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Konsequenz in der Hunde-Erziehung

Durch unser Training mit dem Hund möchten wir erreichen, ein bestimmtes Verhalten von unserem Hund dauerhaft zu etablieren und auf Signal (Kommando / Befehl, ihr wisst schon, was ich meine!) abrufbar zu machen.

Als Beispiel möchte ich hier mal das Signal „Sitz!“ beschreiben: Wir haben gelernt, dass wir zuerst ein Leckerchen in die Hand nehmen, zwischen Daumen und Mittelfinger. Das ermöglicht uns, den Zeigefinger nach oben zu strecken, womit wir dann auch schon das so genannte Sichtzeichen für unseren Hund hätten.  Dann führen wir die Hand mit dem Finger und dem Keks so über die Nase des Hundes, dass er sich hoffentlich hinsetzten muss. Jetzt habe ich ein Verhalten bekommen, was ich haben möchte und was ich belohnen kann. Also kann ich während der Hund sich hinsetzt, dem Verhalten einen Namen geben und sage: „Sitz!“ und belohne den Hund mit dem Keks. Der Hund ist dem Zeigefinger gefolgt und hat während dem Vorgang, sich hinzusetzen, das Wort „Sitz“ gehört.

Ich benutze in der Folge immer den erhobenen Zeigefinger, damit mein Hund sich hinsetzt. Je verlässlicher mein Hund sich beim Aufzeigen des Zeigefingers hinsetzt, desto früher sage ich das so genannte Hörzeichen „Sitz!“. Habe ich diese Übung oft genug wiederholt und die ordentliche Ausführung belohnt, wird mein Hund sich auch setzen, wenn ich entweder nur den Zeigefinger hebe oder nur das Wortsignal sage. Das nennt man, der Hund hat diese Gesten von uns „generalisiert“, also reproduzierbar abgespeichert. Aha, Fingerzeig oder / und „Sitz!“ bedeutet, ich soll mich hinsetzen, dann bekomme ich ein Leckerchen und mein Mensch freut sich mit mir zusammen! Dieses Generalisieren (also die ständige, konsequente Wiederholung mit dem immer gleichen Resultat) haben dazu geführt, dass mein Hund dieses Signal von uns auch gerne immer wieder ausführt.

Anderer Übungsaufbau: Ich benutze das Sichtzeichen (den Zeigefinger), wie beschrieben, auch mit einer Belohnung zwischen Daumen und Mittelfinger. Mein Hund setzt sich daraufhin hin und ich benutze jetzt aber bei jeder Wiederholung ein anderes Hörzeichen. Mal benenne ich den Vorgang mit „Sitz“, mal mit „Thomas“, mal mit „Gurke“ und dann wieder mit dem Wort „Sitz“. Nach vielen Wiederholungen wird mein Hund sich hinsetzen, denn der Zeigefinger wurde konsequent für die Ausführung des Sitz benutzt. Lasse ich den Finger aber weg und benutze nur das Hörzeichen „Sitz!“, weiß mein Hund nicht, was ich von ihm möchte, denn dieses Wort konnte er nicht mit der Bewegung Sitz verknüpfen, also auch nicht generalisieren. Dasselbe lässt sich übrigens auch anders herum gut beschreiben: Wenn mein Hörzeichen „Sitz“ gleich bleibt, aber das Sichtzeichen (oder der zeigende Finger) ständig wechselt, wird mein Hörzeichen (und natürlich auch die Bewegung der Belohnung in meiner Hand) dazu führen, dass mein Hund die gewünschte Handlung ausführt, nicht aber mein Fingerzeig! Denn der ständig wechselnde Fingerzeig oder die ständig wechselnde Handhaltung haben verhindert, dass mein Hund die beiden Teile (Sichtzeichen und Verhalten) miteinander verknüpfen konnte.

Wir lernen daraus gleich mehrere Teile des Puzzles Hundeerziehung kennen:

1.      Wenn wir ein bestimmtes Verhalten, das wir haben wollen, belohnen (man nennt es „positive Verstärkung“), erreichen wir, dass der Hund es gerne wiederholt. Es hat sich für ihn ja auch gelohnt!

2.      Je konsequenter wir in der Durchführung der Übung sind, desto leichter hat es der Hund, sich daran zu gewöhnen und den Ablauf zu generalisieren. Nochmal: Je genauer (konsequenter) wir den Zeigefinger (als Sichtzeichen) und das gesprochene Wort „Sitz!“ (als Hörzeichen) benutzen, desto schneller kann sich Lassie daran gewöhnen, dass er sich durch hinsetzen eine Belohnung verdient!

Am Beispiel Sitz kann man immer recht leicht erklären, wo beispielsweise manche Probleme im Alltag (ziehen an der Leine, partiellen Ungehorsam, nicht im Körbchen bleiben können etc.) herkommen. Oft liegt es daran, dass wir einfach nicht konsequent sind im Umgang mit unserem Hund.

Nehmen wir das Beispiel An-der-Leine-Ziehen: Hier spielen meist Hör- und Sichtzeichen erst mal eine untergeordnete Rolle. Aber die meisten Hunde haben schon als Welpe gelernt, dass sie an der Leine ziehen dürfen. Der kleine Welpe sieht etwas spannendes, möchte dahin gehen und hat noch nicht gelernt, dass an der anderen Seite der Leine auch jemand ist. Also geht der Welpe los, merkt dann einen Widerstand an der Leine und zieht. Und weil der kleine Welpe ja noch so putzig ist, geht der Mensch eben mit und toleriert den Zug auf der Leine. Hund lernt: `Zug auf der Line ist ok. Ab und zu ist mein Mensch kaputt, dann muss ich etwas fester an der Leine ziehen, damit ich dahin komme, wo ich möchte.´ Viele Menschen sind an dieser Stelle sehr konsequent in der Umsetzung: Sie gestatten ihrem Hund, dass er an der Leine zieht! Für den Hund lohnt es sich ja auch! Irgendwann ist der Hund groß und kräftig und spätestens dann wird es lästig, weil plötzlich der Arm des Menschen weh tut und / oder der Mensch gar nicht mehr die Kraft hat, seinen eigenen Hund überhaupt aufzuhalten.

Die Gegenmaßnahme hierzu ist ebenso leicht erklärt, wie auch manchmal schwer umgesetzt. Frage: Was möchte ich als Mensch denn für ein Verhalten haben? Antwort: Einen Hund, der nicht an der Leine zieht! Siehe oben: Zuerst darf sich das Ziehen an der Leine nicht mehr lohnen, sondern das Laufen an lockerer Leine. Zieht mein Hund, bleibe ich stehen und es geht nicht weiter. Läuft mein Hund an lockerer Leine, belohne ich ihn dafür. Jetzt habe ich wieder ein Verhalten, was ich belohnen und dann auch benennen kann. Mein Sichtzeichen kann ein klopfen mit der flachen Hand an meine Seite sein, mein Hörzeichen vielleicht das Wort „Fuß!“. Immer, wenn mein Hund ordentlich an hängender Leine läuft, sage ich das Hörzeichen „Fuß!“ und belohne ihn dafür. Zieht er an der Leine, bleibe ich stehen und mache gar nichts. Konsequent! Und je konsequenter ich das umsetze, desto leichter hat es mein Hund, diesen Vorgang zu generalisieren, also dauerhaft abzuspeichern.

„Mein Hund zieht an der Leine“ ist ein wirklich oft genanntes Problem für Menschen, die eine Hundeschule aufsuchen. Das Problem hierbei ist aber eben nicht alleine, dass der Hund „kaputt“ ist oder ähnliches, sie haben ihm nur das falsche Verhalten beigebracht. Manchmal über Jahre! Ein derart generalisiertes Verhalten umzudrehen erfordert aber deutlich mehr Aufwand und Zeit, als sie dafür benötigen würden, ihrem Welpen gleich das richtige Verhalten beizubringen. Aber auch hier gilt: Je konsequenter sie beim Neuaufbau sind, desto leichter hat es ihr Hund! Falsches Verhalten ignorieren, richtiges Verhalten belohnen, dann Hör- und Sichtzeichen zufügen und dann wiederholen (üben), bis es generalisiert ist! Konsequent! Dies gilt übrigens nahezu für alle Verhaltensweisen des Hundes im alltäglichen Leben. Und immer, wenn sie nicht konsequent sind, haben sie in der Bewegung vorwärts wieder ein paar Schritte rückwärts eingebaut!

In diesem Sinne: Bleiben sie fleißig und konsequent.