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Social Walk: Konfrontation oder Annäherung?

Wichtig ist hier zuallererst einmal die Frage: Was für einen Hund habe ich da vor mir? Wie verhält er sich bei Hundekontakt an der Leine? Vermeidend, verunsichert, stockend, aufgedreht, auf Konfrontationskurs – alles ist möglich. Für den Menschen am anderen Ende der Leine bedeuten Hundebegegnungen oft Stress und Unruhe. Für den Vierbeiner nicht minder, auch wenn der dafür meist völlig andere Beweggründe hat. Doch genau um die geht es erst einmal. Was treibt den Hund an, sich so zu verhalten, wie er es tut? Denn die ursprüngliche Motivation bildet die Basis eines jeden Trainings.

Der nächste Punkt ist: Wie verhält sich der Mensch in solchen Momenten, wenn es an der Leine angespannt zugeht? Wie fühlt er sich, wie handelt er? Und letzten Endes: Was wünscht er sich – wie soll eine Hundebegegnung an der Leine künftig ablaufen?

"Na, ist doch klar: Mein Hund soll locker an dem anderen vorbeigehen", lautet oft die Antwort. Ich möchte diese Zielsetzung gerne anders formulieren: "Ich möchte meinem Hund so viel Stabilität bieten, dass wir möglichst entspannt an anderen Hunden vorbeigehen können." Denn der Mensch spielt hier eine entscheidende Rolle. Bei Leinenbegegnungen von Vierbeinern geht es um viel mehr als nur Benimm. 

Solche Verhaltensveränderungen brauchen Zeit. Deshalb sind Ruhe und Besonnenheit bei unseren Social Walks sehr wichtig. Und der nötige Abstand. "Auffahrunfälle" sollen vermieden werden. Sowohl Mensch als auch Hund sollen sich nicht in ihrer Individualdistanz bedrängt fühlen. Genau das ist es dann auch individuell: Während der eine Vierbeiner bei gerade mal drei Metern Abstand zum Artgenossen schon durchatmen kann, regt sich der andere noch bei zehn Metern auf. Und aufregen soll sich möglichst keiner.

Das setzt voraus, dass die Menschen bereits gewisse Basics kennen im Umgang mit ihrem Hund. Zum Beispiel das Signal "Schau" für die Herstellung von Blickkontakt oder "Bei mir" für das Nebenhergehen an lockerer Leine. Es gibt hier noch viele weitere Signale. Nicht alle braucht man schon drauf haben, wenn man einen unserer Social Walks besucht. Wer noch nicht so weit ist und bei dem die Verunsicherung noch sehr groß ist in solchen Begegnungssituationen, der wird von uns erst mal im Einzeltraining angeleitet. 

Was es bei uns nicht gibt, ist Konfrontation. Das hat einen einfachen Grund: Bei erhöhtem Stresspegel findet kein neues Lernen mehr statt. Das Gehirn ist blockiert, es läuft nur noch das Notfall-Programm ab. Und das heißt bei dem einen zum Beispiel "Volle Kraft voraus und alle Zähne zeigen", bei dem anderen aktiviert es eher sämtliche Fluchtreflexe.

Reagiert der Hund auf keinerlei Ansprache mehr, ist die Situation zuviel für ihn. Dann gilt nur noch: Raus da! Weg vom anderen Hund, weg von der Konfrontation, irgendwohin auf Abstand, wo man erst mal durchatmen kann. Mit menschlicher Souveränität in einer angespannten Lage hat dies null zu tun. Stattdessen bewegen sich Hund und Mensch in einer Spirale von Stresshormonen. Was hängenbleibt – bei beiden – ist: "War mal wieder ne scheiß Hundebegegnung." 

Was oft unterschätzt wird, für Hunde aber sehr wertvoll sein kann, ist ein einfacher Spaziergang ohne Freilauf. Denn mal ehrlich: Treffen wir Hundekumpels, dann heißt es "Leinen los und Vollgas!". Wir quatschen, während die Vierbeiner toben. Und das ist auch gut so. Manchmal. Aber nicht immer. Und nicht jeder Hund kann draußen abgeleint werden.

Mit anderen Hunden denselben Weg gehen, ohne miteinander aktiv zu tun zu haben. Die Spuren der anderen abschnüffeln können, ohne selbst gleich eine fremde Schnauze am Hundepopo kleben zu haben. Kein starrender Blickkontakt mit Artgenossen. Kein hysterisches Draufhüpfen vor lauter Ungeduld und Spielfreude. Einfach nur zusammen laufen. Die anfängliche Unruhe lässt schnell nach, wenn die Vierbeiner merken, dass ihre Menschen in diesem Setting gelassen bleiben können. Und ein tiefes Durchatmen ist ein guter Neuanfang.