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Afghanische Windhund

Der Afghanische Windhund, kurz Afghane, ist eine der ursprünglichsten Windhunderassen aus dem Hochland des Hindukusch. Die Vorfahren dieser Hunde wurden in ihrer Heimat bereits seit Jahrtausenden als Jagd- und Wachhunde eingesetzt. Als schnelle Sichtjäger kamen sie vor allem bei der Hetzjagd zum Einsatz. Sie jagten dabei alles vom Kaninchen, über die Gazelle bis zur Raubkatze.

Sie hatten insofern eine hohe Bedeutung für die Menschen und ihr Erfolg bei der Jagd war in der kargen Landschaft überlebenswichtig. Es entstanden drei optisch unterschiedliche Typen: Der glatthaarige Luchak, der ebenfalls glatthaarige Kalagh mit langen Haaren an Beinen und Ohren und der Bakhmull mit langem seidigem Haar.

Aufgrund der großen Bedeutung der Hunde für die Bevölkerung ist es nicht verwunderlich, dass ein Exportverbot für die Afghanischen Windhunde bestand. Doch ein britischer Offizier schmuggelte um 1890 die ersten Windhunde aus Afghanistan nach Großbritannien. Anfang des 20. Jahrhunderts begann dort die moderne Zucht Afghanischer Windhunde. 1961 wurde der Afghanische Windhund offiziell von der FCI anerkannt. Und noch ein besonderes geschichtliches Detail: Der 2005 erstmals von südkoreanischen Forschern geklonte Hund war ein Afghanischer Windhund.

Laut Rassestandard sind Hündinnen 63 bis 69 cm groß und Rüden 68 bis 74 cm. Afghanen haben langes und seidiges Fell, nur am Fang, auf dem Rücken und an der Oberseite der Rute ist es kurz. Es sind alle Farben erlaubt. Die Ohren sind lang und hängend. Der Körperbau ist schlank und muskulös.

Mit der zunehmenden Beliebtheit der Rasse ging auch eine Veränderung des Standards einher. Der ursprüngliche Jagdhund wurde mehr und mehr zum Ausstellungshund. Das Fell wurde voluminöser und war somit beim schnellen Hetzen – mittlerweile auf der Rennbahn – eher hinderlich. Bis heute haben sich, je nach Einsatzbereich (Begleithund, Ausstellungshund oder Sporthund) unterschiedliche Zuchtlinien entwickelt. Im Bereich der Zucht für Ausstellungen werden seit einigen Jahren auch viele kritische Stimmen laut, die bei Hunden mit besonders üppigem und bis zum Boden reichendem Fell, das ein normales Laufen so gut wie unmöglich macht, zurecht den Begriff der Qualzucht ins Gespräch bringen.

Afghanische Windhunde sind ausdauernd, zäh und aufgrund des ursprünglichen Aufgabenbereichs sehr selbstständig, was die Erziehung durchaus anspruchsvoll macht. Geduld und Konsequenz sind daher sehr wichtig. Zuhause in den eigenen vier Wänden sind Afghanen zwar eher ruhig und unaufdringlich und Fremden gegenüber zurückhaltend, aber draußen sind sie immer noch jagdlich extrem motiviert. Rassekenner betonen, dass Freilauf außerhalb eines eingezäunten Geländes kaum möglich ist. Trotzdem müssen die Hetzjäger ihr ausgeprägtes Bedürfnis nach schnellem Laufen ausleben können. Ihre Menschen sollten das kontrolliert auf speziellen Rennbahnen und Auslaufstellen ermöglichen. Viele sportliche Hunde lieben auch das Laufen am Fahrrad oder natürlich auch das Hetzen an der Reizangel. Bestenfalls von Welpe an sollte aber auch Impulskontrolle bei sich bewegenden Reizen trainiert werden. Gesundheitlich ist die Afghanenmyelopathie zu beachten. Es handelt es sich dabei um eine vermutlich erblich bedingte Erkrankung des Hals- und Brustmarks. Sie tritt meist bereits im ersten Lebensjahr auf und führt innerhalb weniger Wochen zu einer kompletten Lähmung der Gliedmaßen. Seriöse Züchter schließen die Krankheit durch vorherige Untersuchungen aus der Zucht aus.

Gesunde Afghanische Windhunde können ein Alter von 12 bis 14 Jahren erreichen.

Airedale Terrier

Die vergleichsweise junge Rasse entstand Mitte des 19. Jahrhunderts in Yorkshire, England. Ihr Herkunftsort, das Tal (engl. dale) des Flusses Aire, stand Pate bei der späteren Namensgebung des heutigen Airedale Terriers.

Aus mittelgroßen englischen Terriern und Otterhounds züchteten Arbeiter und Bauern zunächst einen vielseitig einsetzbaren „Working Terrier“. Einige Quellen gehen auch davon aus, dass Gordon Setter und Schottische Schäferhunde mit eingekreuzt wurden.

Während der industriellen Revolution verdienten sich viele Arbeiter durch die Jagd ein Zubrot und konnten diesen eifrigen Jagdgehilfen sowohl bei der Jagd auf Wasserwild, als auch auf Kaninchen gut gebrauchen. Bauern schätzten den großen Terrier zusätzlich als Wächter von Haus und Hof. Der Kynologe Vero Shaw bezeichnete den Airedale Terrier 1881 als „Universalhund“, der „Schafe und Vieh wie ein Schäferhund [treibt], apportiert wie ein Retriever, stöbert wie ein Spaniel“. Außerdem schreibt er über den Airedale, er „liebt das Wasser, taucht wie eine Ente und ist ebenso scharf wie gehorsam“.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wird der Working oder Waterside Terrier in ganz Europa immer belieb-ter. 1883 wurde er dann erstmals auf der National Dog Show in Birmingham als „Airedale Waterside Ter-rier“ vorgestellt, später nannte man ihn schließlich verkürzt Airedale Terrier. Auf dem europäischen Fest-land setzte man den Airedale schnell als Gebrauchshund bei der Polizei und beim Militär ein. Den ersten größeren Militäreinsatz gab es für die Rasse im Jahr 1900 mit deutschen Truppen beim Boxeraufstand in China. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden die Airedales als Meldeläufer und bei der Verwundetensuche eingesetzt. Heute findet man den Airedale Terrier nur noch selten als Jagd- oder Gebrauchshund.

Das Fell des Airedale Terriers ist drahtig, dicht und hart mit einer etwas kürzeren, weicheren Unterwolle. Bei regelmäßigem Trimmen verliert er kaum Haare. Ein Großteil des Fells ist lohfarben, mit schwarzem Rücken und schwarzen Flanken, Nacken und Oberseite der Rute sind ebenfalls schwarz. Rüden sind laut Rassestandard 58 bis 61 cm hoch, Hündinnen 56 bis 59 cm. Vom Gewicht her kann man bei den großen Terriern mit 22 bis 30 kg rechnen.

Mit diesem Hintergrundwissen über seine Herkunft und seine Einsatzbereiche wundert es nun nicht, dass der Airedale ein Hund für aktive und sportliche Menschen ist. Die Vielseitigkeit, die von Beginn der Zucht an so erwünscht und verstärkt wurde, machen ihn auch privat zu einem vierbeinigen Begleiter, der für viele Beschäftigungsformen und sportliche Aktivitäten zu begeistern ist - sei es, um nur Beispiele zu nennen, Mantrailing oder Rettungshundearbeit (in Anlehnung an den militärischen Einsatz), Dummytraining oder Fährtenarbeit (wie ursprünglich bei der Jagd).

Vielseitigkeit bedeutet aber eben auch, dass der Airedale viele unterschiedliche Motivationen mit sich bringen kann, die für seine Menschen - ohne die richtigen Regeln und Strukturen im Alltag und ohne die notwendige geistige und körperliche Auslastung - unangenehm werden können: Sei es, dass er gern jagen geht, Haus und Garten bewachen möchte, seine „Beute“ verteidigt oder auch bei allem eine gewisse Selbstständigkeit an den Tag legt. Also schaut man lieber, dass all diese „historisch bedingten“ Leidenschaften auf angenehme Weise gemeinsam mit seinen Menschen befriedigt werden und man dem Airedale Terrier nicht zu viel Verantwortung für seine Menschen und die eigenen vier Wände überträgt. Denn dann kann er auch gut in Familien mit Kindern ab dem Schulalter passen.

Alaskan Malamute

Der Alaskan Malamute ist eine nordische Rasse, die ursprünglich aus der Arktis stammt. Sie gilt als älteste nordische Hunderasse, seit ca. 2000 Jahren ziehen diese Hunde Schlitten in dieser Region. Der Name des Alaskan Malamute leitet sich vom Namen eines Inuitstammes ab, den Mahlemiuts, welche an die harten Bedingungen der nordischen Schneelandschaften angepasste Hunde brauchten.

Der Alaskan Malamute ist ein großer, kräftiger Hund mit mittellangem Fell mit ausreichend dichter, öliger Unterwolle. Die Fellfarbe darf schwarz, grau sowie einige braune und rote Zwischentöne umfassen. Weiße Färbungen an Brust, Unterbauch, Gesicht und Pfoten sind erlaubt. Im Gegensatz zum Husky darf der Alaskan Malamute keine blauen Augen haben, die erwünschte Augenfarbe ist braun.

Der Alaskan Malamute gehört als nordischer Hund zu den ursprünglichen Hunderassen. Er ist damit wenig verspielt, weshalb er einem Bällchen wohl eher gelangweilt hinterherschaut, als freudevoll hinterher zu springen und es dem Menschen zurück zu bringen. Seine Selbstständigkeit und Eigenwilligkeit fordern viel Geduld und Ausdauer in der Erziehung. Der stark ausgeprägte Jagdtrieb verhindert oft einen Freilauf. Der Alaskan Malamute ist ein gegenüber Menschen freundlicher Hund, welcher aufgrund seiner Größe und der damit verbundenen Kraft jedoch zum einen einer guten Erziehung bedarf, zum anderen aber als reiner Familienhund nur bedingt tauglich ist. Der Alaskan Malamute braucht ausreichend Bewegung, er wird auch heute noch im Schlittenhundesport eingesetzt, auch wenn er mittlerweile meistens durch die schnelleren Huskys oder Hounds verdrängt wurde. 

Akita

Der Akita ist unter den verschiedenen japanischen Spitzen der größte: Hündinnen werden etwa 61 cm groß und erreichen ein Gewicht von rund 28 kg, Rüden werden durchschnittlich 67 cm groß und wiegen etwa 35 kg.

Das Fell besteht aus geradem, hartem Deckhaar und dichter, weicher Unterwolle. Hierbei sind die Farben Rot-Falb, Sesam, Gestromt und Weiß erlaubt. Die dicke, meist fest über dem Rücken eingerollte Rute ist hoch angesetzt. Wie alle japanischen Rassen trägt er den Namen seiner Heimat. „Akita“ ist eine Präfektur in Nordjapan rund um die Stadt Odate. Die früher zum Rassenamen gehörigen Zusätze „Inu“ und „Ken“ bedeuten „Hund“.

Zur genauen Abstammung des Akita gibt es viele unterschiedliche Theorien und Meinungen. Gesichert ist aber, beispielsweise durch Abbildungen auf Tonwaren, dass Hunde, die dem Akita äußerlich schon sehr ähneln, bereits seit mehreren Jahrtausenden in Japan leben. Als Bärenjäger und Wachhunde wurden sie meist einzeln als sehr selbstständig agierende Arbeitshunde gehalten. Später soll der Akita auch ein Gefährte der Samurai gewesen sein. Der japanische Kaiser erklärte den Akita 1931 zum Nationalbesitz und sorgte somit dafür, dass keine Akitas exportiert werden durften. Der Zweite Weltkrieg schadete auch dieser Rasse erheblich. Die japanischen Hunde konnten entweder nicht mehr ernährt werden oder mussten sogar - bis auf die im Militärdienst stehenden deutschen Schäferhunde - selbst als Nahrung dienen. Nach Kriegsende wurde mit den wenigen überlebenden Akitas weitergezüchtet. Dabei entstanden zwei unterschiedliche Linien: Eine dem ursprünglichen japanischen Hundetyp entsprechende und eine, in der die Einkreuzungen von Molossern und Deutschem Schäferhund deutlich zu erkennen waren. Gleichzeitig wurde das Ausfuhrverbot gelockert und während der Besatzungszeit gelangten viele Akitas in die USA. Dort entwickelte sich ab den 60er Jahren aus der zweitgenannten Linie der American Akita. Er ist gedrungener als der Japan-Akita, mit kürzeren Beinen, längerem Rücken und rechteckigerem Kopf. Seit 2000 gibt es offiziell zwei FCI-Standards: Einen für den Akita und einen für den American Akita.

Als „Hund vom Urtyp“ ist der Akita - wie der Name schon sagt - sehr ursprünglich veranlagt. Vor allem jagdliche und territoriale Motivation sind aufgrund seiner früheren Aufgaben und Zuchtziele sehr ausgeprägt. Wer sich allein oder höchstens zu zweit einem Bären stellen musste und einsam gelegene Höfe bewachen sollte, brauchte besonderes Selbstbewusstsein, eine große Individualdistanz und eine ausgeprägte Eigenständigkeit. Diese Eigenschaften legt der Akita auch heute gern noch an den Tag. Seiner eigenen Familie gegenüber ist er sehr loyal. Bei fremden Menschen und Hunden ist er tendenziell eher skeptisch.

Obwohl er im Haus einen ziemlich gemütlichen Eindruck macht, muss er unbedingt gemäß seiner Anlagen ausgelastet werden. Sinn machen für ihn hierbei jagdliche Ersatzaufgaben wie Fährtenarbeit, Mantrailing oder auch andere Formen der Nasenarbeit. Auf Aufgaben, in denen der Akita keinen Sinn sieht, wird er vermutlich gar nicht eingehen oder sie allenfalls in „Akita-Geschwindigkeit“ (also sehr gemächlich) ausführen. Auch ständige Wiederholungen sind definitiv nicht sein Fall.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Akita bei Menschen richtig aufgehoben ist, die so „dickköpfig“ (eigentlich konsequent) sind wie er und klare Regeln aufstellen und auch durchhalten. Ressourcen und Privilegien in Form von Liegeplätzen, Futter und Beschäftigung sowie Freilauf und Begegnungen mit fremden Artgenossen müssen vom Halter verwaltet, zugeteilt bzw. gemanaged werden. In gut geführten Welpen- und Junghundegruppen sollte er möglichst von Beginn an viele unterschiedliche Hunde und Menschen positiv kennenlernen, vor allem auch souveräne erwachsene Hunde. Trotzdem wird der Akita im Erwachsenenalter kein Hund für regelmäßige Besuche der Hundewiese sein. Er kann von sich aus als Einzelgänger tatsächlich sogar gut darauf verzichten.

Bekannt geworden ist der Akita heutzutage nicht zuletzt durch verschiedene Verfilmungen über den Akita „Hachiko“, der sein Herrchen jeden Tag zum Bahnhof begleitete und dort sogar nach dessen Tod noch viele Jahre täglich zu der Zeit, zu der dieser üblicherweise angekommen wäre, auf ihn wartete.

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American Staffordshire Terrier

Die Entstehung dieser Rasse ist zurückzuführen auf die Einfuhr von  englischen Staffordshire Bullterriern nach Amerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

In England waren Tierkämpfe seit 1835 verboten. In Amerika begann damals gerade die Blütezeit der Hundekämpfe. Um 1860 gelangten die britischen Vorfahren der „Amstaffs“ mit Einwanderern aus England nach Amerika. Verschiedene Quellen belegen, dass die damals noch als „Half-and-Half“, „Bull-and-Terrier“, „American Bull Terrier“ und „Pit Bull Terrier“ bezeichneten Hunde vor allem im Nordosten des Landes bei Hundekämpfen eingesetzt wurden, die man ab etwa 1880 gewerbsmäßig betrieb. Gleichzeitig gab es aber auch zunehmend Besitzer, die die muskulösen und aufmerksamen Hunde als Wachhunde und für andere Aufgaben auf ihren Farmen einsetzten. 1898 wurde der United Kennel Club (UKC) in Michigan gegründet, der die Rasse des damaligen „Pit Bull Terriers“ (Pit = Hundekampfplatz) pflegen und fördern sollte und auch verbindliche Wettkampfregeln für Hundekämpfe erließ. 1900 erfolgte auch in den Vereinigten Staaten das Verbot der Hundekämpfe. Im Anschluss wurde die Rasse unter den Züchtern daher auch vermehrt für Ausstellungen vorgesehen. Ein weiterer Verband, der American Kennel Club (AKC), erkannte 1936 den Rassestandard des „American Staffordshire Terrier“ offiziell an. Der Fokus der Zucht sollte nun auf der Familientauglichkeit liegen. Es gab verschiedene Auseinandersetzungen über den Rassenamen, da auch „Yankee Terrier“ verbreitet war. Der AKC wollte keinesfalls das Wort „Pit“ in die Bezeichnung aufnehmen, um sich von der Hundekampfvergangenheit zu distanzieren. Dadurch, dass der UKC weiterhin an dem Namen „American Pit Bull Terrier“ festhielt, kam es zu einer Spaltung der Rasse, wobei man später im UKC dazu überging, beide Namen als gleiche Rasse doppelt einzutragen.  

Die in Amerika gezüchteten Hunde wichen immer stärker von den britischen Vorfahren ab: Die Amerikaner züchteten eher große Hunde. Hündinnen werden 43 bis 46 cm groß, Rüden 46 bis 48 cm. Das pflegeleichte Fell ist kurz und dicht, wobei laut Standard alle Farben in den Varianten einfarbig, mehrfarbig und gefleckt zugelassen sind. Lediglich der Weißanteil sollte 80 Prozent nicht überschreiten. Der Körperbau ist muskulös und soll durchaus gedrungen, aber nicht schwerfällig wirken. Die Rute ist tief angesetzt und verhältnismäßig kurz.

Obgleich die Familientauglichkeit und die Loyalität gegenüber ihrer Familie sowie Sanftmut gegenüber Kindern in den letzten Jahrzehnten bei der Zucht der Hunde im Vordergrund standen, ist der American Staffordshire Terrier ein Hund, der beschäftigt und ausgelastet werden möchte. In seinem Körper steckt immer noch das Arbeitstier, das in den letzten Jahrhunderten für vielfältige Aufgaben eingesetzt wurde. Charakteristisch ist vor allem die immense Kraft, die die Halter aber gut kanalisieren können, indem der „Amstaff“ auch täglich Aufgaben bekommt, bei denen er diese kontrolliert einsetzen darf, beispielweise bei körperlich schwierigen Such- oder Apportieraufgaben, die vollen Körpereinsatz erfordern. Im Gegensatz dazu muss er genauso von klein auf Impulskontrolle lernen und braucht Besitzer, die nicht körperlich, aber konsequent und souverän mit dem Hund agieren. Feste Regeln und Strukturen im Alltag und vor allem die Übernahme aller territorialen Aufgaben durch seine Menschen sorgen dann auch dafür, die sich sonst ggf. zeigende Wachsamkeit des American Staffordshire Terriers im Zaum zu halten.  Er sollte außerdem bereits im Welpenalter sorgfältig auf unterschiedliche Menschen und Hunde sozialisiert werden. Wie beim Staffordshire Bullterrier gelten auch bei dieser Rasse die Besonderheiten in Bezug auf ein geringes Drohverhalten und eine hohe Reizschwelle. 

Aufgrund seiner Vergangenheit als Kampfhund steht der American Staffordshire Terrier in den meisten deutschen Bundesländern auf der Liste der gefährlichen Hunde und darf nur unter bestimmten Auflagen gehalten werden. Seit 2001 ist es gesetzlich verboten, American Staffordshire Terrier aus dem Ausland nach Deutschland einzuführen.

Appenzeller Sennenhund

Der Appenzeller Sennenhund gehört zu den ältesten der vier Sennenhundrassen (Entlebucher, Appenzeller, Berner, Großer Schweizer).

Er ist größer als der Entlebucher und kleiner als der Berner. Es gibt verschiedene Theorien über die Abstammung dieses Schweizer Bauernhundes. Ob seine Vorfahren tatsächlich Molosser waren, die vor über 2000 Jahren mit den römischen Heeren in das Gebiet der heutigen Schweiz gelangten oder ob große, schwere Hunde, die seit jeher im Alpenraum lebten, zu seinen Urahnen gehören, ist ungewiss. Es ist aber davon auszugehen, dass die Schweizer Sennenhunde früher einer Hundefamilie angehörten. Der Appenzeller stammte unter diesen dann von den kleinen, wendigen Vertretern ab, deren Spezialgebiet das Viehtreiben war.

Gesicherte Hinweise auf den Appenzeller finden sich 1853 in der Enzyklopädie „Tierleben der Alpenwelt“. Dort wird ein „hellbellender, kurzhaariger, mittelgroßer, vielfarbiger Sennenhund“ aufgeführt, der „strichweise in ganz regelmäßigem, spitzartigem Schlag, teils zur Hut der Hütte, teils zum Zusammentreiben der Herde, vorzufinden ist.“ Die landwirtschaftlichen und handwerklichen Betriebe brauchten im 19. Jahrhundert einen regelrechten Allrounder, der verschiedene Aufgaben übernahm. Der Appenzeller wachte über Hab und Gut, trieb und hütete das Vieh und zog Transportkarren. Die Arbeit war hart und es wurden hohe Anforderungen an den flinken Arbeitshund gestellt. Wer nicht tagein, tagaus bei jeder Witterung treiben, bellen und auch nachts noch wachsam sein konnte, wurde aussortiert. Daraus entstanden robuste, schnelle und anspruchslose Hunde, deren Arbeitsanlagen gefördert wurden. Vor allem beim Viehtrieb stellte der „Trieberli“ sich wohl sehr geschickt und fruchtlos an. Wenn nötig, zwickte er eine Kuh auch schon mal von hinten in die Fesseln, um anschließend blitzschnell auszuweichen und dem reflexhaften Tritt der Kuh damit zu entgehen.

1896 wird der Appenzeller Sennenhund als eigene Rasse anerkannt, 1906 wird der Schweizer Club für Appenzeller Sennenhunde gegründet. Das Aussehen des Appenzellers war zunächst nachrangig. Erst um 1913 legte man mehr oder weniger willkürlich zur besseren Vermarktung die heute bekannten drei Farben Schwarz, Braun und Weiß als Erkennungszeichen fest. 1923 wird auch in Deutschland ein Schweizer Sennenhundverein gegründet. Erst in den 70er Jahren kann man aber hier von kontinuierlichen Zuchtbemühungen sprechen. 2018 verzeichnete der VDH 112 Appenzeller Welpen. Damit ist er hierzulande eine der selteneren Sennenhundrassen.

Nach heutigem Rassestandard ist der Appenzeller Sennenhund „mittelgroß, dreifarbig, fast quadratisch gebaut und sehr gut bemuskelt“. Die Grundfarben des pflegeleichten Fells sind Schwarz oder Havannabraun. Dazu kommen symmetrische rostbraune und weiße Abzeichen. Die weiße Blesse brachte dem Appenzeller früher den alternativen Namen „Bläss“ ein. Die Hängeohren sind hoch angesetzt. Charakteristisch ist außerdem die gerollt getragene Rute. Appenzeller leiden ab und zu an Hüftgelenks- oder Ellenbogendysplasie oder Patella-Luxation.

In unserer Gesellschaft braucht der Appenzeller am besten sportliche und aktive Menschen, die ihn körperlich und geistig gut auslasten, beispielsweise mit Apportieren, Fährtentraining, Mantrailing, Agility oder natürlich Treibball. Der alte Treibhund ist im Appenzeller sozusagen immer noch lebendig. Neben unsensiblem, körperlichem Agieren ist eine hohe territoriale Motivation und ein gewisses Misstrauen Fremden gegenüber rassetypisch. Daher muss der Appenzeller bereits als Welpe lernen, sowohl mit Menschen und vor allen mit Kindern, als auch mit anderen Hunderassen nicht zu körperlich zu agieren. Problematisch kann es sonst werden, wenn die eigenen Menschen oder draußen Jogger und Fahrradfahrer in die Beine gezwickt werden. Neben der Auslastung sind hier Konsequenz und klare Regeln im Alltag sowie Training der Impulskontrolle und der Aufbau eines sicheren Abbruchsignals unbedingt notwendig. Unter diesen Voraussetzungen ist der Appenzeller auch als Hund für Familien mit größeren Kindern geeignet. Die früher geförderte „Bellfreudigkeit“ kann man durch ruhiges Training und Aufbau von Frustrationstoleranz zumindest bedingt in geordnete Bahnen lenken. 

Australian Cattle Dog

Der Australian Cattle Dog ist ein Treibhund, der in Australien für die Arbeit an Rindern gezüchtet wurde.   

Dafür mussten die Hunde vor allem robust sein, um auch mal einen Tritt von einem Rind einstecken zu können, und zudem durchsetzungsfähig und sehr körperlich agieren, um die großen Tiere zu treiben.

Die Rasse ist eng mit dem Namen des Rinderzüchters Thomas Hall verknüpft, der 1830 blau getüpfelte Drover Dogs aus Nordengland importierte. Er kreuzte einheimische Dingos ein und schuf so eine eigene Rasse, die Jahre später unter dem Namen „Hall’s Heeler“ bekannt und begehrt war. Thomas Hall legte Wert darauf, dass die Hunde genügsam und ausdauernd waren. Sie mussten die Herden bei extremem Wetter und über sehr große Distanzen treiben. Außerdem sollten sie wachsam sein. Sie waren für ihn so wertvoll, dass er keinen seiner Hunde verkaufte. Erst nach seinem Tod 1870 konnte man Hall’s Heeler käuflich erwerben. Welche Rassen im Anschluss noch eingekreuzt wurden und den Hund zum heutigen Australian Cattle Dog machten, ist nicht schriftlich dokumentiert. Klar ist nur, dass nicht das Aussehen, sondern die Arbeitsleistung immer das oberste Zuchtziel war. Die Rasse ist seit 1903 anerkannt. 

Rüden sind laut aktuellem Rassestandard 46 bis 51 cm groß, Hündinnen 43 bis 48 cm. Kräftig und kompakt soll der Körperbau sein, mit einer starken Muskulatur, um leistungsfähig, beweglich und ausdauernd arbeiten zu können. Das Fell ist glatt und hat kurze, dichte Unterwolle. Das Haarkleid ist sogar so dicht, dass es praktisch wasserundurchlässig ist. Farblich sind dabei zwei Varianten erlaubt:  Blau (auch blau getüpfelt oder blau gesprenkelt) mit schwarzen, blauen oder lohfarbenen Abzeichen am Kopf und lohfarbenen Beinen, Front und Hals. Oder rot gesprenkelt mit ggf. gleichmäßig verteilten Abzeichen am Kopf. Cattle Dogs werden weiß geboren und bekommen ihre eigentliche Farbe - bis auf die Abzeichen, die von Geburt an vorhanden sind - erst mit einigen Wochen.

Gesundheitlich gilt der Australian Cattle Dog als robust. Er kann allerdings unter anderem von erblicher Erblindung (generalisierte Progressive Retinaatrophie), die sich auch bei alten Hunden noch entwickeln kann, und angeborener Taubheit (kongenitale sensorische Taubheit) betroffen sein.

Der Australian Cattle Dog ist und bleibt in erster Linie ein Arbeitshund mit seinen ursprünglich für das Treiben der Rinderherden notwendigen Anlagen und Eigenschaften. Dazu gehört nicht nur das körperliche Agieren, sondern auch eine territoriale und eine soziale Motivation, die oft auf sein Haus, seinen Garten, seinen Spazierweg, sein Auto und auf seine Familie bezogen sind. Als Anfänger- und Familienhund ist der Australian Cattle Dog insofern nur bedingt geeignet. Zwar ist er durch seine robuste Art auch bei einem höheren Geräuschpegel und kleinen Kindern, die unbewusst auch mal etwas fester ins Fell greifen, geduldig. Jedoch braucht er wegen seiner Reserviertheit Fremden gegenüber und seiner Neigung dazu, die eigene Familie beschützen zu wollen, von Beginn an klare Regeln und Strukturen. Darüber hinaus sollte man sich im Klaren darüber sein, dass einfache Spaziergänge für den Cattle Dog nicht ausreichend sind. Er ist für Sport und verschiedene Beschäftigungsformen zu begeistern. Schön ist, wenn sie mit seiner ursprünglichen Aufgabe zu tun haben, also zum Beispiel Distanztraining (Longieren) oder Treibball. Aber auch Hoopers oder Agility machen vielen Cattle Dogs Spaß, wenn die Belohnung nachher stimmt.

Australian Kelpie

Australian Kelpies kommen mit großer Hitze, großen Schafherden und riesigen Weideflächen zurecht: Die Hütehunde sind bestens an die klimatischen Verhältnisse und ihren ursprünglichen Einsatzbereich in Australien angepasst.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts importierte man kurzhaarige schottische Collies ins Land, aus denen Schaffarmer gezielt Hunde für ihre Arbeit züchteten. Die Hündin „Kelpie“ gewann 1872 das erste australische Sheep Dog Trial. Ihre daraufhin sehr beliebten Welpen nannte man ebenfalls Kelpie und so war schließlich der Name einer neuen Rasse geboren. Zu Beginn wurden vermutlich weitere Hütehundrassen eingekreuzt. Fraglich ist die teilweise geäußerte Vermutung, dass zu Beginn auch Dingos mit Collies gekreuzt wurden. Aufgrund von Notizen und Briefen früherer Züchter sowie jüngerer DNA-Tests ist sie eher unwahrscheinlich.

Kelpies werden 43 bis 51 cm groß und bis zu 20 kg schwer. Sie haben Stehohren und kurzes Fell mit und ohne Unterwolle. Erlaubt sind in der Zucht alle Farben, die geschichtlich gesehen in der Entwicklung vorkamen: schwarz, rot, schokoladenbraun, rauchblau und falbfarben mit oder ohne Loh.

Der Kelpie ist von Natur aus ein echter Workaholic - genau das wurde ursprünglich in der Zucht verstärkt. Man kann ihn als ausgesprochen arbeitswillig bezeichnen, seine Energie ist nahezu unerschöpflich. Bei der Arbeit an den Schafen bringt er eine instinktive Begabung mit. Er arbeitet dann weitgehend selbstständig und ist auch nicht zimperlich, wenn ein Schaf mal etwas widerspenstiger ist. Kelpies gehören zu den wenigen Rassen, die bei der Arbeit auch über den Rücken der Schafe laufen. Mittlerweile muss man allerdings einschränken, dass die Veranlagung für das Treiben und Hüten von Vieh heute eher auf die Variante des „Working Kelpie“ zutrifft. Die Arbeitsleistung steht bei dieser Zuchtlinie, für die es keinen Rassestandard gibt, eher im Vordergrund als das Aussehen.

Trotzdem ist der Australien Kelpie ein Hund, der sowohl körperlich als auch geistig gefordert werden will. Aufgrund seiner ursprünglichen Aufgabe und der dadurch zuweilen sehr ausgeprägten Selbstständigkeit ist er weder ein Hund für Anfänger noch der ideale Hund für Familien mit kleinen Kindern. Der Kelpie ist sehr temperamentvoll, aber auch fein in der Kommunikation. Er liebt aktive, bewegungsfreudige Aufgaben, sollte aber gerade als „Freizeithund“ auch lernen, herunterzufahren.  Sein Einsatzbereich ist aufgrund seiner hohen Motivation riesig: Ob sehr aktive Beschäftigungen wie Agility, Obedience, Longieren, Flyball, Frisbee oder auch konzentrierte Nasenarbeit, zum Beispiel beim Mantrailing oder der Suche nach kleinen Gegenständen - der Kelpie macht auf jeden Fall mit.

Beim Kelpie sind keine typischen erblich bedingten Krankheiten bekannt. Vereinzelt diagnostizierte man eine zerebrale Abiotrophie, eine genetisch bedingte Erkrankung des Kleinhirns. Symptome zeigen sich beispielsweise in Form von Gleichgewichtsstörungen und motorischen Ausfällen.

Australian Shepherd

Der Australian Shepherd (auch Australian Sheep Dog oder Aussie genannt) stammt ursprünglich gar nicht aus Australien, sondern den USA. Baskische Schäfer die im 19. Jahrhundert von Australien nach Nordamerika auswanderten, brachten Merinoschafe mit, die dann den Namen “Australian Sheep“ erhielten. Der einstige “Farm Collie“ eignete sich ideal für die Arbeit an diesen Schafen und wurde daher zum “Australian Shepherd“.

In den 1950er Jahren rückte er bei Rodeovorführungen ins öffentliche Interesse und wurde dann rasch als arbeitsfreudiger Farm- und Hütehund populär.

Bis heute ist der Aussie ein beliebter Begleiter für aktive Menschen. Aber Achtung: Er wird auch immer wieder als Border Collie-Light Variante gehandelt – das ist er definitiv nicht. Seine Ursprünge als Ranch- und Farmhund sind bis heute in ihm verwurzelt – der ausgeprägte Territorialinstinkt ist nach wie vor vorhanden. Er ist also durchaus wachsam und mit Fremden unter Umständen auch erstmal skeptisch. Auch ist er im Kern weitaus nicht so sensibel wie der klassische Border Collie. Schließlich mussten Australian Shepherds mitunter an Rinderherden arbeiten und durften sich von einem Tritt nicht gleich unterkriegen lassen. Dies kann, je nach Lebenssituation, für die Halter eines Aussies ein Vor- oder Nachteil sein.
Auch optisch gibt es keine klaren Unterscheidungskriterien zum Border Collie. Shepherds können mal größer und mal kleiner sein (mittlerweile sind auch sog. „Mini Aussies“ entstanden) und bestehen, wie auch der Border Collie, in unterschiedlichsten Farbvarianten. Am bekanntesten sind aber die Farben Bluemerle und Redmerle.

In der Erziehung sollte man von Anfang an auf eine klare Aufgabenverteilung achten. Eine gute Sozialisierung ist wichtig für seinen Umgang mit Menschen. Vielseitige Beschäftigungen aber auch Geduld um das „Nichtstun“ zu trainieren, sind Voraussetzung für einen ausgeglichenen Australian Shepherd. Weiß er einmal was er zu tun hat und darf bzw. nicht darf, ist er ein idealer Begleiter für aktive Menschen.

Basenji

Der aus der Demokratischen Republik Kongo stammende Basenji ist ein sehr ursprünglicher Hund. Seine Herkunft und Geschichte ist zwar nicht vollständig und offiziell belegt, aber Forscher gehen davon aus, dass seine Wurzeln auf den ägyptischen Tesem zurückgehen.

Denn Abbildungen von Hunden, die dem Basenji sehr ähneln, finden sich bereits auf Abbildungen in über 5000 Jahre alten Grabstätten. Hunde dieses Typus könnten später über Handelsbeziehungen in andere Teile Afrikas gekommen sein.

In den Urwäldern des Kongogebiets lebten die Basenji-Vorfahren, wie viele andere Pariahunde, somit vermutlich bereits seit Jahrtausenden in der Nähe menschlicher Siedlungen, ohne gezielt gezüchtet zu werden, und sorgten fast ausschließlich selbstständig für ihre Nahrung. Den in Zentralafrika lebenden Pygmäen dienten die kleinen, schnellen Hunde als Jagd- und Wachhunde. Auch heute noch treiben die Hunde dort das Wild in dafür aufgespannte Netze. Der Name Basenji geht auf ein Pygmäen-Wort zurück und bedeutet so viel wie „kleines Ding aus dem Busch“.

Um 1870 wurden die Hunde von britischen Kolonialherren entdeckt, die sie „Demokratischen Republik Kongo“ nannten. Die Frau eines britischen Kolonialherren, Olivia Burn, stellte in Europa erste Zuchtbemühungen an. 1930 wurde in Großbritannien ein erster Rassestandard erstellt, 1964 erkannte die FCI den Basenji offiziell als Rasse an. In Deutschland existiert seit 1977 der Basenji Klub Deutschland, die Rasse ist hier bei uns allerdings selten anzutreffen.

Der Basenji ist ein schlanker, sportlicher Hund bei einer Größe von 40 bis 43 cm und einem Gewicht von durchschnittlich 11 kg. Er hat kleine, hoch angesetzte, spitze Stehohren und kurzes, dichtes, glänzendes Fell. Erlaubt sind laut Standard die Farben Schwarz-Weiß, Rot-Weiß, Tricolor (schwarz-weiß-rot) und Brindle (schwarze Streifen auf rotem Fell). Die Schwanzspitze der eingerollt getragenen Rute, die Brust und die Pfoten sollen weiß sein.

Dem Basenji wird nachgesagt, nicht zu bellen wie andere Hunde, sondern Laute von sich zu geben, die einer Mischung aus glucksendem Lachen und Jodeln ähneln. Außerdem zeigt er unter anderem in puncto Eigenständigkeit, Wasserscheue und Reinlichkeit bzw. Putzverhalten ein regelrecht katzenähnliches Verhalten. Eine weitere Besonderheit: Basenji-Hündinnen werden nur einmal jährlich läufig.

Entwicklungsgeschichtlich bedingt ist der Basenji ein sehr selbstständiger Hund, der Fremden gegenüber eher wachsam und reserviert ist. Er ist kein Typ, der seinen Menschen unbedingt gefallen will und macht nichts, worin er keinen Sinn sieht. Da der ursprüngliche Jagdhund immer noch eine ausgeprägte jagdliche Motivation hat, muss er entsprechend körperlich ausgelastet und beschäftigt werden, um keine unerwünschten Verhaltensauffälligkeiten zu zeigen. Also sollten bei Basenji-Besitzern unbedingt ausgedehnte Spaziergänge, aber auch jagdliche Spiele, zum Beispiel mit der Reizangel, auf dem Plan stehen. In Bezug auf die Erziehung und Beziehung sind auf jeden Fall Geduld, Konsequenz, viel Verständnis für seinen Ursprung und klare Regeln und Strukturen notwendig, um diesem besonderen Hund gerecht zu werden.

Gesundheitlich besteht beim Basenji eine Veranlagung für Augenerkrankungen (Progressive Retinaatrophie), Fanconi-Anämie oder Pyruvatkinase Defizienz (Stoffwechselerkrankung).

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Basset Hound

Der Basset Hound entstammt einer Kreuzung der „niederläufigen“ französischen Jagdhunde und wurde gegen Ende des 19. Jh. in England gezüchtet.

Der Begriff „Basset“ kommt aus dem Französischen („bas“ = niedrig). Andere, leider weniger bekanntere, Bassetarten sind z.B. der „Basset Artesien Normand“ oder der „Basset fauve de Bretagne“.

Oft werden Basset Hounds auch als Hush Puppies bezeichnet. Diese Bezeichnung haben sie einer Schuhfirma zu verdanken, die in den 50er Jahren boomte. Aufgrund der Bequemlichkeit der Schuhe wurde der Basset Hound zum Markensymbol und blieb bis heute erhalten.

Der Basset Hound gehört zur Jagdhunde-Gruppe der sog. „Meutejäger“. Diese sollten in einer großen Gruppe Wild hinterherjagen und deshalb untereinander möglichst verträglich sein. Dies spricht bis heute für eine hohe soziale Verträglichkeit unter Artgenossen. Schließlich konnte sich keiner dieser Hunde erlauben erst untereinander zu klären, wem die Beute gehörte. Im Zusammenleben mit dem Menschen bedeutet dies allerdings auch, dass es häufig viel Training, Geduld und Konsequenz erfordert mit einem Basset Hound zusammenzuleben. Denn ein gewisses Maß an Selbständigkeit und Unabhängigkeit schlummert in ihnen allen und bedarf manchmal hoher Überzeugungskraft des Menschen.

Insgesamt war der Basset einst ein arbeitsfreudiger Hund mit hoher Ausdauer und einer hervorragenden Nase, so wurde er jagdlich auch oft als Schweißhund eingesetzt. Er sollte angeschossenes Wild aufspüren. Von diesem Bild ist leider wenig übrig geblieben, wenn man sich die heutigen Ergebnisse der „modernen Rassehundezucht“ vor Augen führt: Viel zu kurze krumme Beine, übertriebene Faltenbildung, viel zu lange Ohren, zu schwere Lefzen die Hängelider hervorrufen, sodass die Tiere neben Augenentzündungen nicht mehr richtig sehen können. Ein Körper mit einer Größe von 33 -38 cm soll also ein Durchschnittsgewicht von 25 kg tragen…

Die einstige Aufgabe des Hasenjägers ist also wirklich nur noch schwer vorstellbar. Zumeist sehen wir behäbige Hunde die zwar gelassen wirken, jedoch natürlich oft auch durch ihren körperlichen Zustand massiv beeinträchtigt sind. Körperliche Auslastung im eigentlichen Sinne ist also nur bedingt möglich, vielmehr gilt es einen Basset Hound durch viel geistige Beschäftigung wie Nasenarbeit auszulasten.

Beagle

Als eine der ältesten Laufhunderassen wurde dieser Hund hauptsächlich vom Jäger zu Fuß und in der Meute auf Hasen und Kaninchen eingesetzt.

Der Spezialist für die Treibjagd in der Meute auf Feldhasen und Wildkaninchen wurde früher auch als „Treibhund der armen Leute“ bezeichnet. Diesen Namenszusatz erhielt der Beagle dadurch, dass er im Gegensatz zu den Foxhounds nicht zu Pferd, sondern zu Fuß geführt wurde.

Die Wurzeln des Beagle werden in der Normandie vermutet. Die normannische Familie Talbot hat weiße Hubertushunde im Heer Wilhelms des Eroberers 1066 nach England gebracht. Daher nannte man die Hunde auch Talbots und dann 600 Jahre später Northern Hounds oder Norman Hounds. Um 1400 fanden die Briten während des Hundertjährigen Kriegs im Süden Frankreichs weitere bis dahin unbekannte Hunderassen, die später als Southern Hounds bezeichnet wurden: Mittelgroß, bunt gescheckt und gesprenkelt gingen die Hunde mit tiefem Spurlaut unermüdlich ihrer Jagdleidenschaft nach und konnten auch den feinsten Fährten noch nach langer Zeit folgen. Man geht davon aus, dass der Ursprung der heutigen Hunderassen der Hounds sowohl auf die Northern Hounds als auch auf die Southern Hounds zurückgeht.

1615 findet man erstmalig in England in einer Beschreibung aller wichtigen Jagdhunderassen den „little Beagle“. Damals bezeichnete man die Form der Hundejagd in einer Meute auch als „beagling". Aber erst seit 1890 existiert der Beagle offiziell als eigenständige Hunderasse.

Heute ist der Beagle zwischen 33 und 40 cm groß und bis zu 18 kg schwer. Er hat kurzes, dichtes Fell in folgenden Farbvarianten: zweifarbig braun-weiß, rot-weiß, zitronengelb-weiß oder dreifarbig schwarz/braun/weiß. Der Körperbau ist im Idealfall quadratisch, kräftig, muskulös, aber nicht dick. Der Kopf ist mäßig lang mit ausgeprägtem Stop. Die tief angesetzten Ohren sind lang und am Ende abgerundet.

Viele seiner Eigenschaften gehen auf den ursprünglichen Einsatz des Beagle als Meutejäger zurück: Er hat eine sehr geringe soziale Motivation, da es ihm durch den Einsatz in der Meute egal sein musste, mit wem er jagt. Auch durfte es keine Streitereien um Beute geben. Insofern ist es dem Beagle sozusagen „egal“ mit wem er zusammen lebt - was unter anderem leider dazu führt, dass er häufig als Laborhund eingesetzt wird, denn so man kann ihn problemlos immer wieder mit anderen Beagle vergesellschaften. Außerdem musste der Beagle in der Meute sehr selbständig und ohne Anleitung durch den Menschen arbeiten. Beim Training des Beagle sollte man also darauf achten, dass er sich sehr am Menschen orientieren muss, um an sein Ziel zu kommen und dadurch sein Jagdverhalten in geordnete Bahnen zu lenken. Für ihn sinnvolle Beschäftigungsformen wie Fährtenarbeit oder Mantrailing bieten sich dabei an.

Bearded Collie

Der Bearded Collie ist ein Hütehund, der ursprünglich aus dem schottischen Hochland kommt. Aufgrund der dort herrschenden extremen Wetterbedingungen wurde ein robuster Hund mit dichtem Fell gebraucht, welcher für komplexe Hüteaufgaben wie das eigenständige Treiben von Herden aus den Bergen eingesetzt wurde.

Er ist ein mittelgroßer Hund mit langem harten Deckhaar und weicher dichter Unterwolle in Farbschattierungen von Schwarz, Blau, Grau und Braun. Weiße Abzeichen an den Pfoten, im Gesicht als Blesse, als Halskrause und an der Rutenspitze sind erlaubt. Seinen Namen Bearded (bärtiger) Collie hat er von seinem Bart. Das Fell benötigt regelmäßig Pflege, alle zwei Wochen sollte es daher gebürstet werden.

Der Bearded Collie hat ein lebhaftes, aber dennoch ausgeglichenes Temperament. Er ist unternehmungslustig und lässt sich auf jede Aktivität mit seinem Menschen ein. Sehr häufig wird die Freude über gemeinsame Unternehmungen in lautstarkem Gebell ausgedrückt. Der sensible Bearded Collie achtet sehr auf seine Menschen und ist bei ausreichend Beschäftigung als Familienhund sehr gut geeignet. Gerade die große Sensibilität führt allerdings manchmal auch dazu, dass der Bearded Collie stark geräuschempfindlich ist. Auch für sportlich aktive Menschen ist der Bearded Collie ein idealer Begleiter, da er aktiv und ausdauernd ist, und somit sowohl an langen ausgedehnten Spaziergängen wie auch an gemeinsamen sportlichen Aktivitäten wie z.B. dem Canicross oder Agility Spaß hat.

Berger des Pyreneés

„Der Berger des Pyrénées ist ein Hund, der bei einem Minimum an Größe und Gewicht ein Maximum an Energie besitzt“, so formuliert kurz und prägnant der Club Berger des Pyrénées die Kerneigenschaften der Pyrenäen-Hütehunde.

Es gibt zwei Rassen dieser sehr ursprünglichen Arbeitshunde: Den langhaarigen Berger des Pyrénées „à poil long“ (französisch: „mit langem Haar“) und den kurzhaarigen „Face rase“ (französisch: „mit rasiertem Gesicht), der vor allem im Gesicht, aber auch am Körper kürzeres Fell hat.

Der langhaarige Pyrenäen-Hütehund ist etwas kleiner (42 bis 46 cm) als sein kurzhaariger Bruder. Bis vor einigen Jahrzehnten bestand seine Aufgabe darin, im Hochgebirge Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde zu hüten und zu treiben. Über Jahrhunderte hinweg haben sich Hunde entwickelt, die robust, agil und wendig waren und auch im zerklüfteten Hochgebirge trittsicher und selbstständig mit dem Schäfer zusammenarbeiteten. Durch die dichte Unterwolle bildeten sich im Fell Zotteln, die dem Hund im Hochgebirge als Wetterschutz dienten und als „Cadenettes“ bezeichnet werden.

Der „Face rase“ ist etwas größer (44 bis 50 cm) und stammt aus den vorgelagerten Landschaften der Pyrenäen. Dort mussten die Hunde etwas kräftiger sein, um mit großen Herden zu arbeiten. Sie wurden vor allem zum Viehtrieb eingesetzt.

Um die typischen Eigenschaften zu erhalten, wird bei beiden Rassen das instinktive Verhalten an den Schafen zur Zuchtzulassung überprüft. Mittlerweile werden sie zwar seltener als Hütehunde eingesetzt, sind aber als Familienhunde immer beliebter. Umso wichtiger ist es, die selbstständigen Arbeitshunde körperlich und geistig auszulasten, sonst wachsen einem ihre Schnelligkeit, Ausdauer und ihr Durchsetzungsvermögen schnell über den Kopf. Fehlt der richtige „Job“, wird der Pyrenäen-Hütehund sich seine Beschäftigung suchen, die dann selten im Sinne seines Besitzers ist… Ob Apportieren, Agility, Treibball oder Longieren - der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, um seinen Arbeitseifer sinnvoll zu nutzen. Konsequenz und Strukturen im Alltag sind zusätzlich wichtig, um zu verhindern, dass er das Gefühl bekommt, zu viel Verantwortung für seine Familie übernehmen zu müssen. Der Fremden gegenüber sowieso schon zurückhaltende Berger wird sonst schnell zum ungemütlichen Wächter der Familie.

Die Pyrenäen-Hütehunde sind robust, werden selten krank und erreichen daher häufig ein Alter von dreizehn und mehr Jahren. Die Fellpflege ist beim Langhaar etwas aufwendiger als beim Kurzhaar. Verfilzungen hinter den Ohren und an den Ellenbogen sollten regelmäßig ausgebürstet werden. Traditionell wird der Pyrenäen-Hütehund einmal im Jahr kräftig ausgekämmt. Um die Hunde an die Fellpflege zu gewöhnen, sollte man aber unbedingt bereits ab dem Welpenalter täglich behutsam mit Kamm und Bürste arbeiten.

Berner Sennenhund

Ihren Ursprung hat die Rasse, wie der Name schon sagt, im Kanton Bern in der Schweiz.

Der Berner Sennenhund – oder früher auch nach dem Weiler und Gasthaus Dürrbach „Dürrbachler“ genannt – wurde in den Voralpengebieten und der Umgebung von Bern auf Bauernhöfen als Wach-, Zug- und Treibhund eingesetzt. Dazu brauchte man einen robusten und wachsamen Hund, zu dessen Vorfahren vermutlich Mastiffs, Bernhardiner, Neufundländer und Schäferhunde zählten. 1902 zeigte man den Berner erstmals auf einer Ausstellung. 1907 schlossen sich einige Züchter zusammen, gründeten einen Verein und legten die Rassestandards für den Berner Sennenhund fest.

Sein Fell ist mittellang bis lang, glatt bis leicht gewellt, mit Unterwolle. Die Grundfarbe ist schwarz mit braunroten Abzeichen an Kopf, Brust und Beinen. Der Berner trägt eine weiße Blesse auf der Stirn. Rutenspitze, Zehen, Brust und Teile des Fangs sind ebenfalls weiß.

Der Berner Sennenhund ist gutmütig und gelassen, als ehemaliger Hofhund ist er aber auch wachsam und selbstbewusst. Seinen eigenen Garten bewacht er gern, wenn er die Gelegenheit dazu sieht. Eine klare Aufgabenverteilung in seinem „Rudel“ ist daher von Anfang an wichtig. Aufgrund seiner hohen Reizschwelle ist er als Familienhund gut geeignet. Mit Kindern lebt er meist problemlos und harmonisch zusammen.

Obwohl sein äußeres Erscheinungsbild eher auf einen durchweg ruhigen Zeitgenossen schließen lässt, ist der Berner durchaus auch aktiv und arbeitswillig, wenn er einen Sinn in der Beschäftigung sieht. Seinem ursprünglichen Einsatzbereich gemäß kann man ihn beispielsweise mit Zughundesport auslasten. Aber er liebt auch lange Spaziergänge und Wanderungen – besonders bei Schnee und Kälte.

Die Lebenserwartung des Berner Sennenhunds ist leider eher gering. Gesundheitliche Aspekte wie Krebs, Nieren- und Gelenkprobleme verkürzen sein Leben häufig und beschränken das Durchschnittsalter auf acht bis zehn Jahre. Es ist daher ratsam, bei der Auswahl des Hundes beziehungsweise der Elterntiere auf Gesundheit und eventuelle erbliche bedingte Dispositionen zu achten.

Bernhardiner

Augustiner-Mönche gründeten im 11. Jahrhundert ein Hospiz auf der Passhöhe des Großen St. Bernhard (2469 m). Es diente Reisenden und Pilgern als Zuflucht. 

Vermutlich ab Mitte des 17. Jahrhunderts hielten die Mönche dort große Berghunde, die als Schutz- und Wachhunde, aber auch als Lawinen- und Bergführerhunde eingesetzt wurden. Die Hunde stammten aus der Umgebung und waren die Vorfahren der heutigen Sennenhunde, welche wiederum Nachkommen der römischen Molosser waren, die vor etwa 2000 Jahren mit römischen Truppen in die Alpenregion kamen.

Erstmals bekannt wurde der „St. Bernhardshund“ durch den legendären Lawinenhund Barry, der von 1800 bis 1812 bei den Mönchen gelebt hat und als Lawinenhund mindestens 40 Menschen gerettet haben soll. Die frühen St. Bernhardshunde hatten mit den heutigen Bernhardinern äußerlich kaum Ähnlichkeit. Weder von der Größe – sie waren viel kleiner und leichter – noch von den Farben her entsprachen sie den heutigen Hunden. Das Aussehen vereinheitlichte sich allmählich im 19. Jahrhundert. Zur Kurzhaarvariante kam die für die Arbeit auf dem Pass ungeeignete Langhaarvariante hinzu. Vielerorts gebrauchte man die Bernhardiner in der Schweiz schließlich auch als Hirten- und Bauernhunde. Der Schweizer Standard wurde 1887 allgemein anerkannt. Er gilt seither als Schweizer Nationalhund.

Züchterische Entwicklung: Aus dem agilen Rettungshund wurde ein behäbiger Koloss

Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Bernhardiner viel leichter und kleiner als heute. Der Ur-Bernhardiner wog nicht mehr als 40 bis 50 Kilogramm. Aus den widerstandsfähigen, im Hochgebirge der Alpen arbeitenden Hunden wurden regelrechte Kolosse. Der Bernhardiner zählt heute zu den schwersten Hunderassen. Als Rettungshund ist er seit Jahrzehnten nicht mehr geeignet und die Anzeichen von Qualzucht sind in einigen Zuchtlinien unübersehbar. Gegen die Fehlentwicklung in der Zucht haben sich einige Rassefans inzwischen engagiert. Das macht zumindest ein wenig Hoffnung für die Zukunft dieser Hunderasse.

Laut aktuellem Rassestandard werden Hündinnen mindestens 65 cm und höchstens 80 cm groß sowie Rüden mindestens 70 cm und höchstens 90 cm.  Das Fell ist stock- oder langhaarig mit reichlich Unterwolle in weiß mit rotbraun oder rotbraun mit weiß in verschiedenen Abstufungen. An Brust, Pfoten, Nase, Hals und Rutenspitze sollten weiße Abzeichen sein. Eine weiße Halskrause und eine symmetrische dunkle Maske sind gewünscht.

Kinderlieber Beschützer

Eine ausgeprägte soziale und territoriale Motivation ist den meisten Bernhardinern in die Wiege gelegt. Schaut man sich die beschriebene Geschichte als Rettungs-, Hof- und Wachhunde an, ist das auch nicht verwunderlich.

Gegenüber seiner Familie ist der Bernhardiner sanftmütig, liebevoll und anhänglich, vor allem bei den Kindern. Er liebt den engen Kontakt zu seinen Menschen. Die Kehrseite ist allerdings, dass er häufig auch sehr eigenständig und selbstständig ist sowie ein ausgeprägtes beschützendes Verhalten in Bezug auf seine Familie zeigt. Diese und sein Territorium verteidigt er gegebenenfalls ohne Kompromisse und äußerst wirkungsvoll - wenn man ihn machen lässt.

Für Halterinnen und Halter eines Berhardinerwelpen ist es daher sinnvoll, bereits vor dem Einzug Kontakt zu einer Hundeschule aufzunehmen. Diese kann umfassend darüber informieren, wie man dem Bernhardiner von Beginn an territoriale Verantwortung abnimmt und unterstützt in einem Welpenkurs bei der wichtigen Sozialisierung der großen Hunde. Und auch das Thema artgerechte und rassespezifische Auslastung wird hier auf den Plan kommen. Vor allem im Winter ist der Bernhardiner zu langen Spaziergängen, Mantrailing, Fährtenarbeit und auch Zughundesport aufgelegt. Schon bei etwas wärmeren Temperaturen muss man es mit dem Bernhardiner allerdings langsam angehen lassen.

Großer Hund mit großen gesundheitlichen Problemen

Das Hauptproblem des Bernhardiners ist die extreme Größe. Die Welpen und Junghunde wachsen häufig zu schnell heran, was eine Herausforderung für den ganzen Körper darstellt. Auch die Köpfe wurden teilweise ungesund groß gezüchtet. Das kann schon bei der Geburt zu Problemen führen. Das Ektropium (Hängeauge oder Hängelid) ist bei großen Köpfen ein weit verbreitetes Problem, das besonderer Pflege bedarf und die Augen im schlimmsten Fall nachhaltig schädigen kann. Die Tiermedizinische Hochschule Hannover zählt den Bernhardiner zu den Rassen, bei denen gehäuft Epilepsie vorkommt. Bernhardiner sind außerdem – wie viele große Rassen – von Hüftgelenksdysplasie, Osteosarkomen (Knochenkrebs) und anderen Krankheiten des Skelettes betroffen. Auch Magendrehungen kommen oft vor.

Insgesamt hat der Bernhardiner eine geringe Lebenserwartung. 30 Prozent der Hunde sterben vor dem Alter von fünf Jahren, 52 Prozent vor dem Alter von acht Jahren, und 74 Prozent werden keine zehn Jahre alt.

Die Legende mit dem Fässchen

Viele assoziieren mit dem Bernhardiner einen Lawinenhund in den Schweizer Alpen, der ein Fässchen mit Schnaps oder Rum um den Hals trägt. Das ist allerdings eine Legende. Es handelt sich dabei um einen Marketinggag der Werbewirtschaft. Trotzdem hat auch „Barry“ im Naturhistorischen Museum in Bern ein Schnapsfass um den Hals gebunden.

Zur Berühmtheit der Rasse trug auch die Komödie „Ein Hund namens Beethoven“ aus dem Jahr 1992 bei, in der ein Bernhardiner das Leben einer Familie vollkommen auf den Kopf stellt und sich ständig neuen, lustigen Blödsinn einfallen lässt.

Bordeaux Dogge

„Stämmig, athletisch, imposant und sehr Respekt einflößend“, so beschreibt der VDH das Äußere der Bordeauxdogge, welches perfekt auf die ursprüngliche Aufgabe ihrer Vorfahren ausgelegt ist.

Die „Dogue de Bordeaux“ ist eine der ältesten Hunderassen Frankreichs. Zu ihren Ahnen gehören die zur Wildschweinjagd eingesetzten Saupacker und die Bärenbeißer des 14. Jahrhunderts, welche wiederum auf kampfstarke Molosser der Kelten zurückgeführt werden. Ursprünglich wurden diese Hunde auf Schärfe und Kampfbereitschaft hin gezüchtet. Mit ihrer unglaublichen Kraft mussten sie auch in der Arena gegen viel größere Tiere wie Bären und Bullen antreten. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts traf man sie fast nur noch im südfranzösischen Aquitanien an, wo sie zur Großwildjagd und zum Schutz von Haus und Hof, vor allem vor Wölfen, eingesetzt wurden. Außerdem dienten sie den Schlachtknechten als Gehilfen. 1863 wurde die Bordeauxdogge auf der ersten französischen Hundeausstellung in Paris bereits unter ihrer heutigen Bezeichnung vorgestellt. 1896 erstellte Pierre Megnin einen ersten Rassestandard. An der Entstehung der Bordeauxdogge, wie wir sie heute kennen, waren drei verschiedene Typen aus Toulouse, Paris und Bordeaux beteiligt. Unter den beiden Weltkriegen hatte die Rasse extrem zu leiden - nach dem Zweiten Weltkrieg war sie sogar vom Aussterben bedroht. In den 1960er Jahren gab es dann einen Aufschwung für die Bordeauxdogge. 1971 erstellte Raymond Triquet in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt Maurice Luquet einen neuen Rassestandard, auf den der aktuelle Standard von 1993 in großen Teilen zurückgeht.

Durch den Film „Scott & Huutsch“ von 1989, in dem eine stürmische Bordeauxdogge das Leben eines akkuraten Polizisten (Tom Hanks) auf den Kopf stellt, wird die Rasse schließlich international bekannt. Heute stehen bei der Zucht eher die Eigenschaften Friedfertigkeit und Anhänglichkeit im Vordergrund. In einigen deutschen Bundesländern zählen Bordeauxdoggen trotzdem zu den Listenhunden.

Charakteristisch ist der breite, mächtige Kopf und der kräftige Knochenbau des insgesamt sehr muskulösen Körpers. Hündinnen werden 58 bis 66 cm groß, Rüden 60 bis 68 cm. Im Standard ist bei dieser Rasse ein Mindestgewicht von 45 kg bzw. 55 kg angegeben. Das pflegeleichte Fell der Bordeauxdogge ist dünn, kurz und weich. Farblich kommen alle Abstufungen der Falbfarbe von mahagoni- bis isabellfarbig mit kleinen weißen Abzeichen im Bereich der Brust vor. Es sind Hunde mit schwarzer oder brauner Maske sowie Hunde ohne Maske erlaubt.

Die hohe Reizschwelle der Bordeauxdogge mit einer schier endlosen Geduld lässt sie sehr souverän wirken. Aufgrund ihres genetischen Erbes ist die Hunderasse aber sehr territorial motiviert, noch dazu eigenständig und selbstbewusst. Sie ist zwar nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, aber wird im Ernstfall dazu neigen, Haus und Herrn zu verteidigen. Daher ist die Bordeauxdogge nur für Halter geeignet, die sich intensiv mit ihren rassespezifischen Eigenschaften beschäftigt haben, und sie - wenn möglich - von Welpe an konsequent und mit für sie sinnvollen Aufgaben erziehen und beschäftigen.

Die Bordeauxdogge wird nicht im Agilitykurs und nicht beim Rally Obedience glänzen und auch von gemeinsamen Fahrradtouren sollte man aufgrund des hohen Gewichts und einer ungemäß hohen Belastung der Gelenke absehen. Aber mit kleinen Such- und Apportieraufgaben, bei denen der kräftige Hund auch mal vollen Körpereinsatz zeigen darf, und zum Beispiel alte Autoreifen oder dicke Äste zur Seite ziehen muss, bevor er an das Objekt der Begierde kommt, ist man bei der Bordeauxdogge an der richtigen Stelle.

Wie viele große Rassen neigt die Bordeauxdogge zu Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasie und Osteochondrosis dissecans (Entwicklungsstörung des Skeletts, kurz OCD) an der Schulter. Häufig haben die Hunde auch Probleme mit dem Herzen sowie Allergie- und Hautprobleme. Gerade aufgrund der starken Faltenbildung im Bereich der Lefzen ist die Bordeauxdogge dort anfällig für eine Hautfaltenentzündung. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt leider bei nur 6 bis 8 Jahren.

Border Collie

Der Border Collie ist ein Hütehund mit außergewöhnlichem Arbeitseifer und erstaunlicher Leistungsbereitschaft. Der Ursprung dieser sehr alten Rasse ist das Grenzgebiet zwischen England und Schottland. 

Schottischer Hütehund mit Hang zum Perfektionisten und Workaholic

Auf dieses Gebiet geht auch der Name der Rasse zurück: „border“ = „Grenze“, der seit etwa 1910 verwendet wird. Bei der Betrachtung der Entwicklung der Rasse wird häufig auf die erste exakte Beschreibung des Border Collies verwiesen, die schon 1576 vom Leibarzt der Königin Elizabeth I. verfasst wurde: „Sobald dieser Hund die Stimme seines Herrn [...] wahrnimmt, bringt er die umherirrenden Schafe an eben jenen Ort, den sein Meister wünscht, so dass der Schäfer mit nur wenig Arbeit und Mühe, ohne Beanspruchung seiner Füße, seine Herde beherrschen und leiten kann“. Mit umfangreichen Schafimporten gelangten die aktiven Hütehunde im 18. Jahrhundert nach Schottland. Dort begann die Rassezucht dieser Hunde, die ausschließlich die Leistungsfähigkeit und den Arbeitswillen der Zuchthunde in den Mittelpunkt stellte.  Die FCI erkennt den Border Collie seit 1976 an. Seit den 1970er Jahren gibt es in Deutschland offiziell Border Collies, 1978 wurde der erste Border Collie ins Zuchtbuch des Clubs für Britische Hütehunde eingetragen.

Körperlich auf die Arbeit ausgelegt

Rüden werden bis zu 53 cm groß, Hündinnen sind in der Regel etwas kleiner. Der Border Collie hat einen sportlichen, geradezu athletischen Körperbau. Seine Bewegungen sind fließend, schnell und geradezu lautlos. Es wurde züchterisch verstärkt, dass die Hunde ihre Pfoten im Laufen nur kurz anheben, um das für die Arbeit an den Schafen wichtige Anschleichen und die extrem schnellen Bewegungen zu ermöglichen. Es gibt zwei Fellvarianten: mäßig langes Fell und kurzes Fell. Hunde beider Varianten haben dichtes Deckhaar und weiche, dichte Unterwolle, die das Fell wetterfest machen. Border Collies gibt es in vielen unterschiedlichen Farben. Weiß sollte aus gesundheitlichen Gründen allerdings nie den größten Farbanteil ausmachen.

Für die Hütearbeit ein Segen, im Alltag ein Fluch?

Die hohe Leistungsfähigkeit, der Arbeitswille, die Sensibilität und die Intelligenz sind für den Schäfer und die Arbeit, für die er den Border Collie einsetzt, ein riesengroßer Vorteil und eine große Unterstützung. Für den „privaten“ Hundemenschen können diese über Jahrhunderte hinweg geformten und geförderten Verhaltensweisen jedoch eine ständige Herausforderung sein. Wird ein Border Collie nicht als Hütehund eingesetzt, muss er selbstverständlich alternativ trainiert und beschäftigt werden - und das sein Leben lang, also etwa 15 Jahre. Wer den Border Collie nicht geistig und körperlich auslastet, kassiert schnell die Quittung, beispielsweise in Form von destruktivem Verhalten, Aggression und fehlgeleitetem Jagd- und Hüteverhalten in Bezug auf Jogger, Fahrräder, Autos oder Kinder. Das kann nicht nur anstrengend und unangenehm, sondern sogar sehr gefährlich werden. Insofern ist es wichtig, sich vor einer Anschaffung mit den Besonderheiten und Ansprüchen der Rasse vertraut zu machen.

Border Collies sind Sportskanonen und lieben verständlicherweise aktive Beschäftigungen wie Agility, Dog Frisbee oder am Fahrrad zu laufen. Fast noch wichtiger ist es allerdings, den intelligenten Hund geistig auszulasten und von Welpe an zu trainieren, dass das Energiepaket auch mal zur Ruhe kommt. Den Border Collie regelmäßig körperlich auszupowern ist also absolut wichtig, aber bitte unbedingt so komplex (also mit schwierigen Aufgaben verbunden), dass er im Anschluss auch vom Kopf her müde ist. Distanztraining/Longieren, Hoopers Agility, Mantrailing, komplexes Apportieren, Suche nach kleinen Gegenständen und sämtliche Formen der Nasenarbeit bieten sich hier an. Ergänzend sind Abschalttraining (es passiert einfach mal nichts) und Impulskontrolle (der Hund kann bewegliche Reize aushalten und fährt nicht sofort hoch) unglaublich wichtig und sollten einen großen Teil des Trainings ausmachen.

Rassetypische Erkrankungen und Pflege

Collietypisch tritt beim Border Collie der MDR1-Defekt gehäuft auf. Dabei handelt es sich um eine Überempfindlichkeit gegenüber mehreren Arzneistoffen. Außerdem ist die Rasse ist von der Collie Eye Anomaly (CEA), einer vererbbaren Augenerkrankung, betroffen. Um zu Zuchtzwecken eingesetzt zu werden, sollen im Vorfeld verschiedene Tests gemacht werden, um rassetypische Erbkrankheiten auszuschließen. Es existieren Tests auf Collie Eye Anomaly, auf die unheilbare tödliche Stoffwechselerkrankung Canine Ceroid-Lipofuszinose (CL), und auf die Knochenmarkserkrankung Trapped Neutrophil Syndrome (TNS).

Werden zwei Hunde verpaart, bei denen das Merle-Gen vorhanden ist, treten bei den Welpen häufig angeborene Defekte wie Taubheit und Blindheit auf. Aus gutem Grund ist diese Zuchtvariante, die nur als Qualzucht bezeichnet werden kann, in Deutschland daher verboten. Übrigens sind nicht alle Merle Varianten anhand der Fellzeichnung erkennbar. Hier hilft dann nur ein Gentest, um herauszufinden, ob ein Merle-Faktor vorliegt oder nicht.

Die Pflege des Border Collies ist nicht besonders aufwändig – kommt aber natürlich zeitlich noch zu dem Punkt Erziehung und Auslastung hinzu. Das Fell muss regelmäßig gebürstet werden, um Verfilzungen zu vermeiden. Insbesondere bei Border Collies mit mäßig langem Fell können diese ansonsten entstehen. 

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Border Terrier

Der Border Terrier ist von der Nase bis zur Rutenspitze hundertprozentig auf das eingestellt, wofür er ursprünglich in seinem Heimatland gezüchtet wurde: die Jagd auf Füchse, Otter und Dachse.

Im schottisch-englischen Grenzgebiet (engl. „border“) existierten seit dem späten 18. Jahrhundert kleine, robuste und laufstarke Terrier, die die Jäger zu Pferd und deren Foxhound-Meuten auf langen Strecken begleiten konnten. Ihr Job war es dabei, Füchsen und Dachsen, die in einen Bau flüchten konnten, zu folgen, sie zu stellen und wieder ans Tageslicht zu treiben. Für diesen Einsatz durften sie nicht zu groß sein, vor keinem Feind zurückschrecken, mussten selbstständig und selbstbewusst agieren und natürlich auch mal einen Gegenangriff einstecken können. Alles in allem also nichts für Angsthasen. Erst viel später, im Jahr 1920, wurde der Border Terrier im britischen Kennel Club offiziell eingetragen und ein einheitlicher Rassestandard begründet.

Äußerlich wirkt das kleine Jagdpaket fast unscheinbar - wer die Rasse nicht kennt, hält ihn oft für einen Mischling. Denn „Schönheit“ im klassischen Sinne war bei diesen Hunden völlig unwichtig. Körperbau und Fell mussten vielmehr den Anforderungen beim jagdlichen Einsatz gerecht werden.

Mit einer Schulterhöhe zwischen etwa 32 und 36 cm bringt ein Rüde 5,9 bis 7,1 kg und eine Hündin 5,1 bis 6,4 kg Gewicht mit sich. Unter dem drahtigen Deckhaar verbirgt sich dichte, weiche Unterwolle. Damit ist der Border Terrier bestens bei jeder Witterung und auch im Wasser geschützt. Das Fell benötigt nur wenig Pflege, lose Haare werden gelegentlich ausgezupft. Mögliche Fellfarben sind Rot, weizenfarben, „grizzle and tan“ und „blue and tan“. Die Kopfform des Border Terriers wird immer mit der eines Otters verglichen - ein breiter Schädel mit einem kurzen Fang und einem schwarzen Nasenschwamm. Die V-förmigen Ohren hängen bis zur Wange herab. Seine hohen, schlanken Beine erlauben es ihm, auch längere Distanzen in einem flotten Tempo zurückzulegen. Der Brustkorb ist nicht zu breit, damit er auch gut in die Raubwildbauten eindringen kann.

Wen wundert es nun noch, dass der Border Terrier kein Hund für Liebhaber kurzer, entspannter Spaziergänge ist? Der robuste Naturbursche wird in Großbritannien weiterhin hauptsächlich jagdlich geführt, wird aber auch als Begleiter sportlicher Menschen und vor allem bei Reitern immer beliebter. Und bei diesen ist er tatsächlich bestens aufgehoben, da der Border Terrier bei ausreichender körperlicher und geistiger Auslastung (gern auch alternativer jagdlicher Beschäftigung mit seinem Menschen) auch zufrieden und entspannt ist.

Als Hund für Hundeanfänger oder Familien mit kleinen Kindern ist er aber sicherlich nicht geeignet. Denn wer sich allein im Bau gegen ein Raubtier behaupten muss, neigt dazu, sehr selbstständig zu sein und bei allem - zum Beispiel auch bei unerwünschten Jagdausflügen - einen langen Atem zu haben. Insofern muss der Border Terrier von Beginn an für ihn sinnvolle Regeln bekommen und konsequent erzogen werden. Dadurch, dass der Border Terrier auch mit der Meute verträglich sein musste, wurde bei der Zucht natürlich sehr auf diesen Aspekt geachtet. Insofern ist er im Normalfall sehr unkompliziert mit Artgenossen und für erfahrene Hundehalter auch gut als „Zweithund“ geeignet.

Bouvier des Flandres

Der Rassetyp dieses belgischen Treibhundes ist vermutlich bereits mehrere Jahrhunderte alt.

Als Vorfahren werden Mastiffs vermutet, die während des niederländischen Unabhängigkeitskrieges im 16. Jahrhundert von Spaniern oder Franzosen dort zurück gelassen wurden. In Flandern wurde der Bouvier als Arbeitshund auf den Höfen und in der Landwirtschaft eingesetzt und hatte vielfältige Aufgaben. Er war vor allem Treibhund und Bewacher für großes Vieh und Pferde. Dabei musste er souverän und mutig agieren, Ruhe bewahren, aber - wenn es darauf ankam - blitzschnell und selbstständig reagieren, um die Herde im Zaum zu halten. Vor allem musste er natürlich auch hart im Nehmen sein und durfte sich durch die großen Tiere nicht beeindrucken lassen. Selbst dann nicht, wenn er mal einen Tritt oder Schubs abbekam. Der Bouvier wurde auch als Pferd des armen Bauern bezeichnet, da er zusätzlich als Zughund arbeitete und Milch- und Käsewagen zum Markt zog. Als „Treidelhund“ zog er außerdem vom Ufer aus (auf dem sog. „Treidelpfad“) Kähne auf den Kanälen. Da wird deutlich, welche enorme Zugkraft ein Bouvier hat. Er kann teilweise das Achtfache seines Körpergewichts ziehen. Später wurde die Rasse auch als Schutz-, Polizei- und Militärhund eingesetzt. Nach dem ersten Weltkrieg war der Bouvier so gut wie ausgestorben. 1922 gründete man in Gent den „Club national du belge“, der den Rassestandard für den Bouvier festlegte. Aus wenigen noch existierenden Hunden des Typs wurde die Rasse zurückgezüchtet.

Der Körper des Bouviers wirkt kompakt, nahezu quadratisch und dadurch etwas gedrungen. Hündinnen werden 59 bis 65 cm hoch und 27 bis 35 kg schwer, Rüden erreichen eine Größe von 62 bis 68 cm bei einem Gewicht von 35 bis 40 kg. Das lange, rauhaarige Fell ist dunkel bis grau, oft schwarz gestromt. Das raue Deckhaar bildet zusammen mit der dichten Unterwolle einen Schutz vor dem abwechslungsreichen Klima seines Herkunftslandes. Es muss am besten täglich gebürstet und alle drei Monate getrimmt werden. Im Bereich des Fangs trägt er einen rassetypischen Schnauzbart. Die Ohren sind hängend und mittellang, leicht abstehend. Früher wurden Ohren und Rute kupiert, was mittlerweile in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern verboten ist.

Körperlich wie gesundheitlich ist der Bouvier relativ robust. Es können allerdings erblich bedingte Augenkrankheiten auftreten. Wie bei vielen großen Hunderassen können auch Hüftgelenksdysplasien vorkommen. Daher ist es wie immer wichtig, bei der Zucht und beim Kauf auf gesunde Elterntiere zu achten.

Der Bouvier ist seinen eigenen Menschen gegenüber sehr loyal und anhänglich. Aufgrund seiner früheren Aufgaben (Bewachen des Hofs, Schutz der Herde, Schutz der Menschen) neigt er bei fehlenden Strukturen dazu, Verantwortung für seine Menschen übernehmen zu wollen und Haus und Grundstück zu bewachen. Insofern ist es wichtig, dem Bouvier von klein auf zu zeigen, dass seine Menschen auf sich selbst aufpassen können und ihm alternative Aufgaben zu geben, um seine rassetypischen Vorlieben auszuleben. Das kann beispielsweise so ablaufen, dass die Menschen den Besuch und den Postboten und alle Begegnungen beim Spaziergang „managen“, aber der Hund die Katze aus dem Garten vertreiben darf.

Außerdem ist es natürlich sinnvoll, den kräftigen und muskulösen Bouvier körperlich und geistig auszulasten. Da er ursprünglich auch fürs Ziehen gezüchtet wurde, bietet sich Zughundesport an. Aber auch Nasenarbeit daheim oder im Garten sowie Fährtenarbeit und Mantrailing sind mit dem Bouvier gut möglich.

Der Bouvier ist ein Hund für aktive Menschen, die Lust und Zeit haben, regelmäßig mit ihm zu trainieren und ihn auszulasten. Denn ein Selbstläufer ist die Erziehung des eher eigenständigen Bouviers nicht. Interessenten sollten sich gut über die Rasse und ihre rassetypischen Eigenschaften informieren, um mit sinnvollen Regeln und Strukturen eine gute Basis für das Zusammenleben zu schaffen. Unter diesen Bedingungen ist der robuste Bouvier auch für Familien mit Kindern geeignet.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Briard

Fell, Fell und nochmals Fell! Der langhaarige Briard oder Berger de Brie zieht rein optisch nicht nur in seiner Heimat Frankreich viele interessierte Blicke auf sich.

Das lange Fell des Briards ist gewellt und dabei gedreht. Von der Textur her erinnert es an Ziegenhaar und laut Rassestandard sind folgende Farben erlaubt: Schwarz, Fauve, Fauve mit Schwarz überdeckt (oft mit Maske), Grau und Blau. Hündinnen werden 56 bis 64 cm groß, Rüden 62 bis 68 cm. Der Kopf ist lang und massiv mit einem ausgeprägten Stop. Die dunklen Augen werden schnell von dem langen Fell verdeckt. Um eine ungestörte Kommunikation mit anderen Artgenossen, aber auch mit dem Menschen zu ermöglichen, sollten die Haare um die Augen herum gekürzt, festgesteckt oder hochgebunden werden. Haare, die in die Augen hineinwachsen, können außerdem Augenentzündungen hervorrufen. Das Fell sollte in regelmäßigen, kurzen Abständen gebürstet und die Unterwolle entfernt werden, damit es nicht verfilzt und unangenehm riecht. Dabei unbedingt auch die Stellen zwischen den Zehen, hinter den Ohren und an der Brust berücksichtigen. Die Ohren sind hoch angesetzt. Der Rücken ist gerade und der ganze Körperbau muskulös. Auch die Rute ist gut behaart und hat am Ende einen charakteristischen Haken, sie gleicht einem „J“. Ein weiteres markantes Rassemerkmal sind die doppelten Afterkrallen an den Hinterläufen. Auch an den Vorderläufen können an den Innenseiten zwei Krallen vorhanden sein.

Der Briard stammt ursprünglich von Hof- und Bauernhunden aus dem französischen Flachland ab, vermutet wird eine Kreuzung von Barbet und Picard. Seine Aufgabe war es, Schafherden zu hüten, aber auch zu bewachen und vor Dieben oder Raubtieren zu schützen. Als erste Erwähnungen der Hunde werden die „Histoire naturelle“ von Georges-Louis Leclerc, später Comte de Buffon, erschienen 1758, und das „Handbuch der Landwirtschaft“ des Abts Rozier aus dem Jahr 1809 genannt. Aber bereits auf einem Gemälde aus dem 15. Jahrhundert sieht man Hunde, die dem heutigen Briard ähneln. Nach der Französischen Revolution und der folgenden Landaufteilung fand eine Umstellung vom schützenden Hirtenhund zum wendigen, kleineren Schäferhund statt. 1863 wurden bei einer Landwirtschaftsausstellung die ersten Bergers de Brie öffentlich präsentiert. 1897 folgte die Festlegung des ersten Rassestandards. 1909 entstand der „Club Des Amis Du Briard“, der den ersten Standard überarbeitete. Während der beiden Weltkriege setzte die französische Armee den Briard auch als Wach- und Meldehund sowie als Sanitätshund ein, der verletzte Soldaten auf dem Schlachtfeld suchte.

Der Briard wird heute nur noch selten gemäß seiner ursprünglichen Aufgaben an Schafherden eingesetzt, sondern lebt eher als Begleit- oder Familienhund bei seinen Menschen. Diese tun gut daran, dem anspruchsvollen, aktiven und vor allem wachsamen Hund von Beginn an sinnvolle Regeln und Strukturen vorzuleben und diese liebevoll konsequent umzusetzen. Gern wird betont, dass der Briard in der eigenen Familie gut mit Kindern auskommt. Trotzdem oder sogar gerade deswegen müssen die Eltern klarmachen, dass sie die Familie managen und auf die Kinder aufpassen. Schon bei Besuchskindern würde der Hund (natürlich individuell je nach Hund) gegebenenfalls sonst einen Unterschied machen und diese als Eindringlinge ansehen. Territoriale und soziale Motivation in Bezug auf sein Zuhause und seine Menschen müssen die erwachsenen Familienmitglieder von vornherein im Blick haben und selbst an den entsprechenden Stellen Verantwortung übernehmen, damit der wachsame Briard bereit ist, diese Aufgaben an seine Menschen abzugeben.

Die Arbeit liegt dem Briard immer noch im Blut, daher ist er für viele Beschäftigungsformen zu begeistern. Seine Besitzer können also aus einer großen Bandbreite wählen, für welche Lieblingsbeschäftigungen sie sich entscheiden: Mit Mantrailing, Hoopers, Agility, Distanztraining, Revieren, Fährtenarbeit und vielen weiteren Möglichkeiten kann man den Briard auslasten. Und Auslastung ist neben den oben erwähnten Strukturen und Regeln ein weiterer wichtiger Baustein, um an der Beziehung zu arbeiten, den Hund glücklich zu machen und ihn zu einem entspannten Begleiter  zu erziehen. Nur unter diesen Voraussetzungen ist er auch für Familien mit Kindern und interessierte, wissbegierige Ersthundebesitzer geeignet.

Gesundheitlich kann beim Briard wie bei fast allen größeren Hunden Hüftgelenksdysplasie auftreten. Kongenitale stationäre Nachtblindheit beim Hund (CNSB) ist eine Netzhauterkrankung, die den Briard betrifft. Sie ist eine langsam voranschreitende Erkrankung, die autosomal-rezessiv vererbt wird und zur vollständigen Erblindung führen kann. Mittels direkter Gendiagnose wird dieser Erbfehler zweifelsfrei nachgewiesen. Mutationsträger können so sicher erkannt und von der Zucht ausgeschlossen werden.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Bullmastiff

Der aus Großbritannien stammende Bullmastiff ist eine verhältnismäßig junge Rasse. Sie entstand im 19. Jahrhundert durch die Kreuzung von Old English Mastiff und Old English Bulldog.

Zu einem späteren Zeitpunkt wurden auch noch Bloodhounds eingekreuzt. Die daraus entstandene Hunderasse wurde damals zu einem ganz speziellen Zweck gezüchtet und eingesetzt. In dieser Zeit lebten in Großbritannien viele Menschen in prekären Verhältnissen, Armut und Hunger zwangen viele dazu, in den Wäldern auf den Anwesen der gut situierten Landlords wildern zu gehen. Diese wiederum setzten Wildhüter ein, um den Wildbestand zu schützen. Wilddiebstahl wurde außerdem mit der Todesstrafe belegt. Zur Abschreckung wurden die Wilddiebe öffentlich hingerichtet. Das machte natürlich auch den Job der Wildhüter extrem gefährlich, da die Wilderer häufig durch die Tötung des Wildhüters der Festnahme und anschließenden Todesstrafe zu entgehen versuchten. Der durch die Kreuzung entstandene Bullmastiff war in diesen Zeiten bekannt als "Gamekeeper's Nightdog", der zum einen die Wildhüter beschützen und außerdem die Wilderer stellen sollte, ohne sie zu töten, damit sie noch zur öffentlichen Hinrichtung geführt werden konnten.

1924 wurde die Rasse unter dem Namen „Bullmastiff“ offiziell anerkannt. Im 20. Jahrhundert hatte sich der ursprüngliche Aufgabenbereich der großen, mächtigen Hunde allerdings weitestgehend erübrigt. Durch die vom Bloodhund vererbten Spürhundfähigkeiten wurde er dann unter anderem als Diensthund eingesetzt. Aber auch als Familienhund wurde er mit der Zeit immer beliebter.

Wie man sich vorstellen kann, ist der Bullmastiff also ein wachsamer Hund, mit meist ausgeprägter territorialer Motivation. Dabei ist er aber in der Regel sehr souverän und bringt eine hohe Reizschwelle mit. Es muss also ganz schön viel passieren, bevor ihm wirklich mal „der Kragen platzt“. Das kann dann allerdings ohne großes Drohverhalten vonstattengehen und für ungeübte Beobachter daher sehr unvermittelt wirken. Meistens ist der Bullmastiff also ruhig und entspannt, aber wenn er in Aktion kommt, ist er durch die große Masse auch sehr körperlich. Zudem musste er in seinem ursprünglichen Einsatzbereich einige Entscheidungen selbstständig treffen, durfte aber nie außer Kontrolle geraten. Auch heute entscheidet der Bullmastiff daher manchmal selbstständig, welche Aktionen – auch das Ausführen von Signalen – er sinnvoll findet und welche nicht und wirkt daher manchmal „stur“. Dennoch ist er grundsätzlich motiviert, mit seinen Menschen zusammen zu arbeiten.

Seine Halter tun gut daran, den Bullmastiff bereits als Welpen mit vielen unterschiedlichen Hunden und Menschen positiv bekannt zu machen und dadurch gut zu sozialisieren. Dazu gehört auch, dass er früh lernt, seine Kraft nicht im Spiel mit anderen Hunden und natürlich erst recht nicht bei Menschen einzusetzen. Stattdessen ist es wichtig, ihm beispielsweise bei komplexeren Suchaufgaben auch häufig die Gelegenheit zu geben, körperlich richtig aktiv zu werden. Das kann beispielsweise passieren, indem er Äste beiseiteschieben muss oder einen Stapel alte Autoreifen umschubsen muss, um an einen Futterbeutel oder anderen Gegenstand zu kommen. Fährtenarbeit oder Mantrailing sind auch bestens geeignet, um den Bullmastiff in seinen Augen sinnvoll auszulasten.

Gesundheitlich gibt es beim Bullmastiff folgende Dispositionen (d.h. er muss diese Krankheiten nicht bekommen, hat aber ein erhöhtes Risiko dafür): Hüftgelenksdysplasie, Entropium, Magendrehung, Tumorerkrankungen, Progressive Retinaatrophie (PRA), Calvarial-Hyperostosis-Syndrom.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Cane Corso

Der Cane Corso Italiano hat vermutlich römische Vorfahren: die Kriegshunde „canis pugnacis“. Im Römischen Reich nutzte man die Molosserhunde als Kämpfer gegen wilde Tiere in den Arenen und als Kriegshunde.

Der Nachfahre römischer Kriegshunde

Im Mittelalter kamen sie vor allem bei der Jagd zum Einsatz, später auch als Wach- und Hütehunde. Die mutigen Hunde beschützten Haus und Hof vor Eindringlingen.

In seinem Herkunftsland Italien war und ist der Cane Corso als Herdentreiber im Einsatz. Der Name der Hunderasse leitet sich vom lateinischen Begriff „cohors“ – Kohorte (so wurden die Einheiten der römischen Legionen genannt) ab und verweist auf die ursprüngliche Aufgabe des Hundes als Schutz- und Wachhund. Früher war der Cane Corso in ganz Italien sehr verbreitet. Inzwischen findet man die Rasse in erster Linie nur noch in Apulien und in den angrenzenden süditalienischen Provinzen. 1996 wurde der Cane Corso als Rasse von der FCI vorläufig anerkannt. In Deutschland wird der Cane Corso in einigen Bundesländern als Listenhund geführt, was die Haltung nur unter bestimmten Auflagen möglich macht.

Rundum ein Kraftpaket

Der Cane Corso ist ein großer, kräftiger, deutlich molosserartiger Hund. Hündinnen werden 60 bis 64 cm groß und 40 bis 45 kg schwer. Rüden werden 64 bis 68 cm groß und wiegen dabei 45 bis 50 kg.

Das Fell des Cane Corsos hat wenig Unterwolle und ist glänzend, dicht und kurz. Die bei der Zucht offiziell erlaubten Farben sind schwarz, bleigrau, schiefergrau, hellgrau, hell falbfarben, dunkel falbfarben und hirschrot sowie dunkel weizenfarbig. An Brust, Zehenspitzen und an der Nase sind weiße Abzeichen zulässig.

Sein Kopf ist rassetypisch breit, besondere Merkmale sind die Furche in seiner Stirn und die Augenbrauenbogen über seinen dunklen, leicht vorstehenden Augen. Seine Ohren sind mittelgroß, dreieckig, hängend und dürfen glücklicherweise mittlerweile nicht mehr kupiert sein.

Der italienische Beschützer

Der Cane Corso hat in der Regel eine besonders ausgeprägte territoriale und soziale Motivation. Da er dazu gezüchtet worden war, seine Menschen zu bewachen und Haus und Hof zu verteidigen, ist eine besondere Wachsamkeit und ein beschützendes Wesen auch heute noch typisch für den Cane Corso. Daher ist es unheimlich wichtig, den Cane Corso früh positiv mit anderen Hunden und Menschen zu sozialisieren und konsequent territoriale Verantwortung zu übernehmen, beispielsweise dadurch, dass man sämtliche Begegnungs-, Besuchs- und Begrüßungssituationen managt.

Richtig ausgelastet, hat der Cane Corso eine hohe Reizschwelle und ein freundliches, ausgeglichenes Wesen, ihn kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. In seiner Familie ist der Cane Corso anhänglich, verspielt und kinderlieb. Er ist ein aktiver Hund mit einem hohen Bewegungsdrang und kann gut mit Fährtenarbeit, Mantrailing oder auch Rallye Obedience ausgelastet werden. Aufgrund der Größe und des Gewichts des Hundes sind keine Hundesportarten geeignet, die die Gelenke zu sehr belasten. Denn wie viele andere große Hunderassen neigt der Cane Corso zu Ellenbogen- und Hüftgelenksdysplasie. Ein gesunder Cane Corso hat eine Lebenserwartung von 10 bis 12 Jahren. Zu den rassetypischen Krankheiten zählen Augenerkrankungen sowie Herzmuskelerkrankungen, zu deren Symptomen Müdigkeit oder Schlappheit gehören.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Cavalier King Charles Spaniel

Viele Rassebeschreibungen des Cavalier King Charles Spaniels lesen sich wie ein fast zu schönes Märchen: Der kleine Hund mit den Knopfaugen sei nicht nur schrecklich niedlich, sondern auch lieb zu Kindern, freundlich zu Besuch, Artgenossen und anderen Tieren, problemlos mit und ohne Leine zu führen und er erziehe sich quasi wie von selbst.

Dann kommt allerdings kein Happy End: Naja, und er habe eben ein paar Probleme mit erblich bedingten Krankheiten…

Aber beginnen wir ein paar hundert Jahre früher. Erste Erwähnungen des ursprünglichen „King Charles Spaniel“ finden sich bereits im 16. Jahrhundert. Er war der Lieblingshund des englischen Königs Charles I. (1600-1649) und daher zu der Zeit schon auf zahlreichen Gemälden zu sehen. Die kleinen Schoßhunde waren beim Adel überaus beliebt. Charles I. erließ zu seinen Gunsten sogar ein Gesetz, das besagte, dass jeder King Charles Spaniel Zugang zu jedem öffentlichen Gebäude im gesamten englischen Königreich habe. Dieses Gesetz existiert tatsächlich auch heute noch.

Im Laufe der Zeit hat sich die Form des King Charles Spaniels deutlich verändert. Durch die Einkreuzung kleinerer und kurznasiger Rassen wurden auch die Spaniel schließlich kleiner, hatten rundere Köpfe und eine deutlich kürzere Nase als ihre Vorfahren. Der Amerikaner Roswell Eldridge setze sich ab 1926 für die Rückzüchtung nach dem Vorbild der Hunde Charles I. ein. Die Hunde sollten wieder etwas größer und langnasiger werden. In Anlehnung an die Bezeichnung der Truppen des Königs, die „cavaliers“, wurden sie dann 1945 als „Cavalier King Charles Spaniel“ als neue Rasse anerkannt.

Der heutige Cavalier King Charles Spaniel hat eine Schulterhöhe von 32 bis 34 Zentimetern und ein Gewicht von 5,5 bis 8 Kilogramm. Der Cavalier hat langes, besonders an den langen Ohren, den Beinen und der Rute, üppig hängendes Fell. Vier Farbvarianten sind offiziell anerkannt: Black and Tan, Ruby, Blenheim und Tricolour. Der Kopf ist klein und flach und hat zwischen den Ohren einen flachen Stop.

Und damit sind wir sozusagen bei der größten „Problemzone“ des Cavaliers angelangt, die dunkle Wolken in den märchenhaften Rassebeschreibungen aufziehen lässt. In seiner jahrhundertelangen Laufbahn als „Schoßhündchen“ wurde beim Cavalier vor allem auf das Aussehen geachtet. Süß und niedlich sollte er natürlich sein. Dem klassischen Kindchenschema zufolge sollten die Augen also groß und rund und die Stupsnase klein sein - Brachycephalie (Kurz- und Rundköpfigkeit) ist die anatomische Folge. Denn je kleiner der Kopf ist, desto größer wirken die Augen. Der Schädel des Cavaliers ist dadurch häufig zu klein für sein Gehirn. Das Hirnwasser kann somit nicht - wie eigentlich nötig - ständig neu gebildet werden und über das Rückenmark abfließen, da das Gehirn im kleinen Schädel den Abfluss blockiert. Es staut sich Hirnwasser und der starke Druck im Kopf führt zu Nervenreizungen, Ausfallerscheinungen und starken Schmerzen. Das alles sind Symptome der qualvollen Krankheiten Syringomyelie und Chiari Malformation, die beim Cavalier King Charles Spaniel mit bis zu 60 Prozent leider sehr verbreitet sind. Wegen dieser Krankheiten sowie einer häufig auftretenden Fehlfunktion der Herzklappen und weiterer Nerven- und Augenkrankheiten steht der Cavalier ganz oben auf der Liste der am meisten von Erbfehlern belasteten Hunderassen.

Eine Empfehlung für den Cavalier King Charles Spaniel können wir, da wir ihn unter den aktuellen Umständen als Qualzucht bezeichnen müssen, nicht aussprechen. Und obwohl so häufig seine unkomplizierte Art und die einfache Erziehung betont werden, darf man auch nicht vergessen, dass er ursprünglich ein Spaniel, also ein Stöberhund ist. Geistige und körperliche Auslastung – vor allem im jagdlichen Bereich der Nasenarbeit - sowie Regeln und Strukturen im Alltag dürfen also beim hoffentlich gesunden Cavalier definitiv nicht zu kurz kommen.

Chihuahua

Der zu den Gesellschafts- und Begleithunden gehörende Chihuahua, gilt als kleinste Hunderasse der Welt.

Der zu den Gesellschafts- und Begleithunden gehörende Chihuahua, gilt als kleinste Hunderasse der Welt. Er wurde in Mexiko in der Provinz Chihuahua entdeckt und genoss dort hohes Ansehen. Man sah sie als Führer toter Seelen, weswegen sie bei vielen Beerdigungen geopfert wurden. Mitte des 19. Jh. wurden die Hunde von Mexikanern vermehrt an Touristen verkauft. Über die USA kamen sie nach Europa.

Die oft unterschätzten Hunde sind sehr lebhaft und lernwillig. Die kleinen Persönlichkeiten sind aufgrund ihrer Größe wenig robust und daher oft auch sehr unsicher mit anderen (größeren) Hunden. Häufig werden sie dann als „keifende Schoßhunde“ abgestempelt, zeigen sich dabei aber eigentlich oft nur überfordert. Gerade das hoch frequentierte Bellen in hoher Tonlage mit nach oben gerichtetem Maul ist ein deutlicher Indikator für Unsicherheit und zeigt das viele von ihnen gelernt haben: Angriff ist die beste Verteidigung. Viele Chihuahua-Halter kontrollieren die ersten Hundebegegnungen oftmals zu wenig, was immer wieder dazu führt, dass die Hunde selbst lernen müssen sich größeren Hunden gegenüber durchzusetzen. Oder der umgekehrte Fall tritt ein: Sie werden aufgrund ihrer Größe zu sehr von anderen Hunden isoliert und sind bei Begegnungen dann maßlos überfordert. In der Haltung und Erziehung von Chihuahuas gilt also absolutes Fingerspitzengefühl, wer glaubt dass diese kleinen Hunde keine Erziehung brauchen, sollte sich seinen Hund lieber bei Toys’R’us aussuchen. Vermenschlichung ist für diese Hunde ebenso unangemessen wie für jeden anderen Hund auch.

Gesundheitlich gibt es aufgrund des Trends zum Chihuahua immer mehr Defizite und Rassedispositionen. Deshalb ist bei der Auswahl des Züchters allerhöchste Aufmerksamkeit geboten. Die richtige züchterische Vorbereitung auf das spätere Leben ist vor allem in Puncto Prägung und Sozialisierung besonders wichtig. Zahlreiche dubiose Vermehrer und Händler treiben mit dem Chihuahua zum Leid der Hunde immer wieder lukrative Geschäfte.

Chihuahuas zeigen sich äußerst gelehrig und sind für zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten zu begeistern.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Conny Sporrer (Martin Rütter DOGS Wien)

Dackel / Teckel

Der Dackel (in der Jägersprache auch Teckel oder Dachshund genannt) zählt unter den Jagdhunden zu den sog. „Solitärjägern“. 

Wie es der Name schon vermuten lässt, sollten Dackel also sehr selbständig arbeiten, sie mussten nicht besonders mit dem Jäger kooperieren. So eignete sich diese kurzbeinige Bracke immer schon perfekt für die sog. „Baujagd“. Sie sollten also Fuchs, Dachs und Co. selbständig aus dem Bau treiben oder töten und dementsprechend klein, robust und unempfindlich sein. Aber auch in der Stöberarbeit und bei Fährte sind Dackel ganz vorne dabei.

Der älteste Schlag ist der Kurzhaardackel, dann kam der Langhaar- und später der Rauhaardackel (von Jägern bevorzugt). Aber nicht nur die Haararten werden unterschieden, auch bei den Größen gibt es 3 Kategorien: Den Standard-, Zwerg und den Kaninchendackel.

Die Aufgabe des Dackels war es immer schnell und eigenmächtig zu handeln, daher eignen sie sich weniger als Anfänger- oder Familienhunde. In der Erziehung sollte man also von Anfang an streng darauf achten ihre natürliche Selbständigkeit gezielt zu kanalisieren und ihnen die Abhängigkeit vom Menschen immer wieder auf’s Neue schmackhaft machen. Auch ihr ausgeprägter Beutetrieb sollte von den Haltern gezielt trainiert werden, sodass sie eher dazu tendieren Beute zu apportieren als sie zu verteidigen. Dackel sind robuste, temperamentvolle Hunde die blitzschnell Entscheidungen treffen zu können. Auch das kann eine Herausforderung in der Haltung sein.

Erzieherisch ist beim Dackel höchste Konsequenz und Klarheit gefragt. Wo andere Rassen gerne Fehler verzeihen, sieht der Dackel eine Lücke. Wer sich mit dem richtigen Vorwissen an einen Dackel wagt und die Herausforderung mag, wird viel Freude an diesen vielseitigen, gelehrigen und aktiven kleinen Persönlichkeiten haben.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Conny Sporrer (Martin Rütter DOGS Wien)

Deutsche Dogge

Dieser kraftvolle und elegante Hunderiese ist auch als Dänische Dogge oder Great Dane bekannt, wurde 1881 offiziell aber auf den Namen Deutsche Dogge getauft.

Mit mindestens 72 cm Widerristhöhe bei Hündinnen und mindestens 80 cm bei Rüden ist die Deutsche Dogge zweifellos eine imposante Erscheinung, ein echter Hingucker.

Die enorme Größe dieser Rasse hat seit jeher ihre Einsatzbereiche bestimmt. Die Hunde sollten entweder optisch etwas „hermachen“ oder mit ihrer Kraft und ihrer Größe im Kampf beziehungsweise bei der Jagd eingesetzt werden.

Einige Stimmen führen die Entstehung der Dogge schon auf römische Mastiffs der Antike zurück, die damals als Kriegs- und Kampfhunde eingesetzt wurden. Eindeutig belegt ist diese Theorie allerdings nicht. Doch ab Beginn des 16. Jahrhunderts lässt sich die Geschichte der Deutschen Dogge recht gut zurückverfolgen. Molossoide Hunde aus verschiedenen europäischen Ländern wurden damals mit Windhunden, speziell dem Irischen Wolfshund gekreuzt, um starke, aber auch wendige und schnelle Hunde entstehen zu lassen. Diese wurden entweder bei der Jagd oder zu Schutzzwecken eingesetzt. An Fürstenhöfen wurden die eindrucksvollsten Exemplare als sogenannte Kammer- oder Leibhunde, also Begleiter und Beschützer am Hof gehalten, die ihre Herren als „Leibwächter“ bis in die Schlafgemächer begleiteten. Die Hunde, die bei der Jagd eingesetzt wurden, sahen sich vor allem Wildschweinen und Bären gegenüber. Sie kamen zum Einsatz, nachdem „Saufinder“, „Saurüden“ oder „Bärenbeißer“ die Wildschweine und Bären aufgespürt und aus dem Dickicht ins Freie getrieben hatten. Ihre Aufgabe war es dann - geschützt durch einen Panzer aus dickem Stoff und Fischbeinstäben - ein bereits ermüdetes Tier zu packen und festzuhalten bis der Jäger hinzukam und es mit der Stichwaffe tötete. Die Bedeutung dieser unter anderem als „Saupacker“ bezeichneten Hunde für die Jagd ging im 19. Jahrhundert mit dem steigenden Einsatz von Schusswaffen immer weiter zurück. Je nach Region entwickelten sich unterschiedliche Typen und damit auch unterschiedliche Bezeichnungen der Dogge. German Boarhound, Ulmer Dogge oder Dänische Dogge sind nur einige davon. 1880 wurde schließlich ein einheitlicher Standard definiert, der unter der Bezeichnung „Deutsche Dogge“ alle bis dahin existierenden Variationen vereinte. Wie man sich denken kann, war und ist dieser Beschluss umstritten, da mehrere europäische Länder den Ursprung der Dogge für sich beanspruchen.

Laut Rassestandard sind fünf Farben in drei Farbschlägen erlaubt: Blau, gelb und gestromt sowie gefleckt und schwarz. Der Körperbau der Dogge soll groß und kräftig sein. Das Fell ist sehr kurz, dicht und glänzend. Der Kopf ist lang und markant mit deutlichem Stopp, die hängenden Ohren sind hoch angesetzt.

Wie viele sehr große Rassen haben Doggen leider keine hohe Lebenserwartung. Eine schwedische Untersuchung beziffert, dass 28 Prozent der Deutschen Doggen vor dem Alter von fünf Jahren sterben. Sie neigen - auch aufgrund ihrer Größe - zu einigen rassespezifischen Krankheiten wie Hüftgelenksdysplasie, dilatative Cardiomyopathie (eine Herzmuskelerkrankung), Knochenkrebs und Magendrehung.

Doggen sind Hunde mit einer sehr hohen Reizschwelle. Das bedeutet, dass ein Reiz sehr hoch sein muss, bevor die Dogge darauf reagiert. Dann kann die Reaktion aber blitzschnell und aufgrund der Größe und des Körperbaus auch sehr heftig beziehungsweise körperlich ausfallen. Ihre Vorfahren durften bei der Jagd auf die Wildschweine und Bären nämlich nicht zimperlich sein und mussten einiges einstecken. Damals war es außerdem wichtig, dass die Hunde bei ihrem Einsatz sehr selbstständig agierten, sie warteten nicht erst auf genaue Anweisungen der Jäger. Heute wird den Doggen manchmal eine aus dieser Eigenständigkeit resultierende - menschlich formulierte - Dickköpfigkeit nachgesagt. Die Aufgabe als Wach- und Leibhund hat zusätzlich dazu geführt, dass Doggen eine zum Teil sehr ausgeprägte territoriale Motivation und Wachsamkeit an den Tag legen. Alles in allem ist diese Mischung in Verbindung mit der Größe und Kraft der Hunde nur bedingt für Hundeanfänger geeignet. Diese sollten sich zumindest im Vorfeld intensiv mit den Anforderungen an die Haltung einer Dogge auseinandersetzen. Denn ohne Konsequenz, klare Regeln und Strukturen kann es am anderen Ende der Leine sehr ungemütlich werden - körperlich ist eine Dogge verständlicherweise kaum zu halten. Sie muss von Welpe an lernen, nicht zu grob mit Menschen und auch anderen Hunden umzugehen. Eine Dogge kann man gut über verschiedene Formen der Nasenarbeit oder auch ein Apportiertraining auslasten. Dabei sollte sie sich - bei entsprechender Gesundheit - auch mal so richtig körperlich verausgaben dürfen, beispielsweise indem sie das Apportel unter einem Baumstamm hervor oder aus einem großen Haufen Äste herausziehen darf.

Jack Russel Terrier

Großes Herz in kleinem Körper - so kann man diesen Terrier am besten beschreiben.

Der Begründer dieser Rasse ist der englische Pfarrer und Jäger John - genannt Jack - Russell, der 1819 einen weißen, rauhaarigen Fox Terrier mit Abzeichen am Kopf kaufte. Diese Hündin stand am Anfang der Weiterentwicklung einer Linie von Fox Terriern zu kleineren Terriern, die zwar schnell waren wie die Fox Hounds, aber klein genug, um unterirdisch Füchse und andere Beutetiere aus ihren Bauten zu treiben. Langfristig entwickelten sich daraus zwei Varianten: der größere, quadratisch gebaute „Parson Russell Terrier“ und der kleinere, etwas längere „Jack Russell Terrier“.

Der Jack Russell hat sich vor allem im 19. Jahrhundert in Australien weiterentwickelt. Direkte Nachkommen der Terrier von John Russell wurden dort ab 1880 bei der Jagd auf Füchse eingesetzt, die in Australien vor allem enge Kaninchenbauten besiedelten. Die Jäger brauchten daher Hunde, die höchsten 30 Zentimeter hoch waren.

Erst 1991 wurde der Jack Russell als eigene Rasse in Australien anerkannt, 2000 folgte schließlich die Anerkennung durch die FCI.

Die ideale Widerristhöhe des Jack Russell Terriers beträgt heute 25 bis 30 Zentimeter. Das Gewicht wird mit einem Kilogramm pro fünf Zentimeter Widerristhöhe angegeben. Der Jack Russell soll insgesamt länger als hoch sein. Sein überwiegend weißes Fell mit schwarzen, braunen, lohfarbenen oder hieraus kombinierten Abzeichen kann glatt-, rau- oder stichelhaarig sein. Die Ohren sind V-förmig und nach unten geklappt.

Unter den Jagdhunden ist der Jack Russell Terrier der Gruppe der Solitärjäger zuzuordnen. Diese Bezeichnung ergibt sich durch die große Selbstständigkeit, die der kleine, robuste Hund bei der Baujagd an den Tag legen muss. Und genau diese Selbständigkeit sowie frühes Erwachsenwerden und ein äußerst ausgeprägtes Temperament machen die Erziehung des Jack Russells sehr komplex. Er ist daher weder als Anfängerhund noch als reiner Familienhund geeignet. Aber in einem aktiven Haushalt mit älteren Kindern und mit der Möglichkeit, ihn körperlich, aber vor allem auch geistig auszulasten, ist der Jack Russell bestens aufgehoben.

Hovawart

Anfang des 20.Jahrhunderts begann Kurt F. König mit der Rückzüchtung des seit dem Mittelalters bekannten alten Hofhundes.

Der Hovawart ist eine alte deutsche Gebrauchshunderasse, deren Name auf die mittelhochdeutschen Begriffe „Hova“ (Hof) und „Wart“ (Wächter) zurückzuführen ist. Der uns heute bekannte Hovawart ist eine Nachzüchtung eines Hof- und Bauernhundes, den es schon im 13. Jahrhundert gab. Ab 1922 wurde der Hovawart aus vom Typ her ähnlichen Hunden, die noch auf Bauernhöfen zu finden waren, neu gezüchtet. In den ersten Jahren kreuzte man Neufundländer, Leonberger, Deutsche Schäferhunde und weitere Rassen mit ein.

Es handelt sich beim Hovawart um einen mittelgroßen Hund mit kräftigem, leicht gewelltem Langhaar und wenig Unterwolle. Es gibt ihn in den Fellfarben blond, schwarz und schwarzmarken.

Seinem Namen macht der Hovawart alle Ehre: Er wacht seinem Ursprung gemäß immer noch gern über Haus und Hof und hat somit einen stark ausgeprägten Territorialinstinkt. Geregelte Strukturen im Alltag sowie Geduld und Konsequenz in der Erziehung sind daher beim Hovawart enorm wichtig, um seinen natürlichen „Schutzinstinkt“ in geordnete Bahnen zu lenken. Als Anfänger- oder Familienhund ist der Hovawart nicht oder nur bedingt zu empfehlen.

Der Hovawart ist ein aktiver Hund und sollte auch entsprechend ausgelastet werden. Er ist für viele Beschäftigungsformen zu haben. Ob Revieren, Fährtenarbeit, Mantrailing oder Rettungshundestaffel - der Hovawart ist ein geeigneter Begleiter. Vor allem bei der Nasenarbeit ist er mit Begeisterung dabei.

Kangal

In seiner Heimat der Türkei ist er auch als "Karabash" (Schwarzkopf) bekannt und ein typischer Herdenschutz- und Wachhund.

Der Kangal ist zwar erst seit 1989 unter der Bezeichnung „Anatolischer Hirtenhund" (seit dem 15.6.2018 als Kangal Çöban Köpeği - türk. Kangal Hirtenhund) als Rasse bei der FCI (Fédération Cynologique Internationale) anerkannt, seine Wurzeln gehen aber vermutlich schon auf die Herdenschutzhunde der Nomaden zurück, die zwischen 10.000 v. Chr. und 1.300 n. Chr. durch Zentralasien und Anatolien zogen.

Damals schon wurden die Hunde für Aufgaben eingesetzt, die die rassetypischen Eigenschaften des Kangals bis heute bestimmen. Sie lebten mit den Tieren der Nomaden zusammen in der Herde, um sie vor den Angriffen von Wildtieren und anderen Eindringlingen zu schützen. Seit dem 12. Jahrhundert werden Hunde, die dem Kangal in seiner heutigen Form schon sehr ähnelten, zum Schutz der Schafherden in der Region um Sivas und Ostanatolien eingesetzt. Vor allem die Stadt Kangal in der Provinz Sivas war früh für diese Art der Hunde bekannt. Zu dieser Theorie der Geschichte des Kangals existieren Hinweise durch die Namensherkunft sowie einige genetische Studien, ein wissenschaftlicher Konsens besteht allerdings nicht.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann die Verbreitung der Rasse nach Großbritannien, in die USA, die Niederlande, nach Frankreich und Deutschland sowie in weitere europäische Länder. In der Türkei wird der Kangal seit 1975 neben seiner ursprünglichen Aufgabe als Herdenschutzhund an Schafherden und Wachhund auch für militärische Zwecke und als Diensthund eingesetzt und gezüchtet.

Körperlich ist der Kangal bestens für seine Aufgaben ausgestattet. Er ist von der Statur her groß und imposant, aber trotzdem muskulös und beweglich, denn er muss im Fall eines Angriffs in der Lage sein, sich von jetzt auf gleich mit großer Geschwindigkeit fortzubewegen. Das dichte Fell mit Unterwolle ist je nach Jahreszeit drei bis sieben Zentimeter lang und schützt bei der Arbeit im Freien sowohl vor großer Hitze als auch vor klirrender Kälte. Offiziell sind alle Fellfarben erlaubt, in der Regel reicht das Spektrum aber von hellbraun bis hellgrau, mit dunkelbraunen bis schwarzen Abzeichen am Fang und an den Ohren. Daher war seine ursprüngliche türkische Bezeichnung „Karabaş“, was „Schwarzkopf“ (kara - schwarz, baş - Kopf) bedeutet.

Bei seiner Arbeit an den Schafherden in den anatolischen Bergregionen muss der Kangal selbstständig agieren und eigene Entscheidungen treffen. Nicht selten wochenlang von Menschen getrennt, ist die Herde seine soziale Gruppe, die er sogar gegen Bären und Wölfe verteidigen würde. Im Einsatz als Wachhund beschützt er sowohl seine Menschen als auch deren Eigentum. Er arbeitet sehr strategisch, liegt häufig an erhöhten Stellen nah bei seiner Herde, um die Umgebung gut im Blick zu haben. So zutraulich und sozial er seiner Herde und seinen Menschen gegenüber ist, so misstrauisch ist er Fremden gegenüber.

Was in den weiten, geräumigen und menschenleeren Bergregionen Anatoliens durchaus Sinn macht, kann im engen, hektischen Deutschland schnell zum Problem werden. Kennt man die Geschichte und das ursprüngliche Einsatzgebiet dieser Hunde, wird schnell klar, dass weder der Kangal noch seine Besitzer im städtischen Bereich oder einer Siedlung, geschweige denn in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus glücklich werden können. Insofern stellt der Kangal „besondere“ Ansprüche an seinen Wohnraum, die man in Deutschland eigentlich kaum erfüllen kann. Aber selbst wenn man sehr einsam wohnt und ein riesiges, sicher eingezäuntes Grundstück hat, ist der Kangal aufgrund seiner extrem ausgeprägten territorialen und sozialen Motivation kein Anfängerhund und auch kein Familienhund.

Kromfohrländer

Erst 1955 international anerkannt ist der Kromfohrländer einer der jüngsten Rassehunde Deutschlands. Trotzdem ist man sich über seinen Ursprung oder vielmehr seine Entstehung nicht völlig einig.

Fest steht, dass die Siegenerin Ilse Schleifenbaum den mittelgroßen Gesellschafts- und Begleithund um 1945 erstmals „zufällig“ züchtete. Sie nahm einen streunenden Hund amerikanischer Soldaten auf, der ihre Foxterrierhündin Fiffy deckte. Viele Quellen behaupten, dass der Rüde ein Grand Griffon Vendéen mit Namen Peter gewesen sein soll - mindestens genauso viele bezweifeln allerdings, dass aus diesen beiden Rassen ein Hund wie der Kromfohrländer entstanden sein kann. Die kleinen Mischlinge gefielen Ilse Schleifenbaum jedenfalls so gut, dass sie die Verpaarung mehrfach wiederholte und schließlich eine eigenständige Rasse daraus entstehen lassen wollte. 1955 gelang ihr Vorhaben schließlich mit der Unterstützung des damaligen VDH-Geschäftsführers Otto Borner gegen den Widerstand vieler Zweifler. Der Name Kromfohrländer stammt von einem Tal bei Siegen, das „Krom Fohr" (Krumme Furche) genannt wird.

Wie beim Foxterrier unterscheidet man beim Kromfohrländer zwischen Rauhaar und Glatthaar. Die Rauhhaarvariante hat dichtes, raues Fell mit Bart und kurze, weiche Unterwolle. Der glatthaarige Kromfohrländer hat dichte, weiche Haare ohne Bart und ebenfalls kurze, weiche Unterwolle. Beide Linien sind 38 bis 46 cm groß. Die Rüden wiegen 11 bis 16 kg, die Hündinnen 9 bis 14 kg.

Es ist sehr schwierig, allgemeine Aussagen über rassetypische Eigenschaften des Kromfohrländers zu machen. Die Rasse ist wie beschrieben noch sehr jung und als Herkunft gesichert ist eigentlich nur die ursprünglich mütterliche Seite durch die Foxterrierhündin Ilse Schleifenbaums. Der Rassezuchtverein der Kromfohrländer bezeichnet ihn als „anpassungsfähigen, sensiblen und auch feinfühligen Hund mit Terrierblut“. Ähnlich wie der Foxterrier ist der Kromfohrländer auf jeden Fall ein agiler Hund. Die jagdliche Motivation soll zwar noch vorhanden, aber nicht mehr so stark ausgeprägt sein. Betont wird zudem immer die Anhänglichkeit bezogen auf seine Menschen - im Gegensatz dazu behält der Kromfohrländer Fremden gegenüber aber eine scheue Distanz und Zurückhaltung.

Als Anfänger- und Familienhund ist der Kromfohrländer insofern nur bedingt geeignet. In einem Haushalt mit Kindern, wo häufig Besuch empfangen wird und es auch mal ein bisschen lauter und stürmischer zugeht, kann der sensible Hund schnell überfordert sein. In jedem Fall braucht er Menschen, die zum einen sehr konsequent bei seiner Erziehung sind - denn seine Vorfahren Foxterrier sind eher selbstständige Hunde und neigen dazu, schnell eigene Entscheidungen zu treffen. Zum anderen sollten die Menschen darauf achten, dass sie Verantwortung für den Kromfohrländer übernehmen und er Begegnungen mit Fremden nicht allein regeln muss. Hilfreich ist dabei auch eine Gewöhnung an viele unterschiedliche Menschen und Reize bereits in der frühen Sozialisierungsphase.

Landseer

Ein weiß-schwarzer Neufundländer?

Britische Fischer brachten die Vorfahren der Landseer aus Neufundland mit nach England. Vermutlich stammten diese Hunde allerdings gar nicht ursprünglich von dort, sondern wurden von baskischen Walfängern, die lange vor den Briten im Norden Neufundlands überwinterten, auf Schiffen aus Spanien mitgeführt und im Frühling häufig in Neufundland zurückgelassen.

n England waren die großen Hunde vor allem beim Adel beliebt und wurden dort unter der Bezeichnung „Newfoundland Dogs“ immer bekannter. Seit der Gründung des Newfoundland Clubs im Jahr 1886 versuchte man Zuchtbemühungen und -ziele zu konkretisieren, bis ein Streit um die Festlegung des Rassestandards entbrannte und der ursprüngliche weiß-schwarze Typ der Hunde zugunsten einer Stärkung des schwarzen Typs immer weiter verdrängt wurde. Einige Kynologen und Züchter aus der Schweiz und aus Deutschland bemühten sich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts um eine Wiederbelebung des weiß-schwarzen Typs, führten dazu einige für die Zucht einsetzbare Hunde ein und begründeten die Reinzucht der Landseer. Zur Festigung der weiß-schwarzen Färbung wurden auch Pyrenäenberghunde und Kuvasz eingekreuzt. Der Name der neuen Rasse geht zurück auf die Motive des im neunzehnten Jahrhundert bekannten Tiermalers Edwin Landseer, der am liebsten weiß-schwarze Hunde malte. Landläufig bekamen die Hunde daher bald den Namen „Landseer Dogs“. 1960 wurde der Landseer als eigenständige Rasse anerkannt.

Anders als von den Kynologen erwartet, verschwand der schwarz-weiße Neufundländer nicht, er besteht weiterhin neben dem neu entstandenen Landseer. Optisch unterscheiden beide sich dadurch, dass der Landseer einen etwas längeren Fang und einen zarteren Kopf hat, er etwas größer als der Neufundländer ist und vom Bewegungsmuster her etwas agiler.

Größe und Aussehen des Landseers

Hündinnen werden etwa 67 bis 72 cm groß, Rüden etwa 72 bis 80 cm, wobei die Schulterhöhe schwanken darf. Die Figur der Hunde ist kräftig und muskulös, die Ohren sind hoch angesetzt und liegen dicht an. Das Deckhaar ist gewellt, leicht und fein und hat dichte Unterwolle. Hals, Bauch, Brust, Rute und Beine müssen weiß sein, während der Kopf schwarz mit einer symmetrischen weißen Blesse ist. Das Fell muss regelmäßig gekämmt und gebürstet werden, da es sonst leicht verfilzt.

Wachsamer Menschenretter

Ebenso wie der Neufundländer ist der Landseer eine absolute Wasserratte. Im neunzehnten Jahrhundert war er bekannt dafür, Menschen eigenständig aus dem Wasser zu retten. Auch heute noch wird der Landseer als Wasserrettungshund, aber auch als Lawinensuchhund eingesetzt. Da der Landseer den Kontakt zu seinen Menschen liebt und bei Menschen eine hohe Reizschwelle hat, wird er auch gern als Familienhund gehalten. Hier kommt er in der Regel trotz seiner Größe gut mit den kleinsten Familienmitgliedern zurecht. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass der Landseer durchaus wachsam ist und dazu neigt, sein Haus und seine Familie im Ernstfall vor Eindringlingen zu schützen. In seiner Brust schlägt noch ein Teil „Herdenschutzhunderbe“ seiner Vorfahren, das ihn dazu bringt, Situationen gern eigenständig einzuschätzen und entsprechend zu handeln. Umso wichtiger ist es, den Landseer früh und umfassend zu sozialisieren, um ihn an seine zukünftigen Lebensbedingungen zu gewöhnen und das Zusammenleben mit dem großen Hund so zu regeln, dass die territoriale und soziale Verantwortung bei seinen Menschen liegt.

Der Landseer ist zwar nicht für längeres Joggen, Fahrradfahren oder extrem agile Beschäftigungsformen geeignet, freut sich aber über Such- und Apportieraufgaben oder auch Mantrailing.

Wie viele große Hunderassen leidet der Landseer häufig an Hüftgelenksdysplasie (HD) sowie anderen Gelenkerkrankungen und Knochenkrebs und hat vor allem durch letzteres eine recht geringe Lebenserwartung von fünf bis acht Jahren, selten über zehn Jahre.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Langhaar Collie

Die so vornehm und majestätisch wirkenden Langhaarcollies waren ursprünglich arbeitseifrige Schäfer- und Bauernhunde. Ihren Ursprung hat die Rasse im 13. Jahrhundert im schottischen Hochland. 

Vom arbeitseifrigen Hütehund zum TV-Star

Namensgeber der Hunde waren eigentlich die Schafe, die sie hüteten. Denn die schottischen Schafe waren an Kopf und Beinen schwarz und wurden daher colleys (col = schwarz) genannt. Deshalb bezeichneten die Schäfer die Hunde als Colley Dogs, woraus später der uns bekannte „Collie“ wurde. Im 19. Jahrhundert kreuzten die schottischen Schäfer den Collie vermutlich mit der russischen Windhundrasse Barsoi. Bereits lange vor der Buch- und Filmheldin „Lassie“ erlangten die Collies durch Königin Victoria mehr Bekanntheit. Sie lernte die Hunde durch ihre Aufenthalte im schottischen Balmoral kennen und war von ihnen so begeistert, dass sie sie nicht nur selbst hielt, sondern auch in andere Königshäuser und an Diplomaten in Europa verschenkte. 1840 wurde in England der „Collie Club“ gegründet und 1858 wurde der Collie als Rasse offiziell anerkannt. 1861 zeigte man den Collie erstmals auf der Birmingham Dog Show.

Bekannt mit üppiger Mähne, aber auch ohne zu haben

Hündinnen werden bis zu 56 Zentimeter groß, Rüden bis zu 61 Zentimeter. Das Fell ist sehr dicht und besteht aus glattem, eher hartem Deckhaar und weicher Unterwolle. Besonders üppig ist das Fell im Bereich des Halses und an der Rute. Offiziell sind die Farben Zobel, Dreifarbig und Blue Merle mit den für den Collie typischen Abzeichen zugelassen. Gut erkennbar ist der Collie auch an seinem langen Fang und den kleinen, aufrechtstehenden Ohren, die an der Spitze leicht abgeknickt sind. Durch den TV-Hund Lassie ist die langhaarige Variante des Collies seit dem 20. Jahrhundert deutlich bekannter geworden. Es gibt aber auch eine kurzhaarige Variante des Collies, die sich bis auf das Aussehen des Fells nicht sonderlich vom Langhaarcollie unterscheidet. Neben dem hier beschriebenen (schottischen) Langhaarcollie gibt es auch einen amerikanischen Typ, der nicht von der FCI (Fédération Cynologique Internationale) anerkannt ist.

Beschäftigung und Familienanschluss dringend erwünscht

Collies sind für ihre Anhänglichkeit ihren eigenen Menschen gegenüber bekannt, Fremden gegenüber sind sie anfangs etwas zurückhaltender. Werden sie gut ausgelastet, sind Collies glücklicherweise auch ausgeglichene Alltagsbegleiter bei allen möglichen Unternehmungen. Sie gelten trotz ihrer Sensibilität als gute und kinderliebe Familienhunde. Was die Form der Auslastung angeht, reichen ausgedehnte Spaziergänge allerdings nicht – zumindest nicht ausschließlich. Collies lernen gern und schnell. Sie möchten ihren Menschen gefallen und sind grundsätzlich für alle möglichen Beschäftigungsformen zu haben, egal ob Agility, Hoopers, Obedience, Nasenarbeit oder Distanztraining. Wichtig ist, Collies nicht nur körperlich, sondern auch mental auszulasten, da in ihnen häufig noch das Herz des ursprünglichen Arbeitshundes schlägt. Etwas beschönigend formuliert, wird dem Collie häufig ein recht „kommunikatives Wesen“ zugesprochen. Im Klartext bedeutet das, dass er dazu neigt, zum Beispiel Besucher, Spaziergänger, Vögel oder Katzen anzubellen. Oder dass er sich bei Erfolg mit forderndem Verhalten auch hierbei zu einem Nerven strapazierenden „Kläffer“ entwickeln könnte. Um dem vorzubeugen, sind die konsequente Übernahme von Verantwortung durch den Menschen sowie das Ignorieren von hündischen Forderungen erste wichtige Erziehungsbausteine für ein harmonisches Miteinander.

Weniger Pflegeaufwand als man denkt

Die Pflege des üppigen Fells darf natürlich nicht vernachlässigt werden, ist aber weniger aufwendig, als man vielleicht denkt. Der Langhaarcollie sollte etwa wöchentlich gründlich gebürstet werden. Vor allem die Stellen hinter den Ohren, an den Beinen und an den Achseln muss man dabei besonders sorgfältig und behutsam durchkämmen, damit diese nicht verfilzen. Während des Fellwechsels sollte der Collie noch etwas häufiger gebürstet werden. Insofern macht es Sinn, Langhaarcollies von Welpe an kleinschrittig und positiv an das Bürsten und Kämmen zu gewöhnen.

Gesundheit

Wie bei allen Collierassen gehört der MDR-1-Defekt zu den rassetypischen Krankheiten. Die betroffenen Hunde haben eine Unverträglichkeit bezüglich bestimmter Arzneimittel, die im schlimmsten Fall zu Hirn- und Nervenschäden oder sogar zum Tod führen kann. Collies leiden außerdem häufiger an Dermatomyositis, einer genetisch bedingten Haut-Muskel-Erkrankung bei Junghunden. Aufgrund des vermehrten Vorkommens bei der Rasse ist eine Augenkrankheit sogar nach ihr benannt: Die Collie Eye Anomaly. Und noch eine Anmerkung zur Zucht: Zwei Collies des Typs Merle dürfen in Deutschland nicht verpaart werden, da bei den Welpen häufig angeborene Defekte wie Taubheit und Blindheit auftreten.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh).

Magyar Vizsla

Bereits zur Zeit der Völkerwanderung existierten Spürhunde im heutigen Ungarn. Aus diesen ist im 18.Jahrhundert durch Einkreuzung anderer Jagdhunde dieser ungarische Vorstehhund entstanden.

Über die zeitliche Entstehung des Ungarischen Vorstehhunds finden sich einige unterschiedliche Angaben. Bereits im 9. und 10. Jahrhundert könnte der ungarische Volksstamm der Magyaren ähnliche Hunde aus Asien mitgebracht haben, als er das Kapartenbecken und den Raum des heutigen Ungarn besiedelte. Schriftliche Erwähnungen sind aus dem 14. Jahrhundert belegt. Unter seinen Ahnen werden der Türkische Vorstehhund, die Pannonische Bracke und der Sloughi vermutet. Ab dem 18. Jahrhundert wuchs die Bedeutung der semmelgelben Vorstehhunde für die Jagd stetig, bis im 19. Jahrhundert eher Pointer und Setter in Mode kamen. Anfang des 20. Jahrhunderts erlebten die Vorfahren des Magyar Vizsla einen neuen Aufschwung bis 1920 schließlich die Ungarische Vizsla-Züchtervereinigung gegründet wurde. Damit begann die zielgerichtete Zucht des Magyar Vizsla, der 1936 vom FCI anerkannt wurde.

Der ungarische Name für den mittelgroßen, kurzhaarigen Vorstehhund lautet „Rövidszőrű Magyar Vizsla“. Durch die Einkreuzung des Deutsch Drahthaar entstand noch eine weitere Variante, der „Drótszőrű Magyar Vizsla“. Der Körperbau des Vizsla ist schmal, aber muskulös. Das semmelgelbe Fell ist beim „Rövidszőrű Magyar Vizsla“ glatt, kurz, dicht und glänzend, beim „Drótszőrű Magyar Vizsla“ gerade stehend und drahtig. Es hat keine Unterwolle.

Als bei der Jagd eingesetzter Vorstehhund ist der Vizsla ein regelrechter Allrounder. Er sucht weiträumig mit hoher Nase, schleicht dann langsam auf die Beute zu und verharrt davor mit angehobenem Vorderlauf. Aber auch das Apportieren von Beute liegt ihm.

Als Familienhund für aktive Menschen mit Kindern ab dem Grundschulalter ist der Magyar Vizsla durchaus geeignet. Denn er ist sehr menschenbezogen und kontaktfreudig, dabei als Arbeitshund aber auch sensibel. Er muss - wenn er nicht jagdlich geführt wird - unbedingt gemäß seiner rassetypischen Anlagen ausgelastet werden. Ein unterforderter Jagdhund ist weder ein entspannter Begleiter draußen, noch ein angenehmer Mitbewohner im Haus und kann dadurch bedingte Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Frühzeitige, ab dem Welpenalter in geordnete Bahnen gelenkte jagdliche Motivation, ist aber über den richtigen Job für den Vizsla gut möglich. Geeignete Beschäftigungsformen sind zum Beispiel Dummytraining, Mantrailing, Fährtenarbeit und Agility.

Malinois

Namensgeber für den Malinois war ursprünglich die Stadt Mechelen bzw. Malines im flämischen Teil Belgiens. Er wird dort daher teilweise auch Mechelaar genannt.

Der Malinois ist neben dem Groenendael, dem Tervueren und dem Laekenois eine der vier Varietäten des Belgischen Schäferhunds. Ihre Entstehungsgeschichte verlief bis zum Ende des 19. Jahrhunderts parallel. Bis dahin gab es in Belgien viele verschiedene Typen von Hüte- und Treibhunden, die alle extrem flink und wendig waren, sich ansonsten aber äußerlich stark unterschieden. Ihre Einsatzbereiche waren vielseitig: Neben üblichen Hüteaufgaben halfen sie, die Viehherden zum Schlachthof zu treiben, kleine Gespanne zu ziehen und den Hof zu bewachen.

1891 wurde der Belgische Schäferhundeklub gegründet. Aus 117 Schäferhunden, die beim ersten Klubtreffen im selben Jahr in Cureghem präsentiert wurden, wählte man die besten Rassevertreter für die Reinzucht aus. 1892 wurde der erste Rassestandard festgelegt, der nur eine Rasse mit verschiedenen optischen Varietäten beschrieb. 1901 folgte die offizielle Anerkennung der Rasse. Kreuzungen der Varietäten untereinander waren bis 1973 noch erlaubt. Wie viele Rassen litt auch der Belgische Schäferhund unter den beiden Weltkriegen. Doch gelang danach eine schnelle Wiederbelebung der Rasse. Im 20. Jahrhundert wurde der Malinois vor allem ein beliebter und vielseitig eingesetzter Diensthund.

Der Malinois hat dichtes, kurzes, anliegendes falbfarbenes Fell mit Unterwolle. Charakteristisch sind die schwarze Maske sowie eine sogenannte schwarze Wolkung, bei der nur die Haarspitzen schwarz sind. Laut Rassestandard soll der Körper „harmonisch“ gebaut sein und „robuste Eleganz“ ausstrahlen. Rüden wiegen 25 bis 30 kg und werden im Durchschnitt 62 cm groß. Hündinnen wiegen 20 bis 25 kg und werden im Durchschnitt 58 cm groß.

Im Laufe seiner Entstehung gab es häufig Unstimmigkeiten bezüglich der zugelassenen Farben und Varietäten des Belgischen Schäferhunds. Aber hinsichtlich der Arbeitsanlagen der Hunde war man sich von Beginn an einig. Wachsam, lebhaft, rege, unermüdlich, mit überschäumendem Temperament und beinahe immer in Bewegung - so wird der Malinois oft beschrieben. Er ist  geschichtlich bedingt tatsächlich ein echter Workaholic, der sich seine Aufgaben sucht, wenn er keine bekommt. Insofern stellt er, obwohl er als leicht zu erziehen gilt, an seine Menschen doch besondere Anforderungen. Denn wenn er nicht gemäß seiner Anlagen gefordert wird, kann er auch ein ganz schön unangenehmer Mitbewohner werden. Auf der einen Seite muss er natürlich täglich körperlich ausgelastet werden, beispielsweise mit Agility, Obedience, Mantrailing oder Fährtenarbeit, um nur einige Beschäftigungsformen zu nennen, für die der Malinois sich begeistern lässt. Auf der anderen Seite muss er, gerade weil er zur Unermüdlichkeit neigt und sehr reizempfänglich ist, lernen, zur Ruhe zu kommen. Also ist parallel unbedingt Training der Impulskontrolle angesagt. Zudem braucht er jemanden, der mit seiner ausgeprägten Territorialität umgehen kann. Klare häusliche Strukturen sind daher wichtig und sinnvoll, um Problemen mit dem Postboten oder Besuchern vorzubeugen.

Gesundheitlich gibt es bei der Rasse nichts zu beanstanden. Der Belgische Schäferhund leidet tatsächlich deutlich seltener unter den Rassekrankheiten großer Hunde wie etwa der Hüftgelenksdysplasie als beispielsweise sein „Cousin“ aus Deutschland.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Malteser

Diese Rasse erfreute bereits im alten Rom und Griechenland seine Menschen und gilt als der bekannteste der "Bichons".

Der Name des Maltesers legt zwar auf den ersten Blick die Vermutung nahe, dass die Hunderasse von der Insel Malta stammt; den Wortursprung genauer betrachtet, gibt es allerdings auch noch einige andere Möglichkeiten. 

Welche davon richtig ist, konnte bis heute nicht hundertprozentig geklärt werden. Das semitische Wort „màlat“ bedeutet Zuflucht oder auch Hafen und lässt darauf schließen, dass der Malteser aus einer Küstenregion kommt. Im maritimen Raum Südeuropas gibt es einige Ortsbezeichnungen, die auf die Herkunft der kleinen Hunde schließen lassen könnten: die sizilianische Stadt Melita, die Adriainsel Méléda und die Insel Malta.

Der Malteser gehört innerhalb der Gesellschafts- und Begleithunde zur Gruppe der Bichons - ebenso wie Havaneser, Bologneser, Coton de Tuléar, Löwchen und Bichon Frisé. Bereits in der Antike sollen die Zwerghunde Begleiter vornehmer Damen im Mittelmeerraum gewesen sein. Eine weitere Aufgabe scheint aber zeitweise auch die Bekämpfung von Mäusen und Ratten in den Lagerhäusern der Häfen gewesen zu sein. Ihre Blütezeit erlebten die Malteser zur Zeit Louis XIV. als die weißen Hündchen die Damen am Hof des französischen Sonnenkönigs begleiteten und so auch den Weg auf zahlreiche Gemälde dieser Epoche fanden.

In unserer heutigen Zeit war der Malteser zunächst nicht sehr verbreitet. 1975 gab es beispielsweise in Deutschland so gut wie keine Malteser mehr. Freunde der kleinen Rasse gründeten 1981 den Deutschen Malteser-Club (DMC), der 1986 Mitglied des VDH wurde. Über Rassehundeausstellungen wurden die Malteser wieder bekannter, was schließlich auch zu einer steigenden Zahl von Würfen pro Jahr führte: Rund 50 Würfe mit durchschnittlich drei Welpen beziffert der DMC.

Mit seinen drei bis vier Kilo ist der Malteser ein echtes Fliegengewicht. Hündinnen werden 20 bis 23 cm groß, Rüden 21 bis 25 cm. Markenzeichen des Maltesers ist das weiße, am ganzen Körper lange Fell. Von der Textur her soll es seidig und überall glatt sein. Locken sind laut Rassestandard nur an den Beinen von Ellenbogen bis Pfote bzw. Knie bis Pfote zulässig. Der Malteser hat keine Unterwolle. Das Fell muss täglich mithilfe von Kamm und Bürste gepflegt werden, da es andernfalls schnell verfilzt. Ein leichtes Kürzen des Fells erleichtert die Pflege etwas, was aber für die meisten Rasseanhänger nicht infrage kommt. Um den Hunden die Kommunikation mit Artgenossen zu erleichtern und Augenreizungen zu vermeiden, sollten die Haare vor den Augen mit einer Spange auf dem Kopf zusammengefasst werden.

Der durchaus als Familien- und Anfängerhund geeignete Malteser ist zwar auch mal mit kurzen Spaziergängen zufrieden, sollte aber trotzdem nicht ausschließlich als Schoßhündchen gehalten werden, das zum Lösen nur den Garten sieht. Regelmäßige Auslastung, zum Beispiel über Tricktraining oder Agility für kleine Hunde, fördert die Beziehung zu seinen Menschen und macht dem Malteser Spaß - wenn er Lust dazu hat und gesundheitlich fit ist. Rassetypisch kann es nämlich zu Problemen mit der Kniescheibe (Patellaluxation) kommen und leider auch zu unangenehmen Folgen der Brachycephalie (Kurz- und Rundköpfigkeit).

Obwohl der Malteser so süß und klein ist, dürfen seine Menschen - und besonders auch die Kinder in der Familie - ihn nicht als Spielzeug zum Zeitvertreib sehen. Die Zwerghunde stellen an ein artgerechtes Leben ebensolche Ansprüche wie große Rassen. Sie sollten nicht vermenschlicht werden und neben der erwähnten Auslastung auch gewisse Regeln im Alltag bekommen, die sie nicht einschränken, sondern vielmehr zu einem vollwertigen und zufriedenen Mitglied in ihrem „Rudel“ machen.

Neufundländer

Die kanadische Atlantikinsel Neufundland ist Herkunftsort und Namensgeber der massiven, kräftigen und muskulösen Hunde.

Rüden können bis zu 71 cm groß und 68 kg schwer und Hündinnen bis zu 66 cm groß und bis zu 54 kg schwer werden. Das mittellange Fell des Neufundländers ist durch die dichte Unterwolle nahezu wasserundurchlässig und lässt viel über seine ursprüngliche Verwendung vermuten.

Über den genauen Ursprung dieser Rasse gibt es zwar verschiedene Theorien, aber es ist davon auszugehen, dass sie aus dort heimischen Hunden, großen schwarzen Bärenhunden, die die Wikinger dort eingeführt hatten, und den Hunden europäischer Fischer entstand. Zu allen Zeiten war der Neufundländer ein echtes Arbeitstier: Er half beim Einholen der Boote und Fangnetze, rettete Schiffbrüchige, beschützte Schiffe und Ladungen und diente dazu, Lasten zu ziehen.

Im 18. Jahrhundert wurde er erstmals von einem englischen Kapitän als „Newfoundland dog“ erwähnt, eine erste Ausstellung der Rasse gab es 1860 in Birmingham und die Anerkennung der Rasse erfolgte schließlich 1865. Laut Rassestandard der FCI sind drei Farben erlaubt: Schwarz, braun und weiß-schwarz. England und Kanada haben teilweise eigene Standards, die von denen der FCI abweichen. In Kanada entspricht beispielsweise der braune Neufundländer nicht den offiziellen Vorgaben.

Der ursprüngliche Neufundländer war zudem an der Entstehung einiger weiterer Rasse beteiligt. Aus dem schwarz-weißen Neufundländer entwickelte sich der Landseer. Und bei dem auf das Apportieren spezialisierten, wasserfreudigen Labrador Retriever haben ursprünglich schwarze Neufundlandhunde mitgewirkt. Wasserpassion und angeborene Apportierfreude haben heutige Neufundländer oft noch mit dem Labrador Retriever gemein. Das macht sie weiterhin zum geborenen Wasserrettungshund.

Auch, wenn der Neufundländer kein Langstreckenläufer ist, braucht er natürlich doch seine artgerechte Auslastung. Zum Beispiel durch wetterunabhängige Aktivitäten im Wasser oder Rettungshundearbeit, gegebenenfalls auch Mantrailing im Freizeitbereich oder Zughundesport. Damit er nicht zu sehr dazu neigt, sein Territorium bewachen zu wollen, ist eine konsequente Erziehung und eine sinnvolle Aufgabenverteilung in seinem „Rudel“ für den Neufundländer von Beginn an enorm wichtig.

Wie viele große Hunderassen hat der Neufundländer leider keine hohe Lebenserwartung. Durchschnittlich 22 Prozent aller Neufundländer sterben vor dem fünften Lebensjahr, 42 Prozent vor acht Jahren und 62 Prozent werden keine zehn Jahre alt. Gesundheitlich sind die Hunde oftmals von orthopädischen Leiden betroffen. Häufig kommen Hüftgelenksdysplasie, Ellenbogengelenksdysplasie und auch Knochenkrebs vor.

Nederlandse Kooikerhondje

Das Kooikerhondje ist eine aus den Niederlanden stammende Hunderasse, welches ähnlich wie die Spaniel, zu den Vogelhunden gehört und zum Anlocken von wilden Enten z.B. an Teichen und Bachläufen eingesetzt wurde. Von dieser ursprünglichen und in einigen Bereichen der Niederlande auch heute noch durchgeführten Aufgabe stammt auch der Name dieser Hunderasse: Die spezielle Fangeinrichtung, welche zur Entenjagd benutzt wurde, nennt sich „Kooi“.

Das Kooikerhondje ist eine kleine Hunderasse mit mittellangem Fell und gut entwickelter Unterwolle. Trotz des längeren Fells ist dieses sehr pflegeleicht. Das Fell ist weiß mit klar abgegrenzten orange-roten Flecken. Die Ohren haben schwarze Haare an den Spitzen, die sogenannten „Ohrringe“.

Das Kooikerhondje ist eine freundliche Rasse, die fremden Menschen gegenüber jedoch erst einmal zurückhaltend ist. Diese Rasse besitzt ein ausgeglichenes Temperament und eignet sich daher gut als Familienhund. Da diese Hunde aufgrund der ursprünglichen Aufgabe durchaus zu großer Selbstständigkeit neigen, müssen sie konsequent in das Familienleben integriert werden. Zudem benötigt das Kooikerhondje daher auch als eher kleiner Hund ein größeres Maß an Bewegung und Beschäftigung, weshalb es sich z.B. auch für aktive Beschäftigungsformen wie Agility oder Flyball eignet.

Nova Scotia Duck Tolling Retriever

Der selten anzutreffende Nova Scotia Duck Tolling Retriever - kurz Toller genannt - ist die kleinste der sechs Retrieverrassen.

Sein Name beschreibt das, wofür er in seiner Heimat Nova Scotia (Neuschottland in Kanada) ursprünglich gezüchtet wurde: Enten bei der Jagd anzulocken, um sie nach dem Schuss zu apportieren. Der Jäger wirft dem Hund dabei immer wieder Apportiergegenstände in Ufernähe ins Schilf. Der Toller verschwindet dadurch kurz und taucht dann plötzlich wieder auf. Dieses Schauspiel, das als „Tolling“ bezeichnet wird, lockt die Enten an. Sind diese schließlich nah genug, werden sie geschossen und der Hund apportiert sie im Anschluss. Mit seinem sogenannten doppelten Haarkleid ist der Toller für diese Arbeit am und im Wasser perfekt ausgerüstet. Das Fell ist mittellang und weich mit ebenfalls weicher, dichter Unterwolle. Farblich kommen unterschiedliche rote und orangene Schattierungen vor, wobei weiße Abzeichen erlaubt sind.

Die Entwicklung der Rasse ist nicht eindeutig belegt, wodurch sich unterschiedliche Theorien darüber halten. Es könnte sein, dass zu den Vorfahren des Tollers schottische Hütehunde gehören, welche schottische Einwanderer nach der Vertreibung französischer Siedler mit nach Nova Scotia brachten. Sie könnten spielende Füchse beim Enten anlocken beobachtet haben, um im Anschluss fuchsähnliche Hunde zu züchten, die für sie bei der Jagd diese Aufgabe übernehmen würden. Andere vermuten wiederum, dass das niederländische Kooikerhondje zu den Vorfahren zählt und die Rasse von den Niederlanden aus über England schließlich nach Kanada kam. Zunächst wurden die kanadischen Hunde "Little River Duck Dogs“ genannt. Erst im späten 19. Jahrhundert gelangten auch einige Rassevertreter nach Europa. Mittlerweile leben in Schweden mehr Toller als im Heimatland Kanada. Unter ihrem heutigen Namen wurde die Rasse erst 1945 durch den kanadischen Hundezuchtverband anerkannt, 1981 erfolgte schließlich die Anerkennung durch die Fédération Cynologique Internationale (FCI).

Wie die ursprüngliche Verwendung zeigt, ist der Toller kein Freund langweiliger Spaziergänge. Er braucht eine für ihn sinnvolle Beschäftigung. Denn ansonsten würde er sich vermutlich eine suchen, die nicht im Sinne seiner Menschen wäre. Man kann den Toller für viele Beschäftigungsformen begeistern, aber ganz oben auf der Liste seiner Lieblingsbeschäftigungen steht natürlich das Apportieren. Dabei gefallen ihm komplexe Aufgaben aus dem Bereich Dummytraining. Einfaches und wiederholtes Bringen eines Balls ist ihm entweder zu langweilig oder macht ihn zum Balljunkie - vor allem, wenn er das Werfen des Balls ständig von seinen Menschen einfordern darf. Stattdessen ist es wichtig, neben aller Dynamik auch immer wieder Impulskontrolle mit dem quirligen Hund zu trainieren. Auf solche und viele andere „Kleinigkeiten“ muss man bei der Erziehung des Tollers achten, da er aufgrund seiner rassetypischen Eigenschaften ein sehr sensibler Hund ist, der auf das kleinste Signal des Jägers achten musste. Insofern ist der Toller auch nur bedingt als Anfänger- und Familienhund zu empfehlen. Hundeunerfahrene Menschen sollten sich vor der Aufnahme eines Tollers umfangreich über die Rasse und ihre Anforderungen informieren, um ihr gerecht zu werden.

Nicht zuletzt muss man beim Toller auch noch ein Wort über das Thema Inzucht und Gesundheit verlieren. Ein gesunder Toller kann bis ins hohe Alter sehr aktiv sein. Doch leider ist der Naturbursche oft nicht so robust wie er gern dargestellt wird. Es besteht unter anderem eine Disposition für Immunerkrankungen wie SRMA (Meningitis-Arteriitis), Nebenniereninsuffizienz und immunbedingte Polyarthritis. Auch Augenerkrankungen sowie Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasien können bei der Rasse vermehrt auftreten. Wie immer sollte man beim Kauf eines Welpen auf entsprechende Tests und Vorsorgeuntersuchungen der Vorfahren achten, die bei seriösen Züchtern selbstverständlich sind. Kritische Stimmen sehen vor allem in dem durch die geringe Anzahl der Rassevertreter bedingten kleinen Genpool die verschiedenen Krankheitsprädispositionen begründet. Im Bemühen um eine Reinzucht ist einigen wissenschaftlichen Studien zufolge ein weltweites Inzuchtniveau von 26 Prozent entstanden, welches damit größer ist als das von Vollgeschwistern (25%). Um die genetische Vielfalt zu vergrößern, wird daher immer wieder die Einkreuzung anderer Rassen gefordert, was verschiedene Rassevereine und -clubs in Europa und Nordamerika bislang allerdings ablehnen.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Old English Sheepdog / Bobtail

Der Old English Sheepdog, unter Rassekennern auch oft kurz OES genannt, ist die größte britische Hütehundrasse.

Bei uns ist er vor allem unter dem Begriff „Bobtail“ bekannt. Grund hierfür ist die „Stummelrute“, für die in der Literatur unterschiedliche Ursachen genannt werden. Teilweise ist zu lesen, dass einige Hunde bereits mit kurzer Rute geboren werden. Ein großer Teil der Quellen erklärt hingegen, dass man ihn früher in Großbritannien durch nahezu vollständiges Kupieren der Rute als Arbeitshund kennzeichnete, um ihn von der Steuer zu befreien. Seit 1998 besteht in Deutschland ein Kupierverbot. Der FCI-Standard gibt für das Kupieren der Rute zwar noch die Empfehlung, wegen der unterschiedlichen Tierschutzgesetze in den einzelnen Ländern überlässt man die Ausführung dann allerdings den angeschlossenen Landesverbänden.

Über die Entstehung der Rasse ist wenig bekannt. Obwohl Großbritannien als Ursprungsland eingetragen ist, gilt es als wahrscheinlich, dass zu seinen Vorfahren auch süd- und osteuropäische Herdenschutzhunde (z.B. Owtcharka und Bergamasker) gehören, die mit britischen Schäferhunden gekreuzt wurden. Früher wurde der Bobtail von Schäfern zur Arbeit an der Herde eingesetzt. Er hatte die Aufgabe, die Tiere zu den Märkten zu treiben, war aber auch Beschützer der Herde. Das dichte Haarkleid, das damals sicherlich noch deutlich kürzer war, machte ihn dem Wetter gegenüber unempfindlich. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Rasse erstmals schriftlich erwähnt, aber erst 1888 wurde der „Old English Sheepdog Club“ in England gegründet, der den ersten Rassestandard für den Bobtail verfasste.
Dieser existierte bis in unsere Zeit nahezu unverändert und wurde erst 1987 neu verfasst. Demnach beträgt die Mindestgröße für Hündinnen 56 cm und für Rüden 61 cm. Der Körper ist kräftig, nahezu quadratisch gebaut und gut bemuskelt. Er soll „überall üppig behaart“ sein, wobei die „natürliche äußere Linie weder durch Scheren noch durch Schneiden künstlich verändert“ werden soll. Das Fell ist dabei zottig und ohne Locken mit wasserdichter Unterwolle. Zeitweise hatte sich das Äußere des Bobtails, vor allem für Ausstellungen, zu einem regelrechten „Fellberg“ entwickelt. Mittlerweile heißt es zum Glück „Qualität und Textur sind wichtiger als die Länge und die Haarmenge“ (VDH). Farblich ist jede Schattierung von grau, grizzle oder blau erlaubt. Körper und Hinterläufe sind durchgehend einfarbig, mit oder ohne weiße Socken. Kopf, Hals, Vorderhand und Unterbauch sollten ebenfalls weiß, mit oder ohne Flecken sein.

Kennt man seine Geschichte, sind folgende Rasseeigenschaften des Bobtails nicht verwunderlich: Er ist stark mit seiner Familie verbunden und wird aufgrund seiner Kinderliebe gern als „Nanny Dog“ bezeichnet. Der lustige Zottelhund ist aber immer noch äußerst wachsam und selbstbewusst. Er kann dazu neigen, Familienangehörige im Zweifel beschützen und potenzielle „Eindringlinge“ von seinem Zuhause fernhalten zu wollen. Seine Halter sollten ihrem Hund also unbedingt vorleben, dass sie selbst für ihre Sicherheit sorgen, damit er diesen Part nicht übernimmt. Ansonsten kann der Bobtail sowohl daheim als auch unterwegs zu einem unentspannten Begleiter werden.

Obwohl der Bobtail heutzutage meist als Familienhund gehalten wird, möchte der alte Arbeitshund in ihm immer noch beschäftigt und ausgelastet werden. Allerdings ist er nicht so bewegungs- und beschäftigungsintensiv wie viele andere Hütehunde. Und wie eigentlich immer gilt, dass Kopfarbeit dabei mindestens ebenso wichtig ist wie körperliche Auslastung.

Die Fellpflege ist aufgrund der Menge und Länge verständlicherweise sehr aufwändig. Vernachlässigt man die regelmäßige Pflege, verfilzt das Fell schnell, außerdem trägt der Bobtail damit täglich kleinere und auch größere Schmutzpartikel mit ins Haus. Augen und Gesicht sollten unbedingt durch Hochstecken von den langen Haaren befreit werden, um Kommunikationsmissverständnissen mit anderen Hunden vorzubeugen.

Als gesundheitliche Besonderheit kann beim Bobtail der MDR1-Defekt auftreten, wodurch der Hund eine Überempfindlichkeit gegen viele medizinische Präparate aufweist (ggf. auch solche, die Parasitenbefall vorbeugen).

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Pudel

Aufgrund seines Aussehens wurde und wird der Pudel oft zu Unrecht als reiner Mode- und Schoßhund angesehen. Mit seinem wolligen und gekräuselten Fell hat man ihn schon in europäischen Königshäusern bisweilen als solchen verhätschelt.

Wobei der Pudel gerade bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zumeist als Apportierhund bei der Wasserjagd eingesetzt wurde. Unterschiedliche Erklärungen seiner Namensherkunft belegen dies: Teilweise heißt es, der Name komme vom altdeutschen „Puddeln“ und bedeute „im Wasser planschen“. An anderen Stellen liest man, dass er von dem vom Wortlaut ähnlichen Ausdruck „Pfudel“ (Pfütze) stammt. Der französische Name „caniche“ kommt von dem französischen Wort „cane“ für die weibliche Ente. Die Herkunft der sehr alten Rasse konnte bis heute nie eindeutig geklärt werden, wird aber immer wieder mit verschiedenen Wasserhunden in Verbindung gebracht.

Ende des 19. Jahrhunderts begann die Reinzucht des Pudels im heutigen Sinn. Damals gab es Groß- und Kleinpudel in den klassischen Farben schwarz, weiß und braun. In den 30er Jahren wurde im Rahmen der Anerkennung durch die FCI (Fédération Cynologique Internationale) Frankreich als Ursprungsland festgelegt. In den Rassestandard wurde nun mit dem Zwergpudel eine weitere Größe aufgenommen, der in den 90er Jahren noch der Toy folgte.

Das besondere Markenzeichen des Pudels ist sein Fell. Es wächst fortwährend, daher muss der Pudel regelmäßig geschoren werden. Bei Ausstellungen sieht man den Pudel heute meist mit Modeschur oder Puppy-Clip. Seit Mitte der 80er Jahre findet man dort keine Löwenschur mehr, die früher so charakteristisch war. Langhaarige Pudel sollte man mehrmals in der Woche bürsten, damit das Fell nicht verfilzt. Der Pudel haart nicht und hat keinen jahreszeitbedingten Fellwechsel. Die vier Varianten sind vom Erscheinungsbild gleich, sie unterscheiden sich lediglich in der Größe: Der Großpudel ist über 45 cm bis zu 60 cm groß, der Kleinpudel über 35 cm bis zu 45 cm, der Zwergpudel über 28 cm bis zu 35 cm und der Toy-Pudel über 24 cm bis zu 28 cm.

Wie alle großen Hunde kann der Großpudel an Hüftgelenksdysplasie leiden. Die progressive Retinaatrophie - eine erblich bedingte Augenkrankheit, die zum Erblinden führt - kommt manchmal bei Klein-, Zwerg- und Toypudeln vor. Bevor sie zur Zucht zugelassen werden, können die Träger allerdings per Gentest ermittelt werden. Zwerg- und Toypudel leiden manchmal an erblicher Patellaluxation, die krankhafte Verlagerung der Kniescheibe.

Als Gemeinschaftsjäger ist der Pudel sowohl als Anfängerhund als auch als Familienhund geeignet. Dabei ist er auch heute kein „Couch-Potato“. Er hat Spaß daran, mit seinen Menschen zusammen zu arbeiten und ist vor allem für aktive Beschäftigungen, zum Beispiel das Apportieren, zu begeistern. Pudelbesitzer tun gut daran, sich an die ursprüngliche Aufgabe des Pudels zu erinnern und ihn auch dementsprechend auszulasten, damit der Pudel das ungerechtfertigte Image des Schoßhündchens ein für alle mal hinter sich lassen kann.

Rhodesian Ridgeback

Die Wurzeln des Rhodesian Ridgebacks liegen in Simbabwe und Südafrika. Die Hunde der Khoikhoi gelten als Vorfahren und zeigten teilweise bereits den umgekehrten Aalstrich auf dem Rücken, den „Ridge“, der sich später auf den Rassenamen auswirkte.

Der „Löwenhund“ aus dem Süden Afrikas

Diese ursprünglichen Hunde spürten Wild auf weite Entfernungen auf, warnten ihre Menschen vor Gefahren und bewachten ihre Unterkünfte.

Das Gebiet im Süden Afrikas stand zur Zeit der Entstehung der Hunderasse unter britischer Kolonialherrschaft und wurde Rhodesien genannt. Die europäischen Siedler des 19. Jahrhunderts brachten zwar ihre eigenen Hunde mit, stellten aber fest, dass diese klimatisch nicht gut angepasst waren und auch für ihre jagdlichen Einsätze in dem Gebiet ungeeignet waren. Daher kreuzten sie die dort heimischen Hunde mit ihren eigenen, um für ihre Zwecke hilfreiche Hunde zu kreieren. Es ist nicht genau dokumentiert, welche europäischen Rassen hierbei beteiligt waren. Erwähnt werden Mastiffs, Doggen, Bloodhounds, Retriever und Pointer. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die Hunde schließlich immer mehr zu der Rasse, die wir heute kennen.

Der Ridgeback hat auch den Namen „Löwenhund“, der allerdings etwas missverständlich ist. Denn diese Hunde haben nie eigenständig große Raubkatzen erlegt. Vielmehr setzten sie in einer Meute von mehreren Hunden dem Löwen nach, stellten und umzingelten ihn, bis die Jäger nahe genug kamen, um den Löwen zu töten.

Der „Ridge“ ist der Namensgeber

Der bereits erwähnte Ridge ist der angeborene Haarkamm auf dem Rücken der Hunde, der in Schulterhöhe mit zwei Haarwirbeln beginnt und auf Höhe der Hüfthöcker endet. Rein medizinisch gesehen handelt es sich dabei eigentlich um eine milde Form der „Spina bifida“ (beim Menschen „offener Rücken“), einer Prädisposition der Hauterkrankung „Dermoid Sinus“. Dabei können sich Hautinfektionen entlang des Sinus bis ins Rückenmark ausbreiten. Es werden auch regelmäßig Welpen ohne Ridge – also ohne Gendefekt – geboren. Leider werden diese, eigentlich gesunden Welpen häufig immer noch züchterisch ausgeschlossen. In Großbritannien wurden sie (bis zum Verbot 2009) sogar getötet. Leider geschieht dies heute teilweise immer noch – natürlich inoffiziell. Es ist absolut an der Zeit umzudenken und die Gesundheit und das Wohl der Hunde in den Vordergrund zu rücken!

Hündinnen der Rasse werden 61 bis 66 cm groß mit einem Gewicht von etwa 32 kg, Rüden 63 bis 69 cm mit einem Gewicht von ca. 37 kg. Die Hunde sind muskulös, aber nicht schwerfällig gebaut. Das pflegeleichte Fell des Ridgebacks ist kurz, dicht, glatt und glänzend. Dabei kommen die Färbungen hell weizenfarben bis rot weizenfarben vor. Der Ridgeback hat keine Unterwolle, weshalb er kein Freund von Kälte und Nässe ist und bei entsprechender Witterung einen Hundemantel braucht. Hitze macht ihm allerdings wenig aus.

Ursprüngliche Jäger und Wächter

Grundsätzlich arbeitet der Rhodesian Ridgeback gern mit seinen Menschen zusammen. Er liebt und braucht Familienanschluss und eine verlässliche Bezugsperson. Die ursprüngliche jagdliche Arbeit in der Meute bescherte ihm zwar innerartlich eine gute Kooperationsbereitschaft, forderte allerdings auch ein gewisses Maß an selbstständigem Denken und Handeln. Insofern hat der Ridgeback durchaus „seinen eigenen Kopf“. Bei dem körperlichen und mentalen Spätzünder – erst mit drei Jahren gilt der Rhodesian Ridgeback als geistig und körperlich ausgereift – braucht man Geduld, Konsequenz und einen langen Atem.

Fremden Menschen und Hunden gegenüber ist der Ridgeback meist zunächst misstrauisch und zurückhaltend gegenüber eingestellt. Auch dieses Verhalten lässt sich auf ursprüngliche Aufgabenbereiche der Hunde zurückführen. Insofern ist eine umsichtige Sozialisierung der Hunde und das frühe Sammeln vieler positiver Erfahrungen für die Entwicklung eines entspannten Hundes wichtig. Die ausgeprägte territoriale Motivation des ehemaligen Wachhundes sorgt zudem dafür, dass der Ridgeback ein aufmerksamer Beobachter seiner Umwelt ist und er in Situationen, die er als bedrohlich einschätzt, schnell reagiert. Seine Menschen sollten insofern von Beginn an territoriale Verantwortung übernehmen, um zu signalisieren, dass sie sich selbst um die Postlieferung, die BesucherInnen oder die mal eben zum Spielen vorbeikommenden Nachbarskinder kümmern.

Auch die jagdliche Motivation kann bei einigen Hunden besonders hoch sein. Andere hingegen lässt der Anblick von Wild jedoch völlig kalt. Falls der Rhodesian Ridgeback jagdlich sehr interessiert ist, gilt es, diese Motivation sinnvoll umzulenken. Viele Ridgebacks lieben es, über Fährtenarbeit, Mantrailing, Apportieren, Reizangeltraining oder auch Rettungshundearbeit alternativ „jagdlich“ aktiv zu sein.

Gesundheitlich Besonderheiten

Das gesundheitliche Thema des „Ridges“ kam bereits zur Sprache. Wie bei vielen anderen großen Rassen kann auch beim Rhodesian Ridgeback Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasie auftreten. Folgende weitere Erkrankungen kommen bei der Rasse vor:

·         Degenerative Myelopathie: Der Begriff fasst verschiedene neurologische Erkrankungen zusammen, die das Rückenmark zerstören. Daraus resultieren Bewegungsstörungen und Koordinationsprobleme der Hinterhand.

·         Hämophilie B: Es handelt sich dabei um eine unheilbare Blutgerinnungsstörung.

·         Osteochondrosis dissecans (kurz OCD): Die Erkrankung tritt erstmalig bei Junghunden im Wachstum auf und ist eine Form der Arthrose. Beim Rhodesian Ridgeback ist meistens das Schultergelenk betroffen.

·         Symmetrische Lupoide Onychodystrophie (SLO): Diese Autoimmunerkrankung befällt die Krallen und zerstört diese langsam. Ab einer gewissen Länge fallen sie schließlich aus. Dieser Zyklus von Ausfallen und Nachwachsen wiederholt sich immer und immer wieder. Es kann nur eine Pfote oder sogar alle betroffen sein.

Ein gesunder und artgerecht gehaltener Rhodesian Ridgeback hat eine Lebenserwartung von 10 bis 12 Jahren.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Riesenschnauzer

Russenschnauzer, Bierschnauzer, Bärenschnauzer, Münchener Schnauzer - unter anderem mit diesen Namen wurde der Riesenschnauzer schon bedacht.

Wie der heutige Name schon sagt, ist er neben Zwerg- und Mittelschnauzer der größte Vertreter der Schnauzerfamilie, zugleich auch der jüngste. Erste Hinweise auf einen Hund, der dem Riesenschnauzer ähnelt, liefert ein Gemälde aus dem Jahr 1850. 1910 wurden zum ersten Mal sechs Rüden und drei Hündinnen als „Münchener Schnauzer“ in das Zuchtbuch des Pinscher-Schnauzer-Klubs eingetragen. Seit 1913 ist der Riesenschnauzer als Rasse anerkannt, seit 1925 als Polizei- und Diensthunderasse.

Seine genaue Entstehungsgeschichte, beziehungsweise welche anderen Rassen dabei mitgewirkt haben, ist nicht sicher bekannt. Sicher ist aber, dass er in seinem Heimatland Deutschland ursprünglich auf den Almhöfen in den Alpen als Hirten- und Wachhund eingesetzt wurde. Dabei musste er unter anderem nachts den Hof bewachen, unterwegs die Fuhrwerke und Waren seiner Besitzer vor Angreifern schützen und das Vieh treiben. Die Hunde mussten also robust sein, ein imposantes Erscheinungsbild haben, über große Ausdauer verfügen, ihren Hof sowie ihre Menschen und deren Besitztümer selbstständig und selbstbewusst verteidigen, sie durften aber nicht zum Streunen oder Jagen neigen.

Der Riesenschnauzer ist laut Rassestandard „ein trutzig-wehrhafter Hund von respekteinflößendem Aussehen“. Er wird 60 bis 70 cm groß und bringt dabei 35 bis 47 kg auf die Waage. Das Fell ist kurz und hart, das Deckhaar dicht mit ebenfalls dichter Unterwolle. Es ist dadurch wetterfest und quasi schmutzabweisend. Das Haar wächst in Zyklen, die zwischen vier und sechs Monaten lang sind. Nach einem Wachstumszyklus wird das Haar in der Regel getrimmt. Zwei Farbvarianten sind offiziell zugelassen: Rein schwarz mit schwarzer Unterwolle oder pfeffersalz (Farbnuancen von dunklem eisgrau bis zu silbergrau). Schnauzertypisch sind der langgestreckte Kopf, der üppige Schnauzbart und die buschigen Augenbrauen. Gesundheitlich haben die robusten Hunde eher selten Probleme. Wie bei eigentlich allen großen Hunderassen kommt gelegentlich Hüftgelenksdysplasie vor.

Von der ausgeprägten Wachsamkeit, der Reserviertheit gegenüber Fremden und dem großen Selbstbewusstsein liest man in jedem Porträt des Riesenschnauzers. Gemeint ist damit das Territorialverhalten, das die Riesenschnauzer auch heute meist noch an den Tag legen. Aber was auf großen, einsam gelegenen Höfen absolut sinnvoll und wichtig war, kann in einer Stadtwohnung, in der die Nachbarn direkt an der Wohnungstür vorbeigehen, eher zur Belastung werden. Wichtig ist daher, klare Strukturen zu etablieren und dem Riesenschnauzer keine unerwünschten territorialen Aufgaben zu übertragen - ihn also beispielsweise nicht regelmäßig allein im Garten oder auf der Terrasse zu lassen und das Körbchen nicht direkt neben der Wohnungstür zu platzieren. Sinnvoll ist auch, von Welpe an viele positive Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen zu ermöglichen.

Riesenschnauzer sind zwar lebhaft und agil, bisweilen rüpelig, aber aufgrund ihrer Größe nicht für die ganz schnellen Beschäftigungsformen, wie zum Beispiel Agility, geeignet. Alternativ sind aber viele verschiedene Formen der Nasenarbeit, also Mantrailing, Fährtenarbeit oder Gegenstandssuche (Suche nach kleinen Gegenständen) sowie Apportiertraining dazu geeignet, das Powerpaket artgerecht auszulasten. Der Riesenschnauzer ist daher nur bedingt als Familienhund geeignet, Kinder in der Familie sollten mindestens im Schulalter sein.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Rottweiler

Der aus den Saupackern hervorgegangene Treibhund aus Rottweil half den Metzgern damals, das Vieh in den Schlachthof oder zum Viehmarkt zu treiben.

Der Rottweiler hat im wörtlichen wie im sprichwörtlichen Sinn ein „dickes Fell“. Die Ursache dafür liegt in seiner ursprünglichen Verwendung. Seine Wurzeln werden bereits in der Römerzeit vermutet.  

Die Vorfahren des Rottweilers sollen damals als Treibhunde eingesetzt worden sein, die gemeinsam mit den römischen Legionen über die Alpen zogen. Mehrere Jahrhunderte später hatten die schweren, kräftigen Hunde sich vor allem als Helfer der Viehhändler und Metzger durchgesetzt. Die Stadt Rottweil im heutigen Baden-Württemberg war im 18. und 19. Jahrhundert ein bedeutendes Viehhandelszentrum. Von dort aus wurden Schafe und Rinder - auch über längere Strecken - in andere Regionen getrieben. Die ursprünglich römischen Treibhunde, die sich dort mit heimischen Hunden vermischt hatten, wurden von den Händlern und Metzgern zum Bewachen und Treiben dieser Viehherden, aber auch als Zughund eingesetzt. Dadurch wurde „der Rottweiler“ überregional bekannt. Durch neue Transportmittel wie die Eisenbahn wurden die Treibhunde im Laufe der Zeit aber mehr und mehr ihrer ursprünglichen Aufgabe beraubt. Das alternative Einsatzgebiet des Rottweilers war schließlich der Polizeidienst - 1910 erkannte man ihn offiziell als Polizeihund an. Im Rahmen der Diskussion über das Aggressionspotenzial bestimmter Rassen haben mehrere deutsche und österreichische Bundesländer sowie Kantone in der Schweiz den Rottweiler auf ihre Rasselisten gesetzt. Damit einher gehen verschiedene Anforderungen und Einschränkungen bezüglich der Haltung eines Rottweilers, wie zum Beispiel die Pflicht zur Abnahme eines Wesenstests.

Dem Rassestandard gemäß werden Rüden bis 68 cm groß und wiegen ca. 50 kg, Hündinnen bis zu 63 cm groß und wiegen ca. 42 kg. Dabei soll der Rottweiler kräftig, aber nicht plump sein. Das Fell ist kurz mit Unterwolle. Es ist sehr pflegeleicht und robust und überwiegend schwarz - nur an den Lefzen, am Fang, über den Augen, unter der Schwanzwurzel, auf der Brust und an den Beinen hat der Rottweiler rotbraune Abzeichen. Diese werden „Brand“ genannt.

Gesundheitlich ist der Rottweiler wie alle großen, schweren Hunde häufiger von Hüft- oder Ellbogengelenksdysplasie betroffen. Auch Herzerkrankungen kommen vermehrt vor. Sehr selten tritt schon im jungen Alter die erblich bedingte Leukoenzephalomyelopathie auf, bei der die Hunde unter fortschreitenden Lähmungen leiden.

Als ursprünglicher Treibhund ist der Rottweiler ein körperlich sehr robuster Hund, denn nur so konnte er das Großvieh vorantreiben oder auch stoppen. Zimperlich durften die Hunde bei der Arbeit also nicht sein. Sie mussten auch mal einen Stoß oder einen Tritt einstecken, ohne davon nachhaltig beeindruckt zu sein. Durch diese eher geringe Sensibilität ist der Rottweiler als Anfängerhund relativ gut geeignet. Er ist nicht leicht zu traumatisieren und daher auch in einem Familienhaushalt mit etwas mehr Trubel gut aufgehoben. Nicht außer Acht lassen darf man allerdings den körperlichen Aspekt - gerade im Zusammenhang mit Kindern. Der Rottweiler muss von Welpe an lernen, seine Menschen nicht grob anzurempeln oder mit ihnen zu raufen. Stark körperliche Spiele sollte man mit ihm also nicht anfangen, damit diese nicht zu heftig und ritualisiert werden. Neben den richtigen Regeln und Grenzen braucht der Rottweiler an anderer Stelle aber natürlich auch die Möglichkeit, sich körperlich auszupowern. Diese kann man ihm zum Beispiel bei einem anstrengenden Apportiertraining bieten, wo er das Apportel zunächst aus einem großen Haufen schwerer Zweige befreien oder von einem Ast herunterziehen darf. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.

Samojede

Der Samojede ist eine Jahrhunderte alte Arbeitshunderasse, die ursprünglich im heutigen Westsibirien beheimatet war. 

Er verdankt seinen Namen den gleichnamigen nordsibirischen Volksgruppen, die die Vorfahren dieser Rasse vor allem als Zug- und Arbeitstiere einsetzten. In den südlichen Regionen verwendete man weiße, schwarze und braun gefleckte Hunde zum Hüten der Rentierherden. Die Hunde mussten diese auch vor angreifenden Wölfen und Bären beschützen und bei der Jagd helfen und wurden eher selten vor den Schlitten gespannt. In den nördlichen Regionen waren die Hunde reinweiß und sanftmütig und wurden vornehmlich als Jagd- und Schlittenhunde eingesetzt. Die Menschen in allen westsibirischen Regionen sahen ihre Samojeden als Familienmitglieder an. Sie durften sogar mit im Zelt übernachten, wo sie als „Bettwärmer“ dienten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden verschiedene Forscher auf die Hunde aufmerksam und nutzen sie gern als Begleiter bei Expeditionen. Ende des 19. Jahrhunderts brachte der britische Zoologe Ernest Kilburn Scott nach einem dreimonatigen Aufenthalt bei den indigenen Völkern Westsibiriens den ersten Welpen mit nach Europa. Später importierte er noch zwei weitere Hunde. Diese Hunde bildeten den Ursprung der ersten Samojeden-Zucht in Europa. Der erste Rassestandard wurde 1909 in England festgelegt, die offizielle Anerkennung der Rasse erfolgte 1913, jedoch begann die intensive Zucht erst nach dem Zweiten Weltkrieg. 

Der Samojede besitzt ein dichtes, elastisches Haarkleid mit kurzer, weicher Unterwolle und längerem, harscherem, glattem Deckhaar. Logischerweise haart er dadurch vor allem während des Fellwechsels enorm. Die Fellfarbe der europäischen Züchtung ist stets weiß oder cremefarben, wobei wenige „Bisquit-Abzeichen“ erlaubt sind. Charakteristisch für den weißen arktischen Spitz ist sein sogenanntes „Lächeln“. Es entsteht durch die Kombination der Augenform und -stellung mit den nach oben gerichteten Lefzenwinkeln. Das Idealmaß für Hündinnen beträgt 53 cm und das für Rüden 57 cm, wobei jeweils eine Abweichung von 3 cm nach oben oder unten toleriert wird.

Als ursprünglicher Arbeitshund muss der lebhafte Samojede geistig und körperlich ausgelastet werden, um zufrieden zu sein. Zughundesport, Fährtenarbeit, Mantrailing, aber auch Agility oder Reizangeltraining bieten sich hierfür an. Im Winter fühlt er sich hier bei uns in Mitteleuropa definitiv am wohlsten. Obwohl häufig betont wird, dass er sich auch gut an die klimatischen Bedingungen in unseren Breiten angepasst hat, können ihm die heißen Tage im Jahr sehr zu schaffen machen. Aufgrund seiner seit jeher engen Beziehung zu seiner Familie ist der Samojede bei seinen Menschen sehr sanft und anhänglich, aber durchaus auch unabhängig und selbstständig. Regeln und Strukturen, die man für den Samojeden aufstellt, sollten daher aus hündischer Sicht sinnvoll sein und unbedingt konsequent umgesetzt werden. Vor allem muss der Samojede von Welpe an in kleinen Schritten daran gewöhnt werden, wenige Stunden allein zu bleiben. Trotz seiner ursprünglichen Verwendung als Wachhund ist er hierzu in der Regel nicht mehr geeignet. Eine gewisse allgemeine Bellfreude kann man ihm dennoch nicht absprechen. Laut Rassestandard ist nur noch wenig jagdliche Motivation beim Samojeden vorhanden. Im Vergleich zu seinen Vorfahren mag das stimmen, trotzdem müssen Samojeden-Halter erfahrungsgemäß einige Anstrengungen in Rückruf- und Anti-Jagd-Training investieren und den sehr ursprünglich motivierten Hund alternativ auslasten. 

Leider neigt der Samojede zu einigen erblich bedingten Krankheiten: Einer Krankheit, die Diabetes mellitus beim Menschen ähnelt, progressive Retinaathrophie, erbliche Nierenentzündung, Kurzbeinigkeit in Verbindung mit Fehlbildungen der Augen und Pulmonalstenose. 

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Shar Pei

Obwohl man den Shar Pei extrem selten antrifft, ist er vielen Menschen aufgrund seines besonderen Äußeren ein Begriff. Denn zu den wichtigsten Merkmalen laut Rassestandard zählen die deutlich sichtbaren Falten, die vor allem an Kopf, Rücken und Rutenansatz auftreten. 

Die dadurch verbreitete Bezeichnung „chinesischer Faltenhund“ entspricht allerdings nicht der ursprünglichen Bezeichnung Shāpí Gǒu, die frei übersetzt „Sandhaut-Hund“ bedeutet. Zwar sollen die Falten das Aussehen des Hundes nicht dominieren, aber trotzdem wurde in der Zucht genau diese Faltenbildung lange Zeit gefördert. Dadurch bzw. durch die damit verbundenen möglicherweise auftretenden Hauterkrankungen fällt im Zusammenhang mit dem Shar Pei auch häufig das Wort Qualzucht. Viele verantwortungsvolle Züchter dieser Rasse bemühen sich allerdings mittlerweile erfolgreich darum, diesem früheren Trend entgegenzuwirken.

Der Shar Pei wird 44 bis 51 cm groß und erreicht im Normalfall ein Gewicht zwischen 20,4 kg und 27,2 kg. Er hat kleine Ohren und einen Fang, der gern mit dem eines Nilpferds verglichen wird. Der Kopf ist im Verhältnis zum restlichen Körper etwas größer. Das Fell ist kurz, rau und borstig, ohne Unterwolle. Die Farbe ist einheitlich, nicht weiß und nicht gefleckt oder gepunktet. Zunge, Zahnfleisch und Gaumen sind blau bis blauschwarz. Die Rute wird nach oben zusammengerollt getragen.

Der geschichtliche Ursprung des Shar Peis liegt vermutlich in den südlichen Provinzen Chinas zur Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.). Er war nie ein Luxushund der herrschenden Klasse wie der Pekingese oder der Shih-Tzu, sondern immer ein Gebrauchshund. Als typische chinesische „Bauernhofrasse“ hatte der Shar Pei ein weites Einsatzgebiet und wurde als Wächter, als Jagdbegleiter, zum Hüten der Hoftiere und zum Vertreiben wilder Tiere zum Schutz der Ackerflächen eingesetzt. Sein massiges Erscheinungsbild und die lose, faltige Haut legen nahe, dass er irgendwann im Laufe seiner Geschichte auch für Hundekämpfe gezüchtet wurde. Jedenfalls wurde er bis ins 19. Jahrhundert als Kampfhund eingesetzt. Das kommunistische Regime in der Volksrepublik China erhob für alle Hunde enorm hohe Steuern. 1947 wurden die Steuern nochmals drastisch erhöht und das Züchten ganz verboten. Als Folge verschwand der Shar Pei fast vollständig. Um 1950 existierten nur noch wenige Exemplare. Im April 1973 wurden erstmals Pläne zur Rettung der Hunderasse in einer Fachzeitschrift publiziert. Durch Bemühungen des Züchters Matgo Law aus Hongkong gelangten einige Hunde in die USA, bevor Hongkong 1997 die Unabhängigkeit erlangte und die Ausfuhr chinesischer Hunde als Luxusgut gestoppt wurde. Schon im Jahr 1991 waren in den USA mindestens 70.000 Shar Peis registriert.

Genetischen Analysen aus dem Jahr 2010 zufolge gehören Shar Peis zu den Hunden, bei denen starke Hinweise auf eine Vermischung mit chinesischen Wölfen gefunden wurden. Außerdem zeigten Untersuchungen, dass sie von den meisten anderen untersuchten Rassen sehr stark genetisch abgegrenzt sind und als „altertümliche Rasse“ bezeichnet werden.

Aufgrund seines früheren Einsatzbereichs ist der Shar Pei wachsam, aber wenig bellfreudig. Gegenüber Fremden ist er meist misstrauisch und zurückhaltend, solange er in ihnen keine Gefahr sieht. Er gilt als selbstbewusst genug, um immer noch eigenständig die Verteidigung von Haus und Hof in Angriff zu nehmen. Seine Eigenständigkeit macht die Erziehung nicht unbedingt einfach. Konsequent, souverän und dabei einfühlsam ist die beste Strategie, um von Welpe an beim Shar Pei zu punkten. Auch die jagdliche Motivation kann beim Shar Pei heute noch durchaus ausgeprägt sein und sollte über ein entsprechendes Training umgelenkt werden. Dabei muss man sich darüber im Klaren sein, dass der Shar Pei sowohl was alternative jagdliche Beschäftigung als auch Rückruftraining angeht, gern selbst entscheidet, ob er mitmacht oder nicht. Längere Spaziergänge – aber bitte ohne Regen – machen die eher wasserscheuen Shar Peis oft gern mit. Beschäftigungen wie Hundesport oder Tricktraining kommen ihnen eher unsinnig vor.

Aufgrund des übergangsweise in den 1970er Jahren sehr kleinen Genpools finden sich einige Erbkrankheiten beim Shar Pei: Amyloidose (Störung des Abbaus und des Abtransports von Proteinen), Muzinose (Hauterkrankung mit teigigen Schwellungen, Rötungen, Pusteln und Haarausfall), „Familiales Shar-Pei Fieber" (FSF), Otitis (Entzündungen des Gehörganges durch die kleinen Ohren/engen Gehörgang), Entropium (einwärts gerollte Augenlider mit Augenentzündungen).

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Shetland Sheepdog / Sheltie

Mit der Frage „Ist das ein ‚Mini-Collie‘?“ werden Besitzer des Shetland Sheepdog, meist nur „Sheltie“ genannt, wohl ziemlich häufig konfrontiert. Und „ja, fast richtig“, könnte man da antworten.

Aber eben nicht ganz - Sheltie- und Collie-Züchter würden sonst zu Recht protestieren. Der Sheltie hat seine ganz eigene Geschichte, in welcher der Collie allerdings auch vorkommt.

Wie der Name sagt, stammt der Shetland Sheepdog von den Shetland Inseln. Die Inseln sind seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Es ist allerdings ungewiss, ob die Inselbewohner, die von Ackerbau und Viehhaltung lebten, schon von Beginn an von Hunden begleitet wurden. Zu belegen ist aber, dass Wikinger im 9. Jahrhundert n. Chr. Hunde mit auf die Inseln brachten. Darunter waren sehr alte Hütehundschläge aus dem skandinavischen Raum sowie spitzartige Hunde wie Islandhund, Lundehund und Buhund. Im Laufe des 15. Jahrhunderts gingen die Shetland Inseln als Mitgift der dänischen Königstochter bei der Hochzeit mit James III. von Dänemark an Schottland. Schottische Schafzüchter wanderten ein und brachten kleinwüchsige Collies mit. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Hunde der Shetland Inseln folglich eine Mischung aus all diesen verschiedenen Hütehundschlägen. Es gab Ringelruten, kurzes und langes Fell, Schlapp- und Stehohren. Gemeinsam war den Hunden nur ihre geringe Körpergröße von rund 35 Zentimetern und ihre körperliche Robustheit. Aufgrund der eher ungemütlichen Witterung (durchschnittlich 216 Regentage im Jahr und auch im Hochsommer nur wenige Sonnenstunden) mussten die Hunde auf den Shetland Inseln unempfindlich sein. Das Klima beschränkte zudem das Nahrungsangebot - somit bevorzugte man Nutztiere, die klein waren und somit wenig Platz und wenig Nahrung brauchten. Die Herden, an denen die Hunde eingesetzt wurden, mussten auch nicht vor Bären oder Wölfen geschützt werden, da es solche großen Raubtiere auf den Inseln nicht gab.

Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten ‚Shetland Collies‘ nach England. 1908 wurde der Shetland Collie Club gegründet und ein erster Rassestandard festgelegt. Darüber entstand ein Streit mit den britischen Collie-Züchtern, die die Bezeichnung ‚Collie‘ ausschließlich für ihre Hunde beanspruchten, wodurch es schließlich zu einer Umbenennung in ‚Shetland Sheepdog‘ kam. 1914 wurde dann ein zweiter Verein, der English Shetland Sheepdog Club, gegründet. Kurz danach wurde der Sheltie als eigene Rasse in England anerkannt.

Laut heutigem Standard sind Hündinnen 36 Zentimeter, Rüden 37 Zentimeter groß und haben ein Gewicht von bis zu 7 Kilogramm. Das Deckhaar ist lang, hart und gerade, die Unterwolle kurz, weich und dicht. Anerkannt sind die Farbschläge sable, tricolour, blue-merle, bi-black und black and tan. Obwohl sich die Zucht der Shelties seit dem 20. Jahrhundert mehr in Richtung Showlinie - also vor allem auf das Aussehen der Hunde bedacht - als in Richtung Arbeitslinie entwickelt hat, stecken in dem kleinen Hütehund immer noch sehr viele Anlagen seiner Vorfahren von den Shetland Inseln. Zwar werden Shelties heute nur noch selten als Hütehunde eingesetzt, aber einige Liebhaber der Rasse schaffen sich extra Gänse oder Schafe an, um ihren Hunden ihre ursprüngliche Aktivität zu ermöglichen. Man kann Shelties allerdings auch sehr gut ohne eigene zu hütende Herde glücklich machen: Agility, Obedience, Dog Dance, Hoopers oder Flyball - die Liste der Beschäftigungsformen, für die der Sheltie zu begeistern ist, könnte man noch weit fortführen. Denn eigentlich macht ihm (fast) alles Spaß, was seine Menschen ihm anbieten.

Der Sheltie ist nicht nur für Hütehundkenner, sondern auch für Hundeanfänger und Familien geeignet, die den Ansprüchen eines aktiven Hundes täglich gerecht werden können. Aber ohne artgerechte Auslastung und Regeln und Strukturen im Alltag kann der Sheltie auch als kleiner Hund ganz schön unangenehm werden. Dann werden zum Beispiel gern mal die eigenen Menschen gezwickt und gemaßregelt, um sie zu „hüten“ und ihnen ihre Grenzen aufzuzeigen - das ist natürlich nicht nur in Familien mit Kindern ein absolutes „no go“. Bedingt durch seine ursprünglichen Aufgaben ist der Sheltie eng mit seinen Menschen verbunden, ist anhänglich, lustig und spielt bei ihnen den Clown, Fremden gegenüber ist er eher reserviert und zurückhaltend.

Als rassespezifische Erkrankungen sind beim Sheltie Patellaluxation, Dermatomyositis (eine erbliche bedingte Haut-Muskel-Erkrankung bei Junghunden), MDR1-Defekt (Unverträglichkeit gegenüber manchen Arzneimitteln) sowie Collie Eye Anomaly zu nennen.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Shiba Inu

Der Shiba Inu gehört zu den sehr alten, ursprünglichen japanischen Rassen. Sein Name „Shiba“ bedeutet im Japanischen etwas Kleines, „Inu“ ist der Hund - also: kleiner Hund.

In den Bergregionen Zentraljapans wurde er als Wächter und bei der Jagd auf Fasane, Hasen und kleines Wild eingesetzt. Je nach Ursprungsort bestanden zwar kleine Unterschiede, aber letztlich veränderte sich die Rasse über Jahrhunderte hinweg kaum. Das änderte sich Ende des 19. Jahrhunderts als der Shiba mit Pointern und Settern gekreuzt und der ursprüngliche Shiba bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine Seltenheit wurde. Anfang der dreißiger Jahre begann man in Japan mit der Fortführung der wenigen alten Blutlinien und erstellte 1934 einen entsprechenden Rassenstandard. 1937 erhielt der Shiba in Japan den Status eines Naturdenkmals.

Der heutige Shiba ist im Vergleich zum Ursprung etwas hochbeiniger und kräftiger. Rüden werden bis zu 40 cm, Hündinnen bis zu 37 cm groß. Der Shiba hat einen breiten Kopf mit deutlichem Stop. Die kleinen, dreieckigen Ohren stehen weit auseinander. Der Fang ist gerade und mäßig dick. Die definierten Farben sind Rot, Schwarzloh, Sesam, Schwarz-Sesam und Rot-Sesam. Das Deckhaar ist hart und gerade mit dichter und weicher Unterwolle. Trotzdem ist das Fell auch im nassen Zustand so gut wie geruchlos.

Als Hund vom Urtyp ist der Shiba sehr erwachsen und selbständig. Jagdliche, territoriale, sexuelle und soziale Motivation sind gleichermaßen stark ausgeprägt. Draußen neigt der Shiba daher bei nicht artgerechter Auslastung zu eigenständigen Jagdausflügen. Er ist fremden Menschen gegenüber skeptisch und meldet Eindringlinge in Garten und Haus.

Klare Strukturen und Regeln im Alltag sowie Konsequenz und Geduld sind bei der Erziehung des Shibas daher extrem wichtig. Alles muss für den ursprünglichen Jagdhund auch einen „Sinn“ machen. Für ein Apportiertraining oder Hetzspiel mit Futterbeutel, über das er sich sein Futter verdienen darf, ist der Shiba beispielsweise eher zu haben als für Spielereien mit einem Ball.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Siberian Husky

Der Siberian Husky ist ein ursprünglicher, mittelgroßer Arbeitshund. Er hat eine Schulterhöhe von durchschnittlich 55 cm und wiegt dabei bis zu 28 kg. 

Sein Körperbau ist mäßig kompakt, bestenfalls straff bemuskelt. Die nordische Herkunft erkannt man an dem dichten, mittellangen Fell, das mit seiner weichen Unterwolle regelrecht pelzartig wirkt. Es kann von Reinweiß über Rot bis Schwarz alle Farbtöne und Zeichnungen aufweisen. Interessant: Dem Husky macht es nichts aus, sich komplett einschneien zu lassen. Er kann sogar die Nacht unter der Schneedecke verbringen. Sein zweilagiges Fell schützt ihn vor der Kälte und die buschige Rute, unter die er seine Nase steckt, dient als Luftfilter und -wärmer. Faszinierend wirken auf viele Menschen die Augen des Huskys - sie sind häufig blau oder marmoriert.

Rassetypische Erkrankungen gibt es beim Husky nicht, vereinzelt können aber Hüftgelenkdysplasie und Zinkmangel auftreten. Nicht überraschend: Huskys lieben keine Hitze und fühlen sich bei kühlen Temperaturen am wohlsten.

Die Heimat der Vorfahren des Siberian Huskys ist das nördliche Sibirien, daher auch der Name der Rasse. Niemand kann sagen wie alt die Rasse wirklich ist. Überlieferungen zufolge begleiten Huskys die Nomadenvölker Sibiriens schon seit Jahrtausenden. Sie waren unentbehrliche Begleiter bei dem Transport von Lasten und auf der Jagd. Nach einigen Erfolgen der sibirischen Hunde bei Schlittenhunderennen in Alaska begann der Norweger Leonard Seppala dort 1910 mit der offiziellen Zucht des Siberian Husky. Deshalb gelten die USA häufig als Ursprungsland des Huskys.

Der Husky ist ein „Hund vom Urtyp“ bei dem alle Motivationen - also soziale, jagdliche, territoriale und sexuelle Motivation - etwa gleich stark ausgeprägt sind. Er ist daher sehr erwachsen und auch selbständig, was ihn weder zu einem Anfänger-, noch zu einem Familienhund macht. In der Erziehung sind viel Konsequenz und Geduld erforderlich. 

Huskybesitzer berichten im Training häufig von selbständigen Jagdausflügen ihrer Hunde. Denn auch beim Jagdverhalten zeigt der Husky noch eine ganz ursprüngliche Ausprägung. Problematisch ist, dass er sich dadurch selten auf spielerische Formen des Jagens einlässt, da diese schlichtweg keinen Sinn für ihn machen. Es heißt also dranbleiben, wenn man ihm z.B. über ein Apportiertraining mit dem Futterbeutel eine jagdliche Beschäftigung bieten möchte, über die er sich sein Futter gemeinsam mit seinem Menschen erbeuten darf.

Zusätzlich kann der robuste, laufstarke Husky natürlich über Zughundesport, bei dem er seine ursprüngliche Aufgabe ausüben darf, körperlich ausgelastet werden. Und je nach Veranlagung bietet sich auch ein Fährtentraining an.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Staffordshire Bullterrier

Diese Rasse hat ihren Ursprung im sogenannten „Black Country“, dem Bereich Mittelenglands um die Grafschaft Staffordshire und Birmingham. 

In diesen Kohlegebieten lebten bereits im 18. Jahrhunderts bullige Hunde, die von den Bergleuten gezüchtet und gehalten wurden. Da sie gemeinsam mit ihren Menschen in den engen Arbeitersiedlungen lebten, sollten sie eher klein sein. Ihre ursprüngliche Aufgabe war es, Ratten im häuslichen Umfeld zu töten. Daraus entwickelte sich der brutale Sport des „Rattenbeißens“. Bei diesen blutigen Wettkämpfen gewann der Hund, der in kürzester Zeit möglichst viele Ratten tötete. Ab ca. 1810 wurden diese Hunde unter dem Namen „Bull-and-Terrier“ bevorzugt für Hund-gegen-Hund-Kämpfe in der Grafschaft Staffordshire eingesetzt. Diese grausamen Hundekämpfe und auch Hunderennen dienten - zusätzlich zum Verkauf der Welpen - den Menschen der Arbeiterklasse dazu, das niedrige Einkommen unter Tage etwas zu steigern. Die Hunde wurden daher zu einem regelrechten Statussymbol. England verbot 1835 als erstes europäisches Land Tierkämpfe. Als Folge konzentrierte man sich bei der Zucht auf die Familientauglichkeit, die die Rasse ebenfalls aus dem engen Zusammenleben mit den Menschen mitbrachte. 1935 wurde der Staffordshire Bullterrier als  Rasse vom englischen Kennel Club anerkannt.

„Staffs“ werden 35,5 bis 40,5 cm groß. Hündinnen wiegen dabei 11 bis 15,4 kg, Rüden 12,7 bis 17 kg. Sie haben einen kurzen und breiten Kopf mit Halbsteh- oder sogenannten Rosenohren. Der Körper ist sehr kräftig für seine Größe. Die kleinen Muskelpakete lassen äußerlich schon erahnen, dass sie aktiv und beweglich sind. Das Fell ist glatt, kurz und dicht. Staffordshire Bullterrier gibt es in den Farben rot, weiß, scharz, falb oder blau oder in einer dieser Farben mit weiß oder gestromt in jeder genannten Farbe oder gestromt mit weiß. 

Der Verband für das deutsche Hundewesen (VDH e.V.) beschreibt das Wesen des Staffordshire Bullterriers folgendermaßen: „Traditionell von unbeugsamem Mut und Hartnäckigkeit. Hochintelligent und liebevoll, besonders zu Kindern. Tapfer, furchtlos und absolut zuverlässig.“

Wie alle Hunde doggenartiger Rassen hat auch der Staff durch seine - über eine lange Zeit - traurige Geschichte ein geringes Drohverhalten und eine hohe Reizschwelle. Denn um früher im Kampf zu überleben, war es wichtig, sofort anzugreifen, ohne vorab Drohverhalten zu zeigen. Das Drohen hätte wichtige Zeit gekostet. Außerdem ist daher auch das Schmerzempfinden stark herabgesetzt. Da eine Flucht aus diesen Kampfsituationen unmöglich war, blieb als gewünschte Reaktion nur die offensive Aggression, die aber niemals gegenüber dem Menschen gezeigt werden durfte. 

Bei der Haltung des Staffs muss man diese Aspekte beachten. Denn die Hunde lassen sich viel gefallen, bis es ihnen irgendwann „reicht“. Dann korrigieren sie ihr Gegenüber allerdings blitzschnell und ohne Vorwarnung. Insofern muss man bestenfalls von Beginn an trainieren, dass sie sich nicht „hochfahren“ und dass ein zu körperliches Spiel mit dem Menschen und auch Artgenossen nicht erwünscht ist. Der Aufbau eines Abbruchsignals wie „Schluss“, ein Abstoppen aus der Bewegung, ein Kennenlernen unterschiedlicher Rassen und deren Spielverhalten sowie viel Training der Impulskontrolle machen schon ab dem Welpenalter Sinn. Um den Wunsch nach körperlicher Aktion zu befriedigen, sollten Staffs zum Beispiel Zughundesport mit ihren Menschen machen dürfen. Auch Gegenstände unter einem Baum oder einem großen Haufen Äste hervorzuziehen, einen Turm aus alten Autoreifen umzuschubsen oder Fährtenarbeit und Treibball sind geeignete Aktivitäten, um die Hunde körperlich und geistig auszulasten. Halter dieser Rasse sollten gern selbst körperlich aktiv sein. Kinder in Familien sollten mindestens im Schulalter sein. 

In Großbritannien sind Staffordshire Bullterrier auch heute - unter anderem als Familienhunde - beliebt. Sie werden dort aber auch als Rettungshunde eingesetzt. Bereits seit 1882 gibt es im britischen Staffordshire Regimentsverband traditionell einen Staff als Maskottchen. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs wird dieser immer „Watchman“ getauft. Das aktuelle Maskottchen ist Watchman VI. 

Fast alle deutschen Bundesländer bewerten den Staffordshire Bullterrier als „gefährliche Hunderasse“ und führen ihn in entsprechenden Rasselisten auf, für die strenge Halterbeschränkungen gelten. Der Import nach Deutschland ist verboten. 

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Weimaraner

Mit ihren hell oder dunkel bernsteinfarbenen Augen, die im Welpenalter hellblau leuchten, sind sie ein echter Hingucker, die Weimaraner.

Sie haben silber-, reh- oder mausgraues Fell, entweder sehr dicht und glatt oder auch als langhaarige Variante. Rüden werden 59 bis 70 cm hoch und 30 bis 40 kg schwer, Hündinnen 57 bis 65 cm hoch und 25 bis 35 kg schwer.

„Vielseitiger Jagdgebrauchshund“ liest man, wenn man sich beim Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) über den Weimaraner informiert. Dieser kurze Begriff, so unscheinbar er zunächst wirkt, offenbart tatsächlich sehr viel über die Rasse: Der Weimaraner gehört zu den Vorstehhunden, er wurde also gezielt als Helfer des Jägers für das Aufspüren und Anzeigen von Wild vor dem Schuss gezüchtet. Ebenso talentiert zeigt er sich aber auch bei der Arbeit nach dem Schuss, also beim Auffinden und Apportieren des angeschossenen oder toten Wilds, auch aus dem Wasser. Rassekenner betonen die sogenannte Raubzeug- und Wildschärfe des Weimaraners, was bedeutet, dass er - je nach Größe und Stärke seines Gegenübers - Wild auch tötet oder zumindest stellt. Dazu gehören, menschlich ausgedrückt, eine große Portion Mut und ein gewisses Maß an Selbstständigkeit. Zusätzlich zeigt der Weimaraner häufig wachsames beziehungsweise territoriales Verhalten.

Die Entstehung des Weimaraners ist nicht eindeutig belegt. Bekannt ist aber, dass Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach Anfang des 19. Jahrhunderts am Hof zu Weimar solche Vorstehhunde hielt. Um 1890 begann die planmäßige Zucht und zuchtbuchmäßige Erfassung des Weimaraners. Der „Verein zur Reinzucht des silbergrauen Weimaraner-Vorstehhundes“ wurde 1897 gegründet. Der VDH betont, dass der Weimaraner seit diesem Zeitpunkt „rein gezüchtet“ wurde, es also keine Einkreuzungen anderer Rassen mehr gab. Somit sei der Weimaraner die älteste deutsche Vorstehhunderasse.

Obwohl der Weimaraner in den letzten Jahrzehnten auch in „ganz normalen“ Haushalten immer beliebter geworden ist, geben viele deutsche Züchter ihre Welpen immer noch ausschließlich an Jäger ab. Eine Begründung ist dabei, dass diese Hunde, die aus einer reinen Jagdzuchtlinie stammen (bei der man also bei der Zucht immer auf die Arbeitsanlagen der Hunde geachtet hat), als Familienhunde unterfordert sind und daher häufig verhaltensauffällig werden. Informiert man sich sorgfältig über die Rasse und ihre hier zuvor beschriebenen ursprünglichen Einsatzbereiche, kann man das Anliegen der Züchter durchaus verstehen. Der Weimaraner ist kein Hund, der sich mit zwei kurzen Spaziergängen, dem Besuch der Hundewiese und einer großen Runde nach Feierabend zufrieden gibt. Wenn dann noch kleine Kinder in der Familie sind und es mitunter auch etwas dynamischer zugeht, sind unentspannte Situationen mit dem Weimaraner quasi vorprogrammiert. Wer den Weimaraner also nicht jagdlich führt, muss auf jeden Fall für ausreichende alternative jagdliche Beschäftigung sorgen - und zwar täglich, ohne den Hund dabei zum absoluten Adrenalinjunkie zu machen. Es geht darum, nicht nur den Bewegungsdrang zu befriedigen, sondern vor allem auch Impulskontrolle zu trainieren und die vielseitigen Jäger vom Kopf her auszulasten. Es sollten also durchaus komplexe Aufgaben sein, die man dem Weimaraner stellt, beispielsweise aus den Bereichen Dummytraining, Fährtenarbeit oder Mantrailing. Regeln und Strukturen im Alltag sind zusätzlich wichtig, um auch der bereits erwähnten territorialen Motivation gerecht zu werden.

Weißer Schweizer Schäferhund

Obwohl die Rasse offiziell noch sehr jung ist, hat der Weiße Schweizer Schäferhund oder Berger Blanc Suisse eine lange Geschichte. Er hat seinen Ursprung gemeinsam mit dem Deutschen Schäferhund. 

Ursprung: Weiß als Farbvariante des Deutschen Schäferhunds

Bei der weißen Farbe handelte es sich zunächst um eine Farbvariante. Wie der Name schon sagt, wurden die Schäferhunde als Arbeitshunde von Schäfern eingesetzt. Vermutlich zählen zu den Vorfahren aus alter Vergangenheit auch weiße Herdenschutzhunde wie Kuvasz und Maremmano. Aufgrund ihrer Farbe kann man diese auch bei Nacht praktischerweise vom Raubwild unterscheiden. Das weiße Erbe schlug und schlägt beim Deutschen Schäferhund hin und wieder durch. 1933 wurde die weiße Variante aus dem Standard für Deutsche Schäferhunde gestrichen, weil man ihr fälschlicherweise eine besondere Anlage für Erbkrankheiten nachsagte. In den USA und Kanada wurden jedoch weiterhin weiße Schäferhunde gezüchtet. Ein „Canadian White Shepherd“ etablierte sich allerdings nicht. Der 1966 in Amerika geborene weiße Schäferhund Lobo kam mit seiner Besitzerin Agatha Burch in die Schweiz. Er gilt als Stammvater der ab diesem Zeitpunkt dort entstehenden neuen Rasse. Die Zucht mit Lobo und weiteren Hunde aus den USA und Kanada ermöglichte allmählich die Verbreitung weißer Schäferhunde in ganz Europa. Seit 1991 wird die Rasse Weißer Schweizer Schäferhund im schweizerischen Hundestammbuch geführt, 2011 erfolgte die Anerkennung durch die FCI.

Weiße Schönheit

Der Weiße Schweizer Schäferhund hat eine sportliche Figur mit gut ausgeprägter Muskulatur, Stehohren und einer tief angesetzten Rute. Bei Hündinnen liegt die Standardgröße zwischen 53 und 61 Zentimetern und das Standardgewicht zwischen 25 und 35 Kilogramm. Rüden werden bei einer Größe von 58 bis 66 Zentimetern 30 bis 40 Kilogramm schwer. Das weiße Fell kann sowohl stockhaarig als auch langstockhaarig sein. Beide Varianten haben dichte Unterwolle, die vor allem während der Fellwechsels für einen erhöhten Pflegeaufwand sorgt. Stockhaarige und langstockhaarige Hunde dürfen untereinander verpaart werden. Vor allem vor dem Hintergrund eines „lebendigen“ Genpools ist das positiv zu sehen. Ein weiterer, absolut zu begrüßender Punkt im Rassestandard ist, dass eine „stark abfallende Rückenlinie“ ausdrücklich als schwerer Fehler abgelehnt wird. Die Augen sind braun bis dunkelbraun, mit meist schwarzen Lidrändern. Der Nasenspiegel ist ebenfalls größtenteils schwarz.

Intelligenter und ambitionierter Arbeitshund mit dem Wunsch nach Familienanschluss

Der Weiße Schweizer Schäferhund hat gern einen Job. Er braucht ihn sogar. Denn eine sinnvolle und artgerechte Auslastung ist die Voraussetzung für einen ausgeglichenen, zufriedenen und entspannten Hund, in dem immer noch das Erbe des ursprünglichen Arbeitshundes vorhanden ist. Wichtig ist vor allem, die Spaziergänge beispielsweise durch Such- und Apportieraufgaben interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Und wer für regelmäßige Aktivitäten in der Hundeschule oder im Verein zu haben ist, wird vom Weißen Schweizer Schäferhund begeistert begleitet werden. Geeignete Beschäftigungsformen können hier zum Beispiel Mantrailing, Fährtenarbeit, komplexes Apportieren, Longieren oder Hoopers Agility sein.

Die Weißen Schweizer Schäferhunde sind vom Typ her sehr sozial motivierte Hunde, denen der enge Kontakt zu ihren Menschen wichtig ist. Für die Zwingerhaltung sind sie daher definitiv nicht geeignet. Am wohlsten fühlen sie sich mit Familienanschluss. Gerade daher sollten die Halter allerdings darauf achten, dass sie ihren Weißen Schweizer nicht zum „weißen Schatten“ werden lassen, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Denn das könnte der Hund so missverstehen, dass er sich für seine Menschen verantwortlich fühlt und meint, auf sie aufpassen oder sie gar verteidigen zu müssen.

Es gibt unter den Weißen Schweizer Schäferhunden teilweise die Tendenz, unsicher gegenüber fremden Menschen oder unbekannten Umgebungsreizen zu reagieren. Neben der Auswahl „wesensfester“ und gesunder Elterntiere für eine Zucht gehört daher ebenfalls dazu, die Hunde von klein auf gut zu sozialisieren. Klare Regeln und Strukturen sowie liebevolle Konsequenz sind unabdingbar, wenn man für seinen Weißen Schweizer der „Fels in der Brandung“ werden will, an dem er sich vertrauensvoll orientieren kann, für den er aber keine soziale oder territoriale Verantwortung übernehmen muss.

Gesundheit des Weißen Schweizer Schäferhundes

Leider sind beim Weißen Schweizer Schäferhund einige rassetypische Erkrankungen zu nennen, die seriöse Züchter aber durch entsprechende Tests eindämmen können: U.a. Hüftgelenks- (HD) und Ellenbogengelenksdysplasie (ED), MDR-1-Defekt (Gendefekt, der zur Überempfindlichkeit gegenüber manchen Arzneimitteln führt), Degenerative Myelopathie (schwere Erkrankung des Rückenmarks). Darüber hinaus gibt es gesundheitliche Risiken bei Hunden, die nicht dem geforderten Standard entsprechen, sondern eine abfallenden Rückenlinie und eine übermäßig stark gewinkelte Hinterhand haben. Ein gesund gezüchteter Weißer Schweizer Schäferhund kann ohne Probleme zwölf Jahre alt werden.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

West Highland White Terrier

Fast hätte es den West Highland White Terrier, den „Westie“, als Rasse gar nicht gegeben, so kann man es etwas überspitzt formulieren.

Er hat den gleichen Ursprung wie der Cairn Terrier, den Schafzüchter im schottischen Hochland zur Fuchsjagd einsetzten. Die kleinen, raubwildscharfen Terrier sollten die Füchse aus ihren unterirdischen „Cairns“ heraustreiben oder bei Widerstand dort unten töten. Das überlebten natürlich nur die härtesten und durchsetzungsfähigsten Hunde. Weiße Terrier galten als schwach und feige, daher wurden sie im Normalfall direkt nach der Geburt ertränkt.

Mit Colonel Edward Donald Malcolm aus Poltalloch wendete sich im 19. Jahrhundert das Blatt für den Westie. Malcolm begann, eine weiße Linie von Cairn Terriern zu züchten, die bei der Jagd auf Dachs, Fuchs, Otter und Wildkatze den farbigen Cairn Terriern in nichts nachstanden. Malcolm gilt als Begründer der Rasse, wobei es auch weiße Welpen aus anderen Terrierschlägen gab. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese schließlich unter der Bezeichnung West Highland White Terrier zusammengefasst und als eigene Rasse anerkannt.

In den 90ern war der Westie durch seinen Einsatz in der TV-Werbung in Deutschland schließlich unheimlich beliebt und er wurde zum regelrechten Modehund.

Westies haben ein sogenanntes „doppeltes Haarkleid“. Durch langes, glattes Deckhaar und weiche, dichte Unterwolle ist es robust und wetterfest, aber nicht unbedingt pflegeleicht. Da die abgestorbenen Deckhaare nicht von selbst ausfallen, muss der Westie regelmäßig getrimmt werden.

Im Laufe der Zeit haben sich einige rassespezifische Erkrankungen herauskristallisiert: Es kommen bei Junghunden manchmal schmerzhafte Erkrankungen des Schädelknochens vor. Eine Patellaluxation (Erkrankung der Kniescheibe) kann unterschiedliche Lahmheiten bewirken. Zahnprobleme, Allergien und Lebererkrankungen werden bei den Westies leider ebenfalls überdurchschnittlich häufig festgestellt.

Unter den Jagdhunden gehört der West Highland White Terrier der Gruppe der Solitärjäger an. Wie  zuvor geschildert musste er bei der Jagd allein und ohne die Hilfe des Menschen arbeiten. Insofern neigt der Westie manchmal dazu, eher selbstständig zu entscheiden - was die Menschen dann oft als Eigensinn auslegen. Legt man aber von Beginn an Wert auf eine konsequente Erziehung und eine artgerechte Auslastung für den kleinen Jäger, die für ihn Sinn macht, ist er auch bereit, sich an seinen Menschen zu orientieren.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Welsh Corgi

Der Welsh Corgi ist berühmt, aber eher selten anzutreffen. Die Berühmtheit rührt vom prominentesten Fan der Rasse: Queen Elizabeth II., die im Laufe ihres Lebens schon über 30 Corgis besaß und ihre eigene Zucht von Welsh Corgi Pembrokes erst kürzlich altersbedingt beendete.

1944 bekam die damalige Prinzessin Elizabeth ihren ersten Corgi von ihrem Vater zum 18. Geburtstag geschenkt. Die Hundedame hieß Susan und war 14 Jahre lang an ihrer Seite.

Herkunft und Einsatzbereich: Walisischer Arbeitshund mit zahlreichen Aufgaben

Die Geschichte der Rasse ist vermutlich viel länger als ihre ersten schriftlichen Aufzeichnungen. Diese findet man bereits im 14. Jahrhundert. Damals wurden sie in Wales bereits für mehrere Einsatzbereiche gezüchtet:

So arbeiteten sie als Treib- und Hütehunde, insbesondere zum Treiben von Rindern. Zimperlich waren die kleinen Vierbeiner dabei nicht. Zur Not gab es einen Biss ins Bein der großen Tiere, was dem Corgi auch heute noch den Titel des „Fersenzwickers“ einbringt. Anschließende Tritte der Herdentiere gingen aufgrund der geringen Größe der Hunde meist über ihren Kopf hinweg.

Außerdem gehörten das Fangen und Töten von Ratten, der Einsatz als Wachhund sowie das Vertreiben von Füchsen und Mardern zum Alltag der kurzbeinigen Allrounder.

1928 erst wurde die Rasse offiziell anerkannt und ein eigener Rassestandard erstellt. Die Unterscheidung der beiden Varietäten Pembroke und Cardigan erfolgte ein paar Jahre später. Ausgangspunkt dabei war die Herkunft aus den jeweiligen britischen Grafschaften. Optische Unterscheidungen folgten. Züchter dürfen sie seit 1934 nicht mehr untereinander kreuzen.

Aussehen und äußerliche Unterschiede bei Pembroke und Cardigan

Der Welsh Corgi hat einen außergewöhnlichen Körperbau, dessen Vorteile beim Herdentrieb oben schon erläutert wurden. Übersetzt bedeutet Corgi so viel wie „Zwerghund“. Der Körper wirkt klassisch „hütehundartig“ und geradezu athletisch, die Beine sind jedoch sehr kurz. Dadurch erreichen Corgis eine Größe von maximal 25 bis 30 cm. Hündinnen werden dabei 10 bis 11 kg, Rüden 10 bis 12 kg schwer.

Äußerlich gibt es Unterschiede zwischen Pembroke und Cardigan: Der Pembroke hat häufig ein helles, beiges Fell mit feinen schwarzen und weißen Zeichen. Sein (früheres) Markenzeichen, das aber nicht mehr vorgeschrieben ist, ist die kurze Rute. An dieser Stelle einige kritische Worte zur früher geforderten kurzen Rute: Sofern diese nicht durch Kupieren – was in Deutschland, Österreich und der Schweiz verboten ist – erzeugt ist, ist sie das Ergebnis des Gendefekts Brachyurie. Es kann zu schweren gesundheitlichen Folgen wie Störungen der Entwicklung des Rückenmarks kommen, die neurologische Störungen der hinteren Körperhälfte bedingen können (Paraparese, Paraplegie, Harn- und/oder Kotinkontinenz). Forderungen von Tierschützern nach einer Lockerung der geforderten verkürzten Rute beim Pembroke waren schließlich erfolgreich.

Beim Cardigan ist die natürliche, lange Rute offiziell vorgeschrieben. Seine Fellfarbe variiert, er hat häufig eine braun-weiße Fellzeichnung.

Charakter: Arbeitshund im „Schoßhundpelz“

Corgis sehen niedlich aus, sind jedoch ursprünglich echte Arbeitstiere. Und natürlich haben die früheren Aufgaben als Treib-, Hüte- und Wachhund immer noch Auswirkungen auf seine rassetypischen Merkmale. Folgende Eigenschaften sind, wenn man sich dessen bewusst ist, daher nicht weiter verwunderlich:

  • Wachsamkeit bzw. ausgeprägte territoriale Motivation, ggf. Misstrauen gegenüber Fremden
  • Aktivität und Bewegungsfreude
  • Hang zum „Fersenbeißer“, um Forderungen Nachdruck zu verleihen und die Bewegungsfreiheit anderer einzuschränken
  • hohes Maß an Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein
  • Lernfreude

Seine Menschen müssen beim Corgi daher unbedingt selbst territoriale Verantwortung übernehmen, damit die Fersen des Besuchs und des Postboten garantiert unversehrt bleiben. Kinder in der Familie sollten nicht zu klein sein. Alternative Auslastung und Impulskontrolle rauf und runter stehen regelmäßig auf der Hausaufgabenliste. Geeignete Auslastungsformen können daher Treibball, Fährtenarbeit, Mantrailing, Apportieren, Hoopers, jegliche Formen der Nasenarbeit oder Reizangeltraining sein. Aufgrund des langen Rückens und der kurzen Beine sind hohe Sprünge für den Corgi ungeeignet.

Gesundheit und Pflege: robust und pflegeleicht

Corgis sind relativ robust und haben eine Lebenserwartung von über 12 Jahren. Eine Besonderheit ist, dass sie mit ihren kurzen Beinen und dem langen Rücken möglichst wenige Treppen steigen sollten. Wer nicht ebenerdig wohnt, darf also mit seinem Corgi den Aufzug nehmen oder diesen über die Treppen tragen. Es kann beim Corgi zu Hüftgelenks- (HD), Ellenbogengelenksdysplasie (ED) und OCD an der Schulter kommen.

Beim Welpenkauf muss man einige Geduld aufbringen, es gibt sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien nur wenige Würfe. Bei der Auswahl der Elterntiere sollte unter anderem auf nicht zu lange Rücken und nicht zu kurze Beine geachtet werden, was verständlicherweise langfristig die Gelenke der Hunde extrem belasten würde.

Das Fell ist pflegeleicht und muss lediglich regelmäßig gebürstet werden.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Whippet

Der auf Geschwindigkeit und Leistung optimierte Whippet entstand im Norden Englands im 19. Jahrhundert als Hund von Bergleuten und Fabrikarbeitern.

Der wohlhabende Adel ging mit den größeren Greyhounds auf die Jagd, die weniger vermögende Bevölkerungsschicht benötigte einen kleineren Hund, der weniger Platz brauchte und dadurch auch günstiger im Unterhalt war. So kreuzten sie kleinere Greyhounds mit Terriern. Diese „Snap dogs“ oder „Rag hounds“ füllten zunächst ihren Kochtopf mit dem Kaninchenbraten und später ihren Geldbeutel mit dem Einsatz bei Wettrennen. Nebenbei konnte man sie dank des Terrieranteils auch gut bei der Rattenbeseitigung einsetzen. 1891 verfasste man schließlich den ersten Rassestandard und festigte hierbei einen leistungsfähigen und dabei „eleganten“ Typ des Whippets, an dem sich bis heute verhältnismäßig wenig verändert hat.

Der mit bis zu 51 Zentimeter mittelgroße Windhund ist kleiner als der Greyhound und größer als das Windspiel. Sein Körperbau soll „trocken“ sein, Fettpölsterchen sind also tabu. Man sieht ihm schon körperlich den Kurzstreckensprinter an: schlank, bemuskelt, regelrecht athletisch, ein kleines Kraftpaket. Sein Kopf ist lang gezogen und sein Fang schmal, aber kräftig. Die Ohren, „Rosenohren“ genannt, trägt er leicht nach hinten. Der Brustkorb ist tief und schmal, ihm folgt eine Wespentaille und eine durch die Schräglage des Beckens bedingte, leicht abfallende Hüfte mit kräftig bemuskelten, langen Beinen. Dank dieser Ausstattung zählt der Whippet mit bis zu 58 km/h zu den schnellsten Landtieren der Erde.

Als typischer Windhund ist der Whippet ein Sichtjäger. Das Auge leistet den Hauptanteil bei der Ortung seiner Beute. Deswegen hat der Whippet ein sozusagen überdurchschnittliches Hundeauge: Der schmale Kopf und die seitlich angelegten Augen verschaffen ihm einen Blickradius von 250 Grad - andere Hunde sehen oft nur in einem Radius von 200 Grad. Damit entgeht ihm kein Hase und keine Maus.

Diesen Aspekt sollte man auch beim Training und bei der Auslastung berücksichtigen. Wer mit dem Whippet gemeinsam seiner größten Leidenschaft nachgeht, zum Beispiel mit ihm ein Hetzspiel an der Reizangel macht oder ihn auf einer Windhunderennbahn hinter einer Ersatzbeute herhetzen lässt, macht seinen Hund glücklich und zufrieden. Aber auch Distanztraining, Frisbee oder Agility sind zusätzliche Möglichkeiten zur Auslastung. In aktiven Familien mit nicht zu kleinen Kindern ist der Whippet - auch als Anfängerhund - gut aufgehoben. Was man natürlich nicht unterschätzen sollte und nie genug trainiert werden kann, ist bei dieser Jagdpassion von Anfang an ein sicherer Rückruf.

Gesundheitlich steht der Whippet als Hunderasse sehr gut da. Gelegentlich tritt, vor allem bei reinen Rennlinien, das Bully Whippet Syndrom auf - eine genetische Mutation, bei der der Hund überdurchschnittlich viele Muskeln aufbaut.

Yorkshire Terrier

Der kleine Terrier aus der Grafschaft Yorkshire hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Ursprünglich wurde er gegen Ende des 19. Jahrhunderts von der armen Arbeiterschicht in den nordenglischen Industriestädten als Mäuse- und Rattenjäger gehalten.

In den ungemütlichsten und dunkelsten Ecken der Häuser, Keller und auf Fabrikgeländen musste er selbstständig gegen die durchaus wehrhaften Nager antreten. Auch bei organisierten Kämpfen gegen Ratten im sog. „Pit“ durfte er keine Schwäche zeigen. Damals war der „Gebrauchshund“ aber noch deutlich größer (ca. 40-45 cm) als heute (ca. 18-23 cm/bis 3,2 kg). Mit der Zeit wurde der Yorkshire Terrier aber auch in der Oberschicht als „Schoßhund“ immer beliebter und auf Ausstellungen präsentiert. Der „Yorkie“ wurde mit der Zeit kleiner gezüchtet und man legte mehr Wert auf Fellfarbe und -beschaffenheit. Und so hielt der Yorkshire Terrier spätestens im 20. Jahrhundert auch Einzug in die Welt von Glanz und Glamour. Die Yorkshirehündin „Daisy“ des Münchner Modedesigners Rudolph Moshammer war bislang wohl die prominenteste Rassevertreterin Deutschlands.

Laut heutigem Rassestandard hat der Yorkshire Terrier mittellanges, glattes, glänzendes und seidiges Fell. Die Fellfarbe ist stahlblau und an Kopf, Brust und Beinen lohfarben.

So niedlich der kleine, lustige Hund im Normalfall auch wirkt - er ist immer noch ein echter Terrier. Somit liegt ihm zum einen das Jagen im Blut. Aufgrund der früher sinnvollerweise verstärkten jagdlichen Motivation reagiert er sehr schnell auf alles, was sich bewegt.

Zusätzlich bringt er meist noch einen großen Teil territorialer Motivation mit sich und agiert, was bei seiner ursprünglichen Aufgabe durchaus Sinn machte, selbständig, wachsam und furchtlos und stets bereit, sich und seine Familie zu verteidigen. Aus dem Grund wird ihm auch gern ein gewisser Hang zum Größenwahn attestiert. Sowohl bei Begegnungen mit Menschen als auch mit Hunden wirkt er oft eigenwillig und regelrecht überschäumend. Eine behutsame Sozialisierung mit verträglichen Hunden jeder Größe ist unbedingt bereits ab dem Welpenalter ratsam.

Kinder missbrauchen den Yorkshire Terrier wegen seiner geringen Größe gern als Spielzeug, was sich dieser aber im Normalfall (zurecht) nicht gefallen lässt. Die konsequente Erziehung und das Training mit dem Hund sollten daher unbedingt Erwachsene übernehmen, die die Kinder dann dabei anleiten können, sich ihm auf respektvolle Weise anzunähern und den passionierten Jäger beispielsweise mit Such- und Apportierspielen auszulasten.

Ruhiges Abwarten, Impulskontrolle und Entspannung zählen nicht unbedingt zu den Stärken des Yorkshire Terriers. Deshalb sollten seine Menschen großen Wert auf Ruhezeiten, Abschalttraining und Entspannung legen. Er ist allzeit bereit für verschiedene Aktivitäten mit seinen Menschen und neigt dann schnell dazu, Aufmerksamkeit durch unerwünschte Verhaltensweisen wie zum Beispiel ständiges Bellen einzufordern. Sinnvolle Strukturen und viel Ignoranz helfen hier sehr gut dabei, der Erwartungshaltung des kleinen Energiebündels entgegenzuwirken und mehr Gelassenheit in den Alltag zu bekommen. Nimmt man ihn als “richtigen” Hund ernst und gestaltet die Erziehung und Auslastung entsprechend, ist er ein aktiver, angenehmer Begleiter.

Gesundheitlich neigt der Yorkshire Terrier wie viele kleinere Hunderassen zur Patellaluxation.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Zwergpinscher

Die Vorfahren des im Schnitt nur vier bis sechs Kilogramm schweren Zwergpinschers gehören zu den alten, vielseitig eingesetzten Hunderassen Deutschlands.

Sie wurden seit dem 16. Jahrhundert zur Rattenjagd eingesetzt und hatten zusätzlich als selbstständige und furchtlose Wach- und Stallhunde die Aufgabe, Haus und Hof vor Eindringlingen und Ungeziefer zu beschützen. Ende des 19. Jahrhunderts waren Pinscher oder sogenannte „Rattler“ fast auf jedem Hof anzutreffen.

Glatte und rauhaarige (heute als Schnauzer bekannte) Pinscher gehörten damals noch zum selben Rassetyp. Der Pinscherliebhaber Josef Berta begann um 1895 mit der „Reinzucht“. Erst dann entstand die Unterscheidung zwischen Pinschern und Schnauzern. Aber noch bis ins frühe 20. Jahrhundert fielen in den Würfen rau- und glatthaarige Welpen gemeinsam.

In den letzten Jahrzehnten ist der „Min Pin“ immer kleiner geworden und gehört heute zu den Zwerghunderassen. Unverändert ausgeprägt sind allerdings seine territoriale und jagdliche Motivation geblieben. Somit ist der Zwergpinscher zwar ein kleiner, aber durchaus anspruchsvoller Begleiter. Für die Stadtwohnung im Mehrfamilienhaus mit Nachbarn rechts und links und Ausflüge in der Handtasche ist der quirlige kleine Kerl absolut ungeeignet. Denn der lebhafte und intelligente Hund braucht Beschäftigung und Bewegung und hält seine Menschen – wenn er unausgelastet ist – in verschiedener Hinsicht auf Trab. Bedingt durch seine früheren rassetypischen Aufgaben bringt er eine große Portion Mut und Selbstständigkeit mit. Geräusche von außen, Eindringen von Fremden sowie Frust äußert er oft lautstark. Bei Langeweile leidet auch schon mal die Inneneinrichtung. Katzen, Hasen und andere Wildtiere laden ihn zu einem spontanen Jagdausflug ein. Entspanntes Warten bedeutet für den Zwergpinscher eine große Herausforderung.

Training der Impulskontrolle und Steigerung der Frustrationstoleranz müssen daher unbedingt bei den täglichen Übungseinheiten berücksichtigt werden. Seine Menschen sollten für das kleine Energiebündel von Beginn an konsequent territoriale Verantwortung übernehmen (z. B. über Deckentraining, Erstkontakt bei Menschen und anderen Hunden übernehmen, kontrollieren und abchecken an „strategischen“ Stellen im Haus und unterwegs etc.), damit der Zwergpinscher diese Aufgaben nicht für sich beansprucht. Mit zusätzlicher geistiger und körperlicher Auslastung, beispielsweise über komplexe Such- und Apportieraufgaben, aber auch Tricktraining kann der Miniaturpinscher dann zu einem entspannten und lustigen Begleiter für aktive Menschen werden.

Zwergpinscher gelten als sehr loyal und schließen sich häufig einer bestimmten Person in der Familie an. Sie neigen dann dazu, auf „ihren“ Menschen fixiert zu sein und auf ihn bezogen eine besondere soziale Motivation zu entwickeln. Damit sie diesem Menschen nicht überall hin folgen wollen und unnötig viel Stress diesbezüglich entwickeln, müssen sie das Alleinbleiben oft in kleinen Schritten lernen.

Äußerlich ist der 25 bis 30 cm große Zwergpinscher die Miniaturausgabe des Deutschen Pinschers. Das pflegeleichte Fell ist glatt, sehr kurz und ohne Unterwolle und kommt in den Farben einfarbig Rotbraun bis Hellbraun sowie Schwarz mit helleren Abzeichen vor. Der Körperbau ist quadratisch und wirkt durchtrainiert und sportlich.

Zu den häufigsten rassetypischen Erkrankungen zählen Patellaluxation, die Augenerkrankung Progressive Retinaatrophie (PRA) und Ohrrandnekrosen (blutige Ohrränder) sowie Stoffwechselerkrankungen. Grundsätzlich gehören gesunde Pinscher aus verantwortungsvollen Züchterhänden aber zu den eher robusten Hunden und können über 15 Jahre alt werden.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)