische Bereiche, Mehrfamilienhäuser und dichte Wohnsiedlungen sind für die Haltung eines ursprünglichen Herdenschutzhundes ungeeignet.
  • Seine Menschen müssen alle territorialen Aspekte des Alltags strikt regeln. Denn lässt man den Hund permanent selbstständig sein Territorium bewachen, kann es passieren, dass ein plötzlicher Besucher – egal ob Postbote oder Nachbarskind – gestellt oder sogar angegriffen wird.
  • Der Kuvasz sollte von Welpe an viele verschiedene Menschen kennenlernen und positiv verknüpfen.
  • Es sollten auch schon früh kontrollierte, positive Annäherungen mit verschiedenen Hundetypen und -rassen stattfinden.
  • Um die rassespezifische Selbstständigkeit zu reduzieren und den Hund im Erwachsenenalter besser managen zu können, macht es Sinn, den Kuvasz-Welpen seine Futterration über kleine, machbare Aufgaben gemeinsam mit seinen Menschen erarbeiten zu lassen. Natürlich soll der Hund keinesfalls hungern oder darüber Stress erfahren.
  • Wenn die Mensch-Hund-Beziehung geklärt und eine solide Grunderziehung vorhanden ist (aber wirklich erst dann!), kann man den Kuvasz kontrolliert auch sein „Ur-Bedürfnis“ des Wachens, beispielsweise in einem begrenzten, hinteren Bereich des Grundstücks, ausleben lassen. Voraussetzung ist, dass es jederzeit möglich ist, das Verhalten zu unterbrechen und selbst „übernehmen“ zu können.
  • Und zuletzt noch ein Sicherheitsaspekt: Seine Menschen sollten körperlich dazu in der Lage sein, ihn sicher zu führen.

Braucht der Kuvasz ein „Hobby“?

Menschen, die mit ihrem Hund gern verschiedene Beschäftigungsformen ausprobieren und den Hund überall dabeihaben möchten, sind für den Kuvasz nicht geeignet. Bedingt durch seinen Körperbau ist er kein Typ für aktive und ausdauernd schnelle Sportarten. Außerdem sind die Hunde aufgrund ihrer ausgeprägten Selbstständigkeit kaum an Aktionen interessiert, die für sie in ihren Augen keinen Sinn machen. Einfache jagdliche Aufgaben, die der Beschaffung von Futter dienen, wie beispielsweise Nasenarbeit oder kleine Apportieraufgaben, liegen dem Kuvasz eher. Dabei ist es wichtig, dass man ein Gefühl dafür entwickelt, was der Hund als herausfordernd, aber nicht zu schwierig und nicht zu langweilig empfindet.

Gesundheitlich ist der Kuvasz relativ robust. Wie bei vielen großen Rassen können Hüftgelenksdysplasie (HD) und Osteochondrose (OCD) des Schultergelenks vorkommen. Als rassetypische Erkrankung ist außerdem die Augenkrankheit Progressive Retinaatrophie (PRA) zu erwähnen, für die es allerdings einen Gentest gibt.