Zur Martin Rütter DOGS Hauptseite

HALLOWEEN... EIN LEBEN LANG?

Wusstest Du's?

Schaurige Verkleidungen, Horrorfilme, Nebelschwaden: Die Zeit rund um Halloween bringt einen gewissen Nervenkitzel hervor. Und einmal im Jahr gruselt man sich ja ganz gerne. Doch wenn jeder Tag Halloween wäre und der Spuk einfach nicht vorbei ginge, wäre das ganz schön anstrengend. Für viele Hunde ist jedoch genau das der Fall. Zum Gruselfaktor kann alles werden: Menschen, Hunde, Orte, Haushaltsgeräte, laute Geräusche und vieles mehr. Doch warum haben die einen Vierbeiner nicht einmal ein Problem, wenn man sie zur Halloweenparty mitnimmt, und die anderen reagieren schon bei alltäglichen Dingen, als hätten sie einen Geist gesehen? Womit geht die Tendenz zur Schreckhaftigkeit oder Ängstlichkeit einher?

Zunächst spielt die Phase der Sozialisierung eine entscheidende Rolle im Leben eines Hundes. Diese Phase reicht in etwa bis zur 16. Lebenswoche eines Hundes. Bis dahin sollte ein Hund möglichst alles, was ihm in seinem späteren Leben einmal begegnen wird, kennengelernt haben - und zwar auf positive Art und Weise. Dies betrifft Menschen unterschiedlichen Alters und Aussehens, Gegenstände des täglichen Lebens (Rollstühle, Kinderwägen etc.), Orte, Haushalts- und Umweltgeräusche, andere Hunde unterschiedlichster Rassen, andere Tiere, Fahrzeuge und so weiter.

Ein Beispiel: Hat ein junger Hund bis zur 16. Lebenswoche verschiedene Männer - jung und alt, klein und groß, mit Bart, mit Hut, mit Brille, mit Gehstock etc. - in einem positiven Kontext kennengelernt, wird er generalisieren und schließlich alle Männer positiv wahrnehmen.

Natürlich müssen in der Junghundezeit weiter positive Erfahrungen gemacht werden, doch diese erste Lebenszeit ist enorm wichtig, um eine Grundlage zu schaffen.

Viele Hunde durchlaufen diese wichtige Sozialisierungsphase jedoch nicht (oder sie machen schlechte Erfahrungen - weit häufiger machen sie aber eben KEINE). Das kann daran liegen, dass sie zuvor auf der Straße in einer ländlichen, abgeschiedenen Gegend gelebt haben und Menschen oder das Stadtleben nicht (positiv) kennengelernt haben. Leider gibt es aber auch viele schlechte Zuchtstätten (auch offizielle), die ihre Welpen nicht optimal auf das spätere Leben vorbereiten. Umso mehr müssen sich die frisch gebackenen Hundehalter*innen um eine möglichst gute Sozialisierung kümmern und ihre Schützlinge vorsichtig an die unterschiedlichsten Reize heranführen.

Neben der Sozialisierung spielt auch die Rasse eine Rolle, wenn es um den Umgang mit Schreck und Angst geht, denn die ursprüngliche Aufgabe einer Rasse bringt unterschiedliche Anforderungen mit sich. Der Border Collie zum Beispiel gilt - wie Hütehunde insgesamt - als sehr sensibel. Das muss(te) er auch sein, denn er sollte Veränderungen der Umwelt schnell wahrnehmen, um rasch reagieren zu können, wenn es gilt, die Schafherde zusammen zu halten. Das macht ihn insgesamt reizempfänglicher. Ein Treibhund wie der Rottweiler ist im Gegenzug dafür gemacht, Rinderherden zu treiben. Da geht es durchaus auch einmal rau zu, eine hohe Sensibilität und Schreckhaftigkeit würde seiner Aufgabe im Wege stehen. Entscheidet man sich also für einen Rassehund, muss auch unter diesem Aspekt darauf geachtet werden, welcher Hund zu der eigenen Lebenssituation passt.

Auch das Verhalten der Elternteile ist nicht unwichtig. Eine ängstliche Hündin bringt tendenziell ängstliche Nachkommen hervor. Hier kann sowohl die Genetik ausschlaggebend sein, wie auch das Verhalten der Hündin. Reagiert Mama skeptisch auf Menschen, werden ihre Kinder lernen, ebenso Misstrauen zu empfinden, schließlich ist Mama ein Vorbild.

Egal, woher die Furchtsamkeit des Hundes rührt: Dem Training mit ängstlichen Hunden sind stets Grenzen gesetzt - das sollte einem immer bewusst sein. Ein Hund, der keine Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, wird nicht irgendwann völlig sicher auf alle Menschen zugehen. Ebenso wenig wird ein Hund, der erst mit zwei Jahren das erste Mal in eine Stadt kommt und ängstlich reagiert, irgendwann völlig entspannt durch die Innenstadt flanieren. Durch das richtige Training kann jedoch gegengesteuert werden, sodass viele Situationen entspannter gemeistert werden.

Die Erfahrung zeigt, dass mit Angsthunden oft nicht so konsequent trainiert wird, wie zum Beispiel mit Hunden, die Aggression zeigen, da Angstverhalten für den Menschen weniger störend ist. Für den betroffenen Hund ist es jedoch schrecklich, ständig in Angst zu leben. Daher müssen wir dafür sorgen, ihnen so viel Erleichterung zu bieten, wie nur irgendwie möglich. Damit nicht jeden Tag Halloween ist.

Kommentare