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Amsterdam mit Hund

Wenn man einen 52 Kilo- Koloss zuhause hat, will man den nicht einfach irgendwo abgeben.

Jenny, Ronny und Skipper in Amsterdam

Klettersteig

Ronny berichtet:

Urlaub. Sonne, Strand, Meer. Danach sehnt sich doch jeder. Ausspannen und einfach den Stress vergessen. Klingt super, oder? Aber wenn man einen 52 Kilo- Koloss zuhause hat, will man den nicht einfach irgendwo abgeben. Der kleine Trottel fehlt einem doch ungemein, wie wir in London feststellen mussten. Also wird diesmal ein Ziel rausgesucht, wo der kleine Kacker mitfahren kann. Die Wahl fällt nach kurzem Überlegen auf Amsterdam. Dort bin ich als kleiner Pupser mal gewesen, aber das ist schon ewig lang her und zudem lief da letztens so ein Reisebericht im öffentlich-rechtlichen, der mir die Stadt schmackhaft machte. Nur noch die Madame überzeugen und ein Zimmer gebucht. Hunde willkommen, selbstverständlich und schwuppdiwupp auf geht’s.

Tag 1 – Abreise & Ankunft

30.03. Heute geht’s endlich los. Gestern schnell die Sachen gepackt und nochmal überlegt, haben wir alles? Näpfe, Futter, Kacktüten? Wir müssen dringend nochmal in die Drogerie. Haarspray vergessen. Nur gut, dass Skipper nichts vergessen hat. Das Futter ist Grammgenau für jeden Tag abgemessen. Die Hundenotfallapotheke ist gepackt. Den Dicken in den Kofferraum verfrachtet, Gepäck auf den Rücksitz und schon sagt das Navi wo’s langgeht. 604 km Richtung Entspannung. Gegen 15:00 Uhr kommen wir in unserem „Studio“ an. Es ist wunderschön gelegen. Direkt an der Amstel. Dank Google Earth wissen wir auch schon, dass es dort einen Grünstreifen gibt. Wuuuhuuu!!

Skippers morgendlicher und all-abendlicher Gang zum nächstgelegenen Baum steht also nichts im Weg. Gott sei Dank. Schön, wenn die wichtigsten Details geklärt sind. Wieder eine Sorge weniger. Puh! Darüber können sich auch nur Hundehalter freuen, oder? Die Gegend ist für einen Städtetrip wirklich perfekt. Zur Metro-Station sind es 2 Minuten zu Fuß und es gibt einen Supermarkt gleich um die Ecke. Wären da nicht die Treppen. Durch den schmalen Eingang geht es in die 3. Etage. An sich kein Problem, doch diese Stufen erinnern mich mehr an einen Pfad im Harz. Vielleicht habt ihr „Der Hobbit“ gesehen? Als Frodo und die Zwerge durch das Eisengebirge müssen und auf die Steinriesen treffen? Dagegen war das ein Spaziergang über eine Frühlingswiese an einem sanften Sommertag. Gott sei Dank ist Skipper ein Schweizer Sennenhund, die wissen doch wie man klettert. Hoff ich zumindest. Also schnell rein in den Klettergurt und in bester Reinhold Messner-Manier losgespurtet. Wir sollten einen Lift für den Abstieg nehmen, denn die Stufen sind nicht nur extrem steil, sondern auch wahnsinnig schmal.

Nachdem wir unsere Flagge gehisst haben, geht’s mit dem Auto in Richtung Arena. Jaha, liebe Männer, die Amsterdam Arena in der Ajax spielt. Leider muss ich euch enttäuschen. Wir schauen uns kein Spiel an. Nein, wir parken da. Denn parken ist Schweine-teuer. 25 €/Tag direkt vorm Haus. Beim P&R in der Ajax Arena kostet es nur 8€/Tag. Anschließend fahren wir mit der Metro in die Innenstadt. Das erste Mal für den Dicken. Für Skipper auch ;-) Aber er schlägt sich wacker und ist ganz entspannt. Außerdem fährt er kostenlos. Das ist echt super, denn Amsterdam ist nicht ganz günstig. Wir halten am Rembrandt-Platz und genehmigen uns eine leckere Pizza und der Hund geht endlich seinem Geschäft nach. Was ein Segen. Nach 6 Stunden Fahrt, mehreren kleinen Pausen und dem verzweifelten Versuch ihn auf jeder verfügbaren grünen Fläche dazu zu bewegen, bequemt er sich nach nur 12 - in Worten ZWÖL F – Stunden endlich!

Schließlich fahren wir heim. Skipper ist komplett fertig und hat schon winzig kleine Augen. Oben angekommen fällt er auf seiner Decke um und gibt keinen Mucks mehr von sich. Er hat sich bestens verhalten. In der Stadt rennt er gegen eine Fahrradpedale und nimmt auch fast noch einen Tisch mit. Kann man schon mal übersehen, find ich. Ansonsten zeigt er sich bisher von seiner besten Seite. Er läuft prima an der Leine, ist aufmerksam und zeigt kaum Angst vor Fremden. Jetzt träumt er grad von den heutigen Erlebnissen. Morgen fahren wir das erste Mal mit der Fähre. Ich hoffe er hat nicht so viel Schiss wie sein Frauchen, die trägt nämlich jetzt schon ihre Schwimmweste und nimmt Stilecht ihre eigene Tür mit. Nur für den Fall wir treffen auf einen Eisberg. „Man weiß ja nie was kommt!“

Tag 2 – Amsterdam Noord und Jordaan

Heutiges Ziel: Mit der Fähre über den IJ und das künstlerische Viertel gesucht, welches wir im TV gesehen haben. Zunächst muss aber erstmal die Notdurft erledigt werden. Gar nicht so einfach, wenn die Wiese von allen Hunden der Nachbarschaft besucht wird. Da ist alles andere wichtiger. Da läuft man eine halbe Stunde auf und ab. Und dann ist Ostern und Weihnachten zusammen. Oder auch nicht. Angesetzt und dann kommt wieder ein Hund. Natürlich ohne Leine. Wozu auch. Sind eh nervig, diese blöden Dinger. Letztlich klappt es dann doch. Wenn du demnächst in der Gegend bist und dir Anwohner dir von einem verrückten Pärchen erzählen, die sich wie die blöden freuen, völlig ausrasten, mit Konfetti schmeißen und drei Oktaven höher schreien: „Was ein Feiner! Ja Prima hast du das gemacht! Was ein braver!!“, weil ihr Hund gerade auf die Wiese gekackt hat, dann glaubt ihnen ruhig. Ist so passiert.

Nachdem das erledigt ist, kann es weitergehen. Also ab in die Metro und zur Centraal Station gefahren. Von da an auf den Dampfer. Das Wetter erinnert an Hamburg. Extrem starker Wind und immer wieder einsetzender Regen. Aber was sich ein echter Hundehalter schimpft, hat natürlich die richtige Ausrüstung dabei. Multifunktionsjacke und natürlich das richtige Schuhwerk. In meinem Fall Chucks. Bestens ausgestattet und bei ruhiger See setzen wir über. Skipper nimmt’s gelassen. Frauchen auch. Und ich schleppe die Tür völlig umsonst. Was tut man nicht alles für seine Liebste. Drüben angekommen suchen wir. Da es nirgends eine Information gibt und leider keiner von uns beiden eine genaue Adresse dieses Viertels hat, wird einfach mal drauf los gelaufen. Mit mäßigem Erfolg. Dafür haben wir mal die etwas ruhigere Seite Amsterdams gesehen. Wir entscheiden uns über ‘n Jordaan zu gehen (Sorry, der war schlecht, ich weiß). Der Hunger meldet sich, daher wird ein Restaurant gesucht. Mittags hier was zu essen zu finden scheint eine unlösbare Aufgabe. Die Menschen in dem Arbeiterviertel essen anscheinend erst gegen 17:30 Uhr. Vorher öffnet hier nix. Und mir hängt der Magen in den Kniekehlen. Läuft heute. Klasse.

Schließlich finden wir einen kleinen Laden. Noordwest. Ein Tipp für alle Besucher: Lecker, nettes Ambiente, aber nix für den kleinen Geldbeutel. Zwei Scheiben Toast mit Käse und einem Ei drüber, dazu Ravioli mit Käsefüllung und Spinat und ein Apfelstrudel für preiswerte 35€. Schnäppchen! Gut wir hatten auch noch zwei Ginger Ale. Sollte man nicht unterschlagen. Skipper schläft schon fast, während wir essen. Wir entscheiden uns ihn heim zu bringen und ohne ihn die Stadt unsicher zu machen. Aber zuerst muss die Wohnung Hundesicher gemacht werden. Alles was anknabberbar ist, wird sicher verstaut, es gibt einen leckeren Knochen und wir reden uns ein: „Er kann sich benehmen. Zuhause macht er ja nix kaputt.“

In der Zwischenzeit sehen wir uns das Rotlichtviertel an und besuchen „Red Light Secrets“. Ein Museum über Prostitution in Amsterdam. Es soll die Touris sensibilisieren und gibt uns einen Einblick in das Leben der Prostituierten und klärt uns über die Situation vieler Frauen in diesem Gewerbe auf. Sehr empfehlenswert für alle, die gerne eine andere Perspektive auf das all-abendliche Geschehen in Amsterdam erlangen wollen.

Zurück vor der Wohnungstür ein letztes Gebet und die Hoffnung, dass wir unsere Versicherung nicht brauchen. Mit zitternden Knien schließen wir die Tür auf. Das Licht geht an und es ist (fast) alles wie vorher. Der Dicke hat ne kleine Party aufm Bett veranstaltet und sich danach auf der Couch ausgeruht. Aber sonst, alles tiptop. Daher gehen wir zufrieden und K.O. ins Bett.

Tag 3 – Albert Cuyp Market & Vondelpark

Weil wir die letzten zwei Tage meist in der Stadt unterwegs waren und Skipper sich von seiner besten Seite zeigte, wollten wir heute mal etwas nur für den Dicken machen. Skipper hat richtig Bock! So viel Motivation habe ich zuletzt bei Rainer Calmund gesehen, als sein Arzt ihm sagte, er müsse abnehmen. Halsband um, Geschirr an, Hund legt sich schlafen. Läääuuuft.

Wir fahren also mit der Tram in Richtung Albert Cuyp Market und genehmigen uns zum Frühstück eine traditionelle Köstlichkeit: Stroopwafels. Eine absolute Kalorienbombe, aber ich habe Urlaub, verdammt noch eins! Danach geht es schnurstracks zum Vondelpark. Ein großer wunderschöner Park im Südwesten Amsterdams. Schleppleine raus und Skipper ist kaum noch zu halten. Flash 2. Unglaublich, aber wahr. Wir suchen uns eine kleine, ruhige, abgeschiedene Wiese. Vergeblich. Ich hätte nie gedacht, dass es in Amsterdam so viele Hunde gibt. Und die sind auch noch alle hier. Ohne Leine und selbstverständlich ohne Erziehung. Es gilt allgemein die Regel: Keine Leine, keine Erziehung, DEIN Problem! Aber Skipper macht das toll. Er ist ansprechbar und vor allem abrufbar. Da ist das Geld bestens in den Hundetrainer investiert! Wer braucht da noch Banken?! Völliger Unsinn! Daher ein bisschen Schleichwerbung ;-) Thomas Winkler ist einer der besten Hundetrainer mit denen wir zusammengearbeitet haben und wir sind mehr als zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen. All die harte Arbeit, der Schweiß, die Tränen zahlen sich hier so richtig aus. Ohne deine Hilfe wäre dieser Urlaub wahrscheinlich eine Katastrophe geworden. Enge Gassen, viele Hundebegegnungen mit ahnungslosen Besitzern und einem Frauchen, das am liebsten jede umgehen würde, sich aber tapfer schlägt. Genauso wie sein Herrchen. Was ein guter Trainer und viel Übung doch ausmachen können.

Skippers Blick sagt mir nach knapp 20 Minuten es sei Zeit fürs Bett. Hat sich der Weg ja gelohnt! Es gibt doch nix besseres als einen Hund der fast im Sitzen einschläft, weil er Spaß hatte und rumtollen durfte. Wir machen uns danach sofort weiter zur Heineken Experience. Wieder was für die Männer;-) Erst ein kleiner Rundgang und dann hoch die Tassen! So muss das sein. Dank des Rundgangs zählt das als Kultur! ABGEHAKT! Weiter geht’s. Lecker Burger in der Burger Bar zur Stärkung und dann wird nochmal durch die Stadt geschlendert. Morgen geht es schließlich wieder heim. Nach 10 Stunden on tour treten wir den Heimweg an. Mir schmerzen die Füße nach 3 Tagen Amsterdam. Aber es hat sich definitiv gelohnt!

Fazit

Amsterdam ist eine wunderschöne Stadt. Die vielen kleinen Grachten, die Hausboote und die Sehenswürdigkeiten sind einen Besuch wert. Wir haben uns entschieden mit unserem Hund zu fahren und ich würde es wieder machen. Vielleicht nicht im selben Studio, obwohl ich ja jetzt die nötige Erfahrung als Bergsteiger habe, aber eventuell auf nem Hausboot. Wäre doch mal ein Erlebnis. Vor allem weil meine wundervolle Herzensdame Seekrank wird :D Es gibt ein paar Punkte zu bemängeln.

Die Fußwege zum Beispiel. Für meinen kleinen Schoßhund und mich waren sie doch sehr schmal. Ganz im Gegensatz zu den Radwegen. Generell sind Radfahrer in Amsterdam bevorteilt. Manchmal stimmen Vorurteile leider doch. Wenn ihr mit eurem treuen Vierbeiner hier vorbeischaut, passt auf, dass ihr nie auf dem Radweg lauft. Die Amsterdamer lieben Hunde. Aber nur solange sie nicht auf ihren Radwegen gehen. Denn dort ist alles, was nicht zwei Räder und ein Lenkrad hat, Freiwild. Und Ampeln zählen für sie auch nicht. Und wundert euch nicht, denn auch Motorroller können auf Radwegen fahren. Da macht der Spaziergang gleich doppelt Spaß.

Auch das fast alle Hundebesitzer ihre Hunde ohne Leine laufen lassen, kann einem ganz schön auf den Sack gehen. Vor allem dann, wenn dein Hund sowieso ein Heimscheißer ist und fremde Hunde nicht so geil findet, wie sie ihn. Es hilft auch wenig sich zwischen die Hunde zu stellen und zu zeigen, dass die Begegnung unerwünscht ist. Das wird konsequent ignoriert. Dass haben sich die Hunde aber dann auch zu 100% von ihren Haltern abgeschaut. Ignoranz. Ich springe ja auch nicht, wenn meine Frau nach mir ru…… Ah da bin ich wieder. Erziehung ist eben alles.