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Weißer Schweizer Schäferhund

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Obwohl die Rasse offiziell noch sehr jung ist, hat der Weiße Schweizer Schäferhund oder Berger Blanc Suisse eine lange Geschichte. Er hat seinen Ursprung gemeinsam mit dem Deutschen Schäferhund. 

Ursprung: Weiß als Farbvariante des Deutschen Schäferhunds

Bei der weißen Farbe handelte es sich zunächst um eine Farbvariante. Wie der Name schon sagt, wurden die Schäferhunde als Arbeitshunde von Schäfern eingesetzt. Vermutlich zählen zu den Vorfahren aus alter Vergangenheit auch weiße Herdenschutzhunde wie Kuvasz und Maremmano. Aufgrund ihrer Farbe kann man diese auch bei Nacht praktischerweise vom Raubwild unterscheiden. Das weiße Erbe schlug und schlägt beim Deutschen Schäferhund hin und wieder durch. 1933 wurde die weiße Variante aus dem Standard für Deutsche Schäferhunde gestrichen, weil man ihr fälschlicherweise eine besondere Anlage für Erbkrankheiten nachsagte. In den USA und Kanada wurden jedoch weiterhin weiße Schäferhunde gezüchtet. Ein „Canadian White Shepherd“ etablierte sich allerdings nicht. Der 1966 in Amerika geborene weiße Schäferhund Lobo kam mit seiner Besitzerin Agatha Burch in die Schweiz. Er gilt als Stammvater der ab diesem Zeitpunkt dort entstehenden neuen Rasse. Die Zucht mit Lobo und weiteren Hunde aus den USA und Kanada ermöglichte allmählich die Verbreitung weißer Schäferhunde in ganz Europa. Seit 1991 wird die Rasse Weißer Schweizer Schäferhund im schweizerischen Hundestammbuch geführt, 2011 erfolgte die Anerkennung durch die FCI.

Weiße Schönheit

Der Weiße Schweizer Schäferhund hat eine sportliche Figur mit gut ausgeprägter Muskulatur, Stehohren und einer tief angesetzten Rute. Bei Hündinnen liegt die Standardgröße zwischen 53 und 61 Zentimetern und das Standardgewicht zwischen 25 und 35 Kilogramm. Rüden werden bei einer Größe von 58 bis 66 Zentimetern 30 bis 40 Kilogramm schwer. Das weiße Fell kann sowohl stockhaarig als auch langstockhaarig sein. Beide Varianten haben dichte Unterwolle, die vor allem während der Fellwechsels für einen erhöhten Pflegeaufwand sorgt. Stockhaarige und langstockhaarige Hunde dürfen untereinander verpaart werden. Vor allem vor dem Hintergrund eines „lebendigen“ Genpools ist das positiv zu sehen. Ein weiterer, absolut zu begrüßender Punkt im Rassestandard ist, dass eine „stark abfallende Rückenlinie“ ausdrücklich als schwerer Fehler abgelehnt wird. Die Augen sind braun bis dunkelbraun, mit meist schwarzen Lidrändern. Der Nasenspiegel ist ebenfalls größtenteils schwarz.

Intelligenter und ambitionierter Arbeitshund mit dem Wunsch nach Familienanschluss

Der Weiße Schweizer Schäferhund hat gern einen Job. Er braucht ihn sogar. Denn eine sinnvolle und artgerechte Auslastung ist die Voraussetzung für einen ausgeglichenen, zufriedenen und entspannten Hund, in dem immer noch das Erbe des ursprünglichen Arbeitshundes vorhanden ist. Wichtig ist vor allem, die Spaziergänge beispielsweise durch Such- und Apportieraufgaben interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Und wer für regelmäßige Aktivitäten in der Hundeschule oder im Verein zu haben ist, wird vom Weißen Schweizer Schäferhund begeistert begleitet werden. Geeignete Beschäftigungsformen können hier zum Beispiel Mantrailing, Fährtenarbeit, komplexes Apportieren, Longieren oder Hoopers Agility sein.

Die Weißen Schweizer Schäferhunde sind vom Typ her sehr sozial motivierte Hunde, denen der enge Kontakt zu ihren Menschen wichtig ist. Für die Zwingerhaltung sind sie daher definitiv nicht geeignet. Am wohlsten fühlen sie sich mit Familienanschluss. Gerade daher sollten die Halter allerdings darauf achten, dass sie ihren Weißen Schweizer nicht zum „weißen Schatten“ werden lassen, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Denn das könnte der Hund so missverstehen, dass er sich für seine Menschen verantwortlich fühlt und meint, auf sie aufpassen oder sie gar verteidigen zu müssen.

Es gibt unter den Weißen Schweizer Schäferhunden teilweise die Tendenz, unsicher gegenüber fremden Menschen oder unbekannten Umgebungsreizen zu reagieren. Neben der Auswahl „wesensfester“ und gesunder Elterntiere für eine Zucht gehört daher ebenfalls dazu, die Hunde von klein auf gut zu sozialisieren. Klare Regeln und Strukturen sowie liebevolle Konsequenz sind unabdingbar, wenn man für seinen Weißen Schweizer der „Fels in der Brandung“ werden will, an dem er sich vertrauensvoll orientieren kann, für den er aber keine soziale oder territoriale Verantwortung übernehmen muss.

Gesundheit des Weißen Schweizer Schäferhundes

Leider sind beim Weißen Schweizer Schäferhund einige rassetypische Erkrankungen zu nennen, die seriöse Züchter aber durch entsprechende Tests eindämmen können: U.a. Hüftgelenks- (HD) und Ellenbogengelenksdysplasie (ED), MDR-1-Defekt (Gendefekt, der zur Überempfindlichkeit gegenüber manchen Arzneimitteln führt), Degenerative Myelopathie (schwere Erkrankung des Rückenmarks). Darüber hinaus gibt es gesundheitliche Risiken bei Hunden, die nicht dem geforderten Standard entsprechen, sondern eine abfallenden Rückenlinie und eine übermäßig stark gewinkelte Hinterhand haben. Ein gesund gezüchteter Weißer Schweizer Schäferhund kann ohne Probleme zwölf Jahre alt werden.