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Anti-Knall-Training

Wie Du nachhaltig trainieren kannst

Du hast einen Hund zuhause, der zu Silvester hechelnd, zitternd und mit weit aufgerissenen Augen verzweifelt in der Wohnung Schutz sucht? Die gute Nachricht: Man kann seinem Hund durch gezieltes Training helfen. Die schlechte: Dem Training sind zumeist klare Grenzen gesetzt und das Training erfordert längere Zeit und viel Geduld. Man wird aus einem Hund, der Silvester verängstigt unter dem Sofa verbringt, keinen Hund machen, der völlig entspannt auf dem Sofa schläft. Aber man kann die Situation für den Hund entspannter machen, wenn man konsequent und in kleinen Schritten trainiert. Das Training startet man am besten sofort nach Silvester - beginnt man damit im Oktober, hat der Hund keine Chance, sich langsam an die für ihn so furchtbaren Geräusche zu gewöhnen.

Das richtige Training

Der Angst vor Geräuschen begegnet man am besten mit Hilfe der sogenannten Gegenkonditionierung. Dabei erlernt der Hund ein Verhalten, das für ihn vollkommen positiv besetzt ist und das er dann in der Situation, die ihn normalerweise in Angst versetzt, zeigen soll. Der Hund muss also lernen, den angstauslösenden Reiz mit einer positiven Handlung zu verknüpfen. Am einfachsten verwendet man hierfür die Futtersuche. Dieses Verhalten muss der Hund natürlich erstmal in einer völlig entspannten Umgebung perfekt beherrschen. Es gilt immer: Erst wenn der Hund die Futtersuche in einer Situation angstfrei ausführt, kann der nächste Schritt vorgenommen werden.

  1. Rüste Dich mit vielen kleinen Futterstücken aus. Es darf sich dabei um eine für den Hund sehr hochwertige Belohnung handeln, wie z.B. kleine Stücke Wurst. Wirf die Wurst auf den Boden. Sobald der Hund die Nase auf den Boden nimmt und das Stück Wurst sucht, verknüpfst du das Verhalten mit einem Signal, wie z.B. "Such". Bevor mit dem eigentlichen Training gestartet wird, sollte der Hund dieses Signal "Such" in unterschiedlichen (nicht angstauslösenden!) Situationen problemlos und freudig ausführen können.

  2. Nun können erste Geräusche ins Trainingsprogramm aufgenommen werden. Doch auch jetzt sucht man sich natürlich nicht das nächste Feuerwerk, sondern startet mit lauten Geräuschen verschiedener Art. Es kann der Schlüssel auf den Boden fallen, gegen einen Topf geschlagen werden oder eine Plastiktüte  zerplatzt werden (einfach einen Hunde-Kotbeutel aufblasen, zuknoten und darauf steigen). Auch das Zerplatzen von größeren Luftpölstern, die oft bei Versandartikeln beigelegt werden, lösen einen Mini-Knalleffekt aus. Der Hund soll, während er diesen Geräuschen ausgesetzt wird, seine Futterstücke suchen. Zeigt der Hund dabei keine Angst (wie z.B. eine eingezogene Rute, einen krummen Rücken, Hecheln), kann das tatsächliche angstauslösende Geräusch hinzugefügt werden.

  3. Nach wie vor muss in kleinen Schritten vorgegangen werden: Dafür kann man z.B. Feuerwerksgeräusche mithilfe des Handys bzw. einem Lautsprecher (Bluetooth-Box) abspielen – zuerst ganz leise, schrittweise immer lauter. Auf YouTube finden sich zahlreiche Übungsvideos. Während die Geräusche abgespielt werden, sucht der Hund wieder seine Futterstücke. Aber Achtung: Was hier gänzlich fehlt, ist die geruchliche Veränderung der Luft und natürlich ebenso die visuelle Komponente eines Feuerwerks. Der Hund ist also noch lange nicht "therapiert".

  4. Im nächsten Schritt sollen die Geräusche ein wenig "echter" werden. Dafür können Knallerbsen im Fachhandel gekauft werden, die dann - erstmals im gebührenden Abstand zum Hund - zerplatzt werden, während der Hund seiner Beschäftigung der Futtersuche nachgeht.

    Tipp: Such Dir die nächste Schießstätte in Deiner Umgebung und erkundige Dich, wann dort normalerweise geschossen wird. In die Nähe dieser Schießstätte kannst Du Dein Training nun ebenfalls verlegen. Halte aber noch viel Abstand und nähere Dich auch hier langsam an die Schussgeräusche an.

  5. Wurden die Schritte 1 bis 4 vom Hund erfolgreich gemeistert, dürfen tatsächliche Feuerwerkskörper ins Training genommen werden. Aber auch hier heißt die Devise: Der Hund muss sich langsam an die Geräusche gewöhnen dürfen. Kleine Feuerwerkskörper und großer Abstand sind ein Muss, bevor die Lautstärke gesteigert und der Abstand verringert wird. Achtung: Vor der ersten Verwendung solltest Du die Knallkörper natürlich selbst und ohne Hund auf ihre Lautstärke testen!

Das Training kann je nach Hund lange dauern und die einzelnen Schritte müssen langsam und oftmals wochenlang geübt werden. Auf keinen Fall darf dabei zu schnell vorgegangen werden. Fatal wäre es außerdem, wenn der Hund nun ein tatsächliches Feuerwerk in der Nachbarschaft ertragen müsste. Das könnte das Training wieder einige Schritte zurückwerfen.

Bedenke: Nimmt der Hund in einer Situation kein Futter an, weiß man, dass man zu schnell vorgegangen ist und die Situation für den Hund gerade zu schwierig ist. Dann heißt es, sich in Geduld zu üben und wieder den ein oder anderen Schritt zurück zu gehen. Das mühsame und kleinschrittige Training zahlt sich aber aus, wenn die "schrecklichste Nacht im Jahr" für Deinen Vierbeiner zumindest erträglicher wird.

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