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IMPULSKONTROLLE

Von der Kunst Gelassenheit zu lernen

Je kleinschrittiger "Bleib" aufgebaut wird, desto besser wird das spätere Ergebnis.

Hier klappt das „Bleib“ schon richtig gut. Der Hund wartet auf sein Signal.

Und los geht’s! Erst nach dem Zeichen darf der Hund den Dummy holen.

Ob Kaninchen, Jogger, fliegender Ball oder eintretender Besucher - spannenden (Bewegungs-)Reizen zu folgen ist für unsere Hunde das Natürlichste der Welt. Aber können wir diese auch kontrollieren?

Man könnte diese Impulse schon fast als biologisch sinnvollen "Reflex" bezeichnen, schließlich durfte in der Natur bei kreuzendem Wild auch nicht lange gefackelt werden. Vor allem aufgrund der gesellschaftlichen Anforderungen an unsere Vierbeiner müssen wir den Hunden dennoch beibringen, diese Reaktionen, also Impulse, kontrollieren zu können. Selbstbeherrschung hilft ihnen ganz generell, spannenden Alltagsreizen gelassener entgegenzusehen. Ein bisschen so, wie ein Kleinkind natürlich impulsiv zu einem Süßwarenstand laufen würde, aber im Laufe des Lebens immer mehr lernt, sich zu "beherrschen"... wenngleich das Verlangen danach auch später wohl nicht weniger wird. 

Früh übt sich

Impulskontrolle geschieht am besten so früh wie möglich. Dabei ist nicht so wichtig, wie alt Ihr Hund ist - vielmehr sollte er von Anfang an gewöhnt sein, den Alltagsverlockungen nicht sofort folgen zu dürfen. Das geht mit entsprechendem Training: gaaaanz vielen Bleib-Übungen in verschiedensten Situationen und leckeren Belohnungen für die Zurückhaltung des Vierbeiners.

Die Trainingsschritte:

1. Bringen Sie Ihren Hund durch ein Signal in eine gewünschte Position wie etwa Sitz, Platz oder Steh.

2. Fügen Sie anschließend das verbale Signal "Bleib" hinzu und ergänzen Sie dazu mit einer Handgeste ein Sichtsignal wie etwa eine flache, nach oben gerichtete Handfläche. Ganz wichtig: Ist der Hund auch nur eine Sekunde in der gewünschten Position geblieben, wird er mit einem Futterstück belohnt. Das ist die Grundidee bei Impulskontrolle - dem Hund beizubringen, dass es sich lohnt, zu warten.

ACHTUNG:

Nachdem der Hund für die Übungen belohnt wurde, muss man ihm sagen, was als Nächstes passieren soll, da sonst lerntheoretisch die Übung für ihn beendet wäre. Das heißt, dass nach der Belohnung erneut ein "Bleib"-Signal ausgesprochen werden muss oder die Übung mit einem Auflösesignal wie "Fertig" beendet wird. Greifen Sie erst in die Tasche nach dem Keks, wenn Sie zurück beim Hund sind. Hunde erkennen sofort, ob für sie etwas rausspringt, und sie erkennen im schlechtesten Fall, dass es sich um eine Trainingssituation handelt. Das wiederum erschwert die Umsetzbarkeit im Alltag. 

3. Klappen ein paar Sekunden "Bleib" schon ganz gut, können Distanzen verändert werden. Am Anfang reicht oft ein Wiegeschritt als Schwierigkeitssteigerung aus, die ebenfalls bei der Rückkehr zum Hund belohnt wird. Später können es immer mehr Schritte werden. Wichtig: Die Übungen immer so leicht aufbauen, dass gar kein Fehler passiert. Wenn doch, bringt man den Hund ganz gelassen zurück zu seiner Ausgangsposition und fängt erneut an. Steigern Sie die Übungsschritte nur langsam.

4. Wenn diese Übung auch mit kleineren Ablenkungen, wie einem kurzen Abwenden, Sprung oder Hinunterbücken ganz entspannt funktioniert, kann man externe Reize hinzufügen. Dies kann, je nach Situation die man trainieren möchte, z. B. ein fliegender Ball, eine Begrüßungssituation oder ein verlockendes Stück Futter auf dem Boden sein. Generell gilt aber: Impulskontrolltraining sollte sich durch alle möglichen Bereiche ziehen und vor allem im Alltag in verschiedensten Sequenzen wiederholt werden, um eine Alltagstauglichkeit zu erreichen. Beginnt man z.B. mit dem Ball, sollte man sich nach dem Bleib-Signal am besten ein paar Schritte entfernen und den Ball erst mal auf der dem Hund abgewandten Körperseite ablegen oder diese Bewegung im Ansatz darstellen. Ziel ist, dass der Hund diesen Ablauf trotz Verlockung aushält und im Anschluss für das Bleiben wieder belohnt wird. Hat man geschafft, den Ball auszulegen, kehrt man danach wieder zum Ball zurück, ohne den Hund hinzuschicken, da er sonst wieder nur in der angespannten Erwartungshaltung bestätigt würde. Erst wenn das Bleib richtig gut sitzt, kann man den Hund auch mal zum Apport schicken.

5. Sukzessive werden die Schwierigkeiten erhöht: Erst wird der Ball aus knöchelhoher Distanz fallen gelassen, dann kniehoch, dann hüfthoch, bis er schließlich auch mal ein paar Meter gekullert und irgendwann weiter geworfen werden darf. Nach wie vor wird der Hund immer fürs Bleiben mit einer Futterbelohnung bestätigt. Erst wenn das Bleib richtig gut sitzt, kann mit der sogenannten intermittierenden Verstärkung begonnen werden, also einer Belohnung mit Futter in unregelmäßigen Intervallen, sodass der Hund nie genau weiß, wann es etwas zur Belohnung gibt. Diese Form der Verstärkung ist wichtig, damit das Training immer alltagstauglicher wird.

Was tun, wenn's klingelt?

Das gleiche Vorgehen wendet man bei anderen Ablenkungen, wie etwa dem Verlassen des Hauses, in Begrüßungssituationen oder bei vorbeifahrenden Skatern und so weiter an. Erst wird der Reiz sehr schwach (also etwa in größerer Entfernung oder leise) dargeboten und schließlich immer realistischer. Beim Training auf der Decke zu bleiben, wenn Besuch kommt, kann zum Beispiel auch erst mal mit verschiedenen anderen Schlüsselreizen trainiert werden. So müssen hier nicht gleich zu Beginn echte Besucher bestellt werden, oft reicht das Wort "Hallo" an der Türe, das Bedienen der Gegensprechanlage oder ein leises Klopfen an der Wand aus, um die Übungen für den Hund etwas realistischer zu gestalten. Geduld und Ruhe sind die wichtigsten Eigenschaften, die Sie für das Training mitbringen müssen. Hektik oder Übereifer haben bei diesem Training nichts verloren. Üben Sie also Schritt für Schritt, in allen erdenklichen Situationen und bauen Sie genügend Pausen ein. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, weder bei uns Menschen noch bei unseren besten vierbeinigen Freunden.

Impulskontrollübungen

1. Die Futterhand: Legen Sie für Ihren Hund sichtbar ein Leckerli in die Hand. Kommt er näher, schließen Sie die Hand sofort wieder, danach wird sie wieder geöffnet. Das wiederholen Sie erfahrungsgemäß mehrmals. Ihr Hund wird nun andere Strategien ausprobieren, eventuell an der Hand stupsen oder kratzen. Für Sie wichtig: Je aufdringlicher Ihr Hund ist, desto eher bleibt die Hand verschlossen. Schon nach kurzer Zeit wird er versuchen, auch mal abzuwarten, auch wenn die Hand geöffnet bleibt. Dann können Sie ihm aktiv die Hand mit dem Futterstück zuführen und zum Beispiel "Nimms" sagen. Ihr Hund lernt: Je schneller ich ruhig abwarte, desto eher gibt es die Belohnung.

2. Erwartung umlenken mit Fuß: Impulskontrolle bedeutet nicht immer, statisch zu warten. Sie bedeutet vor allem, einem reizvollen Verlangen nicht automatisch hinterherzugehen. Wenn Ihr Hund beispielsweise das Signal "Fuß" beherrscht, können Sie mit "Bleib" ein Futterstück oder einen Gegenstand sichtbar auswerfen, dann aber erst ein paar Schritte leinenführig in die andere Richtung gehen. Erst wenn Ihr Hund entspannt neben Ihnen läuft, dürfen Sie ihn zum Gegenstand oder Futterstück schicken. Später kann die Übung auch durch das Laufen in die Richtung des Zielobjekts erschwert werden.

3. Bleib und die Reizangel: Eine sogenannte Reizangel in Bewegung ist eine wirklich schwierige Ablenkung für Hunde. Bei der Angel wird ja das Objekt der Begierde, z. B. ein Stück Fell, am Ende der Schnur befestigt und dann in Bewegung gebracht. Vorher muss der Hund schon ein gutes "Bleib"-Signal beherrschen. Jetzt wird mehr Bewegung ins Spiel gebracht. Während Ihr Vierbeiner anfänglich schon nach wenigen Zentimetern Ruhighalten belohnt wird, können die Kreise später im Laufe des Trainings immer größer und wilder gezogen werden.

TIPP

Ist Ihr Hund nicht besonders verfressen, können die Übungen auch mit wichtigeren Leckerlis wie etwa Wurst- oder Käsestücken gemacht werden. Futterbelohnungen sind bei Impulskontrolle aber wichtig und können meist nicht mit einem Streicheln oder Spielzeug kompensiert werden, weil die Gefahr größer ist, dass der Hund nicht bei der Ruhe bleibt. Manche Hunde sind auch so abgelenkt von spannenden Reizen wie dem Ball, dass sie in so hoher Erregungslage gar kein Futter annehmen können. Dafür ist wichtig, in viel kleineren Schritten zu beginnen - in aller Regel lernen Hunde dann konzentrierter zu werden und auch gerne Futterbelohnungen anzunehmen.


Hier geht's zum Angebot "Impulskontrolle" bei Martin Rütter DOGS Wien.

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