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Das kleine Einmaleins des Hundetrainings

Ob Welpe oder Senior, unsere Vierbeiner haben bis ins hohe Alter die Fähigkeit, neue Dinge zu lernen. DOGS Coach Heike Kleinhans von Martin Rütter DOGS Bielefeld erklärt den Trainingsaufbau der wichtigsten Grundsignale – und wie sich häufige Fehler vermeiden lassen. Ein Artikel für die Zeitschrift "Mein Hund und Ich"

Die Signale „Sitz“, „Platz“, „Bleib“ nutzen wir alle mehrmals täglich und sie gehören sozusagen zum kleinen Einmaleins des Hundetrainings. Die Verhaltensweisen, die wir darunter verstehen, sind bei unseren Hunden aber keineswegs „vorprogrammiert“, sondern müssen in kleinen Schritten trainiert werden. Wir nutzen dabei das Prinzip der positiven Verstärkung: Wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt, erfährt er eine angenehme Folge, beispielsweise in Form eines Futterstücks, um dieses Verhalten zu bestätigen und damit zu erreichen, dass der Hund es häufiger zeigt. Diese angenehme Folge beziehungsweise Belohnung sollte ganz individuell auf den Hund abgestimmt sein. Manche Hunde finden ein Leckerchen am besten, andere freuen sich über ein verbales Lob oder eine Streicheleinheit, wieder andere apportieren gern ein Spielzeug oder einen Futterbeutel nach einer gelungenen Übung. Je nach Schwierigkeitsgrad der Übung und Motivation des Hundes kann und sollte man die Form der Belohnung auch durchaus variieren. So wird das Training für den Hund nicht monoton und erhöht die Spannung. Der Einfachheit halber spreche ich bei dem Aufbau der folgenden Übungen aber stets von der Futterbelohnung.

Bevor es losgeht

Sichtzeichen 

• Zu Beginn des Trainings ist es bei vielen Signalen leichter, den Hund mit einem Futterstück in die gewünschte Position zu führen und dabei ein Sichtzeichen aufzubauen (wie zum Beispiel den erhobenen Zeigefinger beim Signal „Sitz!“). 

• Sichtzeichen machen zusätzlich zum Hörzeichen Sinn, da unsere Hunde vor allem körpersprachlich kommunizieren. 

• Außerdem kann man Sichtzeichen auch gut auf Entfernung geben, ohne direkt laut werden zu müssen. Denn eigentlich können wir ganz leise, oft sogar non-verbal mit unseren Hunden kommunizieren. 

• Bei älteren Hunden, die nicht mehr so gut hören, oder auch tauben Hunden sind Sichtzeichen natürlich noch wichtiger.

Trainingsumgebung und -aufbau 

• Beginne immer in einer reizarmen, ablenkungsfreien Umgebung, die Dein Hund gut kennt – beispielsweise im heimischen Wohnzimmer, ohne dass andere Familienmitglieder anwesend sind oder Spielzeug herumliegt. 

• Befolgt Dein Hund das Signal nach einigen Tagen in dieser Umgebung zügig, kannst Du die Ablenkung steigern, also zum Beispiel durch die Anwesenheit eines anderen Familienmitglieds. 

• Klappt das auch wieder, gehst Du vom Wohnzimmer in den Garten, dann auf den ruhigen Spazierweg und schließlich übst Du dort auch unter Anwesenheit anderer Menschen, Jogger, anderer Hunde usw. 

• Verringere im weiteren Training den Abstand zu solchen „externen Reizen“ in kleinen Schritten.

Trainingsdauer und -ende 

• Nicht zu lange trainieren – lieber über den Tag verteilt mehrere kurze Trainingseinheiten, als eine lange. 

• Aufhören, wenn es „am Schönsten“ ist - nicht dem Drang nachgeben „ach, einmal klappt bestimmt noch“ – meistens klappt es dann nicht… 

• Jede Trainingseinheit sollte einen Anfang und ein Ende haben – das Ende mit dem Signal „Schluss“ verdeutlichen. 

• Nach einer Belohnung mit einem Futterstück oder einem verbalen Lob „Prima“ ist eine Übung rein lerntheoretisch für den Hund beendet. 

• Also muss im Anschluss entweder ein neues Signal gegeben werden oder die Übung wird mit dem Signal „Lauf“ und einer entsprechenden Handbewegung aufgelöst, bevor der Hund die Übung selbst beendet.

Das Signal „Sitz“ 

„Sitz“ ist das Signal, das die meisten Hunde zuerst und auch am schnellsten lernen. Im Alltag ist es in vielen Situationen hilfreich: Zum Beispiel bei Begrüßungen, beim Anleinen, bevor man aus der Haustür geht oder wenn man mit seinem Hund bei Rot am Fußgängerüberweg wartet.

Die Trainingsschritte 

1. Halte Deinem Hund ein Futterstück vor die Nase und führe es leicht nach oben beziehungsweise über den Kopf Deines Hundes nach hinten. 

2. Dein Hund wird versuchen, dem Futterstück mit der Nase zu folgen und seinen Po dadurch nach unten bringen. 

3. Genau in dem Moment, wenn der Po den Boden berührt, belohne Deinen Hund mit dem Futterstück und dem Wort „Prima“. 

4. Beende die Übung, bevor Dein Hund wieder aufsteht, mit dem Signal „Lauf“. 

5. Bist Du nach einigen Wiederholungen sicher, dass Dein Hund sich auch wirklich setzt, sage, wenn der Po nach unten geht, „Sitz“. Bald wird Dein Hund die Handlung mit dem Hörzeichen verknüpfen. 

6. Ist das der Fall, kannst Du das Sichtzeichen einführen. Wenn Du das Futterstück zwischen Daumen und Handfläche klemmst, kannst Du mit dem ausgestreckten Zeigefinger das Sichtzeichen für „Sitz“ deuten. 

7. Vergrößere in kleinen Schritten den Abstand zwischen Hand und Nase. 

8. Klappt das gut, gibst Du mit der leeren Hand das Sichtzeichen, sagst „Sitz“ und belohnst Deinen Hund anschließend aus der anderen Hand.

Wichtig beim „Sitz“

• Folgt Dein Hund dem Futterstück nicht, ist es entweder nicht schmackhaft genug oder Du bewegst Deine Hand zu schnell. 

• Springt Dein Hund hoch oder kratzt er an Deiner Hand, ist entweder das Futterstück zu schmackhaft oder Du hebst die Hand zu hoch. 

• Bleibe bei der Übung möglichst gerade stehen und vermeide, Dich über Deinen Hund zu beugen. Das wirkt körpersprachlich bedrohlich für Hunde. 

• Belohne das Hinsetzen Deines Hundes nur, wenn Du ihm vorher auch das Signal „Sitz“ gegeben hast. 

• Wenn Dein Hund sich von sich aus vor Dir hinsetzt und Du ihm dafür ein Futterstück gibst, wirst Du schnell zum Futterautomaten.

Das Signal „Down“ 

Die Wörter „Sitz“ und „Platz“ klingen akustisch für unsere Hunde sehr ähnlich, daher empfehlen wir statt „Platz“ das Signal „Down“.

Die Trainingsschritte 

1. Halte ein Futterstück in der geschlossenen Hand und lasse Deinen Hund vor Dir „Sitz“ machen. 

2. Klemme das Futterstück zwischen Daumen und nach unten gehaltene Handfläche und führe diese senkrecht an der Nase Deines Hundes vorbei Richtung Boden. 

3. Im Idealfall folgt Dein Hund Deiner Hand und legt sich schnell hin, um an das Futter zu kommen. 

4. Gib Deinem Hund das Futterstück, sobald Vorderbeine, Bauch und Po den Boden berühren. 

5. Du musst die Übung zügig wieder mit „Lauf“ auflösen, da Dein Hund wahrscheinlich noch nicht lange geduldig liegen bleibt. 

6. Bist Du nach einigen Wiederholungen sicher, dass Dein Hund sich auch wirklich hinlegt, sagst Du, sobald der Vorderkörper nach unten geht, das Hörzeichen „Down“. Bald wird Dein Hund die Handlung mit dem Hörzeichen verknüpfen. 

Hat Dein Hund „Down“ verstanden, kannst Du das Signal langsam weiter formen. 

Länger liegenbleiben 

1. Es gibt es direkt ein zweites Futterstück, wenn Dein Hund nach der ersten Belohnung nicht sofort wieder aufspringt. 

2. Wiederhole das Signal „Down“. 

3. Nimm am besten mehrere Futterstücke in die Hand, damit Du nicht immer wieder in die Tasche greifen musst. Das lenkt Deinen Hund nur ab und es besteht die Gefahr, dass Dein Hund gerade in diesem Moment wieder aufsteht. 

Im nächsten Schritt lernt Dein Hund, dass Deine Hand ihn nicht mehr komplett bis zum Boden begleitet, er sich aber trotzdem beim Hör- und Sichtzeichen „Down“ hinlegt. 

1. Nimm das Futterstück in die Hand, die nicht zum Boden geführt wird. 

2. Die flache Hand, die als Sichtzeichen etabliert werden soll, führst Du mit dem Signal „Down“ zu Boden. 

3. Dein Hund bekommt dann im Liegen aus Deiner anderen Hand das Futterstück. 

4. Im weiteren Verlauf kannst Du den Abstand zwischen Hundenase und Hand langsam weiter vergrößern und immer mit Deiner anderen Hand belohnen. 

5. Sprich im Stehen das Signal „Down“ aus und gib parallel das Sichtzeichen, ohne Deine Hand zu Boden zu führen.

Wichtig beim „Down“

Überprüfe wieder, ob das Futterstück zu langweilig oder zu reizvoll ist, falls Dein Hund dem Futterstück nicht folgt oder an Deiner Hand kratzt und zu aufgeregt ist. 

• Senkt Dein Hund nur die Vorderbeine ab und nimmt den Po dabei nach oben, machst Du die Bewegung von oben nach unten etwas langsamer und ggf. näher vor der Brust Deines Hundes. 

• Geht Dein Hund rückwärts, ist Deine Hand dagegen vermutlich zu nah am Körper Deines Hundes.

Das Signal „Bleib“

Beim Signal „Bleib“ soll der Hund so lange in der zuvor eingenommenen Position verharren, bis der Mensch ihn wieder freigibt. Natürlich könnte man auch sagen, der Hund muss so lange im „Sitz“ oder „Platz“ verharren, bis der Mensch ihn freigibt. Häufig scheitert das aber an der Konsequenz der Menschen. Sie denken beim Signal „Bleib“ einfach zuverlässiger daran, das gegebene Signal auch wieder aufzulösen.

Die Trainingsschritte 

1. Bringe Deinen Hund durch ein Signal in eine gewünschte Position, wie zum Beispiel „Sitz“. 

2. Sage anschließend „Bleib“ und zeige als Sichtzeichen die flache, nach oben gerichtete Hand. 

3. Im Anschluss belohnst Du Deinen sitzenden Hund sofort mit einem Futterstück und dem Wort „Prima“. 

4. Gib Deinen Hund direkt mit dem Signal „Lauf“ und einer entsprechenden Handbewegung frei, bevor er von allein aufsteht. 

5. Steigere nun langsam die Dauer: Erst muss Dein Hund eine Sekunde bleiben, bevor er belohnt und freigegeben wird, dann zwei Sekunden, drei Sekunden und so weiter. 

6. Klappt das gut, kannst Du die Distanz zum Hund vergrößern. Mache erst nur einen Wiegeschritt von Deinem Hund weg und belohne ihn direkt wieder bei der Rückkehr. 

7. Im weiteren Verlauf des Trainings können es dann nach und nach mehr Schritte werden, die Du Dich rückwärts von Deinem Hund entfernst. Wichtig ist, dass Du immer wieder zu Deinem Hund zurückkehrst, um ihn an Ort und Stelle zu belohnen. 

8. Sind auch mehrere Schritte Abstand keine große Herausforderung mehr für Deinen Hund, kannst Du in kleinen Schritten weitere Ablenkungen einbauen: Dich umdrehen, hochspringen, herunterbeugen, mit einem Ball spielen, ein Futterstück auf den Boden legen oder werfen usw. Solche Ablenkungen sind aber erst nach vielen Wiederholungen über mehrere Tage hinweg möglich.

Wichtig beim „Bleib“

• Rufe Deinen Hund nicht aus dem „Bleib“ ab – das würde die Erwartung schüren, dass er gleich aufspringen darf. 

• Komme beim Signal-Aufbau immer wieder zu Deinem Hund zurück. Belohne ihn an Ort und Stelle und gib ihn dann mit „Lauf“ frei. 

• Greife nicht beim Zurückkommen in die Tasche nach dem Futterstück, sondern erst, wenn Du wieder vor Deinem Hund stehst – sonst ist der Reiz für Deinen Hund sehr groß, dem Futterstück entgegenzukommen. 

• Sei geduldig und steigere den Schwierigkeitsgrad in kleinen Schritten, damit es nicht zu Fehlern kommt. 

• Steht Dein Hund auf, bevor Du ihn belohnen und freigeben konntest, bringe ihn ohne Belohnung entspannt zurück zur Ausgangsposition und wiederhole die Übung – gegebenenfalls etwas einfacher.

Das Signal „Aus“

Das Signal „Aus“ bedeutet „Gib das her, was du im Fang hast“. Das kann auf ein Spielzeug oder einen Kauartikel, letztlich aber natürlich auf alles bezogen sein, was der Hund in den Fang nimmt und hergeben soll. Da es für den Hund aber gänzlich unlogisch ist, „Beute“ einfach so wieder abzugeben, baut man das Signal über ein Tauschgeschäft auf, damit es sich für den Hund auch lohnt.

Die Trainingsschritte 

1. Dein Hund bekommt ein Spielzeug, das ihn zwar interessiert, aber nicht das absolute Lieblingsspielzeug ist. Damit darf er sich kurz beschäftigen. 

2. Halte Deinem Hund dann etwas Spannenderes oder Schmackhafteres vor die Nase. 

3. Lässt Dein Hund das Spielzeug los, sagst Du in dem Moment freundlich „Aus“. 

4. Dein Hund wird gelobt und bekommt das Futterstück oder das andere Spielzeug zur Belohnung. 

5. Klappt das gut, kannst Du die Reize in kleinen Teilschritten steigern, also ein immer spannenderes Objekt wählen, das Dein Hund auf das Signal „Aus“ hergeben soll.

Wichtig beim „Aus“

Von der Wertigkeit sollte das zum Tausch angebotene Objekt oder Futter mindestens gleich- oder höherwertig sein. 

• Mache Dir dazu ruhig im Vorfeld Gedanken über die „Belohnungshierarchie“ bei Deinem Hund – was findet er toll, was noch besser? 

• Ist Dein Hund beuteaggressiv, verteidigt er also Beute oder bestimmte Gegenstände, trainiere das Signal bitte nicht selbstständig, sondern gemeinsam mit einem Hundetrainer.

Das Signal „Schluss“

Das Signal „Schluss“ bedeutet „Hör auf mit dem, was du gerade tust“. Man bricht damit eine Handlung des Hundes ab, die aber durchaus erlaubt ist – beispielsweise ein Spiel. Dieses Signal kann man sehr gut aus dem Spiel heraus aufbauen.

Die Trainingsschritte 

1. Starte mit Deinem Hund ein freundliches Spiel, ohne Deinen Hund dabei „hochzufahren“. 

2. Mitten im Spiel beendest Du jegliche Spielaufforderung und sagst ruhig und freundlich „Schluss“. 

3. Halte parallel dazu als Sichtzeichen Deine Arme und flach ausgestreckten Hände vor Dich. 

4. Wende Dich von Deinem Hund ab und gehe ruhig aus der Situation heraus.

Wichtig beim „Schluss“

Ist das Signal „Schluss“ etabliert, kann es alle möglichen Handlungen beenden, zum Beispiel auch ein Kauen an einem Knochen oder eine Trainingseinheit. 

• Dein Hund soll dabei lernen, dass diese Handlung jedoch nicht komplett verboten ist, sondern nur jetzt gerade nicht mehr stattfindet. 

• „Schluss“ bedeutet also für den Moment das Ende von etwas Schönem, soll aber keine Korrektur darstellen.