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***Martin Rütter DOGS Kunden und Ihre Erfahrungen - Greta mit Vangus***

Von August 2018 - Mai 2019 absolvierte ich mein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Tierheim Stralsund.
Während dieser Zeit lernte ich meinen Seelenhund Vangus kennen. Er war damals 7 Jahre alt, wurde bereits zweimal ins Tierheim gebracht und sein Körper war von vielen Narben gezeichnet, welche von Hundebissen stammten. Er hatte so einige Gründe weswegen er immer übersehen wurde: Futtermittelallergiker, nicht leinenführig, unverträglich mit Kindern, Skepsis gegenüber Fremden… doch sein Hauptproblem war die Aggression anderen Tieren, insbesondere Artgenossen gegenüber. Als ich mein FÖJ im Tierheim begann war er bereits ein Jahr wieder dort, immer in Einzelhaltung weil es anders nicht ging. Gassi gehen mit Freiwilligen war auf Grund seiner Baustellen zu gefährlich und bei den Kollegen fehlte einfach zu oft die Zeit. Mit der Zeit lernte ich ihn immer besser kennen. Ich verbrachte viel Zeit mit ihm im Zwinger, spielte mit ihm und streichelte ihn (was er auch nicht von Anfang an zu ließ). I
m Winter 2019 ging ich das erste Mal mit im Gassi und stellte fest… so schlimm war es gar nicht mit ihm an der Leine. Er freute sich die ganze Zeit über endlich mal etwas anderes zu sehen und wühlte sich im Gras so oft es ging. Wir gingen seit dem jeden Tag spazieren und so lernte ich auch seine andere Seite kennen. Im Zwinger zeigte er sich schmusig, verspielt und lustig, draußen war er immer angespannt, seine „Antenne“ war immer hoch aufgestellt und er zog stramm nach vorne. Sah er einen anderen Hund, war er im Tunnel, ich konnte ihn mit nichts ablenken und wich jedem Hund aus. Ohne Maulkorb war eine Gassirunde nicht möglich.

Tine kannte ich von Anfang meines FÖJs an, da ihr Training in Stralsund auf dem Tierheim Gelände stattfindet. Da ein weiterer Freiwilliger bereits mit einer Hündin aus dem Heim bei ihr im Training war hielt ich es für eine tolle Möglichkeit mit Vangus zusammen zu arbeiten um ihm zu helfen.

Im April 2019 nahmen Tine und ich das Projekt „Vangus“ gemeinsam in Angriff. Bei unserer ersten Trainingseinheit wollte sich Tine Vangus Verhalten erst einmal anschauen und auch wie er mit mir interagiert. Schon da sagte sie hatten Vangus und ich eine gute Vertrauensbasis aufgebaut. Während unserer nächsten Treffen übten wir das Abrufen an der Schleppleine, apportieren mit dem Futterbeutel, um ihm etwas zu geben vorauf er sich fokussieren konnte und um ihn geistig sowie körperlich zu fordern. Dann war es an der Zeit ihn mit einem anderen Hund zusammen zu bringen, um seine Aggressivität und sein Sozialverhalten (welches er gegenüber anderen Hunden schlicht und einfach nicht besaß, weil er es nie lernen durfte) zu testen.
Meine Kollegin brachte ihre souveräne, gut sozialisierte Schäferhündin Cherie auf die Trainingswiese und kaum standen die beiden Nase an Nase ging er auch schon auf sie los, stieg mit den Vorderbeinen auf sie rauf und versuchte sie durch den Maulkorb zu beißen. 3 Mal musste ich Vangus von Cherie runter zerren, danach miet er sie und legte sich vor die Ausgangstür, was schon mal ein Ansatz das er von sich aus keinen Streit suchte. Wir stellten gemeinsam fest, dass sein Verhalten das Resultat der vielen Hundeangriffe und auch des nicht erlernten Sozialverhaltens in seiner Jugend war. Von da an trafen Tine und ich uns wöchentlich zum Training. Zur selben Zeit fing ich an Vangus übers Wochenende mit zu mir in die Wohnung zu nehmen und später auch nach der Arbeit. Ich hatte eine Entscheidung getroffen. Nach langen Gesprächen mit meiner lieben Chefin Kathrin, die es für die richtige Entscheidung hielt, dass ich Vangus für immer mit nach Hause nehmen sollte, fand ich Schlussendlich keine Gegenargumente mehr. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, ich war schließlich erst 17, wohnte im 4. Stock in einer 34qm² Wohnung und wollte im August des selben Jahres meine Ausbildung zur Physiotherapeutin anfangen. Doch nachdem ich Kathrin erzählte, dass Vangus zu Hause den ganzen Tag nur schläft, ohne Probleme mehrere Stunden alleine bleibt und vor allen Dingen wie sehr er bei mir aufblüht, gab es für sie und auch für mich keine Zweifel mehr daran, dass Vangus mein Hund bleiben sollte. Diese Entscheidung habe ich nie bereut und ich bin Kathrin bis heute unendlich Dankbar, dass sie mir den Mut gegeben hat diese Entscheidung zu treffen.

Auch Tine bin ich so Dankbar für all das was sie mir und Vangus beigebracht hat. Nachdem Vangus im August 2019 dann nun endgültig bei mir eingezogen war, kam sie bei mir zu Hause vorbei und gab mir Tipps für die Anfangszeit mit ihm in der Wohnung. Währenddessen nahmen wir beide auch schon regelmäßig an Tines monatlichen Social Walks teil bei denen Vangus lernte, es auszuhalten das andere Hunde hinter, vor oder neben ihm liefen. Im Tierheim hatte Vangus auch schon eine Gassi Partnerin namens GinGin gefunden, auch eine Shar Pei Hündin, welche super entspannt war. Sie war die erste Hündin die Vangus nicht sofort töten wollte und die er lernte zu akzeptieren. Nach mehreren Spaziergängen mit ihr und Vangus gemeinsam war ich so fasziniert von seinem Verhalten, wie er an ihr vorbei ging, wie sie beide am selben Busch schnüffelten ohne, dass er aus der Haut fuhr. Für uns war das ein riesen Schritt in seiner Rehabilitation und besonders für mich war es ein so deutlicher Beweis dafür, dass hartes Training sich auszahlt!!!

Bald darauf nahm ich Vangus zum ersten Mal mit auf meine Heimatinsel Hiddensee. Ich war damals sehr aufgeregt wie er die Schifffahrt meistert, wie er sich auf der Insel und auch gegenüber meinem zweijährigen Bruder und Cousin verhalten wird.

Doch meine Sorgen waren ganz grundlos. Er schlief die ganzen zwei Stunden Schifffahrt, er liebte die Insel und gegen die kleinen Jungs hatte er absolut nichts außer wenn sie wild umher liefen, da wollte er schon mal hinterher aber nur zum Toben und nicht zum fressen ;) kurz vor Weihnachten machte ich Vangus mit unserem Familienhund Bobby bekannt (ein Boxandor), der ein eher dominantes auftreten hat. Natürlich ging Vangus wie immer erstmal auf ihn los, doch diesmal brauchte es nur wenige Korrekturen bis er sich einkriegte. Wir übten mit den beiden fleißig jeden Tag und nach wenigen Tagen lernten sie beide sich zu akzeptieren und ignorieren, im Haus sowie beim Gassi gehen, auch wenn es zwischendurch noch zu reiberein kam, sie wurden mit der Zeit immer weniger.

In Stralsund nahmen Vangus und ich nun schon an Gruppenstunden bei Tine teil. Das war mal wieder ein riesen Schritt für uns, so viele Hunde auf einem Haufen und Vangus soll nicht ausflippen. Bei den ersten Stunden saßen wir vorerst im neben Gehege und schauten den anderen beim Trainieren zu. Für Vangus war das anfangs eine große Herausforderung: bellende aufgeregte und vor allen Dingen auch noch rennende Hunde. Es machte ihn zu Beginn verrückt, aber ich gab nicht nach, gab ihm immer wieder etwas zu tun, auch wenn es nur ein „Sitz“ war und bald war es für ihn gar nicht mehr schwer den anderen Hunden zuzusehen und er blieb artig sitzen und legte sich sogar von alleine hin. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon so unendlich stolz auf mein Bärchen, ich kann es bis heute nicht in Worte fassen. Es war wirklich beeindruckend zu sehen in welch kurzer Zeit er lernen konnte mir zu vertrauen und auf mich zu hören und mir zu folgen anstatt alles alleine zu entscheiden, denn das musste er sein ganzes Leben zuvor. Er wurde nicht beschützt, ihm wurden oft keine Grenzen aufgezeigt und so beschloss er die Dinge selbst zu regeln. Und genau das trainierten wir jeden einzelnen Tag, er musste jeden Tag aufs Neue lernen die Kontrolle abzugeben und sie mir zu überlassen. Durch Tine habe ich gelernt, dass man genau das seinem Hund mit viel Geduld, Ruhe, den richtigen Korrekturen im richtigen Moment und dem ein oder anderen Leckerli wunderbar beibringen kann und somit eine einzigartige Beziehung zwischen Mensch und Hund aufbauen kann. Denn es braucht nicht immer Tritte, Kneifen, schreien, zerren an der Leine oder Schlüsselwerfen, oft braucht es nur Liebe und Verständnis um zu erkennen was ein Hund braucht und wie man ihm helfen kann ein glückliches und unbeschwertes Leben zu führen.

Nach ungefähr einem Jahr regelmäßigem Training bei Tine, haben Vangus und ich bereits so große Fortschritte gemacht, dass wir Tines Zeit nicht länger in Anspruch nehmen mussten. Ich war in der Lage mit Vangus gemeinsam alle Hürden zu meistern: Entspannte Gassirunden, Hundebegegnungen (auch wenn diese für ihn immer noch nicht einfach waren), gemeinsame Urlaubsreisen, Ausflüge in die Innenstadt und sogar Spiele mit den Kindern zu Hause und unterwegs. Tine hatte mit mir und Vangus einen super Job gemacht, denn genau das sollte doch das Ziel jedes Hundetrainings sein, Mensch und Hund soweit zu helfen bis sie nicht mehr auf die Hilfe des Trainers angewiesen sind und sich irgendwann selber helfen können. Genauso war es bei mir und Vangus, durch die Starthilfe von Tine hatte Vangus bei mir ein erfülltes und glückliches restliches Leben und wurde bis zum Schluss begleitet und geliebt.

All die Fortschritte die er in der Zeit bei mir gemacht hat kann ich hier gar nicht aufzählen deswegen möchte ich gerne Bilder dafür sprechen lassen, Bilder bei denen ich heute noch Tränen vor Stolz in den Augen habe, weil ich mir solche Momente anfangs nicht vorstellen konnte und es macht mich immer noch so unendlich glücklich auf diese wunderbare Wandlung meines Hundes zurück zu blicken, die ohne Tines Hilfe nicht möglich gewesen wäre.