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Was es mit Luna macht, wenn sie täglich in die "HuTa" dackelt

Meine Kollegin Ellen Marques - Martin Rütter DOGS Köln im Experteninterview mit der Mina Training

Wie Bindung und Vertrauen zwischen Mensch und Hund entsteht und was es mit Luna macht, wenn sie täglich in die "HuTa" dackelt

 

Viele Menschen wünschen sich einen eigenen Hund. Sollte man sich einen Hund anschaffen, auch wenn man ihn häufig nicht selbst betreuen kann? 

Ein gut ausgelasteter Hund kann bis zu sechs Stunden alleine bleiben, vorausgesetzt er hat das „Allein sein“ gelernt, leidet also auch nicht an Kontrollverlust oder Trennungsangst. Ist der Hund aber täglich so eine lange Zeit alleine, rate ich von einer Anschaffung eines Hundes ab. Bei allem, was regelmäßig über diese Zeit hinausgeht, habe ich Bauchschmerzen. 

Würdest du daher generell von einer fremden Betreuung des Hundes abraten? 

Vor der Anschaffung eines Hundes sollte natürlich auch die Urlaubsbetreuung und die Betreuung im Falle eines Notfalls bzw. in Ausnahmesituationen bedacht werden. Ich empfehle, ein Familienmitglied oder eine Person aus dem Freundeskreis einer Hundetagesstätte vorzuziehen. 
Selbstverständlich gibt es auch vorbildlich geführte Hundetagesstätten, die in Ausnahmesituationen den Hund betreuen können, dies sollte aber eben keine regelmäßige Lösung sein.

Was können Schwierigkeiten bei einer langfristigen Unterbringung in einer „HuTa“ sein?

In Hundetagesstätten befinden sich oftmals viel zu große Gruppen, mit ständig wechselnden Gruppenmitgliedern, mit denen es sich täglich aufs Neue zu arrangieren gilt, was für die meisten Hunde Stress bedeutet. Oftmals haben die Hunde wenig Pausen und sind abends total müde und kaputt. Der Hund ist ein Rudeltier und braucht seine festen Konstanten hinsichtlich seiner „Familienmitglieder“. Als Hundehalter hat man kaum Einfluss auf die Erziehung des eigenen Hundes, man kann den Hund in brenzligen Situationen nicht schützen und spielt im Laufe des Lebens immer weniger eine Rolle, da man zu wenig Zeit miteinander verbringt. 

Wie wirkt es sich auf die Bindung zwischen Hundehalter und Hund aus, wenn der Hund fast täglich Zeit in einer Hundetagesstätte verbringt?

Ich erlebe es im Trainingsalltag immer wieder, dass Hunde, die die meiste Zeit nicht beim Hundehalter leben, eine nicht so gute bis kaum eine Bindung zu "ihrem" Menschen haben. Bindung entsteht durch gemeinsame Zeit, über gemeinsame Interessen, Spiel, Kommunikation. ERziehung ist nur möglich bei BEziehung. Im extremsten Fall ist der Hundehalter außerhalb der HuTa nur der „Aufpasser“, weil der Hund eben dort seine Bezugspersonen und Hundekumpels hat. 

Welche Vorteile kann eine Hundegruppe in einer "HuTa" dem Hund bieten?

Hunde, die in einer Hundegruppe Zeit verbracht haben, sind in der Regel sehr sozial verträglich. Sie haben gelernt, mit sozialem Stress umzugehen, Konflikte zu lösen, andere Hunde einzuschätzen. Das bedeutet aber nicht, dass jegliche Aggressionsproblematiken Artgenossen gegenüber durch die HuTa "geheilt" werden können. Probleme im Alltag können nämlich oftmals andere Hintergründe haben, wenn der Hund z. B. meint, er müsse auf den Menschen, seine Straße oder sein Haus aufpassen.

Auf was muss man bei der Auswahl der "HuTa" achten?

Die Gruppengröße muss von den Mitarbeitern überblickt werden können. Wichtig ist, dass kein Hund ständig bedrängt, gemobbt, sexuell belästigt oder über den guten Geschmack hinaus gemaßregelt und eingeengt wird. Hunde brauchen Ruhepausen, die eingehalten werden sollten. Es sollte verschiedene Räume geben, so dass bestimmte Konstellationen auch einmal getrennt werden können. Am Ende des Tages sollten die Mitarbeiter erzählen können, wie der Tag abgelaufen ist, ob es Vorkommnisse gab, etc. Außerdem ist es wichtig zu wissen, wie die Mitarbeiter Hunde maßregeln, die in Konflikte geraten sind, ob die Hunde immer beaufsichtigt werden und welche Ausbildung die Mitarbeiter haben. 

Welche Folgen kann die Unterbringung für den Hund haben?

Wenn Hunde schlechte Erfahrung mit Artgenossen machen, kann dies Folgen haben. Es wäre z. B. kontraproduktiv, wenn unsichere Hunde lernen, sich nur durch „wegbeißen“ den nötigen Raum zu verschaffen oder aus Angst vor dem Sozialkontakt mit Artgenossen nicht mehr entspannt durch den Park laufen können.
In einer harmonischen Mensch-Hund-Beziehung sollte der Mensch immer eingreifen, wenn sich der eigene Hund nicht wohlfühlt. In einer größeren Gruppe ist das nicht immer möglich. In einer HuTa ist der Hundehalter außen vor, da er den Hund bei Konflikten alleine lässt.
Es gibt durchaus auch Hunde, die sich den nötigen „Kick“ holen, wenn sie sich prügeln können, was im Alltag an der Leine und/oder auf der Hundewiese zum Problem werden könnte.


Autor: Martin Rütter Dogs Köln

Veröffentlicht auf: martinruetter.com