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Wenn ein neuer Hund die Familie bereichern soll..

Welcher Hund passt zu uns? Welcher Zeitpunkt ist richtig?

Die Entscheidung, einen Hund in die Familie aufzunehmen, sollte keineswegs eine kurzfristige und rein emotionale Aktion sein. Vielmehr erfordert es Vernunft und Vorwissen, um den richtigen Vierbeiner auszuwählen und spätere Probleme zu vermeiden. Welche Aspekte Sie vor der Hundeanschaffung unbedingt beachten sollten und was es für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Hund braucht, erfahren Sie in dieser Beitragsreihe.

Vor der Anschaffung eines Vierbeiners für die Familie müssen viele Fragen geklärt werden. Zeit und Geld sind dabei nicht unwesentliche Faktoren. Reicht das Haushaltsbudget für Ausstattung, Tierarzt und Hundeschule? Bleibt genug Zeit für die Erziehung, um einen Welpen stubenrein zu machen oder an das Alleinebleiben zu gewöhnen? Hierfür sind mehrere Wochen nötig, denn Erziehung und Training erfordern neben Konsequenz auch Geduld und Ausdauer. Auch im täglichen Zusammenleben ist es wichtig, vorab zu klären, wie lange und wie oft der Hund alleine bleiben muss und ob in den gemeinsamen Phasen noch Zeit für Beschäftigung, Auslastung und Training mit dem Hund bleibt. Natürlich müssen wir die Kirche im Dorf lassen und eingestehen, dass in einer Familie die Bedürfnisse des Hundes nicht vorherrschen können und auch nicht sollten. Dennoch gilt es zu hinterfragen, ob man einem Hund gerade in der Zeitfrage gerecht werden kann.

Der perfekte Hund ...

Je nach Typ und Rasse des Hundes können die Anforderungen variieren. Ich persönlich hatte z.B. viele Jahre eine Rhodesian-Ridgeback-Hündin, die nach dem internationalen Rasseverband zu den "Lauf- und Schweißhunden" gehört. Ihre Hauptleidenschaft war es aber, in der Sonne zu liegen und zu schlafen; sie von mehr Bewegung zu überzeugen, gelang nur mit viel Motivation. Sie kam meinen Ansprüchen übrigens sehr entgegen. Dennoch gilt dies aber bei den meisten ihrer Rassevertreter nicht. Und so kann man anhand von Rassedispositionen und ursprünglichen Verwendungszwecken schon Kompatibilität zu den eigenen Bedürfnissen festmachen. Natürlich gilt dies auch für Mischlinge der verschiedenen Rassen. Selbstverständlich spielen aber eben auch individuelle Charaktere eine große Rolle. Ein klassischer Labrador aus einer Show-Linie (also jener Zuchtrichtung, die nicht für Arbeit gemacht wurde) muss nicht unbedingt bequem und gemütlich sein, während es unter absoluten Arbeitshunden auch trödelige Kandidaten gibt. Dies herauszufinden ist die Aufgabe eines Hundetrainers, der Sie am besten bei der Auswahl des Hundes unterstützt. Ich bin überzeugt davon, dass die richtige Auswahl des Hundes ein Dreiviertel unserer Kunden erst gar nicht zu uns Hundetrainern führen würde. Und es geht dabei nicht darum, potenzielle Problemhunde auszuschließen, sondern den passenden Hund für den oder die richtigen Menschen zu finden!

Gerade für Familien mit Kindern ist es oft wichtig, Hunde auszuwählen, die sich den vielseitigen Bedingungen aller Familienmitglieder anpassen. Während Teile der Familie vielleicht aktiver sind und gerne mit dem Hund joggen gehen und spielen, muss der Hund andererseits oft auch gut aushalten können, wenn es ein paar Tage ruhiger zugeht. Wenn wir dabei wieder an die ursprünglichen Aufgaben der Hunde denken, bietet es sich an, einen Hund auszuwählen, der sich gut am Menschen orientiert, also für Zusammenarbeit und Kooperation gemacht wurde. Dazu zählen z.B. die sogenannten "Gemeinschaftsjäger" unter den Jagdhunden, wie z.B. alle Retriever-Arten, der Magyar Vizsla oder der Pudel. Dieser Typ Hund passt sich naturgemäß besser den Umständen der Menschen an als z.B. der Dackel, welcher als selbstständiger "Solitärjäger" gelernt hat, eigenmächtig und ohne Diskussion den Dachsbau zu räumen. Auch von anderen Hundekategorien, wie z.B. den sogenannten "Hunden vom Urtyp" (Husky, Samojede) ist als klassischer Familienhund eher abzuraten. Diese Hunde haben in ihren Ursprüngen gelernt, für sich selbst verantwortlich zu sein, selbstständig zu jagen, auf sich und ihre Lager aufzupassen. Außerdem bedarf es bei diesem Typ Hund neben körperlicher Auslastung auch einer komplexen geistigen Beschäftigung, wofür bei Familien häufig nicht genug Zeit bleibt. Die oft aufgrund ihrer niedlichen Optik beliebten Hütehunde wie der Border Collie oder Australian Shepherd sind ebenfalls nur bedingt geeignet. Zwar sind sie natürlich für die enge Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet worden, jedoch mussten sie mit so viel Feingefühl mit dem Schäfer arbeiten, dass eine hohe Sensibilität erforderlich war. Dadurch sind solche Hunde oft mit tobenden Kindern überfordert und neigen dann schnell dazu ihrer Hüte-Funktion nachzugehen, was natürlich absolut unerwünscht ist. Im Laufe der Geschichte haben sich aber auch Hunde ohne besondere Funktion entwickelt, die sogenannten Begleit- und Gesellschaftshunde. Ihr meist ausgeglichenes Temperament ist offen für Spielereien und Beschäftigung, aber verlangt nicht andauernd danach. Ein nicht zu unterschätzender Nachteil ist aber, dass diese Rassen häufig eher klein sind und daher von Kindern oft nicht ernst genommen werden. Natürlich ticken kleine Hunde genauso wie große und wollen nicht nur als Kuscheltier herhalten. Die Verletzungsgefahr ist hier auf beiden Seiten gegeben. Einerseits weil ein kleiner Hund durch das beschriebene Verhalten der Kinder im überreizten Zustand durchaus auch ordentlich zubeißen kann, und andererseits, weil durch die naturgemäße Tollpatschigkeit von Kindern der Hund leichter verletzt werden könnte.

Letztendlich ist die Auswahl des Hundes aber eben immer individuell zu betrachten, denn leider gibt es keine Rasse, die sich bedingungslos als Familienhund eignet. Und jeder Hund hat für sich eigene Bedürfnisse, die es auch zu erfüllen gilt, damit Kind und Hund gleichermaßen ausgelastet werden. Ein unterforderter Hund sucht sich auch schnell mal eigene Beschäftigungen, die nicht unbedingt erwünscht sein können (Zerkauen von Spielsachen, Möbel ...).

Der perfekte Zeitpunkt

Einer Familie mit Baby ist grundsätzlich von der Anschaffung eines Hundes abzuraten. Gerade in dieser Phase nimmt das Kleinkind sehr viel Zeit in Anspruch. Familien, die bereits einen Hund haben, werden bestätigen, dass der Hund zurückstecken muss, wenn das Baby da ist. Jeder neue Hund braucht in der Anfangsphase genauso viel Aufmerksamkeit wie ein Säugling. Damit ist nicht die reine Zuwendung, sondern vor allem Erziehung, Fütterung, Pflege und Beschäftigung gemeint. Ist das Kind etwa 3 Jahre alt, hat sich vieles eingespielt, und ein Hund könnte dazukommen. Gerade in dieser Altersstufe sollte aber darauf geachtet werden, dass der Hund eine hohe Reizschwelle hat und nicht lärmempfindlich ist, wenn's mal wieder lauter wird. Ab dem Schulalter können Kinder in die Hundeerziehung miteinbezogen werden. Bei Kindern im Teenageralter müssen zumeist keine besonderen Kriterien mehr bei der Hundeauswahl beachtet werden.

Wie komme ich nun zum richtigen Hund?

Mit all diesen Überlegungen geht natürlich auch die Frage der Herkunft des Hundes einher. Wird es doch ein Welpe vom Züchter, hilft man einem Hund aus dem Tierheim oder gibt man einer armen Seele aus dem ausländischen Tierschutz eine Chance? Die richtige Antwort dazu gibt es leider nicht. Alle Quellen bergen Risiken, aber auch Vorteile. Etliche Hunde, die bei uns im Training landen, kommen aus vermeintlich seriösen, guten Zuchten. Schnell stellt sich dann doch immer wieder heraus, dass sie schlecht sozialisiert wurden und viel zu wenig kennengelernt haben. Dies hat oft lebenslange Defizite zur Folge. Defizite, die man oft Tierheimhunden andichtet, welche aber nicht unbedingt eine komplizierte Geschichte haben müssen. Oft sind es Scheidungs- oder Todesfälle, Zeitmangel oder Überforderung, die der Vierbeiner ausbaden muss. Schönreden müssen wir aber nicht, dass es Hunde gibt, die aus schwierigen Verhältnissen kommen, zum Beispiel Straßenhunde waren und das Leben mit Menschen nie kennengelernt haben. Entscheiden Sie bitte hier immer mit Verstand, aber lassen Sie auch Ihr Bauchgefühl walten. Gerade im Tierschutz wird es leider manchmal zu gut gemeint. Häufig gilt nicht, wie und an wen die Tiere vermittelt werden, Hauptsache sie werden vermittelt. Auch dubiose "Hobbyzüchter" stellen sich häufig als Betrüger heraus, die sterbenskranke Tiere aus Vermehrungsstationen holen, um sie dann mit guter Preisspanne verhältnismäßig günstig zu verkaufen. Bedenken Sie hier immer: Wer billig kauft, kauft teuer.

Fazit

Auch wenn die Anschaffung eines Vierbeiners hier sehr kritisch hinterfragt wurde, kann es gerade in Zeiten von 3D-Fernsehen und Naturentfremdung für Familien und Kinder unheimlich bereichernd sein, mit einem Hund zu leben. Ein Hund bietet einen guten Ausgleich zur technisierten Welt, ist ein steter Freund und Zuhörer und öffnet Türen für neue Kontakte. So sehr die Verantwortung für den Hund bei den Eltern liegt, lernen aber auch Kinder durch Hunde Pflicht- und Selbstbewusstsein zu entwickeln. Und das sind unabdingbare Attribute für das ganze Leben.

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