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No risk, more fun

Über das risikofreie Zusammenleben von Kind und Hund

Kinder können super Trainingspartner sein...

...es sollte aber immer unter Anleitung und Aufsicht einer erwachsenen Bezugsperson stattfinden

"WENN ER NACH DEM KIND SCHNAPPT, IST ER WEG ...", HÖRE ICH VON VIELEN VERUNSICHERTEN ELTERN AM TELEFON. DENN "GESTERN HAT BALOU DIE KLEINE MIA PLÖTZLICH ANGEKNURRT". DABEI SASSEN BEIDE GERADE NOCH GEMÜTLICH AUF DEM WOHNZIMMERTEPPICH UND HABEN GESPIELT ... MAG BALOU JETZT KEINE KINDER MEHR? WIRD ER BEISSEN? VIELE DIESER FRAGEN SIND IN SOLCHEN SITUATIONEN DANN OFFEN, KÖNNEN ABER MEIST SEHR EINFACH GEKLÄRT WERDEN. WIE UND WARUM ERFAHREN SIE HIER.

Fakt ist: Kinder werden doppelt so oft von Hunden gebissen wie Erwachsene. Und: Sie werden zum Großteil vom eigenen oder eng vertrauten Hund gebissen. Alleine diese Tatsache zeigt, dass hier von den Hundehaltern und Eltern gewisse Grundregeln missachtet wurden, die beim Zusammentreffen von Kind und Hund aber unverzichtbar sind. Lebt der Hund in der eigenen Familie und ein Hund kommt neu dazu, gibt es aber noch eine viel wichtigere Frage: nämlich die Auswahl des richtigen Hundes!

"Das Wichtigste ist und bleibt die Auswahl des richtigen Hundes!"

Eine Grundregel zur Hundeauswahl lautet: Je kleiner die Kinder, desto größer der Hund. Dies hat einerseits damit zu tun, dass Kinder mit einem Hund auf Augenhöhe meist etwas vorsichtiger und respektvoller umgehen als mit einem Schoßhund. Andererseits sind etwas größere Hunde meist auch robuster und ungefährdeter, wenn ein kleines Kind mal umfällt. Dennoch muss die Hundeauswahl immer sehr individuell getroffen werden, denn leider gibt es keine Rasse, die sich bedingungslos als "Familienhund" eignet. Gute Hundetrainer und -schulen bieten dazu Beratungsgespräche an und kommen sogar mit zu Züchter oder Tierheim, testen infrage kommende Hunde und geben dann eine fachgerechte Meinung zur richtigen Auswahl ab. Übrigens kann man bei Welpen im Alter von 6-8 Wochen bereits Wesens- und Charakterzüge gut erkennen.

DER GEEIGNETE VIERBEINER ...

... sollte erstens sozial sicher sein. Das heißt freundlich und aufgeschlossen allen Menschen und Hunden gegenüber, egal ob Mann oder Frau, Kind oder Senior mit Stock, schwarz oder weiß - der Hund sollte Menschen gegenüber nicht skeptisch, sondern eher aufgeschlossen sein und auf sie zugehen. Das gilt auch für alle anderen Hunde, egal ob groß oder klein, schwarz oder weiß, Mops oder Dogge: Wer einen entspannten Sonntagsausflug plant, kann keinen Hund gebrauchen, der auf der Picknickwiese randaliert, nur weil andere Hunde anwesend sind.

Auch "Umweltsicherheit" sollte bei der Auswahl eines Hundes großgeschrieben sein. Im Optimalfall ist der Hund ein Begleiter, dem es nichts ausmachen sollte, entlang einer lauten Straße Richtung Kindergarten zu laufen, und er sollte keine Sinnkrise bekommen, wenn beim Kindergeburtstag Topfschlagen gespielt wird.

Neben der schon beschriebenen Robustheit ist auch das Thema "Reizschwelle" nicht unerheblich. Gerade im Zusammenleben mit Kindern müssen Hunde oft zurückstecken und es aushalten, als Letzte dranzukommen - völlig klar. Erst werden die Kids für Kindergarten und Schule fertig gemacht, und erst dann gibt es einen spannenden Spaziergang mit Frauchen oder Herrchen. Haben Sie hier aber auch noch einen winselnden Vierbeiner in Ihrem Chaos, werden Sie Ihre Entscheidung, zumindest in solchen Momenten, schon bald bereuen.

In Bezug auf das geeignete Temperament rate ich immer zu den eher phlegmatischen, trägen Kandidaten. Es ist immer leichter, einen faulen Hund zu motivieren, als einen übermotivierten Vierbeiner permanent bändigen zu müssen. Auch das können Eltern als Zusatzaufgabe meist nicht gebrauchen. Dennoch sollte der Hund natürlich auch an Zusammenarbeit, vor allem mit Kindern, interessiert sein. Hunde können Kinder sehr wohl von Erwachsenen unterscheiden, nehmen sie aufgrund ihrer Motorik und der Tatsache, dass sie ja auch nur unter den Fittichen der Eltern stehen, oft gar nicht so richtig ernst. Deshalb ist es natürlich schon auch wichtig, darauf zu achten, dass der potenzielle Neuzugang auch Spaß mit Kindern hat, ohne dabei zu respektlos mit ihnen zu sein. Und weil das Thema leider immer noch so negativ behaftet ist, möchte ich hier auch noch einmal eine Lanze für Tierheimhunde brechen. Viele Argumente sprechen nämlich auch für einen Second-Hand-Hund. Gerade wenn die Kinder schon da sind und ein Hund dazu kommen soll, ist ein erwachsener Hund geeigneter als eine Welpe.

"Wenn ein Hund dazu kommen soll, ist ein erwachsener Hund geeigneter."

Unzählige Hunde sitzen ungerechtfertigt in den Zwingern und warten auf die richtige Familie. Und zumeist holt man sich nicht die Katze im Sack, sondern weiß durch Vorinformationen genau, ob der Hund beispielsweise alleine bleiben kann, mit Kindern verträglich ist, sich mit Artgenossen versteht und vieles mehr. Natürlich ist hier oft auch noch einiges an Erziehungsarbeit zu leisten, dennoch erspart man sich in den meisten Fällen, dem Hund Stubenreinheit, Alleine-Bleiben u.s.w. von Anfang an beizubringen.

RISIKOPRÄVENTION

Ist der Hund aber einmal im Haus, müssen von den Eltern für Kind und Hund einige wichtige Regeln aufgestellt werden, damit es zu keinen Interessenskonflikten oder auch Beißvorfällen kommt. Vorweg sei gesagt: Hunde haben ein paar wenige Wichtigkeiten und Ressourcen, die zu allermeist inmitten der Konflikte stehen. Der Grund für diese Konflikte ist meist, dass der Mensch, also vor allem der Erwachsene, der immer anwesend sein sollte, wenn Kind und Hund zusammen sind, diese Wichtigkeiten nicht ernst nimmt oder erst gar nicht kennt. Bei diesen wichtigen Ressourcen für Hunde handelt es sich um Futter und Kauartikel, selten auch den Wassernapf, (Hunde-)Spielzeug, Bewegungsfreiheit/ Individualdistanz und Sozialkontakt (Stichwort Eifersucht). Wenn all diese Elemente von den Ranghöchsten, sprich den Haltern und Eltern, richtig verwaltet und dosiert werden, verläuft das Zusammenleben garantiert harmonisch - im Hunderudel ist das nicht anders. Die Realität zeigt mir aber leider immer wieder, dass selbst bei stark beutemotivierten Hunden Kinderspielzeug quer im Haus verteilt ist, Kinder sich immer wieder in Hundebetten legen oder den Hund beim Spielen und Kuscheln überfordern. Die wichtigste Grundregel im Zusammenleben ist deshalb, ein "Leo" für Kind und Hund zu schaffen. Es muss im Wohnraum zwei Bereiche geben, die für den jeweils anderen tabu sind. Für Hunde eignet sich hierfür eine Box ganz gut - sie schafft eine gewisse räumliche Trennung und Ruhe, ist verschließbar und dennoch kann der Hund "dabei" sein. Für Kinder eignen sich ihre Kinderzimmer gut, ein Kindergitter kann verhindern, dass der Hund zwischendurch hineingeht und sich z. B. am Kinderspielzeug bedient.

Ein weiteres Muss im Zusammenleben ist das perfekte Beherrschen und Verstehen hündischer Körpersprache und Kommunikation durch die Eltern. Auch hier ist es ratsam, nicht nur in Büchern zu lesen, sondern aktiv einmal ein Seminar zu besuchen, in welchem anhand von Videos oder Praxisbeispielen Hundekommunikation fachkundig erklärt wird. Natürlich sollte man seinen Kindern auch beibringen, dass diese und jene Signale des Hundes z. B. bedeuten, dass er sich gerade nicht wohlfühlt, letztendlich ist es aber IMMER Aufgabe der Eltern, Kind und Hund nicht alleine zu lassen und für beide Seiten Verantwortung zu übernehmen.

VERHALTENSREGELN

Für den Hund:

  • Kinder nicht jagen
  • Kinder nicht anspringen
  • Nicht in das Kinderzimmer gehen
  • Nicht körperlich werden

Für das Kind:

  • Hund nicht in die Augen starren
  • Hund zu nichts zwingen
  • Nicht beim Fressen stören
  • Hund nicht jagen
  • Keine Zieh- und Zerrspiele
  • Nicht über den Hund klettern
  • Hund nicht auf seinem Platz stören

CHECKLISTE: BEREIT FÜR EINEN HUND?

  • Alle Familienmitglieder sind einverstanden.
  • Es gibt genügend Zeit, um den Hund zu erziehen und beschäftigen.
  • Finanzielle Polster sind vorhanden - Tierarzt, Ausstattung und Erziehung kosten Geld.
  • Die Aufnahme des Hundes wurde ggf. mit dem Vermieter besprochen.
  • Es gibt vertrauenswürdige Unterbringungsmöglichkeiten im Urlaub.
  • Im Vorhinein wurde eine klare Aufgabenverteilung in der Familie festgelegt.
  • Sie wurden von professionellen Quellen beraten, um sicherzugehen, den richtigen Hund auszuwählen.

Hier geht's zum Angebot "Körpersprache und Kommunikation richtig verstehen" mit Conny Sporrer.

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