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Auslandshunde

Artikel über meine liebe Kollegin Doreen Hörchner

Doreen Hörchner führt seit 2014 die DOGS Hundeschule in Potsdam/Zossen. Ihr Herz schlägt ganz besonders auch für Hunde aus dem Ausland. Sie bereist regelmäßig verschiedene Länder, um dort das Leben von Streunern zu dokumentieren.

 

Ist die Situation von Straßenhunden im Ausland tatsächlich so schlecht, wie hierzulande oft angenommen wird?

Wie es um das Leben eines Streuners bestellt ist, muss man in jedem Fall individuell betrachten. Über soziale Medien wird uns mit Erfolg suggeriert, dass „alle“ Straßenhunde, ob nun in Rumänien, Spanien, Griechenland oder anderen Ländern, unendlich leiden, gequält, mutwillig entsorgt oder bewusst überfahren werden. Eine solche Darstellung ist irreführend und ganz sicher nicht im Interesse des Tierschutzes.
In jedem Land wirst Du in Gebieten mit größeren Hundepopulationen und ohne lokale Tierschutzinitiativen auf Tiere mit Parasiten oder hochansteckenden Krankheiten treffen, die medizinischer Versorgung bedürfen. In anderen Gegenden wirst Du dagegen Hunde finden, die mit ihren Familienmitgliedern unbesorgt am Strand herumtollen, sich an religiösen Stätten ein Schläfchen gönnen, im Stadtpark nach Mäusen buddeln oder in überfüllten Einkaufspassagen auf charmante Art und Weise gekonnt Touristen bezirzen. Ich kenne viele freilebende Hunde, die ihre Freiheit ganz sicher nicht gegen ein „gemütliches Zuhause“ in Deutschland eintauschen würden.

Sollte man über Erfahrung mit Hunden verfügen, wenn man sich für einen Hund aus dem Ausland interessiert?

Die Anschaffung eines Hundes sollte grundsätzlich gut vorbereitet sein. Es ist ein bedeutender Unterschied, ob man einen „echten“ Straßenhund adoptiert oder einen freilaufenden Halterhund, einen ausgesetzten Hund, einen verwilderten Hund, einen ehemaligen Kettenhund oder einen Hund, der einsam in einem Verschlag groß geworden ist.
Ein Hund, der längere Zeit auf der Straße gelebt hat, wird zwangsläufig einen gewissen Freiheitsdrang, eine hohe Selbständigkeit und jagdliche Erfahrungen mitbringen. Erstaunlicherweise sind es diese Eigenschaften, die wir hier in Deutschland als störend empfinden. Der Auslandshund gestaltet mit großer Leidenschaft den Garten um, kann in geschlossenen Räumen nicht allein bleiben, verteidigt Futter, entwickelt Leinen-, territorial- oder sozialmotivierte Aggressionen.
Ein nicht auf Menschen geprägter Herdenschutzhund wird sich bei einer Tagesmutti ganz sicher nicht „dankbar“ über seine „Rettung“ zeigen, genauso wenig wird man als Hundeanfänger einem schwer traumatisierten Hund die nötige Stabilität und Sicherheit bieten können, die er für ein Leben in einem fremden Umfeld benötigt. Eine Adoption sollte daher niemals spontan aus Mitleid erfolgen!

Woran erkennt man eine seriöse Tierschutzorganisation, die Hunde aus dem Ausland vermittelt und worauf sollte man bei einer Adoption achten?

Eine seriöse Tierschutzorganisation gibt ehrlich Auskunft über die Eigenschaften und Verhaltensweisen der zur Vermittlung stehenden Hunde. Sie hält sich an die gesetzlichen Regelungen für Tiertransporte (Achtung! Der illegale Hundehandel blüht in Deutschland!). Die Vermittlung wird nicht ausschließlich über Qualfotos oder emotional anrührende Geschichten geführt. Im besten Fall kümmert sich in einem ersten Schritt eine ausgesuchte Pflegestelle in Deutschland um das importierte Tier. Dort hast Du die Möglichkeit, den Hund unverbindlich kennenzulernen. Man wird Dich befragen, welche Vorkenntnisse Du hast, was Du von Deinem zukünftigen Mitbewohner erwartest, wie Du Dir die Betreuung und Erziehung vorstellst. Eine verantwortungsvoll handelnde Tierschutzorganisation ist auch nach Übernahme für Dich da und unterstützt Dich bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten.

Wie arbeitest Du mit "Auslandshunden", die unzureichend geprägt wurden oder die negative Erfahrungen mit Menschen gemacht haben?

Ich habe in den vielen Jahren meiner Tätigkeit nur selten Hunde kennengelernt, die tatsächlich schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Meist liegen andere Gründe für ängstliches oder aggressives Verhalten vor. Hier gilt es aufmerksam und situativ bezogen die Ursachen für das gezeigte Verhalten herauszuarbeiten, um den richtigen Trainingsweg bestimmen und vermitteln zu können. Besonderes Einfühlungsvermögen ist gefragt, wenn Hundehalter lernen müssen, über lange Zeit ihre eigenen Bedürfnisse komplett zurückzustellen und ihren Alltag voll und ganz auf den Hund auszurichten, weil der Vierbeiner zum Beispiel schon beim Anblick seines Menschen Reißaus nimmt, an Spaziergänge nicht ansatzweise zu denken ist, kein Besuch mehr empfangen werden kann etc.

 

Artikel über DOGS Partnerin Doreen Hörchner für Martin Rütter – Das Magazin – Mein Hund und ich Extra 3