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Französische Bulldogge

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Modehund mit besonderer Bürde

Die Französische Bulldogge gehört aktuell zu den beliebtesten Rassen der Welt. Aber „Modehund“ zu sein, war leider noch nie von Vorteil. Die Leidtragenden dabei sind nämlich die Hunde selbst, sie zahlen einen hohen gesundheitlichen Preis dafür.

Kampfhund – Rattenvertreiber – Familienhund? 

Französische Bulldoggen gehören zur Familie der Molosser, deren Vorfahren im Römischen Reich bei Gladiatorenkämpfen eingesetzt wurden, wo sie Stiere, Menschen und andere Raubtiere angreifen und töten sollten. Es besteht eine Verwandtschaft zur Englischen Bulldogge, die auf der britischen Insel ab dem 13. Jahrhundert für Kämpfe mit Hunden und anderen Tieren genutzt wurde. Im 19. Jahrhundert wurden diese Kämpfe endlich gesetzlich verboten. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren dann kleinere und weniger kampfstarke Hunde gefragt.

Ende des 19. Jahrhunderts nahmen britische Textilarbeiter Bulldoggen mit nach Frankreich, wo sie in den Arbeitervierteln hauptsächlich dazu eingesetzt wurden, Rattenplagen einzudämmen. Die in Frankreich lebenden englischen Weber und Spitzenklöppler nahmen sich der Zucht der Bulldoggen an und kreuzten sie mit den zu der Zeit dort beliebten Rassen – mit Terriern, Spitzen und Möpsen. So entwickelte sich Schritt für Schritt der Hund, den wir uns heute unter der Französischen Bulldogge vorstellen. 1880 wurde der erste Rasseverein gegründet, der die bouledogue français als Rasse anerkannte. Anschließend etablierten sich die Hunde auch bei der gut situierten und adeligen Bevölkerung Frankreichs immer mehr. 1954, also nochmal über 70 Jahre später, wurde die Französische Bulldogge von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannt.

Die „Frenchies“ oder „Bullys“ sind vom Wesen her fröhlich, geduldig, verschmust und in der Regel sehr sozialverträglich, was sie zu beliebten und geeigneten Familienhunden macht. Der meist vorhandene Wunsch nach Selbstständigkeit, den viele Halter:innen an dem von ihnen bezeichneten „Sturkopf“ durchaus schätzen, lässt sich über eine konsequente Erziehung gut lenken. Ist die Französische Bulldogge körperlich dazu in der Lage und ist es nicht zu warm, ist sie für Suchspiele, Appportieren, kurze Rennspiele und Tricktraining zu begeistern. Joggen wird vermutlich nicht ihr Lieblingshobby werden.

„Fledermausohren“ und „Fauve“ in allen Varianten 

Hündinnen werden 24 bis 32 Zentimeter groß mit einem Gewicht von 8 bis 13 Kilogramm. Rüden erlangen eine Widerristhöhe von 27 bis 35 Zentimeter und wiegen dabei 9 bis 14 Kilogramm. Charakteristisch sind die stehenden, großen, runden „Fledermausohren“. Das glänzende Fell ist kurz und dicht, ohne Unterwolle. Somit sollten die Hunde an kalten oder nassen Tagen einen entsprechenden Hundemantel tragen. Die Pflege des Fells macht wenig Arbeit, wöchentliches Bürsten reicht aus. Folgende Fellfarben gibt es bei der Französischen Bulldogge: Gleichmäßiges „Fauve“, gestromt oder ungestromt oder mit Scheckung. Die Falbfarbe Fauve reicht in vielen Abstufungen von Rot bis hin zum sogenannten gelblich-braunen „Milchkaffee“. Ausdrücklich verboten sind die (leider zwischenzeitlich in Mode gekommenen) Farben Merle und Dilute. Bitte beachtet: Diese Farben haben ihre Ursache in Gendefekten, die sich negativ auf die Gesundheit der Hunde auswirken! 

Qualzucht: Was wir nicht verschweigen dürfen

Der Rassestandard verbietet übertriebene Rassemerkmale wie zu kurze Köpfe und Schnauzen, die zu Atemproblemen führen oder sich beispielsweise optisch dadurch bemerkbar machen, dass die Zunge bei geschlossenem Fang sichtbar ist. Doch leider ist die Französische Bulldogge eine Rasse, bei der diese Merkmale heute oftmals trotzdem ins Extreme getrieben werden, und die besonders vom Thema Qualzucht betroffen ist. Folgende körperliche Missbildungen machen vielen Hunden dieser Rasse das Leben schwer:

Das beliebte „Kindchenschema“ hat dazu geführt, dass die Kurzköpfigkeit der Rasse jahrzehntelang in der Zuchtpraxis verstärkt wurde. Dadurch haben die Hunde Probleme beim Atmen und Hecheln, sie leiden unter dem Brachyzephalen Atemnot-Syndrom (BAS).

Zu enge Nasenlöcher und ein zu langes Gaumensegel erschweren zusätzlich die Atmung.

Folge ist, dass die Französischen Bulldoggen ihre Körpertemperatur oft nicht über das Hecheln regulieren können. Bei zu großer Anstrengung oder Hitze droht den Hunden somit ein lebensgefährlicher Hitzschlag.

Die Anatomie der Luftröhre führt gegebenenfalls bei Anstrengung zu einem sogenannten Trachealkollaps. Das heißt, dass sie in sich zusammenfällt. Dies führt ebenfalls zu Atemnot. 

Das BAS ist oft eine Ursache für Herzerkrankungen, da das Herz ständig mehr Blut pumpen muss.

Die häufige Atemnot führt zur Unterversorgung anderer Organe mit sauerstoffreichem Blut, was wiederum zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann. 

Aufgrund körperlicher Deformierungen der Mutterhündinnen muss heute ein Großteil der Welpen per Kaiserschnitt zur Welt kommen.

Sogenannte „Keilwirbel“ behindern schmerzhaft die Funktion des Rückgrats. 

Bereits bei jungen Tieren können Verkalkungen der Bandscheiben vorkommen, die zum einen natürlich schmerzhaft sind, zum anderen sogar Lähmungen bedingen. 

Begünstigt werden diese Einschränkungen durch die vom Standard geforderte "natürliche Kurzrute" und den nach oben gebogenen "Karpfenrücken".

Kommunikationsmissverständnisse 

Fatalerweise haben die Hunde dadurch nicht nur Schmerzen und Stress, sondern sind zusätzlich auch noch in ihrer innerartlichen Kommunikation eingeschränkt oder werden von Artgenossen falsch verstanden:

Die Atemprobleme führen zu einem ständigen Röcheln oder Schnorcheln, dass von anderen Hunden als Drohung fehlinterpretiert werden kann.

Die in Falten gelegten Lefzen sehen für Artgenossen ebenfalls oft wie ein Drohverhalten aus. 

Der Blick der großen, leicht vorstehenden Augen wird leicht als ein Starren bzw. aggressives Fixieren missverstanden. 

Die kurze oder fehlende Rute schränkt die Französischen Bulldoggen zusätzlich in der visuellen Kommunikation ein. 

Du hast es in der Hand!

Letztlich haben es alle Welpen- und Hundekäufer:innen selbst in der Hand: Kauft keine Hunde mit diesen extremen Qualzuchtmerkmalen und kauft erst recht nicht bei unseriösen Vermehrern, die tierschutzwidrig und fabrikmäßig Welpen produzieren.