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KNOW-WAU - Fettleibigkeit bei als Rassemerkmal?

Hast Du gewusst, dass wirklich jede Rasse im optimalen Fütterungszustand von oben betrachtet eine Taille hat und dass bei jedem Hund, die Rippen durch Hand auflegen fühlbar sein sollten?

 

In den letzten Monaten müssen wir immer mehr Kunden darauf aufmerksam machen, dass ihre Hunde zu viel auf den Rippen haben. Meist fallen die Kunden bei dieser Aussage aus allen Wolken. Vor den Kopf stoßen möchten wir natürlich niemanden – gute Miene zum bösen Spiel machen jedoch auch nicht. Es ist unsere Pflicht, dieses Problem zum Schutz der Hunde anzusprechen. 

 

Unverhältnismäßig oft werden Rassetypen vorgeschoben. „Eine Bulldogge muss so massig sein.“ „Unser Rottweiler davor hatte 15 Kilo mehr.“ „Der Standard sagt, dass er noch 5 Kilo darf.“ Es scheint als wäre sich niemand mehr bewusst, dass diese völlig unbeweglichen Tiere irgendwann einmal einen „echten Job“ hatten, in dem sie körperliche Höchstleistungen erbringen mussten. 

 

Die Ursachenforschung für den Trend zur massiven Überfütterung ist mühsam. Liegt es am unübersichtlichen und viel zu breiten Angebot für den vierbeinigen Freund? Daran, dass häufig versucht wird, sich Liebe und Anerkennung über Essen zu erschleichen?

 

Kauartikel werden oftmals als Form der Beschäftigung gegeben. Das ist natürlich grundsätzlich kein Problem – immerhin pflegen sie auch die Zähne. Nichtsdestotrotz darf nicht vergessen werden, diesen von der Tagesration des Hundes abzuziehen! So wäre bspw. eine 100 g getrocknete Kopfhaut im natürlichen Zustand 300 bis 400 g schwer. Zudem dürfen die aktiven Beschäftigungsformen nicht ausbleiben. Sie halten den Hund fit und fördern den gemeinsamen Spaß. 

 

Eine weitere Ursache könnten die immer nahrhafter werdenden Futtersorten sein. Vielen Hundehaltern fällt es kaum auf, doch die analytischen Bestandteile der vom Fachverkäufer empfohlenen Marken befinden sich teilweise auf „Hochleistungssportler – Niveau“. Mit einem Protein – und Fettgehalt jenseits von Gut und Böse werden Hunde förmlich gemästet. 

 

In jedem Fall ist es so, dass häufig schon in den Köpfen der Hundehalter ein völlig falsches Bild verankert ist. Ein schönes Beispiel hierfür ist der Labrador Retriever – zum Teil derart fett gefüttert, dass er kaum noch in der Lage ist, seiner eigentlichen Passion des Apportierens freudig nachzugehen. Gut, dann wird er einfach als „faul“ deklariert. Und während sich die Beine langsam zum X formen, um das Eigengewicht tragen zu können, wird fröhlich erklärt, wie gern dieser Hund doch isst. Es sei ja rassetypisch. Ich esse auch ziemlich gern - Ebenso wie so ziemlich jeder andere Hund. Und doch zählt es unter Frustrationstoleranz, sich nicht immer seinen Gelüsten hinzugeben.

 

Die sportliche und wesentlich gesündere Version dieser Rasse sehen wir leider kaum noch. Und hierbei ist der Labrador lediglich stellvertretend für viele, viele andere Rassen.

 

Dabei ist es doch so einfach – hat der Hund von oben betrachtet eine Taille? Kann ich die Rippen ohne Druck seitlich am Brustkorb im Stand gut spüren? Nein, nicht im Liegen und nein, auch nicht die letzten Rippenbögen. Besitzt mein Hund im Stand eine Bauchlinie, die sich vom Brustkorb bis hin zum Genital nach oben zieht? Dann liegt der Verdacht ziemlich nahe, dass Dein Hund eine angemessene Figur besitzt. Wenn nicht – dann ran an Speck!

 

Und noch ein Hinweis – die Orientierung am Rassestandard sollte niemals das Mittel der Wahl sein! Zumeist durchbrechen diese Angaben eh schon vollkommen skurrile Maximalgrenzen. Zudem scheitert dieser Versuch des Vergleichs bereits bei uns Menschen. 

 

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass sowohl Muskeln als auch Fett ein gewisses Eigengewicht. So können Hunde mit identischem Gewicht und gleicher Größe vollkommen unterschiedlich gebaut sein. 

 

Also – rosarote Brille abnehmen und den eigenen Hund mal vollkommen objektiv betrachten. Denn jedes Kilo zu viel bringt die Tierquälerei näher!