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Mein Hund bettelt - was tun?

Wie gewöhne ich meinem Hund das betteln wieder ab? 

 

Große flehende Augen, wenn es um Fressbares geht. Oft fällt es schwer, dem Vierbeiner dann etwas abzuschlagen. Hier erfahrt Ihr, warum sich Konsequenz lohnt und gut für Hund und Halter ist.

Die Krux des Bettelns liegt wie so oft der (operanten) Konditionierung zugrunde. Hunde werden oft bewusst oder unbewusst für das unerwünschte Verhalten bestätigt und zeigen es folglich öfter. Eine Form der Bestätigung kann für den modernen Haushund auch schon Ansprache durch den Menschen sein, für viele Vierbeiner ist soziale Aufmerksamkeit ein emotionales Leckerli geworden. Dabei ist meist egal, ob die Ansprache positiv oder negativ ist - Hauptsache sie ist da, ähnlich wie das bei Kindern auch oft ist. 

So wird also der Hund, der am Esstisch bettelt, mit den Worten "Es gibt jetzt sicher nichts für dich, du hast schon gegessen" eigentlich positiv bestärkt. Es gibt für ihn also keinen Anlass, die Erwartung auf Futter aufzugeben. Dazu kommt häufig erschwerend das Phänomen der Selbstbelohnung. Etwa wenn der Hund in der Küche wartet, während Frauchen das (menschliche) Abendessen zubereitet. Auch wenn nie auch nur ein Brösel gefüttert wurde - der Boden bietet immer das ein oder andere Überbleibsel und wird deshalb im Anschluss genau deshalb von der Hundenase untersucht. Findet der Hund etwas, wird er wiederum für das aufmerksame Warten belohnt und wird dieses immer weiter wiederholen. 

Nicht zuletzt gibt es noch jene Hunde, die tatsächlich vom Menschen gefüttert werden - ob regelmäßig oder immer mal wieder zwischendurch. Versprochen: Gerade verfressene Hunde können keine Ausnahmen erkennen und werden immer wieder und weiter betteln, vor allem personenbezogen. Ganz gleich, wo oder womit sie gefüttert wurden. Wenn Du das ändern willst, hör einfach damit auf, ignoriere Deinen Hund und halte auch unbedingt Dein Umfeld dazu an. Das heißt: nicht ansehen, nicht anfassen, nicht ansprechen und erst recht nicht füttern! So einfach ist das. Falls Dich das Betteln gar nicht stört, kannst Du jetzt aufhören weiterzulesen. Eines soll aber noch gesagt sein: Es ist verdammt unfair für den Hund, ihn immer wieder aufs Neue fürs Betteln zu belohnen. Denn es gibt unzählige Situationen, wo er eben nichts bekommt und dann natürlich auch nicht versteht warum...

Warum ist Betteln so unfair? 

Ich kenne unzählige Hunde, die fürs Betteln belohnt werden, auch wenn die Halter sich dessen gar nicht bewusst sind. Giert der Hund etwa beim Abendessen schon aus Distanz auf die ihm zurechtgelegte Käserinde, ist er in einer Erwartungshaltung. Betritt man ein Geschäft, in dem die Verkäuferin schon den Keks bereithält, während Bella das Wasser im Mund zusammenläuft, und sie schließlich füttert, wird die Erwartungshaltung einmal mehr erfüllt. So lernen Hunde also sehr schnell, in verschiedensten Situationen eine stetige Aussicht auf Futter aufzubauen. Gerade sehr verfressene Hunde- oder Rassetypen können damit oft kaum zur Ruhe kommen. Werden sie beispielsweise von bestimmten Menschen immer wieder gefüttert, erwarten sie automatisch, auch von anderen Menschen Futter zu bekommen. Auf der anderen Seite wird dann aber oft der gesellschaftsfähige Hund erwartet, der seine Umwelt nicht belästigt, sich im Restaurant benimmt und cool bleibt, wenn Essen im Spiel ist. 

Noch ein paar Worte zum Stehlen

Natürlich sollte kein gut erzogener Hund vor den Augen der Menschen Essen stehlen. Dies abzugewöhnen bedingt auch eher Beziehungsarbeit als Training an der Sache selbst. Ein Hund, der seinem Menschen das richtige Maß an Respekt und Vertrauen entgegenbringt, sollte dies eigentlich nicht tun. Jedoch gibt es viele Hunde, die gerne mal die Chance nutzen, den Keksteller abzuräumen, wenn der Mensch den Raum verlässt, oder den Mülleimer zu plündern, wenn sie alleine sind. Aus natürlicher Sicht ist dies ein völlig normales Verhalten. Frei nach dem Motto "Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch" wäre es auch in der Natur normal, an das Essen des Ranghöheren zu gehen, wenn dieser die Beute durch Weggehen freigegeben hat. 

Es bleibt Dir also erst mal nichts, außer frei Herumliegendes gut zu verstauen. Viele dieser Tipps und Maßnahmen klingen vielleicht ernüchternd und streng. Wie immer sieht man aber insbesondere an diesem Thema einmal mehr, dass Standhalten, Konsequenz und klare Regeln dem Hund letztendlich Klarheit geben und ihm auch mehr Freiheiten gewähren. Ein Hund, der nicht jeden Menschen um Futter belästigt oder einfach nie erwartet, etwas vom menschlichen Abendessen abzukriegen, darf sich viel freier bewegen, wird nicht alle paar Minuten gerügt und kann letztendlich entspannter durchs Leben gehen. 

WAS TUN, UM DAS BETTELN ABZUGEWÖHNEN? 

Viele Menschen glauben, dass es kein offizielles Betteln ist, wenn der Hund vorher eine Aufgabe, wie etwa "Sitz", erfüllt hat. Hat man das Leckerli aber schon in der Hand und lässt den Hund dann Sitz machen oder Pfote geben, ist das für ihn nichts anderes als ein Abspulen banaler Tricks, um eben ein bisschen schneller an den Keks zu kommen. Bettelprofis spulen diese Leier dann oft schon von selbst ab und werden von begeisterten Menschen dafür auch noch gefüttert. 

  • Regel Nr. 1 ist also: Kein Füttern von Fremden! Hat Dein Hund niemals die Erwartungshaltung, von anderen Menschen Futter zu bekommen, wird er Dich nicht belästigen. Tipp: Um große Erklärungen zu vermeiden, kannst Du vor Fremden eine schwere Lebensmittelunverträglichkeit erfinden, dafür haben die meisten Menschen Verständnis. Für das Nichtfüttern leider nicht. 

  • Regel Nr. 2: Tabuisiere für den Hund Bereiche, in denen er im Wohnraum immer wieder Futter finden könnte, wie etwa die Küche. Während der Hundefutterzubereitung kannst Du ihn auf seinen Platz schicken - das sollte vorher natürlich gut und ohne weitere Reize trainiert werden. So sammelt Dein Vierbeiner zumindest die Lernerfahrung: Futter gibt es immer nur, wenn ich auf dem Platz warte. Kann ich nicht ruhig abwarten, verzögert sich die Fütterung einmal mehr.

  • Regel Nr. 3: Betteln vor der Couch oder am Esstisch ist sowieso verboten. Ignoriere Deinen Hund dabei vollumfänglich, als ob er Luft wäre. Legt er z. B. seinen Kopf auf den Schoß oder fängt an, mit der Pfote zu kratzen, schieb ihn ignorant beiseite. Zusätzlich kann es auch ein Ritual sein, den Hund beispielsweise vor dem Abendessen auf seinen Platz zu schicken. Hunde lieben Rituale und können super damit umgehen. Ein Kauartikel währenddessen kann ihm die Zeit vereinfachen.