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Apportieren – mehr als nur dem Ball hinterherjagen


Jeder kennt sie, die Balljunkies, die unermüdlich immer und immer wieder dem Ball hinterherlaufen, diesen zum Halter zurückbringen und lautstark einen weiteren Wurf fordern. Diese Hunde sind süchtig nach ihrem Ball. Sie nehmen die Außenwelt nicht mehr wahr, sobald der Ball aus der Tasche geholt wird, haben nur noch Augen für das Objekt ihrer Begierde und lassen sich auch nicht davon abhalten, ihm hinterher zu hetzen oder ihn aufzunehmen. Ein trauriger Anblick eigentlich.

Dabei bietet ein vernünftig aufgebautes und abwechslungsreich gestaltetes Apportiertraining viele Vorteile:

·      Apportieren lastet den Hund sowohl körperlich als auch geistig aus. Durch das Hinterherlaufen und Zurückbringen der Beute bewegt sich der Hund viel mehr als auf einem einfachen Spaziergang. Außerdem hat er die Möglichkeit, einmal in den Jagdgalopp zu fallen, ein Tempo, das selbst mit dem Fahrrad nicht unbedingt zu schaffen ist. Werden nun die Übungen abwechslungsreich gestaltet, Impulskontrolle, Rückruf, Abstoppen und Grundkommandos mit eingebaut, ist die geistige Auslastung garantiert.

·      Die jagdliche Motivation wird befriedigt. Und dies ist gerade bei jagdlich motivierten Hunden wichtig, damit der Hund sich nicht selbst die Befriedigung sucht. Viele Kunden äußern die Befürchtung, dass durch das Apportiertraining die jagdliche Motivation noch gefördert wird. Dabei gilt es aber zu bedenken, dass die jagdliche Motivation bei jedem Hund mehr oder weniger ausgeprägt schon vorhanden ist. Durch ein gezieltes Apportiertraining hat der Mensch die Möglichkeit, diese in kontrollierte Bahnen zu lenken, indem er die Übungen beginnt und beendet und gerade bei jagdlich stark ambitionierten Hunden auf ein gutes Impulskontrolltraining achtet.

·      Die Mensch-Hund-Beziehung wird gefördert, da der Mensch durch das Apportiertraining die Möglichkeit hat, die Spaziergänge für den Hund abwechslungsreich zu gestalten. Der Mensch versteckt beispielsweise unterwegs einen Dummy und schickt den Hund gezielt in die Suche. Der Hund kommt stolz mit der gefunden Beute zu seinem Menschen zurück. Das ist doch viel schöner, als alleine eine Fährte zu verfolgen oder einem Reh hinterher zu hetzen.

·      Ein Vorteil ist auch, dass man wenig Ausstattung benötigt. Man braucht kein spezielles Trainingsgelände oder besondere Geräte. Ein einfacher Apportiergegenstand reicht. Diesen kann man überall hin mitnehmen, das Training kann auf jedem Spaziergang wie nebenbei stattfinden.

·      Dabei ist das Training unendlich variabel gestaltbar. Schon mit einem Gegenstand gibt es unzählige Möglichkeiten, die sich noch summieren, nimmt man einen zweiten, dritten… Gegenstand dazu oder trainiert gemeinsam mit seinen Hundekumpels.

·      Apportiertraining nach DOGS ist dabei für jedes Mensch-Hund-Team geeignet, es gibt keine Einschränkungen in Rasse oder Alter, da das Training individuell angepasst werden kann.

Was genau nun verstehen wir unter apportieren? Apportieren ist im Grunde genommen eine Handlungsabfolge. Der Hund läuft dabei zum Apportiergegenstand, nimmt ihn auf, trägt ihn zum Halter zurück und gibt ihn ab. Für diesen ganzen Prozess, nutzt der Halter ein einziges Signal, z. B. „Bring!“. Als Apportiergegenstand geeignet sind zum einen Gegenstände, das wären Bälle, Frisbees, Kongs, Wurfeier usw., also Dinge, die kein Futter enthalten und nicht aus Wild- oder Wildteilen gemacht sind. Tennisbälle sind ungeeignet, da der raue Belag die Zähne des Hundes schädigt. Wir raten zu Bällen, an denen eine Schnur befestigt ist und die so groß sind, dass sie vom Hund nicht vollständig ins Maul genommen werden können. Wurfeier bieten genauso wie Kongs den besonderen Reiz, dass sie nach dem Aufprall unkontrolliert weiterhüpfen. Stöcke sind ebenfalls ungeeignet, zu groß ist die Verletzungsgefahr. Futterbeute eignet sich ebenfalls zum Apportieren, also alles, worin ich Futter verstecken kann. Am bekanntesten ist hier wohl der Futterbeutel. Am besten geeignet sind Futterbeutel, bei denen der Reißverschluss durch eine Lasche verdeckt ist. So kann kein Speichel und Dreck an den Reißverschluss kommen und der Beutel hält länger. Auch Nahrungsmittel eignen sich zum Apportieren. Dies kann das Schweineohr, aber auch die Bockwurst sein, was sicher alle Gäste auf einer Feier in Erstaunen versetzen wird. Der Vollständigkeit halber soll hier noch das Wild bzw. der Wildersatz genannt werden. Jedoch sollte das Training mit sogenanntem Schleppwild jagdlich geführten Hunden vorbehalten bleiben, die lernen müssen, das erlegte Wild vorsichtig zu tragen, um es unbeschädigt zum Jäger zu bringen. Dennoch lassen sich manche Hunde nur mit echtem Fell zum Apportieren bewegen oder von Wild abrufen. Hier gibt es Felldummies im Handel, die noch zusätzlich mit Wildgeruch benetzt werden können.

Ihr seht, es gibt eine ganze Menge an Möglichkeiten, was ihr zum Apportieren nutzen könnt. Probiert aus, was eurem Hund gefällt und nutzt immer mal wieder andere Dinge zum Apportieren, so bleibt es spannend und das Risiko verringert sich, dass ihr euch einen Balljunkie erzieht.

Nun habt ihr einen Gegenstand gefunden, der Hund rennt aber nur hinterher? Super! Das ist der erste Schritt! Freut euch, dass euer Hund, der bisher nie etwas vom Apportieren wissen wollte, nun immerhin schon einen Gegenstand interessant findet und ihm hinterherläuft. Belohnt ihr dafür! Mit der Zeit wird er die Belohnung mit dem Gegenstand verknüpfen und sich mit dem Gegenstand beschäftigen. Nun belohnt ihr sofort die Beschäftigung mit dem Gegenstand, z.B. das Schnuppern daran. Zufällig nimmt der Hund dann den Gegenstand kurz auf. Belohnen! Nimmt der Hund den Gegenstand schon zuverlässig auf, beginnt ihr damit, den Hund in eure Richtung zu locken. Geht dabei rückwärts, klatscht in die Hände, animiert ihn. Und belohnt wieder jeden kleinen Schritt, den der Hund weiter und weiter auf euch zugeht. Ist der Hund dann bei euch angekommen, verlangt nicht direkt die Abgabe in die Hand. Ihr könnt wie zufällig die Hand unter den fallenden Gegenstand halten, mit der Zeit wird der Hund ihn euch dann auch in die Hand geben. Habt Geduld, bei manchen Hunden geht der Aufbau schneller, bei manchen Hunden dauert es eben länger. Aber wenn das Interesse für einen Gegenstand da ist, ist der erste wichtige Schritt schon getan.

Dein Hund apportiert bereits, aber dir fehlen die Ideen, wie du das Training interessanter gestalten kannst? Eine schöne Möglichkeit, die sehr viel Abwechslung bietet, ist das Dreiecksspiel. Hierbei setzt du deinen Hund ab, entfernst dich von ihm und wirfst den Gegenstand aus, so dass dein Hund, der Gegenstand und du ein Dreieck bilden. Hält dein Hund es noch nicht aus, dass du den Gegenstand auswirfst, legst du ihn aus, gehst zurück zum Hund und belohnst ihn, und entfernst dich dann wieder von deinem Hund, so dass das Dreieck entsteht. Nun hast du viele Möglichkeiten:

·      Du schickst den Hund direkt in den Apport

·      Du rufst den Hund erst zu dir und schickst ihn dann in den Apport

·      Du holst den Gegenstand selbst und wirfst ihn erneut aus

·      Du rufst den Hund zu dir, gehst selbst zum Gegenstand und wirfst ihn wieder aus

·      Du bringst deinen Hund auf Distanz ins Platz, dann darf er apportieren

·      Usw.

Du siehst, allein mit dieser kleinen Übung mit nur einem Apportiergegenstand sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Der Hund weiß nie, was als Nächstes kommt und das wiederum bringt Spannung ins Training, fördert die Impulskontrolle, die geistige Auslastung und die Mensch-Hund-Beziehung.

Also, worauf wartet ihr noch? Schnappt euch euren Hund und einen Apportiergegenstand – und los geht’s!