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Große Hunde – große Verantwortung

Ein Artikel von Nicole Schanze, Hundetrainerin & Inhaberin der Martin Rütter Hundeschule Lüneburg / Buxtehude, für die Zeitschrift Martin Rütter - Das Magazin.

Trotzdem bringt das „Kampfgewicht“ der größeren Kaliber im Alltag einige Herausforderungen mit sich, sei es bei der Leinenführigkeit oder beim Transport zum Tierarzt. Ein Überblick

Kennst Du ihn auch? Bestimmt gibt es ihn auch in Deiner Stadt. Den großen schwarzen Hund, vor dem sich so viele andere Hunde fürchten! Ich kenne ihn nicht nur, ich bin sogar die Halterin eines solchen Hundes: Momo, meine 13-jährige Mischlingshündin, 30 kg schwer, schwarz. Ich kann sie gar nicht mehr zählen – die Hundebegegnungen, bei denen mir zugerufen wurde: „Halten Sie Ihren Hund fest, meiner hat Angst vor großen schwarzen Hunden!“ oder „Meiner hat schlechte Erfahrungen gemacht mit großen dunklen Hunden.“

Gerade kleine Hunde werden oft hastig auf den Arm genommen, während uns sorgenvolle und argwöhnische Blicke beim Vorbeigehen folgen. Ich stelle mir dann immer vor, wie ich Momo auf den Arm nehme und hinter ihr hervor nuschele: „Bitte gehen Sie weiter, meine Hündin hat Angst vor Dackeln – sie wurde mal von einem gebissen.“ Wurde sie übrigens tatsächlich, aber wir sind nicht nachtragend!

Magische Begegnungen

Heute habe ich sogar drei große schwarze Hunde. Hundebegegnungen kommen mir seitdem oft vor wie reinste Magie. Wenn ich in einiger Entfernung einen Hund auf uns zukommen sehe, fange ich in der Regel an, meine Hunde zu sortieren. Ich setze sie ab, leine sie eventuell an und bereite sie darauf vor, bei Fuß zu laufen. Dann schaue ich wieder geradeaus und ... nichts! Uns entgegenkommende Menschen und Hunde verschwinden buchstäblich von der Bildfläche. Manchmal finde ich beim Weitergehen nicht mal Abzweigungen, die sie hätten nehmen können. Haben die Ehrlich-Brothers eigentlich Hunde?

Ich habe im öffentlichen Leben schon oft die Beobachtung gemacht, dass Halter von großen Hunden anders wahrgenommen werden als diejenigen kleiner Hunde. Geht man mit einem Hund durch die Stadt und dieser interessiert sich im Vorbeigehen für einen Menschen, empfinden viele Leute das bei einem großen Hund eher bedrohlich, während es bei einem kleinen Hund oftmals als ausgesprochen niedlich wahrgenommen wird. Haben große Hunde allein aufgrund ihrer äußeren Erscheinung eine andere Wirkung als ihre kleinen Artgenossen? Vermutlich ja, aber belegen lässt es sich nicht. Bei Menschen, die unter einer Angststörung in Bezug auf Hunde leiden – einer Kynophobie –, ist die Größe jedenfalls nicht entscheidend. Bei ihnen ruft die Anwesenheit eines beliebig großen Hundes eine sofortige Angstreaktion hervor. Warum reagieren also viele Menschen mit sichtbarem Unbehagen, wenn sie einen aufgeregten, an der Leine ziehenden, großen Hund beobachten, aber nur mit einem Schulterzucken, wenn ein kleiner Hund sich so präsentiert?

Je nach Beschleunigung, Geschwindigkeit, Zugpunkt der Leine, Untergrund und Reibung des zu ziehenden Gegenstandes können Hunde in etwa das Drei- bis Fünffache ihres Körpergewichtes ziehen. Das beantwortet dann auch die Frage, warum es auf Außenstehende so wirkt, als sei der 30-kg-schwere Hund nicht zu kontrollieren und eine potenzielle Gefahr, wenn er Frauchen durch die Fußgängerzone zieht, wohingegen ein kleiner Hund mit 10 kg einfach nur nicht erzogen scheint.

Großer Hund – größere Erwartung?

Muss also ein großer Hund tatsächlich anders oder mehr erzogen werden als ein kleiner? Sind die allgemeinen, gesellschaftlichen Erwartungen an die Erziehung eines großen Hundes „größer“? Als Hundetrainerin würde ich natürlich sagen, die gesellschaftlichen Erwartungen sowie die persönlichen Ansprüche sollten nicht von der Größe des Hundes abhängig gemacht werden. Warum? Weil wir Hunde immer wie Hunde behandeln sollten und auch ein Yorkshire Terrier ein Hund mit großem Charakter ist, der artgerecht gehalten und ausreichend ausgelastet werden sollte. Außerdem kann auch ein kleiner Hund Menschen und Artgenossen ernsthafte Verletzungen zufügen. Jeder Hund sollte also gut sozialisiert sein, sich gegenüber Artgenossen und Menschen möglichst freundlich verhalten sowie natürlich gut erzogen sein, also die wichtigsten Signale wie Hier, Bleib und das Laufen an der lockeren Leine beherrschen. Doch es ist natürlich unbestreitbar, dass Verletzungen durch große Hunde meist schwerer ausfallen, als wenn der Dackel sich ins Hosenbein hängt.

Strenge ist nicht gleich Erziehung

Viele Halter mit großen Hunden kommen zu mir ins Training und glauben, dass sie aufgrund der Größe ihres Hundes besonders streng sein müssten. Dazu rucken sie an der Leine, begrenzen den Hund körperlich und geben ihre Signale mit lauter, strenger Stimme. Viele Menschen verwechseln Konsequenz mit Strenge. Konsequente Erziehung bedeutet jedoch nur, dass Regeln aufgestellt werden, die vorher genau definiert wurden. Denn je eindeutiger eine Regel ist, desto besser ist für den Lernenden erkennbar, was von ihm erwartet wird und desto leichter wird es ihm fallen, diese Regel zu erlernen. Das gilt auch für das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund, sodass man bereits vor dem Einzug des Hundes festlegen sollte, welche Regeln gelten und wie der Alltag ablaufen soll. Und diese Regeln müssen ruhig und bestimmt durchgesetzt werden.

Dazu ist Kraft jedoch nicht notwendig, egal ob ein Welpe oder ein bereits erwachsener Hund einzieht. Soll der Hund also beispielsweise nicht auf dem Sofa liegen, wird er entweder immer wieder heruntergeschickt oder aber mit einer Hausleine, einer kurzen Leine ohne Haken und Ösen, heruntergeführt. Anfangs muss man hierbei ausdauernd sein und den Hund auch zum zwanzigsten Mal wegschicken. Alternativ stellt man das Sofa zu, sodass er gar nicht erst heraufhüpfen kann. Wichtig ist, durchzuhalten und diese Regel dann auch beständig einzuhalten. Dazu braucht es keine körperliche Diskussion, sondern lediglich einen langen Atem…

Konsequent statt körperlich

Denn der physische Umgang mit großen Hunden bringt oftmals Missverständnisse mit sich. Ist der Mensch mit seinem Hund sehr körperlich, bedrängt diesen, indem er auf ihn zugeht, ihn anrempelt, zurückdrängt oder sogar auf den Boden drückt, lernt der Hund, dass er sich mit seinem Menschen körperlich auseinandersetzen kann. Der Hund wird also seinerseits oft ruppig im Umgang mit seinen Menschen, weil er dieses Verhalten ja von diesen selbst kennt. Das mag einigermaßen gefahrlos funktionieren, wenn der Berner Sennenhund sechs Monate alt ist und 25 kg wiegt, kann aber gefährlich werden, wenn der gleiche Hund ausgewachsen ist und das Doppelte auf die Waage bringt. Es macht also Sinn, dem Hund Grenzen zu setzen, ohne ihn dabei körperlich zu bedrängen oder ihm sogar Schmerzen zuzufügen. Doch wie soll das gehen? Wir können uns hierfür am Verhalten von Hunden im Umgang miteinander orientieren.

Ein Beispiel: Melanie und ihre fünf- Monate-alte Pyrenäenberghund-Leonberger- Mischlingshündin Nala kommen zum Training in meine Hundeschule. Melanie ist 1,70 m groß und wiegt 60 kg. Nala wiegt mittlerweile fast 30 kg und ist in Bezug auf Größe und Gewicht noch lange nicht am Ziel. Melanie ist frustriert und verzweifelt, weil Nala sie in einigen Situationen immer wieder anspringt und ihr in die Arme beißt. Das Ergebnis sind blaue Flecke an den Unterarmen und viele Kleidungsstücke mit kaputten Ärmeln.

Ihre Reaktion darauf war bisher eine körperliche. Sie hat versucht, Nala wegzuschieben, wegzuschubsen, ihr Knie hochzuziehen, Nala am Nacken zu packen und festzuhalten. Nala versteht dies aber eher als Rangelei und fährt dann erst so richtig hoch. Während wir uns unterhalten, ist Nala bei Melanie an der Leine und fängt langsam an, sich zu langweilen. Sie beginnt, an Melanie hochzuspringen, in die Leine zu beißen und daran zu ziehen. Melanie reagiert darauf, indem sie sich Nala zuwendet und ihrerseits an der Leine zieht. Wer sich schon mal auf ein Zerrspiel mit einem Hund eingelassen hat, weiß wie Melanies Chancen stehen.

Auf meine Bitte hin geht Melanie mit Nala zum Zaun und leint diese dort an. Wir stellen uns etwas entfernt hin und Melanie ignoriert Nalas Verhalten. Fast augenblicklich ist die Hündin ruhig. Melanie geht zu ihr zurück und die Hündin versucht sofort wieder, sie anzuspringen. Also dreht Melanie sich wieder um und geht. Nach wenigen Wiederholungen bleibt Nala still sitzen und lässt sich von Melanie wieder ableinen. Nala hat gelernt, dass ihr Verhalten – mit dem sie Aufmerksamkeit bewirken möchte – dazu führt, dass Melanie sie anleint und ignoriert.

Dieses Beispiel zeigt, dass es oftmals reicht, unerwünschtes Verhalten zu ignorieren, um es zu unterbinden. Es ist also nicht nur nicht notwendig, sich mit dem Hund körperlich auseinanderzusetzen, sondern für eine vertrauensvolle Mensch- Hund-Beziehung sogar eher hinderlich.

Führung ist innere Stärke

Muss ich denn nicht trotzdem körperlich stark und fit sein, wenn ich mir einen großen Hund anschaffen möchte? Beim Zusammenleben mit einem Hund kommt es weniger auf die körperliche Stärke und Fitness des Menschen an, als vielmehr auf seine Führungsqualitäten.

Schauen wir uns doch einmal an, was im Zusammenleben mit Hunden wirklich wichtig ist: In einer Gruppe von Hunden gibt es unterschiedliche Aufgaben. In der Regel führt derjenige die Gruppe an, trifft also Entscheidungen und lenkt die Gruppe, der sicher und souverän ist und in der Vergangenheit „kluge“ Entscheidungen getroffen hat. Die anderen Hunde schließen deshalb freiwillig den leitenden Hunden an. Handelt es sich bei der Gruppe um eine Familie, sind die Entscheidungsträger in der Regel die Elterntiere. Überträgt man dies auf die Gemeinschaft von Mensch und Hund, muss der Mensch also die Elternrolle in Bezug auf den Hund übernehmen. Der Mensch übernimmt die Verantwortung durch vorausschauendes Handeln, zudem beachtet und berücksichtigt er die Bedürfnisse seines Hundes. Fühlt sich der Hund sicher und vertraut seinem Menschen, wird er dessen Entscheidungen akzeptieren. Das bedeutet, ich muss einen Hund nicht „körperlich beherrschen“ können, damit er sich an mir orientiert.

Verantwortung übernehmen

Doch wie schaffe ich das, vor allem in Bezug auf die Haltung eines großen Hundes? Viele große Hunde wurden dafür gezüchtet, Haus und Hof zu bewachen, sie gehören zur Kategorie der Haus-, Hof-, Wach- und Schutzhunde, wie z. B. der Hovawart, der Große Schweizer Sennenhund, der Leonberger – um nur ein paar zu nennen. Andere große Rassen gehören in die Kategorie der Herdenschutzhunde, wie z. B. der Kangal, der Kuvasz und der Pyrenäenberghund. Sowohl in der Kategorie der Haus-, Hof-, Wach- und Schutzhunde als auch in der Kategorie der Herdenschutzhunde finden wir ausschließlich sehr große Rassen, und hier sprechen wir dann nicht mehr von Hunden um die 30 kg, sondern von Hunden mit einem „Kampfgewicht“ von 50 kg und mehr! Und das hat natürlich etwas mit den Aufgabenbereichen zu tun, für die sie gezüchtet wurden.

Schauen wir uns die beiden Kategorien näher an. Diese Hunde werden unter anderem gern als Familienhund ausgewählt, weil sie in ihrem Aussehen zum Teil an große, plüschige Teddybären erinnern. Außerdem wirken sie auf den ersten Blick ruhig und scheinen ein ausgeglichenes Temperament zu haben. Und letztlich stimmt das auch, diese Hunde reagieren nicht auf jeden kleinsten Reiz, lärmende Kinder, herunterfallende Schüsseln, alles das lässt sie kalt. Gleichzeitig besitzen sie auch ein ausgeprägtes Territorialverhalten. Das kommt daher, dass sie ursprünglich nachts den Hof oder die Herde gegen Eindringlinge verteidigen sollten, und das in der Regel allein, also ohne Anwesenheit der Menschen. Damit sind diese Hunde es also auch gewohnt, selbstständig Entscheidungen zu treffen.

Kommt also ein fremder Mensch, der als Eindringling eingestuft wird, auf das Grundstück, reagieren diese Hunde auf einmal sogar sehr schnell, und vor allem absolut kompromisslos. Der Eindringling wird gestellt, verbellt (also gewarnt) und, falls er sich nicht angepasst verhält, auch vertrieben, und das mit allen dem Hund zur Verfügung stehenden Mitteln. Daher haben diese Hunde fremden Menschen gegenüber eine natürliche Skepsis. Was das bedeutet, wenn ein solcher Hund in einer Stadtwohnung, ohne eigenes Grundstück oder Garten, gehalten wird, kann man sich nun wohl gut vorstellen. Doch auch wer ein Haus mit Garten besitzt, möchte in der Regel gern einmal Besucher empfangen.

Aus diesem Grund ist es wichtig, einem solchen Hund vom Welpenalter an klar zu machen, dass er im Haus keine territorialen Aufgaben übernehmen muss. Dazu ist es notwendig, ihn zu begrenzen, indem man ihm feste Liegeplätze an unstrategischen Stellen zuweist. Zudem übernimmt der Mensch die territoriale Verantwortung, indem er auf das Warnwuffen des Hundes reagiert und nachschaut, ob Gefahr droht, und diese gegebenenfalls dann aktiv klärt, indem er den Besuch begrüßt und somit abcheckt. Sollen Haus-, Hof-, Wach- und Schutzhunde oder auch Herdenschutzhunde auch außerhalb des Hauses aktiv am Familienleben teilnehmen, ist es wichtig, dass sie von klein auf viele verschiedene Menschen und Artgenossen kennenlernen und positive Erfahrungen mit ihnen machen. Dies beginnt nach Möglichkeit schon in den ersten Lebenswochen beim Züchter und wird dann später im neuen Zuhause fortgesetzt. Dazu nimmt der Mensch den Welpen angeleint mit zur Tür. Er empfängt den Besucher, der den Welpen zunächst ignoriert. Sobald der Welpe ruhig wartendes Verhalten zeigt, darf der Besucher den Welpen begrüßen und ihm zuvor schon bereitgestellte Leckerchen füttern. Solange der Hund fremde Menschen als Futterspender betrachtet, wird er sie nicht ernst nehmen und damit nicht als potenzielle Gefahr betrachten. Bedeutet das aber jetzt, dass ich mir eigentlich nur dann einen solchen Hund anschaffen sollte, wenn ich einen großen Hof oder eine zu beschützende Schafherde habe? Natürlich nicht! Diese Hunde binden sich eng an ihre Menschen und können wunderbare Familienhunde werden, aber der Mensch ist hier eben von Anfang an gefordert, dem Hund zu beweisen, dass er ein zuverlässiger Sozialpartner ist, der territoriale Verantwortung übernimmt, klare Regeln vorgibt und Grenzen setzt.

Große Hunde im Alltag

Auch wenn wir ja jetzt gerade festgestellt haben, dass für die Haltung von großen Hunden keine besonderen Regeln in Bezug auf Haltung und Erziehung gelten, gibt es aber dennoch ein paar Punkte, die insbesondere den Alltag mit sehr großem Hund betreffen, die man vor der Anschaffung überdenken sollte. Das fängt schon damit an, dass ein sehr großer Hund von 90 kg etwa dreimal so viel Futter braucht wie ein großer Hund von 30 kg, und etwa 40-mal so viel Futter wie ein kleiner Yorkshire Terrier! Ein großer Hund kostet also tatsächlich deutlich mehr als ein kleiner Hund! Denn auch Halsbänder, Geschirre, Körbchen und Boxen sind in der größeren bzw. größten Ausführung immer deutlich teurer als die kleineren Varianten.

Und dann kommt noch hinzu, dass man ja auch erst einmal den Platz in der Wohnung haben muss, um das riesige Körbchen unterzubringen, und das möglichst, wir erinnern uns, an einer ruhigen, territorial unstrategischen Stelle und nicht etwa mitten im Raum. Ein sehr großer Hund belegt auch den gesamten Kofferraum im Auto, doch wohin dann mit den Einkäufen, dem Kinderwagen oder sonstigem Zubehör?

Große Hunde und kleine Kinder

Sind die Kinder noch klein, müssen die Eltern im gemeinsamen Umgang darauf achten, dass der Hund die Kinder nicht versehentlich verletzt. Gerade ein junger großer Hund hat oftmals noch nicht gelernt, seine Bewegungen zu kontrollieren sowie sein Gewicht und seine Körpermaße einzuschätzen. Will der Hund „nur mal schnell durch“, vor Freude am Kind hochspringen oder eine Toberei mit dem Kind beginnen, hat so ein Zwerg dem Hunderiesen nichts entgegen zu setzen und fällt um, erschreckt sich oder verletzt sich im schlimmsten Fall sogar schwer. Gerade große Hunde müssen daher zum einen lernen, ein Gefühl für ihren Körper zu entwickeln, zum anderen aber auch Respekt vor dem menschlichen Körper vermittelt bekommen. Am Menschen hochspringen ist für diese Hunde absolut tabu! Für Kleinkinder kann der Kontakt mit einem großen Hund dann auch tatsächlich die Begegnung zwischen David und Goliath darstellen, denn ein Kind im Kindergartenalter befindet sich in etwa auf einer Augenhöhe mit einer erwachsenen Deutschen Dogge. Um zu wissen, was ein Kleinkind dabei empfindet, braucht sich jeder Leser jetzt einfach nur einmal vorzustellen, er würde einem Hund begegnen, der in etwa die Größe eines Reitpferdes hätte …

Körperliche Herausforderungen

Nicht nur für Kinder kann ein großer Hund eine Gefahr darstellen, auch ältere oder gehandicapte Menschen kommen schnell an ihre Grenzen, wenn der Hund doch einmal seine Kraft einsetzt. Denn auch wenn ein Hund gut erzogen ist, kann es zu einer Situation kommen, in welcher er in die Leine springt und nicht gehalten werden kann. Sei es, weil er sich erschreckt, sei es, weil er von einem anderen Hund angepöbelt wird oder einfach auch nur, weil der Boden im Winter durch Schnee und Eis spiegelglatt ist. In diesem Fall kann es Sinn machen, den Hund mit einem speziellen Führgeschirr, wie dem Martin Rütter DOGS Guide Ausbildungsgeschirr, zu führen. Mithilfe dieses Geschirres kann der Hund nur einen Bruchteil seiner Kraft einsetzen und so auch von nicht so kräftigen Menschen bzw. in Notsituationen entspannt geführt werden.

Doch manchmal kommt es auch zu Situationen, in denen der Hund in Not gerät, sich verletzt, nicht mehr laufen kann und zum Tierarzt transportiert werden muss. Einen so großen Hund kann man nun wohl kaum auf den Arm nehmen, doch selbst den Transport mit dem über den Nacken gelegten Hund werden die meisten Menschen bei einem solchen Gewicht des Hundes nicht mehr bewältigen, erst recht nicht, über eine längere Strecke.

Wenn man den Transport zum Tierarzt dann organisiert hat, muss man sich Gedanken darüber machen, wie man den verletzten Hund im Alltag versorgt. Ist das Zuhause ebenerdig oder gibt es viele Treppen bzw. besitzt das Treppenhaus einen Fahrstuhl? In Bezug auf diese Frage sollte man auch direkt bedenken, dass große Rassen leider gerade für Gelenkskrankheiten wie Hüftgelenksdysplasie anfällig sind und es deshalb zu massiven körperlichen Problemen kommen kann. Die gleichen Gedanken muss man sich natürlich auch machen, wenn der Hund alt wird und nur noch eingeschränkt beweglich ist. Bei sehr großen Hunden ist das schon relativ früh der Fall. Von einer Deutschen Dogge beispielweise muss man sich oft schon im Alter von acht Jahren verabschieden. Ist der junge Hund also mit ca. zwei Jahren endlich erwachsen, hat man gerade einmal gute vier Jahre, bevor der Alterungsprozess einsetzt und man dementsprechend Aktivitäten und Unternehmungen in Bezug auf die Länge sowie auf die körperliche Belastung für den Hund einschränken muss.

Große Hunde beschäftigen

Abschließend stellt sich die Frage, wie man große Hunde eigentlich beschäftigen kann. Aktivitäten mit vielen Sprüngen wie beim Agility fallen natürlich weg. Sehr sportliche Aktivitäten wie Canicross oder Zughundesport eignen sich ebenfalls nur sehr begrenzt. Man kann dem Hund zwar beibringen, in gemütlichem Tempo einen Bollerwagen zu ziehen und auf dem Wanderausflug das Gepäck zu transportieren, über weite Distanzen in schnellem Tempo werden diese Hunde sich jedoch eher nicht fortbewegen. Wer erwartet, dass der Hund sich begeistert auf das Spiel mit den Kindern der Familie einlässt und auch zum fünfzigsten Mal noch losläuft, um den Ball zurückzuholen, wird in aller Regel enttäuscht werden. Richtig gut geeignet ist daher im Grunde genommen nur die Nasenarbeit. Futtersuche, eine Fährte verfolgen oder auch Mantrailen sind Beschäftigungen, bei denen auch diese Hunde oft passioniert dabei sind.

Augen auf beim Hundekauf

Wer genau wissen möchte, ob ein großer Hund zu ihm passt, der lässt sich am besten von einem Experten beraten. Alle Martin Rütter Hundeschulen bieten eine Beratung vor der Auswahl und Anschaffung eines Hundes an, bei welcher die Trainer:innen genau betrachten, welche Bedürfnisse die Familie hat, wie der Alltag aussieht und ob all dies auch zu der Anschaffung eines „sanften Riesen“ passt.