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Rüde oder Hündin? Geschlechtsspezifische Verhaltensunterschiede

Hündinnen gelten in der Regel als verschmuster und leichter zu erziehen, Rüden wird dagegen nachgesagt, sie seinen häufiger in Raufereien verwickelt und ständig nur mit Markieren beschäftigt. Handelt es sich hierbei um untersuchte Thesen oder nur um Ammenmärchen?

Fest steht, dass es Unterschiede im Verhalten von Rüde und Hündin gibt. Zum besseren Verständnis sollte man sich klar darüber sein, was die eigentliche Funktion einer Hündin oder eines Rüden im Rudel ist. Aus dieser ursprünglichen Funktion lassen sich geschlechtsspezifische Verhaltensweisen logisch erklären. Denn viele sind biologisch oder genetisch verankert.

Durch die Beobachtung verschiedener Hunderudel konnte festgestellt werden, dass sich die Aufgabenbereiche von Rüde und Hündin in einem Rudel unterscheiden. So sind Rüden in der Regel für die Sicherung des Territoriums zuständig. Das bedeutet, dass sie durch das Absetzen von Urin und Kot, durch Scharren oder das Reiben an Gegenständen die Grenzen ihres Territoriums markieren. Sie sind auch diejenigen, die die Reviergrenzen kontrollieren, vor allem wenn sich Rudelfremde nähern, oder die - z. B. bei ungewöhnlichen Geräuschen - nachschauen, um was es sich da handelt. Durch gezielte Zucht wurde bei verschiedenen Hunderassen auf territoriales Verhalten selektiert. Hier sind auch die Hündinnen sehr an Gegebenheiten in ihrem Revier interessiert. Verglichen mit dem Rüden derselben Rasse tritt ihr Verhalten in der Regel aber etwas abgeschwächter auf.

Das Verhalten der Hündin ist unter anderem durch ihren Hormonhaushalt geprägt. Unmittelbar vor der Hitze können Hündinnen unkonzentrierter oder ruhiger wirken oder auf Situationen aggressiver reagieren, als sie es sonst tun würden. Da sich die Hündin auf der Suche nach möglichen Partnern befindet, spielen Menschen eine untergeordnete Rolle, was sich in schlechterem Gehorsam äußern kann.

Jetzt wird auch die Hündin öfter als gewöhnlich markieren, da sie der Hundewelt mitteilen möchte, in welchem Zustand sie sich gerade befindet. Es kann sogar passieren, dass Hündinnen in der Hitze anfangen ihr Bein beim Pinkeln zu heben. Wird die Hündin nicht gedeckt, kann sie scheinschwanger werden, was auch Einfluss auf das Verhalten haben kann. Manche werden unruhig, suchen sich Gegenstände als Ersatzwelpen aus, die gegebenenfalls verteidigt werden können.

Im Gegensatz zu den Unterschieden zwischen den Geschlechtern im Territorial- und Sexualverhalten können wir bei Martin Rütter DOGS kaum Differenzen von Rüde und Hündin im Sozialverhalten feststellen. Verschmust können Rüden genauso sein wie Hündinnen, und auch was die sozialmotivierte Aggression angeht, das Verteidigen von Herrchen oder Frauchen anderen Hunden oder Menschen gegenüber, stehen sich die beiden Geschlechter in nichts nach. Ähnlich sieht es mit dem Jagen aus: Wir können in der täglichen Praxis keine Regeln aufstellen, die Aussagen über die Jagdquote von Rüden im Gegensatz zu Hündinnen zulassen.

Während sich das Verhalten der Hündin also zyklisch ändern kann, ist der Rüde in seinem Verhalten eher konstant. Je nach Hormonstatus kann die Hündin auch Verhaltensweisen an den Tag legen, die man eher Rüden zusprechen würde. Und natürlich spielen genetische und individuelle Unterschiede eine Rolle; so gibt es die eher männlichen Hündinnen wie die weiblichen Rüden. Bei der Entscheidung für einen Rüden oder eine Hündin spielt oft der eigene Geschmack eine maßgebliche Rolle. Während die einen Hündinnen favorisieren, weil sie kleiner sind, ist genau das für andere ein Grund, sich für einen Rüden zu entscheiden. Hündinnen sind weder leichter zu erziehen noch verschmuster. Je länger man sich über die Rüde-Hündin-Frage Gedanken macht, desto eher kommt man zu der Aussage, dass das Geschlecht eigentlich egal ist, wenn die Beziehung zwischen Hund und Halter stimmig ist. Eher ins Gewicht fallen sollten die Hunde, die es bereits in der Nachbarschaft gibt. Trifft man den rüdenunverträglichen Bello von nebenan beim täglichen Spaziergang, hat man es mit einer Hündin im Alltag sicherlich leichter. Und auch bei der Frage, welches Geschlecht der Zweithund haben sollte, muss im Einzelfall entschieden werden. 

 

    

  

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