Nicole Schanze im Interview zum Signal "Steh"

Als ehemalige Sozialarbeiterin und jetzige Martin Rütter Hundetrainerin stehe ich mit meinem Team Menschen mit Hund in der Martin Rütter Hundeschule Lüneburg / Buxtehude bei der Ausbildung und Beschäftigung ihrer vierbeinigen Freunde zur Seite. Immer mit dabei meine zwei großen, schwarzen Hunde Anders und Gizzy.
Signal „Steh“
Warum ist das dein Lieblingssignal / das Lieblingssignal deines Hundes?
Ich muss gestehen, das Signal „Steh“ stand lange nicht auf unserem Lehrplan. Meiner ersten Hündin Momo habe ich es gar nicht bewusst beigebracht und auch mit den Jungs trainiere ich es noch nicht so lange. Erst seit bei Momo aufgrund ihres Alters die Notwendigkeit zu einer Alternative zum Sitz und Down bestand und seit wir uns viel mit Bewegungs- und Koordinationstraining (Mobility) beschäftigten, beherrschen meine Hunde auch das Signal „Steh“.
Wie wird das Signal genau aufgebaut?
Als Voraussetzung sollte dein Hund ein Lobwort (z. B. „prima“) als sekundären Verstärker kennen. Außerdem sollte er das Signal „Sitz“ und / oder „Down“ sowie eine Auflösesignal (beendet die Übung) kennen. Überlege dir, welches Sicht- und Hörzeichen du für dieses Signal verwenden möchtest. Wenn du ein Signal neu aufbaust, solltest du zunächst in einer ablenkungsfreien Umgebung starten, damit dein Hund sich auf dich und die neue Übung konzentrieren kann:
1. Achte darauf, dass dein Hund nicht frontal, sondern seitlich vor dir sitzt. Nimm nun ein Leckerli in die Hand.
2. Zeige ihm das Leckerli in deiner Hand und führe es an seine Nase.
3. Wenn dein Hund sich für das Leckerli interessiert, ziehe es gerade und langsam nach vorne von ihm weg. Dein Hund wird versuchen, das Leckerli zu erreichen und dafür aufstehen.
4. Sobald dein Hund aufgestanden ist und mit geraden Beinen vor dir steht, lobst du ihn und gibst ihm das Leckerli. Danach folgt dein Auflösesignal, die Übung ist beendet.

5. Wenn dein Hund der Hand mit dem Leckerli zuverlässig folgt und sich hinstellt, baust du das Leckerli in deiner Hand ab und führst ihn mit der leeren, senkrecht flach ausgestreckten Hand zum Steh, diese wird damit zum Sichtzeichen. Dann belohnst du ihn aus der anderen Hand. Wenn du einen sehr futtermotivierten Hund hast, sollte er nicht sehen, dass du das Leckerli in der anderen Hand hältst.

6. Wenn du das „Steh“ neu aufbaust, ist es wichtig, zunächst ohne das verbale Signal zu üben. Erst, wenn du die Übung mit deinem Hund oft wiederholt hast und er sich zuverlässig hinstellt, führst du das verbale Signal ein.
Was sind Fehler, die man vermeiden kann?
Natürlich kann es sein, dass es nicht auf Anhieb klappt - bei mir war das der Fall. Mein (sehr futtermotivierter) Rüde Anders wird immer sehr hektisch, wenn man ihm etwas Neues beibringen möchte und dafür das Leckerli schon in der Hand hat. Dadurch, dass es bei uns bisher meistens darum ging, dass er sich hinsetzt oder -legt, bot er auch genau dieses Verhalten in einem wilden Wechsel an. Bin ich mit der Hand zu weit nach oben gegangen, hat er sich nach dem Aufstehen sofort wieder hingesetzt. Habe ich das Leckerli weiter unten geführt, hat er mir direkt ein Platz angeboten. Dann heißt es, geduldig sein und klein(st)e Schritte bzw. Bewegungen in die richtige Richtung zu belohnen.
Manchmal ist das Leckerli für den Hund auch nicht so reizvoll, wähle dann ein anderes. Belohne zudem kleine Schritte, also bereits das Vorsetzen der Vorderbeine um ein paar Zentimeter.
Für den Hund unangenehme Einflüsse (am Halsband hochziehen, am Bauch hochheben) solltest du vermeiden. Das gemeinsame Training soll euch beiden Spaß machen und dafür ist eine vertrauensvolle Basis ein wichtiger Grundstein.
Wofür ist das Signal im Alltag wichtig?
Insbesondere für alte oder kranke Hunde, denen das Hinsetzen oder Hinlegen schwerfällt, eignet sich das Signal „Steh“. Dabei ist es egal, ob der Hund im „Steh“ kurz warten soll, bis Mensch und Hund die Straße überqueren, oder ob der Hund bleiben soll, bis der Mensch für ein Suchspiel Gegenstände oder Leckerlis versteckt hat.
Kannst du von einer lustigen Geschichte zum Training aus dem Kundenkreis berichten?
Eine Kundin kam verzweifelt zu mir, da ihre Hündin das Signal „Steh“ scheinbar einfach nicht lernen wollte. Dabei hatte sie beim Aufbau alles richtig gemacht. Doch seitdem sie das Signalwort, nämlich „Steh“ hinzufügte, blieb die Hündin nicht mehr ruhig stehen. Ich wollte mir zunächst das Zusammenspiel der Beiden auf dem Spaziergang anschauen. Aus dem Auto ausgestiegen, schickte meine Kundin ihre Hündin mit dem Signal „Geh“ in den Freilauf. Schon war die Ursache für das Problem gefunden. Die Hündin konnte die beiden sehr ähnlichen Signale einfach nicht unterscheiden. Achte daher immer darauf, eindeutige Signale zu wählen.