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Podenco

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh)

Ein Stück lebendige Geschichte – diese Formulierung trifft auf den Podenco zu wie auf wenige andere Hunderassen.

Podenco oder auch Podengo, die regional unterschiedliche Bezeichnung für Laufhund oder Jagdhund, ist eigentlich eher allgemein formuliert. Denn als Podenco werden im Mittelmeerraum mehrere ähnliche, regional angepasste, windhundähnliche Rassen bezeichnet. Zum Namen gehört zusätzlich eine Bezeichnung der Region, aus der die Rasse stammt bzw. wo sie verbreitet war und ist, also beispielsweise Podenco Canario, Podenco Ibicenco, Podenco Português usw. Die Iberische Halbinsel, die Kanaren und die Balearen sind also die heutigen Heimatregionen der Podencos.

Vielfach wird kein geringerer als der uralte Tesem als Vorfahr der Podencos angesehen. Es handelt sich hierbei um die Rasse, die schon auf den Grabmälern der Ägypter verewigt wurde. Auf bildlichen Darstellungen aus der Zeit um ca. 3800 bis 3600 v. Chr. sind windhundartige Hunde mit Stehohren und Ringelrute zu sehen, die eine große Ähnlichkeit mit den heutigen Podencos haben. Verschiedene antike Seefahrer haben vermutlich zur Verbreitung der Rasse geführt. Da dieser Ursprung der Podencos allerdings nicht wissenschaftlich belegt ist, könnten auch die in vielen Teilen Afrikas und dem Mittelmeerraum verbreiteten Pariahunde Stammväter der besonderen Jagdhunde sein.

In ihren Heimatländern werden Podencos zur waffenlosen Jagd auf Kaninchen eingesetzt. Mehrere Hunde – in der Regel ein Rüde und etwa zehn Hündinnen – jagen dabei in der Meute. Ihre Art zu jagen ist sehr selbstständig. Wer wann stöbert, hetzt und stellt wird ohne Zutun der Podenqueros unter den Hunden ausgemacht und funktioniert größtenteils konfliktfrei. Die Meute bringt das Wild meist lebend zum Jäger. Anders als viele andere windhundähnliche Rassen jagen Podencos nicht nur auf Sicht, sondern haben es auch perfektioniert, ihre Nase und ihr Gehör dabei einzusetzen.

Podencos werden weniger nach heute üblichen Rassestandards gezüchtet, sondern nach in der jeweiligen Heimatregion benötigen Merkmalen. Alle Rassevertreter haben fledermausartige Stehohren und einen extrem schlanken und drahtigen Körperbau. Es gibt rau- und glatthaarige Varianten mit sehr pflegeleichtem Fell, meist in den Farben rot mit weiß, weiß mit rot oder auch honigfarben (beim Podenco Português). Die jeweils regional vorherrschenden Typen sind unterschiedlich groß. Der Podenco Ibicenco ist der größte seiner Art: Hündinnen werden 60 bis 67 cm groß, Rüden 66 bis 72 cm. Der Podenco Canario ist kleiner: Hündinnen werden 53 bis 60 cm groß, Rüden 55 bis 64 cm. Und beim Podenco Andaluz gibt es sogar drei unterschiedliche Typen: klein (Hündin 32 bis 41 cm, Rüde 35 bis 42 cm), mittel (Hündin 42 bis 52 cm, Rüde 43 bis 53 cm) und groß (Hündin 53 bis 61 cm, Rüde 54 bis 65 cm).

Die meisten in Deutschland lebenden Podencos kommen über Tierschutzorganisationen zu uns. In ihren Heimatländern leben viele dieser Hunde unter grausamen Bedingungen, werden nach der Jagdsaison oder bei „schlechter Quote“ ausgesetzt oder auf unvorstellbar qualvolle Art und Weise getötet.

Wer einen Podenco bei sich aufnimmt, lernt meist schnell die zwei Gesichter dieser besonderen Hunde kennen: Drinnen sind sie ruhig, bei Fremden etwas scheu, aber bei den eigenen Menschen meist verschmust und anhänglich. Draußen erwacht in ihnen häufig die Jagdpassion, gepaart mit einer gehörigen Portion Selbstständigkeit, Ignoranz gegenüber ihren Menschen und einer gefühlt niemals enden wollenden Energie.

Mit für den Hund sinnvollem Antijagdtraining, Geduld, liebevoller Konsequenz ohne Härte und Beziehungsarbeit zum Menschen kann das Jagdverhalten aber durchaus in andere Aktivitäten umgelenkt werden. Mantrailing, Reizangeltraining und Fährtenarbeit sind für Podencos sinnvolle alternative jagdliche Beschäftigungen. Auch kontrollierter Freilauf ist für einige dieser Hunde möglich. Manche müssen aber Zeit ihres Lebens mit einer Schleppleine gesichert werden. In dem Fall sollte man, um das große Laufbedürfnis zu befriedigen, gezielt sichere Freilaufgebiete aufsuchen.