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Beschäftigungstipps für den Garten

"Kein Hund der Welt erfährt allein im Garten die Beschäftigung, die er braucht!"

Tractive Daten über den Tag im Garten

Eine Hecke dient als perfektes Versteck für die Suche

Ein Wasserapport ist eine...

...kühle Abwechslung im Sommer

Bei Verstecken sind keine Grenzen gesetzt

Umrundet werden kann fast alles

Aufräumen will gelernt sein..

...klappt aber meist recht schnell ;)

Eine Reizangel ist schnell mal improvisiert

Bleib-Training ist vor allem im Garten wichtig

Über den Sommer wohne ich mit meiner 5-jährigen Mischlingshündin Semmerl in meinem Schrebergartenhäuschen in Wien. Vor ein paar Tagen war es so weit – hab mich einen ganzen Tag zurückgehalten und NICHTS mit Semmerl gemacht. Kein Spazierengehen, keine Beschäftigung, sie einfach nur in Haus und Garten sein lassen – ohne besondere Regeln und Sanktionen. Zugegeben, angesichts der Temperaturen war es nicht so schwer auch mal nichts zu tun. Für Semmerl bedeutet so ein Tag übrigens: Eichhörnchen beobachten, Passanten verbellen, kühle Erdlöcher buddeln…alles ganz natürliches Hundeverhalten – bei uns Menschen allerdings höchst unerwünscht.

Und doch fordern so viele Menschen unbedingt ein, dass Hunde einen Garten brauchen! Um mir ein klares Bild zu machen, habe ich den Tractive GPS-Tracker von Semmerl, wie jeden Tag, aktiviert, um einmal herauszufinden wieviel Strecke sie dabei macht. Es hat mich ehrlicherweise schon überrascht, dass sie trotz des nicht allzu großen Grundstücks über den Tag ca. 2,8 km zusammenbringt. Der durchschnittliche Spaziergang dauert laut Daten von Tractive 28 Minuten. Das entspricht dann bei einem Schrittgeschwindigkeitstempo von 5 km/h also einer Gassistrecke von etwa 2,3 km. Das sind bei den von Tractive ermittelten durchschnittlichen 2,4 Gassigängen pro Tag also rund 5,5 km gesamt pro Tag. Also etwa die Hälfte der echten Spaziergehstrecke. Dabei ist aber die rein körperliche Ertüchtigung bei Weitem nicht alles.

Die Bewegung des Hundes ist nur ein verhältnismäßig kleiner Teil, den unsere, ursprünglich zu allermeist für bestimmte Aufgaben gezüchteten Hunde erfüllt bekommen müssen. Nach tagelangen Wanderritten und kilometerlangen Lauf- bzw. Mountainbikestrecken, die ich gemeinsam mit Semmerl schon absolviert habe, weiß ich aber auch: alleine körperlich ist dieser Hund gar nicht „platt“ zu kriegen. Nach solchen Touren schaut sie mich (die natürlich völlig erschöpft ist) meist mit einem Blick an, der mir sagt „so, ich wäre jetzt warm, was machen wir jetzt?“. Dabei ist Semmerl „nur“ eine griechische Promenadenmischung und noch nicht mal ein hochpassionierter Jagd- oder Laufhund.

Was meine Hündin und die vielen anderen Hunde da draußen wirklich auspowert, ist die Kombi aus körperlicher UND geistiger Beschäftigung. Damit sind nicht irgendwelche hölzernen Intelligenzspiele gemeint, die die meisten Hunde ohnehin nach 2 Minuten gelöst haben. Sondern komplexe Aufgaben in einem Mix aus Beschäftigung und Training, der obendrein noch die Beziehung stärkt, denn: gemeinsame Hobbies verbinden!

Zurück zum Garten: Der Hund ist heutzutage ein echter Sozialpartner des Menschen geworden, der eng und vertraut mit ihm zusammenlebt. Das heißt auch, dass bei einem großen Haus mit 20 ha Grundstück und 250 qm Wohnfläche ein Hund mit guter Beziehung zum Menschen trotz der Weitläufigkeit automatisch die Nähe seines Halters suchen wird. Ein Hund wird also die Bewegungsfreiheit in einem so großen Haus nicht mehr schätzen und nutzen, als in einer 50-qm-Wohnung mitten in der Stadt.

Hunde, die sich selbständig im Garten aufhalten (dürfen), werden hingegen „Unarten“ zeigen, die wie oben bereits erwähnt häufig unerwünscht sind. Ein Hund, der im Garten „aufpassen“ darf, denkt automatisch, dass er aufpassen soll, während seine Menschen drinnen in der sicheren Höhle sind und wird wachsam alle passierenden Fußgänger und Hunde verbellen. Ein Hund, der zu wenig Beschäftigung erfährt, wird im Garten gelangweilt sein und sich selbst Beschäftigungen suchen, sich mit dem Nachbarshund anlegen, Katzen und Vögel verjagen oder die unerwünschten Löcher buddeln. Denn: Kein Hund der Welt erfährt allein im Garten, die Bewegung und Beschäftigung, die er braucht.

Dennoch kann ein Garten eine große Bereicherung für den Hund sein – allerdings immer in Verbindung mit seinem Menschen. Ich erlebe selbst jeden Sommer, dass ein Garten in Bezug auf den Hund ganz schön faul macht. Während ich in meiner Wohnung in der restlichen Jahreszeit echte Spaziergänge (natürlich mit ausreichend Beschäftigungsanteil einplane), lasse ich im Garten den Tag gerne mal auf uns zukommen. ABER: ich nutze ihn zumindest effektiv, um die Beschäftigung mit Semmerl auf das eigene Grundstück zu verlegen.

Und dafür gibt es einige gute Ideen:

1) Apportieren & Suchen

Die Nase des Hundes zu aktivieren, ist eine ideale Gelegenheit seinen Kopf anzustrengen. Während das Riechhirn des Menschen etwa 1 % einnimmt, deckt jenes des Hundes ganze 10 % ab! Dein Hund sollte apportieren gelernt haben (Anm.: JEDER Hund kann apportieren! ;-)), damit du ihm nun innerhalb des Gartens ein paar tricky Aufgaben stellen kannst. Du kannst z. B. die dichte Hecke nutzen, um dort den Apportiergegenstand zu verstecken, während dein Hund um die Ecke wartet oder erstmal auch zuschauen darf. Wichtig beim Verstecken ist immer, am Anfang leicht zu beginnen, damit der Hund schnell Erfolg hat. Später sollten aber mehrere Versteckstellen angetäuscht werden, um die Schwierigkeiten zu erhöhen. Alternativ kann auch der Gartenzaun oder Schaukel genutzt werden, in den der Beutel einfach etwas erhöht gehängt wird. Das Wackeln des Zaunes / der Schaukel und die instabile Oberfläche sind wahres Ego-Booster-Training für umweltunsichere Hunde. Den Apportiergegenstand in einem Hundepool oder Wasserkübel zu verstecken, ist eine kühlende Variante und obendrein spannende Herausforderung!

2) Umrunden von Gegenständen (auch Bäume und Haus)

Das Umrunden von Gegenständen ist eine einfache und unterhaltsame Beschäftigung für zwischendurch auf dem Spaziergang oder aber auch im Wohnzimmer oder Garten. Dafür nutzt man einfach Herumstehendes wie einen Schirmständer, Blumentopf oder eine Gießkanne. Setze Deinen Hund dafür vor dem Objekt ab und führe ihn nun mit einem Futterstück in der Hand – Nase an Keks – um das Objekt herum. Hat der Hund einmal u-förmig den Gegenstand umkreist, füge am Ende der Runde ein Signal, z. B. “Herum“, dazu. Wiederhole die Übung einige Male, bis der Hund flüssig der Hand folgt. Ist dies der Fall, lass nun das Futterstück weg, führe ihn mit der gleichen Handbewegung einmal um das Objekt und gib ihm an Ende des “U“ ein Futterstück aus Deiner Tasche. Klappt dies auch gut, kannst Du versuchen, schrittweise Distanz aufzubauen, sodass Du ihn später als Endziel aus ein paar Metern Entfernung mit dem Signal “Herum“ um alle möglichen Dinge schicken kannst – Bäume, den Gartentisch oder sogar ums ganze Haus. Kann Dein Hund bereits apportieren, kannst Du diese Übung auch vor dem Apport einbauen bzw. auch nach der Umrundung mit einem Apport belohnen.

3) Tricks wie „in einen Korb aufräumen“

Auch hier sind wieder Grundkenntnisse des Apportierens gefragt: dein Hund sollte den Apportiergegenstand verlässlich nah zu dir bringen. Zum Ablegen brauchst du einen Eimer oder Korb. Locke den Hund durch Rückwärtslaufen und animierendes Klatschen zu dir, ist der Hund nah genug, klopfe mit der Hand in den Korb/Eimer und ergänze (sofern der Hund es kennt) das Signal „Aus“. Alternativ kannst du auch deine Hand in den Korb legen, wenn er gelernt hat den Apportiergegenstand darin zu abzugeben. Üblicherweise braucht es ein paar Versuche. Dadurch, dass du deinen Hund nur dann mit Futter belohnst, wenn er annähernd oder gänzlich den Ball/Futterbeutel etc. fallen gelassen hat, wird er mitdenken und lernen zu unterscheiden was erwünscht und Ziel dieser Übung ist. Beherrscht der Hund das sog. „Aufräumen“ kann er später natürlich auch behilflich sein, die Schmutzwäsche zu sortieren ;-)

4) Reizangel mit Besenstiel

Reizangeltraining ist eine effiziente Beschäftigungsart für gesunde ausgewachsene Hunde. In nur wenigen Minuten ist ein Hund durch das gezielte Hetzen mit Richtungswechseln ordentlich platt zu kriegen. Es erfordert nämlich viel Konzentration dran zu bleiben und gleichzeitig schnell zu sein. Wer allerdings keine echte Reizangel besitzt, kann auch mit einem Besenstiel kreativ werden. In der Regel haben diese am Ende Löcher, an denen dann mit einer Schnur ein Apportiergegenstand befestigt werden kann. Die wichtigsten Grundregeln für die Reizangel sind: 1. Die Beute bleibt immer möglichst nah an der Hundenase, damit der Hund nicht lernt die Strecke abzukürzen. 2. Die Beute bleibt immer am Boden und wird nicht in die Luft gehoben. 3. Zu Beginn des Trainings sollte der Hund schnell Erfolg haben, also etwa nach einer halben Runde schon die Beute erwischen, damit er gleich lernt, welches Verhalten sich lohnt. Später können natürlich auch mehrere Runden und gut getimte Richtungswechsel eingebaut werden. Hat der Hund die Beute erwischt, sollte er sie zum Menschen bringen, damit das Spiel weitergehen kann.

5) Bleib-Übungen

Regelmäßig werde ich gefragt, wie man das Verbellen von Spaziergängern am Zaun abgewöhnen kann. Meine Antwort lautet immer: ein sehr guter Rückruf und ein sehr gutes Bleib-Signal etablieren. Auch im Garten sollte der Hund auf der Terrasse eine feste Liegestelle haben, auf die er locker geschickt werden, aber vor allen Dingen auch gut dort bleiben kann. Dies sollte man reichlich trainieren und nicht nur verlangen, wenn Besucher oder Passanten im Spiel sind. Wenn zwischendurch Gartenarbeitet verrichtet wird, jemand am Zaun begrüßt oder der Ball versteckt wird, wird auf dieser Stelle gewartet und GANZ WICHTIG: der Hund auch an dieser Stelle fürs Bleiben belohnt bzw. wird das Signal erst vom Menschen aufgelöst. Sind diese Varianten zu schwierig, muss man erst in kleinen Schritten beginnen. Ein Anleinen des Hundes für den Anfang kann eine Hilfe sein, damit er keinen Erfolg hat, sollte er sichs doch anders überlegen. Beachtet ABER: Gutes Training ist eigentlich so (kleinteilig) aufgebaut, dass erst gar keine Fehler passieren ;-)

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