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Stille Nacht, heilige Nacht ... - Hunde in der Weihnachtszeit

Interview mit meiner Kollegin Claudia Nussbeck von Martin Rütter DOGS Langenthal/Solothurn

Die Weihnachtszeit ist längst in vollem Gange - Lebkuchen gibt es schon seit Wochen in den Geschäften, der Christbaumschmuck steht schon bereit, Weihnachtsmärkte warten auf unseren Besuch. Doch so „still und heilig“ ist es auf diesen Märkten in aller Regel nicht.

Wir haben mit Claudia Nussbeck von Martin Rütter DOGS Langenthal/Solothurn gesprochen, ob es sinnvoll ist, Hunde mit auf den Weihnachtsmarkt zu nehmen und wie man den Weihnachtsabend so gestalten kann, dass dieser ein entspanntes Fest für Mensch und Hund wird.

Immer wieder einmal sieht man Menschen mit Hund auf dem Weihnachtsmarkt. Ist es sinnvoll, den Hund hierhin mitzunehmen und auf was muss man dabei achten?

Aus Hundesicht macht es sicherlich keinen Sinn, den Hund auf den Weihnachtsmarkt mitzunehmen. Für einen Hund kann ein solcher Ausflug sehr stressbeladen sein. Große Menschenmassen, die sich von Marktstand zu Marktstand schieben, können für Hundepfoten schnell zur Gefahr werden. Zudem kann sich ein Hund durch die vielen Menschenbeine auch bedrängt fühlen. Ein gestresster Hund könnte dann mit einer Abwehrreaktion wie Abwehrschnappen reagieren.

Außerdem ist es auf einem größeren Weihnachtsmarkt in der Regel auch nicht gerade leise. Laute und unbekannte Geräusche wie Weihnachtsmusik, Stimmengewirr, Kinderkarussell etc. können einen Hund überfordern.

Bekanntlich wird auf einem Weihnachtsmarkt auch gern geschlemmt. Essensreste, die zu Boden fallen, können für Hunde gefährlich sein. Nicht alles, was Menschen essen, ist auch für Hunde geeignet, und nicht selten schluckt ein Hund auch das Verpackungsmaterial mit.

Ein kleiner Weihnachtsmarkt mit weniger Trubel ist für die meisten Hunde kein Problem, doch würde jeder Hund, der es sich aussuchen kann, einen ausgiebigen Waldspaziergang wohl bevorzugen.

An Weihnachten drohen einige Gefahren für den Hund. Worauf müssen die Menschen besonders achten?

Viele Menschen dekorieren zur Weihnachtszeit gern das Haus, die Wohnung, den Garten oder den Hausflur. Gerade junge Hunde oder Welpen finden solche Dekorationen sehr spannend und kauen gern darauf herum. Hierdurch kann es zu gefährlichen Verletzungen im Maul- und Rachenbereich kommen, aber auch zu weiteren Gefahren, wenn der Hund die Deko-Artikel herunterschluckt. Zudem kann ein Hund mit seiner Rute Kugeln vom Baum wedeln. Tritt er dann mit seinen Pfoten in die Glasscherben, muss nicht selten der Tierarzt aufgesucht werden. Und was gibt es Schöneres, als in dieser Jahreszeit die Wohnung im Kerzenlicht erscheinen zu lassen? Doch schnell ist eine Kerze umgewedelt und setzt trockene Tannenäste oder Tischdecken in Brand. Kerzen, die auf Höhe der Hundeschnauze aufgestellt werden, können für neugierige Hunde zur Gefahr werden, wenn sie mit ihren Schnauzhaaren der Flamme zu nah kommen.

Aber auch Schalen mit Obst, Nüssen, Schokolade und Keksen sollten für Hunde unerreichbar sein. Es gibt Nüsse, wie beispielsweise die Macadamianuss, die für Hunde sehr giftig sind. Bei einem kleinen Hund können 3-4 solcher Nüsse zu einer tödlichen Vergiftung führen. Bei Schokolade sieht es ähnlich aus. Schokolade im Adventskalender, am Baum hängend oder als Zutat bei Keksen ist wegen ihres Theobromingehaltes für Hunde giftig. Dabei gilt: Je dunkler die Schokolade, desto gefährlicher. Bereits eine Tafel dunkle Schokolade kann für einen kleinen Hund tödlich sein. Gerne backen wir in der Weihnachtszeit auch Kekse und legen diese für Besuch schön drapiert auf einen Teller auf den Salontisch. Doch auch hier ist wieder große Vorsicht geboten, wenn diese mit Birkenzucker (Xylitol) gebacken wurden. Birkenzucker besteht aus Zuckeralkoholen und ist für Hunde toxisch! Bereits kleinste Mengen davon (2 Gramm pro KG Körpergewicht) sind lebensgefährlich.

Zur weihnachtlichen Dekoration gehört oft auch noch ein hübsches Pflänzchen, wie der Weihnachtsstern. Allerdings schlummert auch hier wieder Gefahr. Der Weihnachtsstern gehört zu den Wolfsmilchgewächsen, in dessen Blättern und Zweigen sich ein giftiger Milchsaft befindet. Inzwischen wurde bei den handelsüblichen Pflanzen das Gift weitgehend rausgezüchtet, sodass sie für Menschen ungefährlich sind. Es ist jedoch immer noch genug Gift in der Pflanze enthalten, wodurch sie für unsere Haustiere immer noch gefährlich ist.

An Weihnachten reist nicht selten die ganze Familie an, eine aufregende Zeit mit viel Trubel. Wie kann man dem Hund helfen, diese Zeit entspannt zu überstehen?

Ein Hund, der gut ausgelastet ist, kommt einfacher zur Ruhe. Es ist also sinnvoll, mit dem Hund, bevor der ganze Besuch eintrifft, eine große Runde spazieren zu gehen und ihn dabei auch aktiv und ausgiebig zu beschäftigen. Apportierspiele bieten hier eine gute Möglichkeit, den Hund körperlich, aber auch geistig auszulasten, weil diese Spiele sehr variantenreich gestaltet werden können. Ebenfalls bietet sich eine ausgiebige Futtersuche an. Hierzu kann man einzelne Futterstücke werfen, denen der Hund dann hinterherjagen darf, oder mehrere Futterstücke in einer Baumrinde verteilen, die er dann suchen darf.

Ist der Hund danach müde und ausgeglichen, wird er sich dankbar auf seine Decke oder in seine Box zurückziehen. Selbstverständlich muss der Hund die Liegestelle schon vorab kennen und gelernt haben, dass er dort seine Ruhe hat. Die Liegestelle sollte daher so platziert sein, dass der Hund entfernt vom Trubel liegt.

Ein harter Kauartikel, wie z. B. Rinderkopfhaut, kann helfen, längere Wartezeiten zu überbrücken. Gerade wenn man als Gastgeber auch ein bisschen angespannt und hektisch ist, fällt es vielen Hunden schwer, einfach so auf der Liegestelle liegen zu bleiben.

Sind auch Kinder zu Besuch, muss man diese gut im Auge behalten. Sie sollen den ruhenden Hund auf seiner Liegestelle nicht stören. Soll der Hund in Aktivitäten mit den Kindern mit eingebunden werden, ist es wichtig, ihn dabei gut zu beobachten. Den Kindern sollte man erklären, dass sie den Hund zu nichts zwingen und auch nicht verkleiden dürfen. Zieht sich der Hund selbstständig zurück, müssen die Kinder ihn auch unbedingt wieder in Ruhe lassen.

Ist dann später das Essen und die Bescherung vorbei, kann man einen Spaziergang mit dem Hund einplanen. So kann er sich wieder frei bewegen und auch seinen Kopf ein bisschen «lüften».  Natürlich ist das auch für uns Menschen gut. Nach einem üppigen Weihnachtsessen kurbelt man mit so einem Spaziergang die Verdauung wieder an.

Der Hund unter dem Weihnachtsbaum? Sollte man Hunde zu Weihnachten verschenken?

Diese Antwort ist kurz und klar zu beantworten: Nein, auf keinen Fall!
Grundsätzlich gehört kein Tier überhaupt unter den Weihnachtsbaum.

Und gerade die Anschaffung eines Hundes, egal ob Welpe oder erwachsener Hund, muss sehr gut durchdacht und abgewogen werden. Es müssen alle involvierten Personen mit der Anschaffung einverstanden sein. Ein Hund kostet auch nach der Anschaffung noch Geld und beansprucht vor allem viel Zeit. Genau aus diesen Gründen darf ein Hund kein Weihnachtsgeschenk sein. Ein Weihnachtsgeschenk soll eine tolle Überraschung sein, bei einem Hund muss aber vorher dringend abgeklärt werden, wer ihn erzieht und betreut. Und das auch noch nach den Feiertagen, nach der Zeit im Home Office, während den Ferien etc.

Hunde werden heutzutage leider auch über ebay verkauft. Keine seriöse Zucht und auch keine seriöse Tierschutzorganisation verkauft Hunde auf einem solchen Portal. Kauft man einen Hund auf ebay, fördert man den illegalen und tierquälerischen Hundehandel!

Und zu guter Letzt: Was bekommen Deine Hunde zu Weihnachten?

Viel Zeit für ausgiebige Spaziergänge mit viel Spaß und Abwechslung.

Aber natürlich kann man auch Hunden etwas zu Weihnachten schenken. Ein neues Spielzeug oder ein leckerer Kau-Snack wird auch den Hund freuen - auch wenn er das natürlich nicht mit Weihnachten verknüpfen kann.

Vielmehr wird sich der Hund aber über Zeit freuen, die ihm für ausgiebige Spaziergänge und für Trainingseinheiten mit Freunden zur Verfügung gestellt wird. Gemeinsame Aktivitäten schaffen Vertrauen und fördern die Beziehung.