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Die No-Gos zum Thema Kastration beim Hund

Bei welchen Verhaltensweisen wäre eine Kastration Deines Hundes kontraproduktiv?

Dein Hund verkriecht sich bei jedem Gewitter unters Sofa und Silvester verlässt er das Haus nicht mehr? Wenn Du Deinen Hund kurz allein lässt, beginnt er ein ohrenbetäubendes Heulkonzert? Beim Anblick eines Hasen sprintet Dein Hund durch und lässt sich nicht mehr abrufen? Und wenn Dein Vierbeiner seinen Willen nicht bekommt, zerlegt er die komplette Wohnung? Dann solltest Du Dich hüten, ihn zu kastrieren.

Verhaltensveränderungen beim Hund nach einer Kastration sind durch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Hormonen im Körper des Hundes zu verstehen. Da die Hormone im Körper voneinander abhängig sind, werden bei einer Kastration nicht nur alle hormonellen Vorgänge, die von den Sexualhormonen gesteuert werden, beeinflusst, sondern auch weitere Regelkreissysteme.

Je nachdem, wo die Sexualhormone im Gehirn auftauchen, entfalten sie eine unterschiedliche Wirkung. Mal wirken sie erregend, mal dämpfend.
Im Limbischen System, ein Areal im Gehirn, das in erster Linie dem Ausdruck und der Wahrnehmung von Emotionen dient, wirken sie angstlösend. Somit ist von einer Kastration besonders ängstlicher Hundetypen dringend abzuraten.
Auch bei einem stark jagdlich passionierten Hund wirkt eine Kastration oft kontraproduktiv. Zunächst haben die Sexualhormone nichts mit dem Funktionskreis des stoffwechselbedingten Verhaltens, wozu auch das Jagdverhalten gehört zu tun. Doch zeigen systematische Untersuchungen bei Katzen, dass die Sexualhormone das Beutefangverhalten eher verringerten. Die Erfahrungsberichte etlicher Hundehalter kastrierter Vierbeiner sowie meine eigenen Beobachtungen bestätigen, dass eine Kastration beim Hund die Jagdleidenschaft eher verschlimmert. Es scheint, dass besonders jagdfreudige Hunde nach dem Wegfall des sexuellen Bedürfnisses nun mehr Zeit haben, ihrem anderen Hobby intensiver nachzugehen.
Bei allen Verhaltensweisen, die Cortisol gesteuert sind, wird eine Kastration das gezeigte Verhalten eher verschlimmern, da die Geschlechtshormone als Gegenspieler zum passiven Stresshormon Cortisol fungieren. Futter- und Angstaggressionen sowie eine eher defensive motivierte Territorialverteidigung wird verstärkt gezeigt bzw. durch eine Kastration nicht beeinflusst. Da Cortisol auch mit der Entstehung einer echten Trennungsangst zu tun hat, kommt es auch in diesem Bereich zu einer Verschärfung der Problematik.

Daher sollte eine Kastration nicht allzu leichtfertig durchgeführt werden. Jeder Hund muss individuell betrachtet, die möglichen Veränderungen und deren Risiken bei der Entscheidung für eine Kastration bedacht werden.