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Der will nur spielen?! Von wegen...

Spielverhalten mal anders betrachtet..


Wie so oft, habe ich kürzlich beim Hundespaziergang eine Begegnung mit einem jungen Pudelrüden gefilmt - oben könnt Ihr das Video sehen. Weil ich das Aufeinandertreffen sehr spannend fand, habe ich auf meinem Instagram-Kanal abstimmen lassen, ob es sich dabei um Spiel handelt – ja oder nein?

Erstaunlich fand ich, dass rund 50 % gegen Spiel gestimmt haben! Toll, dass es so gute Beobachter auf den Hundewiesen gibt! Allerdings bedeutet das natürlich auch, dass rund 50 % FÜR Spiel gestimmt haben, was aus verschiedenen Gründen leider nicht richtig ist.Vorweg: wenn eine Begegnung zwischen Hunden kein echtes Spiel darstellt, bedeutet dies natürlich nicht automatisch, dass Gefahr im Verzug ist oder das Aufeinandertreffen sofort unterbunden werden sollte – es geht lediglich darum, vor allem für seinen eigenen Hund, richtig einschätzen zu können was da so passiert, um ggfs. frühzeitig unerwünschte Folgehandlungen zu vermeiden!

Im besagten Video ist es genau so gelaufen! Es passiert nichts Schlimmes, handelt sich aber definitiv nicht um freies Spiel von allen Seiten. Zur Erklärung: Die Dackeldame zeigt durch ihre gedrungene Körperhaltung und angelegte Rute deutliche Unsicherheit und folglich kurzes Fixieren gegenüber dem jungen Pudel, der definitiv in Spiellaune ist. Semmerl, die weiße Hündin, zeigt durch ihre imponierende Körpersprache und Stoßhecheln Territorialverhalten und schneidet dem jungen Pudel mehrmals den Weg ab – sie erlaubt ihm nicht, sich so dynamisch und aus ihrer Sicht frech zu bewegen...die kleine Bademeisterin. Der junge Rüde versteht das nach ihrem dritten Hinweis und zieht mit tiefer Rute, also leicht beeindruckt, von dannen. Semmerl verscheucht ihn noch ein letztes Mal und kommt mit geschwellter Brust zurück.

Es ist nix Schlimmes passiert, außer dass Semmerl einmal mehr ihren Ego gepusht hat und in ihrer Unart Erfolg hatte. Wenn ich nicht so viele gute Videos haben wollte, würde ich sie von vornherein nicht so dynamisch hinlaufen lassen bzw. zurückrufen, wenn sie beginnt den Sheriff-Stern anzulegen...Jedenfalls können wir FESTHALTEN, es handelte sich hier NICHT UM ECHTES SPIELVERHALTEN von allen Seiten.

Die wichtigsten Indikatoren, für ein echtes freies soziales Spiel sind nämlich:

  • Wechselseitigkeit! Die Rollen tauschen immer wieder, der Jäger ist auch immer mal der Gejagte und umgekehrt 
  • Keine Endhandlung / kein Ernstbezug! Verschiedenste Verhaltensweisen kommen vor, werden aber nicht bis zum Ende ausgeführt. So kann ein jagdliches Hetzspiel z.B. in ein freundliches Beißspiel übergehen

  • Übertreibung! Wie im Theater werden Mimik und Handlungen übertrieben dargestellt, damit allen Beteiligten klar ist, dass es sich um Spiel handelt. Ein weit aufgerissenes Maul und große Sprünge gehören bspw. dazu - hier ein Beispielvideo..

Wer jetzt feststellt, dass diese Beobachtungen auf der Hundewiese eigentlich relativ stattfinden – Glückwunsch! Echtes freies Spiel kommt nämlich, vor allem unter sich fremden, erwachsenen Hunden tatsächlich sehr selten vor. Das hat auch biologische Gründe: Wie bei uns Menschen auch, geht es bei Spiel darum, Kommunikation mit Artgenossen richtig zu erlernen und verschiedene Fertigkeiten und Bewegungen zu perfektionieren. Innerhalb einer festen Hundegruppe wird durch Spiel überdies die Bindung gestärkt und ganz nebenbei werden Regeln und Grenzen etabliert.

Wie Ihr Spielverhalten richtig einschätzen könnt, lernt Ihr u.a. bei unseren Angeboten zu Körpersprache & Kommunikation..

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