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Kein Hund wird böse geboren? Von wegen...

Warum wir sie aber trotzdem mögen dürfen

Semmerl am Tag ihrer Ankunft bei mir

Semmerl bei ihrer ersten Begegnung mit Abbey

Mit ihren Hundekumpels ist Semmerl ein Sonnenschein

Mischlingshündin "Semmerl" ist heute etwa 2 Jahre alt

Mir ist bewusst, dass ich mir mit diesem Beitrag nicht nur Freunde mache. Gerade in Zeiten, wo eine Stadtregierung in der lebenswertesten Stadt der Welt das Leben für Hunde und ihre Menschen so gar nicht lebenswert macht. Da gieße ich noch Öl ins Feuer.

Haben Sie aber bitte keine Sorge, das hier wird kein rassistischer Beitrag über irgendwelche Rassen oder Kategorien von Hunden. Ich möchte diese Geschichte sogar mit meiner Hündin beginnen, um zu beweisen, dass es mir keineswegs darum geht Hunde zu stigmatisieren, wie das ja im Moment schon unnötig genug betrieben wird. Es ist mir aber dennoch wichtig auch einmal zu betonen, dass es auch unter Hunden – bitte verzeihen Sie – kleine Arschlöcher gibt, die genau als solche auf die Welt kommen. Das kann sich in verschiedenen Formen äußern, etwa wenn sie Freude daran haben andere zu mobben oder sich nach Lust und Laune ein Opfer aussuchen, um es zu triezen. Die gibt es doch unter den Menschen auch. Jeder hatte doch mal diese eine Kollegin, die einfach Spaß dran entwickelt hat über andere zu lästern und ihnen das Leben schwer zu machen.

Es gibt einfach Hunde, da hat der Züchter alles richtig gemacht, der Mensch bei der Aufzucht und Erziehung alles beachtet und trotzdem sind sie einfach so richtige Asis. Ich hab so ein Exemplar. „Semmerl“ kommt zwar aus dem griechischen Tierschutz, ist aber bestens sozialisiert und, mit Verlaub, auch gut erzogen. Aber wenn ich Semmerl mal Semmerl sein lasse, würde sie auf der Hundewiese ihre Zigarette austreten, die Ärmel hochkrempeln und sich den nettesten Hund suchen, um ihn zu dissen. Sie würde ihm erst staksig den Weg abschneiden und dann auf den ersten Fehler warten, um mal ordentlich drüber zu bügeln. Tut sie aber nicht, weil sie weiß, dass das sozial bei mir nicht so sonderlich gut ankommt.

Ich habe ihr also erzieherisch über viel Training beigebracht, dass sie in solchen Situationen lieber ausweichen und / oder sich beherrschen soll. Oder ich rufe sie also zu mir oder nehme sie an die Leine, wenn ich etwa sehe, dass a) ein zweiter Asi aufmarschiert oder b) der andere Hund nicht erzogen ist. Bei dem Thema ist Semmerl nämlich so intolerant wie ich. Man bekommt halt immer den Hund, den man verdient.

Als ich meine Mischlingshündin bekam – ich sollte anfänglich nur Pflegestelle sein (Spoiler: ich hab sie eigentlich nicht behalten, weil sie so nett war ;-)) – hab ich sie auf meiner Trainingswiese mit meiner alten Hündin bekannt gemacht. Lief auch alles harmonisch-ignorant. Dann habe ich Semmerl gestreichelt, als meine heute bereits verstorbene „Abbey“ (Gott hab sie selig) auch heran trottete. Noch sediert von ihrer Flugreise und wirklich keine 5 Minuten vor Ort, wurde Semmerl Abbey gegenüber steif und befand selbst entscheiden zu müssen, dass sie mich mit ihren 7 Monaten nicht mit Abbey teilen müsste. Natürlich hab ich sie dafür nicht weiter geherzt und ihr Verhalten auch bereits im Ansatz unterbrochen. Mir war da bereits klar: die junge Dame wird nicht ohne. Und ich sollte Recht behalten.

Semmerl ist obendrein auch noch sehr sozial motiviert, das heißt sie macht sich viel aus sozialen Verbindungen. Sie würde dazu tendieren deswegen mich und andere auch viel zu kontrollieren (was ich sie aber natürlich nicht ausleben lasse), wenn ihr da mal ein Hund nicht ins Konzept passt, ist das natürlich umso blöder. Obendrein ist sie auch noch sehr territorial gestrickt. Hat also ein hohes Bewusstsein für den Bereich auf dem sie lebt oder sich unter Umständen gerade auch befindet. Heißt: sie ist recht wachsam und würde gerne frei entscheiden, wer sich wie schnell und so bewegen darf, oder eben nicht. Sie können sich sicher vorstellen, dass auch diese Eigenschaft nicht unbedingt zu mehr Toleranz beiträgt.

Semmerl ist heute ca. 2 Jahre alt und über Erziehung und viel Training wirklich gut kontrollierbar für mich. Einigen Situationen geh ich aus dem Weg andere suche ich bewusst, um sie auch trainieren zu können. Am Ende das Tages hab ich sie natürlich saulieb und schätze ihre vielen Vorzüge, aber mit anderen Hunden ist und bleibt sie ein Asi. Sie muss andere fremde Hunde auch nicht mögen, sie soll sie aber dulden und tolerieren. Sie hat zwei Hände voller richtig guter Kumpels und Kumpelinnen und kann damit auch glücklichst ihr Bedürfnis nach Sozialkontakt ausleben. Punkt.

Wenn Semmerl tatsächlich mit ihrem knuffigen Aussehen bestochen hätte und bei jemandem gelandet wäre, der ihr nicht so viel Konsequenz in der Einhaltung von Regeln entgegen gebracht hätte – oha, da hätte jemand Spaß. Ich will natürlich damit nicht, dass ich die einzig geeignete Halterin für sie war, aber die Luft wird schon dünner, wenn es darum geht disziplinierte, reflektierte Menschen zu finden, die sich auf solche Herausforderungen einlassen möchten.

Was ich aber mit all diesen Erzählungen sagen will? Semmerl und einige andere Hunde sind halt einfach so gestrickt. Einfach so. Ihre Erfahrungen und das gute Gefühl, das dann auftritt, bestärkt sie dann obendrein oft noch in ihrem asozialen Tun. Verhaltensbiologe Udo Gansloßer bezeichnet dieses Phänomen auch gerne als "Obelix-Syndrom". Weil es dem einfach Spaß macht Römer zu vermöbeln...

Macht der Mensch dann jedenfalls auch noch ein paar Fehler in Erziehung und Beziehung ist das Chaos perfekt. ABER: Es ist nicht immer der Mensch schuld! Vielleicht noch ein unseriöser Züchter, der bei der Verpaarung der Eltern den Fokus auf Optik und nicht das Wesen gerichtet hat. Aber auch das zu pauschalisieren wäre falsch. Es gibt einfach auch ein paar doofe Hunde (wer möchte kann mich jetzt steinigen). Nichts desto trotz müssen wir gerade solche Kandidaten umso besser erziehen und trainieren, um sie zu vorbildlichen Begleitern in unserer Gesellschaft zu machen.
Und uns auch einfach mal eingestehen: Nodoggy is perfect.

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