Nachgefragt bei Martin Rütter: drei klassische Probleme in den Griff bekommen

Am 29. und 30. Oktober findet in Schwechat nahe bei Wien das große DOGS Symposium statt. Fragen, die Hundemenschen auf der Seele brennen, werden dort ausführlich beantwortet. Hier ist schon mal vorab eine kleine Auswahl für Dich:

Wie bringe ich meinem Hund entspanntes Laufen an der Leine bei, so dass er nicht ständig an der Leine zieht?

Das Ziehen des Hundes an der Leine kann viele verschiedene Ursachen haben. Vielleicht hat Dein Hund vor bestimmten Umweltreizen Angst und möchte gerne wieder zurück nach Hause oder ins Auto. Oder er glaubt, das Rudelmitglied am anderen Ende der Leine führen zu müssen. Hier fühlt sich der Hund für den Menschen sozusagen verantwortlich. Vielleicht ist er auch jagdlich orientiert und sucht nach einer Möglichkeit, sein Bedürfnis auszuleben. Oder aber er hat das entspannte Laufen an der Leine einfach noch nicht wirklich gelernt.

Daher sollte auf jeden Fall die Beziehung zwischen Mensch und Hund analysiert werden, damit die Ursache des Problems herausgefunden und im Training mit berücksichtigt werden kann.

Als „Erste-Hilfe-Maßnahme“ kannst Du immer stehen bleiben, wenn Dein Hund zieht. Es geht erst weiter, wenn die Leine wieder locker ist. Oder Du wechselst einfach die Richtung, möglichst aber bevor Dein Hund von sich aus die Leine auf Spannung gebracht hat. So lernt Dein Hund, dass er durch Ziehen auf keinen Fall ein zügigeres Vorankommen erreichen kann.

 

Wie kann ich meinem Hund das Alleine bleiben beibringen?

Beschäftige Deinen Hund ausreichend körperlich und geistig, bevor Du ihn alleine lässt. So ist er müde und freut sich, endlich einmal ausruhen zu können. Achte aber darauf, dass Du nicht direkt nach der Spiel-Aktion weggehst, warte erst noch ein paar Minuten, bis Dein Hund wieder entspannt ist. Denn sonst ist der Übergang von tollem Tobespiel zu ruhigem Alleine-bleiben einfach zu groß. Starte dann mit einer kurzen Zeitspanne. Verabschiede Dich dabei nicht von Deinem Hund, da Du sonst das „Alleine bleiben“ zu etwas Besonderem machst. Ignoriere Deinen Hund beim Hereinkommen, erst wenn er ruhig auf seinem Platz liegt, darf er Aufmerksamkeit bekommen. So lernt er, dass ruhiges Verhalten zum Erfolg führt. Steigere dann Schritt für Schritt die Zeitspanne.

Du kannst Deinem Hund auch etwas Spannendes zur Beschäftigung geben, wenn Du ihn alleine lässt. Hierzu eignet sich z.B. ein mit gefrorenem Quark oder mit Leberwurst gefüllter Kong. Dies ist ein Spielzeug aus Hartgummiplastik mit einem Loch in der Mitte, das der Hund nicht zerbeißen kann. Somit besteht hier keine Verletzungsgefahr, wenn Du dies Deinem Hund ohne Aufsicht überlässt. Aus diesem Grund solltest Du Deinem Hund niemals einen Knochen oder einen Kauartikel geben, wenn er alleine ist. Schnell hat der Hund doch einmal ein größeres Stück davon abgebissen, und wenn dies im Hals stecken bleibt, ist schnelle Hilfe nötig.

Zusätzlich sollte Dein Verhalten für Deinen Hund nicht berechenbar sein. Hunde sind gute Beobachter, die bereits an Deinem Verhalten erkennen, dass z.B. jetzt wieder das gefürchtete „Alleine bleiben“ kommt. Diese sogenannten Schlüsselreize kannst Du umwandeln. Gehe doch einmal im Bademantel hinaus. Oder nimm den Schlüssel in die Hand, ziehe guten Schuhe und den Mantel an und setze Dich auf das Sofa, um in aller Ruhe einen Kaffee zu trinken. So wird Dein Hund nicht schon direkt beim Ergreifen des Schlüssels in Panik versetzt!

 

Was kann ich tun, wenn mein Hund Angst vor lauten Geräuschen hat?

Wenn ein Hund sich erschreckt, ist häufig der erste Gedanke des Menschen, ihn durch tröstende Worte zu beruhigen. Dadurch kann sich der Hund in seiner Angst allerdings bestätigt fühlen. Denn der Mensch widmet ihm in einer angstmachenden Situation besondere Aufmerksamkeit, also muss es sich bei dem Geräusch um etwas wirklich Schlimmes handeln.

Wenn Du mit Deinem Hund in eine solche oder ähnliche Situation kommst, solltest Du das Verhalten Deines Hundes ignorieren, um es nicht zu verstärken, nicht aber die Situation. Schaue also z.B. gelassen aus dem Fenster und schließe dann die Jalousien.  Wenn Dein Hund Dir vertraut und er auch im Alltag schon die Erfahrung gemacht hat, dass sein Mensch ein zuverlässiger Partner ist, kann er in solch einem Moment schnell wieder an Sicherheit gewinnen.

Parallel dazu kannst Du Deinen Hund in kleinen Schritten an die angstmachenden Geräusche gewöhnen. Dazu beschäftigest Du Dich mit ihm mit etwas, das ihm besonders viel Spaß macht. Dies kann z.B. eine Futtersuche oder aber auch ein Apportierspiel sein. Bitte einen Helfer, das Geräusch zu machen und nähere Dich immer mehr dem Geräusch an. Achte darauf, das Training jeweils nur solange fortzuführen, wie Dein Hund die Belastung verarbeiten kann. Er muss das Geräusch wahrnehmen, darf aber nicht so stark davon verunsichert werden, dass er sich nicht mehr mit Dir und dem Alternativverhalten beschäftigen kann.