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Bearded Collie

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Eindeutig belegt ist der Ursprung des Bearded Collies nicht. Angenommen wird nach heutigem Stand eine Verwandtschaft mit dem Tibet Terrier, dem Bobtail, dem Briard und dem PON (polnisch Polski Owczarek Nizinny = polnischer Niederungshütehund). Unter dem Einfluss dieser Rassen könnte der traditionsreiche Hütehund Schottlands entstanden sein.

Hütehund aus dem schottischen Hochland

Erstmals schriftlich erwähnt wurde der „Highland oder Bearded Collie“ in der Hunde-Enzyklopädie „Dogs of all Nations“ des belgischen Comte de Bylandt von 1895. Bereits vor den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts waren diese Hunde auch auf Ausstellungen zu sehen. Die schottische Hundeliebhaberin G. Olive Willison begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Zucht des Bearded Collies, wie wir ihn heute kennen. Offiziell von der Fédération Cynologique Internationale als Rasse anerkannt wurde der Bearded Collie 1967.

Komplexe Hüteaufgaben

Der Bearded Collie war ursprünglich der Wächter von Schafherden und meisterte komplexe Hüteaufgaben, wie beispielsweise das eigenständige Treiben von Herden aus den Bergen und das Auffinden und Zurückbringen von ausgebrochenen Tieren. Heute wird der „Beardie“ vor allem als Gesellschafts- und Familienhund gezüchtet.

Fell, Fell und nochmals Fell

Der Bearded Collie ist ein mittelgroßer Hund. Hündinnen sollen eine Widerristhöhe von 51 bis 53 cm erreichen, Rüden von 53 bis 56 cm. Dabei wird ein Gewicht von 18 bis 27 Kilogramm angenommen. Auffällig ist das üppige und heute oft lange Fell in den Farben schiefergrau, rötlich falbfarben, schwarz, blau, Schattierungen von grau, braun und sandfarben, mit oder ohne weiße Abzeichen. Ursprünglich war es mittellang und schützte im schottischen Hochland vor Wind und Wetter. Aber wie bei vielen anderen Hunderassen tendiert das Zuchtwesen auch beim Bearded Collie leider oft zum Übermaß. So sieht man auf Ausstellungen häufig Hunde, die übertrieben langes, seidiges Fell haben, das die Augen fast verdeckt und somit die Kommunikationsmöglichkeiten der Hunde extrem einschränkt – von der Bewegungsfähigkeit bei bodenlangem Fell ganz zu schweigen. Teilweise sind solche Hunde aus der Showlinie außerdem empfindlich, nervös und ängstlich. Der offizielle Rassestandard beschreibt die Anforderungen an die Dichte und Länge des Fells dagegen so: „ausreichend, um Schutz zu bieten und die Form des Hundes zur Geltung zu bringen, jedoch nicht so viel, dass die natürlichen Linien des Körpers verwischt werden.“ Und das Wesen als „aufmerksam, lebhaft, selbstsicher und aktiv […] ohne Anzeichen von Nervosität“. Glücklicherweise gibt es mittlerweile auch eine stetig wachsende Interessengemeinschaft zum Erhalt des echten Bearded Collies, deren Ziel es ist, die Hütehunde wieder zu ihrer ursprünglichen, körperlich und psychisch gesunden Form zu bringen. Gut so. Das an den Wangen, den Unterlippen und unter dem Kinn längere Fell bildet den typischen „Bart“ und verschaffte dem Bearded (bärtigen) Collie seinen Namen.

Für jeden Spaß zu haben

Wie die meisten Hütehundrassen ist der gesund gezüchtete Bearded Collie gern aktiv mit seinen Menschen unterwegs. Dabei ist er für so ziemlich alle Beschäftigungen zu haben: ausgedehnte Spaziergänge, Joggen, Agility, Hoopers Agility, Treibball und vieles mehr. Wichtig ist wie immer bei Hunden, die man schnell „hochfahren“ kann, auch viel Ruhe und Impulskontrolle beim Training und vor allem im Alltag einzubauen. Als Gegenpol zu sehr dynamischen Auslastungen sind beispielsweise sämtliche Formen der Nasenarbeit (Suche nach kleinen Gegenständen, Mantrailing, Fährtentraining) geeignet. Ist der Bearded Collie körperlich und geistig nicht ausgelastet und langweilt sich, sind ggf. unerwünschte Verhaltensweisen wie fehlgeleitetes Hüteverhalten die Folge.

Der englische Bearded Collie Club hat einen speziellen Working Test entwickelt, der inzwischen auch in Deutschland angeboten wird. Die 20 alltagsnahen Übungen sind darauf ausgerichtet, zu zeigen, dass der „Hund gut erzogen ist, ein freundliches Wesen hat, sich in Gesellschaft fremder Menschen und Hunde sicher und fröhlich bewegt“. 

Gesundheit und Lebenserwartung

Ein gesund gezüchteter Bearded Collie hat nach einer Statistik des britischen Kennel Clubs eine Durchschnittslebenserwartung von 13,5 Jahren.

Wie die meisten Rassen hat der Bearded Collie rassebedingte Krankheitsdispositionen. Krankheitsdisposition bedeutet, eine Veranlagung für eine Krankheit in sich zu tragen. Der Hund wird also nicht zwangsläufig erkranken, das Risiko dafür ist allerdings erhöht. Beim Bearded Collie handelt es sich um folgende Krankheiten: Ellenbogen-Luxationen, Hornhautdystrophie, Hornhautkatarakt, Pemphigus foliaceus (Hautkrankheit), Progressive Retinaatrophie (PRA): Variante PRCD-PRA.

Nichts für Pflegemuffel

Das Fell des Bearded Collies benötigt regelmäßige, intensive Fellpflege – bestenfalls mehrfach die Woche. Je üppiger das Fell ist, desto höher ist logischerweise der Pflegeaufwand. Denn beim Spaziergang verfängt sich allerhand Schmutz darin. Und wenn es nicht regelmäßig gebürstet wird, könnte es verfilzen, sogar zwischen den Zehen und Pfotenballen. Insofern sollten die Hunde bestenfalls von Welpe an kleinschrittig und positiv an diese Pflegemaßnahmen gewöhnt werden. Vor den Augen hängende Haare sollten gekürzt oder mit einer Haarspange oder einem Haargummi hochgehalten werden.

Ist der Bearded Collie beim Baden komplett nass geworden, braucht sein Fell aufgrund der dichten Unterwolle sehr lange zum Trocknen. Hilfreich ist hier ein Hundebademantel, der das Wasser aus dem Fell saugt.