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Hütehunde – voll im Trend

Wer kennt sie nicht, Border, Aussie und Co?!?

Wer einmal gesehen hat, wie schnell ein Border Collie eine Schafsherde zusammentreibt, ein ausbrechendes Schaf zurück zur Schafsherde dirigiert und wie fein dieser Hund auf Pfeiftöne und feinste Signale des Schäfers reagiert, wird hiervon fasziniert sein.

Hütehunde sind sehr sensibel, sodass es ihnen möglich ist, auf kleinste Gesten zu reagieren. Sie sollen ausdauernd, gut führig und wendig sein, da sie nur so ihrer ursprünglichen Aufgabe gerecht werden können. Für viele Menschen und vor allem für Hundesportler sind diese Eigenschaften gerade zu wünschenswert.

Wer bereits  Erfahrungen im Hundesport gesammelt hat, erfährt schnell, dass es die Hütehunde, speziell Border Collie und Australian Shepherd sind, die Höchstleistungen erbringen und die Plätze auf dem Treppchen sichern.

Beim Agility absolvieren Sie Bestzeiten im Parcours, aber auch beim Obedience, Dog Dancing, Dogfrisbee, etc.  sind es Border und Co, die die Ranglisten anführen.

So ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen und vor allem Hundebegeisterte sich mit dem Gedanken befassen, einen Hütehund einziehen zu lassen. Aber auch Menschen, die bisher noch keinen Hund bei sich hatten, sehen immer mehr Hütehunde in der Umgebung, welche brav neben dem Fahrrad herlaufen, beindruckende Tricks beherrschen und zudem noch eine wunderschöne Optik mit sich bringen (man denke hierbei an die besonders aussehenden Hunde, beispielsweise in den Farben blue-/oder red merle).

Wie aber sieht das Leben dieser Hunde abseits von grünen Wiesenflächen mit Schafsherden und abseits der Agility-Plätze aus? Wie geht es dieser Rassegruppe im ganz normalen Alltag? Wie verhält sich solch ein Hund in der Familie?

Die ursprüngliche Funktion eines Hütehundes wird heutzutage leider sehr unterschätzt. Da ein Hütehund früher mehrere Stunden am Tag an der Herde arbeitete, ist er auch heute noch extrem arbeitsfokussiert. Hütehunde, die ausreichend ausgelastet werden, sind in der Regel verträgliche und ausgeglichene Hunde, die kaum Probleme bereiten und die mit ihrer Gelassenheit den Menschen bestechen.

Was aber passiert, wenn diese Hunde „arbeitslos“ sind? Nicht jeder Mensch besitzt eine Schafsherde oder kann Laufenten halten, an welchen der Hütehund seiner Arbeit nachgehen kann. Um einen angenehmen Begleiter im Hütehund zu finden, muss aber unbedingt gewährleistet sein, dass dieser Hund gefordert (nicht überfordert!) wird.

Das Agilitytraining zweimal die Woche wird einen Hütehund nicht auslasten – zweistündige Spaziergänge ebenso wenig. Auch bei der Ausbildung zum Rettungshund gibt es Tage, an denen kein Training stattfindet, an welchen ein solcher Hund aber ebenso beschäftigt werden möchte.

Wichtig ist, eine körperliche als auch geistige Auslastung zu schaffen. Neben aktiven Beschäftigungsformen, wie beispielsweise Agility oder Treibball, gilt es unbedingt auch ruhigen Beschäftigungsformen, wie z.B. der Suche nach kleinen Gegenständen oder Fährtenarbeit nachzugehen.  Ballwerfen lastet den Hund zwar körperlich aus, hat jedoch meist leider zur Folge, dass sich aus diesem Hund ein Balljunkie entwickelt, mit welchem man kaum noch einer ruhigen Beschäftigungsform nachgehen kann.

Um einen Hütehund auszulasten ist daher vom Mensch jede Menge Kreativität und Einsatz gefragt! Nicht nur in den ersten Lebensjahren des Hundes, sondern ein Hundeleben lang – eine Aufgabe, die es in sich hat.

Aber auch neben der Beschäftigung dieser Hunde gibt es noch einiges mehr zu beachten. Hütehunde sind in der Kommunikation und der Körpersprache sehr sensibel! Nun kann man denken: Das bietet sich ja an, denn ich kann mit Hilfe feinster Gesten meinen Hunden dirigieren. Dies ist durchaus möglich und umsetzbar, jedoch muss auch immer die Kehrseite der Medaille gesehen werden. So rasch wie Hütehunde neue Tricks lernen, so rasch erlernen sie auch unerwünschte Verhaltensweisen, sodass der Mensch diesen Hunden immer einen Schritt voraus sein muss. Hinzu kommt, dass auch der Mensch sich seiner eigenen Körpersprache sehr bewusst sein muss. Beugt man sich beispielsweise nach vorn, nur um die Schuhe zu binden, kann dies für einen Hütehund schnell bedrohlich wirken. Häufig gibt es hier Situationen, in denen der Mensch sich seinem eigenen Hund gegenüber bedrohlich verhält, ohne dies zu beabsichtigen. Kommt dies sehr häufig vor, ist es für einen solchen Hund natürlich unglaublich schwierig, Vertrauen zu eben diesem Menschen aufzubauen – wie auch, wenn sich dieser immer wieder auf ein Neues bedrohlich verhält.

Hinzu kommen ganz normale Alltagssituationen: Rennende Kinder, ältere Menschen – die vornüber gebeugt auf dem Spaziergang entgegen kommen oder auch nur Menschen, welche den Hund gerne begrüßen und streicheln möchten – für einen Hütehund kann all dies sehr schnell in Stress ausarten. Wer auf feinste Signale des Menschen reagieren muss, tut dies nicht nur bei seinem Menschen, sondern bei allen anderen Zweibeinern, die im Umfeld leben, sodass es hier recht schnell zu Kommunikationsmissverständnissen kommen kann. Ganz besonders wichtig ist daher, dass Hütehunde genau diese immer wieder kehrenden Reize bereits früh und ausreichend kennen lernen. Ebenso ist es aber unabdingbar, dass der Mensch lernt, auf die feinen Signale seines Hundes zu achten und lernt, diese zu lesen, um Stresssituationen ggf.  dementsprechend zu verändern, bzw. dem Hund in diesen die nötige Sicherheit vermittelt.

Im Zusammenleben mit Hütehunden gibt es daher viel zu beachten. Ist das Wissen in den genannten Bereichen nicht ausreichend vorhanden, hat man Situationen falsch eingeschätzt, so entwickelt sich schnell ein Fehlverhalten des Hundes. Aufgrund der Sensibilität dieser Hunde gestaltet sich ein Training dann häufig als langwierig, da vor allem der Mensch sehr viel hinzu lernen muss.

Die Anforderungen an den Menschen, bei welchem ein Hütehund einziehen soll oder lebt, sind immens. Kommt man diesen Anforderungen nach, befasst man sich umfassend mit diesem vielfältigen Thema, kennt man sich mit der Kommunikation und Körpersprache der Vierbeiner aus, bzw. hat man ein geübtes Auge und kann diese gut lesen, so kann das Zusammenleben für Mensch und Hund eine wahre Bereicherung darstellen.