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Hundebegegnungen meistern: Wie du cool bleibst und richtig reagierst


Manchmal willst du einfach nicht, dass dein Hund auf andere trifft. Zum Beispiel, wenn dein Vierbeiner krank ist, deine Hündin sich gerade in romantischer Stimmung befindet oder dein Hund etwas ängstlich reagiert - es gibt viele Gründe, warum du lieber eine Begegnung mit anderen Hunden vermeiden möchtest.

Das Wichtigste ist, Ruhe zu bewahren und mit dem anderen Hundehalter zu kommunizieren. Bitte ihn höflich, seinen Hund zurückzurufen, besonders wenn du deinen Liebling an der Leine führst. Bereite dich mental aber schon mal darauf vor, dass es zu einem kleinen Rendezvous mit einem Artgenossen kommen könnte, und sei bereit, schnell zu reagieren.

Geh der Begegnung aus dem Weg, indem du mit deinem angeleinten Hund die Straßenseite wechselst, schnell an dem anderen Hund vorbeigehst, der euch wahrscheinlich nur kurz folgen wird oder einfach umdrehst.

Wenn's hart auf hart kommt, versuch es mal mit einem Trick und spann einen Regenschirm in Richtung des freilaufenden Hundes auf. Durch den Schreck wird der andere Hund davon abgehalte, sich euch weiter zu nähern. Gewöhne im Vorfeld deinen Vierbeiner an diese Abwehrmaßnahme, damit er cool bleibt.

Du kannst auch deinen Hund von der Leine lassen und ihm die Möglichkeit geben, auf natürliche Weise zu interagieren oder dem anderen Hund weiträumig auszuweichen.

Achte bei Hundebegegnungen auf die Körpersprache der Hunde. Wenn sich einer von ihnen abwendet oder angespannt wirkt und das Gegenüber darauf nicht verhältnismäßig reagiert, ist es Zeit, einzugreifen und die Hunde voneinander zu trennen.

Während unseres Online-Vortrags gehen wir noch genauer auf das Thema HUNDEBEGEGNUNGEN RICHTIG EINSCHÄTZEN EIN und lernen anhand von anschaulichem Videomaterial, wie Konfliktsituationen erkannt und eingeschätzt sowie ernsthafte Konflikte vermieden werden können.

Termine:

https://www.martinruetter.com/kiel/angebot/termine/

Grenzen setzen und Abbruchsignale einführen

Ein harmonisches Zusammenleben ohne Konflikte und Stress ist die Idealvorstellung für jeden Hundehalter. Hundeerziehung soll möglichst positiv und mit nur wenigen Einschränkungen erfolgen. Die durchaus romantisierte Vorstellung ist oftmals, dass der eigene Vierbeiner aus reiner Freundschaft, Liebe und Dankbarkeit weiß, wie er sich zu benehmen hat.

Dennoch sind Regeln und Tabus für unsere Hunde vollkommen normal und gehören zum Leben und der intraspezifischen Kommunikation dazu. Und so gilt es auch im Zusammenleben mit uns Menschen, dem Hund Benimmregeln beizubringen und Grenzen aufzuzeigen. Oftmals wird dies mit etwas Negativem oder Verbotenem gleichgesetzt. Dabei handelt es sich hierbei um Regeln, die ein entspanntes Miteinander ermöglichen, Freiheit und zugleich Sicherheit geben. 

Die Erziehung ausschließlich über positive Verstärkung

Insbesondere zum Erlernen neuer Übungen und Signale ist die positive Verstärkung das Mittel der Wahl. Über ein an den Hund und der Situation angepasstes Belohnungssystem wird neues, gewünschtes Verhalten geformt. 

Zunehmend entwickelt sich ein gesellschaftlicher Trend, bei dem Hundehalter ausschließlich über Belohnungen mit ihrem Hund arbeiten möchten. Hundeschulen werben in diesem Rahmen mit der Arbeit über eine rein positive Verstärkung. Das bedeutet, dass ausschließlich erwünschtes Verhalten belohnt werden soll. Doch ist Erziehung allein damit aus lerntheoretischer Sicht tatsächlich möglich? 

Einem Hund in Begrüßungssituationen lediglich dann die Aufmerksamkeit zu schenken, wenn er mit allen vier Pfoten auf dem Boden bleibt, ist unumstritten die ideale Lösung. Doch was, wenn einem der eigene Vierbeiner bereits mit Anlauf entgegenkommt und seiner Aufregung durch Anspringen freien Lauf lässt? Die häufigste Empfehlung ist hierbei, den Hund vorerst zu ignorieren, sich wegzudrehen oder hindurchzulaufen. Durch den Entzug der menschlichen Aufmerksamkeit befinden wir uns nun jedoch keineswegs mehr im Bereich der positiven Verstärkung. Natürlich wartet man auf den Moment, in dem der Hund das erwünschte Verhalten zeigt, um ihn mit Streicheleinheiten zu belohnen. Dennoch ist die Nutzung von Ignoranz aus rein lerntheoretischer Sicht eine negative Bestrafung. Die menschliche Aufmerksamkeit wird entzogen, um das unerwünschte Verhalten, in diesem Fall das Anspringen, abzubauen.

Ähnlich verhält es sich mit dem scheinbar positiven Aufbau des Signals „Nein“. Die bekannteste Übung hierzu ist folgende: Ein Futterstück befindet sich in der Hand des Menschen. Möchte der Hund sich dieses nehmen, wird die Hand mit dem Signal „Nein“ geschlossen. Sie geht erst dann wieder auf, wenn der Vierbeiner Abstand genommen hat. Möchte er erneut an das Futterstück, wird die Prozedur wiederholt. Auch wenn das ruhige Abwarten des Hundes vor der geöffneten Hand in der Regel dann separat durch positive Verstärkung, nämlich die Futtergabe, belohnt wird, greift auch dieses Training zunächst auf die negative Verstärkung zurück. Denn auch hier wird der Wunsch des Hundes, an das Futter zu gelangen, nicht erfüllt, solang er forderndes Verhalten zeigt.

Diese beiden geschilderten Situationen stehen für unzählige in unserem Alltag, die belegen, dass ein rein positiv verstärkender Umgang mit unseren Hunden unmöglich ist. 

Grenzen als Beziehungskiller?

Häufig haben Hundehalter die Sorge, dass die Beziehung zu ihrem Vierbeiner durch Regeln und Grenzen leiden würde. Sie selbst haben das Gefühl, ihm Freiheiten zu rauben. Grenzen haben für Menschen oft einen negativen Beigeschmack, doch sie sind für einen Hund äußerst wichtig. Nur so kann er lernen, was erwünscht und was verboten ist. Sie legen einen Handlungsspielraum fest und geben einem Hund, übrigens genau wie uns Menschen, Orientierung, Struktur und Sicherheit. 

Wie verunsichert wäre ein Mensch zum Beispiel beim Autofahren, wenn ihm niemand im Vorfeld die Straßenverkehrsordnung erklärt und welches Chaos würde bestehen, wenn letztendlich jeder nach seinen eigenen Vorstellungen fahren würde? Genauso ergeht es auch Hunden in unserer menschlichen Gesellschaft, deren Spielregeln sie gar nicht kennen können. Je mehr Regeln, Grenzen und damit Strukturen gesetzt werden, umso mehr Sicherheit wird ein Hund empfinden. Insbesondere unsichere Hunde benötigen einen Menschen neben sich, der offenkundig genau weiß, wie man sich im Leben verhält und an dem er sich orientieren kann.

Zudem haben Hundehalter beim Aufstellen von Regeln häufig  das Gefühl, ihr Hund wäre sauer oder gar enttäuscht von ihnen. Etwas nicht zu bekommen, was man unbedingt möchte, sorgt natürlich in erster Linie für Frust. Viele Hundehalter möchten genau das für ihren Liebling vermeiden und lesen ihm gern jeden Wunsch von den Augen ab. Doch Frust ist keineswegs etwas, das man gänzlich vermeiden kann. Streng genommen ist sogar genau das Gegenteil der Fall, denn das Hundeleben besteht aus ziemlich viel Frust: nicht immer dort schnüffeln zu können, wo man gerade möchte, den Hasen nicht jagen zu dürfen, den Erzfeind nicht vertreiben zu können oder das gefundene Fressbare nicht vertilgen zu dürfen.

Umso wichtiger ist es, den Hund von Beginn an damit zu konfrontieren und ihm nicht jeden noch so kleinen Wunsch zu erfüllen. Nur so kann er lernen, mit Frust umzugehen und diesbezüglich toleranter zu werden. Eine hohe Frustrationstoleranz ist eine wichtige Basis für ein entspanntes Zusammenleben. Es vermindert Erwartungshaltungen und sorgt für ein bedeutend stressfreieres Leben des Vierbeiners. 

 Grenzen, Verhaltensabbrüche und Verbote

Grenzen bestehen immer dann, wenn ein Hund nicht in der Lage ist, das zu tun, was er eigentlich tun würde, wenn es diese nicht gäbe. Unser Alltag ist voll mit Grenzen, welche uns Menschen oftmals gar nicht als solche bewusst sind. Die räumlichen Begrenzungen durch die Wohnung oder den Gartenzaun, festgelegte Liegestellen, Fütterungszeiten oder die durch den Menschen bestimmte Bewegungsfreiheit auf Spaziergängen aufgrund der Leine – dies alles schränkt einen Hund bereits mehr oder weniger in seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen ein. 

Dazu kommen Grenzen, die von Haltern aktiv gesetzt werden müssen, um das hündische Verhalten zu formen und ihm Benimmregeln beizubringen. 

Ist eine Handlung niemals erwünscht, bietet es sich an, eine klare Grenze zu setzen. So gehört zum Beispiel das Klauen einer Bratwurst aus der Hand grundsätzlich nicht zu einem respektvollen Umgang. Sowohl Menschen als auch Hunde besitzen eine gewisse Individualdistanz. Einen Höflichkeitsabstand, den sie im sozialen Miteinander einfordern und der einen respektvollen Umgang gewährleistet. Diesen Abstand zu unterschreiten und sich unerlaubt am Essen anderer zu bedienen, ist sowohl aus Hunde- als auch Menschensicht eine Grenzüberschreitung. 

Zeigt der Hund unerwünschtes Verhalten, dass Hunde untereinander jedoch nicht korrigieren würden, kann über ein speziell antrainiertes Tabuwort eine solche Handlung abgebrochen werden. Doch nicht jedes Verhalten lässt sich nachhaltig einzig mit einem Tabuwort abbrechen. Hunde verfolgen mit ihren Handlungen ein Ziel. So muss beispielsweise bei Aggressionsverhalten an der Leine zuerst nach der Ursache geforscht und in Bezug auf diese ein Training aufgebaut werden. Wird das unerwünschte Verhalten lediglich korrigiert, ohne dass ein begleitendes Training stattfindet, besteht das ursächliche Problem für den Hund ja dennoch weiterhin. Der Hund leidet also weiter, und entwickelt daraufhin häufig anderweitiges Problemverhalten.  

Ein Verhalten, welches lediglich situativ unerwünscht ist, kann mit einem Verbot abgebrochen werden. Häufig wird hierzu ein „Nein“ verwendet. Darf der Hund beispielsweise Zuhause mit dem Menschen auf der Couch liegen, dies aber nicht in anderen Wohnungen tun, reicht hierfür ein gut aufgebautes Signal aus. Dem Hund wird also ein Verbot ausgesprochen, welches jedoch keine generelle Gültigkeit besitzen muss.

Grenzsetzungen zwischen Hunden als intraspezifische Kommunikation

Zwischen Hunden werden unerwünschte Verhaltensweisen im ersten Schritt ignoriert. Der souveräne erwachsene Hund wird einen zudringlichen Jungspund erst einmal komplett links liegen lassen, um ihm keine unnötige Aufmerksamkeit für beispielsweise distanzloses Verhalten zu schenken. Reicht Ignoranz nicht aus, wird er eine Grenze in angemessener Form über eine Maßregelung setzen. 

Die Kommunikation zwischen Hunden ist sehr fein und erfolgt auch bei Grenzsetzungen schrittweise. So erhält der betroffene Hund beispielsweise durch Drohfixieren oder Weg abschneiden bereits eine Verwarnung. Zeigt der Vierbeiner sich hiervon noch unbeeindruckt, kommt zumeist ein Knurren oder das Zeigen der Zähne hinzu. Reichen diese Formen der Drohung noch immer nicht aus, um ein Verhalten abzubrechen, wird eine taktile Korrektur gesetzt. Deutlich wird dabei, dass Hunde sich gegenseitig immer die faire Möglichkeit geben, eine Grenze im Vorfeld zu erkennen und das eigene Verhalten abzuändern.

Erziehung findet bereits in der Wurfkiste statt. Eine souveräne Mutterhündin sorgt dafür, ihre Welpen auf das spätere Leben vorzubereiten und nimmt eine wichtige Rolle in der Sozialisierung wahr. Benimmregeln sind auch innerhalb eines Rudels wichtig, denn keineswegs genießen Welpen oder Junghunde aufgrund ihrer Niedlichkeit Narrenfreiheit. So benutzt die Mutterhündin unter Umständen gezielt Ressourcen, wie beispielsweise einen Kauartikel, um ihren Anspruch darauf zu verdeutlichen. Je mehr sich der Welpe aus Interesse nähert, umso deutlicher werden ihre Drohungen – von Drohfixieren über Knurren bis hin zum Zähne zeigen. Sollte trotz klarer Drohung die Grenze überschritten werden, maßregelt die Mutterhündin ihre Welpen häufig über einen Schnauzgriff. Hierbei umfasst sie den Fang des Welpen mit ihrem Maul. Sie schult also ihren Nachwuchs sehr gezielt im kleinen Einmaleins der Kommunikation, Grenzen zu erkennen, sie zu akzeptieren und eigene Handlungsalternativen zu finden.

Zwischen erwachsenen Hunden sieht man die Form der Korrektur durch einen Schnauzgriff eher selten. Häufiger greifen sie auf einen Stups im Hals-Nackenbereich zurück. Dabei stupst der korrigierende den anderen Hund mit seiner Schnauze in den Hals-Nacken-Bereich. 

Als Mensch Grenzen richtig setzen

Auch für den Umgang zwischen Mensch und Hund kann das hündische Verhalten untereinander als Vorbild genommen werden. Unerwünschte Verhaltensweisen können, je nach Ziel des Hundes, unter Umständen einfach ignoriert werden. Unbestätigtes Verhalten baut sich in der Regel in kürzester Zeit ab. Heischt der Hund also beispielsweise durch Bellen, Kratzen oder Anspringen um die Aufmerksamkeit des Menschen, ist Ignoranz das beste Mittel der Wahl. Jede Reaktion des Menschen auf ein solches Verhalten, auch eine Korrektur, würde hierbei verstärkend wirken. Denn jede Form der Aufmerksamkeit, ist eine Form der Aufmerksamkeit!

Ignoranz ergibt natürlich nur dann Sinn, wenn das Fehlverhalten an sich für den Hund nicht selbstbelohnend ist. So wäre sie beispielsweise beim unerlaubten Buddeln keineswegs förderlich, um dieses Verhalten abzustellen. 

Einen allgemein gültigen Handlungsplan, wie einem Hund eine Grenze aufgezeigt werden kann, gibt es nicht. Das Vorgehen unterscheidet sich stets je nach Hund und je nach Mensch. Während bei sensiblen Hunden gegebenenfalls bereits ein kurzer eindringlicher Blick ausreicht, wird dieser wahrscheinlich einen sicheren Hund kaum tangieren. Andererseits kann ein vom Menschen durchgeführter Stups in den Hals-Nackenbereich den einen Hund angemessen beeindrucken, den anderen hingegen schwer traumatisieren. 

Zudem sollte eine Korrekturform auch zum Menschen passen. Eine Maßreglung muss immer intuitiv und aus dem Bauch heraus geschehen. Es ist nicht empfehlenswert, sich Verhaltensmuster anzueignen, die einstudiert wirken, weil der Mensch selbst so nie handeln würde. Hunde kennen ihre Menschen bis ins kleinste Detail. Jegliche Schauspielerei durchschauen sie sofort. Dies kann einerseits dazu führen, dass eine Maßregelung überhaupt nicht ernst genommen wird oder andererseits zu starker Unsicherheit im Umgang mit dem Menschen führen, da dieser aus Hundesicht unberechenbar wird.

Eines steht jedoch fest – Lautstärke und übertriebene Härte sind auch in diesem Rahmen vollkommen unnötig. Weder benötigt ein Hund laute Signale, um zu verstehen, noch bedarf es massiver körperlicher Korrekturen für Fehlverhalten.  

Häufig wird Konsequenz mit Strenge verwechselt. Es ist viel entscheidender, dass eine Grenze ihre Gültigkeit grundsätzlich beibehält. Gelten aufgestellte Regeln lediglich sporadisch, wird ein Hund zu Recht seinen Handlungsrahmen stets neu hinterfragen. Daher sind die Hunde im Training, die häufig als „dickköpfig“ bezeichnet werden, meist die, die inkonsequent aufgestellte Regeln immer wieder neu für sich definieren müssen.  

Auch Hunde dürfen Grenzen setzen!

Auch ein Hund hat ein Recht darauf, Menschen Grenzen aufzuzeigen. Er muss sich keineswegs alles willenlos gefallen lassen. Ist ihm etwas zu nah, zu aufdringlich oder zu unangenehm, darf er dies deutlich machen. Diese Grenzen werden über ein breites Spektrum an hündischer Kommunikation verdeutlicht, angefangen durch sämtliche Beschwichtigungssignale, wie beispielsweise Über-die-Schnauze-lecken, Blick abwenden oder Ohren anlegen, über Drohfixieren und Knurren bis hin zum Abwehrverhalten wie z. B. Abschnappen.

Noch immer hält sich die Meinung, dass Hundehalter sich die letztgenannten Verhaltensweisen nicht bieten lassen dürfen. Anstatt das Verhalten des Hundes zu hinterfragen, wird hier eine Korrektur empfohlen. Doch der Vierbeiner hatte ja in diesem Moment ein Problem, welches aber ja nicht durch eine Maßregelung gelöst werden kann. Werden ihm nun jedoch Teile seiner Kommunikation verboten - beispielweise das Knurren, wird der Hund dieses unter Umständen in der nächsten, ähnlichen Situation überspringen und direkt deutlicher kommunizieren. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die Körpersprache von Hunden zu verstehen. Nur so ist der Hundehalter in der Lage, Unwohlsein schnell zu erkennen und die Situation nachhaltig zu lösen. 

Der Aufbau von Verbot- und Abbruchsignalen

Das häufig im Alltag benutzte „Nein“, um ein Verbot für eine Handlung auszusprechen, kannst Du durchaus über das Training der zuvor beschriebenen Futterhand aufbauen. Belohnt wird hierbei, dass der Hund sich nicht von dem Futter in der Menschenhand verleiten lässt und das Verbot als solches akzeptiert. Fortgeschrittene können diese Übung auch mit Futter auf dem Boden ausbauen, welches notfalls durch den Fuß abgedeckt wird. Du solltest Dir jedoch überlegen, ob Du das zunächst verbotene Futterstück nach ein paar Sekunden ruhigem Warten tatsächlich freigibst. Aus Hundesicht wäre dieses Training lediglich ein Trick des Abwartens und aus jedem „Nein“ wird in kürzester Zeit ein „Ja“. Diese Akzeptanz solltest Du daher besser mit einem separaten Futterstück belohnen. Im Anschluss daran musst Du dieses Signal auch im alltäglichen Zusammenleben etablieren.

Ein Tabuwort entspricht im übertragenen Sinne dem Knurren der Mutterhündin als Vorwarnung für eine körperliche Konsequenz, wenn der Welpe sein Verhalten nicht einstellt. Im Aufbau dient daher das Verhalten der Mutterhündin als Vorbild. Dazu setzt Du Dich mit einem Gegenstand auf den Boden und beanspruchst ihn für Dich. Zeigt Dein Hund nun Interesse, drohst Du ihm, indem Du Dich nach vorne beugst und Deinen Hund fixierst. Ist Dein Vierbeiner von diesem Verhalten unbeeindruckt, kannst Du eine Korrektur mittels Schnauzgriff oder Stups in den Hals-Nackenbereich durchführen. Gleichzeitig verwendest Du das zuvor ausgewählte Tabuwort. Dazu musst Du nicht knurren, denn Hunde wissen, dass wir Menschen in Worten sprechen. „Tabu“ oder „Lass es“ eignen sich beispielsweise, da sie sich deutlich vom „nein“ für den Verhaltensabbruch unterscheiden. 

Wenn der Hund das Verbot ignoriert - die häufigsten Fehler 

Einer der häufigsten Fehler ist, dass Hundehalter ihren Vierbeinern im Alltag sehr viel mit einem „Nein“ verbieten möchten, ohne tatsächlich darauf zu achten, dass das unerwünschte Verhalten abgebrochen wird. Außerdem wird ein „Nein“ oftmals im falschen Kontext benutzt und verliert hierdurch seine Sinnhaftigkeit. Ist der Hund beispielsweise unaufgefordert trotz eines „Sitz“-Signals aufgestanden und läuft schnüffelnd herum, kommt aus einem Impuls heraus bei vielen Haltern ein „Nein“. Doch die Handlung, auf die sich die Korrektur eigentlich bezieht, kann der Hund gar nicht mehr abbrechen. Aufgestanden ist er bereits. Der Hund verknüpft das Verbot daher dann z. B. mit dem Schnüffeln. Er wird so aber nicht lernen, länger sitzen zu bleiben. Richtigerweise könnte man das Verbot im Ansatz des Aufstehens oder währenddessen nutzten. Steht der Hund bereits, ist es zu spät und die einzig logische Konsequenz wäre, dem Hund zu sagen, was er tun soll. Nämlich ihn wieder an die ursprüngliche Stelle zurückzubringen, und ihm dort ein erneutes Sitz-Signal zu geben, und dann natürlich das erwünschte Verhalten in kleinen Schritten zu belohnen.

Körperliche Korrekturen, aber mit Maß!

Grundsätzlich gilt für Maßregelungen – so wenig wie möglich, so viele wie nötig. Es sollte nicht alltäglich werden, dem Hund körperliche Grenzen setzen zu müssen. Sind diese aber notwendig, kann man sich wie zuvor beschrieben, die Kommunikation zwischen Hunden als Vorbild nehmen, angefangen vom Drohfixieren über räumliche Begrenzung bis hin zur körperlichen Korrektur beispielsweise in Form eines Schnauzgriffs. 

In keinem Fall ist es angemessen, den Hund zu schlagen. Auch der aus dem Fernsehen bekannte Tritt in die Leistengegend des Hundes ist absolut inakzeptabel. Er verursacht nicht nur starke Schmerzen, sondern ist auch gefährlich für die innenliegenden Organe. Ebenso wenig sollte der Hund bei unerwünschtem Verhalten im Nacken gepackt und geschüttelt werden. Hunde nutzen dieses Verhalten ausschließlich, um Beute zu erlegen. Dementsprechend interpretieren sie diese Handlung auch als solche. 

Generell geht es bei einer Korrektur nicht darum, den Hund körperlich beeindrucken zu wollen und ihm aufzuzeigen, dass er unterlegen ist. Sowohl psychischer als auch physischer Druck sorgt stets für große Unsicherheit im Zusammenleben. Hunde orientieren sich grundsätzlich nicht automatisch am Stärksten. Sie schließen sich vielmehr demjenigen an, der fest mit beiden Beinen im Leben steht und gut durchdachte Entscheidungen trifft. 

Die Maßregelung über Hilfsmittel bei unerwünschtem Verhalten

Die Nutzung von Hilfsmitteln für eine Maßregelung ist sinnvoll, wenn Halter es nicht schaffen, ihrem Hund eine angemessene Grenze zu setzen, insbesondere dann, wenn die Größenverhältnisse es nicht zulassen oder der Hund sich grundsätzlich von körperlichen Korrekturen unbeeindruckt zeigt. 

Die Sprühflasche für eine Wasserkorrektur kommt bei überforderten Hundehaltern gern zum Einsatz. Dennoch sind auch Hilfsmittel kein Allheilmittel. Der Einsatz von Wasserflaschen, Wurfketten und Ähnlichem bringt zudem auch Risiken mit sich. Was auf den ersten Blick wie eine schnelle und einfache Lösung für Hundehalter aussieht, kann für einen Hund sehr traumatisierend sein. Mit falschem Timing und für den Hund komplett unangemessenen Handlungen kann die Mensch-Hund-Beziehung nachhaltig zerstört werden. Zudem muss dem Hund parallel zur Korrektur immer aufgezeigt werden, welches Verhalten stattdessen erwünscht ist. Anderweitig kann der Vierbeiner unter Umständen in eine erlernte Hilfslosigkeit verfallen, in der er lieber überhaupt nichts mehr aus Eigeninitiative anbietet, bevor er etwas Falsches macht und eine erneute Maßregelung riskiert. 

Wann ein Trainer ins Spiel kommen sollte

Sobald Hundehalter sich überfordert mit ihrem Hund fühlen, ist es immer wichtig, sich kompetente Hilfe an die Hand zu holen. Zum einen dann, wenn der eigene Vierbeiner auf Verbote mit Frust oder Gegenwehr reagiert. Zum anderen, wenn es sich um eine komplexe Verhaltensproblematik handelt, deren Ursache noch unklar ist.  

Außerdem ist es für den potenziellen Einsatz von Hilfsmitteln ratsam, sich an einen Trainer zu wenden. Dieser kann im Vorfeld bereits sagen, ob die Form der Maßregelung dem Hund und der Problematik angepasst ist und beim Aufbau dieser Korrektur unterstützend wirkt. 

Ein Artikel unserer Partnerin Franziska Herre (Martin Rütter DOGS Erfurt / Weimar und Martin Rütter DOGS Gera / Jena) für die Zeitschrift "Martin Rütter - Das Magazin".

Silvsterangst beim Hund - Last-minute-Tipps

Um einem ängstlichen Hund am effektivsten zu helfen, bieten sich verschiedene Methoden aus der Verhaltenstherapie an. Besonders die sogenannte Gegenkonditionierung ist eine erfolgreiche Therapieform, um lauten Geräuschen ihren Schrecken zu nehmen. Dabei wird der Furcht auslösende Reiz gemeinsam mit einem positiv besetzten Reiz präsentiert. Durch die wiederholte gemeinsame Präsentation der beiden Reize lernt der Hund, dass der ehemals gefürchtete Reiz zu einem konditionierten positiven Reiz wird. Anstatt negativer Gefühle lösen laute Geräusche dann positive Gefühle aus. Dieser Prozess braucht jedoch einige Zeit, da das Training sehr kleinschrittig aufgebaut werden muss, um Lernerfolge zu gewährleisten und den betroffenen Hund nicht zu überfordern.

Tipps für einen entspannteren Jahreswechsel mit Hund

Um die Silvesterangst beim eigenen Hund etwas zu mildern, können verschiedene Dinge ausprobiert werden. Idealerweise besteht bereits ein sicherer Rückzugsort, den der Hund beim Beginn der Silvesterknallerei aufsuchen kann. Manche Hunde möchten sich dann am liebsten ins Bett des Halters oder in den Kleiderschrank verkriechen oder in die hinterste Ecke des Kellers flüchten. Da es teilweise bereits vor dem 31. Dezember draußen knallt, sollten entsprechende Türen auch schon an den Tagen vor Silvester offen sein. Die Spaziergänge sollten möglichst in knallfreien Gegenden stattfinden und der eigene Hund durchgehend an der Leine bleiben.

In Absprache mit einem Tierarzt können sanfte Beruhigungsmittel auf pflanzlicher Basis oder auf Basis von Milcheiweiß einige Tage vorab gegeben werden. Idealerweise werden diese Mittel bereits zwei bis drei Tage vor Silvester verabreicht. Zylkene zum Beispiel, ein hydrolysiertes Milchprotein, kann Stress dämpfen, hierbei sollte die empfohlene Dosierung jedoch verdreifacht werden. Auch die Aminosäure Tryptophan, die in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind (beispielsweise Adaptil), und Grundsubstanz des ausgleichenden Botenstoffes Serotonin ist, kann stressmildernd wirken.

Eventuell können auch bestimmte Pheromone dazu führen, dass euer Hund während der Tage um den Jahreswechsel etwas entspannter wird. Hier spielt das sog. „Dog Appeasing Pheromone“ (DAP) gerade in Bezug auf Stress und Angsttherapie eine große Rolle. In der Welpenzeit wird es von der Mutterhündin in der Zitzenregion produziert und soll auf die Welpen eine beruhigende, sicherheitsgebende Wirkung haben. In Form von Steckern, Halsbändern und Sprays kann damit also zumindest ein Versuch der Verbesserung unternommen werden. Hierbei ist es wichtig, die Hilfsmittel frühzeitig einzusetzen. Der Hersteller empfiehlt den Einsatz mind. 24 Stunden vor der angstauslösenden Situation, ich raste unseren Kunden Halsband & Co. bereits zwei Wochen vor Silvester zu nutzen und diese auch noch einige Tage nach dem Jahreswechsel einzusetzen.

Auch der Einsatz von einem selbst gemachten Gehörschutz, den er dann vor der Knallerei tragen kann, ist sinnvoll. Dazu etwas Watte in das Hundeohr stecken und dann einen Schal mehrfach um den Kopf wickeln und mit einem selbstklebenden Verband fixieren. Eine vorab stattfindende Gewöhnung ist hierbei wichtig. Im Handel findet ihr auch Gehörschutzkappen & Co., die noch besser den Lärm dämpfen.

Am 31. Dezember steht dann ein ausgedehnter Spaziergang und maßvolle körperliche Beschäftigung am frühen Nachmittag auf dem Programm, die dem Hund dabei helfen, entspannter zu werden. Heruntergelassene Rollläden oder zugezogene Vorhänge können den Lärm von draußen eine wenig dämpfen und auch klassische Musik kann eingesetzt werden, um Knaller & Co. zu übertönen. Kurz vor Mitternacht (ca. 15 Minuten vorher) gibt es dann einen entsprechenden Kauartikel oder eine Leckmatte, da das lange Kauen und Lecken entspannend wirkt.

Wenn es dann draußen knallt und zischt, suchen manche Hunde die Nähe ihrer Menschen, weil sie sich dort sicherer fühlen. Bietet euren Hunden in solchen Momenten dann Social Support und lasst die Nähe zu. Ein sanftes Kraulen und Streicheln beruhigt manche Vierbeiner zusätzlich, da dann Oxytocin ausgeschüttet wird, das nachweislich stressmindernd wirkt.

Bei besonders ängstlichen Hunden macht es Sinn, dem Feuerwerk komplett zu entfliehen und Silvester an einem ruhigen Ort zu verbringen, an dem definitiv nicht geknallt wird. Auf einigen Nordseeinseln (Amrum oder Sylt) sowie einigen Städten (z.B. St. Peter Ording) besteht ein Abbrennverbot von Feuerwerkskörpern. Im Internet erfährt man, wo sich diese Orte befinden. Alternativ kann ein entspannter Jahreswechsel mit dem Hund auch auf einem Rastplatz außerhalb der Stadt verbracht werden. Bereits durch das Fahrgeräusch im Auto werden die Knallgeräusche nicht so intensiv wahrgenommen und in der Nähe von Autobahnen werden selten Böller und Raketen gezündet.

Auch die Terminals von Flughäfen sind sehr gut geeignet, um dem Silvesterfeuerwerk zu entfliehen. Dort treffen sich jedes Jahr Hundebesitzer zum Jahreswechsel in einem Airport-Hotel, mieten sich dort entweder ein Zimmer oder sitzen mit ihren Hunden in der Lobby – solange, bis die laute Knallerei ein Ende hat. An Flughäfen darf nämlich kein Feuerwerk gezündet werden.

Inwieweit der Einsatz von Medikamenten sinnvoll ist, um euren Hunden die Silvesterangst zu nehmen, solltet ihr vorab mit eurem Tierarzt besprechen. Der Ulmer Tierarzt Ralph Rückert beschreibt echte Geräusch- und Silvesterangst, die „pharmakologisch gedämpft werden sollte“, wie folgt: „Es geht in erster Linie um Hunde, die an Silvester unter panischen, nicht kontrollierbaren Angstzuständen leiden, also um Tiere, die völlig erstarren, die nur noch zittern, die Harn und Kot unter sich lassen oder erbrechen, die auch durch ein offenes Fenster im dritten Stock springen würden, um der Situation zu entgehen...“. Die Wirkstoffe, die in diesen Fällen dann zur Anwendung kommen sollten, sind meist sog. „Benzodiazepine“ – sie wirken Angst lösend, können aber auch Nebenwirkungen wie z. B. Enthemmung haben. Daher die Gabe und Dosierung unbedingt genau mit dem Tierarzt des Vertrauens abklären! 

Silvesterangst beim Hund - Wie der Brown Noise den Hund entspannen kann

Hunde haben ein sehr feines Gehör, sodass sie auf verschiedene Geräusche in ihrer Umgebung sehr sensibel reagieren können. Manche Geräusche können sie beruhigen, wie z.B. die Klänge von klassischer Musik oder das Summen eines Ventilators. Andere Geräusche sie ängstlich, nervös oder gestresst machen, wie z.B. das Donnern bei einem Gewitter oder das Brummen des heimischen Staubsaugers. Und daher ist natürlich auch das Feuerwerk zu Silvester für viele Hunde der absolute Horror. Wenn es draußen knallt und zischt, möchten sich die betroffenen Vierbeiner am liebsten in Luft auflösen. 

Bei solchen Hunden bietet sich eine gezielte Verhaltenstherapie an, die ihnen die Angst vor Silvester nehmen kann. Diese nimmt aber eine gewisse Zeit in Anspruch, da das Training hierbei sehr kleinschrittig vonstattengeht. Und so kann es sein, dass der jeweilige Hund bis zum nächsten Jahreswechsel noch nicht erfolgreich geheilt ist. Dann müssen über besondere Erste-Hilfe-Maßnahmen schlimmere Schäden vermieden werden. 

So ist es äußerst sinnvoll, die Explosionen durch Raketen und Böller durch andere Geräusche zu überdecken.

Beim Sound masking werden gezielt natürliche (z. B. Vogelgezwitscher) oder künstliche (z. B. Rauschen) Geräusche genutzt, um andere Geräusche zu überlagern. Die besten Geräusche für das Sound Masking sind demnach Staubsauger (natürlich nur für Hunde, die den Staubsauger nicht fürchten) oder andere

Geräte mit Motorengeräuschen, wie z.B. Ventilatoren. Noch effektiver ist aber ein besonderes Rauschen namens Brown Noise. 

Brown Noise ist eine Art von Hintergrundgeräusch, das aus sehr tiefen Frequenzen besteht und eine höhere Leistungsdichte hat als andere Arten von Rauschen, wie z.B. weißes oder rosa Rauschen. Brown Noise-Rauschen klingt wie ein tiefer, dröhnender Ton, der andere Geräusche übertönt. Durch eine spezifische Frequenzverteilung werden andere störende Geräusche ausgeblendet, sodass diese kaum oder gar nicht mehr wahrnehmbar sind. Dabei hat Brown Noise keineswegs etwas mit der Farbe Braun zu tun. Vielmehr ist „Brown Noise“ die Ableitung des Namens des Erfinders. Dies war nämlich ein schottischer Botaniker namens Robert Brown, der im Jahr 1827 unter dem Mikroskop unregelmäßige und ruckartige Wärmebewegung kleiner Teilchen in Flüssigkeiten und Gasen entdeckte. 

Statt "normale" Musik abzuspielen, nütze also lieber den Brown Noise für das Sound masking und hilf Deinem Hund dadurch, sich zu entspannen, wenn es draußen knallt oder donnert. Dabei muss die Lautstärke dazu nicht einmal besonders laut sein, um einen Effekt zu erzielen. Am besten solltest Du hochwertige Lautsprecher nutzen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Sollte Dich dieses Rauschen aber stören, dann gewöhne Deinen Hund vorab an das Tragen von Kopfhörern, über die dann der Brown Noise abgespielt wird. 

Im Internet findest du entsprechende Playlists, die ein solches Rauschen abspielen (Spotify oder YouTube).

Silvesterangst beim Hund - Entspannungstraining

Geräuschangst ist das am häufigsten vorkommende Angstproblem bei Hunden – Studien zufolge sind zwischen einem Viertel und der Hälfte aller Haushunde betroffen (Blackwell et al., 2013; Riemer, 2019; Salonen et al., 2020). Am häufigsten sind Feuerwerke der Auslöser, gefolgt von Donner und Schüssen (Salonen et al., 2020).

Wenn Du Deinem Hund den Stress zum Jahreswechsel nehmen oder lindern möchtest, dann stehen Dir verschiedene Ansätze im Verhaltenstraining zur Verfügung. Durch eine Gegenkonditionierung oder Entspannungstraining kannst Du die Geräuschängste bei Deinem Hund effektiv verändern. Beim Entspannungstraining lernt Dein Hund, sich auf ein Signal hin zu entspannen. Dieses Training kann auf verschiedene Weise aufgebaut werden. Eine Methode basiert auf klassischer Konditionierung. Durch Massage oder langsames Streicheln wird Entspannung ausgelöst oder es werden Situationen ausgenützt, in denen der Hund von sich aus entspannt ist. Befindet sich der Hund in einem entspannten Zustand oder ist dieser zuverlässig auslösbar, kann ein Signal eingeführt werden. Beispielsweise wird ein bestimmtes Wort wiederholt gesprochen, oder die Massage wird immer auf einer bestimmten Decke ausgeführt. Auch ein bestimmter Geruch (z. B. Lavendelöl), eine Musik oder ein Hörbuch können mit Entspannung verknüpft werden. Nach erfolgreicher Konditionierung kann Entspannung auch während stressiger Situationen alleine durch das Signal (je nachdem Wort, Decke, Geruch etc.) bewirkt werden (vgl. Horwitz und Mills, 2012).

 

Weitere Tipps für einen entspannteren Jahreswechsel mit Deinem Hund gibt es während unseres Online-Vortrags SILVESTERANGST BEIM HUND.

Hier findest du den nächsten Termin:

https://www.martinruetter.com/kiel/angebot/termine/

 

Grenzen setzen und Abbruchsignale einführen

Ein harmonisches Zusammenleben ohne Konflikte und Stress ist die Idealvorstellung für jeden Hundehalter. Hundeerziehung soll möglichst positiv und mit nur wenigen Einschränkungen erfolgen. Die durchaus romantisierte Vorstellung ist oftmals, dass der eigene Vierbeiner aus reiner Freundschaft, Liebe und Dankbarkeit weiß, wie er sich zu benehmen hat.

Dennoch sind Regeln und Tabus für unsere Hunde vollkommen normal und gehören zum Leben und der intraspezifischen Kommunikation dazu. Und so gilt es auch im Zusammenleben mit uns Menschen, dem Hund Benimmregeln beizubringen und Grenzen aufzuzeigen. Oftmals wird dies mit etwas Negativem oder Verbotenem gleichgesetzt. Dabei handelt es sich hierbei um Regeln, die ein entspanntes Miteinander ermöglichen, Freiheit und zugleich Sicherheit geben. 

Die Erziehung ausschließlich über positive Verstärkung

Insbesondere zum Erlernen neuer Übungen und Signale ist die positive Verstärkung das Mittel der Wahl. Über ein an den Hund und der Situation angepasstes Belohnungssystem wird neues, gewünschtes Verhalten geformt. 

Zunehmend entwickelt sich ein gesellschaftlicher Trend, bei dem Hundehalter ausschließlich über Belohnungen mit ihrem Hund arbeiten möchten. Hundeschulen werben in diesem Rahmen mit der Arbeit über eine rein positive Verstärkung. Das bedeutet, dass ausschließlich erwünschtes Verhalten belohnt werden soll. Doch ist Erziehung allein damit aus lerntheoretischer Sicht tatsächlich möglich? 

Einem Hund in Begrüßungssituationen lediglich dann die Aufmerksamkeit zu schenken, wenn er mit allen vier Pfoten auf dem Boden bleibt, ist unumstritten die ideale Lösung. Doch was, wenn einem der eigene Vierbeiner bereits mit Anlauf entgegenkommt und seiner Aufregung durch Anspringen freien Lauf lässt? Die häufigste Empfehlung ist hierbei, den Hund vorerst zu ignorieren, sich wegzudrehen oder hindurchzulaufen. Durch den Entzug der menschlichen Aufmerksamkeit befinden wir uns nun jedoch keineswegs mehr im Bereich der positiven Verstärkung. Natürlich wartet man auf den Moment, in dem der Hund das erwünschte Verhalten zeigt, um ihn mit Streicheleinheiten zu belohnen. Dennoch ist die Nutzung von Ignoranz aus rein lerntheoretischer Sicht eine negative Bestrafung. Die menschliche Aufmerksamkeit wird entzogen, um das unerwünschte Verhalten, in diesem Fall das Anspringen, abzubauen.

Ähnlich verhält es sich mit dem scheinbar positiven Aufbau des Signals „Nein“. Die bekannteste Übung hierzu ist folgende: Ein Futterstück befindet sich in der Hand des Menschen. Möchte der Hund sich dieses nehmen, wird die Hand mit dem Signal „Nein“ geschlossen. Sie geht erst dann wieder auf, wenn der Vierbeiner Abstand genommen hat. Möchte er erneut an das Futterstück, wird die Prozedur wiederholt. Auch wenn das ruhige Abwarten des Hundes vor der geöffneten Hand in der Regel dann separat durch positive Verstärkung, nämlich die Futtergabe, belohnt wird, greift auch dieses Training zunächst auf die negative Verstärkung zurück. Denn auch hier wird der Wunsch des Hundes, an das Futter zu gelangen, nicht erfüllt, solang er forderndes Verhalten zeigt.

Diese beiden geschilderten Situationen stehen für unzählige in unserem Alltag, die belegen, dass ein rein positiv verstärkender Umgang mit unseren Hunden unmöglich ist. 

Grenzen als Beziehungskiller?

Häufig haben Hundehalter die Sorge, dass die Beziehung zu ihrem Vierbeiner durch Regeln und Grenzen leiden würde. Sie selbst haben das Gefühl, ihm Freiheiten zu rauben. Grenzen haben für Menschen oft einen negativen Beigeschmack, doch sie sind für einen Hund äußerst wichtig. Nur so kann er lernen, was erwünscht und was verboten ist. Sie legen einen Handlungsspielraum fest und geben einem Hund, übrigens genau wie uns Menschen, Orientierung, Struktur und Sicherheit. 

Wie verunsichert wäre ein Mensch zum Beispiel beim Autofahren, wenn ihm niemand im Vorfeld die Straßenverkehrsordnung erklärt und welches Chaos würde bestehen, wenn letztendlich jeder nach seinen eigenen Vorstellungen fahren würde? Genauso ergeht es auch Hunden in unserer menschlichen Gesellschaft, deren Spielregeln sie gar nicht kennen können. Je mehr Regeln, Grenzen und damit Strukturen gesetzt werden, umso mehr Sicherheit wird ein Hund empfinden. Insbesondere unsichere Hunde benötigen einen Menschen neben sich, der offenkundig genau weiß, wie man sich im Leben verhält und an dem er sich orientieren kann.

Zudem haben Hundehalter beim Aufstellen von Regeln häufig  das Gefühl, ihr Hund wäre sauer oder gar enttäuscht von ihnen. Etwas nicht zu bekommen, was man unbedingt möchte, sorgt natürlich in erster Linie für Frust. Viele Hundehalter möchten genau das für ihren Liebling vermeiden und lesen ihm gern jeden Wunsch von den Augen ab. Doch Frust ist keineswegs etwas, das man gänzlich vermeiden kann. Streng genommen ist sogar genau das Gegenteil der Fall, denn das Hundeleben besteht aus ziemlich viel Frust: nicht immer dort schnüffeln zu können, wo man gerade möchte, den Hasen nicht jagen zu dürfen, den Erzfeind nicht vertreiben zu können oder das gefundene Fressbare nicht vertilgen zu dürfen.

Umso wichtiger ist es, den Hund von Beginn an damit zu konfrontieren und ihm nicht jeden noch so kleinen Wunsch zu erfüllen. Nur so kann er lernen, mit Frust umzugehen und diesbezüglich toleranter zu werden. Eine hohe Frustrationstoleranz ist eine wichtige Basis für ein entspanntes Zusammenleben. Es vermindert Erwartungshaltungen und sorgt für ein bedeutend stressfreieres Leben des Vierbeiners. 

 Grenzen, Verhaltensabbrüche und Verbote

Grenzen bestehen immer dann, wenn ein Hund nicht in der Lage ist, das zu tun, was er eigentlich tun würde, wenn es diese nicht gäbe. Unser Alltag ist voll mit Grenzen, welche uns Menschen oftmals gar nicht als solche bewusst sind. Die räumlichen Begrenzungen durch die Wohnung oder den Gartenzaun, festgelegte Liegestellen, Fütterungszeiten oder die durch den Menschen bestimmte Bewegungsfreiheit auf Spaziergängen aufgrund der Leine – dies alles schränkt einen Hund bereits mehr oder weniger in seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen ein. 

Dazu kommen Grenzen, die von Haltern aktiv gesetzt werden müssen, um das hündische Verhalten zu formen und ihm Benimmregeln beizubringen. 

Ist eine Handlung niemals erwünscht, bietet es sich an, eine klare Grenze zu setzen. So gehört zum Beispiel das Klauen einer Bratwurst aus der Hand grundsätzlich nicht zu einem respektvollen Umgang. Sowohl Menschen als auch Hunde besitzen eine gewisse Individualdistanz. Einen Höflichkeitsabstand, den sie im sozialen Miteinander einfordern und der einen respektvollen Umgang gewährleistet. Diesen Abstand zu unterschreiten und sich unerlaubt am Essen anderer zu bedienen, ist sowohl aus Hunde- als auch Menschensicht eine Grenzüberschreitung. 

Zeigt der Hund unerwünschtes Verhalten, dass Hunde untereinander jedoch nicht korrigieren würden, kann über ein speziell antrainiertes Tabuwort eine solche Handlung abgebrochen werden. Doch nicht jedes Verhalten lässt sich nachhaltig einzig mit einem Tabuwort abbrechen. Hunde verfolgen mit ihren Handlungen ein Ziel. So muss beispielsweise bei Aggressionsverhalten an der Leine zuerst nach der Ursache geforscht und in Bezug auf diese ein Training aufgebaut werden. Wird das unerwünschte Verhalten lediglich korrigiert, ohne dass ein begleitendes Training stattfindet, besteht das ursächliche Problem für den Hund ja dennoch weiterhin. Der Hund leidet also weiter, und entwickelt daraufhin häufig anderweitiges Problemverhalten.  

Ein Verhalten, welches lediglich situativ unerwünscht ist, kann mit einem Verbot abgebrochen werden. Häufig wird hierzu ein „Nein“ verwendet. Darf der Hund beispielsweise Zuhause mit dem Menschen auf der Couch liegen, dies aber nicht in anderen Wohnungen tun, reicht hierfür ein gut aufgebautes Signal aus. Dem Hund wird also ein Verbot ausgesprochen, welches jedoch keine generelle Gültigkeit besitzen muss.

Grenzsetzungen zwischen Hunden als intraspezifische Kommunikation

Zwischen Hunden werden unerwünschte Verhaltensweisen im ersten Schritt ignoriert. Der souveräne erwachsene Hund wird einen zudringlichen Jungspund erst einmal komplett links liegen lassen, um ihm keine unnötige Aufmerksamkeit für beispielsweise distanzloses Verhalten zu schenken. Reicht Ignoranz nicht aus, wird er eine Grenze in angemessener Form über eine Maßregelung setzen. 

Die Kommunikation zwischen Hunden ist sehr fein und erfolgt auch bei Grenzsetzungen schrittweise. So erhält der betroffene Hund beispielsweise durch Drohfixieren oder Weg abschneiden bereits eine Verwarnung. Zeigt der Vierbeiner sich hiervon noch unbeeindruckt, kommt zumeist ein Knurren oder das Zeigen der Zähne hinzu. Reichen diese Formen der Drohung noch immer nicht aus, um ein Verhalten abzubrechen, wird eine taktile Korrektur gesetzt. Deutlich wird dabei, dass Hunde sich gegenseitig immer die faire Möglichkeit geben, eine Grenze im Vorfeld zu erkennen und das eigene Verhalten abzuändern.

Erziehung findet bereits in der Wurfkiste statt. Eine souveräne Mutterhündin sorgt dafür, ihre Welpen auf das spätere Leben vorzubereiten und nimmt eine wichtige Rolle in der Sozialisierung wahr. Benimmregeln sind auch innerhalb eines Rudels wichtig, denn keineswegs genießen Welpen oder Junghunde aufgrund ihrer Niedlichkeit Narrenfreiheit. So benutzt die Mutterhündin unter Umständen gezielt Ressourcen, wie beispielsweise einen Kauartikel, um ihren Anspruch darauf zu verdeutlichen. Je mehr sich der Welpe aus Interesse nähert, umso deutlicher werden ihre Drohungen – von Drohfixieren über Knurren bis hin zum Zähne zeigen. Sollte trotz klarer Drohung die Grenze überschritten werden, maßregelt die Mutterhündin ihre Welpen häufig über einen Schnauzgriff. Hierbei umfasst sie den Fang des Welpen mit ihrem Maul. Sie schult also ihren Nachwuchs sehr gezielt im kleinen Einmaleins der Kommunikation, Grenzen zu erkennen, sie zu akzeptieren und eigene Handlungsalternativen zu finden.

Zwischen erwachsenen Hunden sieht man die Form der Korrektur durch einen Schnauzgriff eher selten. Häufiger greifen sie auf einen Stups im Hals-Nackenbereich zurück. Dabei stupst der korrigierende den anderen Hund mit seiner Schnauze in den Hals-Nacken-Bereich. 

Als Mensch Grenzen richtig setzen

Auch für den Umgang zwischen Mensch und Hund kann das hündische Verhalten untereinander als Vorbild genommen werden. Unerwünschte Verhaltensweisen können, je nach Ziel des Hundes, unter Umständen einfach ignoriert werden. Unbestätigtes Verhalten baut sich in der Regel in kürzester Zeit ab. Heischt der Hund also beispielsweise durch Bellen, Kratzen oder Anspringen um die Aufmerksamkeit des Menschen, ist Ignoranz das beste Mittel der Wahl. Jede Reaktion des Menschen auf ein solches Verhalten, auch eine Korrektur, würde hierbei verstärkend wirken. Denn jede Form der Aufmerksamkeit, ist eine Form der Aufmerksamkeit!

Ignoranz ergibt natürlich nur dann Sinn, wenn das Fehlverhalten an sich für den Hund nicht selbstbelohnend ist. So wäre sie beispielsweise beim unerlaubten Buddeln keineswegs förderlich, um dieses Verhalten abzustellen. 

Einen allgemein gültigen Handlungsplan, wie einem Hund eine Grenze aufgezeigt werden kann, gibt es nicht. Das Vorgehen unterscheidet sich stets je nach Hund und je nach Mensch. Während bei sensiblen Hunden gegebenenfalls bereits ein kurzer eindringlicher Blick ausreicht, wird dieser wahrscheinlich einen sicheren Hund kaum tangieren. Andererseits kann ein vom Menschen durchgeführter Stups in den Hals-Nackenbereich den einen Hund angemessen beeindrucken, den anderen hingegen schwer traumatisieren. 

Zudem sollte eine Korrekturform auch zum Menschen passen. Eine Maßreglung muss immer intuitiv und aus dem Bauch heraus geschehen. Es ist nicht empfehlenswert, sich Verhaltensmuster anzueignen, die einstudiert wirken, weil der Mensch selbst so nie handeln würde. Hunde kennen ihre Menschen bis ins kleinste Detail. Jegliche Schauspielerei durchschauen sie sofort. Dies kann einerseits dazu führen, dass eine Maßregelung überhaupt nicht ernst genommen wird oder andererseits zu starker Unsicherheit im Umgang mit dem Menschen führen, da dieser aus Hundesicht unberechenbar wird.

Eines steht jedoch fest – Lautstärke und übertriebene Härte sind auch in diesem Rahmen vollkommen unnötig. Weder benötigt ein Hund laute Signale, um zu verstehen, noch bedarf es massiver körperlicher Korrekturen für Fehlverhalten.  

Häufig wird Konsequenz mit Strenge verwechselt. Es ist viel entscheidender, dass eine Grenze ihre Gültigkeit grundsätzlich beibehält. Gelten aufgestellte Regeln lediglich sporadisch, wird ein Hund zu Recht seinen Handlungsrahmen stets neu hinterfragen. Daher sind die Hunde im Training, die häufig als „dickköpfig“ bezeichnet werden, meist die, die inkonsequent aufgestellte Regeln immer wieder neu für sich definieren müssen.  

Auch Hunde dürfen Grenzen setzen!

Auch ein Hund hat ein Recht darauf, Menschen Grenzen aufzuzeigen. Er muss sich keineswegs alles willenlos gefallen lassen. Ist ihm etwas zu nah, zu aufdringlich oder zu unangenehm, darf er dies deutlich machen. Diese Grenzen werden über ein breites Spektrum an hündischer Kommunikation verdeutlicht, angefangen durch sämtliche Beschwichtigungssignale, wie beispielsweise Über-die-Schnauze-lecken, Blick abwenden oder Ohren anlegen, über Drohfixieren und Knurren bis hin zum Abwehrverhalten wie z. B. Abschnappen.

Noch immer hält sich die Meinung, dass Hundehalter sich die letztgenannten Verhaltensweisen nicht bieten lassen dürfen. Anstatt das Verhalten des Hundes zu hinterfragen, wird hier eine Korrektur empfohlen. Doch der Vierbeiner hatte ja in diesem Moment ein Problem, welches aber ja nicht durch eine Maßregelung gelöst werden kann. Werden ihm nun jedoch Teile seiner Kommunikation verboten - beispielweise das Knurren, wird der Hund dieses unter Umständen in der nächsten, ähnlichen Situation überspringen und direkt deutlicher kommunizieren. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die Körpersprache von Hunden zu verstehen. Nur so ist der Hundehalter in der Lage, Unwohlsein schnell zu erkennen und die Situation nachhaltig zu lösen. 

Der Aufbau von Verbot- und Abbruchsignalen

Das häufig im Alltag benutzte „Nein“, um ein Verbot für eine Handlung auszusprechen, kannst Du durchaus über das Training der zuvor beschriebenen Futterhand aufbauen. Belohnt wird hierbei, dass der Hund sich nicht von dem Futter in der Menschenhand verleiten lässt und das Verbot als solches akzeptiert. Fortgeschrittene können diese Übung auch mit Futter auf dem Boden ausbauen, welches notfalls durch den Fuß abgedeckt wird. Du solltest Dir jedoch überlegen, ob Du das zunächst verbotene Futterstück nach ein paar Sekunden ruhigem Warten tatsächlich freigibst. Aus Hundesicht wäre dieses Training lediglich ein Trick des Abwartens und aus jedem „Nein“ wird in kürzester Zeit ein „Ja“. Diese Akzeptanz solltest Du daher besser mit einem separaten Futterstück belohnen. Im Anschluss daran musst Du dieses Signal auch im alltäglichen Zusammenleben etablieren.

Ein Tabuwort entspricht im übertragenen Sinne dem Knurren der Mutterhündin als Vorwarnung für eine körperliche Konsequenz, wenn der Welpe sein Verhalten nicht einstellt. Im Aufbau dient daher das Verhalten der Mutterhündin als Vorbild. Dazu setzt Du Dich mit einem Gegenstand auf den Boden und beanspruchst ihn für Dich. Zeigt Dein Hund nun Interesse, drohst Du ihm, indem Du Dich nach vorne beugst und Deinen Hund fixierst. Ist Dein Vierbeiner von diesem Verhalten unbeeindruckt, kannst Du eine Korrektur mittels Schnauzgriff oder Stups in den Hals-Nackenbereich durchführen. Gleichzeitig verwendest Du das zuvor ausgewählte Tabuwort. Dazu musst Du nicht knurren, denn Hunde wissen, dass wir Menschen in Worten sprechen. „Tabu“ oder „Lass es“ eignen sich beispielsweise, da sie sich deutlich vom „nein“ für den Verhaltensabbruch unterscheiden. 

Wenn der Hund das Verbot ignoriert - die häufigsten Fehler 

Einer der häufigsten Fehler ist, dass Hundehalter ihren Vierbeinern im Alltag sehr viel mit einem „Nein“ verbieten möchten, ohne tatsächlich darauf zu achten, dass das unerwünschte Verhalten abgebrochen wird. Außerdem wird ein „Nein“ oftmals im falschen Kontext benutzt und verliert hierdurch seine Sinnhaftigkeit. Ist der Hund beispielsweise unaufgefordert trotz eines „Sitz“-Signals aufgestanden und läuft schnüffelnd herum, kommt aus einem Impuls heraus bei vielen Haltern ein „Nein“. Doch die Handlung, auf die sich die Korrektur eigentlich bezieht, kann der Hund gar nicht mehr abbrechen. Aufgestanden ist er bereits. Der Hund verknüpft das Verbot daher dann z. B. mit dem Schnüffeln. Er wird so aber nicht lernen, länger sitzen zu bleiben. Richtigerweise könnte man das Verbot im Ansatz des Aufstehens oder währenddessen nutzten. Steht der Hund bereits, ist es zu spät und die einzig logische Konsequenz wäre, dem Hund zu sagen, was er tun soll. Nämlich ihn wieder an die ursprüngliche Stelle zurückzubringen, und ihm dort ein erneutes Sitz-Signal zu geben, und dann natürlich das erwünschte Verhalten in kleinen Schritten zu belohnen.

Körperliche Korrekturen, aber mit Maß!

Grundsätzlich gilt für Maßregelungen – so wenig wie möglich, so viele wie nötig. Es sollte nicht alltäglich werden, dem Hund körperliche Grenzen setzen zu müssen. Sind diese aber notwendig, kann man sich wie zuvor beschrieben, die Kommunikation zwischen Hunden als Vorbild nehmen, angefangen vom Drohfixieren über räumliche Begrenzung bis hin zur körperlichen Korrektur beispielsweise in Form eines Schnauzgriffs. 

In keinem Fall ist es angemessen, den Hund zu schlagen. Auch der aus dem Fernsehen bekannte Tritt in die Leistengegend des Hundes ist absolut inakzeptabel. Er verursacht nicht nur starke Schmerzen, sondern ist auch gefährlich für die innenliegenden Organe. Ebenso wenig sollte der Hund bei unerwünschtem Verhalten im Nacken gepackt und geschüttelt werden. Hunde nutzen dieses Verhalten ausschließlich, um Beute zu erlegen. Dementsprechend interpretieren sie diese Handlung auch als solche. 

Generell geht es bei einer Korrektur nicht darum, den Hund körperlich beeindrucken zu wollen und ihm aufzuzeigen, dass er unterlegen ist. Sowohl psychischer als auch physischer Druck sorgt stets für große Unsicherheit im Zusammenleben. Hunde orientieren sich grundsätzlich nicht automatisch am Stärksten. Sie schließen sich vielmehr demjenigen an, der fest mit beiden Beinen im Leben steht und gut durchdachte Entscheidungen trifft. 

Die Maßregelung über Hilfsmittel bei unerwünschtem Verhalten

Die Nutzung von Hilfsmitteln für eine Maßregelung ist sinnvoll, wenn Halter es nicht schaffen, ihrem Hund eine angemessene Grenze zu setzen, insbesondere dann, wenn die Größenverhältnisse es nicht zulassen oder der Hund sich grundsätzlich von körperlichen Korrekturen unbeeindruckt zeigt. 

Die Sprühflasche für eine Wasserkorrektur kommt bei überforderten Hundehaltern gern zum Einsatz. Dennoch sind auch Hilfsmittel kein Allheilmittel. Der Einsatz von Wasserflaschen, Wurfketten und Ähnlichem bringt zudem auch Risiken mit sich. Was auf den ersten Blick wie eine schnelle und einfache Lösung für Hundehalter aussieht, kann für einen Hund sehr traumatisierend sein. Mit falschem Timing und für den Hund komplett unangemessenen Handlungen kann die Mensch-Hund-Beziehung nachhaltig zerstört werden. Zudem muss dem Hund parallel zur Korrektur immer aufgezeigt werden, welches Verhalten stattdessen erwünscht ist. Anderweitig kann der Vierbeiner unter Umständen in eine erlernte Hilfslosigkeit verfallen, in der er lieber überhaupt nichts mehr aus Eigeninitiative anbietet, bevor er etwas Falsches macht und eine erneute Maßregelung riskiert. 

Wann ein Trainer ins Spiel kommen sollte

Sobald Hundehalter sich überfordert mit ihrem Hund fühlen, ist es immer wichtig, sich kompetente Hilfe an die Hand zu holen. Zum einen dann, wenn der eigene Vierbeiner auf Verbote mit Frust oder Gegenwehr reagiert. Zum anderen, wenn es sich um eine komplexe Verhaltensproblematik handelt, deren Ursache noch unklar ist.  

Außerdem ist es für den potenziellen Einsatz von Hilfsmitteln ratsam, sich an einen Trainer zu wenden. Dieser kann im Vorfeld bereits sagen, ob die Form der Maßregelung dem Hund und der Problematik angepasst ist und beim Aufbau dieser Korrektur unterstützend wirkt. 

 Ein Artikel unserer Partnerin Franziska Herre (Martin Rütter DOGS Erfurt / Weimar und Martin Rütter DOGS Gera / Jena) für die Zeitschrift "Martin Rütter - Das Magazin".

Lass uns Spielen – Bindungsaufbau beim Hund

Mit riesigen Bocksprüngen sich gegenseitig über die Wiese jagen, spielerisch um einen alten Lappen streiten oder mit weit aufgerissenem Maul und lautem Getöse rangeln – so unterschiedlich die Hunde, so unterschiedlich die Spielformen. Nicht nur für uns Menschen ist das Spielen ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung kognitiver und sozialer Fähigkeiten. Auch bei Hunden schafft das Spielverhalten einen gesicherten Raum, in dem die Beteiligten etwas über einander erfahren und die Grenzen des Gegenüber kennenlernen können, ohne dass es zu ernsthaften Konsequenzen kommt. Die Ausbildung und Verfeinerung der sogenannten Social Skills werden besonders durch das frühe Spielverhalten der Hunde sichergestellt.

Für Hunde scheint es beim Spiel mit uns Menschen jedoch einen Unterschied zu machen, was wir mit ihnen spielen. In der Studie von Alexandra Horowitz und Julie Hecht aus dem Jahre 2026 wurde untersucht, welche Spielformen bei Hunden positivere Gefühle auslösen und daher bindungsfördernd wirken (Horowitz A., Hecht J. Examining dog-human play: the characteristics, affect and vocalizations of a unique interspecific interaction. Anim Cogn. 2016;19(4):779-788). Die Spiele von 239 Mensch-Hund-Teams wurden per Videoanalyse ausgewertet. Den Teilnehmern wurde dabei offengelassen, was diese mit ihren Vierbeinern spielen. Ob diese gemeinsam Herumtollen, an einem Gegenstand ziehen und zerren, raufen oder Bällchen werfen, alles war möglich. Besonders die Spiele, bei denen sich der Mensch intensiver bewegt, viel getobt und gerannt wird und die durch eine körperliche Nähe bzw. Berührungen gekennzeichnet sind, haben größeres Potenzial für die Ausbildung und Festigung der Mensch-Hund-Bindung, so die beiden Forscherinnen. Hunde lieben diese Art und Weise des Spiels mit uns Menschen und wir sollten diesem Aspekt im Alltag mit unseren Vierbeinern viel mehr Beachtung schenken.

Vielleicht lässt Du demnächst einmal den Ball beim Spaziergang daheim und jagst gemeinsam mit Deinem Hund jauchzend übers Feld oder rollst Dich mit ihm über die Wiese. Dein Hund wird es Dir danken.

Wie kann ich einem unsicheren und ängstlichen Hund helfen?

Wenn ein Hund schlechte Erfahrungen gemacht hat und mit Angst, Verunsicherung und Stress auf bestimmte Situationen reagiert, gibt es verschiedene Möglichkeiten diese negativen Erlebnisse neu zu besetzen.

Als wir unsere Hündin Luna aus dem spanischen Auslandstierschutz adoptierten, wollten wir gezielt einer „armen Socke“ zu einem neuen und unbeschwerten Leben verhelfen. Damals, vor meiner Ausbildung zum DOGS Coach, ging ich recht blauäugig an das Thema heran. Schnell zeigte sich, dass die Schäferhund- Mix-Dame eine ausgeprägte Leinenaggression hatte und draußen alles und jeden anbellte. An etwas stärker befahrenen Straßen zog sie heftig an der Leine und wollte das Weite suchen. Schnell suchten wir Hilfe in einer Martin Rütter DOGS Hundeschule und erfuhren dort, was Lunas Verhalten bedeutete und wie wir ihr in kleinen Schritten zu einem entspannteren Leben verhelfen konnten.

Heute - viele Trainings, eine Ausbildung zum DOGS Coach und einige Jahre Berufserfahrung später - berate ich selbst Menschen, deren Hunde schlechte Erfahrungen in ihrem bisherigen Leben gemacht haben. Dabei ist der Begriff „schlechte Erfahrung“ sehr dehnbar und kann sich auf ganz unterschiedliche Aspekte beziehen. Manchmal liegt das Problem gar nicht darin, dass der Hund eine schlechte Erfahrung gemacht hat, sondern dass ein Hund zu wenige Erfahrungen gemacht hat. Viele Hunde erleben in ihren ersten Lebenswochen nur eine sehr begrenzte Umwelt. Sie wachsen beispielsweise nicht im Haus, sondern in einem Stall auf und werden somit nicht mit alltäglichen Reizen wie Staubsauger, Waschmaschine und Geklapper von Töpfen und Geschirr konfrontiert. Später können diese Reize Angst auslösen und auch traumatisierend wirken, wenn der Hund diesen plötzlich ausgesetzt wird.

Wenn Hunde im Welpenalter in der Sozialisierungsphase zu wenig kennenlernen und sehr isoliert leben, sind sie nicht in der Lage, Reize und Situationen zu generalisieren. Diese Hunde müssen jeden Reiz neu bewerten und als positiv oder negativ einstufen. Wenn ein schlecht sozialisierter Hund jeden Tag auf die Nachbarin mit dem Baby im Kinderwagen trifft, lernt er nach einiger Zeit, dass er vor diesem Baby und diesem Kinderwagen keine Angst haben muss. Bei Begegnungen mit Kinderwagen in anderen Situationen und an anderen Orten muss der Hund immer wieder lernen, dass diese für ihn ungefährlich sind. Er kann nicht von einer Situation auf andere schließen und kann sich daher nur schlecht an seine Umwelt anpassen.

Wenn man sich für einen Welpen entscheidet, ist daher immens wichtig, auf einen guten und seriösen Züchter zu achten, der seine Welpen behutsam und dosiert an alltägliche Reize heranführt. Auch bei Hunden aus dem Auslandstierschutz, speziell Straßenhunden, erlebt man häufig Traumata aufgrund von zu wenig Erfahrung. Diese Hunde wachsen oft in ländlichen Regionen mit nur wenig Verkehr auf. Wird ein solcher Hund - wie beispielsweise auch unsere Luna - gerettet und nach Deutschland vermittelt, erleidet er oft einen regelrechten Kulturschock und wirkt in vielen Situationen verängstigt und überfordert.

Der Fels in der Brandung

Hat ein Hund eine negative Erfahrung gemacht oder sogar ein Trauma erworben und zeigt Angst und Unsicherheit in bestimmten Momenten oder gegenüber besonderen Reizen, ist der Halter des Hundes meist der wichtigste Therapeut. Der Hund muss seinem Menschen vertrauen, um gemeinsam mit ihm schwierige Situationen zu meistern. Dieses Vertrauen baut man auf, indem man im gesamten Alltag souverän und vertrauensvoll mit dem Hund agiert und sozusagen die Elternrolle übernimmt. Man trifft grundsätzlich alle wichtigen Entscheidungen und sorgt für die Sicherheit des Hundes. 

Gerade bei Begegnungen mit Artgenossen und Menschen kann ich durch verantwortungsvolles Handeln bei meinem Hund „punkten“. Wenn mein Hund sich beispielsweise durch einen anderen Menschen bedrängt fühlt, weil dieser sich bei der Begrüßung über meinen Hund beugt, greife ich ein und stoppe den Menschen freundlich, aber bestimmt. Bleibt im Anschluss noch Zeit für eine kurze Unterhaltung, kann ich mich zwischen meinen Hund und den Menschen stellen und erklären, warum ich so gehandelt habe. Vielleicht lässt sich mein Hund dann sogar auf eine Annäherung ein, wenn der Fremde sich hinhockt und seitlich vom Hund wegdreht. 

Genauso kann ich handeln, wenn ein unangeleinter Hund auf meinen angeleinten, in solchen Situationen unsicheren Hund zustürmt. Dann stellt man sich vor den eigenen Hund und hält den anderen Hund mit einer deutlichen Handbewegung und ggf. auch einem Schritt nach vorn davon ab, weiter in Richtung des eigenen Hundes zu laufen. Die meisten Menschen müssen dieses körpersprachlich überzeugende Verhalten erst einmal üben. Bei uns in der Hundeschule trainieren wir solche Begegnungen daher sowohl an der Leine als auch im Freilauf in kleinen Schritten.

Bei allem Beschützen, Regeln und Abschirmen darf man aber auch nicht vergessen, dass der Hund auch die Erfahrung machen sollte, dass er Situationen auch selbst meistern kann. Wenn ein unsicherer Hund also vorsichtig, aber dennoch von sich aus auf einen Gegenstand oder eine Person zugeht, sollte man ihn auch mal machen lassen und nur als sichere Zuflucht neben oder hinter dem Hund bleiben. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man die Situation selbst als ungefährlich einstuft, damit der Hund nicht erneut eine negative Erfahrung macht.

Beschäftigung schweißt zusammen

Beschäftigung ist beim Beziehungsaufbau immer ein wichtiges Thema. Wenn Mensch und Hund ein gemeinsames „Hobby“ haben, schweißt dieses positive Erlebnis beide noch mehr zusammen. Bei Hunden, die schlechte Erfahrungen gemacht haben und infolgedessen oft ängstlich und gestresst sind, trägt die Beschäftigung auch zur Entspannung bei und lässt den Hund einfach mal „auf andere Gedanken“ kommen. Findet man etwas, das der Hund richtig, richtig gern macht, kann diese Beschäftigung später in der Therapie sogar genutzt werden, um sich dem angstauslösenden Reiz in kleinen Schritten anzunähern (s. u. Gegenkonditionierung).

Das richtige Verhalten lernen

Wenn der Hund eine negative Erfahrung gemacht hat und bestimmte Reize immer wieder Angst beim Hund auslösen, müssen zunächst die Menschen lernen, wie sie sich in solchen Situationen verhalten. Denn durch ihren Umgang mit den Angstsituationen zeigen sie dem Hund, dass sie Verständnis für seine Gefühle haben und ihm helfen wollen, sie zu meistern.

Im Bogen laufen

Hat der Hund beispielsweise Angst vor einer Mülltonne, die sonst nicht auf dem Bürgersteig steht, geht man nicht frontal weiter auf die Mülltonne zu und zieht den Hund hinter sich her, sondern leitet frühzeitig und möglichst ruhig und entspannt einen Bogen ein. Dadurch signalisiert man dem Hund, dass man seine Angst zwar ernst nimmt, man aber gemeinsam in sicherem Abstand an dem Objekt vorbei kommt. Der Bogen sollte dabei so groß gewählt werden, dass der Hund dem Menschen auch einigermaßen entspannt folgen kann. Dabei führt der Mensch den Hund auf der der Mülltonne abgewandten Seite und bildet einen Sicherheitspuffer. Hat der Hund zuvor in entspannter Situation gelernt, sowohl links als auch rechts neben dem Menschen zu laufen, vereinfacht das solche Situationen enorm.

Hund warten lassen und abchecken

Man kann den Hund auch in so großem Abstand vor der Mülltonne warten lassen, dass er noch keine Stressreaktion zeigt. Dazu muss der Hund entweder das Signal „Bleib“ sicher beherrschen oder man leint den Hund an einem Zaun oder einem Baum an. Dann geht der Mensch allein zur Mülltonne und checkt diese entspannt ab. Im Anschluss geht er wieder zurück zum Hund und geht mit diesem an der Mülltonne vorbei. Wichtig ist dabei, den Hund auch dann einen Bogen laufen zu lassen, wenn er dies möchte. Er muss sich der Mülltonne nicht zwangsweise annähern, darf es aber natürlich, wenn er sich traut.

Den Hund an den angstauslösenden Reiz heranzulocken wäre dagegen kontraproduktiv, da dies zu einem Vertrauensbruch führen kann, falls der Hund sich doch vor dem Reiz erschreckt. Mehr Sinn macht es, für den Hund da zu sein und ihm falls notwendig Schutz zu bieten, das ängstliche Verhalten aber im ersten Schritt zu ignorieren. Indem der Mensch sich wie oben beschrieben mehr mit dem Objekt beschäftigt, das die Angst beim Hund auslöst als mit dem ängstlichen Verhalten des Hundes, zeigt er, dass er das Ding zwar ebenfalls bemerkt hat, es aber nicht für bedrohlich hält. Sucht der Hund dann die Nähe seines Menschen, darf man diese selbstverständlich auch zulassen.

Erfahrungen „umbesetzen“?

Das oben beschriebene Verhalten in den angstauslösenden Situationen ist aber zunächst nur eine Erste-Hilfe-Maßnahme und noch keine Therapie. Um die Lebensqualität eines Hundes mit negativen Erfahrungen zu steigern, lässt man sich am besten von einem erfahrenen Hundetrainer unterstützen. Ich versuche zunächst immer, der Ursache für das unsichere Verhalten, also der negativen Erfahrung, auf den Grund zu gehen. Ich frage die Halter beispielsweise, wann das ängstliche Veralten des Hundes auftritt und in welcher Situation sie es zum ersten Mal bemerkt haben. Die Häufigkeit der angstbesetzten Situation und die Erholungsdauer im Anschluss an eine solche Situation sind für mich ebenfalls aufschlussreich. Unter Umständen reicht eine Befragung aber nicht aus, sondern ich möchte den Hund ganz objektiv in der entsprechenden Situation selbst anschauen. Denn oft fallen mir Details auf, die die Halter des Hundes nicht wahrnehmen, weil sie sich natürlich nicht von außen betrachten können.

Gerade bei Hunden aus dem Tierschutz, deren Vorgeschichte nicht im Einzelnen bekannt ist, sind die Auslöser für das unsichere Verhalten oft nicht klar. In dem Fall konzentriert man sich intensiv auf die Angstsituation und kann zumindest eingrenzen, welcher Reiz das Verhalten auslösen könnte.

Systematische Desensibilisierung und Gegenkonditionierung

Um negative Erfahrungen schließlich „umzubesetzen“, wenden wir beim Hund hauptsächlich zwei Trainingsformen an: Systematische Desensibilisierung und Gegenkonditionierung. Bei beiden Formen ist es im Vorfeld wichtig, eine sogenannte „Reizhierarchie“ zu erstellen, um festzustellen, ob der Hund beispielsweise vor jedem Auto Angst hat oder nur vor besonders schnellen, vor lauten oder vor großen Autos oder ob sogar mehrere Faktoren zusammen kommen müssen.

Systematische Desensibilisierung

Hierbei wird der Hund zunächst mit dem Reiz konfrontiert, vor dem er laut Reizhierarchie am wenigsten Angst hat. Dann wird der Reiz in kleinen Schritten gesteigert. Die Konfrontation darf nur anhalten, solange der Hund körpersprachlich entspanntes Verhalten zeigt. Beim kleinsten Anzeichen von Unwohlsein darf der Reiz nicht weiter gesteigert werden. Er soll aber auch nicht entfernt werden, sondern solange präsent bleiben, bis der Hund sich wieder deutlich entspannt. Erst dann wird die Trainingseinheit beendet.

Dieses Training wenden wir beispielsweise dann an, wenn der Hund eine negative Erfahrung mit bestimmten Geräuschen verknüpft hat und deswegen z. B. Angst vor Feuerwerk, Gewitter oder Schüssen hat. Die Systematische Desensibilisierung folgt dem Lernprinzip der Habituation (Gewöhnung). Wir nennen das Training nach diesem Prinzip auch „Abschalttraining“, denn der Hund soll - erst ohne, später mit angstauslösendem Reiz - lernen, sich zu entspannen.

Dazu geht der Mensch mit seinem Hund zunächst in einer möglichst ruhigen Umgebung spazieren und setzt sich dort auf eine Bank. Der Hund bleibt dabei angeleint. Kennt der Hund von zuhause, auf einer Decke zu entspannen, kann man diese mitnehmen und neben sich auf den Boden legen. Nun wartet der Mensch darauf, dass der Hund sich auf die Decke legt und sich sichtbar entspannt. Versucht der Hund, Aufmerksamkeit vom Menschen einzufordern und jault, bellt oder beißt in die Leine, ignoriert der Mensch dieses Verhalten. Liegt der Hund schließlich eine kurze Zeit entspannt auf der Decke, steht der Mensch auf und beendet das Training für diesen Tag. 

Im weiteren Verlauf sucht der Mensch diese Stelle für das Abschalttraining noch einige Male auf, bis der Hund sich immer schneller entspannt und immer länger ruhig auf der Decke verweilt. Klappt das nach einigen Trainingseinheiten gut, wählt man einen Ort mit etwas mehr Reizen und verfährt wieder nach demselben Prinzip. Schließlich werden immer spannendere Umgebungen gewählt, bis der Hund beispielsweise selbst auf einem belebten Marktplatz völlig entspannt neben seinem Menschen liegen kann. Dieses Prinzip kann man dann auch auf Situationen anwenden, in denen der Hund eine schlechte Erfahrung gemacht hat.

Bei mir im Training befindet sich der Hütehund-Mix Balu, der - seitdem er sich einmal vor einem plötzlich von hinten an ihm vorbei schießenden Kind auf einem Tretroller erschreckt hat - extrem angespannt auf alle Menschen mit Tretroller reagiert. Nachdem Balu zunächst gelernt hatte, an allen möglichen Orten auf seiner Decke zu entspannen, haben seine Menschen sich im Park auf eine Bank gesetzt und Balu auf der Decke neben sich platziert. Dann habe ich in großer Entfernung eine Testperson mit Roller auftauchen lassen. Wichtig war dabei, dass Balu den Tretroller wahrnimmt, aber trotzdem weiterhin ruhig und entspannt auf seiner Decke liegen bleibt. Über mehrere Trainingseinheiten verteilt konnte sich die Person mit dem Roller schließlich in kleinen Schritten immer weiter annähern, bis Balu sogar entspannt liegen blieb, als die Testperson auf dem Tretroller direkt an der Bank vorbei fuhr. Die Trainingseinheiten wurden immer beendet, wenn Balu zwar kurz aufmerksam und leicht angespannt wurde, sich schließlich aber wieder in Anwesenheit des Tretrollers beruhigt hatte.

Gegenkonditionierung

Die zweite Möglichkeit, um negative Erfahrungen „umzubesetzen“, ist die Gegenkonditionierung. Hier lernt der Hund, bei der Wahrnehmung des angstauslösenden Reizes nicht unsicher zu reagieren, sondern ein anderes Verhalten zu zeigen. Dieses Alternativverhalten sollte mit dem Angstverhalten nicht vereinbar sein und grundsätzlich gern vom Hund gezeigt werden.

In Balus Fall haben wir zusätzlich das Prinzip der Gegenkonditionierung angewandt und sind folgendermaßen vorgegangen. Da Balu es liebt, seinen Futterbeutel zu apportieren, haben wir diese Beschäftigung als Alternativverhalten gewählt. Beim Training kam wieder eine Testperson mit Tretroller zum Einsatz. Diese habe ich erst ruhig in großer Entfernung platziert. Nachdem Balu den Reiz wahrgenommen hatte, hat sein Halter den Futterbeutel in die entgegengesetzte Richtung geworfen und Balu hat diesen wie immer freudig apportiert. In den nächsten Trainingsschritte hat sich Balus Herrchen immer weiter dem Menschen mit Tretroller angenähert und den Futterbeutel dabei von diesem Reiz weggeworfen. Über mehrere Trainingseinheiten hinweg hat Balu auch gelernt, den Futterbeutel zu apportieren, wenn dieser in Richtung des Menschen mit dem Tretroller geflogen ist. Und schließlich war es ihm sogar möglich, den Futterbeutel zu apportieren, während sich der Mensch mit dem Tretroller an ihm vorbei bewegt hat.

Je nachdem, welche negative Erfahrung ein Hund gemacht hat und welches Angstverhalten er in der Folge zeigt, entscheide ich mich im Training für eine oder, wie im Fall von Balu, auch beide Trainingsformen. Oft ist es auch vom Hund abhängig, welche Trainingsform besser funktioniert bzw. welches Training ihm leichter fällt. Kombiniert man beide Trainingsformen, ist man auf jeden Fall gut für den Alltag gerüstet.

Und das muss immer der nächste Schritt sein. Denn was zu Beginn in einer isolierten und gut geplanten Trainingssituation aufgebaut wird, soll später auch im Alltag funktionieren. Um die Lebensqualität eines Hundes mit einer negativen Erfahrung nachhaltig zu verbessern, muss der Hund generalisieren, dass der angstauslösende Reiz nicht nur unter kontrollierten Trainingsbedingungen, sondern auch im täglichen Leben keine Gefahr bedeutet.

Therapieerfolg für immer?

Oft werde ich nach den ersten Trainingserfolgen in diesem Bereich gefragt, ob die Hunde das negative Erlebnis vergessen oder ob die Angst auch wieder zurückkommen kann. Leider muss man dazu sagen, dass Angst im Grunde niemals „geheilt“ oder gelöscht werden kann.

Das liegt daran, dass die zugrunde liegenden negativen Erfahrungen im Gehirn abgespeichert werden. Wir können das ursächliche Ereignis zwar durch andere, positive Ereignisse überlagern, aber eine Löschung erfolgt nicht. Es hängt letztlich von vielen Faktoren ab, wie groß der Trainingserfolg ist. Je schneller nach der negativen Erfahrung mit der Therapie begonnen wird, desto höher sind auch die Erfolgschancen. Ein einmaliges negatives Erlebnis ist einfacher zu behandeln als eine mehrmalige schlechte Erfahrung, wie zum Beispiel wiederholte Misshandlungen. Und wie bei vielen anderen Trainingssituationen auch, hängt es ganz individuell vom Hund und seiner Persönlichkeit, aber vor allem auch der Geduld und Konsequenz des Halters ab, wie erfolgreich eine Therapie letztlich ist.

Unsere Vierbeiner mit negativen Erfahrungen verdienen es, dass wir alles daran setzen, ihr Leben wieder lebenswerter zu machen. Für mich ist es im Training einfach wunderbar, zu sehen, wie Hund und Mensch an den gemeinsamen Aufgaben wachsen und wie aus ihnen ein Team wird, bei dem sich beide Partner auf einander verlassen können.

Ein Artikel unserer Kollegin Heike Kleinhans von Martin Rütter DOGS Bielefeld/Gütersloh

Wie gewöhne ich meinen Hund ans Radfahren?

Passend zu aktuellen Folge unseres Podcast HUNDESTUNDE (open.spotify.com/episode/6JWZwAlaEYWpAcqxhf35Lk...) habe ich hier einmal einige Tipps zusammengefasst, die zum Thema "Fahrradfahren mit Hund" passen.

Das Radfahren mit Hunden erfordert etwas Training und Geduld, um sicherzustellen, dass sowohl du als auch dein Hund sicher sind. Hier sind einige Schritte, die du befolgen kannst, um deinen Hund ans Radfahren zu gewöhnen:

1. Überprüfe die Eignung deines Hundes: Nicht alle Hunde sind für das Radfahren geeignet. Große Hunde mit viel Energie und einem gesunden Bewegungsdrang eignen sich am besten. Kleine Hunde oder Hunde mit gesundheitlichen Problemen sollten nicht zum Radfahren gezwungen werden.

2. Lass deinen Hund zunächst das Fahrrad kennenlernen: Stelle das Fahrrad an einem sicheren Ort auf, wo dein Hund es beschnuppern und erkunden kann. Lass ihn sich daran gewöhnen und positive Erfahrungen damit machen.

3. Trainiere deinen Hund an der Leine: Beginne mit einfachen Gehübungen an der Leine, während du das Fahrrad schiebst. Dies hilft deinem Hund, sich an das Tempo und die Bewegung zu gewöhnen, ohne sich gestresst zu fühlen.

4. Bringe deinem Hund die Grundsignale bei: Bevor du mit dem Radfahren beginnst, ist es wichtig, dass dein Hund grundlegende Gehorsamsbefehle wie "Sitz", "Platz", "Hier" und "Bei Fuß" kennt. Diese Befehle helfen dabei, die Sicherheit und Kontrolle während des Radfahrens zu gewährleisten.

5. Verbinde das Fahrrad mit positiven Erfahrungen: Belohne deinen Hund mit Lob, Leckerlis und spielerischer Aufmerksamkeit, wenn er sich in der Nähe des Fahrrads aufhält. Dadurch verknüpft er das Fahrrad mit etwas Positivem und wird es eher akzeptieren.

6. Integriere das Fahrrad langsam ins Training: Beginne damit, das Fahrrad zunächst zu schieben und belohnen Deinen Hund, wenn er an lockerer Leine auf der rechten Seite folgt. Sollte dies klappen, dann stell Dich mit einem Fuß auf die Pedale und rolle ein kurzes Stück. Achte auch hierbei darauf, dass die Leine durchhängt und Dein Hund auf der rechten Seite bleibt. Bald kannst Du dann mit kurzen Fahrradtouren in ruhigen, verkehrsarmen Gegenden beginnen. Lasse deinen Hund an der Leine laufen und achte darauf, dass er sich sicher und wohl fühlt. Steigere nach und nach die Dauer und Intensität der Touren.

7. Achte auf die Sicherheit: Verwende eine spezielle Fahrradleine, die an deinem Fahrrad befestigt ist und genügend Spielraum für deinen Hund bietet. Achte darauf, dass die Leine nicht zu lang ist, um ein Verheddern zu verhindern. Trage immer einen Helm und achte auf die Verkehrsregeln.

8. Passe das Training individuell an: Jeder Hund ist einzigartig, daher ist es wichtig, das Training auf die Bedürfnisse und das Temperament deines Hundes anzupassen. Wenn dein Hund ängstlich oder gestresst wirkt, verlangsame den Trainingsprozess und gebe ihm mehr Zeit, sich an das Fahrrad zu gewöhnen.

9. Halte dich an die örtlichen Vorschriften: Informiere dich über die örtlichen Gesetze und Vorschriften zum Radfahren mit Hunden. In einigen Gebieten können bestimmte Regeln gelten, wie z.B. Leinenzwang oder spezielle Radwege für Hunde.

10. Mache das Training regelmäßig: Übung macht den Meister. Je häufiger du mit deinem Hund Fahrrad fährst, desto besser wird er darin. Setze realistische Ziele und arbeite schrittweise daran, die Fähigkeiten und Ausdauer deines Hundes zu verbessern.

Denke daran, dass nicht alle Hunde das Radfahren mögen oder sich daran gewöhnen können. Achte immer auf die Signale und das Verhalten deines Hundes und respektiere seine Grenzen. Wenn dein Hund sich nicht wohl fühlt oder Anzeichen von Angst oder Stress zeigt, solltest du das Radfahren möglicherweise nicht weiter forcieren.

Worauf muss ich bei einer Fahrradtour mit Hund achten?

Bei einer Fahrradtour mit Hund gibt es einige wichtige Dinge zu beachten, um die Sicherheit und das Wohlbefinden deines Hundes zu gewährleisten. Hier sind einige Punkte, auf die du achten solltest:

1.    Tierärztliche Untersuchung: Bevor du eine längere Fahrradtour mit deinem Hund unternimmst, ist es ratsam, ihn einer tierärztlichen Untersuchung zu unterziehen, um sicherzustellen, dass er gesund und fit genug für die Aktivität ist.

2.    Training: Gewöhne deinen Hund langsam an das Fahrradfahren, besonders wenn er noch keine Erfahrung damit hat. Beginne mit kurzen Strecken und steigere die Dauer und Intensität allmählich, um seine Kondition aufzubauen.

3.    Passende Ausrüstung: Stelle sicher, dass dein Hund ein gut sitzendes Geschirr oder einen speziellen Hundeanhänger hat, der sicher an deinem Fahrrad befestigt ist. Vermeide den Einsatz von Halsbändern, da diese gefährlich sein können, wenn der Hund zieht. Eine Leine mit Federung kann dazu beitragen, plötzliche Ruckbewegungen zu minimieren.

4.    Ausreichende Pausen: Plane regelmäßige Pausen während der Fahrradtour ein, um deinem Hund die Möglichkeit zu geben, sich auszuruhen, Wasser zu trinken und seine Bedürfnisse zu erledigen. Denke daran, dass Hunde schneller dehydrieren als Menschen, also sorge dafür, dass dein Hund immer Zugang zu frischem Wasser hat.

5.    Verkehrssicherheit: Fahre auf sicheren und verkehrsarmen Strecken, um das Risiko von Unfällen zu minimieren. Achte auf Straßenverkehrsregeln und halte deinen Hund immer auf der dem Verkehr abgewandten Seite, damit er nicht plötzlich vor ein Auto laufen kann.

6.    Wetterbedingungen beachten: Berücksichtige die Wetterbedingungen, bevor du mit deinem Hund auf eine Fahrradtour gehst. Vermeide extreme Hitze oder Kälte, da dies für deinen Hund gesundheitsschädlich sein kann. Sorge für ausreichenden Sonnenschutz und Schutz vor Regen, wenn nötig.

7.    Sichtbarkeit erhöhen: Verwende reflektierende Materialien oder Leuchtbänder, um die Sichtbarkeit von dir und deinem Hund im Straßenverkehr zu verbessern, insbesondere bei Dämmerung oder Dunkelheit.

8.    Hundegerechte Routen: Wähle Strecken aus, die für deinen Hund geeignet sind und ihm Abwechslung bieten. Vermeide stark befahrene Straßen und achte darauf, dass die Wege für deinen Hund sicher sind und keine Gefahren wie Glasscherben oder scharfe Gegenstände enthalten.

9.    Verpflegung und Erste Hilfe: Nimm ausreichend Wasser und Futter für deinen Hund mit, sowie eine Erste-Hilfe-Ausrüstung für den Fall von Verletzungen. Kenne die Anzeichen von Überhitzung, Erschöpfung oder anderen gesundheitlichen Problemen und handle entsprechend.

10. Respektiere die Bedürfnisse deines Hundes: Beobachte deinen Hund während der Fahrradtour aufmerksam. Wenn er Anzeichen von Erschöpfung oder Unwohlsein zeigt, pausiere die Tour oder reduziere das Tempo. Jeder Hund ist unterschiedlich, also achte darauf, die individuellen Bedürfnisse und Grenzen deines Hundes zu respektieren.

Indem du diese Punkte berücksichtigst, kannst du sicherstellen, dass du und dein Hund eine angenehme und sichere Fahrradtour erleben.

 

An der Leine flippt er aus – warum?

Kennen Sie das auch? Wenn die Hunde im Freilauf sind, sind sie verspielt und freundlich. Kaum sind sie an der Leine, werden sie zu wahren „Bestien“. Was steckt hinter diesem Verhalten?

Neulich im Schweriner Schlossgarten. Es ist Sonntagmorgen. Viele Menschen gehen mit ihren Hunden spazieren – an der Leine, versteht sich, denn hier herrscht Leinenpflicht. Einige der Menschen kennen sich schon, oder sagen wir besser, sie kennen die Macken der anderen Hunde.

Wieso kommt es häufig zu Aggressionsverhalten, wenn Hunde angeleint sind? Beginnen wir erst einmal mit dem Begriff Aggression. Eigentlich gehört aggressives Verhalten zur normalen Kommunikation bei Hunden. Der Sinn von Aggressionsverhalten im Allgemeinen wird von der renommierten Ethologin Dr. Dorit Feddersen-Petersen als „Mittel zur Distanzvergrößerung“ beschrieben. Unsere Hunde werden nun aber an der Leine geführt – eine aus Hundesicht unnatürliche und lästige Einschränkung. Die Vierbeiner müssen da aber durch, da es oft in den Innenstädten oder auch in Wäldern ohne Leine heutzutage nicht geht. Normalerweise könnten sie sich bei einer Begegnung einfach aus dem Weg gehen und somit die gewünschte Distanz zum anderen Artgenossen erreichen. Angeleint ist das aufgrund der kurzen Leine für unsere Hunde aber oft einfach nicht machbar. Im Gegenteil. Aus Hundesicht: „Der andere Hund kommt  frontal auf mich zu, und ich kann nicht weg! Da bleibt dann nur noch ein Ausweg – der Angriff!“
Warum Hunde Distanz zum Artgenossen schaffen möchten, kann viele verschiedene Gründe haben. Schauen wir uns doch einfach einmal ein paar Beispiele an, die man an diesem Sonntagmorgen im Schlossgarten beobachten konnte.

Claudia ist mit ihrem Golden Retriever Leo unterwegs.

Claudias Hund wird aggressiv an der Leine, wenn er andere Rüden trifft, die wie Leo unkastriert sind. Leo ist sexuell motiviert, er möchte gleichgeschlechtliche Artgenossen vertreiben. Ein solches Verhalten kann übrigens bei Rüde und Hündin gleichermaßen vorkommen! Leo kann es also einfach nicht leiden, dass sich Konkurrenten in seiner Nähe aufhalten. Gerne würde er sich mit seinem Gegenüber messen. Im Freilauf würde Leo seinem „Gegner“ z. B. durch Markierverhalten (in Form von Urinieren oder Koten, oft auch kombiniert mit Scharren und Knurren) zeigen, dass er derjenige ist, der in diesem Revier Ansprüche erhebt. Oft schleicht er sich dann an den anderen Hund an, legt sich hin und fixiert diesen. Das ist Aggressionsverhalten! Manchmal zeigt er aber auch durch sehr imponierendes Verhalten, wie Aufstampfen mit den Vorderpfoten, insgesamt sehr steifer Körperhaltung und sehr erhobener Rute, dem Gegenüber, wer hier der Platzhirsch ist. Durch die Leine wird Leo nun aber daran gehindert, diese Verhaltensweisen zu zeigen. Der Frust, der sich daraus ergibt, lässt Leo durchdrehen. Oftmals haben sexuell motivierte Hunde also gar nicht die ernsthafte Absicht, ihren Artgenossen zu schreddern!

Sebastian und Rhodesian-Ridgeback-Hündin Stella sind auch oft im Schlossgarten anzutreffen.

Kommen Stella im Schlossgarten Hunde entgegen, kann die sonst eigentlich freundliche Hündin sehr ungemütlich werden. Stella ist territorial motiviert. Sie kann es einfach nicht leiden, wenn sich in „ihrem“ Park andere Hunde aufhalten. Ganz schlimm ist es für die Hündin, wenn sich die anderen Hunde, z. B. im Spiel, zu schnell bewegen. Sebastian denkt dann immer, dass sie gerne mitspielen will. Es geht ihr aber lediglich darum, die Dynamik der anderen Hunde sofort zu unterbinden – da diese so dann wiederum viel besser kontrollierbar sind. Durch die Leine kann Stella nun nicht zu den anderen Hunden laufen, um diese zu kontrollieren bzw. zu ruhigem Verhalten zu bringen. Wie beim Golden Retriever Leo führt dies dazu, dass Stella aus lauter Frust aggressives Verhalten an der Leine zeigt: Sobald sie andere Hunde nur erblickt, springt sie mit voller Kraft in die Leine und bellt und knurrt den anderen Hund an. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Rüden oder eine Hündin handelt! Jeder Hund muss aus Stellas Sicht von ihr kontrolliert werden! Ein sehr großer Teil der Hunde zeigt das unerwünschte Verhalten an der Leine aus territorialer Aggression. Hier geht es also darum, den Bereich, in dem sie sich gerade befinden, zu verteidigen. Eindringlinge sind dann einfach unerwünscht und müssen mindestens kontrolliert, besser noch vertrieben werden. Die Größe eines Territoriums kann dabei völlig unterschiedlich sein. Bei manchen Hunden ist es nur die „eigene“ Straße, bei einigen der Schlossgarten, bei anderen auch die ganze Welt. Dass Hunde diese Aggressionsform oft nur an  der Leine zeigen, hat sehr häufig damit zu tun, dass sie ohne Leine alles bestens kontrollieren und abchecken können. Ist der „Eindringling“ einmal kontrolliert, gibt es oft die Erlaubnis zum Weiterlaufen. Das ist übrigens der Grund, warum viele Menschen genau jetzt rufen: „Der will nur spielen!“ Meistens steckt beim Hund zwar tatsächlich keine Beschädigungsabsicht dahinter, wenn sie geradewegs auf den anderen Hund zulaufen, sondern „nur“ das dringende Bedürfnis zu kontrollieren. Der Mensch denkt dennoch oft zu banal. „Nur spielen“ will der Hund nämlich mit Sicherheit nicht. Hängt der Kontrolletti nun aber an der Leine, dreht er gern hoch, weil er frustriert ist und nicht abchecken gehen kann.

Auch Martina und Labrador-Retriever-Rüde Theo gehen heute wieder ihre Tour.

Natürlich hat Martina sich mit Leckerchen und dem Lieblingsball von Theo bewaffnet. Kommen nun aber andere Hunde in die Richtung von Martina, Futter und Ball ist Theo davon gar nicht begeistert, er bellt und regt sich ohne Ende auf. Oft reicht es dabei schon, wenn Martina den Ball oder die guten Leckerlis nur in der Jacke eingesteckt hat, sie muss Futter oder Ball gar nicht mal sichtbar in der Hand halten. Kommt ein Artgenosse nun zu nah, gilt  es, deutlich zu zeigen, dass dieser lieber wieder gehen sollte. Theo lässt den anderen mit einer selbstdarstellenden Körpersprache wissen, dass es sich um sein Futter und Spielzeug handelt.
Sehr viele Hunde zeigen Aggressionsverhalten an der Leine also aufgrund der Verteidigung von Ressourcen. Je nach individueller Vorliebe kann es sich bei den Ressourcen um Futter, also die mitgenommenen Leckerchen oder z. B. auch die häufig im Training verwendete Futtertube handeln, oder aber um Apportierspielzeug wie Bälle, Dummys, Frisbee etc. Sehr häufig stellt sich der Hund dabei auch zwischen das Objekt der Begierde und den Konkurrenten, er steht somit also demonstrativ vor seinem Menschen.

Lilly, eine Malteserhündin, hat sich mit Schleife im Haar und Frauchen Silke auf den Weg gemacht.

Silke liebt ihre zwei Jahre alte Hündin abgöttisch. Sie tut alles für ihren kleinen Liebling. Wenn Lilly mit ihrem kleinen Ball angelaufen kommt, spielt Silke natürlich immer mit ihr. Sie weiß auch genau, wann Lilly Hunger hat, denn Lilly kommt dann immer angelaufen und stupst Silke an der Hand an. Dann wird es Zeit für ein Leckerchen oder die tägliche Futterportion. In der Wohnung ist Lilly wirklich „der liebste Hund der Welt – aber draußen ...“. Wenn Silke andere Hunde oder Menschen zu nahe kommen, kann Lilly sich zur kleinen Bestie entwickeln. Sie springt dann hoch und versucht sofort, in Richtung des anderen Hundes oder auch Menschen zu schnappen. Dieses Verhalten zeigt sie vor allem an der Leine, im Freilauf ist Lilly nämlich gerne auch einmal im Gebüsch unterwegs und verfolgt ausdauernd Spuren oder frisst Hasenköttel.
Häufig ist die zu verteidigende Ressource also auch der Mensch selbst. Verhält sich dieser im Alltag nicht als souveräne Führungskraft, wird er in für den Hund scheinbar brisanten Begegnungen gern von diesem beschützt. Zeigt sich der Mensch also z. B. häufig inkonsequent und lässt sich vom Hund mehr oder weniger ständig beeinflussen, so hat dieser leider oft das Gefühl, auf das Frauchen bzw. Herrchen auch noch aufpassen zu müssen. Dies zeigt sich deutlich, wenn das Verhalten z. B. nur beim Spaziergang mit einer bestimmten Person in der Familie auftritt oder der Hund das Getöse an der Leine sofort beendet, wenn sich der Halter von ihm entfernt. Im Freilauf fühlt sich der Hund dagegen oft nicht für den Menschen verantwortlich, hier gibt es offensichtlich wichtigere Dinge, denen man nachgehen muss. Dazu gehört etwa auch das  wilde Spiel mit anderen Artgenossen. Denn im Freilauf ist Lilly sehr wohl gut verträglich mit anderen Hunden. Und so lässt Silke wie selbstverständlich die kleine Lilly im Park von der Leine und zu jedem Hund laufen, um ihn zu begrüßen und mit ihm zu spielen. Will Lilly dies nun beispielsweise in der Innenstadt auch, wird sie durch ihre Leine daran gehindert. Das erzeugt Frust, der sich bei ihr in heftigem, von Silke unerwünschtem Gekläffe äußert.

Wir sehen also, dass auch hier, wie so oft, die Ursache am anderen Ende der Leine liegt, auch wenn es erst einmal gar nicht so aussieht. Ist ein Verhalten immer erlaubt, wird ein Hund nicht verstehen, dass es in einer anderen Situation auf einmal nicht mehr erlaubt sein soll. Dass ein Freilauf in der Stadt mit starkem Autoverkehr nicht möglich ist, versteht ein Hund nicht!

Und dann ist da noch Pepe mit seinen Menschen Renate und Heinz.

Pepe ist ein Mischling, 5 Monate alt und kommt aus dem Tierschutz. Er hat in seinem jungen Leben bereits viele schlechte Erfahrungen gemacht. Der Mischlingsrüde hat teilweise panische Angst, wenn er andere Hunde trifft, und kann schon mal die Zähne zeigen, wenn er anderen Hunden nicht ausweichen kann, da er angeleint ist.

Sehr viele Hunde zeigen Aggressionsverhalten an der Leine aus Angst oder Unsicherheit. Die Leine nimmt ihnen dabei die Möglichkeit, uneingeschränkte Kommunikation auszuleben, und so verteidigen sie sich lieber schon im Vorhinein. Einige Hunde haben an der Leine mit anderen Hunden auch eine negative Erfahrung gemacht und generalisieren diese Erfahrung auf sämtliche andere Vierbeiner, oder eben auch nur auf jene, die dem damaligen Angreifer ähneln. Auch aus diesem Grunde ist es wichtig, dass gerade im Welpenalter Hunde möglichst viele positive Hundeerfahrungen machen. Diese sollten aber kontrolliert stattfinden, damit die Begegnung wirklich auch positiv verläuft. Hunde müssen also ganz sicher Sozialkontakte haben, aber nicht mit allen Hunden und vor allem nicht, wenn die Hunde angeleint sind und sich nicht kennen und gut einschätzen können!

Problematisch ist oft auch, dass es sich bei aggressivem Verhalten an der Leine um einen Mix verschiedener Ursachen handeln kann. Es kann auch sein, dass das Verhalten gar nicht mehr gegenüber der eigentlichen Sache gezeigt wird, sondern schlichtweg ritualisiert ist, da ein Hund das Aggressionsverhalten z. B. über lange Zeiträume hinweg ausleben konnte. Da geht es dann unter Umständen nicht mehr darum, den Feind nicht im Territorium haben zu wollen, sondern um das Ausleben eines abgespeicherten Verhaltensmusters: ARTGENOSSE? – der muss verbellt werden!

Viele Gründe, viele Therapien
Wie man sieht, gibt es einige Gründe, aus denen ein Hund aggressives Verhalten an der Leine zeigen kann. Um ein erfolgreiches Training aufbauen zu können, muss in einem ersten Schritt also zunächst einmal die Ursache für das aggressive Verhalten herausgefunden werden. Je nach Ursache müssen dann unterschiedliche strukturelle Veränderungen im Alltag vorgenommen werden. Einige Hunde müssen durch ein sogenanntes Impulskontrolltraining lernen, sich zu beherrschen und somit Frust auszuhalten. Unsichere Hunde müssen lernen, sich sicher zu fühlen und ihrem Menschen zu vertrauen. Der Aufbau eines solchen Trainings ist sehr umfangreich und sprengt an dieser Stelle leider den Rahmen des Artikels. Leider wird es daher nun keine ausführliche Anleitung für das Training bei Aggressionsverhalten an der Leine geben, da erst einmal ganz wichtig ist festzustellen, woher das Verhalten rührt. Dies kann meist nur ein erfahrener, professioneller Hundetrainer richtig beurteilen, indem er Mensch und Hund im gemeinsamen Umgang miteinander und in verschiedenen Situationen im Alltag sowie in der Problemsituation beobachtet. Im nächsten Schritt wird dann ein auf diese Ursachen sowie das Mensch-Hund-Team abgestimmter Trainingsplan entwickelt, um das Verhalten zu verändern.

Ein ganz wichtiger Punkt bei dieser Problematik ist auch, dass der Hund lernt, dem Menschen an lockerer Leine zu folgen und auf ihn zu achten. Trainiere daher außerhalb der Problemsituationen die Leinenführigkeit mit Deinem Hund. Folgt Dein Hund Dir in entspannten Situationen an lockerer Leine, kannst Du langsam Ablenkungen, z. B. durch andere Hunde, einbauen. Beginne mit einem Hund in weiter Distanz, der sich ruhig verhält. Verringere dann die Distanz immer mehr, bis Dein Hund an einem ruhig sitzenden oder liegenden Hund vorbeilaufen kann. Erst dann darf sich auch der andere Hund bewegen. Starte mit einer ruhigen Begegnung, bevor sich der andere Hund später einmal auch richtig dynamisch bewegen kann. Jedes Mal, wenn Dein Hund aufmerksam und ohne aggressives Verhalten an lockerer Leine mit Dir am anderen Hund vorbeigelaufen ist, bekommt er natürlich eine besonders tolle Belohnung! 

Das musst Du beachten
Die Erste-Hilfe-Maßnahmen soll Dir helfen, Deinen Hund in den brisanten Situationen möglichst entspannt an der Leine führen zu können.

Der erste Schritt im Training ist immer: Fehlverhalten darf nicht weiter ausgelebt werden, wenn Du daran arbeitest.

• Bei frontaler Begegnung mit genügend Platz einen weitläufigen Bogen um den anderen Hund gehen. Bei unerwünschter Begegnung entspannt abwenden oder die Richtung wechseln.
• Entschärfen der Begegnung, indem der eigene Hund immer an der abgewandten Seite zum anderen Hund geführt wird. Der Mensch geht als Puffer dazwischen!
• Ist Dein Hund versessen auf ein bestimmtes Spielzeug oder ein besonderes Leckerli, darfst Du ihn in dieser Phase noch damit ablenken, um ohne Krawall aus der Begegnung zu kommen. Aber Achtung: Unerwünschtes Verhalten darf hier nicht belohnt werden. Das richtige Timing ist ganz wichtig!
• Wenn es möglich ist, baue für Deinen Hund eine Alternative zum aggressiven Verhalten auf. Dies kann ein kleines Suchspiel, aber auch ein einfaches „Sitz“ neben oder hinter Dir sein. Ist Beute nicht das Problem, kannst Du Deinen Hund auch einen Apportiergegenstand tragen lassen. Alternativ bietet sich auch das Signal „Schau“ an, bei dem Dein Hund lernt, Augenkontakt zu Dir zu halten.
• Konntest Du mit diesen Maßnahmen an einer prekären Situation vorbeigehen, ohne dass Dein Hund Aggressionsverhalten gezeigt hat, belohne ihn auf jeden Fall ausgiebig dafür.

(Ein Artikel unseres DOGS Partners Sven Kunkel (Martin Rütter DOGS Schwerin) für die Zeitschrift "Mein Hund und Ich")

Bitte geh nicht weg - So lernt mein Hund, allein zu bleiben

Im natürlichen Hundeleben ist Einsamkeit nicht vorgesehen. Kein Wunder, wenn ein Hund, der vom Menschen allein gelassen wird, mit Stress, sogar Panik darauf reagiert. Es sei denn, er ist von klein auf daran gewöhnt worden, auch einige Stunden ohne seine Menschen zu verbringen.

Hunde sind hochsoziale Tiere, deren natürliche Lebensweise auf das Leben in einer Gruppe ausgerichtet ist. Das Zusammenleben in einer Gruppe bietet dem einzelnen Hund Sicherheit und Schutz, denn gemeinsam ist man stark. Jeder Hund übernimmt dabei eine Aufgabe innerhalb der Gruppe, angefangen von der Aufzucht und Betreuung der Welpen, der Nahrungsbeschaffung oder der Verteidigung des Territoriums, sodass das Überleben der Gruppe bzw. der einzelnen Mitglieder gesichert ist. Durch Interaktionen wie gemeinsame Spiele, gegenseitige Körperpflege oder gemeinschaftliches Kontaktliegen entsteht eine starke Bindung zwischen den Gruppenmitgliedern. Zwar kommt es durchaus auch einmal vor, dass ein Hund die Gruppe für eine kurze Zeit verlässt, um z. B. zu jagen, jedoch wird er relativ bald nach der Aktivität wieder den Zusammenhalt der Gruppe suchen. Umgekehrt kommt es jedoch nicht vor, dass ein Hund allein zurückgelassen wird; es gibt keinen bewussten Ausschluss eines Hundes von gemeinsamen Aktivitäten der Gruppe. Im Zusammenleben mit dem Menschen sieht das für unsere Haushunde jedoch oft ganz anders aus. Wir können unsere Hunde leider nicht immer und überall mitnehmen. Sie müssen also lernen, zumindest für einen kurzen Zeitraum auch einmal allein zu Hause zu bleiben. Da dies jedoch dem natürlichen Verhalten von Hunden widerspricht, ist es nicht verwunderlich, dass Trennungsstress entsteht, wenn der Mensch dem Hund das Alleinbleiben nicht von Welpe an in kleinen Schritten beigebracht hat. Verliert ein Hund in der Natur den Anschluss an seine Gruppe, würde er durch Jaulen, Heulen, oder Bellen auf sich aufmerksam machen, damit die Rudelmitglieder zu ihm zurückkommen. Da es sich im gemeinsamen Alltag von Mensch und Hund jedoch meist nicht um ein einmaliges Erlebnis handelt, sondern der Hund immer wieder einmal allein zu Hause bleiben muss, ist dieser Trennungsstress auf Dauer für unseren Hund nicht zumutbar, und die ständigen Lautäußerungen sind zudem kaum förderlich für eine harmonische Nachbarschaft. Warum ist es so wichtig, dass jeder Hund lernt, zumindest für einen kurzen Zeitraum von vier bis sechs Stunden allein zu bleiben? Unser Leben verändert sich und niemand kann sagen, wie es in fünf oder zehn Jahren aussieht. Auch wenn Sie momentan keine Notwendigkeit sehen, das Alleinbleiben mit Ihrem Hund zu trainieren, da dieser Sie täglich ins Büro und zu Erledigungen begleiten darf bzw. Ihre Familie aus so vielen Familienmitgliedern besteht, dass immer jemand zu Hause ist, der beim Hund bleibt, kann sich das Leben verändern: ein Wechsel im Job, Kinder, die selbstständig werden und ausziehen, oder auch nur ein plötzlicher Notfall, bei dem alle eine unabänderliche Verpflichtung haben. Sie sollten daher schon kurz nach dem Einzug Ihres Welpen, am besten nach den ersten Tagen der Eingewöhnung, das Alleinbleiben trainieren. Sollten Sie einem Hund aus einer anderen Familie, einem Tierheim oder aus dem Ausland ein neues Zuhause geben wollen, gehen Sie besser grundsätzlich erst einmal davon aus, dass auch ein solcher Hund schlecht bis gar nicht allein bleiben kann, und planen auch hier von Beginn an entsprechend Zeit für das Training ein bzw. gestalten den Alltag so, dass Ihr neuer Hund in den ersten Tagen bzw. Wochen nicht lange allein bleiben muss. Selbst wenn ein Hund in seinem alten Zuhause gut allein bleiben konnte, kann das nach seinem Umzug zu Ihnen ganz anders aussehen. Ein Hund, der seine gewohnte Umgebung und seine Bezugspersonen verliert, kann dadurch so verunsichert werden, dass sich dies in starker Verlustangst äußert. Er schließt sich häufig sehr eng an seine neue Familie an und möchte am liebsten immer in der Nähe seiner Bezugspersonen sein, sodass selbst kurzes Alleinlassen, etwa um die Post hereinzuholen, zu starkem Stress beim Hund führen kann. Bei diesen Hunden ist das Training des Alleinbleibens dann unter Umständen deutlich schwieriger und aufwendiger als das Training mit einem Welpen.  

Training mit dem Welpen
Im Idealfall lernt der Hund das Alleinbleiben bereits von Welpe an. Ab der sechsten Lebenswoche unternimmt ein guter Züchter Ausflüge mit seinen Welpen. Anfangs ist er dabei noch gemeinsam mit allen unterwegs, später aber unternimmt er immer wieder auch etwas mit einem einzelnen Welpen. So lernt der Welpe von Anfang an, auch ohne seine Geschwister und die Mutterhündin auszukommen. Zieht der Welpe ab der neunten Woche in sein neues Zuhause, muss er auch hier von Beginn an lernen, einen kurzen Augenblick allein zu bleiben. Gehen Sie dazu beispielsweise ins Bad und schließen die Tür, sodass der Welpe nicht hinterher kann. Nach wenigen Sekunden kommen Sie wieder heraus, sodass Ihr Welpe lernt, dass er sich gar nicht aufzuregen braucht, wenn Sie einmal nicht da sind. Im nächsten Schritt verlassen Sie nun kurz die Wohnung, Ihr Welpe bleibt dabei in einem Raum, indem er sich wohl fühlt und wo sich sein Liegeplatz befindet. Räumen Sie zudem alles weg, was Ihr Welpe zerstören könnte, damit Sie ganz unbesorgt aus dem Raum gehen können. Verhalten Sie sich beim Zurückkommen so normal wie möglich, Sie sollten weder mit Ihrem Welpen schimpfen, weil er vielleicht doch etwas angenagt hat, ihn aber auch nicht überschwänglich loben, denn er weiß ja gar nicht, dass gerade ein „Training“ stattgefunden hat. Zwar verknüpft er mit einem Lob Ihr Wiederkommen mit etwas Positivem, jedoch wird die Erwartungshaltung Ihres Welpen auf Ihr Zurückkommen gesteigert. Mit der Zeit wird er immer angespannter warten, denn erst wenn Sie wieder da sind, gibt es ja die tolle Belohnung. Kommen Sie daher einfach herein und ignorieren Sie Ihren Welpen. Wenn Ihr Welpe für einige Minuten allein im Haus bleibt, können Sie Schritt für Schritt die Zeit steigern. Anfangs müssen Sie die Zeit noch minutenweise steigern; ist die erste halbe Stunde geschafft, können Sie die Zeit immer schneller steigern. Wenn Sie sich an dieses Training halten, kann Ihr Welpe durchaus lernen, nach etwa vier Wochen ca. vier Stunden allein zu bleiben.

Trennungsangst – Kontrollverlust?
Kann der erwachsene Hund nicht allein bleiben, muss man zunächst herausfinden, ob es sich um Trennungsangst oder um Kontrollverlust handelt. Zwar ist der Trainingsweg in Bezug auf das Alleinbleiben bei beiden Ursachen ähnlich, doch in Bezug auf den Alltag müssen unterschiedliche Punkte berücksichtigt bzw. trainiert werden. Hunde mit Trennungsangst leiden tatsächlich unter der Angst, allein zu bleiben bzw. verlassen zu werden. Ursache hierfür kann ein Trauma sein, wie z.B. wenn der Welpe zu früh, also beispielsweise schon mit sechs Wochen von der Mutter getrennt wurde, oder auch der Verlust seines bisherigen Zuhauses. Es kann natürlich auch sein, dass der Hund das Alleinbleiben bisher einfach nicht erlernt hat, weil seine Menschen verpasst haben, ihm dies beizubringen, oder er z.B. als Straßenhund gelebt hat, sodass solche Anforderungen bisher nicht an ihn gestellt wurden. Hunde mit Trennungsangst reagieren direkt nach dem Alleinlassen mit starkem Hecheln, aufgeregtem Hin- und Herlaufen mit Kratzen an der Tür, da sie dem Menschen folgen wollen, sowie mit Winseln, Fiepen und überwiegend Heulen, seltener auch Bellen. Das Winseln weist dabei auf das Unwohlsein des Hundes hin, durch das Heulen versucht der Hund, die Gruppenmitglieder zurückzurufen. Manche Hunde leiden auch einfach still vor sich hin, sie erstarren regelrecht. Bewegungslos liegen sie vor der Tür, bis der Mensch wieder zurückkommt. Nach einer kurzen freudigen Begrüßung fallen diese Hunde erschöpft in ihr Körbchen. Das größte Problem bei diesen Hunden liegt darin, dass die Menschen gar nicht mitbekommen, welchen Stress ihr Hund hat, und dass es ihm überhaupt nicht gut geht, wenn er allein bleiben muss. Sie beschreiben das Alleinbleiben des Hundes eher als unproblematisch. Kein Gebell, kein Gejammer, nichts wird zerstört, so wünscht man es sich doch. Der Hund aber leidet still vor sich hin und kann sich dem Menschen nicht mitteilen. Sollte Ihr Hund also nach längerem Alleinbleiben erschöpft ins Körbchen fallen, ist dies immer ein Alarmzeichen. Im Alltag sind Hunde mit Trennungsangst auch eher in der Nähe des Menschen, sie laufen ihm mit beschwichtigender Körperhaltung hinterher, wenn dieser den Raum wechselt, und entfernen sich auch beim Spaziergang in der Regel nicht sehr weit. Kommt der Mensch zurück, wird er beschwichtigend begrüßt, der Hund klettert dabei mit angelegten Ohren und nach unten gehaltener Rute am Menschen hoch. Alleinbleiben fällt diesen Hunden überall schwer, sowohl in der eigenen Wohnung als auch z.B. im Auto. Wer beim Hund bleibt, spielt dabei keine Rolle, es kann irgendein Familienmitglied, ein guter Bekannter oder sogar ein Hundesitter, den Sie engagiert haben, sein. Für den Hund ist nur wichtig, dass er nicht allein ist.
Hunde mit Kontrollverlust dagegen leiden, weil sie es nicht ertragen können, dass sie nun auf ihren Menschen eine Weile nicht mehr aufpassen können. Sie fühlen sich verantwortlich für ihren Menschen, da sie das Gefühl haben, sich um ihren Menschen kümmern zu müssen. Einen kurzen Zeitraum ertragen diese Hunde daher das Alleinbleiben oftmals, da sie dem Menschen zutrauen, kurzfristig auch ohne den Hund auszukommen. Daher kommt es meistens erst nach einer gewissen Zeit der Trennung zu Lautäußerungen, hierbei wird der Hund selten heulen, sondern eher lautstark und oft auch stundenlang bellen. Das Bellen weist dabei auf den Frust hin, den der Hund über die Abwesenheit des Menschen sowie das Eingeschlossensein empfindet. Daher werden nur selten Türen zerkratzt, vielmehr schnappt sich der Hund herumliegende Gegenstände des Menschen, die angekaut und zerstört werden. Im Alltag verfolgen diese Hunde ihren Menschen auf Schritt und Tritt. Dabei geht es dem Hund jedoch weniger darum, beim Menschen zu sein, als darum, diesen zu kontrollieren. Sie stellen sich z.B. in den Weg und begrenzen den Menschen, setzen sich gern auf die Füße ihres Menschen oder lehnen sich an dessen Beine an. Was wie zufällig wirkt und vom Menschen oft als „liebebedürftig“ und verschmust wahrgenommen wird, ist in dem Fall eigentlich ausgeübte Kontrolle. Kommt der Mensch zurück, springt der Hund ihn durchaus mit voller Wucht an. Das ist dann übrigens kein Zeichen von Freude, wie so oft angenommen wird, sondern viel eher eine Korrektur gegenüber Herrchen oder Frauchen, da diese einfach allein rausgegangen sind, ohne den Hund mitzunehmen. Dies zeigt sich auch an der Körperhaltung des Hundes, der mit hoch getragener Rute dem Menschen entgegen springt. Die Anwesenheit anderer Menschen ändert dabei nichts am Verhalten des Hundes. Solange „sein“ Mensch, für den er sich verantwortlich fühlt, ohne ihn weggegangen ist, hat er Stress und zeigt dies auch deutlich, auch wenn ein anderes Familienmitglied, ein Bekannter oder Hundesitter beim Hund bleibt.

Das Alleinbleiben lernen
Wie bereits erwähnt, unterscheidet sich das Training in Bezug auf das Alleinbleiben zunächst einmal nicht, egal ob die Ursache Trennungsangst oder Kontrollverlust ist. Der Hund muss in sehr kleinen Schritten lernen, allein zu bleiben. In einem ersten Trainingsschritt soll der Hund dazu lernen, auf einem ihm zugewiesenen Liegeplatz liegen zu bleiben. Der Liegeplatz des Hundes sollte sich dabei an einem unstrategischen Platz befinden, also nicht direkt neben der Tür oder vor Ihrem Sitzplatz auf dem Sofa. Er sollte dem Hund ausreichend Ruhe ermöglichen, es bietet sich z. B. ein Platz in der Ecke neben der Couch an. Ihr Hund soll den Liegeplatz positiv verknüpfen, belohnen Sie ihn daher anfangs dafür, wenn er sich auf Ihr Signal dorthin legt. Führen Sie dieses Training so lange durch, bis Ihr Hund es sich auch von sich aus, also ohne dass Sie ihn auf den Platz geschickt haben, auf seinem Liegeplatz gemütlich macht, denn dann hat er ihn vollständig akzeptiert. Anfangs sind Sie dabei auch selbst im Raum, später verlassen Sie diesen, erst nur ganz kurz, dann auch etwas länger. So lernt Ihr Hund, dass er Sie nicht ständig verfolgen soll, bzw. dass er es aushalten kann, auch einmal kurz ohne ihre direkte Nähe zu sein. Schließen Sie dann ruhig auch mal für einen kurzen Moment die Tür hinter sich, wenn Sie in einen anderen Raum der Wohnung gehen. So lernt Ihr Hund, dass Sie auch dann immer wieder zu ihm zurückkommen, wenn er Sie nicht sehen oder hören kann. Natürlich muss er dabei nun nicht mehr auf seinem Liegeplatz liegen bleiben, denn das könnten Sie ja auch gar nicht „kontrollieren“. Wählen Sie daher anfangs einen Augenblick aus, an dem sich Ihr Hund von sich aus auf seinem Liegeplatz niedergelassen hat. Wenn Sie nun diesen ersten Schritt zum wirklichen Alleinbleiben starten, sollten Sie Ihren Hund immer in diesem Raum allein lassen. Er soll sich dort wohlfühlen und hier seinen Liegeplatz haben. Der Raum sollte sich nicht direkt im Eingangsbereich befinden, wo gegebenenfalls fremde Menschen vorbeilaufen. Der Flur eignet sich also eher nicht dafür. Im Raum selbst sollten Sie nach Möglichkeit alles, was der Hund zerstören könnte, wegräumen. Vielen Hunden gibt es zudem erfahrungsgemäß Sicherheit, wenn sie in der ersten Trainingszeit nur auf einen Raum begrenzt werden und nicht direkt die ganze Wohnung zur Verfügung haben. Hunde sind sehr genaue Beobachter und können somit schon sehr früh erkennen, ob Sie gleich das Haus verlassen werden oder ob es sich um eine Trainingssequenz handelt. Denn wenn Sie ihn wirklich allein lassen, ziehen Sie Ihre Jacke an, nehmen die Tasche und den Schlüsselbund mit oder tragen das Büro-Outfit. Üben Sie nur das Alleinbleiben, behalten Sie die bequeme Jogginghose an oder gehen in Hausschuhen aus dem Haus. Deshalb bauen Sie bitte parallel zu diesem Training diese sogenannten Schlüsselreize ab. Ziehen Sie also auch mal Schuhe und Jacke an, nehmen Sie den Schlüssel und setzen Sie sich dann ins Wohnzimmer, um einen Kaffee zu trinken. Oder verlassen Sie die Wohnung für eine kurze Sequenz in Hausschuhen und ohne Jacke, stecken Sie den Schlüsselbund zum Wäscheaufhängen ein oder nehmen Sie Ihre Tasche auch mal mit ins Bad. Je weniger berechnend Sie für Ihren Hund sind, desto entspannter wird er auf diese Alltagsreize reagieren.

Verhalten im Alltag
Hier unterscheidet sich das Training nun, je nachdem, ob Trennungsangst oder Kontrollverlust die Ursache sind. Viele Hunde mit Trennungsangst sind eher unsichere Hunde mit wenig Selbstbewusstsein. Stärken Sie dieses daher im Alltag, indem Sie gezielt Beschäftigungsformen trainieren, bei denen Ihr Hund selbstständig arbeiten muss und mit eigenen Entscheidungen zum Ziel kommt. Gut geeignet hierfür sind z.B. das Mantrailen oder die Fährtenarbeit, aber auch bei der Suche nach versteckten Gegenständen soll Ihr Hund möglichst eigenständig arbeiten. Stellen Sie ihm Aufgaben, bei denen er nachdenken bzw. ausprobieren muss, wie er diese lösen kann. Intelligenzspiele, bei denen der Hund Türchen öffnen, Boxen herausziehen oder Schalter verschieben muss, um an das von Ihnen versteckte Futter zu gelangen, bieten hier unendliche Möglichkeiten. Ein Kontrollverlust wird bei Hunden ausgelöst, die aus Hundesicht das Gefühl haben, dass sie für einen oder sogar mehrere Mitglieder der Gruppe verantwortlich sind. Diese Hunde denken, dass sie die Aufgabe haben, die Gruppe zu führen, zu sichern und zu kontrollieren. Wenn Sie einen solchen Hund allein lassen, entwickelt er Stress, weil er seinen Aufgaben nicht mehr gerecht werden kann. Es sollte daher unbedingt eine Strukturveränderung im Zusammenleben mit dem vierbeinigen Freund stattfinden, denn nur wenn er sich nicht mehr für Sie zuständig fühlt, wird er auch das Alleinbleiben erlernen. Dazu müssen Sie Ihrem Hund vermitteln, dass Sie Führungsqualitäten be- sitzen. Damit ist nicht der leider noch viel zu oft benutzte und falsch interpretierte Begriff der klassischen „Unterordnung“ oder „Dominanz“ gemeint, es geht also nicht darum, Ihren Hund möglichst hart zu maßregeln oder besonders streng zu ihm zu sein. Viel mehr müssen Sie klare Regeln und Strukturen im Zusammenleben aufstellen und diese auch einhalten, und dabei beachten, dass Sie Ihrem Hund nicht vermitteln, dass er z. B. territoriale Aufgaben übernehmen soll. Genießt ein solcher Hund beispielsweise stets und ständig uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, hat er einen Liegeplatz direkt neben der Eingangstür oder darf im Garten die Passanten verbellen, kann dies dazu führen, dass er sich für die territoriale Sicherheit bei Ihnen zu Hause zuständig fühlt. Wichtig ist hierbei auch, wer von Ihnen Entscheidungen trifft.
Wenn Ihr Hund Ihre Entscheidung, allein nach draußen zu gehen, akzeptieren soll, müssen Sie auch im restlichen Alltag viele Entscheidungen treffen. Ist es nun aber immer der Hund, der Sie zu einem Spiel auffordert, eine Streicheleinheit einfordert oder Sie dazu animiert, ihm doch bitte die Terrassentür zu öffnen, dann trifft er die aus seiner Sicht wichtigsten Entscheidungen im Alltag selbst. Ihr Hund muss also lernen, sich immer an Ihnen und Ihren Entscheidungen zu orientieren. Beschäftigen Sie ihn daher auch anstatt mit Suche oder Fährte lieber mit einem Apportiertraining, bei dem Sie ihm genaue Anweisungen geben. Nur wenn er sich an diese hält, kommt er zum Ziel. Werfen Sie dazu beispielsweise zwei oder mehr Gegenstände und schicken Sie den Hund dann gezielt zu einem bestimmten Gegenstand hin.

Weitere wichtige Trainingshinweise:

• Lasten Sie Ihren Hund ausreichend aus, bevor Sie das Haus verlassen (z. B. durch Apportieren oder Nasenarbeit), dabei ist sowohl die körperliche als auch die geistige Auslastung wichtig! Ein ausgelasteter Hund wird sich eher entspannt hinlegen und ausruhen, wenn Sie ihn allein lassen. Allerdings sollten Sie nach dem Training immer noch eine Weile warten, bevor Sie Ihren Hund allein lassen, da der Übergang von Aktion zu Ruhe für ihn sonst zu groß ist.

• Verabschieden Sie sich nicht überschwänglich von Ihrem Hund, da Sie dem Alleinbleiben sonst eine viel größere Bedeutung zukommen lassen. Ihr Hund merkt, dass auch Sie aufgeregt sind und dass etwas „Besonderes“ ansteht. Dies wird kaum dazu führen, dass er sich entspannt.

• Auch die Begrüßung Ihres Hundes nach dem Zurückkommen sollten Sie nicht übertreiben. Es ist zwar vollkommen natürlich, dass ein Hund nach einer Trennung die zurückgekehrten Gruppenmitglieder begrüßt, jedoch sollten Sie sich dabei, ähnlich wie die Hündin es bei ihren Welpen macht, souverän und ruhig verhalten. Schließlich ist nichts Aufregendes passiert, und somit gibt es gar keinen Grund für eine überschwängliche Begrüßung. Zudem würde eine übertriebene Begrüßung dazu führen, dass der Hund Ihre Rückkehr als etwas extrem Positives ansieht, sodass er immer angespannter auf Ihre Rückkehr warten würde, denn dann ist ja endlich wieder etwas los.

• Bestrafen Sie Ihren Hund niemals, wenn er in Ihrer Abwesenheit die Wohnung auf den Kopf gestellt, gebellt oder in die Wohnung uriniert hat. Das macht er nicht, um Sie zu ärgern! Er findet durch dieses Verhalten ein Ventil, um mit seinem Stress fertig zu werden, da er bisher noch keinen adäquaten Weg gelernt hat, in solchen Situationen mit Stress umgehen zu können. Nehmen Sie dies vielmehr zum Anlass, im Training einige Schritte zurückzugehen, denn offensichtlich war Ihr Hund noch nicht so weit.

• Lassen Sie Ihren Hund nur so lange allein, wie es der Trainingsstand zulässt. Sie müssen während der Trainingszeit also immer eine Möglichkeit finden, Ihren Hund mitzunehmen bzw. durch einen anderen Menschen betreuen zu lassen. Auch wenn es „nur einmal“ ein längerer Zeitraum war, als Sie ihn eigentlich im Training erreicht haben, kann dieses Erlebnis Sie bzw. Ihren Hund im Training vollkommen zurückwerfen. Schimpfen Sie nie, wenn der Hund in Ihrer Abwesenheit etwas zerstört.

(Ein Artikel unserer Kollegin Bettina Normann von Martin Rütter DOGS Hundeschule Gladbeck/Bottrop für "Mein Hund und Ich")

Wenn Hunde alles fressen, was sie finden...

Dein Hund ist draußen wie ein Staubsauger, der alles frisst, was er findet?

"Ich habe eine Labradorhündin mit vielen Sonderausstattungen. Xana ist 2,5 Jahre alt und lebt mit einem anderen Hund zusammen. Soweit so gut. Am meisten Kopfzerbrechen bereitet mir, dass sie auf dem Spaziergang alles frisst. Vom Taschentuch über Kot, einfach alles, was sie findet. Sie ist so schnell, dass ich oft nicht eingreifen kann. Ich habe Angst, dass sie mal etwas Giftiges frisst." 

Viele Labrador Retriever sind tatsächlich regelrechte Fressmaschinen, die alles, was auch nur annähernd essbar zu sein scheint, fressen. Im „Notfall“ (wenn z. B. Frauchen naht …) wird der Fund auch erst einmal heruntergeschluckt, bevor der Labrador darüber nachdenkt, ob es sich überhaupt um etwas Essbares handelte. Damit wird aber auch eine wichtige Komponente deutlich: Je mehr Aufmerksamkeit der Mensch dem Hund dafür schenkt bzw. je mehr er versucht, zu verhindern, dass der Hund etwas vom Boden aufnimmt und frisst, desto intensiver wird dieser nach Nahrung suchen, um sie dann so schnell wie möglich zu fressen.

Ein erster Schritt im Training ist daher, das Verhalten zum einen zu ignorieren (zumindest so lange es sich um etwas Ungefährliches handelt) bzw. so weit wie möglich zu verhindern, dass der Hund überhaupt etwas aufnehmen kann. Dazu kann man den Hund an einen Maulkorb gewöhnen, da er so zumindest feste Dinge nicht mehr einfach so aufnehmen kann. Handelt es sich um Leberwurst oder auch weichen Kot, hilft ein Maulkorb natürlich nur begrenzt, denn der Hund kann die Schnauze auch mit Maulkorb in den Kot bzw. die Paste hineindrücken. Viele Hunde kommen allerdings gar nicht auf diese Idee, sodass ein Maulkorb meist tatsächlich im ersten Schritt Abhilfe verschafft. Alternativ kannst Du Xana erst einmal auch nicht mehr frei laufen lassen, sodass sie sich nicht so weit von Dir entfernen kann. So kannst Du kontrollieren, dass sie nichts vom Boden aufnimmt.

In einem weiteren Trainingsschritt kannst Du Xana beibringen, dass sie nur dann etwas vom Boden aufnehmen darf, wenn Du ihr das Signal dazu gibst. Nehme dazu ein Futterstück in die Hand und halte es ihr vor die Nase. In dem Augenblick, in dem sie das Futterstück aus Deiner Hand fressen will, schließt Du kommentarlos die Hand zu einer Faust, sodass sie nicht an das Futter herankommt. Warte, bis sie nicht mehr versucht, an das Futter in Deiner Hand zu gelangen, bevor Du die Hand wieder öffnest. Dies wiederholst Du nun so lange, bis Xana eine Zeitlang vor der geöffneten Hand wartet. Nun darf sie mit dem Signal „Nimm“ das Futter von Deiner Hand nehmen. Die gleiche Übung wiederholst Du dann mit Futter auf dem Boden. Setze Dich dazu am besten auch auf den Boden. Lege nun direkt vor Xana ein Futterstück auf den Boden. Will sie dieses aufnehmen, verdecke es einfach mit Deiner Hand. Wartete sie ruhig ab, darf sie es mit dem Signal „Nimm“ aufnehmen.

Du kannst Xana auch beibringen, Futter auf dem Boden anzuzeigen. Xana soll dazu lernen, sich immer dann, wenn sie etwas  – ihrer Meinung nach – Fressbares gefunden hat, davor setzen und warten, bis Du zu ihr gekommen bist. Lege dazu Futter unter einem Küchensieb aus, welches Sie z. B. mit Heringen im Boden feststecken, sodass Xana es nicht selbst wegschieben kann. Nun gehe mit ihr in Richtung Sieb. Xana wird vermutlich erst einmal versuchen, an das Futter unter dem Sieb zu kommen. Du wartest nun, bis Xana ruhiges abwartendes Verhalten zeigt und sich vor das Sieb hinsetzt. Nun nimmst Du das Sieb hoch und belohnen Xana mit einem Stück des Futters unter dem Sieb. Im weiteren Training gehst Du nicht mehr mit Xana zusammen zum Sieb, sondern lässt sie vorlaufen. Du näherst Dich erst dann, wenn Xana das Futter sitzend anzeigt. Im weiteren Training entfernst Du dann das Sieb. Gehe hierbei aber erst einmal noch gemeinsam mit ihr zum Futter. Sicherheitshalber führst Du sie an der Leine, damit Du verhindern kannst, dass sie anstatt sich hinzusetzen, das Futter einfach aufnimmt.

Wenn Xana dann noch zuverlässig auf Deinen Rückruf zu Dir kommt, auf ein Stoppsignal anhält und wartet sowie auf das Signal „Nein“ Dinge liegenlässt und sich stattdessen mit einer Alternative beschäftigt, wirst Du weitestgehend verhindern können, dass sie etwas Unerwünschtes vom Boden aufnimmt. Allerdings muss man auch ganz klar sagen, dass es durch noch so viel Training niemals eine hundertprozentige Sicherheit gibt. Du solltest daher Gegenden meiden, in denen gerade Giftköder gefunden wurden. Aus diesem Grund ist es aber auch einfach unheimlich wichtig, dass wir Hundehalter so viel Rücksicht wie möglich auf unsere Mitmenschen ohne Hund nehmen. Je weniger diese sich durch unsere Hunde, deren Anwesenheit, Gebell oder Hinterlassenschaften gestört fühlen, desto größer wird die Akzeptanz unserer vierbeinigen Freunde werden.

(DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman)

Tipps gegen Silvesterstress beim Hund

Für Deinen Vierbeiner bedeutet die Zeit rund um Silvester puren Stress? Dann kannst Du ihm mit folgenden Tipps seinen Leidensdruck ein wenig nehmen. 

An den Tagen vor Silvester...

• Wähle Spazierstrecken, die weitgehend knallfrei sind oder fahre weitab von solchen Orten, um dort entspannt mit dem Hund zu Gehen.

• Lass Deinen Hund während des Spaziergangs sicherheitshalber an der Leine bzw. Schleppleine. Sollte der eigenen Hunde panisch reagieren, wenn es bereits in den Tagen vor Silvester knallt, dann nutze ein Sicherheits- oder Panikgeschirr. Diese besonderen Geschirre haben einen zusätzlichen Gurt in der Taille des Hundes, so dass sich der Hund nicht aus dem Geschirr herauswinden kann.

• Zwinge Deinen Hund nicht zu Spaziergängen rund um die Silvesterzeit, sondern gehe nur so viel und so lange mit Ihrem Hund raus, wie er es möchte.

• Decke Dich mit leckeren Kauartikeln für den Hund ein, da Kauen entspannend wirkt.

• Bereite Deinem Hund eine Rückzugsmöglichkeit vor (Box o.ä.), die er an Silvester aufsuchen kann.

• In Absprache mit Deinem Tierarzt können sanfte Beruhigungsmittel auf pflanzlicher Basis oder auf Basis von Milcheiweiß einige Tage vorab gegeben werden. Idealerweise werden diese Mittel bereits 2-3 Tage vor Silvester verabreicht. Zylkene zum Beispiel, ein hydrolysiertes Milchprotein, kann Stress dämpfen, hierbei sollte die empfohlene Dosierung jedoch verdreifacht werden. Auch die Aminosäure Tryptophan, die in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten (z.B. Adaptil), und Grundsubstanz des ausgleichenden Botenstoffes Serotonin ist, kann stressmildernd wirken.

• Du kannst die beruhigende Wirkung von Duftölen bereits einige Tage im Vorfeld nutzen. Besonders Lavendel, Kamille und Sandelholz wirken dem hundlichen Stress entgegen.

• Gewöhne Deinen Hund vorab an einen selbstgemachten Gehörschutz, den er dann vor der Knallerei tragen kann. Dazu etwas Watte in das Hundeohr stecken und dann einen Schal mehrfach um den Kopf wickeln und mit einem selbstklebenden Verband fixieren.

In der Silvesternacht / vor Mitternacht...

• Ein ausgedehnter Spaziergang vorab und maßvolle körperliche Beschäftigung am frühen Nachmittag des Silvestertags helfen dem Hund dabei, entspannter zu werden.

• Verdunkel den Raum, in dem sich Dein Hund um Mitternacht aufhält, bereits frühzeitig, in dem Du alle Rollläden herunterläßt oder Vorhänge zuziehst.

• Schließe alle offenen Fenster und Türen, um die Außengeräusche so gut es geht zu dämpfen.

• Schalte den Fernseher oder das Radio schon eine ganze Zeit vor Mitternacht ein. Achte darauf, ein Programm zu wählen, in dem nicht zu Mitternacht ein Feuerwerk übertragen wird. Hierzu eignet sich besonders ruhige Klassik. Alternativ kannst Du auch einen Film abspielen, in dem es garantiert kein Feuerwerk gibt.

• Lasse Deinen Hund auf gar keinen Fall zu Silvester allein, selbst wenn er offensichtlich keinen Stress mit Silvester hat.

• Fordere Deinen Hund kurz vor Mitternacht zu einer gemeinsamen Beschäftigung auf oder gib ihm den bereits vorher zu recht gelegten Kauartikel.

• Nimm Deinen Hund um Mitternacht nicht mit nach draußen, selbst wenn er offensichtlich kein Problem mit Silvester hat. Sonst könnte es eventuell doch mal passieren, dass ein Knaller oder eine Rakete zu dicht kommt und Dein Hund eine negative Erfahrung macht. Besonders bei apportierfreudigen Hunden besteht die Gefahr, dass diese vielleicht versuchen, einen geworfenen Knaller zurück zu bringen.

• Sucht Dein Hund Deine Nähe, dann lasse dies zu. Dieser „Social Support“ durch körperliche Nähe wirkt durch das Hormon Oxytocin blutdrucksenkend und vermindert den Stresshormonspiegel Deines Vierbeiners. Probiere aus, wie Dein Vierbeiner auf Streicheleinheiten oder eine sanfte Massage in solchen Situationen reagiert, denn auch diese führen zur Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin.

• Wählt Dein Hund außer der bereits zuvor aufgebauten Rückzugsmöglichkeit einen anderen Ort (Keller, Bad oder Kleiderschrank), dann achte bitte darauf, dass dieser für den Hund zugänglich ist.

• Der Tierarzt Dr. Ralph Rückert hat gute Erfahrungen mit der entspannenden Wirkung von Eierlikör bei ängstlichen Hunden gemacht. In seinem Blog geht er genauer auf die sedative Wirkung des Alkohols ein und wie dieser dosiert werden sollte (hier geht`s zum entsprechenden Artikel: Link).

• Sollte dein Hund kein Problem mit dem Autofahren haben, dann packe Deinen Vierbeiner frühzeitig ins Auto und begib Dich auf die Autobahn. Durch das Fahrgeräusch werden die Knallgeräusche nicht so intensiv wahrgenommen und in der Nähe von Autobahnen werden selten Böller und Raketen gezündet.

• Falls Dein Hund zu massiven Stress mit der Knallerei hat oder panisch ist, dann macht es Sinn, Silvester an einem ruhigen Ort zu verbringen, an dem definitiv nicht geknallt wird. Auf einigen Nordseeinseln (Amrum oder Sylt) sowie einigen Städten (z.B. St. Peter Ording) besteht ein Abbrennverbot von Feuerwerkskörpern. Informiere Dich rechtzeitig im Internet, wo sich diese Orte befinden. Alternativ kannst Du mit Deinem Hund auch Silvester auf einem Rastplatz außerhalb der Stadt verbringen.

Nach Silvester ist vor Silvester - Vorsorgen fürs nächste Jahr...

Ein Gutes hat Silvester: Ist es vorbei, hast Du und Dein Hund ein ganzes Jahr Zeit, um sich auf den nächsten Jahreswechsel vorzubereiten. Vor dem ersten Training solltest Du Deinen  Vierbeiner auch noch einmal gründlich von einem Tierarzt untersuchen lassen, um organische oder hormonelle Ursachen für seine Angst auszuschließen. Auch kann eine Futterumstellung sehr ratsam sein, da Mais, Weizen und Soja bei einigen Hunden zu Störungen im zentralen Nervensystem führen können. Besonders Mais senkt beim Hund den Spiegel des Wohlfühlhormons Serotonin im Gehirn.

Ein systematisches Training kann dazu führen, die Ängste Deines Hundes abzubauen. Da bei der Angst vor Silvester mehrere Sinne „angesprochen“ werden, gestaltet sich ein Training zur Verhaltensänderung nicht immer ganz so leicht. Spezielle Geräusch-CDs können dem Hund anfangs helfen, Schritt für Schritt gegenüber der nächsten Knallerei gelassener zu werden. Empathie, Sensibilität und viel Erfahrung sind hier von Nöten. Bei der Therapie schwerwiegender Ängste sollte ein erfahrener Hundetrainer den Weg begleiten. Schnell kann es ansonsten passieren, dass durch Unwissenheit Ängste verstärkt werden.

Hund jault im Auto

Dein Hund jault und bellt bei kurzen Autofahrten, ist aber während Langstrecken ruhig?

Probleme mit dem Hund beim Autofahren entstehen häufig dadurch, dass Abläufe immer gleich sind, denn Hunde sind sehr gut darin, uns zu lesen und unsere Gewohnheiten zu erkennen. Dazu gehört auch das unterschiedliche Fahrverhalten eines Autos auf der Autobahn bzw. auf der Landstraße. Auf der Autobahn bewegt sich das Auto in gleichmäßigem Tempo vorwärts, auf der Landstraße dagegen kommt es immer wieder zu einer deutlichen Reduzierung der Geschwindigkeit oder sogar zu einem Stopp und dementsprechend danach dann wieder zu einer Beschleunigung bzw. einem erneuten Anfahren.

Hunde lernen schnell, dass die Fahrt länger dauert, wenn der Mensch den Weg über die Autobahn wählt. Dein Hund weiß also, dass es nun nicht so bald zu einer Pause und damit zu einem für ihn möglicherweise spannendem Aufenthalt kommt. Hat ein Hund zu Beginn hier vielleicht auch noch gebellt oder gejammert, hat er schnell gelernt, dass dies zu nichts führt, denn der Mensch hält nicht an, sondern fährt einfach in seinem gewählten Tempo weiter. Zwar reagieren viele Menschen zu Beginn noch auf das Gebell oder Gejammer des Hundes, doch da sich meist am Verhalten des Hundes langfristig nichts ändert, geben die meisten Menschen dann doch auf und ignorieren das Verhalten des Hundes. Und das ist genau richtig, denn wenn keine Reaktion auf ein Verhalten erfolgt, wenn nichts passiert und das Verhalten nicht zum Erfolg führt, wird ein Hund dieses Verhalten nach einiger Zeit einstellen.

Bei Kurzstrecken sieht das jedoch ganz anders aus, denn nicht selten enden diese ja mit einer für den Hund begehrten Handlung, wie einem tollen Spaziergang, einem spannenden Training oder dem Besuch eines zwei- oder vierbeinigen Freundes. Bellt der Hund also vor Aufregung in Erwartung des bevorstehenden Spaziergangs, wird dieses Verhalten verstärkt, wenn der Mensch dann tatsächlich anhält und mit dem Hund zum Spaziergang aufbricht. Damit Dein Hund zukünftig also auch auf Kurzstrecken ruhig ist und sich entspannt hinlegt, mußt Du diesen Ablauf verändern. Dazu fährst Du zum einen sehr häufig kurze Strecken mit Deinem Hund, ohne dass er am Ende in seiner Erwartung bestätigt wird. Du kannst ihn also z. B. einfach mitnehmen, wenn Du in die Apotheke oder zum Bäcker fährst. Dort angekommen, steigst Du allein aus, erledigst kurz Deine Besorgungen, steigst dann kommentarlos wieder ins Auto ein und fährst nach Hause zurück. Du kannst auch einfach nur kurze Strecken fahren, ohne ein bestimmtes Ziel anzusteuern bzw. anzuhalten. Viele Hunde erkennen sogar die Umgebung aus dem Auto heraus. Sie beginnen zu bellen, sobald der Waldparkplatz in Sicht kommt oder das Auto in die Straße der befreundeten Familie einbiegt. Sollte Dein Hund also auf solche Sichtreize reagieren, fahre mit ihm dorthin, halte dann aber nicht dort an, sondern fahre einfach weiter. Später kannst Du dort auch anhalten, bleib aber einfach im Auto sitzen und lies ein Buch, bevor Du nach einiger Zeit wieder weiterfährst.

Während dieses Trainings musst Du das Bellen und Jammern von Deinem Hund vollkommen ignorieren. Du darfst also weder versuchen, ihn zu beruhigen („Wir sind doch gleich da!“), noch mit ihm schimpfen („Jetzt hör doch endlich auf!“), denn jede Form der Zuwendung ist für ihn erst einmal eine Verstärkung. Denn schließlich hast Du ja offensichtlich zumindest verstanden, dass Dein Hund etwas von Dir möchte. Menschen sind halt manchmal schwer von Begriff und brauchen länger, bis sie etwas wirklich verstehen, sodass er nach einer solchen Reaktion von Dir auf sein Bellen nur noch intensiver bellen wird.

Natürlich sollte Dein Hund in dieser Zeit auch weiter seinen Auslauf bekommen bzw. sich mit anderen Hunden treffen dürfen. Organisiere Dich so, dass Du dazu anfangs nicht mit dem Auto losfahren musst. Später kannst Du dann andere Orte auswählen, die Dein Hund noch nicht kennt, bzw. erst einmal eine längere Zeit herumfahren, bis er ruhig liegt und wartet, und dann erst zu einem Spaziergang anhalten. Aber auch zukünftig musst Du ihn immer wieder einmal mitnehmen, ohne dass am Ende der Fahrt eine tolle Aktion auf ihn wartet.

Wenn der Hund nicht aus dem Napf trinken will...

Berta trinkt praktisch nur aus der Gießkanne. Der Wassernapf kann randvoll daneben stehen. Aber sie trinkt, als sei sie völlig verdurstet, aus der Kanne. Wenn da nichts drin ist, trinkt sie aber deshalb nicht - oder nur selten - aus dem Napf. Wie erreiche ich, dass sie aus dem Napf trinkt?

Wenn ein Hund nicht mehr aus seinem Napf trinken will, kann dies unterschiedliche Gründe haben. Sehr häufig ist eine schlechte Erfahrung Ursache hierfür. Ein Napf aus Metall klappert, wenn der Hund ihn über harten Boden schiebt. Fällt der Metallnapf herunter, entsteht ein schepperndes Geräusch, was zu einem großen Schreck beim Hund führen kann. Manche Hunde erschrecken sich auch vor der Spiegelung, die bei einem Metallnapf entstehen kann. Überlege daher einmal, ob es nicht zu einem Vorfall gekommen ist, bei dem Berta sich beim Trinken erschrocken hat. Denn auch wenn der Vorfall an sich nicht gravierend war, sodass er dem Menschen kaum aufgefallen ist, kann der Schreck für den Hund sehr groß gewesen sein. Probiere dann einfach einmal aus, ob Berta aus einem Napf aus anderem Material, wie z. B. aus einem Porzellan-Napf, trinkt.

Manche Hunde bevorzugen abgestandenes Wasser gegenüber frischem Wasser, sie trinken mit Vorliebe aus Pfützen am Boden. Dies sollte man jedoch nach Möglichkeit nicht zulassen, da dies vor allem im Sommer gefährlich für den Hund sein kann. Denn in warmen stehenden Gewässern, und damit auch in Pfützen, kann der Hund sich mit Bakterien anstecken und so z. B. an Leptospirose erkranken. Auch wenn man den Wassernapf des Hundes natürlich regelmäßig reinigen sollte, kann daher auch ein Zuviel an Reinigung Ursache dafür sein, dass Berta nicht aus ihrem Napf trinken will. Probiere einmal aus, ob sich Bertas Verhalten ändert, wenn Du ihren Napf nicht mit Spülmittel, sondern einfach nur mit heißem Wasser reinigst.

Manche Hunde sind auch einfach eigen, was den Geschmack des Wassers betrifft. Wenn Berta es bevorzugt, aus einer Plastik-Gießkanne zu trinken, hilft es vielleicht, einen Napf aus Plastik zu benutzen. Letztlich spielt es im Grunde genommen auch keine Rolle, woraus Berta trinkt, solange sie genug Wasser zu sich nimmt. Du musst also darauf achten, dass Berta möglichst regelmäßig Zugang zum Wasser hat. Wenn Du nun aber nicht die Gießkanne ins Wohnzimmer stellen möchtest, kannst Du auch versuchen, ihr das Trinken aus dem Napf etwas schmackhafter zu machen. Dazu kannst Du das Wasser im Napf mit ein wenig Leberwurst oder Joghurt vermischen. In dem Fall musst Du natürlich darauf achten, den Napf regelmäßig mit heißem Wasser zu säubern. Alternativ kannst Du ihr auch eine größere Menge Wasser über ihr Futter geben, sodass Berta bei der Fütterung schon ausreichend Wasser zu sich nimmt.

Gerade in der kalten Jahreszeit und bei geringer Anstrengung brauchen Hunde auch gar nicht so viel Wasser. Bei einer Fütterung mit Trockenfutter und normaler Raum- und Umgebungstemperatur brauchen sie etwa 40 bis 50 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Wenn Berta also beispielsweise 10 Kilogramm wiegt, braucht sie lediglich ca. 400 ml Wasser am Tag. Bekommt sie Fleisch oder Gemüse (bzw. Nassfutter), reduziert sich die minimal benötigte Wassermenge noch einmal um ein Vielfaches, dann benötigt sie lediglich 50 ml! Die von Berta benötigte Menge musst Du nun natürlich noch in Bezug auf das Gewicht umrechnen, sowie die Umgebungstemperatur und die Auslastung berücksichtigen. Wie jedoch deutlich wird, erscheinen uns Menschen diese gerade genannten Mengen auf den ersten Blick als sehr wenig. Bitte überprüfe daher zunächst einmal den tatsächlichen Bedarf von Berta sowie die Menge, die sie täglich trinkt. 

(DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman)

Unerwünschtes Jagdverhalten beim Hund

Viele Hundehalter kennen die folgende Situation. Sie gehen gemeinsam mit Ihrem Hund spazieren und stehen plötzlich alleine im Wald, weil Fiffi hinter einem Reh her hetzt? Jedes Rufen und Pfeifen ist dann zwecklos und der eigene Hund nicht mehr beeinflussbar. Was also tun, wenn der eigene Hund seiner Jagdleidenschaft ungehemmt nachgeht?

Für viele Hundehalter ist ein entspannter Spaziergang mit ihrem Vierbeiner unvorstellbar, da dieser jede Chance nutzt, seiner Jagdpassion nachzugehen. Da werden Kaninchen aufgestöbert oder Rehe gehetzt, es wird mit Leidenschaft in Mäuselöchern gebuddelt, oder der Hund verfolgt mit tiefer Nase Fährten. Dabei ist es egal, ob der Hund einer Jagdhunderasse angehört oder nicht, jagen können unsere vierbeinigen Freunde alle, denn das gehört zu ihren ursprünglichsten Verhaltensweisen. Lediglich in der Strategie und im Erfolg unterscheiden sie sich. Was kann man nun tun, um trotz dieser Leidenschaft noch entspannt mit seinem Hund spazieren zu gehen?

Das Jagen lediglich zu verhindern, indem der Hund an der Leine bleibt führt oft dazu, dass der Hund andere Formen des Jagdverhaltens entwickelt. Er lenkt sein Jagdinteresse auf eine andere Beute wie z.B. Jogger oder Radfahrer. Auch ihm das Jagen nur zu verbieten kann ungewollte Konsequenzen haben. Viele Hunde entwickeln dann autoaggressives Verhalten, sie lecken und beißen an sich herum, bis die Pfoten blutig und wund sind. Letztendlich muss es darum gehen, ein Alternativverhalten zu finden, bei dem der Hund den ihm angeborenen Jagdtrieb gemeinsam mit seinen Menschen ausleben kann. Bieten sie ihm eine Ersatzbeute an. Das kann ein Spielzeug oder ein Futterbeutel sein, die er zusammen mit ihnen jagen darf. Oftmals verlieren dann schon echte Beutetiere ihren Reiz. Ist er eher ein Sichthetzer, so findet er das Spiel mit der Reizangel bestimmt toll. Hier wird ein Gegenstand an einen Stock mit Schnur gebunden. Der Mensch bewegt den Gegenstand mithilfe der Reizangel hin und her, und der Hund kann nach Herzenslust hinterherhetzen! Achten Sie aber bei dieser Beschäftigungsform unbedingt darauf, dass der Vierbeiner gesundheitlich fit ist und der Untergrund nicht zu hart ist. Auch sollte der Hund vorab eine sehr gutes Bleib-Signal kennen, denn die Beute darf erst gejagt werden, wenn der Hund geblieben ist. Vielleicht gehört Ihr Hund aber auch zu den Apportierhunden? Voran über 50 m, auf Pfiff abstoppen und dann noch einmal 20 m nach rechts sind für einen Apportierhund eine leichte Übung. Ihr Hund findet Dummys oder Bälle langweilig? Vielleicht können Sie ihn auch für den Kong begeistern, der nach dem Aufprall noch lustig hin- und herhüpft. Damit die Beute auch langfristig spannend bleibt, darf sie nicht ständig für den Hund präsent sein. Lassen sie die Ersatzbeute nicht herumliegen, sondern verwahren sie diese an einen für den Hund unzugänglichen Ort auf. Beobachten sie ihren Hund während des Spaziergangs und bieten beim ersten Ortungsverhalten die Ersatzbeute an, bevor ihr Hund eine echte Spur entdeckt hat. Insofern haben sie gute Chancen, ihren Hund vom Jagen abzuhalten. Ist er eher ein Nasenhund, der gerne Spuren verfolgt, so wird er seine Leidenschaft vielleicht in der Fährte oder in einem Suchspiel finden. Das Training starten Sie auf jeden Fall immer an einem Platz, an dem für Ihren Hund möglichst wenig Ablenkung vorhanden ist. Meiden Sie in dieser Zeit Gegenden mit viel Wild!

Jedoch hat das Training mit der Ersatzbeute seine Grenzen. Abhängig vom Interesse ihres Hundes am Jagen und seiner Erfahrung damit, kann es schwierig werden, ihren Vierbeiner für einen Ersatz zu begeistern. In solch einem Fall muß über ein existentielles Training an der Schleppleine nachgedacht werden, d.h. der Hund wird ausschließlich über die Arbeit mit der Ersatzbeute ernährt. Macht der Hund nicht mit, wird das Training abgebrochen und in reizärmerer Umgebung oder am nächsten Tag erst fortgesetzt. Der Hund bekommt also auch am nächsten Tag auf dem Spaziergang erst wieder die Möglichkeit zu fressen ! Hierdurch soll der Hund lernen, daß das Jagen echter Beute ihn nicht satt macht und er sich lieber mit dem Futter, das der Mensch ihm anbietet beschäftigen sollte. Ein gesunder, erwachsener Hund kann übrigens bis zu 20 Tage ohne Futter auskommen.

Leider gibt es aber auch immer wieder Hunde, bei denen der Jagdtrieb so stark ausgeprägt ist bzw. über mehrere Jagderfolge so gefestigt wurde, daß sie trotz längerer Hungerperioden (von ca. fünf Tagen) sich auf die Jagd nach der Ersatzbeute nicht einlassen können. Der Lustgewinn beim Hetzen ist für sie so groß, daß er über allem steht. Bei solchen Hunden gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: ein dauerhaftes Schleppleinentraining oder eine Korrektur über ein Sprüh-Impulsgerät. Bevor jedoch über den Einsatz eines Sprüh-Impulsgerätes nachgedacht wird, müssen vorher alle anderen Trainingsalternativen durchlaufen worden sein, d.h. dem Hund muß eine Möglichkeit zum alternativen Verhalten geboten werden, sonst ist die Korrektur eine willkürliche Strafmaßnahme des Menschen und dies ist nach unserer Trainingsphilosophie abzulehnen. Der Einsatz eines Strom-Impulsgerätes scheidet als alternative Korrekturmöglichkeit immer aus! Für den Einsatz von Gewalt gibt es keine Begründung. Einem Hund Schmerzen zuzufügen, nur damit er entsprechend der menschlichen Vorstellung funktioniert, ist grundsätzlich abzulehnen.

Das wichtigste beim Training mit dem Hund ist es also, auf seine individuellen natürlichen Bedürfnisse und Veranlagungen einzugehen. Ein artgerechtes Training wird daher auch immer eine Form von Jagdverhalten beinhalten. Ob das nun die Fährtenarbeit, ein Apportiertraining, ein Hetzspiel oder ein Treibballspiel ist, muß anhand der jeweiligen Motivation des Hundes entschieden werden.

Unerwünschtes Jagdverhalten kann man nicht unterdrücken, man muß es vielmehr gezielt in andere Bahnen lenken. Falls Du dabei Unterstützung brauchst, wende Dich gerne an uns und schreib uns eine Nachricht. Hier geht`s direkt zum Kontaktformular

Richtig korrigieren im Hundetraining? "Wenn er etwas davon hat, macht ein Hund alles!"

Einen Hund zu maßregeln, war gestern, denn daraufhin zeigt er höchstens Meideverhalten. Fehler im Training sind am einfachsten zu korrigieren, wenn der Hund sich davon einen Vorteil verspricht. Und wenn er uns versteht.

Korrekturen und Tabus gehören für unsere Hunde zur innerartlichen Kommunikation. Bereits Welpen werden durch die Mutterhündin in die Schranken gewiesen, wenn sie unerwünschte Verhaltensweisen zeigen, und lernen dadurch, was erlaubt ist und was nicht. Umso wichtiger ist es, dass wir sofort mit dem Einzug des Vierbeiners klare Regeln aufstellen und diese beibehalten. Nur so geben wir dem Hund die Möglichkeit, die Grenzen seines Verhaltens zu erlernen, Vertrauen in unser Handeln aufzubauen und sich gut entfalten zu können. 

Neben den alltäglichen Benimmregeln versuchen Hundehalter durch viel Training ihrem Vierbeiner erwünschte Verhaltensweisen beizubringen. Leider werden wir in unserer Hundeschule auch heute noch sehr häufig mit veralteten Trainingsmethoden konfrontiert, die versuchen, dem Hund ausschließlich durch Strafreize und Maßregelungen Signale beizubringen und diese zu festigen. Doch ist dies wirklich notwendig und führt es schneller zum Erfolg? 

Damit ein Hund ein Signal zuverlässig im Alltag ausführt, ist es wichtig, dass er dies im Vorfeld in Ruhe erlernen und das Signal durch viele Wiederholungen in unterschiedlichen Situationen festigen konnte. Lernen definiert sich hierbei als eine stabile Veränderung eines Verhaltens aufgrund von Erfahrungswerten. In der Natur beispielsweise werden vorrangig Dinge erlernt, die für den Vierbeiner aus rein biologischer Sicht Sinn ergeben. Dies schließt unter anderem das Jagdverhalten als Nahrungserwerb oder auch die Vermeidung von Gefahren mit ein. 

Die von uns Menschen erwünschten Verhaltensweisen entsprechen jedoch zumeist nicht der eigentlichen Natur unserer Vierbeiner. Kein Hund muss innerhalb eines Rudels bei einem Artgenossen „bei Fuß“ laufen oder sich auf dessen Wunsch unverzüglich setzen. Wir bringen unseren Hunden also Verhaltensweisen bei, die rein biologisch für sie keinen Sinn ergeben. Im Gegenteil – sie hindern sie zum größten Teil an den genetisch fixierten Verhaltensabläufen. Beispielsweise ist der Abruf aus der Hasenhatz oder das Unterbinden von Sexualverhalten aus Sicht eines Hundes in keiner Weise sinnvoll. Dennoch sind es unabdingbare Grundregeln, die ein Hund lernen muss, um sich in unseren menschlichen Alltag bestmöglich zu integrieren. 

Ein Hund ist von Natur aus ein Opportunist. Das bedeutet mit anderen Worten, dass er für sich selbst erfolgsorientiert arbeitet und sich immer so verhalten wird, wie es ihm selbst am meisten Vorteile verschafft. Dementsprechend muss sich der Aufbau neuer, erwünschter Verhaltensweisen und Signale für ihn selbstverständlich ebenso lohnen. 

Veraltete Trainingsmethoden, die ausschließlich auf dem Einsatz von Strafreizen basieren, wie beispielsweise der Leinenruck für das perfekte Fußlaufen oder das Straffziehen der Leine Richtung Boden zum Erreichen einer Platzposition, entsprechen daher nicht dem zielorientierten Lernverhalten unserer Hunde. Sie führen lediglich dazu, dass ein Hund aus Unsicherheit und Angst bestimmte Verhaltensweisen zu vermeiden versucht. Da jedoch zumeist der eigentliche Aufbau des erwünschten Verhaltens fehlt, sondern lediglich eine Korrektur unerwünschter Verhaltensweisen stattfindet, weiß der Hund letztendlich nicht sicher, was von ihm verlangt wird. Er lotet lediglich aus, was zu Strafen führt. 

Um ein vertrauensvolles Team zu werden und dem Hund zuverlässige Verhaltensweisen anzutrainieren, sollte sich die Zusammenarbeit mit dem Menschen und der Aufbau neuer Signale für den Hund lohnen. Welche Belohnung für den Hund die richtige ist, muss immer individuell entschieden werden. Ob Futter, Streicheleinheiten oder ein ausgiebiges Spiel mit dem Menschen – wichtig ist nur, dass die ausgewählte Variante für den Vierbeiner tatsächlich eine Belohnung darstellt. Die meisten Hunde empfinden es beispielsweise in stressigen Momenten als eher unangenehm, angefasst zu werden, und sie weichen der menschlichen Hand aus. Dementsprechend gilt es, die Belohnungsform zu finden, die situativ und individuell je nach Hund angepasst ist. 

Häufig wird dem Hund bei Nichtausführen eines Signals „Ungehorsam“ unterstellt und der Mensch versucht über körperliches Eingreifen seinen Willen einzufordern. Ein ganz typisches Beispiel hierfür ist, dass ein „Sitz“ vom Hund scheinbar ignoriert wird und der Halter versucht, den Hund mit Druck auf die Kruppe in die gewünschte Position zu bringen. Der Hund lernt jedoch bei dieser Form des Trainings ausschließlich, sich bei Druck auf das Hinterteil zu setzen und nicht auf das Signal an sich zu reagieren. 

Führt ein Hund die gewünschten Signale nicht aus, so gilt es zu allererst, auf Fehlersuche zu gehen. Oftmals sind Missverständnisse und Kommunikationsfehler die Ursache hierfür. Hunde orientieren sich hauptsächlich an der menschlichen Körpersprache. Verbale Signale spielen eine untergeordnete Rolle. Somit muss sich der Hundehalter selbst reflektieren und darin schulen, für seinen Hund klar lesbar zu werden. Hierzu ein ganz banales und doch alltägliches Beispiel: In der Regel bringen Hundehalter ihrem Vierbeiner bei, sich beim nach oben gestreckten Zeigefinger als Sichtzeichen zu setzen. Die flache Hand in Richtung Boden bedeutet zumeist das Signal „Platz“. Doch was nun, wenn verbal zwar ein „Sitz“ erklingt, körpersprachlich jedoch unabsichtlich über die Hand das „Platz“-Signal gegeben wird? Der Hund wird sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit an der Körpersprache orientieren und sich ablegen. 

Grundsätzlich gilt, dass der Aufbau neuer Signale in möglichst reizarmer Umgebung erfolgen sollte. Dies ist beispielsweise zu Hause gegeben. Der Hund kann in aller Ruhe ohne Ablenkungen durch viele Wiederholungen das gewünschte Verhalten erlernen. Zudem werden idealerweise gleich Hör- und Sichtzeichen mit dem neu aufgebauten Verhalten verknüpft. Klappt die Ausführung in dieser Umgebung sehr gut, werden die Außenreize langsam gesteigert. Das bedeutet, dass das Training von nun an draußen weitergehen kann. Allerdings sollte auch hier auf die langsame Steigerung der Reizlage geachtet werden. Häufig wird im Welpenkurs davon berichtet, wie gut das Training zu Hause klappt – auf dem Trainingsplatz zeigt der Hund jedoch nichts davon. Das hat natürlich unter anderem den Grund, dass gerade im Gruppentraining noch andere Hunde anwesend sind. Diese Reizlage ist für die meisten Vierbeiner mit Abstand die schwierigste. 

Um ein Signal zuverlässig ausführen zu können, braucht es viele erfolgreiche Wiederholungen gerade in der Aufbauphase. Um ein Signal zu generalisieren, ist es notwendig, dass dieses mit viel Fleiß und Feingefühl in sämtlichen Situationen des Alltags immer wieder sorgfältig trainiert wird. 

Eine weitere Ursache ist die fehlende Motivation des Hundes, mit seinem Halter zusammenzuarbeiten. Ist der Hund draußen generell schon schlecht ansprechbar und interessiert sich mehr für die Umwelt, muss zuallererst an der Beziehung zwischen Hund und Halter gearbeitet werden. Die Frage, die man sich nun stellen muss, ist, wieso der Hund sämtliche Reize als viel spannender empfindet und warum die Aufmerksamkeit seinem Halter gegenüber dadurch beeinträchtigt wird.

Vor allem beim Aufbau und dem Festigen neuer Signale kann es unter Umständen zu einer Fehlverknüpfung kommen. Dies kann unter anderem durch schlechtes Timing bei der Belohnung des Hundes entstehen oder auch durch einen ungenauen Übungsaufbau. So sollte beispielsweise bei dem Signal „Sitz-Bleib“ auch auf das Aufrechtsitzen bestanden und das Hinlegen des Hundes korrigiert werden, indem man wieder zu ihm geht und ihn erneut in die Sitzposition lockt. Erhält der Hund am Ende der Übung trotz der Ablage seine Belohnung, wird er dieses Verhalten immer wieder zeigen. 

Wurde in langsam steigenden Reizlagen mit vielen Wiederholungen trainiert und führt der Vierbeiner das Verhalten zuverlässig aus, kann man davon ausgehen, dass er die Übung verstanden hat. Dennoch kann es durch verschiedene Außenreize passieren, dass sich Hunde unwohl fühlen und Probleme mit der Umsetzung haben. 

Ist das der Fall, sind meist typische Übersprunghandlungen, wie schlecken, sich kratzen, gähnen oder auch den Blick abwenden, zu beobachten. Gerade bei diesen Ursachen wird der Einsatz von Strafreizen nicht zum gewünschten Erfolg führen. Ist der Halter in seiner Körpersprache unklar, hat er ein neues Signal nicht umfangreich generalisiert oder hat er unabsichtlich Fehlverknüpfungen geschaffen, so hatte der Hund gar nicht die Möglichkeit, das Signal auszuführen, und eine Maßregelung ist absolut ungerechtfertigt. Sind die Außenreize noch viel zu hoch für den Hund, gerät er dadurch unter starken Stress und ist nicht in der Lage, Signale zuverlässig auszuführen. Daran kann auch durch Druck des Halters nichts geändert werden. Im Gegenteil – es wäre unter Umständen sehr schädlich für die Beziehung, wenn ein bereits überforderter Hund in diesen Momenten zusätzlich Maßregelungen von seinem Halter erfährt.

Probleme im Hundetraining und die möglichen Ursachen

Der Halter sagt „Platz“, der Hund bleibt stehen 

In erster Linie muss der Hundehalter bei dieser Situation seine eigene Körpersprache überdenken – welches Sichtzeichen wurde gegeben, welches verbale Signal dazu. Wurde das Signal zum Abliegen bereits so umfangreich trainiert, dass der Hund dies in der gewünschten Situation und Reizlage abrufen kann? Ein ganz banaler Grund für das Nicht-Hinlegen kann zudem sein, dass sich beispielsweise sehr dünnfellige Hunde sehr ungern auf kalte oder nasse Böden legen.

 

Signal „Such“ – und der Hund schaut fragend 

Dann liegt der Verdacht nahe, dass der Hund das Signal noch nicht umfangreich verinnerlicht oder verstanden hat. Auch die Suche nach Gegenständen muss schrittweise aufgebaut werden. Man lässt den Hund bei den ersten Durchgängen ruhig beim Verstecken der Beute zugucken. Zudem ist zum Beispiel die Suche nach Futterbrocken klar durch ein separates Signal von der Suche nach Gegenständen zu unterscheiden. Um dem Hund die Arbeit zu erleichtern, fügt man einfach ein zusätzliches Wort ein, welches dem Hund verdeutlicht, wonach er auf die Suche gehen soll – „Such Dummy“ oder „Such Leckerli“ bieten sich hier beispielsweise an. Des Weiteren orientieren sich Hunde auch bei dieser Beschäftigungsform stark an der menschlichen Körpersprache. In diesem Rahmen geht es ganz besonders um die Blickrichtung. Bei der eigenständigen Suche soll sich der Hund vom Halter weg bewegen. Schaut der Halter dem Hund bei dem Signal „Suuuuch“ tief in die Augen, wird dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn er in der Ausführung noch sehr unsicher ist, einfach sitzen bleiben. Hier der Tipp –unbedingt immer in die Richtung schauen, in die der Hund auf die Suche gehen soll.

 

Signal „Tunnel“ beim Agility – und der Hund arbeitet die Hürde 

Die Ursache kann hier beispielsweise am ungenauen Aufbau der einzelnen Elemente liegen. Weiß der Hund tatsächlich, was das Signal „Tunnel“ bedeutet? Zudem orientieren sich Hunde auch bei dieser schnellen Sportart sehr an der Körpersprache des Menschen, denn diese gibt dem Hund den Verlauf des Parcours vor. Wird das nächste Element zu langsam oder undeutlich angezeigt, kann es schnell zu Fehlern kommen.

 

Signal „Fuß“ – und der Hund zieht dennoch an der Leine 

Die Ursache einer mangelnden Leinenführigkeit liegt häufig schon im Aufbau dieses Signals. Hier kommt es auf ein kleinschrittiges Training in sämtlichen Reizlagen über eine langsam ansteigende Dauer an, um das gewünschte Verhalten zu formen und zu festigen. Dies ist natürlich im alltäglichen Leben gar nicht so einfach umsetzen, wodurch Hunde sehr schnell in große Stressmomente geraten können, die jedoch dem Training nicht mehr angepasst sind. Das Beenden der Fuß-Übung über ein Freigabesignal, bei dem der Hund sich wieder aus dieser Position heraus bewegen darf, oder auch die Unterscheidung von Halsband und Geschirr können hier hilfreich sein. Zudem besteht bei dieser Übung die große Gefahr einer Fehlverknüpfung. Anstatt das Signal weiterhin zu festigen, wenn der Hund gewünschtes Verhalten zeigt, wird „Fuß“ häufig als Ermahnung genutzt in Momenten, in denen der Hund ziehend in der Leine hängt. Kaum ein Halter belegt bei dieser Übung gewünschtes Verhalten, nämlich wenn der Hund entspannt an lockerer Leine neben ihm läuft, mit dem Signal und belohnt es. Nach einiger Zeit, in der das Wort „Fuß“ ausschließlich in unerwünschten Momenten genutzt wird, hat der Hund gelernt, dass dieses Signal sich offensichtlich auf die gespannte Leine bezieht. Eine weitere Gefahr der Fehlkonditionierung besteht darin, dass der Hund bei dieser Übung häufig die meiste Aufmerksamkeit des Menschen erhält, wenn er unerwünschte Verhaltensweisen zeigt. Läuft er locker an der Seite seines Halters, erhält er dagegen in der Regel wenig Ansprache. Damit ist das Spannen der Leine natürlich zusätzlich eine lohnenswerte Sache. Bei veralteten Trainingsmethoden erfolgt meist eine Einwirkung über die Leine, indem der Hund mit einen Ruck gemaßregelt oder zurück in die gewünschte Position gezogen wird. Hierdurch erfährt der Hund, welches Verhalten nicht erwünscht ist. Welches jedoch das eigentlich gewünschte Verhalten ist, wird meist nicht zureichend bestätigt. Abgesehen von der völlig überzogenen körperlichen Maßregelung besteht zudem das Problem darin, dass diese Form des Trainings selten konsequent in den Alltag gebracht wird. So wird es Momente geben, in denen der Hund durch Zug zum Ort der Begierde kommt. Wird nun in einer Situation das Ziehen an der Leine gemaßregelt und in der nächsten nicht, führt dies zu starken Unsicherheiten beim Hund gegenüber seinem Halter.

(Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Franzi Herre (Martin Rütter DOGS Erfurt/Weimar) für die Zeitschrift "Mein Hund und Ich")

Das kleine Einmaleins des Hundetrainings

Ob Welpe oder Senior, unsere Vierbeiner haben bis ins hohe Alter die Fähigkeit, neue Dinge zu lernen. Worauf Du beim Trainingsaufbau der wichtigsten Grundsignale achten solltest– und wie sich häufige Fehler vermeiden lassen, erfährst Du hier.

Die Signale „Sitz“, „Platz“, „Bleib“ nutzen wir alle mehrmals täglich und sie gehören sozusagen zum kleinen Einmaleins des Hundetrainings. Die Verhaltensweisen, die wir darunter verstehen, sind bei unseren Hunden aber keineswegs „vorprogrammiert“, sondern müssen in kleinen Schritten trainiert werden. Wir nutzen dabei das Prinzip der positiven Verstärkung: Wenn der Hund das gewünschte Verhalten zeigt, erfährt er eine angenehme Folge, beispielsweise in Form eines Futterstücks, um dieses Verhalten zu bestätigen und damit zu erreichen, dass der Hund es häufiger zeigt. Diese angenehme Folge beziehungsweise Belohnung sollte ganz individuell auf den Hund abgestimmt sein. Manche Hunde finden ein Leckerchen am besten, andere freuen sich über ein verbales Lob oder eine Streicheleinheit, wieder andere apportieren gern ein Spielzeug oder einen Futterbeutel nach einer gelungenen Übung. Je nach Schwierigkeitsgrad der Übung und Motivation des Hundes kann und sollte man die Form der Belohnung auch durchaus variieren. So wird das Training für den Hund nicht monoton und erhöht die Spannung. Der Einfachheit halber spreche ich bei dem Aufbau der folgenden Übungen aber stets von der Futterbelohnung.

Bevor es losgeht

Sichtzeichen 

• Zu Beginn des Trainings ist es bei vielen Signalen leichter, den Hund mit einem Futterstück in die gewünschte Position zu führen und dabei ein Sichtzeichen aufzubauen (wie zum Beispiel den erhobenen Zeigefinger beim Signal „Sitz!“). 

• Sichtzeichen machen zusätzlich zum Hörzeichen Sinn, da unsere Hunde vor allem körpersprachlich kommunizieren. 

• Außerdem kann man Sichtzeichen auch gut auf Entfernung geben, ohne direkt laut werden zu müssen. Denn eigentlich können wir ganz leise, oft sogar non-verbal mit unseren Hunden kommunizieren. 

• Bei älteren Hunden, die nicht mehr so gut hören, oder auch tauben Hunden sind Sichtzeichen natürlich noch wichtiger.

Trainingsumgebung und -aufbau 

• Beginne immer in einer reizarmen, ablenkungsfreien Umgebung, die Dein Hund gut kennt – beispielsweise im heimischen Wohnzimmer, ohne dass andere Familienmitglieder anwesend sind oder Spielzeug herumliegt. 

• Befolgt Dein Hund das Signal nach einigen Tagen in dieser Umgebung zügig, kannst Du die Ablenkung steigern, also zum Beispiel durch die Anwesenheit eines anderen Familienmitglieds. 

• Klappt das auch wieder, gehst Du vom Wohnzimmer in den Garten, dann auf den ruhigen Spazierweg und schließlich übst Du dort auch unter Anwesenheit anderer Menschen, Jogger, anderer Hunde usw. 

• Verringere im weiteren Training den Abstand zu solchen „externen Reizen“ in kleinen Schritten.

Trainingsdauer und -ende 

• Nicht zu lange trainieren – lieber über den Tag verteilt mehrere kurze Trainingseinheiten, als eine lange. 

• Aufhören, wenn es „am Schönsten“ ist - nicht dem Drang nachgeben „ach, einmal klappt bestimmt noch“ – meistens klappt es dann nicht… 

• Jede Trainingseinheit sollte einen Anfang und ein Ende haben – das Ende mit dem Signal „Schluss“ verdeutlichen. 

• Nach einer Belohnung mit einem Futterstück oder einem verbalen Lob „Prima“ ist eine Übung rein lerntheoretisch für den Hund beendet. 

• Also muss im Anschluss entweder ein neues Signal gegeben werden oder die Übung wird mit dem Signal „Lauf“ und einer entsprechenden Handbewegung aufgelöst, bevor der Hund die Übung selbst beendet.

Das Signal „Sitz“ 

„Sitz“ ist das Signal, das die meisten Hunde zuerst und auch am schnellsten lernen. Im Alltag ist es in vielen Situationen hilfreich: Zum Beispiel bei Begrüßungen, beim Anleinen, bevor man aus der Haustür geht oder wenn man mit seinem Hund bei Rot am Fußgängerüberweg wartet.

Die Trainingsschritte 

1. Halte Deinem Hund ein Futterstück vor die Nase und führe es leicht nach oben beziehungsweise über den Kopf Deines Hundes nach hinten. 

2. Dein Hund wird versuchen, dem Futterstück mit der Nase zu folgen und seinen Po dadurch nach unten bringen. 

3. Genau in dem Moment, wenn der Po den Boden berührt, belohne Deinen Hund mit dem Futterstück und dem Wort „Prima“. 

4. Beende die Übung, bevor Dein Hund wieder aufsteht, mit dem Signal „Lauf“. 

5. Bist Du nach einigen Wiederholungen sicher, dass Dein Hund sich auch wirklich setzt, sage, wenn der Po nach unten geht, „Sitz“. Bald wird Dein Hund die Handlung mit dem Hörzeichen verknüpfen. 

6. Ist das der Fall, kannst Du das Sichtzeichen einführen. Wenn Du das Futterstück zwischen Daumen und Handfläche klemmst, kannst Du mit dem ausgestreckten Zeigefinger das Sichtzeichen für „Sitz“ deuten. 

7. Vergrößere in kleinen Schritten den Abstand zwischen Hand und Nase. 

8. Klappt das gut, gibst Du mit der leeren Hand das Sichtzeichen, sagst „Sitz“ und belohnst Deinen Hund anschließend aus der anderen Hand.

Wichtig beim „Sitz“

• Folgt Dein Hund dem Futterstück nicht, ist es entweder nicht schmackhaft genug oder Du bewegst Deine Hand zu schnell. 

• Springt Dein Hund hoch oder kratzt er an Deiner Hand, ist entweder das Futterstück zu schmackhaft oder Du hebst die Hand zu hoch. 

• Bleibe bei der Übung möglichst gerade stehen und vermeide, Dich über Deinen Hund zu beugen. Das wirkt körpersprachlich bedrohlich für Hunde. 

• Belohne das Hinsetzen Deines Hundes nur, wenn Du ihm vorher auch das Signal „Sitz“ gegeben hast. 

• Wenn Dein Hund sich von sich aus vor Dir hinsetzt und Du ihm dafür ein Futterstück gibst, wirst Du schnell zum Futterautomaten.

Das Signal „Down“ 

Die Wörter „Sitz“ und „Platz“ klingen akustisch für unsere Hunde sehr ähnlich, daher empfehlen wir statt „Platz“ das Signal „Down“.

Die Trainingsschritte 

1. Halte ein Futterstück in der geschlossenen Hand und lasse Deinen Hund vor Dir „Sitz“ machen. 

2. Klemme das Futterstück zwischen Daumen und nach unten gehaltene Handfläche und führe diese senkrecht an der Nase Deines Hundes vorbei Richtung Boden. 

3. Im Idealfall folgt Dein Hund Deiner Hand und legt sich schnell hin, um an das Futter zu kommen. 

4. Gib Deinem Hund das Futterstück, sobald Vorderbeine, Bauch und Po den Boden berühren. 

5. Du musst die Übung zügig wieder mit „Lauf“ auflösen, da Dein Hund wahrscheinlich noch nicht lange geduldig liegen bleibt. 

6. Bist Du nach einigen Wiederholungen sicher, dass Dein Hund sich auch wirklich hinlegt, sagst Du, sobald der Vorderkörper nach unten geht, das Hörzeichen „Down“. Bald wird Dein Hund die Handlung mit dem Hörzeichen verknüpfen. 

Hat Dein Hund „Down“ verstanden, kannst Du das Signal langsam weiter formen. 

Länger liegenbleiben 

1. Es gibt es direkt ein zweites Futterstück, wenn Dein Hund nach der ersten Belohnung nicht sofort wieder aufspringt. 

2. Wiederhole das Signal „Down“. 

3. Nimm am besten mehrere Futterstücke in die Hand, damit Du nicht immer wieder in die Tasche greifen musst. Das lenkt Deinen Hund nur ab und es besteht die Gefahr, dass Dein Hund gerade in diesem Moment wieder aufsteht. 

Im nächsten Schritt lernt Dein Hund, dass Deine Hand ihn nicht mehr komplett bis zum Boden begleitet, er sich aber trotzdem beim Hör- und Sichtzeichen „Down“ hinlegt. 

1. Nimm das Futterstück in die Hand, die nicht zum Boden geführt wird. 

2. Die flache Hand, die als Sichtzeichen etabliert werden soll, führst Du mit dem Signal „Down“ zu Boden. 

3. Dein Hund bekommt dann im Liegen aus Deiner anderen Hand das Futterstück. 

4. Im weiteren Verlauf kannst Du den Abstand zwischen Hundenase und Hand langsam weiter vergrößern und immer mit Deiner anderen Hand belohnen. 

5. Sprich im Stehen das Signal „Down“ aus und gib parallel das Sichtzeichen, ohne Deine Hand zu Boden zu führen.

Wichtig beim „Down“

Überprüfe wieder, ob das Futterstück zu langweilig oder zu reizvoll ist, falls Dein Hund dem Futterstück nicht folgt oder an Deiner Hand kratzt und zu aufgeregt ist. 

• Senkt Dein Hund nur die Vorderbeine ab und nimmt den Po dabei nach oben, machst Du die Bewegung von oben nach unten etwas langsamer und ggf. näher vor der Brust Deines Hundes. 

• Geht Dein Hund rückwärts, ist Deine Hand dagegen vermutlich zu nah am Körper Deines Hundes.

Das Signal „Bleib“

Beim Signal „Bleib“ soll der Hund so lange in der zuvor eingenommenen Position verharren, bis der Mensch ihn wieder freigibt. Natürlich könnte man auch sagen, der Hund muss so lange im „Sitz“ oder „Platz“ verharren, bis der Mensch ihn freigibt. Häufig scheitert das aber an der Konsequenz der Menschen. Sie denken beim Signal „Bleib“ einfach zuverlässiger daran, das gegebene Signal auch wieder aufzulösen.

Die Trainingsschritte 

1. Bringe Deinen Hund durch ein Signal in eine gewünschte Position, wie zum Beispiel „Sitz“. 

2. Sage anschließend „Bleib“ und zeige als Sichtzeichen die flache, nach oben gerichtete Hand. 

3. Im Anschluss belohnst Du Deinen sitzenden Hund sofort mit einem Futterstück und dem Wort „Prima“. 

4. Gib Deinen Hund direkt mit dem Signal „Lauf“ und einer entsprechenden Handbewegung frei, bevor er von allein aufsteht. 

5. Steigere nun langsam die Dauer: Erst muss Dein Hund eine Sekunde bleiben, bevor er belohnt und freigegeben wird, dann zwei Sekunden, drei Sekunden und so weiter. 

6. Klappt das gut, kannst Du die Distanz zum Hund vergrößern. Mache erst nur einen Wiegeschritt von Deinem Hund weg und belohne ihn direkt wieder bei der Rückkehr. 

7. Im weiteren Verlauf des Trainings können es dann nach und nach mehr Schritte werden, die Du Dich rückwärts von Deinem Hund entfernst. Wichtig ist, dass Du immer wieder zu Deinem Hund zurückkehrst, um ihn an Ort und Stelle zu belohnen. 

8. Sind auch mehrere Schritte Abstand keine große Herausforderung mehr für Deinen Hund, kannst Du in kleinen Schritten weitere Ablenkungen einbauen: Dich umdrehen, hochspringen, herunterbeugen, mit einem Ball spielen, ein Futterstück auf den Boden legen oder werfen usw. Solche Ablenkungen sind aber erst nach vielen Wiederholungen über mehrere Tage hinweg möglich.

Wichtig beim „Bleib“

• Rufe Deinen Hund nicht aus dem „Bleib“ ab – das würde die Erwartung schüren, dass er gleich aufspringen darf. 

• Komme beim Signal-Aufbau immer wieder zu Deinem Hund zurück. Belohne ihn an Ort und Stelle und gib ihn dann mit „Lauf“ frei. 

• Greife nicht beim Zurückkommen in die Tasche nach dem Futterstück, sondern erst, wenn Du wieder vor Deinem Hund stehst – sonst ist der Reiz für Deinen Hund sehr groß, dem Futterstück entgegenzukommen. 

• Sei geduldig und steigere den Schwierigkeitsgrad in kleinen Schritten, damit es nicht zu Fehlern kommt. 

• Steht Dein Hund auf, bevor Du ihn belohnen und freigeben konntest, bringe ihn ohne Belohnung entspannt zurück zur Ausgangsposition und wiederhole die Übung – gegebenenfalls etwas einfacher.

Das Signal „Aus“

Das Signal „Aus“ bedeutet „Gib das her, was du im Fang hast“. Das kann auf ein Spielzeug oder einen Kauartikel, letztlich aber natürlich auf alles bezogen sein, was der Hund in den Fang nimmt und hergeben soll. Da es für den Hund aber gänzlich unlogisch ist, „Beute“ einfach so wieder abzugeben, baut man das Signal über ein Tauschgeschäft auf, damit es sich für den Hund auch lohnt.

Die Trainingsschritte 

1. Dein Hund bekommt ein Spielzeug, das ihn zwar interessiert, aber nicht das absolute Lieblingsspielzeug ist. Damit darf er sich kurz beschäftigen. 

2. Halte Deinem Hund dann etwas Spannenderes oder Schmackhafteres vor die Nase. 

3. Lässt Dein Hund das Spielzeug los, sagst Du in dem Moment freundlich „Aus“. 

4. Dein Hund wird gelobt und bekommt das Futterstück oder das andere Spielzeug zur Belohnung. 

5. Klappt das gut, kannst Du die Reize in kleinen Teilschritten steigern, also ein immer spannenderes Objekt wählen, das Dein Hund auf das Signal „Aus“ hergeben soll.

Wichtig beim „Aus“

Von der Wertigkeit sollte das zum Tausch angebotene Objekt oder Futter mindestens gleich- oder höherwertig sein. 

• Mache Dir dazu ruhig im Vorfeld Gedanken über die „Belohnungshierarchie“ bei Deinem Hund – was findet er toll, was noch besser? 

• Ist Dein Hund beuteaggressiv, verteidigt er also Beute oder bestimmte Gegenstände, trainiere das Signal bitte nicht selbstständig, sondern gemeinsam mit einem Hundetrainer.

Das Signal „Schluss“

Das Signal „Schluss“ bedeutet „Hör auf mit dem, was du gerade tust“. Man bricht damit eine Handlung des Hundes ab, die aber durchaus erlaubt ist – beispielsweise ein Spiel. Dieses Signal kann man sehr gut aus dem Spiel heraus aufbauen.

Die Trainingsschritte 

1. Starte mit Deinem Hund ein freundliches Spiel, ohne Deinen Hund dabei „hochzufahren“. 

2. Mitten im Spiel beendest Du jegliche Spielaufforderung und sagst ruhig und freundlich „Schluss“. 

3. Halte parallel dazu als Sichtzeichen Deine Arme und flach ausgestreckten Hände vor Dich. 

4. Wende Dich von Deinem Hund ab und gehe ruhig aus der Situation heraus.

Wichtig beim „Schluss“

Ist das Signal „Schluss“ etabliert, kann es alle möglichen Handlungen beenden, zum Beispiel auch ein Kauen an einem Knochen oder eine Trainingseinheit. 

• Dein Hund soll dabei lernen, dass diese Handlung jedoch nicht komplett verboten ist, sondern nur jetzt gerade nicht mehr stattfindet. 

• „Schluss“ bedeutet also für den Moment das Ende von etwas Schönem, soll aber keine Korrektur darstellen.

(Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Heike Kleinhans (Martin Rütter DOGS Bielefeld und Gütersloh) für die Zeitschrift "Mein Hund und Ich")

Individuell belohnen – gewusst wie

Es gibt viele Möglichkeiten, unsere Hunde für ausgeführte Signale und gutes Benehmen positiv zu bestätigen. Damit das Lob auch richtig ankommt, sollten einige Faktoren beachtet werden.

Warum soll man Hunde überhaupt belohnen? Diese Frage bekomme ich im Trainingsalltag immer wieder von Hundehaltern gestellt. Sätze wie: „Der Hund soll das doch für mich tun, nicht für Leckerchen.“ „Ich will doch kein Futterautomat sein!“ „Wenn die Leckerchen leer sind, macht er dann gar nichts mehr?“ Meine Gegenfrage ist dann häufig: „Arbeitest du in deinem Job für ein dankbares Schulterklopfen?“ Auch wir Menschen müssen in der Regel für unseren Lebensunterhalt arbeiten und die wenigsten würden auf ihr Gehalt verzichten. 

Doch nur weil morgens und abends der Napf gefüllt wird, kann ein Hund das leider nicht mit dem Rückruf auf dem Spaziergang verknüpfen. Ein Lob oder eine Belohnung muss beim Hund unmittelbar auf die erfolgreich ausgeführte Aktion folgen. Oder einfacher gesagt: Der Hund muss einen direkten Vorteil von der Zusammenarbeit mit dem Menschen haben. Denn Hunde sind Opportunisten, eine Handlung muss für sie also einen Nutzen versprechen. Der viel zitierte „will to please“, also der „Wille zu gefallen“, existiert im Grunde genommen gar nicht. Kein Hund macht etwas „für seinen Menschen“ oder „weil er seinen Menschen so sehr liebt“. Selbst ein Retriever, bei dem der „will to please“ ja sogar eine Wesenseigenschaft sein soll, handelt doch vielmehr aus seinem eigenen Interesse. Der Retriever aus einer Arbeitslinie bringt begeistert jedes Dummy, auch zum hundertsten Mal, einfach aus dem Grund, weil ihm das Apportieren an sich Spaß macht und das Training bereits Belohnung genug ist. Und da der Retriever zudem sehr sozial motiviert ist, bedeutet für ihn schon das Zusammensein und die gemeinsame Aktivität, also der Sozialkontakt zu seinem Menschen, oftmals Belohnung genug. Auch der Retriever arbeitet also nicht aus einem „will to please“ heraus, sondern um sein Bedürfnis nach Apportieren bzw. Sozialkontakt zu erfüllen und zu befriedigen. 

Was ist eine Belohnung? 

Die Definition von Belohnung ist sehr individuell und manchmal auch situationsabhängig. Nur weil wir glauben, unseren Hund zu belohnen, muss er das noch lange nicht genauso empfinden. So kann für das Signal „Sitz“ bereits ein kleines Futterstück eine angemessene Belohnung für einen Hund sein. Möchten wir, dass derselbe Hund im Kofferraum sitzen bleibt, bis wir ihn zum Aussteigen auffordern, und er eben nicht mit einem riesigen Satz in die Freiheit springt, kann es sein, dass er nun das gleiche Futter ablehnt, weil der Wunsch des Aussteigens größer ist und das Futter in dem Fall keine entsprechende Alternative, also keine ausreichende Belohnung darstellt. Das bedeutet, eine Belohnung wird nur dann zu einer solchen, wenn sie ein aktuelles Bedürfnis befriedigt. Wenn es uns gelingt, dieses Bedürfnis zu wecken und zu befriedigen, wird es in Kombination mit einem geforderten Verhalten dieses verstärken und somit zur Belohnung. 

Muss ich mit Futter belohnen? 

Ob als Verstärker bzw. Belohnung für eine Aktion oder ein Verhalten nun Futter, Spiel, Aufmerksamkeit oder etwas anderes genutzt wird, hängt sowohl von der Situation als auch vom jeweiligen Hund ab. Wie zuvor bereits geschrieben, muss eine Belohnung ein aktuelles Bedürfnis befriedigen. Daher wird man in der Regel wenig erfolgreich sein, den Hund vom Jagen mit einem kleinen Stückchen Fleischwurst abhalten zu wollen. Winkt als Alternative für den Abbruch der Hetzjagd hinter dem Hasen aber z. B. ein Spiel mit der Reizangel und dem daran befestigten Kaninchenfell, kann die Entscheidung des Hundes ganz anders ausfallen. 

Motivation und Belohnung 

Es ist wichtig zu analysieren, welche Motivation des Hundes hinter einem Verhalten steckt, das man verändern oder abbrechen möchte, um dann eine Belohnung aus diesem Kontext zu wählen. Man spricht hierbei auch von intrinsischer und extrinsischer Motivation. Ein Hund, der intrinsisch motiviert ist zu apportieren, bringt einen Gegenstand um des Apportierens willen. Ihm macht das Apportiertraining mit seinem Menschen so viel Spaß, dass er keine anderweitige Belohnung dafür braucht. Noch einmal loslaufen und das geliebte Dummy holen zu dürfen, ist für ihn also Belohnung genug. Der Retriever, der bekanntermaßen ja auch gern frisst, wird das hierfür angebotene und als Belohnung gedachte Futterstück zwar vermutlich dennoch nicht verschmähen, notwendig für den Aufbau des Trainings ist es aber eigentlich nicht. Ein Hund, der im Apportieren wenig Sinn sieht, kann das Bringen von Gegenständen zwar auch erlernen, indem man ihn z. B. mit Futter belohnt. Ein solcher Hund apportiert dann jedoch aus extrinsischer Motivation, in dem Fall also, um satt zu werden bzw. einen besonderen Leckerbissen zu erlangen. Es ist klar, dass ein intrinsisch motivierter Hund schneller lernt und größere Lernfortschritte macht bzw. schwierigere Aufgaben lösen wird als ein Hund, der in der Sache an sich eigentlich keinen wirklichen Sinn sieht. 

Dennoch wird man auch beim intrinsisch motivierten Hund für den Aufbau eines bestimmten Verhaltens Futter einsetzen. Soll ein Hund z. B. lernen, den zurückgebrachten Gegenstand in die Hand des Menschen zu legen oder aber sich damit vor den Menschen zu setzen und den Gegenstand im Fang zu behalten, bis der Mensch ihn zur Abgabe auffordert, wird man dem Hund ein solches Verhalten erst einmal über Verstärkung beibringen müssen. Und hierfür eignet sich Futter sehr gut, da die meisten Hunde einfach gern fressen. Es gibt sogenannte primäre Verstärker, diese müssen vom Hund nicht erlernt werden, denn sie befriedigen natürliche Bedürfnisse, wie z. B. Futter. Kleine, weiche Leckerbissen eignen sich am ehesten als Belohnung für ein Training, da der Hund hierbei nicht lange kauen muss und sofort wieder bereit für die nächste Übung ist. Er entfernt sich auch nicht vom Übungsort bzw. dem Menschen, wie es z. B. bei einer Belohnung mit dem Ball der Fall wäre. Dies führt dann nämlich häufig dazu, dass der Hund aus dem Übungsablauf herausgerissen wird und sich danach erst einmal erneut auf die Aufgabe konzentrieren und einlassen muss. Futter eignet sich also besonders als Belohnung für stationäre Aufgaben, wie alle „Bleib“-Übungen sowie immer dann, wenn kurze Übungen, also kleine Teilschritte, mehrfach hintereinander belohnt werden sollen bzw. das Training direkt nach der Belohnung weiter fortgeführt werden soll. 

Clicker als sekundärer Verstärker 

Des Weiteren gibt es sekundäre Verstärker. Diese müssen vom Hund erst erlernt werden, da sie zunächst nicht als Belohnung wahrgenommen werden, wie z. B. der Clicker. Der Clicker ist ein kleines Plastikkästchen mit einer Metallzunge, die ein klickendes Geräusch macht, wenn sie gedrückt wird. Zunächst muss der Hund nun lernen, dass dieses Geräusch eine Belohnung ankündigt. Dazu gibt man ihm mehrfach direkt nach dem Geräusch ein begehrtes Futterstück. Hat der Hund die Bedeutung des Clickers erlernt, kann man ihn damit auch auf Distanz bzw. für bestimmte Teilbereiche eines Verhaltens bestätigten. Soll der Hund sich z. B. mit Gegenstand im Maul hinsetzen, kann man nun genau in dem Moment, in dem der Po des Hundes den Boden berührt, den Clicker betätigen. Der Click bedeutet also „Das, was du gerade gemacht hast, war richtig und gleich bekommst du dafür eine Belohnung!“ 

Vorteil eines sekundären Verstärkers beim Training ist, dass der Hund sich nicht auf das Futter fokussiert und nichts anderes mehr um sich herum wahrnimmt. Der Hund, den ich z. B. mit einem Futterstück vor der Nase durch den Agility-Slalom führe, mag die Aufgabe zwar ausführen, wirklich lernen wird er den Slalom aber nicht, da er gar nicht bemerkt, dass sich rechts und links von ihm die Slalomstangen befinden. Natürlich kann man anstelle des Clickers auch ein Lobwort wie z. B. das Wort „Prima“ verwenden. Viele Menschen reden jedoch ständig mit ihrem Hund, sodass solche Belohnungen im alltäglichen Gerede häufig untergehen. Muss der Mensch den Clicker betätigen, um den Hund zu belohnen, wird er sich viel mehr auf den richtigen Zeitpunkt der Belohnung konzentrieren, als dies beim Lobwort häufig der Fall ist. Dennoch hat ein Lobwort als Belohnung auch einige Vorteile. Zum einen braucht man keinen weiteren Gegenstand mit sich herumschleppen bzw. beim Training in der Hand zu halten, zum anderen bedeutet für einige Hunde ein Lobwort gleichzeitig auch Sozialkontakt. Für sozial motivierte Hunde, also für Hunde, die sich über die Aufmerksamkeit des Menschen freuen, ist das Lobwort damit sekundärer Verstärker und primärer Verstärker in einem! Entscheidend ist es, die Motivation des eigenen Hundes gut zu kennen bzw. herauszufinden, was genau er in welcher Situation als Belohnung empfindet. Und das muss durchaus nicht immer Futter sein! 

Beispiele der Belohnung eines Hundes für ruhiges Warten: 

• Ableinen erst nach einem ruhigen Sitz (Freilauf = Belohnung) 

• Ruhig warten, bis das Dummy oder der Ball geflogen und gelandet ist (Apportieren = Belohnung) 

• Futternapf abstellen und nach Blickkontakt fressen lassen (Fressen = Belohnung) 

Kann ich zu viel belohnen? 

Möchten wir unserem Hund etwas Neues beibringen, gibt es eigentlich kein Zuviel. Um ein neues Verhalten aufzubauen, ist es nötig, kontinuierlich zu verstärken. Zeigt ein Hund erwünschtes Verhalten, muss es zu Beginn des Trainings IMMER belohnt werden. Soll der Hund z. B. lernen, sich auf das Signal „Sitz“ hinzusetzen, bekommt er jedes Mal, sobald der Po des Hundes auf dem Boden ist, ein Stück Futter. Würde der Hund nur ab und an Futter dafür erhalten, würde es viel länger dauern bis er das Hinsetzen auf Signal zuverlässig erlernt hat. Vielleicht würde er das Signal „Sitz“ aber auch gar nicht erlernen, da sich das Verhalten für ihn ja augenscheinlich nicht wirklich lohnt. 

Sobald eine Verhaltensweise aufgebaut ist, der Hund ein Verhalten zuverlässig zeigt, genügt laut Lerntheorie eine intermittierende, also zeitweilig aussetzende Belohnung. Ähnlich wie beim Glücksspiel eine Belohnung, die nur ab und an ausgeschüttet wird, dazu führt, dass der Spieler umso mehr dabei bleibt, immer in der Hoffnung auf einen neuen Gewinn, soll der Hund durch die intermittierende Belohnung das Verhalten ebenfalls zuverlässiger ausführen und beim Training dabei bleiben. Doch das Training mit Hunden findet nicht unter Laborbedingungen statt, weshalb solche Theorien nicht eins zu eins auf den Hund übertragen werden können. Es besteht hierbei nämlich immer die Gefahr, dass ein zuverlässig ausgeführtes Verhalten wieder gelöscht wird, wenn keine Belohnung darauf folgt. Dies liegt daran, dass Hunde ein Verhalten oft mithilfe des sogenannten Shapings erlernt haben. Hierbei wird ein Verhalten Schritt für Schritt geformt, man wartet im Laufe des Trainings immer auf eine gesteigerte, bessere, dem gewünschten Verhalten nähere Variante. Belohnt man also z. B. den Hund anfangs noch dafür, dass er zum Gegenstand hingelaufen ist, wird man ihn im weiteren Training nur dann belohnen, wenn er sich mit dem Gegenstand beschäftigt. Im nächsten Schritt belohnt man das Aufnehmen und dann das Tragen des Gegenstandes, und letztendlich wird der Hund nur noch dann belohnt, wenn er den Gegenstand wirklich bis zum Menschen bringt. Würde man nun, da der Hund gelernt hat, zu apportieren, zu variabler Belohnung wechseln, würde der Hund denken, dass eine weitere, bessere Ausführung gewünscht sei. Er würde also sein Verhalten verändern, das Apportieren, wie man es sich eigentlich wünscht, würde so nicht mehr erhalten bleiben. 

Dennoch, den erfahrenen und gut trainierten Hund noch wie einen Welpen für jedes „Sitz“ mit einem Futterstück zu belohnen, macht wohl wenig Sinn. Doch wie behält man nun die Motivation des Hundes aufrecht? Ganz einfach, anstelle von intermittierender Belohnung steigert man die Schwierigkeit im Training. Der Hund bekommt dann z. B. nicht mehr für ein einfaches „Sitz“ eine Belohnung, sondern muss erst noch warten, bis ein oder sogar mehrere Gegenstände geflogen sind, die er dann zurückbringen muss, bevor er sich eine Belohnung verdient hat. Sind die umgebenden Bedingungen schwerer, soll der Hund das Signal „Sitz“ also z. B. unter größerer Ablenkung wie mitten in der Fußgängerzone ausführen, bekommt er für diese schwierige Aufgabe auch als gut trainierter Hund noch eine Belohnung für ein – eigentlich einfaches – Signal wie „Sitz“. Die Kunst beim Training ist dabei, genau einzuschätzen, wie schnell die Schwierigkeit gesteigert werden kann bzw. welche Aufgabe in welcher Situation für den jeweiligen Hund noch separat belohnt werden sollte. 

Belohnen oder Bestechen? 

Wenn sich mein Hund auf das Signal „Sitz“ hinsetzt und ich daraufhin ein Leckerchen heraushole, ist das eine Belohnung. Setzt sich mein Hund aber nur dann hin, wenn ich ein Leckerchen in der Hand und ihm direkt vor die Nase halte, ist das klare Bestechung. Manche Hunde spielen gerne ihr ganzes Repertoire an bereits Erlerntem ab, nur um an die Leckerei zu kommen. So wird der Mensch schnell zum Futterautomat: Der Hund probiert jede Taste aus, in der Hoffnung, die richtige zu finden, bei welcher das Futter ausgegeben wird. Achten Sie darauf, Ihren Hund zu belohnen, denn mit Bestechung werden Sie im Training nicht weiter kommen. Hier ist es vielmehr der Hund, der seinen Menschen trainiert, endlich das Futter herauszurücken. 

Allerdings muss man unterscheiden, ob ein Futterstück als Bestechung dient oder als Hilfe genutzt wird, um dem Hund ein neues Verhalten beizubringen, indem der Hund mit Hilfe des Futters in die gewünschte Position geführt wird. Wie bereits beschrieben, kann ein solches Training dazu führen, dass der Hund das Verhalten an sich bzw. die dazu gehörenden umgebenden Reize (wie z. B. die Slalomstangen) nicht wahrnimmt, da er nur auf das Futter fixiert ist. Gerade bei einfachen Bewegungen, wie dem Hinsetzen oder Hinlegen, ist ein Führen des Hundes mithilfe von Futter jedoch oft sinnvoll und erfolgreich. Also: Wenn unser Hund das Signal „Sitz“ bereits erlernt hat und es eigentlich zuverlässig in der gewünschten Situation ausführen kann, das Signal aber ignoriert und erst nach dem Griff in den Leckerchen-Beutel sein Hinterteil nach unten bewegt, stellen wir fest, dass hier der Hund den Menschen erzogen hat und auf die Bestechung wartet. 

Mögliche Fehler beim Belohnen 

Wichtig ist beim Loben und Belohnen, dass unser Hund eine Belohnung auch wirklich als positiv und damit als belohnend empfindet. Dabei spielt nicht nur die Auswahl der Belohnung eine Rolle, sondern auch die Körpersprache des Menschen. Sehr häufig meint der Mensch leider, er habe seinen Hund belohnt, dieser empfand das Verhalten des Menschen aber überhaupt nicht als positiv und angenehm. Gut gemeint ist also leider oft das Gegenteil von gut. 

Immer wieder sehe ich bei mir im Training, dass Menschen ihre Hunde nach Ausführung einer Aufgabe mit Futter belohnen und ihnen danach noch liebevoll über den Kopf streicheln. Beobachtet man dabei den Hund einmal genau, dreht dieser oft den Kopf weg, duckt sich ab, leckt sich über das Maul, schmatzt oder steht sogar auf und macht einen Schritt zur Seite, weg vom Menschen. Das alles sind jedoch Anzeichen für ein Unwohlsein, und zwar aufgrund der körperlichen Zuwendung. Auch die größte Schmusebacke kann in einer Arbeitssituation Streicheln als unangenehm empfinden, da dies für den Hund nicht in den Kontext passt! Geschmust wird auf dem Sofa, in einer entspannten Situation, und nicht beim Training, bei der Arbeit. 

Ich erkläre den Kunden dann immer, dass sie ihrem Hund natürlich ein Streicheln aufzwingen können, dies für den Hund jedoch keine Belohnung darstellt. Erfolgt dies häufig, kann es sogar sein, dass der Hund diese für ihn unangenehme Aktion mit dem zuvor gezeigten, gewünschten Verhalten verknüpft und sogar die erfolgte Belohnung mit Futter dadurch aufgehoben wird. Damit verringert der Mensch durch das Streicheln des Hundes die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund das gewünschte Verhalten zukünftig öfter zeigen wird und man erreicht genau das Gegenteil von dem, was eigentlich beabsichtigt war. Man muss also darauf achten, dass man eine Belohnung nicht durch körpersprachliches Bedrängen zerstört. 

Fazit: Eine Belohnung muss für unseren Hund immer mit einem guten Gefühl oder einfach Spaß verbunden sein!

Die Jackpot-Belohnung 

Für eine besonders gut ausgeführte oder eine sehr schwierige, aber trotzdem erfolgreiche Übung, können wir unseren Hund durchaus auch mal mit einem Jackpot belohnen. Dieser kann je nach Hund beispielsweise ein Leckerbissen sein, der sonst alles andere als alltäglich ist oder eine große Menge an Futter. Das Training mit Jackpot bei Hunden wird jedoch durchaus diskutiert, denn es müssen einige Dinge beachtet werden. Nach einer Jackpot-Belohnung sollte das Training vorerst beendet werden. Die Hunde sollen mit diesem extrem positiven Abschluss des Trainings pausieren. Denn folgt nun nach einem solchen Jackpot wieder nur eine „normale“ Belohnung, wäre die Enttäuschung beim Hund sehr groß, was dazu führen könnte, dass der Hund das Verhalten zukünftig nicht mehr zuverlässig zeigen wird. Zudem darf der Jackpot nicht zu häufig gegeben werden, da er sonst seine besondere Bedeutung verliert. Eine weitere Gefahr beim Training mit einem Jackpot kann sein, dass der Hund „übermotiviert“ ist. Ein Hund, der am Ende einer Fährte ein Stück Pansen als besondere Belohnung erhielt, arbeitete beim nächsten Fährtentraining extrem hektisch, da er so schnell wie möglich ans Ende gelangen wollte. Dabei bekam er den Verlauf der Fährte oftmals nicht mehr mit. Als die Belohnung umgestellt wurde und am Ende nur noch normales Futter zur Belohnung lag, arbeitete der Hund wie gewohnt ruhig und verlor auch bei einer Richtungsänderung nicht die Spur. Ein Jackpot sollte daher immer gut bedacht sein und nur selten, für wirklich gute Ausführungen, gegeben werden.

Timing 

Auch die allerbeste Belohnung ist nutzlos, wenn sie nicht im richtigen Augenblick erfolgt. Daher sollten wir immer darauf achten, dass wir unseren Hund in genau dem Moment loben bzw. belohnen, wenn er das gewünschte Verhalten gerade zeigt. Wenn wir dann erst umständlich das Futter aus den Tiefen der Hosentasche ausgraben oder gar das Spielzeug im Rucksack suchen müssen, ist viel zu viel Zeit vergangen und das zuvor gezeigte und eigentlich erwünschte Verhalten kann vom Hund nicht mehr in Verbindung mit der Belohnung gebracht werden. Damit ein Hund ein bestimmtes Verhalten mit einer Belohnung verknüpfen kann, muss diese in einem Zeitfenster von etwa 2 Sekunden erfolgen. Trainiert man mit einem Lobwort oder dem Clicker, kann man den Hund optimal innerhalb der geforderten Zeit verstärken und dann ganz in Ruhe das Leckerchen aus der Tasche herausholen.

(Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Katrin Bechtel (Martin Rütter DOGS Walldorf/Bruchsal) für die Zeitschrift "Mein Hund und Ich")

Ohne Rast und Ruh – Hyperaktivität beim Hund

Hektisches Herumlaufen, sobald die Leine ab ist und beim kleinsten Reiz völlig überdreht reagieren, sind das Zeichen einer Hyperaktiviät beim Hund?

Jeder kennt ihn, den Hund, der schon aufgeregt bellt, wenn Frauchen nur die Leine in die Hand nimmt, weil es gleich rausgeht. Der sich mit vollem Körpereinsatz in die Leine stemmt und seinen Menschen von A nach B zieht. Der es nicht aushält, wenn Frauchen unterwegs eine Freundin trifft, stehen bleibt und sich mit dieser unterhalten möchte und der beim Spiel mit anderen Hunden kein Ende findet. Häufig werden diese Hunde und ihre Halter aufgrund des überdrehten Verhaltens auch vom Training in einer Hundeschule ausgeschlossen, da sie dort den Ablauf und die anderen Teilnehmer stören. Landen diese Hunde dann bei uns im Training, dann werden sie uns von ihren Haltern oder den bisherigen Hundetrainern als hyperaktiv beschrieben. Doch zeigen diese Hunde wirklich eine Hyperaktivitätsstörung oder hat das derzeitige Verhalten nicht andere Ursachen?

Kennzeichen echter Hyperaktivität

Bereits in den 1970er Jahren beschreiben Tierärzte solch auffällig aktive Hunde und diagnostizieren eine canine Hyperkinese (Campbell WE. Behavioral modification of hyperkinetic dogs. Mod Vet Pract 1973; 54: 49–52). Ob ein Hund aber wirklich als hyperaktiv bezeichnet werden kann, entscheiden folgende Kriterien:

1.     Das Verhalten ist bereits sehr früh sichtbar, vor dem 4.Lebensmonat zeigen sich Auffälligkeiten.

2.     Im Vergleich mit gleichaltrigen Hunden derselben Rasse zeigen diese Hunde eine erhöhte Bewegungsaktivität. Sie rennen und toben ununterbrochen und zeigen auch im Spielverhalten grobes, körperliches Spiel, bei dem es teilweise zu Verletzungen kommt. Dabei bellen und winseln sie vermehrt. Das Spiel findet kein Ende, auch wenn das Gegenüber eine Pause macht.

3.     Wird der Hund von der Leine gelassen, dann rennt er scheinbar ziellos und hektisch über das Gelände, erkundet dieses nur unvollständig. Immer wieder werden die gleichen Stellen aufgeregt beschnüffelt. Aufgrund einer mangelnden motorischen Kontrolle kommt es auch vor, dass der Hund in Hindernisse läuft.

4.     Bei der Futtergabe können die Hunde es kaum aushalten, auf das Futter zu warten. Sie springen am Menschen hoch, bellen diesen an und stürzen sich bereits auf die Futterschüssel, bevor diese den Boden berührt. Auch ein vorsichtiges Nehmen des Futters aus der Hand ist beinahe unmöglich. Futter wird hektisch heruntergeschlungen.

5.     Ständig wird die Umgebung aufmerksam beobachtet und erkundet, auch wenn diese bekannt und vertraut ist.

6.     Kleinste Reize führen zu einer extremen Reaktion, der Hund kann sich nicht selbst kontrollieren oder hemmen. Frustrationen führen schnell zu aggressivem Verhalten.

7.     Eine verminderte Konzentrationsfähigkeit ist kennzeichnend. Hyperaktive Hunde haben es schwer, sich auf eine Sache oder Aufgabe länger zu konzentrieren. Ständig springt ihre Aufmerksamkeit von einer Sache zur nächsten. Daher kann es zu einer eingeschränkten Stubenreinheit kommen, da der hyperaktive Hund draußen zu sehr abgelenkt ist, um Kot und Harn abzusetzen.

8.     Eine schnelle Übererregung ist kennzeichnend für solche Hunde. Eine Gewöhnung an Reize aus der Umwelt, auf die der Hund mit heftiger Erregung reagiert ist nur schwer möglich.

9.     Hyperaktive Hunde zeigen eine verminderte Schlafdauer und -intensität mit allen gesundheitlichen negativen Folgen. Manche Vierbeiner kommen nur noch auf 5 Stunden Schlaf pro Tag und können ohne absolute Reizarmut auch tagsüber nicht mehr Ruhen. Sie haben auch kaum Traumphasen, die oft nur sehr kurz sind.

10.  Durch eine mangelnde emotionale Kontrolle kommt es oft zum schnellen Übergang von spielerischem zu ernsten Verhalten. Was als Laufspiel begann kippt in echtes Jagdverhalten, eine spielerische Balgerei endet in einer Beißerei. Es kann aber auch aufgrund der mangelhaften emotionalen Selbstkontrolle schnell zur Ausbildung von Ängsten kommen.

11.  Wird ein hyperaktiver Hund gegen seinen Willen festgehalten, um ihn zu beruhigen, zeigt er heftige Gegenwehr und beißt auch teilweise unkontrolliert um sich.

Die geschilderten Verhaltensweisen beeinträchtigen den Alltag und die Lebensqualität des Hundes und des Halters massiv und haben ihre Ursache nicht in einer mangelnden Erziehung oder Auslastung des Hundes. Auch eine beginnende Pubertät kann diese Verhaltensweisen nicht erklären. Hier haben wir es mit einer echten Verhaltensstörung zu tun.

Ursachen für Hyperaktivitätsstörungen

Eine echte Hyperaktivitätsstörung kann zum einen genetische Ursachen haben. Die Anlagen befanden sich bereits in den Elterntieren und sind daher auch bei den Geschwistern vorhanden. Daher macht es Sinn, sich die Geschwistertiere diesbezüglich einmal anzuschauen und zu prüfen, ob auch diese die oben genannten Verhaltensweisen zeigen. Eng mit der genetischen Ursache ist natürlich auch die ursprüngliche Verwendung des betreffenden Hundes zu sehen. Wurde die Rasse zu hoher Aktivität gezüchtet und auf Arbeitsleistung selektiert? Dann ist eine höhere Anfälligkeit für hyperaktives Verhalten gegeben. Zum anderen haben die frühen Haltungsbedingungen mit der Entwicklung einer solchen Verhaltensstörung zu tun. Neigt der junge Hund eh schon zu hyperaktiven Verhalten und wird eventuell von Mutter oder Geschwistern zu früh getrennt, dann kann sich das Verhalten eher entwickeln, da die fehlende Erziehung und Interaktion mit den Geschwistern eine Ausbildung der Selbstkontrolle beeinträchtigt. Es kann auch sein, dass die Hündin mit der Aufzucht ihrer Welpen überfordert war und bereits selbst hyperaktiv reagierte. Eventuell stand auch kein kompetenter Züchter oder andere erwachsene Hunde zur Seite, die regulierend einwirken konnten. Auch die nachfolgenden Begebenheiten beim späteren Halter haben maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung einer Hyperaktivitätsstörung. Werden die hundlichen Bedürfnisse ausreichend befriedigt oder werden aus mangelndem Wissen nicht schon erste Anzeichen versehentlich gefördert? Hat der betreffende Hund Rückzugsmöglichkeiten, wo er entspannen kann? Wurden Ruhephasen eingehalten oder wurde versucht, durch noch mehr Aktivität den Hund auszupowern?  Wurde die Fähigkeit der Selbstbeherrschung bereits frühzeitig geübt und gefördert oder wurde dem Hund jeder Wunsch umgehend erfüllt?
Wie bei etlichen Verhaltensweisen sind die Ursachen in einer Kombination aus genetischen Aspekten und den Einflüssen der Umwelt zu finden. Die Anlagen sind bereits vorhanden und gelangen dann in ungünstige Haltungsformen.

Möglichkeiten der Verhaltensänderung

Hyperaktive Hunde müssen lernen, zur Ruhe zu kommen. Daher bietet es sich an, den Alltag durch verschiedene Rituale zu strukturieren. Die einzelnen Aktivitäten werden immer zu den gleichen Uhrzeiten begonnen und beendet. Somit sinkt beim Hund die Erwartungshaltung, dass er vielleicht etwas Wichtiges verpasst, wenn er sich ausruht. Bestimmte Gesten oder verbale Signale können bei diesem Prozess unterstützend eingesetzt werden. Sie kündigen zum einen an, dass jetzt etwas passiert oder auch, dass die Aktivität beendet ist und auch nicht fortgesetzt wird. So können Übungen immer mit einem bestimmten Wort (z.B. „Training“) eingeleitet und mit einem anderen Wort beendet werden (z.B. „Schluss“).

Ebenso bieten sich feste Ruhezeiten an, d.h. zu bestimmten Uhrzeiten begibt sich der Hund auf seinen Rückzugsort und verbleibt dort. Hierbei kann eine Box hilfreich sein, vorausgesetzt der Hund ist zuvor an die Box gewöhnt worden und hat gelernt, dort auch zu entspannen.

Stichwort Beschäftigung. Hektische Aktivitäten sollten zugunsten ruhigerer Beschäftigungsformen reduziert werden. Jegliche Nasenarbeit, bei der ein konzentriertes Suchen die Grundlage ist, sind gut geeignet, das Aktivitätslevel zu senken und den Hund dennoch auszulasten. Auch mental fordernde Aufgaben, bei denen der Hund durch eigenes Ausprobieren zur Lösung eines Problems kommt, sind adäquate Beschäftigungen.

Belohnung sollten den Hund für erbrachte Leistungen nicht unnötig erregen. Daher nicht allzu hochwertiges Futter einsetzen, sondern lieber mit ruhiger Stimme oder sanften Körperkontakt den Vierbeiner belohnen.

Gemeinsames Spielen fördert die Selbstkontrolle des Hundes. Dynamische Spielphasen werden durch den Menschen immer wieder kurz unterbrochen und dann fortgesetzt, wenn der Hund diese Frustration aushält, weil er gelernt hat, dass ruhiges Verhalten zu einer Fortsetzung des Spiels führt.

Gibt es erwachsene, kompetente und psychisch ausgeglichene Hunde in der Nähe, dann sollte auch zu diesen regelmäßig Kontakt hergestellt werden, da diese die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung optimal fördern können. Sie wissen genau, wie man mit solchen überdrehten Hunden umgeht.

Eventuell sollte auch über eine Futterumstellung nachgedacht werden. Der Proteingehalt im Futter sollte eher niedrig sein und auch schnell verdauliche Kohlenhydrate wie Zucker so gut es geht vermeiden, da diese zu Energiespitzen im Gehirn führen. Bessere Lieferanten für Kohlehydrate sind z.B. Kartoffeln. Glutamat hat ebenfalls im Hundefutter nichts zu suchen, da es als erregender Botenstoff im Gehirn wirkt. Tryptophanhaltigen Fleischsorten wie Lamm, Kaninchen oder Schwein sollte der Vorzug gegeben werden. Aufgrund der Aujeszkyschen Krankheit aber Schweinefleisch nicht roh füttern. Weniger geeignet sind Wild und Rind für hyperaktive Hunde, da diese viel Phenylalanin enthalten, welches über die Zwischenstufe Tyrosin zu erregenden Botenstoffen umgebaut werden. Im Zweifelsfall hierbei eine kompetente Ernährungsberatung in Anspruch nehmen, um das geeignete Futter zu finden.

Inwieweit eine medikamentöse Therapie begleitend zum Training Sinn macht, sollte ein erfahrener Tierarzt entscheiden. Dieser muss gut einschätzen können, welche Mittel eingesetzt werden können, um das Therapieziel zu erreichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Trainer und Tierarzt ist angeraten. Langfristig sollten die medizinischen Hilfsmittel aber wieder abgebaut werden, weil der Hund eigene Verhaltensmuster erlernt hat, mit denen er seine Aktivität selbst herunterfahren kann.

Vorbeugung

Wie kann der Entstehung eines hyperaktiven Hundes entgegengewirkt werden?

Hunde sollten bereits in jungen Jahren lernen, mit Frust umzugehen und eine entsprechende Frustrationstoleranz zu entwickeln. Überfürsorgliches Verhalten ist hier fehl am Platz. Der junge Hund muss durch eigenes Ausprobieren seine Grenzen und die des Gegenübers kennen lernen. Dies bedeutet für den Menschen, seinen Hund zu erziehen und ihm die nötigen Fertigkeiten beizubringen, damit dieser adäquat mit Stress und Frust umgehen kann. Daher muss der Hund auch lernen, dass nicht immer und sofort auf sein Aufforderungsverhalten im Alltag reagiert und nicht jeder Wunsch erfüllt wird. Je früher hiermit begonnen wird, desto schneller stellt sich der Erfolg ein. Regeln sollten verständlich und konsequent vermittelt werden. Schaffen Sie einen Rahmen, in dem sich ihr Hund frei bewegen darf und der ihn vor Gefahren schützt.

Abwarten bereits frühzeitig üben. Der Hund muss lernen, dass sich ruhiges Verhalten lohnt und danach eine großartige Aktivität startet. Also nicht mit dem hysterisch bellenden und an der Leine wie wild ziehenden Hund in den Hundefreilauf, sondern in einiger Entfernung stehen bleiben und sich erst dann dem Hundefreilauf nähern, wenn der eigene Hund ruhig ist.
Auch die Futtergabe für das Üben nutzen. Erst wenn sich der Vierbeiner beruhigt hat, wird die Futterschüssel hingestellt. Fortgeschrittene dürfen gerne auch dann noch ein wenig warten, bis sie sich dann genüsslich den Bauch vollschlagen dürfen.
Bringen Sie Ihrem Hund bei, dass sich die Haustür oder der Kofferraum nur öffnet, wenn er sich ruhig verhält. Sollte sich der Hund ungefragt der Tür nähern, schließen sie diese umgehend, damit sich sein Verhalten nicht selbst belohnt. Nach einer kurzen Pause gibt es dann die zweite Chance. Wartet er nun selbst in einiger Entfernung zur Tür, dann belohnen sie ihn verbal und erlauben ihm nun, die Wohnung mit ihnen zu verlassen.

Ausreichende Ruhephasen schaffen, in denen sich der Hund entspannen und Gelerntes verarbeiten kann. Der Rückzugsort sollte eine Entspannung ermöglichen, d.h. sich abseits vom hektischen Familienalltag befinden, aber dem Hund das Gefühl geben, dass er immer noch zur Gruppe gehört. Daher Decke oder Körbchen nicht mitten in den Raum legen, sondern eher an den Rand oder eine ruhigere Stelle, am besten in der Nähe der Bezugsperson.

Da es genetische Anlagen zur Entwicklung von hyperaktiven Verhalten gibt, sollte es selbstverständlich sein, dass nur psychisch ausgeglichene und sozial kompetente Hunde in der Zucht eingesetzt werden. Bei sehr großen Würfen oder unerfahrenen Elterntieren sollte über die Hilfe von anderen erwachsenen Hunden bei der Aufzucht des Nachwuchses nachgedacht werden. Auch der Züchter sollte notfalls bei der Früherziehung der Welpen unterstützend eingreifen.

Die Welpen sollten idealerweise nicht zu früh von den Elterntieren und den Geschwistern getrennt werden. Sind die Elterntiere kompetent und die Aufzuchtbedingungen optimal, dann dürfen die Welpen auch gerne bis zur 10. oder 12.Woche beim Züchter verbleiben und dort durch den Umgang mit ihren Geschwistern und den anderen Hunden die wichtigen Fähigkeiten zur Selbstbeherrschung erlernen.

Training bei unerwünschtem Jagdverhalten

Wieso findet Frieda Vögel spannend, obwohl sie nie einen erwischt? Weshalb fängt Bodo die Maus, frisst sie aber nicht? Und wie kann Frauchen Balu von Hase und Reh abrufen?

Sie wünschen sich, dass Ihr Hund sich trotz Ablenkung durch andere Tiere und Gerüche an Ihnen orientiert? Sie möchten Ihren Hund auf dem Spaziergang guten Gewissens und ohne Angst ableinen können?

Dann können Ihnen folgende Tipps helfen... 

Konsequenz im Alltag

Auch wenn die Motivation eines Hundes zu jagen, nichts mit der Qualität der Beziehung zu tun hat, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, in wieweit Ihr Vierbeiner auf Ihre Signale im Alltag reagiert. Kommt Ihr Hund erst beim dritten „Hier“ und springt einfach aus dem Kofferraum des Autos, obwohl Sie ihm ein „Bleib“ gegeben haben? Dann ist es nur allzu verständlich, dass er erst Recht in für ihn spannenden und wichtigen Situationen auch nicht Ihre Signale befolgt. Trifft Ihr Hund also im alltäglichen Zusammenleben öfter selbständig Entscheidungen und manipuliert Sie erfolgreicher, dann ist es an der Zeit, einige Dinge zu ändern, um ihn auch in jagdlichen Situationen beeinflussen zu können. Verwalten Sie die für Ihren Hund wichtigen Ressourcen und animieren Sie Ihren Vierbeiner öfter, sich mit Ihnen zu beschäftigen. Beenden Sie auch einmal eine tolle Sache, bevor Ihr Hund die Lust daran verliert. Sie werden sich wundern, wie sehr Ihr Hund motiviert ist, wenn es nach kurzer Zeit weitergeht. Entscheiden Sie, wann und wie lange Ihr Hund sich frei bewegen darf. Leinen Sie ihn unterwegs auch auf Strecken an, wo er ansonsten unangeleint herumrennen darf. Führen Sie im Alltag Rituale ein. Verlangen Sie z.B. von Ihrem Hund, dass er unterwegs an Weggabelungen anhält und auf Ihr Signal hin erst weitergeht. Erhöhen Sie Ihre Attraktivität, indem Sie sich gemeinsam beschäftigen, anstatt daß ihr Hund alleine durchs Unterholz läuft.

Unerwünschtes Verhalten zunächst vermeiden

Damit Ihr Hund im Alltag nicht weiterhin erfolgreich selber jagen kann und sich dadurch selber belohnt, vermeiden Sie übergangsweise Spaziergänge in wildreichen Gegenden. Lassen Sie Ihren Hund notfalls an der Schleppleine. Denken Sie daran, dass Ihr Vierbeiner dann ein gut sitzendes Geschirr trägt, an dem die Schleppleine befestigt ist. Sie sollten auch an Ihre Sicherheit denken und Handschuhe sowie lange Hosen tragen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Üben Sie auch das Handling Ihres Hundes an der Schleppleine. Achten Sie darauf, dass die Schleppleine nicht allzu sehr durchhängt und auf dem Boden schleift. Entfernt sich Ihr Vierbeiner von Ihnen, dann geben Sie etwas mehr Leine, nähert er sich Ihnen oder bleibt stehen, dann nehmen Sie die Schleppleine wieder auf. Mit ein bißchen Übung geht Ihnen diese Bewegung bald ins Blut über. Begrenzen Sie den Freilauf Ihres Hundes auf Flächen, die eingezäunt sind oder auf denen mit dem Auftreten von Wild nicht zu rechnen ist.
Bringen Sie Ihrem Hund auch das Signal RAUS DA bei. Immer wenn Ihr Vierbeiner den Weg verlässt, sich in die Büsche schlägt und spannenden Spuren folgen möchte, können Sie ihm mit diesem Signal zurück auf den Weg befördern. Ihr Hund soll dadurch lernen, im Normalfall immer auf befestigten Wegen zu bleiben und diese nur nach Ihrer Aufforderung zu verlassen.

Erste Ansätze des Jagdverhaltens erkennen lernen

Hundliches Jagdverhalten hat viele Gesichter. Lernen Sie, die einzelnen Elemente frühzeitig zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Nicht mehr alle Hunde zeigen aufgrund Ihrer genetischen Veranlagung alle Elemente einer vollständigen Jagdsequenz. Diese besteht aus folgenden acht einzelnen Verhaltenselementen: ORTEN – FIXIEREN – ANSCHLEICHEN – HETZEN – PACKEN – TÖTEN – ZERREISSEN – FRESSEN. In den ersten beiden Phasen – dem Orten und Fixieren – sind die meisten Hunde noch gut beeinflussbar. Je weiter der Hund in der Jagdsequenz jedoch vorangeschritten ist, desto schwerer wird ein Eingreifen. Beobachten Sie also Ihren Vierbeiner sehr genau, um in Zukunft zu erkennen, welches Verhalten er wie kurz vor seinen Jagdausflügen zeigt. Ortet er Beute eher mit seinen Ohren, Augen oder seiner Nase? Wie hält er seinen Kopf, wenn er Beute bereits geruchlich oder akustisch wahrnimmt? Zeigt er kurz vor der Hetze ein Vorstehen? Sobald sie seine individuelle Körpersprache entschlüsselt haben, können sie ihn auch im Freilauf einmal rechtzeitig von einer unerwünschten Jagd abhalten.

Impulskontrolle

Bewegende Reize auszuhalten, ist für einen jagdlich motivierten Hund eine der maßgeblichen Fähigkeiten, die Sie ihm schnellstmöglich beibringen müssen. Ziel ist es, dass Ihr Hund in jagdlichen Situationen ruhiger wird und darauf achtet, was Sie ihm mitteilen wollen. Üben Sie mit Ihrem Vierbeiner das Signal BLEIB und steigern Sie schrittweise den Schwierigkeitsgrad. Haben Sie sich zu Anfang nur einige Schritte von Ihrem Hund entfernt und ihn für das Verharren auf der Stelle belohnt, so können Sie am Ende des Trainings mehrere Meter entfernt stehen bleiben, auf und ab hüpfen, um ihren Hund herumgehen oder sein Lieblingsspielzeug werfen, ohne dass er sich bewegt. Denken Sie bei diesem Training unbedingt an die anschließende Pause, in der sich ihr Vierbeiner frei bewegen darf, um die während des Impulskontrolltrainings aufgebaute Spannung wieder abzubauen. Integrieren Sie das Training der Impulskontrolle in den Alltag des Hundes. Verlangen Sie von Ihrem Hund eine BLEIB-Übung, bevor Sie die Haustür zum Spaziergang öffnen oder bevor er aus dem Auto aussteigen darf. Ebenso können Sie die Impulskontrolle im Zuge der Fütterung trainieren. Sollte Ihr Hund aufgeregt auf und ab springen sobald Sie den Futternapf in die Hand nehmen, so stellen Sie den Napf erst dann auf den Boden, wenn sich Ihr Vierbeiner beruhigt hat und sich von selber hinsetzt. Ziel ist es, dass Ihr Hund lernt, sich selber zu beherrschen, ohne dass Sie noch mit dem Signal BLEIB unterstützen müssen.

Alternatives Verhalten aufbauen

Damit sich Ihr Hund in Zukunft zu einem entspannteren Begleiter auf Ihren Spaziergängen entwickelt, sollten Sie die vorhandene jagdliche Motivation nicht unterdrücken, sondern kontrolliert ausleben lassen. Suchen Sie eine Beschäftigungsform, die zu Ihrem Hund passt und die er gerne ausführt. Nutzen Sie hierbei den Effekt der primären Motivation. Hierbei führt der Hund ein Verhalten aus, weil ihm dieses Spaß macht und die Ausführung bereits belohnend wirkt. Probieren Sie dazu verschiedene Beschäftigungsformen aus und schauen Sie, bei welcher Ihr Hund gar nicht genug vom Training bekommen kann, ohne dass eine zusätzliche Belohnung für die Ausführung folgt. Sobald Sie ein für Ihren Vierbeiner sinnvolles Alternativverhalten gefunden haben, werden Sie ihm seine Begeisterung förmlich ansehen und er lernt die gestellten Aufgaben mit weniger Wiederholungen.
Läuft ihr Hund freudig hinter Gegenständen her und bringt Ihnen diese zurück. Dann stellt das Apportiertraining eine geeignete alternative Beschäftigungsform für sie beide dar. Ob Sie nun einen Ball, eine Frisbee, einen Dummy oder einen Futterbeutel als Apportiergegenstand auswählen, spielt eigentlich keine Rolle. Achten Sie bei Bällen nur darauf, dass dieser für Ihren Hund nicht zu klein ist und er diesen versehentlich herunterschlucken kann. Lediglich Stöcker sollten nicht zum Apportieren benutzt werden, da sie ein großes Verletzungspotenzial besitzen. Bei fortgeschrittenen Hunden können Sie auch gerne mal ein Schweineohr als Apportiergegenstand auswählen.
Findet es Ihr Vierbeiner hingegen spannender, wenn sich die Beute bewegt und Haken schlägt? Dann sind kontrollierte Hetzspiele das Mittel der Wahl. Befestigen Sie hierzu z.B. sein Lieblingsspielzeug an eine Reizangel und lassen Sie Ihren Hund nun die sich bewegende Beute jagen. Achten Sie bei dieser Beschäftigungsform jedoch darauf, dass Sie nicht das unkontrollierte Hetzen fördern. Verlangen Sie vor jeder Hetze, dass sich Ihr Vierbeiner hinsetzt und auf Ihre Freigabe wartet, bevor er hinter der Ersatzbeute hinterher sprintet. Solche Hetzspiele sind für Ihren Hund sehr anstrengend. Daher sollte Sie Ihren Hund vorab noch einmal tiermedizinisch untersuchen lassen, um Herz- oder Gelenkprobleme auszuschließen.  Begrenzen Sie die kontrollierten Hetzspiele auf maximal 10 Minuten pro Trainingseinheit. Auch sollten Sie diese alternative Beschäftigung nicht mit Ihrem Welpen oder Junghund intensiv ausführen, da sich die Gelenke noch im Aufbau befinden und nicht voll belastbar sind.
Während des Spaziergangs hat Ihr Vierbeiner seine Nase durchgehend am Boden und schnüffelt begeistert jeden Grashalm ab? Dann könnte die Suche als alternative Beschäftigungsform das Richtige für Ihren Hund sein. Ob er dabei nun sein Spielzeug oder Futter sucht oder einer Geruchsspur folgt ist hierbei egal. Probieren Sie einfach beide Varianten aus und lassen Sie Ihren Vierbeiner entscheiden, welche er lieber ausführen möchte. Gestalten Sie die Suchen immer abwechslungsreicher und verbuddeln Sie auch einmal die zu suchenden Gegenstände in der Erde. Freuen Sie sich im Anschluß, wenn er diese voller Begeisterung ausbuddeln darf. Oder bringen Sie Ihrem Hund das Anzeigen der gefunden Gegenstände bei. Hierbei soll er die gefundene Ersatzbeute nicht apportieren oder auffressen, sondern Ihnen durch ein anderes Verhalten signalisieren, dass er Beute gefunden hat.
Egal womit Sie Ihren Hund seine jagdliche Motivation kontrolliert ausleben lassen, achten Sie darauf, dass Ihr Vierbeiner bei der Durchführung des Alternativverhaltens nicht überfordert wird. Spaß und Freude sollten bei der gemeinsamen Beschäftigung im Vordergrund stehen. Ihr Hund soll lernen, dass Sie ein adäquater Jagdpartner sind, mit dem er seine jagdlichen Bedürfnisse ausleben darf.

Rückrufbarkeit trainieren

Auch wenn Sie alle bisher besprochenen Punkte konsequent umsetzen, kann es immer wieder vorkommen, dass Ihr Vierbeiner während eines Spaziergangs doch ab und an seinem Hobby nachgeht und einem Hasen hinterher läuft oder ausgiebig eine Wildfährte verfolgt. In solch einem Fall kommt das Abrufsignal zum Einsatz. Sollte dies bereits in ablenkungsfreien Situationen gut klappen, so steigern Sie nun im Training schrittweise den Schwierigkeitsgrad und rufen Sie Ihren Hund z.B. zu sich, während sein Lieblingsspielzeug einige Meter entfernt von ihm liegt. Sie können Ihren Vierbeiner im laufenden Training auch einmal durch eine Würstchengasse abrufen oder das Abrufsignal einsetzen, während eine Hilfsperson eine Ersatzbeute auswirft oder an der Reizangel bewegt. Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Bauen Sie parallel zu Ihrem Abrufsignal auch eine Hundepfeife auf, da diese erfahrungsgemäß für den Hund auf weite Entfernung besser wahrnehmbar ist und Ihre eventuell angespannte Stimmung nicht übertragen kann. Zwei oder drei kurze Pfiffe sind als Abrufsignal effektiver als ein einzelner langer Pfiff. Alternativ zum Abrufen können Sie auch ein STOPP-Signal aufbauen. Hierbei soll der Hund in seiner Bewegung stoppen und sich dann hinsetzen oder hinlegen.

Körperliche Auslastung

Da eine echte Jagd eine immense körperliche Belastung für den Hund darstellt, dürfte klar sein, dass auch hier im Alltag eine Alternative her muss. Dies gilt besonders für jene Vierbeiner, die noch aufgrund ihres Trainingsstands sicherheitshalber an der Schleppleine geführt werden müssen. Hierzu bieten sich Fahrradtouren an, bei denen Ihr Vierbeiner auch einmal richtig Vollgas geben kann und im gestreckten Jagdgalopp neben Ihnen herläuft. Achten Sie bei Ihren Radtouren darauf, dass der Untergrund dementsprechend weich ist, da das ausgiebige Traben und Rennen eine enorme Belastung für den Bewegungsapparat Ihres Hundes bedeutet. Vielleicht probieren Sie auch einmal ein Zughundetraining aus. Im Gegensatz zum Laufen am Fahrrad, läuft Ihr Hund hierbei vor einem entsprechend Gefährt und zieht seinen Menschen.  Lassen Sie sich bei dieser Trainingsform unbedingt von einem professionellen Trainer anleiten, um eventuelle Schäden zu vermeiden.

Und wenn alles nichts hilft...

Bei einer sehr ausgeprägten jagdlichen Motivation oder einem durch frühere Jagderfolge stark gefestigten Verhalten kann es sein, dass sich einige Hunde nicht auf das von Ihnen angebotene Alternativverhalten einlassen und auch weiterhin echter Beute nachstellen. Zu groß ist der Lustgewinn beim selbständigen Jagen. In solchen Fällen gibt es nur zwei Optionen: Spaziergänge an der Schleppleine - ein Leben lang oder die Korrektur des unerwünschten Verhaltens. Besonders die Korrektur stellt aus moralischer Sicht einen schwierigen Fall dar, da ein aus Hundesicht „normales“, sprich artgerechtes Verhalten verboten wird. Sie kommt daher nur in Frage, wenn der betroffene Hund in den meisten Situationen sehr gut ansprechbar ist, mit seinem Menschen kooperiert und trotz des intensiven, langwierigen und konsequenten Trainings das unerwünschte Jagdverhalten weiterhin zeigt, sowie dadurch die Lebensqualität des Hundes gesteigert werden kann. Lassen Sie sich hierbei aber bitte unbedingt von einem erfahrenen Hundetrainer helfen, der beurteilen kann, ob eine solche Korrektur sinnvoll ist und dies mit Ihnen gemeinsam aufbaut.

Aufmerksamer Hund – wie geht das?

Du möchtest die Bindung zu Deinem Hund stärken und ihn dazu bringen, dass er sich stärker an Dir orientiert? Hier erfährst Du wie!

Bei der Beschäftigung von Hunden geht es nicht nur darum, die "aktive" Zeit irgendwie zu füllen. Durch eine sinnvolle Beschäftigung vertreibst Du nicht nur die Langeweile Deines Hundes, Beschäftigung erfüllt auch viele weitere Aufgaben. So kannst Du durch gezielte körperliche Beschäftigungsformen die Motorik Deines Hundes schulen. Dein Hund kann lernen, kreativ zu sein und durch erfolgreich absolvierte Aufgaben über sich hinaus zu wachsen und damit selbstbewusster durchs Leben zu gehen. Besonders die gemeinsame Beschäftigung fördert die Beziehung zu Deinem Hund, hilft bei der Erziehung und macht darüber hinaus einfach auch Spaß!

Wenn Du Deinen Hund beschäftigst, mit ihm trainierst, gemeinsam mit ihm Aufgaben löst, stärkst Du damit die gemeinsame Bindung und förderst die Orientierung Deines Hundes an Dir. Wenn Ihr beide einer Beschäftigung nachgeht, die Euch beiden Spaß macht, werden sogenannte "Glückshormone" freigesetzt. Wenn Dein Hund beispielsweise gerne mit seiner Nase Gerüche erschnüffelt, kann schon alleine das Verfolgen einer Spur ihn glücklich und zufrieden machen. Hast Du Deinen Hund auf diese Spur hingewiesen, die Du selbst - oder auch ein Bekannter - kurz zuvor als Fährte gelegt hast und begleitest Deinen Hund nun  bei der Ausarbeitung dieser Geruchsspur, hilfst ihm bei Problemen, lässt Dich von ihm bis zum Ende der Spur führen, dann verbindet Dein Hund seine Glücksgefühle auch mit Dir. Erwartet Deinen Hund am Ende der Spur noch eine Belohnung in Form eines Leckerbissens, aber vor allem durch Dein freudiges Lob und Streicheln, werden erneut Hormone freigesetzt. Diesmal das Hormon Oxytocin, das sogenannte Kuschel- oder Bindungshormon, das bei jedem körperlichen Spiel, Streicheln oder freundlichem Blickkontakt mit Deinem Hund ausgeschüttet wird. Es fördert die Bindung, intensiviert das Sozialverhalten, wirkt als Gegenspieler der Stresshormone und vermindert Ängste.

Achte aber bei der Gestaltung Deiner Aktivitäten immer auch darauf, dass genügend Freiraum für Deinen Hund bleibt. Er muss auch hin und wieder einmal einfach  nur Hund sein dürfen. Zeiten für Training und gemeinsame Beschäftigung sind wichtig, aber Dein Hund muss regelmäßig die Möglichkeit haben, im begrenzten Rahmen seinen eigenen Interessen nachzugehen. Einfach einmal beim Spaziergang ein Stück weit eine Spur verfolgen, erschnüffeln, wer sich gerade kurz zuvor hier aufgehalten hat, sich auf einem Regenwurm wälzen oder sich genüßlich mitten in eine Pfütze werfen - je nach Hund und Veranlagung gibt es hier die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Beobachte Deinen Hund genau und Du wirst schnell seine Vorlieben feststellen. Gib ihm die Zeit für sich, denn er wird danach umso interessierter sein, wieder etwas mit Dir gemeinsam machen.

Du möchtest wissen, wie Du und Dein Hund harmonisch und entspannt Zusammenleben können? Hier sind die 5 Top-Geheimnisse des Hundeprofis Martin Rütter...

Hier verrät Dir der Hundeprofi Martin Rütter die 5 Top-Geheimnisse, damit Du und Dein Hund entspannt und harmonisch zusammen leben...

1.    Ausreichende Beschäftigung

Ein monotoner Spaziergang ohne Aktion ist für viele Hunde langweilig und führt sehr häufig dazu, dass sich der Hund verselbständigt und seiner eigenen Wege geht. Kleine Suchspiele, Apportierübungen, das Auslegen von Fährten, all dies sind spannende Möglichkeiten, einen Hund auch während eines Spaziergangs sinnvoll zu beschäftigen.
Beobachten Sie Ihren Vierbeiner im Alltag und Sie sehen sehr schnell, woran Ihr Hund Spaß hat.

2.    Konsequenz

Hunde sind sehr anpassungsfähig und stellen sich schnell auf das Leben, mit dem sie konfrontiert sind, ein. Ständig wechselnde „Regeln“ führen jedoch zu einer starken Verunsicherung des Hundes, er weiß nicht mehr, woran er ist. Darf ein Hund z.B. zur Begrüßung am Menschen hochspringen, weil dieser sich freut, seinen Hund nach langer Abwesenheit wiederzusehen, am Abend, wenn der Mensch mit Abendkleid aus dem Theater kommt, ist dies dann aber nicht erwünscht, kann das schnell zu Problemen in der Mensch-Hund-Beziehung führen. Durch ein fehlendes Regelwerk weiß der Hund nicht, wie er den Menschen einschätzen soll. Einem solchen Partner kann man in Gefahrensituationen nicht vertrauen, so dass der Hund sich letztlich nur auf sich selbst verlassen kann. Dies führt dann nicht selten zu einer Überforderung des Hundes.
Deshalb sind klare Regeln und deren konsequente Einhaltung eine wichtige Prämisse für ein funktionierendes Mensch-Hund-Team.

3.    Ein Hund muss Hund bleiben dürfen

Es klingt banal, ist aber in der Hundeerziehung ein ganz wichtiges Kriterium: Ein Hund ist ein Hund und muss dieses auch bleiben dürfen, er kann nicht wie ein Mensch funktionieren. Leider ist die extreme Vermenschlichung des Hundes nach wie vor in vielen Haushalten gang und gäbe. Hunde müssen beispielsweise menschliche Bedürfnisse als Kind- oder Partnerersatz befriedigen. Hierbei rücken die eigentlichen Bedürfnisse des Hundes oft in den Hintergrund. Der Mensch stellt meist seine eigenen Wünsche in den Mittelpunkt und schürt damit Erwartungen, die der Hund niemals erfüllen kann.
Deshalb ganz klar: Den Hund mit seinen individuellen, natürlichen Bedürfnissen sowie Stärken und Schwächen akzeptieren und respektieren.

4.    Die Sprache der Hunde sprechen

Kommunikationsmissverständnisse vermeiden. Wenn hündische Verhaltensweisen menschlich gedeutet werden, sind die Probleme vorprogrammiert. Daher ist es wichtig, dass der Mensch die Sprache des Hundes erlernt und damit auch das Verhalten der Hunde richtig und zügig einschätzen kann. Hunde sind Lebewesen, die hauptsächlich über Körpersprache kommunizieren. Die Lautsprache spielt bei ihnen nur eine untergeordnete Rolle. Viele Menschen meinen jedoch immer noch, je lauter man einen Hund „Befehle“ gibt, desto besser kommen diese beim Hund an. Hundeerziehung sollte sich am Hund orientieren, sie sollte vorwiegend körpersprachliche Signale beinhalten, Hörzeichen sollten immer so leise wie möglich gegeben werden.
Denn die Sprache der Hunde ist eine leise Sprache. Hunde haben ein gutes Hörvermögen und können selbst ein geflüstertes Wort gut verstehen. Und nicht zu viel quatschen. Ein klares „Sitz“ ist für einen Hund wesentlich eindeutiger zu verstehen als ein höfliches und ausschweifendes „Könntest du dich bitte vielleicht mal hinsetzen.“ J

5.    Entscheidungen treffen

Hunde verdeutlichen ihre Stellung im Rudel durch die Verteilung von Aktion und Reaktion. Hier zählt, wer im Rudel Entscheidungen trifft. Wenn ein Hund nun zum Menschen kommt und diesen anstupst, während dieser gerade im Wohnzimmer sitzt und Zeitung liest, bedeutet das nicht nur, dass dem Hund langweilig ist und er gerne spielen möchte. Wenn er nämlich immer nur dann spielen möchte, wenn er gerade dazu Lust hat und den Menschen im Gegensatz dazu ignoriert, wenn dieser ihm ein Bällchen wirft, möchte er damit auch dokumentieren, dass er in der Beziehung der Entscheidungsträger ist. Daher sollte man nicht immer auf solche Forderungen eingehen, besonders wenn der Hund die Aufforderungen des Menschen häufig ignoriert.

 

Falls Du weitere Fragen rund ums Thema Hund hast, steht Dir unser Team gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Schreib uns Deine Wünsche einfach ganz bequem über unser Kontaktformular – klicke dazu hier!

Der ängstliche Hund - „Werde zum sicheren Schutzschild Deines Hundes“

Gewitterdonner, ein bedrohlich wirkender Hund oder ein Mensch mit tiefer Stimme: Hunde können gegen vieles Ängste entwickeln. Ihre Menschen müssen lernen, diese Ängste zu verstehen und Schritt für Schritt abzubauen.

Es ist ein heiterer und ruhiger Frühlingstag. Frau Weber und ihr Hund Robbi sind gerade auf der abendlichen Gassirunde Eigentlich ist es ein schöner Abend, bis Robbi plötzlich stark zu hecheln anfängt und in Richtung Auto zieht. Der Grund für Robbis Verhalten ist nicht sofort zu erkennen. Frau Weber versteht ihn aber, als auf einmal ein Heißluftballon hinter der nächstgelegenen Hügelkette aufsteigt. Robbi hatte diesen einige Minuten zuvor wahrgenommen. Inzwischen weiß Frau Weber aus Erfahrung, wie sie in solchen Situationen reagieren muss, um Robbi möglichst schnell zu helfen. Sie gestaltet die gemeinsamen Runden so, dass sie nie allzu lange zum Auto als dem sicheren Rückzugsort braucht. Dennoch leidet Robbi sehr unter seiner Angst, da seine Familie und er in einem Dorf leben, welches häufig von Heißluftballons überflogen wird.

Warum entwickeln Hunde so unterschiedliche Ängste? 

Wie Robbi geht es leider vielen Hunden – die Angst vor einer Situation, vor Gegenständen oder Menschen sowie Hunden beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Es gibt viele Gründe für ängstliches Verhalten von Hunden. Sowohl die gemachten Erfahrungen als auch die unterschiedlichen individuellen Voraussetzungen von Geburt an beeinflussen den Hund. 

Zunächst ist es ein großer Unterschied, ob ein robusterer Hundetyp, wie etwa ein Australian Cattle Dog, der bei seiner Arbeit an Rindern nicht empfindlich sein darf, mit visuellen oder akustischen Reizen konfrontiert wird, oder ob ein Border Collie, der auf kleinste Signale des Schäfers achten und beim Ausbrechen der Schafe schnell reagieren muss, sich mit derselben Herausforderung auseinandersetzen muss. Solche Eigenschaften, also Robustheit oder feines und schnelles Reagieren, werden bei der Zucht der jeweiligen Hunderassen berücksichtigt. Aufgrund der genannten Eigenschaften ist ein Hütehund in der Regel schneller zu traumatisieren und zeigt damit tendenziell häufiger Angstverhalten als ein Treibhund.

Zu den genetischen Voraussetzungen ist auch wichtig, welche Erfahrungen ein junger Hund in seiner Welpenstube sammelt und welche Beobachtungen er bei der Reaktion der Mutterhündin auf Umweltreize erlebt. So wird sich ein Welpe, der mit einer ängstlich gegenüber Männern eingestellten Mutter aufwächst und beobachtet, wie diese auf Männer unsicher reagiert, auch eher skeptisch und vorsichtig Männern annähern, dem Vorbild der Mutter folgend. Für den Welpen ist klar: Wenn Mama Angst vor Männern hat, müssen diese ja offensichtlich gefährlich sein. Während seriöse Züchter deswegen auf die Verpaarung von umweltsicheren Hunden Wert legen und bereits im frühen Welpenalter auf bestmögliche Sozialisation der Welpen achten, können gerade Hunde, die über Tierschutzorganisationen den Weg nach Deutschland finden, erhebliche Defizite beim Umgang mit verschiedenen Umwelteinflüssen haben. 

Dafür verantwortlich sind neben den vererbten Voraussetzungen häufig die reizarmen Umstände des Aufwachsens und oftmals schwierige Erfahrungen in der sogenannten sensiblen, frühen Lebensphase des Hundes. Die in dieser Zeit gemachten Erfahrungen, jedoch auch fehlende Umweltreize – vor allem bei einem auf dem Land groß gewordenen Straßenhund in Bezug zur Hektik und dem Trubel in unserer Zivilisation mit Großstädten, starkem Verkehr und vielen Menschen, Hunden und Geräuschen – haben wesentlichen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Hundes. 

Was kann ich tun? Zuerst einmal den Tierarzt aufsuchen 

Nicht außer Acht zu lassen sind Ursachen für Ängste, die im physiologischen Bereich liegen: Hormonstörungen, Vergiftungen oder Schmerzen. Eine umfassende Untersuchung beim Tierarzt, inklusive Blutbild und Untersuchung der Schilddrüse, sollte bei starkem Angstverhalten immer begleitend zu einem Training folgen, ist vor allem aber dann ratsam, wenn Angstverhalten ansonsten schwer erklärbar scheint. Als Hundehalter hat man aber auch eine Reihe von Möglichkeiten, dem Hund zu helfen: Zunächst gilt es zu verstehen, wie wichtig es ist, dass ein Hund ein hohes Maß an Vertrauen zu seinem Menschen entwickelt. Hunde beobachten sehr genau, wie sich der Mensch im Alltag und außerhalb angstauslösender Situationen verhält. 

Souveränes, berechenbares und vertrauensvolles Handeln des Menschen stellt die Basis für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Hund dar. Vor allem bei Hunden aus dem Ausland neigen wir Menschen dazu, dem geretteten Vierbeiner ein zu hohes Maß an Zuneigung zu schenken und manchmal sogar grenzenlose Freiheiten zu gewähren. Dabei ist es bei ängstlichen Hunden besonders wichtig, dass diese sich in einem sicheren sozialen Gefüge aufgehoben fühlen – und hierzu gehören Regeln und klare Strukturen im Zusammenleben. Dies bedeutet zum Beispiel, nicht immer für eine Schmuseeinheit erreichbar zu sein, wenn es der Hund will. Grundsätzlich sollte der Hund erkennen können, dass nicht er es ist, der innerhalb der Familie die Entscheidungen trifft. Nur so wird er sich auch in kritischen Situationen an seinen Menschen orientieren und ein höheres Maß an Entspannung im Alltag erleben. 

Auslandshunde brauchen ein ganz spezielles Training 

Immer wieder arbeite ich mit Hunden, die mit geringen Erfahrungswerten hinsichtlich Menschen und unserer städtischen Lebenswelt nach Deutschland kommen. Respekt vor dem Lebewesen Hund und seiner Lebenssituation sowie Geduld im Alltag und Training müssen hier an erster Stelle stehen. Wie zuvor beschrieben, ist auch liebevolle Konsequenz im ständigen Miteinander wichtig, um vom Hund als Orientierungsperson ernst genommen zu werden. 

Ein Hund, der vor vielem Angst hat, sollte stets erkennen können, dass er sich auf seinen Menschen verlassen kann. Dazu gehört einerseits, dass dieser ihn nicht überfordert und in unlösbare Situationen hineinzwingt, anderseits, dass er dem Hund in schwierigen Momenten Schutz bietet. Unbekanntes Terrain sollte deswegen als Erstes durch den Menschen betreten werden, und auch beim Kontakt mit fremden Personen geht der Mensch voran und klärt so aus Hundesicht die Lage durch aktives Handeln. 

Ein erster Schritt zur Gewinnung von Vertrauen kann sein, das Futter aus der Hand zu geben. Auch wenn es manchmal extrem erscheinen mag, so ist dies doch der einfachste Weg, schnell eine herausgestellte und sehr positive Rolle im Leben des Hundes einzunehmen. Später nutzt man einen Teil des Futters für kleine Übungen im Training. Ob es sich dann um einfache Futtersuchspiele handelt oder es im fortgeschrittenen Training der Aufbau des Apportierens ist: Gemeinsames Arbeiten schafft Vertrauen und ruft positive Gefühle hervor. Auch das Erlernen kleiner Tricks oder Aufgaben für die Hundenase erzeugen schöne gemeinsame Momente. Einige Monate später kann auch das Führen des Hundes auf Distanz an einem Longierkreis hilfreich sein, um das gegenseitige körpersprachliche Verständnis zu erhöhen. 

Das gemeinsame Erarbeiten von Futter beginnt man zunächst im vertrauten Bereich der Wohnung bzw. des Hauses. Später kann es auch draußen durchgeführt und von da aus in weitere Bereiche des alltäglichen Lebens verlagert werden. Anfangs vielleicht in einen ruhigen Siedlungsbereich oder aufs entlegene Feld. Nach und nach lassen sich daraufhin die Schwierigkeiten erhöhen, es können angstauslösende Reize eingeblendet werden, sodass diese durch den Hund anders bewertet werden als zuvor. 

Die Arbeit gegen die Angst erfordert Wissen, Zeit und Geduld 

Lassen sich konkrete Auslöser für ängstliches Verhalten finden – gerade hier kann ein professioneller Trainer von hohem Nutzen sein –, so kann gegen diese Ursachen häufig im gut aufgebauten Training gearbeitet werden. Dabei ist es wichtig, schrittweise und kontrolliert den Hund mit dem einzelnen Reiz oder nacheinander mit den verschiedenen Auslösern in Kontakt zu bringen und diese Momente positiv zu gestalten. Dies kann über eine angenehme Beschäftigung, etwa ein Apportierspiel, ein körperliches Spiel oder auch eine Schmuseeinheit in sicherer Entfernung erfolgen. Nach und nach wird im Trainingsverlauf der Abstand zum angstauslösenden Reiz verringert, ohne den Hund zu überfordern. 

Zum richtigen Zeitpunkt ist das Training zu unterbrechen. Man sollte sich dem angstauslösenden Reiz immer nur so weit annähern, wie der Hund ihn zwar bemerkt, aber noch in der Lage ist, sich auf seinen Menschen und die Beschäftigung mit ihm einzulassen. Hierbei sind Kenntnisse zu Körpersprache und Kommunikation von Hunden von enormer Bedeutung. Sogenannte Übersprunghandlungen, wie Gähnen, sich Kratzen, Niesen oder sich Schütteln, signalisieren, dass das Training an einem Punkt angelangt ist, der nicht weiter überschritten werden sollte. Spätestens dann, wenn möglich bereits zuvor sollte eine Pause eingelegt oder das Training mit einer abschließend erfolgreichen Übung sogar beendet werden. Nun ist es ebenso wichtig, dem Hund Zeit zu geben, die positiven Erfahrungen zu verarbeiten. Da auch der Abbau des Stresshormons Cortisol Zeit braucht, ist es sinnvoll, mindestens ein, zwei Tage zu pausieren, bevor das Training in Bezug auf die angstauslösenden Reize fortgesetzt wird. Natürlich darf und sollte der Hund an diesen „Pause-Tagen“ mit angenehmen Spaziergängen oder einem stressfreien Training in entspannter Umgebung ausgelastet werden. 

Bei generalisierter Angst braucht man einen Trainer als Helfer 

Sind es nicht konkrete Situationen, in denen der Hund ängstlich reagiert – zum Beispiel bei einer allgemeinen Angst des Hundes vor Männern –, so sollte man an unterschiedlichen Orten und mit vielen verschiedenen Trainingspartnern üben. Man braucht also eine größere Anzahl von Männern in sich deutlich voneinander unterscheidenden Situationen. Zunächst wird schrittweise darauf hingearbeitet, die Anwesenheit von Männern im Allgemeinen zu akzeptieren, später können Männer in fortgeschrittenen Trainingsphasen in das Training mit einbezogen werden: durch das Werfen von Futterstücken oder eines begehrten Apportiergegenstandes. Gerade in diesem Trainingsschritt ist es wichtig, darauf zu achten, dass die männlichen Trainingspartner eine nicht bedrohliche Körperhaltung einnehmen. Sind mehrere Auslöser für die Angstreaktion verantwortlich, werden diese erst einzeln trainiert und dann schrittweise strukturiert zusammengeführt. Spätestens hier ist die Unterstützung durch einen kompetenten Trainer deutlich geraten. In einer idealen Welt wäre die Arbeit an angstauslösenden Situationen möglich, ohne dass unkontrollierte Konfrontationen entstehen. Doch kommt es im realen Leben immer wieder auch zu ungünstigen Momenten, zum Beispiel einem sich im Wald lösenden Schuss oder wie in Robbis eingangs beschriebenem Fall, wenn unerwartet ein ihm Angst machender Heißluftballon aufsteigt. 

Umso wichtiger ist es dann, dem eigenen Hund zu signalisieren, den Auslöser der Angst selber auch wahrgenommen zu haben und mit sicherem Vorbild in der Situation zu stehen. In derartigen Situationen als Schutzschild und Puffer zu agieren, ist zudem hilfreich. Mein Hund darf und sollte Schutz bei mir finden können. 

Auch wenn es in Ordnung ist, Körperkontakt zuzulassen, darf die Angstreaktion jedoch nicht durch mitleidige Zuwendung, mit der die Situation für den Hund besonders hervorgehoben wird, verstärkt werden. Damit ist natürlich nicht gemeint, dass für den Hund angenehm empfundene Maßnahmen wie eine Massage oder Streicheleinheit verboten sind. Vielmehr lösen diese, gerade wenn der Sozialpartner Mensch für den Hund vertrauenswürdig und orientierungsgebend wahrgenommen wird, das Wohlfühl- und Bindungshormon Oxytocin aus und können somit zu deutlicher Entspannung des Hundes führen. 

Frau Weber hat durch die Begleitung eines ausgebildeten Hundetrainers gelernt, ihren Hund und sein Verhalten in Angstsituationen zu verstehen und kompetent zu handeln. Sie hat aber auch im sonstigen Alltag ein vertieftes Verständnis dafür entwickelt, welche Aufgaben im Zusammenleben mit Robbi für diesen wichtig sind. So werden Menschen, die zu Besuch kommen, von Frau Weber in Empfang genommen, während Robbi zunächst auf seiner Hundedecke wartet. Diese neue Rollenverteilung hat ihm sehr geholfen, sich stärker an Frau Weber zu orientieren, da sie in für ihn wichtigen Lebensbereichen die Führung übernommen hat. Situationen mit den gefürchteten Heißluftballons konnten über den Einsatz des Futterbeutels und attraktive Suchaufgaben innerhalb von anderthalb Jahren trainiert werden, sodass Robbi diese zumindest in mittlerer Entfernung inzwischen gut ertragen kann. Wesentlich hierbei war, die Momente unkontrollierter Begegnungen mit Heißluftballons bestmöglich zu reduzieren und so das Training schrittweise und geplant durchführen zu können. 

Der Weg mit ängstlichen Hunden, unabhängig davon, ob diese Ängste durch Erfahrungen erworben wurden oder in mangelnder Sozialisation begründet sind, ist langfristig und oft nicht leicht – die Mühe aber in jedem Falle wert.

Maßnahmen zur Unterstützung

 Zusätzlich zu den zuvor genannten Trainingsvorschlägen gibt es weitere Möglichkeiten, dem eigenen Hund bei der Arbeit gegen die Angst beizustehen. 

• So kann in den zuvor beschriebenen Trainings die Anwesenheit eines sozial sicheren, erwachsenen Hundes hilfreich sein, an dessen Vorbild sich der ängstliche Hund orientieren kann 

• Eine weitere unterstützende Maßnahme stellt das künstlich hergestellte Pheromon Adaptil dar. Hierbei wird der Hund über ein Halsband oder verschiedene Duftzerstäuber an seine Zeit bei der Mutter erinnert. Über diesen Wohlfühlgeruch und dessen Wirkung lässt sich ebenfalls ein gewisses Maß an Entspannung erreichen 

• Lässt sich voraussehen, dass es zu einer schwierigen Phase, etwa in der Zeit des Jahreswechsels, kommt, so kann ein eng anliegendes T-Shirt – das sogenannte Thundershirt – von Nutzen sein 

• Auch Nahrungsergänzungsmittel, wie z. B. die zusätzliche Gabe der Aminosäuren L-Tryptophan oder des Milcheiweißproduktes Zylkene, können dem Hund helfen, grundsätzlich gelassener im Alltag zu werden

Auf die Körpersprache achten

Im täglichen Miteinander ist es ungemein wertvoll, die Körpersprache von Hunden lesen zu können und auch um die eigene Wirkung zu wissen. Beispielsweise, dass Annäherungen direkt und frontal auf den Hund zu, ein längeres Anschauen oder das Hinunterbeugen oft stark bedrohlich wirken. Ein wohlmeinender Mensch macht genau dies oft falsch, wenn er sich einem unbekannten, aber als ängstlich beschriebenen Hund zuwendet, diesem in die Augen schaut und mit treuem Gesichtsausdruck, aber konfrontierender Körperhaltung versichert: „Du brauchst doch keine Angst haben!“ Die Menschenkörpersprache ist deshalb wichtig.

(Ein Artikel unseres DOGS Partners Martin Döhler (Martin Rütter DOGS Ulm/Neu-Ulm) für die Zeitschrift "Mein Hund und Ich")

Wenn Hunde nicht auf den Rückruf reagieren ...

"Wir haben eine Schäferhund-Collie Hündin mit ca. 5/6 Jahren, seit 2 Jahren bei uns, aus dem Ausland, über eine Tierschutzorganisation. Ich kann sie nicht frei laufen lassen, weil sie dann sofort weg ist. Anfangs hat sie auf nichts reagiert, sobald wir am Feld waren. Mittlerweile ist sie an der Schleppleine soweit gut abrufbar, vorausgesetzt, sie hat noch nichts entdeckt oder in der Nase. Futterbeutel interessiert sie nicht, Reizangel oder andere Spiele auch nicht, sobald wir am Feld sind. Sie weiß genau, was von ihr gewollt wird, aber irgendwann hat sie keine Lust mehr und lässt es sein. Ich habe jetzt angefangen mit der Pfeife zu trainieren. Da weiß sie auch, was ich will und sie reagiert gut darauf (bis jetzt nur im Haus und Garten trainiert), aber von jetzt auf gleich kommt sie nicht mehr und guckt mich nur an. Ich hoffe, ihr habt noch einen guten Tipp für mich."

Viele Hunde aus dem Ausland haben gelernt, selbstständige Entscheidungen zu treffen. Zudem sind sie häufig wenig verspielt, denn zuvor kam es ja nur darauf an, zu überleben. In einer stressigen Lebenssituation ist für Spiel jedoch kein Platz.

Der erste Schritt im Training mit solchen Hunden ist daher tatsächlich, zu verhindern, dass der Hund weiterhin selbstständig entscheidet. Es ist also prima, dass Sie Ihre Hündin draußen erst einmal nur an der Schleppleine führen. Um ein Alternativverhalten aufzubauen, sollten Sie dieses erst einmal im Haus, später dann im Garten, also ohne Ablenkungen aufbauen. Gestalten Sie das Training dabei so, dass es spannend bleibt. Trainieren Sie lieber öfter, dafür aber in kürzeren Einheiten mit ihr, damit nicht Ihre Hündin das Training beendet, wenn sie keine Lust mehr hat, sondern sie beide mit einem positiven Erlebnis aufhören können.

Zudem müssen Sie herausfinden, welche Beute Ihre Hündin am spannendsten findet. Viele Hunde begeistern sich für einen Ball oder Kong, da dieser lustig hin und her hüpft und mehrfach auf dem Boden auftitscht. Andere kann man mit einem mit Fell überzogenen Dummy oder mit einem mit Futter gefülltem Futterbeutel motivieren. Bei Hunden, die sich früher eigenständig Futter beschafft haben, hilft es oft, wenn der Futterbeutel keine Leckerlis, sondern die Nahrung des Hundes enthält. Dabei kann es sich aber gern um vom Hund begehrte Nahrung handeln. Viele Hunde aus dem Ausland sind z. B. besonders motiviert, wenn als Belohnung eine Portion „Nudeln mit Sauce“ winkt. Anfangs muss der Hund dabei nur einfache Aufgaben ausführen, um sich sein Futter zu verdienen, später dürfen diese dann aber immer schwieriger und anspruchsvoller werden.

Schritt für Schritt trainieren Sie nun in immer anspruchsvollerem Gelände. Wenn das Training im Feld für Ihre Hündin besonders schwer ist, macht sie vielleicht auf einem Parkplatz (natürlich nach Ladenschluss!), einem Sportplatz oder im Park noch mit. Auch das Abrufen mit der Pfeife bauen Sie nun entsprechend auf. Immer dann, wenn Ihre Hündin auf Pfiff kommt, sollte sie einen besonders begehrten Leckerbissen erhalten. Reagiert Ihre Hündin auch im Feld zuverlässig auf den Pfiff und macht beim Training mit, können Sie die Schleppleine zunächst am Boden schleifen lassen. Klappt das, dürfen Sie die Schleppleine aber nicht einfach von heute auf morgen abmachen, Sie müssen sie vielmehr in kleinen Schritten ausschleichen. Schneiden Sie dazu Woche für Woche einen Meter der Leine ab, sodass Ihre Hündin sich an das immer leichtere Gewicht gewöhnt.

Nicht alle Hunde wird man immer und überall frei laufen lassen können. Wenn Sie Ihrer Hündin aber genug Auslauf bieten und sie in ablenkungsfreien Gegenden ausreichend geistig auslasten, ist es kein Problem für sie, wenn sie in der restlichen Zeit weiterhin an der Schleppleine geführt wird. Aber haben Sie Geduld, ein solches Training braucht auch einfach etwas Zeit.

Mit Rücksicht zum entspannten Miteinander

Harmonische Hundebegegnungen sind der Traum aller Halter. Die Realität sieht leider oft anders aus. Ob verspielter Junghund oder Einzelgänger – mit gegenseitigem Respekt und etwas Voraussicht seitens der Menschen wäre eigentlich genug Platz für alle da...

Emma ist eine knapp zweijährige Mischlingshündin und geradezu verrückt nach anderen Hunden. Ihre Halterin, Frau Maier, geht mit ihr regelmäßig spazieren und hofft immer, dabei möglichst viele andere Hunde zu treffen. Dann darf Emma endlich spielen und toben. Frau Maier kann überhaupt nicht verstehen, dass sie gelegentlich unangenehme Kommentare erntet, wenn Emma zu anderen Hunden hinrennt. Sie ist doch sehr gut verträglich und hat noch nie einem Hund etwas getan! – Um sechs Uhr morgens verlässt Frau Bauer mit ihrem Boxer-Mischling Ben das Haus. Sie geht ihre erste Gassirunde lieber im Dunkeln, denn um diese Zeit trifft sie selten auf andere Hunde. Ihr graut vor jeder Hundebegegnung, weil Ben aggressiv auf seine Artgenossen reagiert und dann nur schwer für sie zu halten ist. Und am schlimmsten wird es, wenn frei laufende Hunde nah herankommen, kein Halter weit und breit zu sehen ist und sie nicht weiß, wie sie den fremden Hund auf Abstand halten soll …

 

Jeder Hund tickt anders

Jedes Mensch-Hund-Team hat seine eigene Geschichte. Manche ähneln sich, manche sind grundverschieden. Meistens geht alles gut aus, doch oft genug kommt es auch zu einer Rauferei zwischen den Hunden. Und nicht selten zu einem heftigen Wortwechsel zwischen den Haltern! Jeder glaubt, im Recht zu sein. Viele schließen vom eigenen Hund auf alle Hunde. Doch das funktioniert nicht, denn unsere Hunde sind komplex kommunizierende Lebewesen, jedes mit seiner eigenen Persönlichkeit, der wir mit einem lapidaren „Der will nur spielen!“ nicht gerecht werden ... 

 

Körpersprache lesen lernen 

Wie erkenne ich aber, ob eine Begegnung für meinen Hund gut ist? Woher weiß ich, welcher Hund zum Spielkameraden wird und welcher zur Rauferei auffordert? Indem ich mich mit der Körpersprache und Kommunikation von Hunden auseinandersetze. Unsere Hunde haben ihre eigene „Sprache“ und wir Menschen können durchaus lernen, ihre vielfältigen und schnellen Signale zu erkennen und richtig zu deuten. Dann sind wir in der Lage, den entgegenkommenden Vierbeiner (und seinen Menschen!) einzuschätzen und unser Verhalten entsprechend anzupassen: Laufen wir lieber einen Bogen? Drehen wir sogar entspannt um? Oder geben wir unseren Hund einfach frei? Lassen wir ihn hinter uns sitzen und schirmen den anderen ab? Oder verständigen wir uns mit dem anderen Herrchen oder Frauchen? Lassen diese ihren Hund evtl. auch hinter sich warten und man trifft gemeinsam die Entscheidung, die Hunde in den Freilauf zu schicken? 

 

„Die regeln das schon“? 

Es gibt meistens mehr als eine Möglichkeit. Wichtig ist, dass wir Hundehalter in der Lage sind, überhaupt Einfluss auf das Verhalten unserer Hunde zu nehmen. Dazu braucht es ein gewisses Maß an Erziehung. Der häufig gehörte Satz „Die regeln das schon!“ ist zwar zutreffend, aber möchten wir das denn? Wollen wir wirklich mit den Folgen leben, die es haben kann, wenn wir unseren Hunden freie Hand bei jeder Begegnung lassen? Wer diesen Satz gebraucht, geht davon aus, dass hinter den Handlungen unserer Hunde keinerlei ernst zu nehmende Motivationen stehen und dass somit auch keine folgenschweren Konflikte entstehen können. Er spricht ihnen jegliche territoriale, ressourcenbezogene oder sexuelle Interessen ab und die Bereitschaft, diese zu verteidigen. Kurz gesagt: Derjenige unterschätzt unsere Hunde völlig! Für einen ängstlichen Hund bedeutet der Spaziergang demnach einen täglichen Ausflug ins Krisengebiet, ohne Rückhalt durch seinen Menschen, schlimmer noch: von ihm der Situation ausgeliefert. Ein pubertierender Rüde bekommt den Freifahrschein, sich mit der Konkurrenz anzulegen. Und eine läufige Hündin darf also den Park der Hundeanarchie gar nicht mehr betreten, es sei denn man möchte Welpen vom nächsten Rüden.

 

Kontakte im richtigen Rahmen

Im Training wenden sich immer wieder frustrierte, erboste oder auch hilflose Hundehalter an mich: Sie möchten ihren Hund gerne gut erziehen. Sie möchten ihm auch beibringen, in Anwesenheit von anderen Hunden noch auf seine Menschen zu hören. Aber sie können oft nicht vernünftig mit ihrem Hund üben, weil ständig frei laufende Hunde ihr Training unterbrechen. Natürlich sind Sozialkontakte zu Artgenossen für unsere Hunde sehr wichtig und sollen stattfinden! Aber es liegt an uns Haltern, gemeinsam zu entscheiden, wann wir diese Kontakte zulassen und wann nicht. Wenn wir alle einige allgemein gültige Punkte beachten und somit einen rücksichtsvollen und höflichen Umgang pflegen, nützt das unseren Hunden am allermeisten! Für ein entspanntes Miteinander sollte Kontakt an der Leine zwischen Hunden, die sich nicht kennen, vermieden werden. Durch die Leine sind sie in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt und können weder frei kommunizieren noch ausweichen. Dadurch kommt es häufiger zu aggressiven Verhaltensweisen. Ist ein Kontakt an der Leine unvermeidbar, weil z. B. ein frei laufender Hund nicht zurückgerufen wird, kann die Leine fallengelassen werden und der Halter entfernt sich ein paar Schritte, um den Hunden Platz zu verschaffen. Wenn die Leine nicht losgelassen werden kann, weil man sich an einer Straße befindet oder mit seinem jagdlich motivierten Hund im Wald, sollte sie locker und hoch gehalten werden, damit unser Hund sich darunter so frei wie möglich bewegen kann und sich beide Hunde nicht auch noch in der Leine verheddern. Kommt ein angeleinter Hund entgegen, sollte der eigene Hund grundsätzlich an die Leine genommen bzw. sicher an der Seite geführt werden. Dabei spielt es keine Rolle, warum der andere Halter keinen Kontakt für seinen Hund wünscht! Vielleicht wurde dieser Hund kürzlich operiert oder es handelt sich um eine läufige Hündin oder er mag keine anderen Hunde oder der Halter ist in Eile: Niemand sollte sich rechtfertigen müssen, wenn er ungestört vorbeigehen möchte. Dasselbe gilt für Hunde, die einen Bogen mit ihrem Menschen laufen und der Begegnung offensichtlich ausweichen. Überlassen wir es dem anderen Halter, die Gründe dafür zu kennen, und gehen einfach mit Abstand vorbei. Begegnet man einem unangeleinten Hund, kann der eigene Hund auch frei laufen. Hier sollte wieder genau auf die Körpersprache der Hunde geachtet werden. Die Halter können rechtzeitig weitergehen oder ein Hund wird zurückgerufen, wenn ersichtlich ist, dass es zu Spannungen kommen kann. 

 

Ein zuverlässiger Rückruf 

Der Aufbau eines sicheren Rückrufs sollte selbstverständlich für jeden Hundehalter sein. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das obligatorische „Der will nur spielen!“ vielleicht auch bedeuten könnte „Er wird nicht kommen, wenn ich rufe!“ Unsere Hunde sind keine Maschinen, und den hundertprozentigen Rückruf gibt es nicht. Aber mit Training und einer guten Einschätzung des eigenen Hundes, wissen wir ziemlich genau, wann wir uns auf ihn verlassen können und wann wir ihn lieber an der Leine lassen. 

 

Gassi als gemeinsames Abenteuer

Ein Spaziergang von Mensch und Hund kann mit einfachen Mitteln zu einem gemeinsamen Erlebnis werden! Es gibt viele schöne Beschäftigungsformen, je nach Veranlagung und Vorlieben unserer Hunde, die draußen durchgeführt werden können. Der Mensch unterhält sich nicht mehr konstant mit anderen oder starrt unentwegt auf sein Smartphone. Und der Hund bekommt in Aktionen zusammen mit seinem Menschen viel mehr zu tun als Markieren, Abchecken von Gerüchen und Ausschauhalten nach anderen Hunden. Gemeinsame Spaziergänge und Erlebnisse fördern die Bindung und wirken sich dadurch schließlich auch positiv auf den Rückruf aus. 

Den eigenen Hund abschirmen 

Es ist sinnvoll, unseren Hunden beizubringen, auf ein Signal hin hinter uns zu bleiben, sei es bei fremden Menschen oder frei laufenden Hunden. Wir positionieren uns zwischen unserem und dem entgegenkommenden Hund und können diesen fernhalten, indem wir unsere Körpersprache bzw. Stimme einsetzen. Dieser Schritt ist wichtig, um entweder unseren ängstlichen Hund zu schützen oder auch um unserem bei Distanzunterschreitung aggressiv reagierenden Hund zu vermitteln, dass er sich nicht um den anderen zu kümmern braucht. Wir übernehmen das für ihn und vermeiden so eine Auseinandersetzung zwischen den Hunden. Denn nicht jeder Hund muss jeden anderen Hund mögen! Wenn wir aufeinander Rücksicht nehmen, mit wachen Augen durch die Welt gehen und zudem noch mit einigem Hundewissen ausgestattet sind, dann ist in unseren Parkanlagen und auf unseren Spazierwegen genügend Platz für alle Mensch-Hund-Teams, egal ob sie Kontakt zu anderen suchen oder eben nicht. 

 

„MEIN HUND PÖBELT ANDERE HUNDE AN!“

Wenn Deine Spaziergänge zum Spießrutenlauf werden, weil Dein Hund beim Anblick von Artgenossen bellend in die Leine rennt oder weil er im Freilauf knurrend auf andere zuschießt, dann kann das schnell zur Belastung werden: für Dich, für Deinen Hund, aber auch für entgegenkommende Hunde und Menschen. 

Die gute Nachricht ist, dass dieses Verhalten durch Training in der Regel stark verbessert werden kann. Die schlechte, dass es nicht über Nacht geschieht und viel Fleiß,  Konsequenz und Durchhaltevermögen Deinerseits erfordert. 

 

Die folgenden Trainingsschritte können Dir helfen, Dein Ziel eines entspannten Spaziergangs zu erreichen: 

» Vermeide zu Beginn den Kontakt zu fremden Hunden. Fahre mit dem Auto weg oder übe im Garten. Suche eine Beschäftigung, die Deinem Hund Spaß macht, zum Beispiel Apportieren. Gemeinsame Erfolgserlebnisse sind die Basis für jedes Training!

» Um Deinen Hund in jeder Situation sicher halten zu können, braucht er ein gut sitzendes Brustgeschirr. Ein Ring vorn am Brustgurt ermöglicht es, Deinen Hund doppelt zu führen und ihn beim Reinspringen in die Leine zur Seite wegzudrehen. 

» Weiche im Alltag noch fremden Hunden großräumig aus. Wechsel die Straßenseite oder drehe entspannt um. Vermeide Orte, an denen Hunde frei laufen. 

» Selbst wenn Dein Hund bisher niemanden verletzt hat, rate ich Dir zum Maulkorbtraining: Einen positiv aufgebauten Maulkorb wird Dein Hund gern tragen. Er gibt Dir die Sicherheit, dass keine Bissverletzungen entstehen können. Er dient aber auch als nützliche Abschreckung für andere Hundehalter, die beim Anblick eines Maulkorbs ihren Hund oft besser kontrollieren.

» Trainiere mit Deinem Hund das Gehen an lockerer Leine, anfangs ohne Ablenkung, später mit mehr und mehr Reizen von außen.

» Übe mit Deinem Hund ein Alternativverhalten ein: Das kann eine Beschäftigungsform sein wie Futtersuche oder das Tragen eines Spielzeuges. Aber auch zum Beispiel das Signal „Schau!“, bei dem Dein Hund den Kopf drehen und Dir in die Augen sehen soll. Ist das Alternativverhalten aufgebaut, kannst Du dich Schritt für Schritt anderen Hunden annähern. Starte, falls nötig, auf sehr große Entfernung! 

» Nutze im Laufe des Trainings Leinenführigkeit und Alternativverhalten, um an anderen Hunden vorbeizugehen. Du fungierst dabei als Puffer und lässt Deinen Hund immer auf Deiner vom anderen abgewandten Seite gehen. 

» Trainiere mit Deinem Hund, dass er auf Signal sicher hinter Dir sitzen oder liegen bleibt. Auf diese Weise kannst Du später herankommende Hunde von ihm abschirmen. Beginne diese Übung mit Menschen, dann mit befreundeten Hunden, bevor Du sie im Alltag einsetzt. Wenn Dein Hund das alles gelernt hat, bist Du schon ein großes Stück weiter! Aber nicht immer lässt sich pöbelndes Verhalten ohne eine Korrektur, z. B. in Form von Wasser, umlenken. Ich rate Dir, sich im gesamten Training, aber auf jeden Fall beim Einsatz korrigierender Maßnahmen von einem guten Trainer begleiten zu lassen.

Hundesenioren - Über die Tücken, Lasten und „Romantik des Alterns“ unserer Hunde

Dass das Altern ein unaufhaltbarer Prozess ist, lehrt uns das Leben ja täglich aufs Neue. Und auch vor unseren Vierbeinern macht diese List keinen Halt. Schwer fällt uns das vor allem, weil unsere geliebten Vierbeiner einfach nicht so alt werden wie wir und dieser Vorgang oft schneller da ist, als einem lieb ist...

Meine Rhodesian-Ridgeback-Hündin „Abbey“ ist fast 14 Jahre alt geworden – sie war also ein Methusalem für Hunde ihrer Rasse und Größe. Abbey habe ich im Alter von ca. 6 Jahren aus einem slowakischen Tierheim übernommen. Mir ist es immer wichtig, Hunden eine zweite Chance zu geben, vor allem aber – ja, das ist ein Geständnis – nervt mich die Welpenzeit, weswegen ich sie bei meinen Hunden immer gerne großzügig umgangen bin. Eine meiner größten Schwächen ist Ungeduld, und so gestehe ich, wahrscheinlich zu ungeduldig zu sein, wenn der kleine tapsige Welpe im Schneckentempo Gassi geht und sich von jedem Blatt und Schmetterling in Trance versetzen lässt. Dazu muss man natürlich alle paar Stunden raus, damit kein Geschäft danebengeht und eine gute Stubenreinheit antrainiert wird. Warum ich das erzähle? Meine Abbey war im Alter nun wieder komplett in diese Phase geraten. Ähnlich wie bei alten pflegebedürftigen Menschen, entwickeln sich auch Hunde in diesem Lebensabschnitt quasi wieder zurück. Da hatte ich nun also meinen Riesenwelpen. 37 kg, die im Schneckentempo völlig demotiviert die Straße entlangschlenderten. Etwa einmal pro Tag ging ein Geschäft daneben, weil Abbey den Druck einfach zu kurzfristig bemerkt hatte oder es beim Schlafen erst gar nicht spürte. Sie wurde irgendwann dann auch dement, was sich häufig in leicht amüsanter Desorientierung bemerkbar machte. Etwa, wenn sie bei einem etwas längeren Spaziergang zu irgendeinem Auto ging, Hauptsache, es ging schnell wieder nach Hause. Oder auch einfach mal völlig fremde Hauseingänge wählte, weil sie fand, dass es Zeit war, umzukehren. Meine tiefe Liebe zu ihr siegte natürlich über meine Ungeduld, und so hatte ich auch gelernt, bei unseren kurzen Ausflügen etwas zu entschleunigen, und ihrem Alter mit höchstem Respekt und Würde zu begegnen.

Wann altern Hunde eigentlich?
Eine Studie der Uni Göttingen aus 2013 mit rund 50.000 Hundedaten von 74 verschiedenen Rassen hat bewiesen, dass „große Hunde schneller altern“. Warum genau das so ist, weiß die Wissenschaft leider noch nicht, generell hat man aber festgestellt, dass große Varianten innerhalb einer Tierart eher früher sterben als kleine. Eine Theorie, die ich sehr plausibel finde, besagt, dass das verhältnismäßig schnelle Wachstum und die Versorgung eines großen Tieres mehr Zellenergie bräuchte, was in Folge dazu führt, dass die Zellalterung schneller voranschreitet. Ermittelt wurde auch, dass große Hunde (also etwa ab Größe Labrador) im Schnitt 5–8 Jahre alt werden, kleine Hunde hingegen 10–14 Jahre. Natürlich gibt es auch größere Hunde, die mit 15 noch quietschfidel sind, und kleinere Rassen, die keine 10 Jahre alt werden. In aller Regel ist es jedoch anders. Auch graue Schnauzen sind nicht unbedingt DER Indikator fürs Altern, denn es gibt – wie auch beim Menschen – Hunde, deren Melaninproduktion sich früher verlangsamt und folglich Haare nicht mehr so gut pigmentiert werden. Typische Krankheiten beim alten Hund sind laut der deutschen Tierärztin Sophie Strodtbeck z. B. „Niereninsuffizienz, Herzerkrankungen, Tumore, Übergewicht, Lebererkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes und vieles mehr“. Deswegen sollte man bei älteren Hunden regelmäßig das Blutbild untersuchen und einen Ultraschall machen lassen, um etwaige Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Die altersbedingten Abnutzungserscheinungen der Knochen und Gelenke tun dann ihr Übriges: Arthrosen sind eine Art „Gelenksverschleiß“, die entweder genetisch, traumatisch oder durch Überbelastung (höheres Gewicht) entstehen und manchmal auch zu schmerzhaften Gelenksentzündungen (Arthritis) führen können. Hier sollte der verantwortungsvolle Hundehalter auf jeden Fall mit Schmerz- und Entzündungshemmern gegen die Schmerzen vorgehen, natürlich immer in Rücksprache mit dem Tierarzt. Solche Alterungsprozesse lassen sich leider nicht aufhalten, maximal ein wenig verzögern. Abbey etwa bekam die letzten Jahre regelmäßig das komplette Programm an Schmerzmitteln. Natürlich leiden alternde Hunde auch unter einer allmählich nachlassenden Seh- und Hörfunktion. Das eingeschränkte Sehvermögen kann in der Hund-Hund-Kommunikation sehr hinderlich sein, wenn z. B. Artgenossen nicht mehr richtig gelesen werden oder zu spät wahrgenommen werden können. Das schlechtere Hören ist häufig ein verstärkter Angstauslöser, weil Geräusche nicht mehr eindeutig zugeordnet werden können und folglich eine größere Verunsicherung entstehen kann. Da kann man von Glück sprechen, wenn Gewitter und Feuerwerk irgendwann erst gar nicht mehr gehört werden. Auch das Alleinbleiben wird bei manchen Hunden schlechter. Sie sind natürlich nicht mehr so autark und brauchen den Menschen oft als ständigen Fels in der Brandung an ihrer Seite. Ich finde das völlig in Ordnung und habe bei Abbey diese Nähe zugelassen, so gut es ging. Auch wenn das bedeutete, dass sie plötzlich nur glücklich sein konnte, wenn sie abends den Badezimmerteppich zierte, während ich ein Bad nahm. Wo diese Nasszelle doch immer so verhasst war.

Hilfen im Alltag
Im Alter helfen Hunden – wie auch uns Menschen – halbwegs geregelte, feste Strukturen. Das muss jetzt nicht heißen, dass Du Deinen Alltag auf Seniorenheim-Rhythmen umstellen musst, zumindest sollten aber häufige Veränderungen vermieden werden, da die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität im Alter oft schwindet. Auch solltest Du Deinem Vierbeiner viel Ruhe gönnen und ruhige, gut gepolsterte Schlafplätze zur Verfügung stellen. Viele alte Hunde kommen von glatten Liegeflächen nicht mehr selbstständig hoch, weswegen eine gute, rutschfeste Erreichbarkeit nötig ist. Mein Zuhause war ein Meer aus rutschfesten, inselartig formierten Fleckerlteppichen, die Abbey halfen, von A nach B zu kommen. Obendrein waren sie waschbar – für etwaige Unfälle. Die Wohnung war damals zwar nicht mehr fit fürs Schöner-Wohnen-Magazin, aber dafür ein echtes Hundeseniorenrefugium. Eine kleine Lichtquelle nachts oder ein Wassernapf neben dem Schlafplatz kommen so manchem gebrechlichen Vierbeiner übrigens auch entgegen. Beim Spaziergang kann ein Brustgeschirr mit Haltegriff oder ggf. auch ein spezieller Tragegurt für die Hinterbeine helfen, wenn es mal wackelige Tage gibt. Gassigänge sollten natürlich eher kurz und dafür häufiger stattfinden.

Training
Wer rastet, der rostet. Die Herausforderung mit einem alten Hund ist aber, das richtige Mittelmaß zu finden. Ich bin z. B. regelmäßig mit Abbey ein paar Treppen hinaufgegangen, und ab und zu haben wir eine tolle Physiopraxis besucht und das dortige Unterwasserlaufband für einen effizienten Muskelaufbau bzw. –erhalt genutzt. Vielmehr sollte man aber auch nicht vergessen, den Hund immer wieder geistig zu fordern. Futtersuchspiele, Clickertraining, und auch bei kleinen Aufgaben während des Spaziergangs wird Dopamin ausgeschüttet, welches eine befriedigende selbstbelohnende Wirkung auf den Organismus hat. Abbey liebte es beispielsweise den Futterbeutel zu apportieren. Regelmäßig versteckte ich ihn für sie und ließ sie danach suchen. Während sie wartete, machte sie „Steh und Bleib“ anstatt wie früher „Sitz und Bleib“, um ihre Knochen nicht zusätzlich zu belasten. Wenn ich sie dann in die Suche schickte, kam sie voller Stolz auf mich zugestolpert und freute sich auf ihre Belohnung. Das machte mir regelmäßig ein warmes Gefühl ums Herz.

Zweithund, ja oder nein?
Oft stellt sich noch die Frage nach einem Zweithund. Dieser hat, ohne Frage, natürlich für den Menschen den Effekt, nach dem Tod des älteren Hundes nicht plötzlich ganz allein zu sein. Natürlich sollte man hier aber in erster Linie immer im Sinne des alten Hundes entscheiden. Ich erlebe immer wieder, dass zu einem alten Hund ein sehr junger genommen wird und die Menschen dann denken, dass der Alte einen „zweiten Frühling“ durchlebt. In Wahrheit ist er aber oft völlig überfordert mit der Erziehung des Kleinen. Ein zweiter Hund sollte also ggf. besser älter sein und den Ersthund nicht nerven. Auch bei mir war damals, vorerst als Pflegestelle, eine 1,5 Jahre alte Hündin eingezogen. Die Erlaubnis zu bleiben hat sie aber erst bekommen, weil sie so unglaublich nett mit Abbey war, sie aber nicht mit Beschlag belegte. Mir war also gleich bewusst, dass sie Abbey nicht überfordern oder stören würde, deswegen gab es die erhoffte Freigabe zu bleiben.

Der Abschied
Auch die beste Palliativpflege bewahrt nicht davor, dass irgendwann der Zeitpunkt des Abschieds naht. Leider verläuft es in den seltensten Fällen so, dass der Hund nachts im Körbchen einschläft. Meist muss doch der Mensch entscheiden, wann es an der Zeit ist. Dazu kann ich nur sagen: Lass Dich nicht von anderen verunsichern und achte auf nichts anderes als Dein Bauchgefühl. Kein Hund sollte leiden, weil es dem Menschen schwerfällt, ihn gehen zu lassen, aber verantwortungsvolle Hundehalter entscheiden dies in aller Regel genau richtig. Lieben und Loslassen-Können gehören leider einfach zusammen.

Brauchen Hunde einen festen Liegeplatz?

Unser Harry, Schäferhund-Border Collie-Labrador-Husky-Mix, 1 Jahr alt, will kein Körbchen, keine Decke, Matratze ... einfach keinen festen Platz. Er versucht all diese Unterlagen zu besteigen und beißt sie dabei kaputt. Egal ob weiches Körbchen, Fell oder orthopädische Matratze. Er liegt meist auf dem Boden an wechselnden Plätzen und auch auf Couch und Bett. Aber er braucht doch einen festen Rückzugsort!?

Hunde sind in diesem Alter oft sehr „kreativ“. Gerade den ersten Schub der Pubertät hinter sich, sind sie dennoch lange noch nicht erwachsen. Auch die körperliche Entwicklung ist, gerade bei den großen Rassen, noch nicht vollständig abgeschlossen, sodass man sie noch nicht stark körperlich belasten kann. Die Konzentration im Training hält ebenfalls noch nicht lange an, sodass die geistige Auslastung des Hundes oft auch nur begrenzt möglich ist. Dennoch sind sie voller Tatendrang und Energie, und diese muss dann irgendwo hin. Das äußert sich oftmals darin, dass Möbel oder Decken zerstört werden. Du beschreibst, dass Harry die Decken nutzt, um darauf aufzureiten. Dies kann sexuell motiviert und ein Zeichen für die gerade erfolgten Veränderungen in seinem Körper sein. Es kann aber auch einfach ein Hinweis darauf sein, dass er nicht ausgelastet ist. Daher solltest Du ein intensives Training mit Harry beginnen. Dazu eignet sich z. B. ein Apportiertraining. Dieses kannst Du unendlich variabel gestalten und Harry so ideal fordern.

Einige Hunde zeigen unerwünschtes Verhalten aber auch, da sie damit Aufmerksamkeit erlangen. Selbst wenn diese Aufmerksamkeit für den Hund negativ ist, weil der Mensch mit dem Hund schimpft, hat er doch eine Reaktion des Menschen auf sein Verhalten erreicht. Diese bestätigt ihn darin, das Verhalten immer weiter zu zeigen. Daher solltest Du als allererstes das Verhalten von Harry in Bezug auf das Zerstören von Decken ignorieren. Immer dann, wenn er beginnt, auf der Decke aufzureiten, gehe also weder zu ihm hin, noch spreche ihn an. Du darfst ihn nicht einmal anschauen, denn schon das würde er als Reaktion auf sein Verhalten werten. Wenn er dabei die Decke zerstört, muss er in der nächsten Zeit eben auf einer Decke mit Löchern liegen. Falls es Dir schwerfällt, das Verhalten zu ignorieren, kannst Du die Decken auch wegräumen. Hunde mit viel Unterwolle, wie es beim Husky oder Schäferhund der Fall ist, suchen sich tatsächlich oftmals eher kühle Flächen als Liegeplatz aus. Wenn Dein Hund diese Stellen daher bevorzugt, braucht er auch nicht unbedingt ein weiches Körbchen mit dicker Decke.

Allerdings sollte es aber tatsächlich einen Rückzugsort für Harry geben, wo er nicht gestört wird und entspannen kann bzw. einen Liegeplatz, an den Du ihn immer wieder einmal auch schicken kannst. Denn jeder Hund sollte von Anfang an lernen, für eine Zeitlang an einem bestimmten Ort liegen zu bleiben, bis der Mensch ihn wieder frei gibt, da dies für den Alltag eine große Hilfe sein kann. Nicht alle Menschen mögen Hunde, manche haben sogar Angst vor ihnen. Wenn Du Harry auf seinen Platz schicken kannst, wird auch solcher Besuch ganz entspannt zu Dir kommen können. Solange Harry seine Decken zerstört, reicht es auch, wenn Du seinen Platz mithilfe einer Markierung, z. B. durch ein Klebeband, kennzeichnest. Wichtig ist für den Hund nur, dass er eindeutig erkennen kann, welchen Platz er auf Dein Signal, wie z. B. „Geh auf deine Decke“ aufsuchen soll. Ob dann da tatsächlich auch eine Decke liegt, spielt im Grunde genommen keine Rolle.

Harry muss nun in kleinen Schritten lernen, den mit Klebeband markierten Platz auf Dein Signal hin aufzusuchen. Stelle Dich dazu mit ihm direkt neben das Klebeband und führe ihn mit einem Futterstück auf den Platz. Dort forderst Du ihn dann auf, sich hinzulegen. Verknüpfe nach einigen Wiederholungen diese Handlung mit Deinem neuen Signal, wie z. B. „Geh in deine Ecke“. Achtung, wenn Du das Signal „Platz“ dazu benutzt, dass Harry sich hinlegen soll, eignet sich das Signal „Geh auf deinen Platz“ nicht dafür, dass Harry seine Liegestelle aufsuchen soll, da die beiden Signale dann zu ähnlich sind. Anfangs soll Harry nun nur ein paar Sekunden dort liegen bleiben. Belohne ihn dafür, dass er brav liegen geblieben ist und gebe ihn dann wieder frei. Schritt für Schritt kannst Du die Zeit, die Harry auf seinem Platz liegen bleiben muss, dann immer weiter steigern. Vergesse aber bitte gerade nach einer längeren Zeit nicht, Harry wieder frei zu geben, das Signal also aufzulösen. Steht Harry auf, ohne dass Du ihn frei gegeben hast, bringst Du ihn kommentarlos auf seinen Platz zurück. Warte nun aber nicht ganz so lange, bis Du ihn für das Liegenbleiben belohnst und das Signal wieder auflöst, denn dieses Mal sollte er die Übung mit einem Erfolg abschließen.

Schleppleine abbauen

Falls Du im Training derzeit eine Schleppleine einsetzt und diese aber wieder abbauen möchtest, verraten wir Dir hier, wie dies optimal funktioniert.

Erst einmal lässt Du die Schleppleine nun schleifen. Dabei solltest Du Dir an Deiner Schleppleine einen Punkt markieren, der ca. 3 – 5 Meter vor dem Ende der Schleppleine liegt. Sollte Dein Hund sich nun so weit entfernen, dass diese Marke auf Deiner Höhe ist, heißt es reagieren. Du hast nun noch den Rest der Leine Zeit, Deinen Hund zurückzurufen oder zum Stehen bleiben aufzufordern. Sollte er jetzt nicht reagieren, kannst Du immer noch auf die Schleppleine treten und diese aufnehmen, und damit verhindern, dass Dein Hund sich selbstständig macht.

Überlege Dir nun, wie weit Du Deinem Hund zukünftig gestatten willst, sich zu entfernen. In jedem Fall sollte es eine Distanz sein, in der er auch in jagdlichen Situationen noch ansprechbar ist. Immer wenn Dein Hund nun diese Distanz erreicht hat, sprichst Du ihn an und rufst Deinen Hund zu Dir zurück. Mit der Zeit wird Dein Hund lernen, dass die vorgegebene Entfernung die maximale Distanz ist, die er sich vorlaufen darf.

Nun schneidest Du Meter für Meter von der Schleppleine ab. Bitte mache nicht den Fehler, und lasse Deinen Hund von heute auf morgen wieder ganz frei laufen. Dein Hund weiß, dass er an der Schleppleine ist, die ja monatelang seinen Freilauf verhindert hat. Du musst die Schleppleine daher in kleinen Schritten ausschleichen. Werde nun bitte nicht ungeduldig. Wenn Du hier ausdauernd bleibst, hast Du später einen Hund, der ein Leben lang frei laufen kann. Was machen da ein oder zwei Monate mehr an der Schleppleine aus?

Wasserspiele

Im Sommer genießen wir und ebenso unsere Hunde den Aufenthalt im kühlen Nass. Daher dreht sich nun alles um das Apportieren aus dem Wasser.

Suche in jedem Fall für den Anfang ein Gewässer, welches nicht so tief ist und einen langen flachen Einstieg hat. So kann sich Dein Hund Schritt für Schritt immer weiter ins Wasser hinein trauen.

Beginne am besten mit dem Lieblingsspielzeug Deines Hundes. Spiele zunächst ein wenig an Land mit Deinem Hund und mache Übungen, die er bereits beherrscht. Klappt dies, kannst Du das Spielzeug auch einmal ins Wasser werfen. Achtung: Allerdings bitte nicht zu weit hinein! Am Anfang reicht es, wenn Dein Hund mit den Vorderpfoten ins Wasser gehen muss um den Gegenstand zu erreichen. Steigere nun Schritt für Schritt die Distanz. Hat ein Hund einmal gelernt, dass er schwimmen kann und nicht untergeht, ist er meistens mit Feuereifer dabei und schwimmt gerne lange Strecken.

Solltest Du bezweifeln, dass Dein Hund aus dem Wasser apportieren wird, kannst Du das Spielzeug auch an einer Schnur befestigen, deren Ende Du in der Hand behältst. So kannst Du verhindern, dass das Spielzeug ins tiefe Wasser abtreibt, und Du es gegebenenfalls selbst nicht wieder herausholen kannst. Bitte achte dabei aber darauf, dass Dein Hund sich nicht in der Schnur verheddert.

Sollte das Apportieren aus dem Wasser ein Leichtes für Deinen begeisterten Apportierhund sein, so kannst Du das Training bereits variieren. So muss Dein Hund beispielsweise erst neben Dir sitzen bleiben und auf das Startsignal warten, bevor er ins Wasser darf um den Gegenstand zu apportieren. Du kannst auch einen zweiten Gegenstand hinzunehmen, und diesen in die andere Richtung an Land auswerfen. Nun darf Dein Hund entweder zuerst aus dem Wasser apportieren, ein anderes Mal soll er dann zuerst den Gegenstand von Land apportieren.

Hunde, die bereits gerne am Wasser arbeiten, können auch im Wasser tauchen. Verwende hierzu ein Spielzeug oder Leckerlies die nicht auf dem Wasser schwimmen. Lasse Deinen Hund zunächst dieses Spielzeug an Land apportieren. Funktioniert dies gut, gehe dazu über, das Spielzeug auch ins flache Wasser zu werfen. Achte hier wieder darauf, in kleinen Schritten vorzugehen. Es genügt zu Beginn dieser neuen Übung, wenn Dein Hund die Nase leicht eintauchen muss, um an das Spielzeug oder das Futter zu gelangen. Taucht Dein Hund bereits sicher im flachen Wasser, so kannst Du Stück für Stück das Spielzeug oder Futter ein bisschen tiefer ins Wasser legen. Manche Hunde werden dabei zu richtigen Wasserratten und tauchen richtig tief mit ihrem Kopf unter Wasser.

Nun kannst Du viele verschiedene Übungen frei kombinieren und auch mit Deinem Hund am Strand oder Badesee trainieren. So wird es niemals langweilig!

Haushaltshelfer Hund

Stelle Dir vor, wie Dein Hund für Dich, die im Raum verteilten Gegenstände einsammelt und in einen Eimer wirft. So wird Dein Hund zu einem wahren Haushaltshelfer.

Beim „Aufräumen“ handelt es sich um eine Variante des Apportierens, bei welcher man dem Hund beibringt Gegenstände nicht in die Hand abzugeben sondern in eine Kiste oder einen Korb fallen zu lassen.

Dazu müssen wir unserem Hund das „Aufräumen“ natürlich erst mal beibringen. 

Für das Training benötigst Du eine stabile Kiste oder einen Korb, die Größe ist jeweils von der Größe Deines Hundes abhängig, sollte jedoch eine Öffnung haben, die das bequeme Einwerfen der Spielzeuge ermöglicht. Beginne das Training indem Du Deinem Hund anfangs erlaubst sich mit der Kiste vertraut zu machen. Lege den Apportiergegenstand in die Kiste und lasse Deinen Hund das Spielzeug aus der Kiste heraus apportieren. Hast Du diese Übung einige Male erfolgreich wiederholt, kannst Du Dich neben oder hinter der Kiste positionieren und das Spielzeug zu Dir apportieren lassen. Lege Deine Hand über die Öffnung der Kiste. Wenn Dein Hund den Gegenstand bringt, gebe ihm das Signal für Loslassen und ziehe die Hand leicht zurück, sodass das Spielzeug in der Kiste landet. Sofern dies nach einigen Wiederholungen gut klappt, und Dein Hund das Prinzip verstanden hat, kannst Du im Moment des Fallenlassens ein Signal z.B. „aufräumen“ hinzufügen.

Wenn Dein Hund das Signal kennt, kannst Du die Übung etwas schwieriger gestalten und nach und nach die Distanz zwischen Dir und der Kiste vergrößern. Zeige durch Körpersprache mit ausgestrecktem Arm auf die Kiste und gebe Deinem Hund das Signal „aufräumen“. Übe dies auch an unterschiedlichen Orten, z.B. im Wohnzimmer, im Garten …

Wenn auch diese Übung auf einige Meter Entfernung gut klappt, kannst Du eine zweite Kiste hinzunehmen. Stelle hierfür eine Kiste rechts und eine Kiste links von Dir auf. Beginne auch bei der neuen Kister erst damit, Deinen Hund aus der Kiste heraus etwas apportieren zu lassen. Klappt dies gut, gehe einen Schritt weiter. Dein Hund sitzt Dir gegenüber, das Spielzeug liegt zwischen Dir und Deinem Hund. Lasse Deinen Hund den Gegenstand nun aufnehmen und zeige deutlich auf die Kiste in die Dein Hund den Gegenstand „aufräumen“ soll. Führt Dein Hund die Übung gut aus, belohne ihn.

Diese Übung kannst Du auch mit beliebigen, für Deinen Hund ungefährlichen Haushaltsgegenständen durchführen, z.B. mit Socken, Fernbedienungen, PET-Flaschen etc.

Wenn Hunde alles fressen, was sie finden ...

Ich habe eine Labradorhündin mit vielen Sonderausstattungen. Xana ist 2,5 Jahre alt und lebt mit einem anderen Hund zusammen. Soweit so gut. Am meisten Kopfzerbrechen bereitet mir, dass sie auf dem Spaziergang alles frisst. Vom Taschentuch über Kot, einfach alles, was sie findet. Sie ist so schnell, dass ich oft nicht eingreifen kann. Ich habe Angst, dass sie mal etwas Giftiges frisst.

Viele Labrador Retriever sind tatsächlich regelrechte Fressmaschinen, die alles, was auch nur annähernd essbar zu sein scheint, fressen. Im „Notfall“ (wenn z. B. Frauchen naht …) wird der Fund auch erst einmal heruntergeschluckt, bevor der Labrador darüber nachdenkt, ob es sich überhaupt um etwas Essbares handelte. Damit wird aber auch eine wichtige Komponente deutlich: Je mehr Aufmerksamkeit der Mensch dem Hund dafür schenkt bzw. je mehr er versucht, zu verhindern, dass der Hund etwas vom Boden aufnimmt und frisst, desto intensiver wird dieser nach Nahrung suchen, um sie dann so schnell wie möglich zu fressen.

Ein erster Schritt im Training ist daher, das Verhalten zum einen zu ignorieren (zumindest so lange es sich um etwas Ungefährliches handelt) bzw. so weit wie möglich zu verhindern, dass der Hund überhaupt etwas aufnehmen kann. Dazu kann man den Hund an einen Maulkorb gewöhnen, da er so zumindest feste Dinge nicht mehr einfach so aufnehmen kann. Handelt es sich um Leberwurst oder auch weichen Kot, hilft ein Maulkorb natürlich nur begrenzt, denn der Hund kann die Schnauze auch mit Maulkorb in den Kot bzw. die Paste hineindrücken. Viele Hunde kommen allerdings gar nicht auf diese Idee, sodass ein Maulkorb meist tatsächlich im ersten Schritt Abhilfe verschafft. Alternativ kannst Du Xana erst einmal auch nicht mehr frei laufen lassen, sodass sie sich nicht so weit von Dir entfernen kann. So kannst Du kontrollieren, dass sie nichts vom Boden aufnimmt.

In einem weiteren Trainingsschritt kannst Du Xana beibringen, dass sie nur dann etwas vom Boden aufnehmen darf, wenn Du ihr das Signal dazu gibst. Nehme dazu ein Futterstück in die Hand und halte es ihr vor die Nase. In dem Augenblick, in dem sie das Futterstück aus Deiner Hand fressen will, schließt Du kommentarlos die Hand zu einer Faust, sodass sie nicht an das Futter herankommt. Warte, bis sie nicht mehr versucht, an das Futter in Deiner Hand zu gelangen, bevor Du die Hand wieder öffnest. Dies wiederholst Du nun so lange, bis Xana eine Zeitlang vor der geöffneten Hand wartet. Nun darf sie mit dem Signal „Nimm“ das Futter von Deiner Hand nehmen. Die gleiche Übung wiederholst Du dann mit Futter auf dem Boden. Setze Dich dazu am besten auch auf den Boden. Lege nun direkt vor Xana ein Futterstück auf den Boden. Will sie dieses aufnehmen, verdecke es einfach mit Deiner Hand. Wartete sie ruhig ab, darf sie es mit dem Signal „Nimm“ aufnehmen.

Du kannst Xana auch beibringen, Futter auf dem Boden anzuzeigen. Xana soll dazu lernen, sich immer dann, wenn sie etwas  – ihrer Meinung nach – Fressbares gefunden hat, davor setzen und warten, bis Du zu ihr gekommen bist. Lege dazu Futter unter einem Küchensieb aus, welches Sie z. B. mit Heringen im Boden feststecken, sodass Xana es nicht selbst wegschieben kann. Nun gehe mit ihr in Richtung Sieb. Xana wird vermutlich erst einmal versuchen, an das Futter unter dem Sieb zu kommen. Du wartest nun, bis Xana ruhiges abwartendes Verhalten zeigt und sich vor das Sieb hinsetzt. Nun nimmst Du das Sieb hoch und belohnen Xana mit einem Stück des Futters unter dem Sieb. Im weiteren Training gehst Du nicht mehr mit Xana zusammen zum Sieb, sondern lässt sie vorlaufen. Du näherst Dich erst dann, wenn Xana das Futter sitzend anzeigt. Im weiteren Training entfernst Du dann das Sieb. Gehe hierbei aber erst einmal noch gemeinsam mit ihr zum Futter. Sicherheitshalber führst Du sie an der Leine, damit Du verhindern kannst, dass sie anstatt sich hinzusetzen, das Futter einfach aufnimmt.

Wenn Xana dann noch zuverlässig auf Deinen Rückruf zu Dir kommt, auf ein Stoppsignal anhält und wartet sowie auf das Signal „Nein“ Dinge liegenlässt und sich stattdessen mit einer Alternative beschäftigt, wirst Du weitestgehend verhindern können, dass sie etwas Unerwünschtes vom Boden aufnimmt. Allerdings muss man auch ganz klar sagen, dass es durch noch so viel Training niemals eine hundertprozentige Sicherheit gibt. Du solltest daher Gegenden meiden, in denen gerade Giftköder gefunden wurden. Aus diesem Grund ist es aber auch einfach unheimlich wichtig, dass wir Hundehalter so viel Rücksicht wie möglich auf unsere Mitmenschen ohne Hund nehmen. Je weniger diese sich durch unsere Hunde, deren Anwesenheit, Gebell oder Hinterlassenschaften gestört fühlen, desto größer wird die Akzeptanz unserer vierbeinigen Freunde werden.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Jaulen beim Autofahren

Zwergpudel Rüde, Bosco, 8 Jahre alt, bellt und heult beim Autofahren, aber nur bei Kurzstrecken. Langstrecken inklusive Autobahn sind überhaupt kein Problem.

Probleme mit dem Hund beim Autofahren entstehen häufig dadurch, dass Abläufe immer gleich sind, denn Hunde sind sehr gut darin, uns zu lesen und unsere Gewohnheiten zu erkennen. Dazu gehört auch das unterschiedliche Fahrverhalten eines Autos auf der Autobahn bzw. auf der Landstraße. Auf der Autobahn bewegt sich das Auto in gleichmäßigem Tempo vorwärts, auf der Landstraße dagegen kommt es immer wieder zu einer deutlichen Reduzierung der Geschwindigkeit oder sogar zu einem Stopp und dementsprechend danach dann wieder zu einer Beschleunigung bzw. einem erneuten Anfahren.

Hunde lernen schnell, dass die Fahrt länger dauert, wenn der Mensch den Weg über die Autobahn wählt. Bosco weiß also, dass es nun nicht so bald zu einer Pause und damit zu einem für ihn möglicherweise spannendem Aufenthalt kommt. Hat ein Hund zu Beginn hier vielleicht auch noch gebellt oder gejammert, hat er schnell gelernt, dass dies zu nichts führt, denn der Mensch hält nicht an, sondern fährt einfach in seinem gewählten Tempo weiter. Zwar reagieren viele Menschen zu Beginn noch auf das Gebell oder Gejammer des Hundes, doch da sich meist am Verhalten des Hundes langfristig nichts ändert, geben die meisten Menschen dann doch auf und ignorieren das Verhalten des Hundes. Und das ist genau richtig, denn wenn keine Reaktion auf ein Verhalten erfolgt, wenn nichts passiert und das Verhalten nicht zum Erfolg führt, wird ein Hund dieses Verhalten nach einiger Zeit einstellen.

Bei Kurzstrecken sieht das jedoch ganz anders aus, denn nicht selten enden diese ja mit einer für den Hund begehrten Handlung, wie einem tollen Spaziergang, einem spannenden Training oder dem Besuch eines zwei- oder vierbeinigen Freundes. Bellt der Hund also vor Aufregung in Erwartung des bevorstehenden Spaziergangs, wird dieses Verhalten verstärkt, wenn der Mensch dann tatsächlich anhält und mit dem Hund zum Spaziergang aufbricht. Damit Bosco zukünftig also auch auf Kurzstrecken ruhig ist und sich entspannt hinlegt, müssen Sie diesen Ablauf verändern. Dazu fahren Sie zum einen sehr häufig kurze Strecken mit Bosco, ohne dass er am Ende in seiner Erwartung bestätigt wird. Sie können ihn also z. B. einfach mitnehmen, wenn Sie in die Apotheke oder zum Bäcker fahren. Dort angekommen, steigen Sie allein aus, erledigen kurz Ihre Besorgungen, steigen dann kommentarlos wieder ins Auto ein und fahren nach Hause zurück. Sie können auch einfach nur kurze Strecken fahren, ohne ein bestimmtes Ziel anzusteuern bzw. anzuhalten. Viele Hunde erkennen sogar die Umgebung aus dem Auto heraus. Sie beginnen zu bellen, sobald der Waldparkplatz in Sicht kommt oder das Auto in die Straße der befreundeten Familie einbiegt. Sollte Bosco also auf solche Sichtreize reagieren, fahren Sie mit ihm dorthin, halten dann aber nicht dort an, sondern fahren einfach weiter. Später können Sie dort auch anhalten, bleiben aber einfach im Auto sitzen und lesen ein Buch, bevor Sie nach einiger Zeit wieder weiterfahren.

Während dieses Trainings müssen Sie das Bellen und Jammern von Bosco vollkommen ignorieren. Sie dürfen also weder versuchen, ihn zu beruhigen („Wir sind doch gleich da!“), noch mit ihm schimpfen („Jetzt hör doch endlich auf!“), denn jede Form der Zuwendung ist für ihn erst einmal eine Verstärkung. Denn schließlich haben Sie ja offensichtlich zumindest verstanden, dass Bosco etwas von Ihnen möchte. Menschen sind halt manchmal schwer von Begriff und brauchen länger, bis sie etwas wirklich verstehen, sodass er nach einer solchen Reaktion von Ihnen auf sein Bellen nur noch intensiver bellen wird.

Natürlich soll Bosco in dieser Zeit auch weiter seinen Auslauf bekommen bzw. sich mit anderen Hunden treffen dürfen. Organisieren Sie sich so, dass Sie dazu anfangs nicht mit dem Auto losfahren müssen. Später können Sie dann andere Orte auswählen, die Bosco noch nicht kennt, bzw. erst einmal eine längere Zeit herumfahren, bis er ruhig liegt und wartet, und dann erst zu einem Spaziergang anhalten. Aber auch zukünftig müssen Sie ihn immer wieder einmal mitnehmen, ohne dass am Ende der Fahrt eine tolle Aktion auf ihn wartet.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Warum jagen Hunde und was kann ich tun?

Unerwünschtes Jagdverhalten gehört zu den häufigsten Problemen, von denen Menschen im Umgang mit ihren Hunden berichten. Hier erfährst Du, wie Du mit diesem Problemverhalten umgehen kannst und wie Du durch das richtige Training auch Deinen Hund zu einem entspannten Begleiter durch Feld und Wald machst.

Warum jagen unsere Hunde nun eigentlich? Der Wolf jagt, um sich zu ernähren, um zu überleben. Steckt also doch noch so viel Wolf in unseren Hunden, dass diese dem Drang, das Kaninchen oder Reh zu verfolgen, nicht widerstehen können? Die Ursache liegt in der Regel jedoch woanders, Jagdverhalten wird vom Haushund nur selten gezeigt, um Nahrung zu erwerben. Unsere Hunde leben in der Regel gut versorgt im menschlichen Haushalt. Sie bekommen jeden Tag ihr Futter, meistens ohne dafür etwas leisten zu müssen. Was ist nun aber der Grund dafür, dass viele Hunde einer Jagd nicht widerstehen können? Der Hund empfindet schon das Verfolgen von Beute als angenehm und belohnend. Jagen an sich ist somit ein Verhalten, dass für den Hund selbstbelohnenden Charakter hat. Jagen macht Hunden einfach Spaß!

Doch was nun… wäre es nicht am besten, dem Hund einfach keine Möglichkeit mehr zu geben, seinen Jagdtrieb auszuleben? Ihn schon von Beginn seines Lebens an von jeglicher jagdlicher Situation fern zu halten? Dass dies wohl kaum umsetzbar ist, wird schnell klar, wenn man bedenkt, dass schon das Verfolgen eines Balles oder Blattes im Wind, also „die Jagd nach einer Ersatz-Beute“, jagdliches Verhalten darstellt. Damit ist klar, einen Hund vom Jagen abzuhalten kann nicht artgerecht sein. Wir sollten uns jedoch immer bemühen, Hunde so artgerecht wie möglich zu halten.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Anti-Jagd-Training: Training an der Schleppleine

Ein Hund, der immer wieder Erfolg hat, ob Beuteerfolg oder einfach nur die Möglichkeit zur Jagd, belohnt sich dadurch selbst und hat es nicht nötig, auf Angebote des Menschen einzugehen. Das bedeutet, dass ein solcher Hund auf Spaziergängen zunächst einmal nicht mehr frei, sondern nur noch an der Schleppleine läuft!

Der erste Schritt beim Training von unerwünschtem Jagdverhalten ist immer, dem Hund zunächst einmal keine Möglichkeit mehr zur Ausführung des Verhaltens zu geben! Ein Hund, der immer wieder Erfolg hat, ob Beuteerfolg oder einfach nur die Möglichkeit zur Jagd, belohnt sich dadurch selbst und hat es nicht nötig, auf Angebote des Menschen einzugehen. Das bedeutet, dass ein solcher Hund auf Spaziergängen zunächst einmal nicht mehr frei, sondern nur noch an der Schleppleine läuft!

Die Schleppleine solltest Du beim Spaziergang immer so halten, dass diese leicht gespannt ist, ohne starken Zug, aber auch nicht durchhängend und über den Boden schleifend. Dazu wickelst Du die Schleppleine in Schlaufen über Deinen Arm. Entfernt sich Dein Hund nun von Dir, wickelst Du die Schleppleine ab. Kommt er wieder in Deine Richtung oder bleibt stehen, während Du weiter in seine Richtung läufst, nimmst Du die Schleppleine wieder auf. Dein Hund sollte hierbei ein gut sitzendes Geschirr tragen, an dem die Schleppleine befestigt ist. Wäre diese am Halsband befestigt, würde sich Dein Hund eventuell schwer verletzen, wenn er auf einmal losstartet und schneller am Ende der Leine ist, als gedacht. Auch Du solltest Dich schützen, trage immer Handschuhe, damit die Leine, falls sie Dir durch die Hände gleitet, nicht zu Verbrennungen führt.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Anti-Jagd-Training: Impulskontrolle

Das Training der Impulskontrolle ist eines der wichtigsten Elemente beim Anti-Jagd-Training. Lege daher besonders viel Wert darauf, dass Dein Hund bei jeglichen Reizen ruhig und gelassen sitzen bleibt und darauf achtet, was Du ihm signalisierst.

Der erste Schritt der Impulskontrolle besteht z.B. darin, dass Dein Hund lernt, sitzen zu bleiben, egal, was auch immer passiert. Hierzu gibst Du Deinem Hund das Signal „Sitz“. Beginne zunächst, Dich ein wenig auf der Stelle zu bewegen. Bleibt Dein Hund dabei ruhig sitzen, entferne Dich einen halben Schritt von Deinem Hund. Gehe dann sofort wieder zu Deinem Hund zurück und belohne ihn. Schritt für Schritt kannst Du jetzt die Entfernung zu Deinem Hund steigern. Zudem kannst Du das Hörzeichen „Bleib“ sowie ein Sichtzeichen wie z.B. die senkrecht gehaltene flache Hand hinzufügen (siehe Video oben).

Nun beginnt das eigentliche Training der Impulskontrolle. Steiger die Ablenkung. So kannst Du Deinem Hund z.B. umrunden, Du kannst auf der Stelle hüpfen, oder Dich schnell laufend oder hüpfend um ihn herum bewegen. Hocke Dich einfach einmal hin oder lege Dich auf den Boden. Sei kreativ, alles ist erlaubt. Aber steigere die ablenkenden Reize immer nur in kleinen Schritten, Dein Hund soll Erfolg haben und die Reize aushalten können.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Anti-Jagd-Training: Rückruftraining

Gerade ein jagdlich motivierter Hund muss zu jeder Zeit sicher rückrufbar sein. Wenn sich Dein Hund im Freilauf befindet, kann es z.B. passieren, dass genau vor ihm ein Hase wegläuft oder er auf einmal eine spannende Spur erschnüffelt. Jetzt heißt es schnell reagieren, denn Du musst Deinen Hund möglichst vor – spätestens jedoch im Ansatz des unerwünschten Verhaltens, also dem Beginn der Jagd, zurück rufen.

Für das Rückruftraining eignet sich dabei die Verwendung einer Pfeife, da diese weit und deutlich hörbar ist. Du startest jetzt zunächst einmal in ablenkungsfreier Umgebung. Dein Hund darf frei herumlaufen. Nun lockst Du Deinen Hund zu Dir, entweder durch Geräusche wie z.B. Schnalzen oder indem Du Dich hinhockst oder auch ein paar Schritte rückwärtsgehst. Kommt Dein Hund auf Dich zugelaufen, gebe das neue Signal, also den Pfiff, kurz bevor der Hund bei Dir angekommen ist. Dein Hund bekommt jetzt sofort eine besonders leckere Belohnung. Dadurch, dass Du anfangs pfeifst kurz bevor der Hund bei Dir angekommen ist, verringerst Du die Gefahr, dass er doch noch durch etwas anderes abgelenkt wird. Im weiteren Verlauf pfeifst Du nun immer früher, bis der Pfiff zum Signal für das Kommen für Deinen Hund geworden ist (siehe Video).

Nun steigere die Ablenkung, indem Du Deinen Hund in schwierigeren Situationen und Gegenden mit größerer Ablenkung mit Pfiff zu Dir rufst. Baue die Ablenkung dabei in kleinen Schritten auf.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Anti-Jagd-Training: Auslastung am Fahrrad oder durch Joggen

Hunde, die jagdlich motiviert sind, haben in der Regel einen großen Bewegungsdrang. Wer einmal einen Jagdhund bei der Verfolgung von Kaninchen oder Reh beobachtet hat, kennt den ausdauernden Lauf mit weiten Sprüngen im Jagdgalopp, der über viele hundert Meter gezeigt wird. Daher musst Du darauf achten, Deinem Hund die Möglichkeit zu geben, sich entsprechend ausdauernd zu bewegen. Gehe mit ihm Joggen oder mache einen Ausflug mit dem Fahrrad. Nutze Sprintstrecken, bei denen Dein Hund einmal so richtig Gas geben und im Jagdgalopp sprinten kann. Natürlich solltest Du vorab abklären, ob Dein Hund hierzu auch gesundheitlich in der Lage ist. Besonders das Training am Fahrrad belastet sowohl die Gelenke als auch das Herz-Kreislaufsystem.

Für gesunde Hunde bietet sich auch ein Zughundetraining an. Dein Hund trägt dabei ein sogenanntes Zuggeschirr, an dessen Ende eine Zugleine befestigt wird. Diese Leine wird dann entweder an einem gepolsterten Gurt, welchen Du um Deine Hüften trägst oder alternativ an Deinem Fahrrad, eingehakt. Dein Hund muss nun lernen, vor Dir bzw. vor dem Fahrrad zu laufen. Läuft Dein Hund am Hüftgürtel befestigt vor Dir, soll er natürlich nur moderat ziehen, läuft er vor dem Fahrrad darf er gerne seine ganze Kraft einsetzen und Dich auf dem Fahrrad ziehen. Hierbei kann er sich richtig auspowern und alle Kraft in einen ausgreifenden Galopp legen. Dies geht aber nur bei Hunden der entsprechenden Größe, denn natürlich kann ein Jack Russel Terrier keinen erwachsenen Menschen ziehen. Lasse Dich bei diesem Training von einem professionellen Hundetrainer anleiten, damit Du Deinen Hund nicht überlastest und damit schädigst.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Anti-Jagd-Training: Alternative Beschäftigung...Apportiertraining

Eine Form jagdlicher Beschäftigung, welche viele Hunde mit Begeisterung ausführen, ist das Apportiertraining. Einem Gegenstand hinterherlaufen, ihn aufnehmen und zum Menschen zurückbringen, damit das Spiel dann von neuem losgeht, ist wohl das am häufigsten durchgeführte Jagdspiel. Gut geeignet für diese Beschäftigungsform ist z.B. ein Ball mit einer langen Schnur, durch welche Du den Ball richtig weit werfen kannst.

Um Deinen Hund zu motivieren, einem Ball hinterher zu laufen, musst Du diesen nun mit Hilfe der Schnur vom ihm weg bewegen. Lasse den Ball hin und her flitzen und beobachte Deinen Hund. Verfolgt er den Ball mit den Augen? Sieht er aus, als wolle er gleich auf den Ball springen? Dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, den Ball zu werfen. Wenn Dein Hund jetzt begeistert dem Ball hinterher springt und diesen ins Maul nimmt, muss er nur noch lernen, den Ball zu Dir zurück zu bringen.

Dafür solltest Du Deinen Hund anfangs an die Schleppleine nehmen, denn ohne Schleppleine besteht zunächst die Gefahr, dass Dein Hund sich mit dem Ball lieber entfernt. Er weiß ja noch nicht, dass erst wenn er den Ball zurück gebracht hat, das tolle Spiel von neuem beginnt. In dem Augenblick, indem Dein Hund jetzt den Ball ins Maul nimmt, locke ihn zu Dir. Du kannst dazu schnalzen, in die Hände klatschen, Dich hinhocken oder auch ein paar Schritte rückwärts gehen. Es ist alles erlaubt, was den Hund animiert, in Deine Richtung zu laufen. Wenn sich Dein Hund Dir nun nähert, verkürze die Schleppleine, so dass er automatisch mit dem Ball bei Dir landet. Freue Dich nun riesig mit Deinem Hund und starte das Spiel von vorne.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Anti-Jagd-Training: Alternative Beschäftigung...Spurensuche

Für Hunde, die gerne die Nase einsetzen, bietet sich die Spurensuche an. Diese Beschäftigungsform muss man Hunden eigentlich nicht beibringen, jeder Hund weiß, was eine Spur ist und wie man den Verlauf erschnüffelt. Du musst Deinem Hund nun aber beibringen, welche Spur er mit Dir gemeinsam verfolgen soll, nämlich einer von Dir vorab gelegte Spur. Natürlich kann Dein Hund lernen, einfach nur der Spur Deiner Fußabdrücke zu folgen. Einfacher ist es aber gerade am Anfang für die meisten Hunde, wenn noch ein zusätzlicher Geruch vorhanden ist. Du kannst daher z.B. zusätzlich zu Deinen Fußabdrücken weiche Futterbrocken, die der Hund schnell aufnehmen und hinunter schlucken kann, entlang der Spur auslegen. Am Ende der Spur kann dann z.B. eine größere Menge Futter liegen, welche Dein Hund zur Belohnung fressen darf.

Nach dem Auslegen der Spur holst Du Deinen Hund. Setze ihn am Beginn der Spur ab und zeige mit viel Spannung auf den Anfang. Mit einem Signal wie z.B. „Fährte – such“ darf Dein Hund mit der Suche beginnen. Auch wenn Dein Hund später einmal frei suchen soll, solltest Du die erste Spurensuchen an der Schleppleine durchführen. So kannst Du verhindern, dass Dein Hund abdriftet und z.B. über eine freie Suche zum Erfolg kommt. Bleibt Dein Hund auf der Spur, gehe langsam hinterher. Die meisten Hunde verfolgen die Spur nicht liniengetreu, sondern pendeln von rechts nach links über die Spur. So sichern sie sich ab, dass sie immer noch richtig sind und kein Winkel erfolgte. Es kann auch sein, dass Dein Hund bis zu 1 m neben der Spur läuft. Dies kommt besonders dann vor, wenn Seitenwind herrscht. Lasse Deinen Hund arbeiten, er hat die bessere Nase! Lediglich, wenn er weit von der Spur abkommt, bleibe stehen. Warte, ob Dein Hund sich von selbst wieder einsucht. Ist er verunsichert und wartet ab, kannst Du ihm natürlich auch helfen und ihn wieder auf die Spur zurückführen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Anti-Jagd-Training: Alternative Beschäftigung...Suche

Eine weitere Alternative für Hunde, die gerne die Nase einsetzen, ist die Suche. Ob Du dabei Gegenstände oder Futter versteckst, spielt im Grunde genommen keine Rolle. Gefundenes Futter darf Dein Hund direkt fressen, Gegenstände soll er in der Regel bringen.

Für den Aufbau der Suche nimmst Du nun daher z.B. ein kleines Suchendummy. Dein Hund soll zunächst zusehen, wie Du das Dummy in höherem Bewuchs versteckst. Im Idealfall hat Dein Hund bereits gelernt, sitzen zu bleiben und zu warten. Du kannst ihn aber auch an einem Haken oder Baumstamm mit der Leine anbinden, oder aber durch einen Helfer festhalten lassen. Wenn Du jetzt zu Deinem Hund zurückkommst, schaue in Richtung des versteckten Dummys, zeige mit Deiner Hand in diese Richtung und schicke Deinen Hund damit zum Suchen. Du kannst auch ein zusätzliches Hörzeichen hinzufügen, wie z.B. das Wort „Such“. Beobachte Deinen Hund genau. Sucht er in dem Bereich, in dem Du das Dummy versteckt hast? Beachte seine Rute. In dem Augenblick, indem er das Dummy erblickt oder den Geruch in die Nase bekommt, wird sich seine Rute aufgeregt hin und her bewegen. Freue Dich, wenn Dein Hund das Dummy gefunden hat und belohne ihn.

Im nächsten Schritt gehe nun mehrere Verstecke ab. Das Dummy lässt Du in einem der Verstecke liegen, aber bitte nicht im ersten oder letzten Versteck. Dieses suchen Hunde nämlich gerne zuerst bei der Suche auf, und so hätte Dein Hund direkt Erfolg. Er soll aber ja lernen, lange und ausdauernd zu suchen. Im nächsten Schritt kannst Du dann mehrere Dummys verstecken. Das erste Dummy ist noch keine große Herausforderung für Dein Hund. Beim zweiten Dummy muss er aber zum ersten Mal auf Dich und Dein Signal vertrauen. Denn er hat ja nicht gesehen, dass Du erneut in das Suchengebiet gegangen bist, um ein weiteres Dummy zu verstecken. Wenn Dein Hund jetzt mehrere Dummys zuverlässig sucht und findet, kannst Du ihn beim Verstecken der Dummys auch außer Sicht lassen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Anti-Jagd-Training: Existentielles Apportiertraining

Leider sind nicht alle Hunde einfach nur durch ein Alternativverhalten davon abzubringen, unerwünschtes Jagdverhalten zu zeigen.

Bei diesem Problem kann das existentielle Training helfen. Der Hund soll lernen, dass die Beschäftigungsform nicht nur Spaß bedeutet, sondern er sich über dieses Training auch ernähren muss. Der Hund wird somit über die Trainingsform abhängig von seinem Menschen. Da eine solche Abhängigkeit auch immer mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden muss, sollte man existentiell nur mit ausgewachsenen Hunden und das auch immer nur über einen begrenzten Zeitraum trainieren. Der Stress, der über dieses Training beim Hund aufkommt, ist nicht zu vernachlässigen, weshalb das Training später wieder umgestellt werden sollte.

Der Hund bekommt nun also nur noch Futter zur Belohnung beim Training und nicht mehr als Mahlzeit regelmäßig einfach so im Napf. Für dieses Training eignet sich beim Apportieren die Verwendung eines Futterbeutels, da in diesen die Mahlzeit des Hundes eingefüllt werden kann. Der Hund soll nun den Futterbeutel erjagen und ihn dem Menschen zurückbringen, der den Beutel dann öffnet und dem Hund einen Teil seines Futters gibt. Der Futterbeutel wird damit für den Hund lebenswichtig, genauso wie das dazugehörige Training und letztendlich auch die Beziehung zu seinem Menschen. Denn nur wenn der Hund auf seinen Menschen achtet und sich an diesem orientiert, wird er Erfolg haben und an das Futter gelangen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Anti-Jagd-Training: Schleppleine abbauen

Bisher ist Dein Hund ja immer noch an der Schleppleine, die Du je nach Entfernung Deines Hundes auf und abwickelst. Dein Hund ist mittlerweile gut ausgelastet durch ausreichend Bewegung und eine zu ihm passende Beschäftigungsform. Er ist gut rückrufbar und orientiert sich auch unter größerer Ablenkung an Dir. Nun musst Du im letzten Schritt des Anti-Jagd-Trainings noch die Schleppleine abbauen, denn Dein Hund soll ja irgendwann einmal auch wieder frei laufen dürfen.

Erst einmal lässt Du die Schleppleine nun schleifen. Dabei solltest Du Dir an Deiner Schleppleine einen Punkt markieren, der ca. 3 – 5 Meter vor dem Ende der Schleppleine liegt. Sollte Dein Hund sich nun so weit entfernen, dass diese Marke auf Deiner Höhe ist, heißt es reagieren. Du hast nun noch den Rest der Leine Zeit, Deinen Hund zurückzurufen oder zum Stehen bleiben aufzufordern. Sollte er jetzt nicht reagieren, kannst Du immer noch auf die Schleppleine treten und diese aufnehmen, und damit verhindern, dass Dein Hund sich selbstständig macht.

Überlege Dir nun, wie weit Du Deinem Hund zukünftig gestatten willst, sich zu entfernen. In jedem Fall sollte es eine Distanz sein, in der er auch in jagdlichen Situationen noch ansprechbar ist. Immer wenn Dein Hund nun diese Distanz erreicht hat, sprichst Du ihn an und rufst Deinen Hund zu Dir zurück. Mit der Zeit wird Dein Hund lernen, dass die vorgegebene Entfernung die maximale Distanz ist, die er sich vorlaufen darf.

Nun schneidest Du Meter für Meter von der Schleppleine ab. Bitte mache nicht den Fehler, und lasse Deinen Hund von heute auf morgen wieder ganz frei laufen. Dein Hund weiß, dass er an der Schleppleine ist, die ja monatelang seinen Freilauf verhindert hat. Du musst die Schleppleine daher in kleinen Schritten ausschleichen. Werde nun bitte nicht ungeduldig. Wenn Du hier ausdauernd bleibst, hast Du später einen Hund, der ein Leben lang frei laufen kann. Was machen da ein oder zwei Monate mehr an der Schleppleine aus?

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Wenn Hunde nicht auf den Rückruf reagieren ...

Wir haben eine Schäferhund-Collie Hündin mit ca. 5/6 Jahren, seit 2 Jahren bei uns, aus dem Ausland, über eine Tierschutzorganisation. Ich kann sie nicht frei laufen lassen, weil sie dann sofort weg ist. Anfangs hat sie auf nichts reagiert, sobald wir am Feld waren. Mittlerweile ist sie an der Schleppleine soweit gut abrufbar, vorausgesetzt, sie hat noch nichts entdeckt oder in der Nase. Futterbeutel interessiert sie nicht, Reizangel oder andere Spiele auch nicht, sobald wir am Feld sind. Sie weiß genau, was von ihr gewollt wird, aber irgendwann hat sie keine Lust mehr und lässt es sein. Ich habe jetzt angefangen mit der Pfeife zu trainieren. Da weiß sie auch, was ich will und sie reagiert gut darauf (bis jetzt nur im Haus und Garten trainiert), aber von jetzt auf gleich kommt sie nicht mehr und guckt mich nur an. Ich hoffe, ihr habt noch einen guten Tipp für mich.

Viele Hunde aus dem Ausland haben gelernt, selbstständige Entscheidungen zu treffen. Zudem sind sie häufig wenig verspielt, denn zuvor kam es ja nur darauf an, zu überleben. In einer stressigen Lebenssituation ist für Spiel jedoch kein Platz.

Der erste Schritt im Training mit solchen Hunden ist daher tatsächlich, zu verhindern, dass der Hund weiterhin selbstständig entscheidet. Es ist also prima, dass Du Deine Hündin draußen erst einmal nur an der Schleppleine führst. Um ein Alternativverhalten aufzubauen, solltest Du dieses erst einmal im Haus, später dann im Garten, also ohne Ablenkungen aufbauen. Gestalte das Training dabei so, dass es spannend bleibt. Trainiere lieber öfter, dafür aber in kürzeren Einheiten mit ihr, damit nicht Deine Hündin das Training beendet, wenn sie keine Lust mehr hat, sondern ihr beiden mit einem positiven Erlebnis aufhören könnt.

Zudem solltest Du herausfinden, welche Beute Deine Hündin am spannendsten findet. Viele Hunde begeistern sich für einen Ball oder Kong, da dieser lustig hin und her hüpft und mehrfach auf dem Boden auftitscht. Andere kann man mit einem mit einem Dummy oder mit einem mit Futter gefülltem Futterbeutel motivieren. Bei Hunden, die sich früher eigenständig Futter beschafft haben, hilft es oft, wenn der Futterbeutel keine Leckerlis, sondern die Nahrung des Hundes enthält. Dabei kann es sich aber gern um vom Hund begehrte Nahrung handeln. Viele Hunde aus dem Ausland sind z. B. besonders motiviert, wenn als Belohnung eine Portion „Nudeln mit Sauce“ winkt. Anfangs muss der Hund dabei nur einfache Aufgaben ausführen, um sich sein Futter zu verdienen, später dürfen diese dann aber immer schwieriger und anspruchsvoller werden.

Schritt für Schritt trainierst Du nun in immer anspruchsvollerem Gelände. Wenn das Training im Feld für Deine Hündin besonders schwer ist, macht sie vielleicht auf einem Parkplatz (natürlich nach Ladenschluss!), einem Sportplatz oder im Park noch mit. Auch das Abrufen mit der Pfeife baust Du nun entsprechend auf. Immer dann, wenn Deine Hündin auf Pfiff kommt, sollte sie einen besonders begehrten Leckerbissen erhalten. Reagiert Deine Hündin auch im Feld zuverlässig auf den Pfiff und macht beim Training mit, kannst Du die Schleppleine zunächst am Boden schleifen lassen. Klappt das, darfst Du die Schleppleine aber nicht einfach von heute auf morgen abmachen, Du musst sie vielmehr in kleinen Schritten ausschleichen. Schneide dazu Woche für Woche einen Meter der Leine ab, sodass Deine Hündin sich an das immer leichtere Gewicht gewöhnt.

Nicht alle Hunde wird man immer und überall frei laufen lassen können. Wenn Du Deine Hündin aber genug Auslauf bietest und sie in ablenkungsfreien Gegenden ausreichend geistig auslastest, ist es kein Problem für sie, wenn sie in der restlichen Zeit weiterhin an der Schleppleine geführt wird. Aber habe Geduld, ein solches Training braucht auch einfach etwas Zeit.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Aggression gegenüber vorbei laufenden Menschen

Meine Leah schnappt beim Gassi gehen grundlos und ohne große Vorwarnung nach vorbei gehenden Menschen (nur an der Leine, Zuhause darf kommen, wer will und wird immer freundlich begrüßt). Bis jetzt ist nie etwas passiert, aber ich habe echt Angst vor dem „Was-wäre-wenn?“! Sie ist ein dreißig Kilogramm schwerer Labrador Mix.

Hunde reagieren niemals grundlos mit aggressivem Verhalten. Oftmals fällt es jedoch schwer, die genaue Ursache herauszufinden. Viele Hunde fühlen sich an der Leine begrenzt und eingeengt, denn sie können entgegenkommenden Menschen oder Hunden nicht ausweichen. Dabei kann der entgegenkommende Hund oder Mensch sogar in vollkommen freundlicher Absicht Kontakt mit dem Hund aufgenommen haben. Vielleicht gab es ja einmal eine Begegnung mit einem Menschen, der Leah streicheln wollte, bei der sie sich aber unwohl gefühlt hat. Dies kann dann dazu geführt haben, dass sie zukünftige Kontakte nun direkt im Vorhinein verhindern will, indem sie schnappt, bevor es überhaupt zu einem direkten Kontakt mit dem Menschen kommt.

Da es aber auch viele andere mögliche Ursachen für Leahs Verhalten geben kann, würde ich Dir raten, Kontakt zu einer unserer DOGS Hundeschulen aufzunehmen. Ein DOGS Coach kann Leah dann im Umgang mit Menschen und auf dem Spaziergang beobachten und so die Ursache für ihr Verhalten feststellen.

Damit ein Hund sich an der Leine nicht bedrängt fühlt, ist es Aufgabe des Menschen, ihn bei Kontakten zu schützen. Stelle Dich daher vor Leah, wenn sie an der Leine ist und Dir andere, frei laufende Hunde entgegenkommen. Bitte die Halter, ihren Hund zunächst einmal anzuleinen, damit Du klären kannst, ob ein Freilauf der beiden Hunde überhaupt möglich ist. Auch beim Kontakt mit Menschen ist es wichtig, dass Leah sieht, dass Du Dich für sie verantwortlich fühlst. Lasse nicht zu, dass Menschen Leah einfach streicheln und sie damit bedrängen, solange sie an der Leine ist. Du kannst die Menschen, genauso wie entgegenkommende Hunde, auch mit einem deutlichen Handzeichen wegschicken. Übe das zunächst mit Menschen, die Du kennst und mit denen abgesprochen ist, dass sie sofort auf Deine Signale reagieren. So lernt Leah, dass Du alles im Griff hast und sie nicht selbst für Sicherheit sorgen muss.

Damit Du jedoch erst einmal wieder entspannt mit Leah spazieren gehen kannst, solltest Du Leah an einen Maulkorb gewöhnen. So bist Du sicher, dass niemand verletzt werden kann. Denn gerade dann, wenn Unsicherheit Ursache für Leahs Verhalten ist, solltest Du selbst Sicherheit ausstrahlen. Viele Menschen fühlen sich leider immer noch unwohl bei dem Gedanken, ihrem Hund einen Maulkorb anzuziehen. Dabei sollte eigentlich jeder Hund gelernt haben, einen Maulkorb zu tragen, denn es kann immer einmal zu einer Situation kommen, in der, wenn auch nur vorübergehend, ein Maulkorb notwendig ist. Ein Hund, der an einen Maulkorb gewöhnt ist, trägt diesen vollkommen entspannt und stressfrei. Kaufe dazu zunächst einen Maulkorb, der Leah wirklich gut passt. Maulkörbe aus Biothane sind dabei heutzutage in allen Farbvarianten erhältlich, sodass ein Maulkorb längst auch ein stylisches Accessoire sein kann. Nun soll Leah erst einmal lernen, ihre Nase in den Maulkorb zu stecken. Dazu kannst Du ein Futterstück in den Maulkorb legen oder von unten eine Leberwursttube durch den Maulkorb stecken. Im nächsten Schritt schließe einmal kurz die Bänder des Maulkorbs, während Leah an der Tube schleckt. Nun bleibt der Maulkorb das erste Mal fest verschlossen, während Du Leah mit einer Aufgabe ablenkst. Das kann z. B. ein Trick sein, den sie bereits gut kann und gern ausführt. Schritt für Schritt soll sie jetzt den Maulkorb immer länger tragen. Dabei werden die Zeiten, in denen Du Leah ablenkst und beschäftigst immer kürzer, sodass sie den Maulkorb auf dem Spaziergang irgendwann gar nicht mehr als etwas Besonderes wahrnimmt, sondern ihn trägt wie ein Halsband oder Geschirr.

Für Leah kann das Tragen des Maulkorbs auch noch einen weiteren positiven Effekt haben: Viele Menschen fassen Hunde, die einen Maulkorb tragen, nicht einfach so an. Leah wird daher durch den Maulkorb auch vor spontanen „Übergriffen“ durch Menschen mehr geschützt.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Angst vor dem Alleinbleiben

Ich habe mich erstmals als Pflegestelle zur Verfügung gestellt und seit 4 Wochen lebt eine kleine Terrier-Mix-Hündin bei mir, bis sie ein Zuhause findet. Sie ist eine sehr liebenswerte Hündin, die allerdings ohne Ende kläfft, wenn ich die Wohnung verlasse. Dass ich dadurch sehr eingeschränkt werde, ist das eine, es macht aber auch die Vermittlung sehr schwierig. Deshalb wäre ich für Tipps sehr dankbar.

Wie schön, dass Du Dich im Tierschutz engagierst und in Not geratenen Hunden ein Zuhause für den Übergang zur Verfügung stellst! Gerade Hunde aus dem Tierschutz sind oftmals mit der Situation im neuen Zuhause überfordert, vor allem, wenn sie zuvor auf der Straße gelebt haben. Konnten sie bisher „machen was sie wollten“ und mussten sich an keine Regeln halten, ist es für sie oftmals eine große Umstellung, nun beim Menschen in einem Tagesablauf mit festen Regeln zu leben. Viele Hunde schaffen diese Umstellung jedoch schnell, wenn sie merken, dass diese eine große Erleichterung für ihr Leben bedeutet. Sie müssen sich nicht mehr um alles kümmern, weder um die Beschaffung von Futter noch um die Verteidigung von Schlafplätzen. Sie müssen zudem keine Verantwortung mehr übernehmen, weder für die eigene Sicherheit, noch für die weiterer Artgenossen. Daher schließen sie sich oftmals eng an ihre neue Familie an und verstehen es nicht, wenn sie dann auf einmal ganz allein zurückbleiben sollen. Hinzukommt, dass es in der Natur nicht vorkommt, dass ein Hund allein gelassen wird. Jeder Hund kann sich dem anderen anschließen oder aber entscheiden, sein eigenes Ding zu machen. Müssen diese Hunde nun allein zu Hause bleiben, kommt es bei vielen zu großer Verlustangst. Sie verstehen nicht, warum sie ihre Familie nicht begleiten dürfen und wissen ja auch nicht, dass die Familie „bald wieder da ist“. Dass der Mensch auch in seiner Abwesenheit für die Sicherheit des Hundes gesorgt hat, kann man ihnen leider auch nicht erklären. Und so kommt es häufig zu Problemen beim Alleinbleiben, entweder indem der Hund die Wohnungseinrichtung zerstört bzw. Wände und Türen zerkratzt, oder aber indem er lautstark bellt oder sogar heult.

Mit solchen Hunden muss man das Alleinbleiben in winzig kleinen Schritten aufbauen. Beginne das Training, indem Du zunächst einmal nur kurz nach draußen gehst, dann aber sofort wieder hereinkommst. Ist Deine Hündin dabei aufgeregt, versuche nicht, sie beim Hereinkommen zu beruhigen, denn das würde ihre Aufregung nur noch verstärken. Da aus Deiner Sicht ja gerade nichts Besonderes passiert ist, ignoriere ihre Aufregung einfach und beschäftige Dich weiter mit der Hausarbeit. Wenn Du das Haus verlässt, gehe ebenfalls einfach kommentarlos nach draußen, denn eine Verabschiedung würde Deiner Hündin das Verlassensein geradezu ankündigen, sodass sie nach einiger Zeit dadurch bereits in Aufregung versetzt werden würde. Wenn Du das Haus verlässt, solltest Du weitere eventuelle Auslösereize für die Angst Deiner Hündin in das Training mit einbeziehen. Dazu musst Du Deine Hündin genau beobachten. Reagiert sie schon, wenn Du nur den Schlüssel in die Hand nimmst, die Jacke anziehst oder die Handtasche umhängst? Dann solltest Du all dies nun sehr häufig Zuhause machen, dabei aber das Haus nicht verlassen. Stattdessen ziehe für das Training des Alleinbleibens den Jogginganzug an oder verlasse das Haus in Hausschuhen. Oftmals hilft bei dieser Problematik auch, dem Hund beizubringen, eine Zeitlang nicht direkt in der Nähe des Menschen zu liegen, sondern auf seinem Liegeplatz. Der Liegeplatz sollte sich in einer ruhigen Ecke im Wohnbereich des Menschen befinden, sodass der Hund in Ruhe entspannen kann, vom Leben der Familie aber nicht ausgeschlossen ist.

Wichtig ist nun, die Zeit, die Deine Hündin allein bleiben muss, in winzig kleinen Schritten zu steigern. Klappt es anfangs mit 10 Sekunden, trainiere dies sehr häufig am Tag. Steigere den Zeitraum nach einigen Tagen auf 20 bis 30 Sekunden. Wenn Du fleißig trainierst, kannst Du Deine Hündin nach 3 bis 4 Wochen für einige Minuten allein lassen. Nun kannst Du die Schritte auch ein wenig größer machen. Die meisten Hunde können bei diesem Training nach etwa 2 bis 3 Monaten 1 bis 2 Stunden problemlos allein bleiben. Gerade wenn der Zeitraum länger wird, solltest Du Deine Hündin vorab körperlich und geistig gut auslasten. Ein langer Spaziergang mit vielen kurzen Trainingseinheiten macht müde, sodass Deine Hündin froh sein wird, nun eine Zeitlang ausruhen zu können. Bitte verlasse das Haus aber nicht sofort nach dem gemeinsamen Spaziergang, da der Übergang dann für Deine Hündin zu abrupt wäre.

Wichtig: Während der Zeit des Trainings darfst Du Deine Hündin nicht länger allein lassen, als sie es ohne erneut Stress zu bekommen, schafft, denn das würde Dich um einiges im Erfolg des bisherigen Trainings zurückwerfen. Organisiere Dich so, dass Du sie entweder mitnehmen kannst oder aber eine Betreuung für solche Zeiten für sie findest.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Allein bleiben bei der Haltung mehrerer Hunde

Mein 21 Monate junger Leonberger ist noch nie ganz allein gewesen. Mein 13-jähriger Rüde ist ja immer bei ihm. Wenn ich mit dem alten mal kurz allein raus möchte, leidet der junge Hund schrecklich, weil er mit will. Gehe ich ohne den alten Hund raus, liegen beide entspannt im Flur und es ist nichts los. Ich habe Angst, wenn der alte Hund stirbt, wie der junge Hund klar kommen wird. Mit dem jungen Hund mache ich auch viel allein, um ihn auszulasten und dem alten die Ruhe zu geben.

Halter mehrerer Hunde sollten tatsächlich von Beginn an, also sobald der neue Hund einzieht, darauf achten, dass beide Hunde auch lernen, ganz allein zu Hause zu bleiben bzw. allein mit dem Menschen unterwegs zu sein. Hunde orientieren sich sehr schnell aneinander, sodass vor allem der neu dazu gekommene Hund lernen muss, sich draußen am Menschen zu orientieren. Doch auch ganz allein zu Hause zu bleiben, fällt vor allem jungen Hunden dann schwer, denn sie wollen natürlich möglichst immer dabei sein, etwas erleben, und den Menschen gemeinsam mit dem anderen Hundekumpel überallhin begleiten.

Hält man einen Einzelhund, so baut man das Alleinbleiben in der Regel von Anfang an in kleinen Schritten auf, indem der Hund immer wieder einmal kurz allein bleiben muss, und sei es anfangs nur, weil man eben schnell den Müll herausbringt. Diese kleinen Übungen fallen beim Welpen als Zweithund weg, denn man nimmt in der Regel den ersten Hund ja nicht die 10 Sekunden zur Mülltonne mit nach draußen. Aber genau das müsste man eigentlich tun! Denn so würde der neue Hund von Welpe an lernen, dass es nicht schlimm ist, auch einmal ganz allein, also ohne den Hundekumpel zu bleiben. Ist aber noch ein weiterer Hund zu Hause, lernt der Welpe in der Tat viel schneller, problemlos ohne den Menschen zu Hause zu bleiben. Und so fällt vielen Menschen erst dann auf, dass der zweite Hund gar nicht wirklich ganz allein bleiben kann, wenn der alte Hund stirbt.

Daher ist es prima, dass Du Dich bereits jetzt Gedanken darüber machst. Beginne das Training nun also genauso, wie man bei einem Einzelhund das Alleinbleiben aufbauen würde. Laste Deinen jungen Hund geistig und körperlich gut aus, sodass er müde ist. Warte dann aber bitte noch einen kurzen Augenblick, bevor Du nun mit dem alten Hund das Haus verlässt, da der Übergang von Aktion zu Ruhe bzw. von „ich war dran“ zu „ich muss warten“ sonst zu groß ist. Nach einer kurzen Pause nimmst Du nun Deinen alten Hund und gehst mit ihm einmal kurz nach draußen. Verabschiede Dich nicht von Deinem jungen Hund, damit dies nicht zur Ankündigung des Alleinbleibens wird. Anfangs reicht es, wenn Du für eine Minute mit Deinem alten Hund nach draußen gehst und wartest. Danach kommen beide wieder rein. Begrüße Deinen jungen Hund nicht bzw. lobe ihn nicht, denn schließlich ist ja eigentlich gar nichts Spannendes passiert. Du warst ja nur einmal kurz draußen. Übe dies häufig am Tag und verlängere dabei die Zeit, die Du mit Deinem alten Hund draußen bist, Schritt für Schritt immer mehr. Dein alter Hund wird diese Zeit übrigens auch sehr genießen. Häufig vergessen wir bei der Aufnahme eines jungen Hundes, dass auch der alte Hund seine Zeit „nur allein mit seinem Menschen“ braucht. Natürlich brauchen alte Hunde nicht mehr so viel Beschäftigung und Auslastung. Doch gerade dann, wenn sie jahrelang ganz allein und eng verbunden mit ihrem Menschen waren, ist es wichtig, dass sie auch weiterhin das Gefühl haben, ein wichtiger Teil im Leben ihres Menschen zu sein. Ich selbst gestalte den Tagesablauf meist so, dass ich mit den jungen Hunden zu den sportlichen Aktivitäten und Trainings unterwegs bin, während die alten Hunde mich zum Kaffeebesuch bei einer Freundin und zum Abendessen ins Restaurant begleiten dürfen. So sind sie mit dabei, werden von allen gestreichelt und mit ein wenig Glück sogar noch mit einem Stück Brot oder einem Pizzarand verwöhnt.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Brauchen Hunde einen festen Liegeplatz?

Unser Harry, Schäferhund-Border Collie-Labrador-Husky-Mix, 1 Jahr alt, will kein Körbchen, keine Decke, Matratze ... einfach keinen festen Platz. Er versucht all diese Unterlagen zu besteigen und beißt sie dabei kaputt. Egal ob weiches Körbchen, Fell oder orthopädische Matratze. Er liegt meist auf dem Boden an wechselnden Plätzen und auch auf Couch und Bett. Aber er braucht doch einen festen Rückzugsort!?

Hunde sind in diesem Alter oft sehr „kreativ“. Gerade den ersten Schub der Pubertät hinter sich, sind sie dennoch lange noch nicht erwachsen. Auch die körperliche Entwicklung ist, gerade bei den großen Rassen, noch nicht vollständig abgeschlossen, sodass man sie noch nicht stark körperlich belasten kann. Die Konzentration im Training hält ebenfalls noch nicht lange an, sodass die geistige Auslastung des Hundes oft auch nur begrenzt möglich ist. Dennoch sind sie voller Tatendrang und Energie, und diese muss dann irgendwo hin. Das äußert sich oftmals darin, dass Möbel oder Decken zerstört werden. Du beschreibst, dass Harry die Decken nutzt, um darauf aufzureiten. Dies kann sexuell motiviert und ein Zeichen für die gerade erfolgten Veränderungen in seinem Körper sein. Es kann aber auch einfach ein Hinweis darauf sein, dass er nicht ausgelastet ist. Daher solltest Du ein intensives Training mit Harry beginnen. Dazu eignet sich z. B. ein Apportiertraining. Dieses kannst Du unendlich variabel gestalten und Harry so ideal fordern.

Einige Hunde zeigen unerwünschtes Verhalten aber auch, da sie damit Aufmerksamkeit erlangen. Selbst wenn diese Aufmerksamkeit für den Hund negativ ist, weil der Mensch mit dem Hund schimpft, hat er doch eine Reaktion des Menschen auf sein Verhalten erreicht. Diese bestätigt ihn darin, das Verhalten immer weiter zu zeigen. Daher solltest Du als allererstes das Verhalten von Harry in Bezug auf das Zerstören von Decken ignorieren. Immer dann, wenn er beginnt, auf der Decke aufzureiten, gehe also weder zu ihm hin, noch spreche ihn an. Du darfst ihn nicht einmal anschauen, denn schon das würde er als Reaktion auf sein Verhalten werten. Wenn er dabei die Decke zerstört, muss er in der nächsten Zeit eben auf einer Decke mit Löchern liegen. Falls es Dir schwerfällt, das Verhalten zu ignorieren, kannst Du die Decken auch wegräumen. Hunde mit viel Unterwolle, wie es beim Husky oder Schäferhund der Fall ist, suchen sich tatsächlich oftmals eher kühle Flächen als Liegeplatz aus. Wenn Dein Hund diese Stellen daher bevorzugt, braucht er auch nicht unbedingt ein weiches Körbchen mit dicker Decke.

Allerdings sollte es aber tatsächlich einen Rückzugsort für Harry geben, wo er nicht gestört wird und entspannen kann bzw. einen Liegeplatz, an den Du ihn immer wieder einmal auch schicken kannst. Denn jeder Hund sollte von Anfang an lernen, für eine Zeitlang an einem bestimmten Ort liegen zu bleiben, bis der Mensch ihn wieder frei gibt, da dies für den Alltag eine große Hilfe sein kann. Nicht alle Menschen mögen Hunde, manche haben sogar Angst vor ihnen. Wenn Du Harry auf seinen Platz schicken kannst, wird auch solcher Besuch ganz entspannt zu Dir kommen können. Solange Harry seine Decken zerstört, reicht es auch, wenn Du seinen Platz mithilfe einer Markierung, z. B. durch ein Klebeband, kennzeichnest. Wichtig ist für den Hund nur, dass er eindeutig erkennen kann, welchen Platz er auf Dein Signal, wie z. B. „Geh auf deine Decke“ aufsuchen soll. Ob dann da tatsächlich auch eine Decke liegt, spielt im Grunde genommen keine Rolle.

Harry muss nun in kleinen Schritten lernen, den mit Klebeband markierten Platz auf Dein Signal hin aufzusuchen. Stelle Dich dazu mit ihm direkt neben das Klebeband und führe ihn mit einem Futterstück auf den Platz. Dort forderst Du ihn dann auf, sich hinzulegen. Verknüpfe nach einigen Wiederholungen diese Handlung mit Deinem neuen Signal, wie z. B. „Geh in deine Ecke“. Achtung, wenn Du das Signal „Platz“ dazu benutzt, dass Harry sich hinlegen soll, eignet sich das Signal „Geh auf deinen Platz“ nicht dafür, dass Harry seine Liegestelle aufsuchen soll, da die beiden Signale dann zu ähnlich sind. Anfangs soll Harry nun nur ein paar Sekunden dort liegen bleiben. Belohne ihn dafür, dass er brav liegen geblieben ist und gebe ihn dann wieder frei. Schritt für Schritt kannst Du die Zeit, die Harry auf seinem Platz liegen bleiben muss, dann immer weiter steigern. Vergesse aber bitte gerade nach einer längeren Zeit nicht, Harry wieder frei zu geben, das Signal also aufzulösen. Steht Harry auf, ohne dass Du ihn frei gegeben hast, bringst Du ihn kommentarlos auf seinen Platz zurück. Warte nun aber nicht ganz so lange, bis Du ihn für das Liegenbleiben belohnst und das Signal wieder auflöst, denn dieses Mal sollte er die Übung mit einem Erfolg abschließen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Die Treppe – ein unüberwindbares Hindernis?

Das Überwinden von Treppen sollte man rechtzeitig mit Hunden trainieren, denn heutzutage wird fast jeder Hund irgendwann einmal in seinem Leben eine Treppe herauf- bzw. hinunterlaufen müssen. Angela Zänsler plagen massive Rückenprobleme und die hat sie ihrem zwei Jahre alten Labrador Retriever Fin zu verdanken. Seit dieser im Treppenhaus ausgerutscht ist, traut er sich die Treppe zur Wohnung von Angela und ihrem Mann Sascha im ersten Stock des Mehrfamilienhauses nicht mehr hoch. Also muss Frauchen den über 30 kg schweren Hund jedes Mal die Treppe hochtragen. Auf Dauer ist das jedoch keine Lösung, da negative Folgen für Wirbelsäule und Bandscheiben absehbar sind. Die Treppe war nie ein Problem und so begleitete Fin seine Menschen immer wie selbstverständlich nach unten oder oben. Eines Tages passierte es dann: Als Fin vor gut drei Monaten nach dem Spaziergang mit Angela schnell hoch in die Wohnung sausen wollte, rutschte er aus. Sowohl Angela als auch der Rüde waren darüber ziemlich erschrocken. Angela sah die Angst bei ihrem Hund, denn dieser fing sofort an zu zittern. Sie versuchte nun, ihn zu überreden, die Treppe mit ihr weiter hinaufzugehen. Doch kein gutes Zureden, kein Streicheln, kein Locken half, sodass Angela schließlich nichts anderes übrig blieb, als Fin die Treppe nach oben zu tragen.

Da Fin sich sehr für Futter interessiert und ein aktiver Hund ist, möchte Martin Rütter das Angstproblem mithilfe des Futterbeuteltrainings angehen. Dazu muss der Rüde jedoch erst einmal lernen, den Futterbeutel zu apportieren. Damit Fin den Futterbeutel richtig spannend findet, soll der Rüde ab sofort sein Futter ausschließlich aus dem Futterbeutel bekommen, es gibt also kein Futter mehr aus dem Napf. Fin soll wissen, dass dies die einzige Möglichkeit ist, an Nahrung zu kommen. Hat er später einmal gelernt, die Treppe wieder zu überwinden, kann er auch wieder aus dem Napf gefüttert werden und das Training mit dem Futterbeutel wird nur noch zur Beschäftigung ausgeführt. Jetzt jedoch soll das Training mit dem Futterbeutel für Fin existentiell werden, damit er sich dann vielleicht auch bald überwinden kann, die Treppe heraufzulaufen, um an den Futterbeutel zu gelangen.

Angela und Sascha haben sich genau an Martins Anweisungen gehalten, und siehe da, der Rüde ist vollkommen fixiert auf den Futterbeutel. Ist damit nun heute der Tag der Tage? Wird Fin seine Angst überwinden? Sascha, der auch ab und an mit Fin trainiert hat, geht mit dem Rüden nach unten in den Eingangsbereich. Er wirft den Futterbeutel über die kleine Treppe auf das Podest, auf dem Martin sitzt. Dieser schnappt sich den Futterbeutel und wirft ihn einige Stufen die „gefährliche“ Treppe hinauf, aber nur so weit, dass Fin diesen noch erreichen kann. Auf dem oberen Treppenabsatz wartet nun Angela. Fin läuft begeistert dem Futterbeutel hinterher, klettert mit den Vorderpfoten die „gefährliche“ Treppe hoch, schnappt sich den Futterbeutel und in diesem Augenblick spricht Angela ihn an und lockt ihn zu sich. Verwirrt zögert der Hund. Soll er den Futterbeutel nun nach oben zu Angela bringen oder doch lieber wieder umdrehen und zu Herrchen nach unten laufen? Doch da Angela die meiste Zeit mit Fin trainiert hat, entscheidet sich der Rüde spontan für sie und läuft ohne groß weiter darüber nachzudenken die Treppe hinauf. Angela strahlt vor Glück!

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Problemverhalten: "Wenn Hunde Autos jagen..."

Flora, Großpudel Hündin, 4 Jahre, jagt jedem Auto hinterher. Keine Ablenkung/Maßnahme hilft.

Es gibt unterschiedliche Gründe, aus denen Hunde Autos hinterher jagen. Ein territorial veranlagter Hund will das sich schnell und dynamisch bewegende Auto aus seinem Territorium vertreiben. Beim Pudel, der ursprünglich einmal zu den Jagdhunden gehört hat, liegt es jedoch nahe, bei diesem Problem eine jagdliche Ursache zu vermuten. Die wenigsten Hunde haben heutzutage noch die Möglichkeit, ihr Bedürfnis nach jagdlicher Beschäftigung ausreichend zu befriedigen, denn die wenigsten Menschen gehen mit ihrem Hund aktiv auf die Jagd, und das Hetzen von Reh und Kaninchen wird in der Regel auch nicht gern gesehen. Hat ein Hund also keine Möglichkeit, seine jagdliche Motivation im Alltag entsprechend auszuleben, sucht er sich andere, verfügbare Objekte.

Im ersten Schritt sollten Sie Flora daher im Training mit jagdlichen Beschäftigungsformen auslasten. Je nach Floras Vorliebe kann es sich dabei um ein Apportiertraining handeln. Suchspiele oder Fährtenarbeit sind ebenfalls Möglichkeiten, einen jagdlich veranlagten Hund zu beschäftigen. Da Flora die Autos hetzt, scheint das Hetzen an sich für sie besonders spannend zu sein. Flora sollte dieses Bedürfnis daher anderweitig ausleben dürfen, z. B. beim Training mit der Reizangel. Hierfür nutzen Sie einen Stock mit einem (nicht zu dünnen!) Band, an dessen anderem Ende eine (nicht zu schwere!) für Flora spannende Beute festgebunden ist. Nun machen Sie Flora auf die Beute aufmerksam und werfen diese ein Stück weg. Sobald Flora hinterherläuft, um die Beute zu fangen, bewegen Sie diese mithilfe der Reizangel ein kurzes Stück. Anfangs sollte sie dabei schnell zum Erfolg kommen und die Beute fangen, später darf sie dann immer länger hinterherhetzen. Sie können sich mit der Reizangel auch ein wenig bewegen oder diverse Richtungswechsel durchführen, sodass Flora nie weiß, wie die Hetze verläuft.

Im nächsten Schritt soll Flora nun lernen, die Dynamik der sich an der Reizangel bewegenden Beute auszuhalten. Dazu muss sie erst einmal generell lernen, auf Ihr Signal sitzen bzw. liegen zu bleiben. Stellen Sie sich nun ein wenig von Flora entfernt hin und werfen Sie die Beute an der Reizangel von sich und Flora weg. Bleibt sie ruhig sitzen, belohnen Sie sie mit einem besonders begehrten Futterstück. Nach einigen Wiederholungen bewegen Sie die Reizangel ein wenig. Schritt für Schritt nähern Sie sich nun im Training Flora immer weiter an, bis Sie direkt neben ihr stehen können. Flora soll ruhig sitzen bleiben, während Sie die Beute an der Reizangel um sie beide herum bewegen. Hält Flora dies eine Zeitlang aus, darf sie zur Belohnung dann natürlich auch einmal so richtig Dampf ablassen und der Beute hinterherhetzen. Flora lernt über dieses sogenannte Impulskontrolltraining, sich bewegende Reize auszuhalten.

Nun starten Sie das Training mit Ablenkung. Wichtig ist dabei, den Abstand zu vorbeifahrenden Autos so groß zu wählen, dass Flora sich noch auf Sie und die Aufgabe konzentrieren kann. Anfangs sollten Sie dazu auch noch nicht an der stark befahrenen Hauptstraße trainieren, sondern eher an einer wenig befahrenen Seitenstraße, sodass es immer wieder auch eine Zeit gibt, in der gar kein Auto vorbeifährt. Hebt Flora den Kopf, sobald ein Auto kommt, macht dann aber weiter mit, ist der Abstand gut gewählt. Schafft sie es nicht mehr, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, müssen Sie den Abstand größer machen. Reagiert Flora gar nicht mehr auf die vorbeifahrenden Autos, können Sie den Abstand Schritt für Schritt im Training kleiner machen. Zudem steigern Sie die Ablenkung, bis Sie irgendwann mit ihr direkt neben der stark befahrenen Hauptstraße trainieren können. Natürlich sollte Flora hier aber, so wie jeder Hund, durch eine Leine gesichert sein.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Problemverhalten "Futter verteidigen"

Sich zu ernähren ist ein Grundbedürfnis, ohne Nahrung können weder Mensch noch Hund überleben. Daher ist die Verteidigung von Futter beim Hund zunächst einmal ein vollkommen natürliches Verhalten.

Wer Beute gemacht hat und diese auch für sich beanspruchen konnte, wird sie auch verteidigen. Ausnahmen findet man in freier Natur eigentlich nur, wenn der Hund vollkommen gesättigt ist. In diesem Fall lässt er den Rest der Beute aber oft einfach liegen und gibt die Nahrung damit für andere frei. Somit ist ein Hund, welcher knurrt, wenn der Mensch sich ihm nähert, während er gerade sein Futter frisst, keinesfalls verhaltensgestört. Normalerweise würde ein Hund eine solche Warnung akzeptieren und sich zurückziehen, den anderen Hund nicht weiter beim Fressen stören, selbst wenn es sich dabei um einen rangniedrigeren Hund handelt. Somit kommt es in dieser Situation zu keiner weiteren bzw. gesteigerten Aggression und zur Entspannung im Rudel.

Hunde müssen in unserer Gesellschaft jedoch lernen, dass Menschen sich in der Nähe des fressenden Hundes aufhalten, sonst wird der Alltag schnell zum Spießrutenlauf. Auch wenn dies kein natürliches Verhalten unter Hunden ist, kann man Ihnen dennoch beibringen, im Umgang mit Futter trotz Anwesenheit von Menschen entspannt zu bleiben.

Dein Hund muss dazu lernen, trotz Deiner Anwesenheit bei der Fütterung zu entspannen. Der erste Schritt ist dabei Deine reine Anwesenheit, anfangs in weiter Distanz, später immer näher bei Deinem Hund. Zu Beginn bleibst Du dabei einfach ruhig stehen und wartest, bis Dein Hund den Napf leer gefressen hat. Später bewegst Du Dich beim Fressen ein wenig hin und her, bis Du irgendwann frei durch den Raum und dabei auch nahe an Deinem Hund vorbei laufen kannst, während dieser frisst. Beobachte Deinen Hund dabei genau. Steht er angespannt? Sind seine Ohren in Deine Richtung gedreht, frisst er vielleicht langsamer? Dann gehe lieber erst noch einmal einen Schritt zurück im Training. Erst wenn Dein Hund vollkommen entspannt Deine Anwesenheit beim Fressen akzeptiert, kannst Du das weitere Training starten.

Im nächsten Schritt soll Dein Hund lernen, dass es für ihn auch dann nicht stressig ist, wenn Du, während er frisst, an seinen Napf gehst. Gebe dazu anfangs nur eine kleine Portion Futter in den Napf Deines Hundes und bleibe in seiner Nähe stehen. Hat er den Napf leer gefressen, fülle erneut eine kleine Portion Futter ein. Dies wiederholst Du solange, bis der Hund seine gesamte Portion Futter erhalten hat. Im nächsten Schritt wirst Du nun das erste Mal aktiv, während Dein Hund noch frisst. Fülle erneut eine kleine Portion Futter in den Napf Deines Hundes ein. Beginnt er zu fressen, werfe noch ein Futterstück, oder später auch eine Handvoll Futterstücke in den Napf hinein. So verknüpft Dein Hund Deine Annäherung während des Fressens mit etwas Positivem, es gibt mehr Futter!

Einem Hund, welcher aggressives Verhalten bei der Fütterung zeigt, darfst Du übrigens keinesfalls Futter entziehen, um ihn z.B. im Training zur Mitarbeit zu motivieren. Die Ressource Futter wird so zum einen auf einmal knapp, zum anderen wird sie durch den häufigen Einsatz beim Training als Belohnung zu etwas Wertvollem gemacht. Es lohnt sich daher für den Hund umso mehr, die Ressource Futter zu verteidigen, sodass eine Steigerung des aggressiven Verhaltens bei der Fütterung nicht selten ist.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Problemverhalten "Übermäßiges Bellen"

Hunde bellen, wuffen, knurren, jammern, winseln und dies in allen möglichen Tonlagen und Lautstärken. Doch wenn der Geräuschpegel eine bestimmte Grenze übersteigt und über einen langen Zeitraum anhält, wird die Geduld der Menschen schnell auf die Probe gestellt. 

Auch wenn Hunde hauptsächlich mit Hilfe der visuellen Kommunikation miteinander oder mit uns Menschen kommunizieren, gehört die akustische Kommunikation doch auch zum ganz natürlichen Verhaltensbereich von Hunden.

Übermäßiges Bellen hat häufig sehr viel mit dem Sozialpartner Mensch zu tun. Durch unbewusstes Verstärken fördert der Mensch ungewollt das Bellverhalten des Hundes. Bestes Beispiel hierfür ist das Verhalten vieler Hunde an der Tür, wenn es klingelt. Kein Welpe, welcher im Alter von ca. 8 Wochen zu seiner neuen Familie kommt, wird beim Ertönen der Türklingel zur Tür rennen und bellen. Er wird sich zunächst einmal im Hintergrund halten, wird seinen Menschen beobachten und abwarten, was passiert. Sehr häufig wird der Welpe aber vom Menschen mit zur Tür genommen und darf dort direkt als erstes den Besuch begrüßen. Dieser ist natürlich vom entzückenden Fellbündel begeistert und wird sich sofort mit dem kleinen Hundekind beschäftigen. Der Mensch wird, wenn überhaupt, nur mit einem kurzen „Hallo“ begrüßt. Der Hund kommt so mit der Zeit immer mehr zu der Überzeugung, dass die Türklingel „seinen“ Besuch ankündigt. Einige Wochen später wird der junge Hund bereits mit dem ersten Ton der Klingel zur Tür rennen, in freudiger Erwartung. Der Mensch kommt hinterher und ist natürlich viel zu langsam. Es dauert und dauert, bis die Tür endlich geöffnet werden kann. Der Hund steht vor der Tür und wartet, und wird dabei immer ungeduldiger und aufgeregter. Je nach Veranlagung des Hundes ist es bis zum freudig erregten Begrüßungsbellen nun nicht mehr weit… Und wenn der Mensch dieses Bellen jetzt auch noch mit den Worten: „Ja wer kommt denn da?“ kommentiert, ist die Verstärkung perfekt, Bellen beim Ertönen der Türklingel ist spätestens jetzt erlernt und ein festes Ritual.

Aber auch forderndes Verhalten ist in vielen Situationen Ursache für lautstarkes Bellen. Der Hund hat Spaß am Apportierspiel und Du wirfst ihm gerne den Ball. Diesen bringt er auch freudig zu Dir zurück, woraufhin er aufgeregt darauf wartet, dass Du den Ball nun endlich wieder wirfst, damit das Spiel von vorne losgehen kann. Die Erregung durch das Spiel führt gerade bei bellfreudigen Rassen dazu, dass es ihnen gar nicht schnell genug gehen kann. Dauert es zu lange, bis der Mensch den Ball erneut wirft, beginnt der Hund zu bellen. Den meisten Menschen ist es unangenehm, wenn ihr Hund fordernd bellt. Viele versuchen dann das Bellen zu unterbinden, indem sie den Hund beruhigen (Ist ja gut, ich werfe doch gleich wieder…) oder ihn korrigieren (Hör auf jetzt damit!). Beides hilft meist wenig, denn für den Hund bedeutet die Reaktion des Menschen auf sein Bellen nur, dass er einen Teilerfolg hatte: Der Mensch hat zumindest bemerkt, dass der Hund etwas wollte. Somit lohnt es sich weiter zu bellen, die Bemühungen zu verstärken. Der Mensch gibt auf und wirft, denn dann ist endlich Ruhe… Dass damit jedoch ein Kreislauf gestartet wird, der das Bellen des Hundes immer weiter verstärkt, ist vielen Menschen gar nicht klar. Auch wenn es schwer fällt: Um das Bellen einzudämmen, darfst Du Deinen Hund nicht bestätigen, indem Du in dem Augenblick seine Forderung erfüllst und den Ball wirfst. Ignoriere stattdessen Deinen Hund, werfe den Ball nicht, spreche ihn nicht an, schaue ihn nicht einmal an. Warte solange, bis Dein Hund ruhig und entspannt ist, erst dann geht es mit dem Spiel weiter.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Problemverhalten "Anspringen"

Viele Menschen möchten nicht, dass ihr Hund sie oder andere Menschen anspringt. Dabei ist Anspringen erst einmal nichts anderes als eine Kontaktaufnahme des Hundes mit dem Gegenüber. Sie kann jedoch sehr unterschiedlich ausfallen und damit auch eine jeweils völlig andere Bedeutung haben.

Gleicht der Sprung eher einem Hochklettern und ist mit einer submissiven Körperhaltung des Hundes verbunden, ist dieses Verhalten vom Hund als Beschwichtigungsgeste gemeint! Der Hund hält dabei die Ohren angelegt, die Rute wird eher unten getragen, der Blick ist oft abgewendet. Das Anspringen kann mit dem Versuch verbunden sein, den Menschen am Mundwinkel zu lecken, was einer sich aus dem Futterbetteln entwickelten Beschwichtigungsgeste gegenüber einem Ranghöheren entspricht! Der Mensch muss bei einem solchen Hund auf seine Körpersprache achten, er darf den Hund niemals bedrängen, wenn er sich ihm zuwendet. Beim Nachhause kommen sollte der Hund zunächst einmal ignoriert werden, da Aufmerksamkeit dieses Verhalten noch verstärken kann. Erst wenn die Situation sich wieder normalisiert hat, geht der Mensch z. B. in die Hocke, wendet sich dabei seitlich ab und begrüßt den Hund.

Verläuft das Anspringen jedoch eher dynamisch, gleicht also einem heftigen Stoß, hat diese Form immer korrigierende Bedeutung. Ein Hund, der also sozusagen Anlauf nimmt und mit voller Wucht mit beiden Vorderpfoten dem Menschen in den Magen springt, meint dies immer als Korrektur. Auch in der Kommunikation von Menschen untereinander gilt ein Abdrängen, Stoßen, Rempeln oder Wegdrücken als respektlos und angreifend bzw. korrigierend. Ursache für dieses Verhalten kann beim Hund daher auch Distanz- oder Respektlosigkeit gegenüber dem Menschen sein. Diese Form des „Anspringens“ kann in verschiedenen Alltagsituationen auftauchen. Oft sind es auch hier Begrüßungsmomente, Situationswechsel oder aber dynamische Bewegungen des Menschen. Für den Hund hat das Anspringen dann die Bedeutung, den Menschen wegen unerlaubten Entfernens bzw. unerlaubt dynamischer Bewegungen zu korrigieren. Denn dynamisch darf sich nur bewegen, wer auch das Recht dazu hat!

Damit Dein Hund lernt, weder Dich noch andere Menschen anzuspringen, kannst Du verschiedene Trainingsmaßnahmen ergreifen. An erster Stelle steht hier zunächst einmal das Ignorieren. Ein Verhalten, das keine Aufmerksamkeit erfährt, wird erlöschen. Es lohnt sich einfach nicht! Hunde regeln untereinander viele Dinge über Ignoranz.

Alternativ kannst Du Deinem Hund auch ein Signal geben, welches sich mit dem Verhalten des Anspringens nicht vereinbaren lässt. Denn nicht immer kann man den Hund einfach ignorieren und sich dabei dann z. B. die Kleidung ruinieren lassen. Die einfachste Variante ist dabei das Signal „Sitz“. Wenn der Hund sitzt, muss er mit allen vier Pfoten auf dem Boden sein, er kann Dich nicht anspringen. Trainiere das Signal Sitz dazu zunächst in einer entspannten Situation. Setzt sich Dein Hund nun immer hin, egal wo Du mit ihm bist und welche Ablenkung vorhanden ist, kannst Du es auch in der Situation von ihm verlangen, in welcher er Dich eigentlich gerade anspringen wollte.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Problemverhalten "Stubenunreinheit"

Wenn Du Deinen Welpen vom Züchter abholst, hat er im Idealfall bereits eine Präferenz dazu entwickelt, sich auf Rasen zu lösen. Nun heißt es für Dich, aufmerksam zu sein und am Anfang häufig den Ort aufzusuchen, an dem Dein Welpe sich lösen soll. Am besten eignet sich dazu eine Ecke im hinteren Bereich Deines Gartens oder aber eine Wiese bzw. ein Randstreifen in der Nähe Deiner Wohnung. Der Löseplatz sollte in jedem Fall nicht zu weit entfernt sein, da es am Anfang schnell gehen muss, denn Dein Welpe kann noch nicht lange einhalten. Welpen müssen anfangs ständig: Nach dem Schlafen, nach dem Fressen, nach einem Spiel und spätestens nach 2 bis 3 Stunden.

Uriniert oder kotet ein erwachsener Hund in die Wohnung, muss man zunächst einmal analysieren, was die Ursache dafür sein könnte. War ein Hund bereits seit langer Zeit stubenrein, kann die Ursache eine Krankheit sein. Auch erwachsene Hunde, und hier insbesondere Hündinnen, können an einer Blasenentzündung erkranken. Typisch hierfür ist der häufige Harndrang, es werden zumeist nur kleine Mengen abgesetzt. Der Urin kann auch durch Blut rötlich gefärbt sein. In diesem Fall sollte der Hund zunächst einmal dem Tierarzt vorgestellt werden. Eine Behandlung ist in aller Regel gut möglich und sorgt dafür, dass die Stubenunreinheit danach von allein wieder verschwindet.

Ein Hund, welcher z.B. einige Jahre seines Lebens in einem engen Zwinger oder angebunden an einer Kette verbringen musste, hat genauso wie ein Welpe nie gelernt, sich auf Rasen zu lösen. So kann es sein, dass Du beim Training der Stubenreinheit mit einem solchen Hund noch viel mehr Geduld haben musst als bei einem Welpen, und dementsprechend auch viel mehr Zeit dafür einrechnen musst. Das Training der Stubenreinheit beginnst Du genauso wie mit einem Welpen. Gehe mit Deinem erwachsenen Hund alle 2 – 3 Stunden nach draußen an eine Stelle, an welcher er sich lösen soll. Lobe ihn, wenn er uriniert oder kotet. Am Anfang musst Du viel Geduld haben, denn Dein Hund weiß ja noch nicht, was Du eigentlich von ihm erwartest. Eine Bestrafung, falls Dein Hund doch noch einmal ins Haus uriniert, macht natürlich genauso wenig Sinn wie beim Welpen, denn der Hund hat ja einfach noch nicht gelernt, was Du von ihm erwartest. Du würden damit die Beziehung des Hundes zu Dir in Gefahr bringen, denn Dein Hund kann nicht nachvollziehen, warum Du Dich aufregst. Er weiß nicht, welchen Fehler er gemacht hat und erlebt Dich somit als nicht einschätzbar und damit unberechenbar. Keine gute Grundlage für eine gute Beziehung!

Unsichere Hunde zeigen eine besondere Form der Stubenunreinheit, das sogenannte Unterwürfigkeits-Urinieren. Der Hund zeigt dabei z.B. bei der Begegnung oder der Anwesenheit bestimmter Menschen oder Hunde, die ihn stark verunsichern, unterwürfiges Verhalten. Er legt dabei die Ohren an, blinzelt, zieht die Lefzen stark nach hinten, macht sich klein und uriniert dabei, meist eine kleinere Menge. Mit diesem Urinieren will er zum einen von sich ablenken, zum anderen die Aufmerksamkeit des Gegenübers auf andere Dinge lenken. Bei unterwürfigem Urinieren müssen daher die Personen, die das Urinieren auslösen, vermeiden, sich aus Sicht des Hundes bedrohlich zu verhalten. Du solltest daher nie frontal auf einen solchen Hund zugehen, sondern immer einen leichten Bogen machen. Hocke Dich zur Begrüßung hin und drehe Dich dabei leicht weg. Lasse dem Hund Zeit in seinem Tempo Kontakt zu Dir aufzunehmen und vermeide eine eher stürmische Begrüßung.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Problemverhalten "Kot fressen"

Viele Hunde fressen Kot, den eigenen Kot, den Kot von Artgenossen, von Menschen oder von Pflanzenfressern, und das aus den unterschiedlichsten Gründen. 

Ursachen können ernährungs-, haltungs- oder erziehungsbedingt sein, aber auch durch eine Fehlprägung entstehen: Hat der Hund z.B. in der Welpenzeit nicht genügend Futter bekommen und musste sich von seinem eigenen Kot bzw. dem Kot der Geschwister oder Mutter ernähren, ist er eventuell auf diese Nahrung geprägt.

Beim Kot-Fressen kann es sich aber auch lediglich um Aufmerksamkeit heischendes Verhalten handeln, da der Mensch jedes Mal sofort aktiv wird, wenn sich der Hund einem Kothaufen nähert. Die meisten Menschen ekeln sich, wenn ihr Hund Kot frisst und versuchen daher in der Regel hektisch, laut und aufgeregt dies zu verhindern. Der Hund lernt so, dass er immer dann Aufmerksamkeit bekommt und im Mittelpunkt steht, wenn er auf einen Kothaufen zuläuft, und vielleicht sogar noch ein Futterstück bekommt, wenn er kurz vorher umdreht. Geht er dagegen brav auf dem Weg, wird er ignoriert und bekommt weder Futter noch Aufmerksamkeit. Somit verstärkt der Mensch unbewusst durch sein Verhalten das Kot-Fressen beim Hund!

Oft wird empfohlen, den Hund zu korrigieren, wenn er Kot fressen möchte. Allerdings führt diese Korrektur nur selten zu einem wirklichen und dauerhaften Erfolg. Bei einer gut aufgebauten Korrektur bricht der Hund zwar das Kotfressen ab, jedoch muss man dazu immer in seiner Nähe sein, muss immer lange vorab sehen, dass der Hund gleich Kot fressen wird. Einen Hund wirklich jede Sekunde zu beobachten ist jedoch nicht wirklich das, was sich die meisten Menschen unter einem entspannten Spaziergang vorstellen.

Viel sinnvoller bei dieser Problematik ist daher z.B. das Ignorieren. Vielen Menschen fällt dies zwar unheimlich schwer, da sie sich vor ihrem Hund ekeln, wenn er Kot gefressen hat. Da jedoch sehr häufig Aufmerksamkeit heischendes Verhalten der Grund für das Kot-Fressen ist, hat man oft schnelle Erfolge, wenn der Mensch den Hund dabei einfach komplett ignoriert.

Natürlich solltest Du den Hund nun aber nicht auf dem gesamten Spaziergang ignorieren! Gestalte vielmehr den Spaziergang spannend, lasse Deinen Hund viele kleine Aufgaben ausführen wie z.B. eine kleine Apportierübung oder eine Futtersuche, sodass er gar nicht so viel Zeit hat, nach Kothaufen zu suchen. Baue die Übungen immer wieder unregelmäßig auf dem Spaziergang ein. Dein Hund darf nie wissen, wann die nächste Übung kommt, sodass er immer eher in einer Erwartungshaltung und mit seinen Gedanken und seiner Aufmerksamkeit bei Dir bleibt, auch wenn er zwischendurch am Wegesrand schnüffelt.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Hunde sinnvoll beschäftigen!

Bei der Beschäftigung von Hunden geht es nicht nur darum, die „aktive“ Zeit irgendwie zu füllen. Durch eine sinnvolle Beschäftigung vertreibt man nicht nur die Langeweile des Hundes, Beschäftigung erfüllt viele weitere Aufgaben. So kann man durch gezielte körperliche Beschäftigungsformen die Motorik eines Hundes schulen. Hunde können lernen, kreativ zu sein und durch erfolgreich absolvierte Aufgaben über sich hinaus wachsen und damit selbstbewusster durchs Leben gehen. Besonders die gemeinsame Beschäftigung von Mensch und Hund fördert die Beziehung zum Hund, hilft bei der Erziehung des Hundes und macht dazu einfach auch Spaß! 

Wer seinen Hund beschäftigt, mit ihm trainiert, gemeinsam mit ihm Aufgaben löst, der stärkt die gemeinsame Bindung und fördert die Orientierung des Hundes an seinem Menschen. Wenn Mensch und Hund einer Beschäftigung nachgehen, die Beiden Spaß macht, werden sogenannte „Glücks-Hormone“ freigesetzt. So wird ein Hund, welcher gerne mit seiner Nase Gerüche erschnüffelt, alleine schon durch das Verfolgen einer Spur im Anschluss daran zufrieden und glücklich sein. Hat der Mensch seinen Hund auf diese Spur hingewiesen, da er selbst – oder auch ein Bekannter - sie z. B. kurz zuvor als Fährte gelegt hat, und begleitet seinen Hund nun bei der Ausarbeitung der Spur, hilft ihm bei Problemen, lässt sich von ihm bis zum Ende der Spur führen, verbindet der Hund diese Glücksgefühle auch mit seinem Menschen. Erwartet den Hund am Ende der Spur noch eine Belohnung in Form eines Leckerbissens, aber vor allem auch durch freudiges Lob und Streicheln seines Menschen, werden erneut Hormone freigesetzt. In diesem Fall das Hormon Oxytocin, das sogenannte Kuschel- oder Bindungshormon. Bei jedem körperlichen Spiel, beim Streicheln, ja sogar bereits beim freundlichen Blickkontakt mit dem eigenen Hund wird dieses Hormon freigesetzt. Es fördert die Bindung, intensiviert das Sozialverhalten, vermindert Ängste und Stress.

Achte aber bei der Gestaltung Deiner Aktivitäten immer auch darauf, dass genügend Freiraum bleibt. Ein Hund muss auch immer mal einfach nur ein Hund sein dürfen. Zeiten für Training und gemeinsame Beschäftigung sind wichtig, aber ein Hund muss immer wieder einmal einfach die Möglichkeit haben, im begrenzten Rahmen seinen eigenen Interessen nachzugehen. Einfach einmal beim Spaziergang ein Stück weit eine Spur verfolgen, erschnüffeln, wer sich gerade kurz vorher hier aufgehalten hat, sich auf einem Regenwurm wälzen oder mitten in eine Pfütze werfen – je nach Hund und Veranlagung gibt es hier die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Beobachte Deinen Hund genau, Du wirst schnell seine Vorlieben feststellen. Gebe ihm die Zeit für sich, denn er wird danach umso interessierter sein, wieder etwas mit Dir gemeinsam durchzuführen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Schnüffelspiele – Gerüche identifizieren

Je nach Veranlagung Deines Hundes wird dieser entweder mehr an Beutespielen, an Schnüffelspielen, an Bewegungsspielen oder aber an Denkspielen interessiert sein. Bei Beutespielen steht das „Beute-machen“ im Vordergrund, bei Schnüffelspielen geht es darum, die Nase einzusetzen, bei Bewegungsspielen steht die körperliche Bewegung im Vordergrund und bei Denkspielen muss der Hund über Nachdenken und Ausprobieren eine Lösung für ein Problem finden. 

Beim Identifizieren eines bestimmten Geruches soll Dein Hund einen vorher festgelegten und separat trainierten Geruch unter vielen anderen, z. T. auch sehr ähnlichen Gerüchen, herausfinden. Den identifizierten Gegenstand soll er dann z. B. zu Dir bringen. Bei der einfachsten Variante dieses Spiels soll Dein Hund lernen, einen Gegenstand aus vielen anderen zu identifizieren, welche Du selbst zuvor angefasst hast. Dieses Spiel beherrschen die meisten Hunde bereits ohne großes Training: Viele Menschen nutzen zum Spiel mit dem Hund auf dem Spaziergang ja leider immer noch Stöcke, die sie unterwegs finden. Da der Hund sich dabei schwer verletzen kann, eignet sich diese Variante des Identifizierens natürlich nicht als Beschäftigungsform. Dennoch, alle Hunde finden in der Regel ohne Probleme den vom Menschen geworfenen Stock sicher wieder, selbst wenn dieser im Wald inmitten vieler anderer, ähnlich aussehender Stöcke landet. Der Hund identifiziert den Stock dabei anhand des Geruches.

Wenn Du ausprobieren willst, ob Dein Hund dieses Kunststück ebenfalls bereits von sich aus beherrscht, kannst Du anstelle eines Stöckchens z. B. einfach einen „Tannenzapfen“ benutzen. Am besten eignen sich hierfür die länglichen Zapfen mit weichen Schuppen, wie z. B. die Zapfen einer Fichte. Beginne das Spiel damit, indem Du Deinem Hund einen Zapfen zeigst und diesen dann wirfst. Gebe Deinem Hund das bereits bekannte Signal zum Apportieren. Hat Dein Hund verstanden, dass er den Zapfen bringen soll, kannst Du ein neues Signal hinzufügen. Dieses Signal sollte sich deutlich sowohl von Deinem Apportiersignal sowie von Deinem Suchsignal unterscheiden, denn Dein Hund soll dieses neue Signal ja damit verknüpfen, genau den Gegenstand zu bringen, den Du angefasst hast. Bei der Suche oder dem Apportieren darf er dagegen irgendeinen ausgelegten Gegenstand bringen.

Im nächsten Schritt legst Du den Zapfen an eine Stelle im Waldboden, an welcher viele weitere Zapfen liegen. Achte aber bitte darauf, die anderen Zapfen nicht zu berühren. Schicke Deinen Hund nun mit dem neuen Signal zum Identifizieren in Richtung der Zapfen. Starte dabei aus geringer Distanz, da apportierfreudige Hunde sonst durch die Dynamik schnell dazu verleitet werden, den ersten Zapfen aufzunehmen, den sie erblicken. Vermutlich wird auch Dein Hund genauso wie die meisten Hunde zielstrebig den richtigen Zapfen aus der Menge auswählen. Lege den Zapfen dabei anfangs noch ein Stück weit neben die anderen Zapfen. Suche dann eine Stelle mit weniger herumliegenden Zapfen, und lege Deinen Zapfen mitten hinein. Später kann Dein Zapfen dann auch inmitten vieler anderer Zapfen liegen, Dein Hund wird ihn sicher finden.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Schnüffelspiele – Suche nach Futter oder Gegenständen

Je nach Veranlagung Deines Hundes wird dieser entweder mehr an Beutespielen, an Schnüffelspielen, an Bewegungsspielen oder aber an Denkspielen interessiert sein. Bei Beutespielen steht das „Beute-machen“ im Vordergrund, bei Schnüffelspielen geht es darum, die Nase einzusetzen, bei Bewegungsspielen steht die körperliche Bewegung im Vordergrund und bei Denkspielen muss der Hund über Nachdenken und Ausprobieren eine Lösung für ein Problem finden. 

Die Nase des Hundes ist hervorragend ausgebildet, sie ist um ein Vielfaches besser als unsere menschliche Nase. Daher sind Schnüffelspiele, bei denen der Hund durch den Einsatz der Nase ans Ziel gelangt, eine natürliche und artgerechte Beschäftigungsform. Die einfachste Variante eines Schnüffelspiels ist die Futtersuche. Dazu gehst Du mit Deinem Hund auf eine Wiese, nimmst ein paar Futterbrocken in die Hand und wirfst diese im weiten Bogen auf die Wiese. Da Dein Hund anfangs direkt hinterher laufen darf, fügst Du in dem Augenblick, in dem Du das Futter auswirfst, ein Hörzeichen wie z. B. „Such“ hinzu. Nun darf Dein Hund ausgiebig auf der Wiese schnüffeln und die einzelnen Futterbrocken finden und fressen. Eine weitere spannende Variante der Futtersuche kannst Du mit Futterstücken, die mittig ein Loch haben, durchführen. Diese Futterstücke lassen sich hervorragend über kleine Äste eines Busches ziehen. Dein Hund wird bestimmt begeistert von dieser besonderen Frucht sein! Auch hier gilt wieder, fange erst einmal mit niedrig hängenden Futterstücken an, bevor Du den Busch auch weiter oben dekorierst. Lasse den Hund anfangs noch zuschauen, wie Du die Kekse am Busch anbringst. Helfe ihm zunächst, indem Du mit zum Busch gehst und dort auf einzelne Futterstücke mit der Hand zeigst. Hat Dein Hund ein Futterstück gefunden, muss er dieses entweder vom Ast abziehen oder aber es durchbeißen, sodass es in zwei Hälften zerbricht und in seinem Maul landet.

Etwas schwieriger wird die Suche dann, wenn es sich nicht mehr nur um eine einfache Futtersuche handelt, sondern der Hund Beute suchen soll. Starte das Training zunächst einmal nur mit einem Gegenstand. Dein Hund darf Dir dabei zuschauen, wie Du den Gegenstand z. B. auf einer Wiese oder in einem kleinen Waldstück versteckst. Er sollte daher gelernt haben, zu warten und sitzen zu bleiben. Alternativ kannst Du ihn auch in der Nähe anbinden. Den Gegenstand solltest Du nun allerdings nicht direkt im ersten Versteck, welches Du anläufst, liegen lassen. Gehe mehrere Verstecke ab und verhalte Dich jedes Mal so, als würdest Du den Gegenstand dort ablegen. Du kannst dabei mit dem Gegenstand ruhig auch den Boden berühren, denn dadurch hinterlässt Du an dieser Stelle den Geruch des Gegenstandes, sodass es für Deinen Hund schwieriger wird, die richtige Stelle zu finden. Er muss lernen, so lange zu suchen, bis er eine Stelle gefunden hat, an welcher er eindeutig viel mehr Geruch vom Gegenstand wahrnehmen kann als an den anderen Stellen. Variiere zudem jedes Mal das Versteck. Mal gehst Du 3, mal 5, mal 7 Verstecke ab, mal lässt Du den Gegenstand im zweiten, mal im vierten, mal im sechsten Versteck liegen. Dein Hund darf nie vorab wissen, wo der Gegenstand liegt, da er ja seine Nase einsetzen soll.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Schnüffelspiele – Auf den Spuren von...

Zu Beginn trainiert man die Spurensuche immer mit einem weiteren Geruchsträger als Hilfsmittel. Der Hund lernt so, zunächst einmal der Spur des Geruchsträgers, wie z. B. des Futters oder eines geschleppten Gegenstandes, zu folgen. Automatisch erfasst er dabei natürlich auch die Spur desjenigen, der die Futterbrocken ausgestreut oder aber den Gegenstand geschleppt hat. Professionelle Spurensucher können daher dann auch einfach nur die Spur eines Menschen verfolgen. Generell sollte der Hund beim Auslegen der Spur niemals zuschauen. Er wird sonst den Spurenleger verfolgen und sich genau merken, wo die Spur endet. Die meisten Hunde folgen dann nicht mehr der Spur, sondern laufen auf direktem Weg Richtung Ende, wo sie dann mit einer Suche nach der Belohnung bzw. der ausgelegten Beute beginnen.

Am Anfang beginnst Du mit einfachen Spuren, die lediglich einige Meter geradeaus führen. Lege die ersten Spuren aber bitte nicht zu kurz, Dein Hund braucht zunächst einmal einige Zeit, bis er sich eingesucht hat. Daher sollten die ersten Spuren durchaus eine Länge von 60 bis 100 m haben. Schritt für Schritt kannst Du dann die Spuren verlängern, kannst Bögen und Winkel einbauen. Am Anfang solltest Du zudem einen einfachen Untergrund wählen. Hierzu bietet sich eine nicht zu hoch stehende Wiese oder aber auch ein Acker an. Später kannst Du dann auch schwierigere Untergründe wie stark begangene Parkflächen mit vielen ablenkenden Spuren oder sandigen, trockenen Böden auswählen. Du kannst die Spur sogar über eine kleine Asphaltfläche legen, einen schmalen Bach überqueren oder andere Geländeübergänge in den Verlauf der Spur mit einbauen.

Zu Beginn wirst Du die Spur immer gemeinsam mit Deinem Hund absuchen. Dein Hund sollte dazu ein gut sitzendes Geschirr tragen und von Dir an einer breiten, angenehm zu haltenden Schleppleine geführt werden. Sicherheitshalber solltest Du auch Handschuhe tragen, damit Du Dich nicht verletzt, wenn Dein Hund doch einmal nach vorne stürmt. Hat Dein Hund das Absuchen der Spur verstanden, kannst Du ihn auch alleine suchen lassen. Er läuft dabei frei, ohne Geschirr und Schleppleine. Für diese Variante bietet es sich an, am Ende der Spur einen Gegenstand auszulegen, den der Hund Dir dann bringen kann.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Bewegungspiele – Garten- und Wald-Agility

Je nach Veranlagung Deines Hundes wird dieser entweder mehr an Beutespielen, an Schnüffelspielen, an Bewegungsspielen oder aber an Denkspielen interessiert sein. Bei Beutespielen steht das „Beute-machen“ im Vordergrund, bei Schnüffelspielen geht es darum, die Nase einzusetzen, bei Bewegungsspielen steht die körperliche Bewegung im Vordergrund und bei Denkspielen muss der Hund über Nachdenken und Ausprobieren eine Lösung für ein Problem finden.

Beim Garten-Agility darf es nun gerne auch etwas dynamischer zugehen als beim Indoor-Agility. Genau wie beim Indoor-Agility kommt es beim Garten-Agilty aber zunächst einmal darauf an, dass Dein Hund die einzelnen Hindernisse überwinden lernt. Dynamik und Schnelligkeit stehen auch beim Garten-Agility nicht an erster Stelle.

Im Garten finden sich in der Regel viele Gegenstände, aus denen man Hindernisse bauen kann, damit der Hund gymnastiziert und motorisch geschult wird. Vielleicht hast Du ja noch alte Autoreifen herumliegen? Diese eignen sich hervorragend für einen Parcours, bei welchem der Hund durch die hintereinander liegenden Reifen klettern muss. Du kannst auch mit einfachen Mitteln ein Wackelbrett selbst bauen. Dazu benötigest Du nur ein der Größe Deines Hundes angepasstes Holzbrett – Dein Hund sollte auf dem Brett entspannt stehen können -, welches Du mit festem Stoff wie z. B. Kunstrasen oder einem Gummibelag beklebst. Unter das Brett legst Du nun ein zusammengefaltetes Handtuch oder eine kleinere Decke. Das Handtuch muss dabei so klein zusammengefaltet sein, dass es mittig unter das Brett gelegt werden kann, dabei aber noch mindestens das halbe Brett seitlich über das Handtuch ragt. Alternativ kannst Du auch eine Halbkugel aus dem Bastelbedarf unter das Brett schrauben. Führe Deinen Hund nun anfangs noch an der Leine, später auch frei bei Fuß, über das Brett. Du kannst ihm auf dem Brett auch das Signal zum Warten geben, sodass er sich für eine längere Zeit auf dem Brett ausbalancieren muss.

Natürlich kannst Du im Wald nicht wirklich einen Hindernis-Parcours aufbauen. Der Waldbesitzer würde sich vermutlich nicht wirklich freuen, wenn Du beginnst, die dort herumliegenden Bäume zu verschrauben und aus ihnen Hindernisse zu bauen. Dennoch, wer aufmerksam die Umgebung beobachtet, wird auch auf dem Spaziergang immer wieder natürliche Hindernisse entdecken, durch die der Spaziergang zu einem Abenteuer-Parcours für Hund und Mensch wird.

Das einfachste und fast überall vorkommende Hindernis auf dem Spaziergang ist der Sprung. Fast überall finden sich am Boden liegende Baumstämme, über die Du Deinen Hund springen lassen kannst. Achte vor allem bei dickeren Baumstämmen aber bitte darauf, dass diese festliegen und nicht wegrollen können, wenn Dein Hund beim Sprung auf dem Baumstamm aufsetzen sollte. Vielleicht liegt ein Baumstamm ja auch so, dass Du ihn an einer Seite etwas erhöht in die Astgabel oder in einen daneben stehenden Busch legen kannst? So kannst Du Deinen Hund auch einmal etwas höher springen lassen. Liegen direkt mehrere Baumstämme hintereinander, kannst Du diese entweder – mit einem kleinen Zwischenraum – als Cavalettireihe, oder ohne Zwischenraum als Weitsprung nutzen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Bewegungspiele – Indoor-Agility

Im Haus ist in der Regel nur begrenzt Platz, sodass dynamische Spiele hier schon aus diesem Grund ausscheiden. Zudem soll Dein Hund das Haus ja eher als Ruhezone ansehen, in welcher nicht wild getobt wird. Daher werden die Übungen beim Indoor-Agility immer ruhig und langsam durchgeführt. Die Hindernisse werden Schritt für Schritt bzw. Pfote für Pfote überwunden. Achte zudem darauf, dass der Boden rutschfest ist, damit Dein Hund beim Überwinden der Hindernisse nicht wegrutscht. Geeignet als Bodenbelag ist in der Regel Teppich, aber auch weiche Böden wie z. B. Linoleum sind möglich.

Um Stangen oder Cavaletti für ein gymnastizierendes Training nachzubilden, gibt es Indoor verschiedene Möglichkeiten. Du kannst z. B. eine einfache Haushaltsleiter auf den Boden legen. Dein Hund soll nun nacheinander in die einzelnen Felder treten und die Sprossen überwinden. Führe ihn dazu langsam und Schritt für Schritt z. B. mit einem Futterbrocken als Motivation über die einzelnen Sprossen. Bei der Bodenarbeit soll Dein Hund einen kleinen Parcours aus einfachen Hindernissen langsam überlaufen. Bei der Erstellung des Parcours kannst Du kreativ werden, Du wirst bestimmt einige spannende Untergründe bei Dir zu Hause finden. Geeignet sind z. B. eine Decke, eine Eingangsmatte aus borstigem Material, eine knisternde Plane, eine halb gefüllte Luftmatratze, etc.

In den meisten Haushalten findet sich noch ein Hula-Hoop-Reifen, entweder aus vergangenen Fitnessübungen oder aber im Kinderzimmer. Halte den Reifen anfangs auf den Boden und lasse Deinen Hund davor sitzen. Locke ihn nun mit einem Futterstück durch den Reifen. Schritt für Schritt kannst Du den Reifen jetzt immer ein Stück höher halten, bis Dein Hund durch den Reifen klettern oder sogar einen kleinen Sprung hindurch machen muss.

Als Variante kannst Du nun Papierstreifen (Zeitungspapier, Krepppapier, Seidenpapier oder ähnliche Materialien) in den Reifen hängen. Diese sollten anfangs nur oben befestigt sein. Bei unsicheren Hunden können die Papierstreifen auch nur bis zur Mitte des Reifens reichen. Locke Deinen Hund nun wieder durch den Reifen hindurch. Zögert Dein Hund bei dieser Übung nicht, kannst Du im nächsten Schritt die Streifen auch unten am Reifen befestigen. Nun muss Dein Hund sich schon richtig durch die Papierstreifen zwängen. Achtung, diese werden dabei natürlich zerreißen, Du musst den Reifen für die nächste Übung also neu vorbereiten. Im weiteren Training kannst Du die Streifen nun immer breiten machen, bis Du den Reifen mit einer ganzen Papierfläche beklebt hast und Dein Hund einen Sprung durch den mit Papier geschlossenen Reifen macht. Dieser Trick kommt besonders bei Vorführungen beim Publikum immer gut an.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Bewegungsspiele – Fitness mit Hund

Immer mehr Menschen leben bewusster und gesünder. Dazu gehört ausreichend Bewegung und natürlich ein Fitnessprogramm. Work-outs sind zur Zeit der Renner in der Fitnessbranche, was liegt da näher, als diese Übungen durch ein Training mit dem Hund zu kombinieren. Grundsätzlich kannst Du beim Fitness-Training bei jeder Übung Deinen Hund in einer bestimmten Position wie „Sitz“ oder „Platz“ warten lassen. Das ist anfangs für Deinen Hund bereits schwer genug. In der Regel lässt man den Hund in einer Position bleiben, und stellt sich ruhig neben oder vor ihn hin. Vielleicht ist Dein Hund auch bereits so sicher, dass Du eine Beute werfen kannst. Aber bist Du schon einmal um Deinem Hund herum gehüpft oder hast Dich auf den Boden gelegt? Mit Sicherheit sehen die Übungen eines Work-outs für Deinen Hund erst einmal sehr komisch aus. Somit sind diese Übungen eine schöne Steigerung der Schwierigkeit für eine Bleib-Übung des Hundes.

Liegestütze gehören zum Standardprogramm eines Work-outs. Setze Deinen Hund für diese Übung ab und lege Dich in Bauchlage neben Deinen Hund. Dieser sollte dabei etwa auf Bauchhöhe sitzen. Führe nun den ersten Liegestütz durch, indem Du Dich mit den Armen vom Boden abdrückst. Befindet sich Dein Hund auf Deiner linken Seite, locke ihn nun mit Deiner rechten Hand unter Deinem Körper hindurch auf die andere Seite. Dort soll er sich dann wieder hinsetzen. Nun mache den nächsten Liegestütz, danach lockst Du Deinen Hund mit der anderen Hand auf die ursprüngliche Seite.

Stelle Dich in den etwas mehr als schulterbreiten Stand etwa eine Armlänge entfernt vor Deinen Hund hin. Dieser soll während der gesamten Übung ruhig sitzen bleiben. Nimm nun einige Futterbrocken in die Hand. Die Hände streckst Du nun gerade nach vorne aus. Beginne die erste Kniebeuge, indem Du das Gesäß nach unten führst. Du solltest nun möglichst so tief kommen, dass Du Deinem Hund einen Futterbrocken aus Deiner gerade nach vorne gestreckten Hand geben kannst. Nachdem Du Deinem Hund die Belohnung gegeben hast, strecke Dich wieder, um danach mit der nächsten Kniebeuge zu beginnen. Falls Du anfangs noch nicht so tief herunter kommst, oder aber Dein Hund sehr klein ist, kannst Du Deinem Hund für diese Übung erhöht absetzen. Dadurch steigerst Du zudem die Schwierigkeit für Deinen Hund. Setze in diesem Fall Deinen Hund zunächst einmal auf einem Baumstamm, einem Baumstumpf, einer Bank oder auch einer Mauer ab und beginne nun mit den Kniebeugen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Bewegungsspiele - Distanztraining

Hast Du auch einen Hund, dessen größte Freude es ist, einfach zu laufen? Einmal abgeleint, ist es kaum noch möglich, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen? Im Wald unterwegs achtet er nicht mehr auf Deine Signale und verselbstständigt sich gern? Dann haben wir da vermutlich etwas für Dich!

Vielleicht hast Du schon mal vom „ „Distanztraining“ gehört. Diese verhältnismäßig neue Hundesportart erfreut sich immer größerer Beliebtheit, wobei ihr Ursprung nicht ganz klar ist. Eine Theorie besagt, dass es sich vom Longieren des Pferdes ableitet. Hier hält der Mensch das Pferd an einer etwa 10 m langen Leine und führt es im Kreis um sich herum, um es zu bewegen und zu gymnastizieren. Die andere Annahme ist, dass das Distanztraining aus dem Bereich des Hütehundetrainings stammt. Beim Erstkontakt stehen die Schafe in einem eingezäunten Kreis, dem sog. „Pferch“. Hütehunde lernen im ersten Schritt, diese zu umkreisen und dabei auf Signal des Schäfers zu stoppen und die Richtung zu wechseln. 

Die Idee

Unabhängig vom Ursprung hat sich diese neue Hundesportart als schnell zu erlernende und sehr effektive Auslastungs- und Trainingsmöglichkeit für Mensch und Hund etabliert. Aber was ist eigentlich die Idee hinter dem Spaß?

Das Distanztraining erfolgt an einem abgesteckten Kreis. Anfänglich bewegt sich der Mensch noch mit dem Hund um den Kreis, Ziel ist es aber, den Hund durch körpersprachlich gegebene Signale von der Mitte des Kreises aus in verschiedenen Geschwindigkeitsstufen rechts und links um den Kreis zu schicken; die Signale sollen ihn dazu bringen, die Richtung zu wechseln oder stehenzubleiben. Zusätzlich können weitere Geräte wie Hürden, Tunnel etc. eingebaut werden. In fortgeschrittenen Trainingsphasen kann auch ein weiterer Kreis dazukommen oder der sichtbare Kreis sukzessive abgebaut werden. Ganz im Fokus steht hier die Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Einerseits soll der Mensch lernen, den Hund auf Distanz zu beeinflussen, vor allem aber soll der Hund lernen, trotz der Entfernung Kontakt zu seinem Menschen zu halten. Dieses Können ist für den Alltag ohne Leine besonders wichtig. 

Die Vorteile

Warum Distanztraining und nicht irgendeine andere Hundesportart? Distanztraining eignet sich unglaublich gut als Auslastungsmöglichkeit für sehr aktive Hunde mit großem Laufbedürfnis. Hier muss der Mensch nicht täglich aufs Fahrrad, sondern kann bei fortgeschrittenen Kenntnissen den Hund bequem von der Kreismitte aus bewegen. Auch für Hunde, die aus verschiedenen Gründen nicht frei laufen können, ist Distanztraining an der Schleppleine geeignet, um ihr Laufbedürfnis zu befriedigen. Darüber hinaus ist diese Hundesportart aus meiner Sicht die einzige, wirklich würdige Ersatzbeschäftigung für Hütehunde. Manche Menschen üben mit ihren Hütern „Treibball“ aus; dazu ist zu sagen, dass der nahe Kontakt des Hundes zum Ball (bzw. in der Realität zum Vieh) eigentlich eher den Treibhunden zugeordnet ist. Hütehunde zeichnen sich ja vorwiegend durch die feine und scharfsinnige Arbeit auf Distanz aus. Daher ist das Lenken auf Abstand und die enge Zusammenarbeit mit dem Menschen mit vielen kreativen Erweiterungsmöglichkeiten die Nummer-1-Alternative für viele Hütehunde. Grundsätzlich sind beim Distanztraining aber keiner Rasse Grenzen gesetzt. Unterschiede gibt’s dann nur in der Dynamik. Der Leonberger wird sich anders um den Kreis bewegen, als der Australian Shepherd. 

Der Aufbau

Der Distanzkreis, dessen Durchmesser je nach Platzangebot und Größe des Hundes etwa 10 bis 30 Meter beträgt, wird mit Flatterband (im Baumarkt erhältlich) abgesteckt. Zum Abstecken benötigt man außerdem eine Schleppleine, am besten 12 Zeltheringe aus Plastik mit einer Höhe von 30 cm (im Internet erhältlich) und einen Hammer (je nach Härte des Bodens). Positioniert man in der gewollten Kreismitte einen Hering, kann man mittels einer 5 m langen Schleppleine in Abständen von ca. 1,5 m einen Hering nach dem andern, gegebenenfalls mithilfe des Hammers, in den Boden stecken. Dabei ist zu beachten, dass die glatte Seite des Herings nach außen gerichtet ist, sodass die Hunde nicht daran hängen bleiben. Das Flatterband wird nachher an einem beliebigen Hering mit Knoten fixiert und dann gut sitzend um jeden Hering gewickelt, sodass auch eine gewisse Spannung entsteht. Am Ende wird das Flatterband abgerissen und verknotet. Nun steht der Kreis. 

Und „Go“

Mit Deinem Hund arbeitest Du am Kreis am besten mit Geschirr und Schleppleine. Du führst ihn zu Beginn relativ dicht an die Außenseite des Kreises, Du selbst stehst dabei direkt neben Deinem Hund im Innern des Kreises, so dass das Flatterband sich genau zwischen Dir und Deinem Hund befindet. Die ersten Runden darf Dein Hund nun in beide Richtungen ganz gemütlich außerhalb des Kreises laufen, während Du ihn an der Schleppleine vom Rand des Kreisinneren führst. Hat der Hund die Umgebung um den Kreis nun kennengelernt, kann die erste Übung beginnen. Setze ihn dafür am besten relativ nah am Flatterband ab, am besten direkt in die Richtung ausgerichtet, in welche er gleich loslaufen soll. Nun geht es vor allem um Deine Körpersprache und die Frage, wie Du Deinen Hund führen willst. Für die meisten Hunde ist es anfangs am einfachsten, wenn Du ihn mit dem linken Arm losschickst, wenn er nach rechts, also im Uhrzeigersinn um den Kreis herum laufen soll. Er wird also erst einmal mit dem Arm geführt, der ihm am nächsten ist. Würdest Du in dieser Phase des Trainings den rechten Arm benutzen, müsstest Du Dich zum einen stark verdrehen, damit der Hund Deine Führhilfe sieht. Ein entspanntes „Geradeaus-Laufen“ ist damit aber nicht mehr möglich. Zudem wird der Hund bemüht sein, vor Dich zu kommen, um Deine Führhilfe, also den rechten Arm, besser zu sehen. Dadurch passiert es schnell, dass Dein Hund über das Flatterband springt und in den Kreis zu Dir kommt. Genau das willst Du aber ja gerade vermeiden. Später einmal, wenn Du so weit bist, dass Du selbst in der Kreismitte stehst, kannst Du durch den Einsatz der Arme das Tempo variieren. Immer dann, wenn Du Deinen Hund mit dem linken Arm rechtsherum um den Kreis schickst, wendest Du ihm dabei leicht den Rücken zu und kannst so das Tempo steigern. Beim Führen mit dem rechten Arm kontrollierest Du dagegen Deinen Hund vielmehr, wenn er um den Kreis rechtsrum läuft, da Du ihm mehr Körperfront zuwendest. So kannst Du das Tempo Deines Hundes reduzieren. Wichtig ist in jedem Fall, im ersten Schritt schon ein Signal zu etablieren, das nur für dieses Training benutzt wird, z. B. „Go“. Dein Hund sitzt nun also nah an der Außenseite des Kreises, Du befindest Dich nah bei ihm, aber auf der Innenseite. Stelle Dich nun neben Deinen Hund, spreche ihn an, verwende „Go“ als Startkommando und schicke ihn mit einer einladenden Bewegung, zielgerichtetem Blick und ausgestrecktem Arm in die gewünschte Richtung. Folgt er nur wenige Schritte, werfe ihm ein Leckerli zu oder gebe ihm dieses mit der Hand. Bei manchen Hunden reicht hier auch ein ruhiges Lob. Achte darauf, Dich nicht zu überschwänglich zu freuen, weil dies oft dazu führt, dass der Hund in das Kreisinnere springt. Wiederhole diese Übung mehrmals in beide Richtungen, und baue sukzessive größere Distanzen bis zur Belohnung auf. Ist Dein Hund mit Spielzeug zu motivieren und kann apportieren (also den Wurfgegenstand wieder zurückbringen), kann dieses nach der ordentlichen Laufphase auch außerhalb des Kreises geworfen werden. Wichtig ist in jedem Fall nur, dass sowohl Leckerli als auch Spielzeug zwar griffbereit sind, dem Hund während des Laufens aber nicht gezeigt werden. Von besonderer Bedeutung ist hier wieder Deine Körpersprache. Der Hund wird eher in den Kreis kommen, wenn Du Blickkontakt aufnimmst und ihn dadurch zu Dir lockst. Daher gilt es, immer in die gewünschte Laufrichtung zu schauen, aber erst einmal auf Höhe des Hundes mitzulaufen.

Im zweiten Schritt können nun kleine Laufziele eingeführt werden. Entweder arbeitest Du hier mit kleinen Futterschüsseln und schnell schluckbarem Leckerli, wie z. B. Wurst, oder eben dem Spielzeug. Hast Du ein gutes Gefühl der Zusammenarbeit, kannst Du nun auch die Schleppleine wegnehmen. Wenn nicht, ist dies durchaus auch noch später möglich. Setze Deinen Hund ab, und platziere das Laufziel erst einmal in max. 3 m Entfernung. Auf „Go“ darf Dein Vierbeiner wieder gemeinsam mit Dir starten und zu seinem Objekt der Begierde laufen. Spätestens jetzt wirst Du merken, dass dieses Training zumindest anfänglich auch viel Kondition des Menschen erfordert. Hat der Hund das Laufziel verstanden und nicht abgekürzt, kannst Du Schritt für Schritt die Abstände vergrößern. Mache ihm das Training durch Laufziele weiter schmackhaft. Wechsele die Richtungen, und beachte Deine Körpersprache unentwegt. Hat der Hund dann verstanden, einen Halbkreis zu laufen, ohne abzukürzen, kannst Du Dich step by step der Kreismitte annähern. Klappt dies nach einigem Training ganz gut, ist es an der Zeit, die Laufziele vorzutäuschen. Du tust also so, als ob Du das Laufziel platzieren würdest, versteckst es dann aber wieder gekonnt in Deiner Tasche. Dein Hund, der brav am gewünschten Ausgangspunkt geblieben ist, wird nun natürlich weiterhin das Ziel erreichen wollen. Ist er an der gedachten Stelle, nimmst Du ihn einfach noch ein paar Laufschritte mit und belohnst ihn dann mit dem „Ziel“ aus Deiner Tasche. So bringst Du ihm langsam bei, sich primär für das Laufen zu begeistern, nicht nur für ein bestimmtes Ziel. Des Weiteren kannst Du nun mit Richtungswechseln arbeiten. Dein Hund sollte ja in regelmäßigem Kontakt mit Dir sein und sehr fein auf Dein Signale reagieren. Durch elegante Verlagerung des Körpergewichts, einen Wechsel der Blickrichtung und die geänderte Zeigerichtung kannst Du nun z. B. auch Richtungswechsel einführen. Später sollte dann auch noch eine gezielte Tempoänderung anzukommen. Also Schritt, Trab oder Galopp auf Signal. Alle weiteren Signale wie Stopp, ihn aus dem Laufen abzulegen, über eine Hürde springen zu lassen usw. sollten zunächst einmal außerhalb dieses Trainings klappen, um dann eingebaut zu werden. Wie in jedem Training, ist es auch beim Distanztraining wichtig, die Prinzipien der Lerntheorie einzuhalten. Das heißt zum Beispiel, lieber in kürzeren Etappen, aber dafür häufiger zu trainieren. Und die Übungen immer so aufzubauen, dass Dein Hund auch sicher zum Erfolg kommt, auch wenn es nur ein kleiner Schritt und nicht das Endziel ist. 

Fazit 

Wie Du siehst, ist das Training auf Distanz nicht nur für den Hund eine gute Übung in puncto Kommunikation. Auch dem Halter wird beim kleinsten Fehler klar verdeutlicht, wie fein die Körpersprache der Hunde ist und wie oft wir dies im Alltag wohl missachten. Durch diese nuancierte Zusammenarbeit wird also nicht nur gemeinsam trainiert, sondern auch die Bindung und Kommunikation zwischen Mensch und Hund an vielen Stellen bereichert.

Ein Artikel unserer DOGS Partnerin Conny Sporrer (Martin Rütter DOGS Wien)

Beutespiele – Gegenstände apportieren

Je nach Veranlagung Deines Hundes wird dieser entweder mehr an Beutespielen, an Schnüffelspielen, an Bewegungsspielen oder aber an Denkspielen interessiert sein. Bei Beutespielen steht das „Beute-machen“ im Vordergrund, bei Schnüffelspielen geht es darum, die Nase einzusetzen, bei Bewegungsspielen steht die körperliche Bewegung im Vordergrund und bei Denkspielen muss der Hund über Nachdenken und Ausprobieren eine Lösung für ein Problem finden.

Die meisten Hunde finden Beute spannend und verfolgen diese sofort. Natürlich kannst Du jetzt einfach einmal einen Ball nehmen, diesen Deinem Hund zeigen und ihn werfen. Vielleicht läuft Dein Hund nun freudig dem Ball hinterher, nimmt ihn auch auf, und… rennt dann vielleicht erst einmal damit herum, anstatt den Ball zu Dir zu bringen. Damit Dir dieser Fehler nicht passiert, solltest Du an die erste Apportierübung anders herangehen. Dazu benötigst Du ein gut sitzendes Geschirr für Deinen Hund sowie eine Schleppleine. Nimm nun einen Gegenstand, wie z. B. ein Dummy, in die Hand und mache Deinen Hund aufmerksam. Motiviere ihn, dem Dummy hinterherzulaufen, indem Du dieses auf dem Boden in kurzen Schwüngen vor ihm wegziehst. Ist Dein Hund motiviert und springt dem Dummy hinterher, kannst Du das Dummy werfen.

Hat Dein Hund den Wurf beobachtet und läuft dem Dummy hinterher, lässt Du die Schleppleine einfach durch Deine offene Hand gleiten. Dazu solltest Du die Schleppleine vorab schon ohne Schlingen und Schlaufen hinter Dir ausgelegt haben. Ist die Schleppleine noch verwickelt, bleibt leicht eine Schlaufe in Deiner Hand hängen, sodass entweder Du Dich schwer verletzen kannst, oder aber der Hund einen unangenehmen Ruck erfährt. Dies solltest Du in jedem Fall vermeiden, denn gerade am Anfang könnte der Hund einen solchen Ruck als Korrektur auffassen und denken, dass gar nicht gewünscht war, dass er hinter dem Gegenstand herläuft. Auch wenn Du versehentlich zu weit wirfst, vermeide es bitte, das Ende der Schleppleine festzuhalten. Lasse es einfach durch Deine Hand gleiten. Sobald der Hund am Spielzeug angekommen ist, kannst Du entspannt ein paar Schritte nach vorne gehen und das Ende der Schleppleine wieder aufnehmen.

Wenn Dein Hund am Spielzeug angekommen ist, beobachte ihn genau. Im Idealfall nimmt er nun das Spielzeug ins Maul. Jetzt ist Dein Einsatz gefragt. Locke ihn zu Dir, indem Du ihn z. B. ansprichst, Dich hinhocken, ein paar Schritte rückwärts läufst. Die Schleppleine ist dabei nur dafür da, Deinen Hund einzusammeln. In dem Augenblick, in dem er einige Schritte auf Dich zu macht, verkürztest Du daher die Schleppleine, sodass er sich nicht mehr weiter entfernen kann. Bitte nutze die Schleppleine nicht dafür, um Deinen Hund heranzuziehen. Diese Einwirkung ist für den Hund unangenehm und führt meist erst einmal dazu, dass Widerstand auftritt, Dein Hund sich erst recht entfernen möchte. Will er sich entfernen, halte die Schleppleine einfach ganz ruhig fest und warte. Spreche ihn dann wieder an und locke ihn wieder zu Dir. Aber Achtung, hole dabei noch kein Futterstück aus Deiner Tasche, das gibt es erst, wenn Dein Hund bei Dir angekommen ist. Viele Hunde lassen nämlich in dem Augenblick, in dem sie das Futter wahrnehmen, das Dummy sofort fallen und kommen zum Menschen gelaufen. Ist Dein Hund mit dem Dummy bei Dir angekommen, kannst Du nun das Futterstück herausholen und Deinen Hund für das Bringen belohnen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Beutespiele – Zerrspiele: wenn es wild wird!

Je nach Veranlagung Deines Hundes wird dieser entweder mehr an Beutespielen, an Schnüffelspielen, an Bewegungsspielen oder aber an Denkspielen interessiert sein. Bei Beutespielen steht das „Beute-machen“ im Vordergrund, bei Schnüffelspielen geht es darum, die Nase einzusetzen, bei Bewegungsspielen steht die körperliche Bewegung im Vordergrund und bei Denkspielen muss der Hund über Nachdenken und Ausprobieren eine Lösung für ein Problem finden. 

Ein Beutespiel, bei dem es oft wild zugeht, ist das Zerrspiel um Beute. Die Meinungen, ob man als Mensch Zerrspiele mit Hunden durchführen sollte, gehen oftmals weit auseinander. Betrachtet man Hunde im harmonischen Spiel miteinander, kann man durchaus feststellen, dass diese z. T. Zerrspiele miteinander spielen. Allerdings kann man dabei auch beobachten, dass die Regeln immer absolut klar sind. Gezerrt wird immer nur bis zu einer bestimmten Grenze, sodass es nicht zu einer brenzligen Situation zwischen den beiden Spielpartnern kommt. Keiner geht beim Zerren aufs Ganze. Macht der ranghöhere Hund in der Beziehung deutlich, dass er das Spiel eigentlich beenden und die Beute für sich beanspruchen möchte, gibt der rangniedrigere Hund das Spiel auf.

Würden sich Menschen auch an diese Regeln halten, wären Zerrspiele vollkommen unproblematisch. Ein Zerrspiel kann nämlich auch zwischen Mensch und Hund ein wunderbares Kräftemessen sein, ein spielerischer Vergleich der körperlichen Fähigkeiten. Damit dies überhaupt funktioniert, sollte die Beziehung zwischen Dir und Deinem Hund geklärt sein, Dein Hund sollte sich an Dir orientieren, Dir vertrauen. Denn nur dann wird er akzeptieren, dass Du das Spiel bestimmst, entscheidest, wann es wilder wird, aber auch, wann ein plötzlicher Abbruch erfolgt. Zudem wird er den Streit um die Beute spielerisch ansehen. Gerade bei Hunden, bei denen es in Bezug auf Beute schnell zu aggressivem Verhalten kommt, die also sobald der Mensch Beute in der Hand hält, diesen fixieren, anknurren oder sogar beißen, um an die Beute zu gelangen, ist ein Zerrspiel natürlich absolut tabu, da der Hund den Streit um die Beute schnell ernst nehmen kann.

Akzeptiert Dein Hund jedoch Deine Rolle als Denjenigen, der das Spiel bestimmt, spielt es keine Rolle, wer die einzelne Spielsequenz gewinnt. Natürlich solltest Du aber nicht immer nur Deinen Hund gewinnen lassen. Du entscheidest, ob Du bei einer Sequenz den Hund gewinnen lässt oder nicht.

Beachte auch, dass Dein Hund sich durch das Zerrspiel nicht extrem hochpuscht. Viele Hunde steigern sich beim Zerrspiel so in diese Aktivität hinein, dass sie keinerlei Außenreize mehr wahrnehmen. Dein Hund sollte aber bei jeder Aktivität, die Du mit ihm ausführst, immer ansprechbar für Dich sein. Denn nur dann kannst Du ein Spiel auch jederzeit unterbrechen bzw. stoppen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Beutespiele – Hetze an der Reizangel

Beim Training mit der Reizangel soll der Hund einen an einer Schnur festgebundenen Gegenstand verfolgen und hetzen. Für das Training benötigst Du zunächst einmal eine Reizangel. Diese, oder alternativ eine Longierpeitsche für Pferde, kannst Du im Fachhandel erwerben. Natürlich kannst Du Dir die Reizangel auch einfach selbst basteln. Dazu benötigst Du einen ca. 2 m langen Stock, an dessen oberen Ende Du eine etwa 2 m lange Schnur befestigst. Die Schnur sollte mindestens einen Durchmesser von 4 mm haben, damit Dein Hund sich nicht verletzen kann, falls er sich bei der Hetze einmal in der Schnur verwickelt. An das untere Ende der Schnur bindest Du nun eine von Deinem Hund begehrte Beute. Diese sollte aber nicht zu schwer sein, da die Handhabung der Reizangel sonst sehr umständlich wird. Am besten bereitest Du alles in Ruhe vor und probierst die Handhabung der Reizangel mit Beute erst einmal ohne Deinen Hund aus.

Starte das Training nun, indem Du Deinem Hund die an der Schnur befestigte Beute zeigst und ihn motivierst, hinterher zu laufen. Werfe die Beute ein kleines Stück weg und lasse Deinen Hund hinterher laufen. Kurz bevor Dein Hund am Gegenstand angekommen ist, ziehst Du diesen ein ganz kleines Stück mit der Schnur von Deinem Hund weg. Lasse Deinen Hund danach die Beute direkt fangen. Es ist wichtig, dass er zunächst einmal Erfolg hat. Würdest Du jetzt die Beute direkt schon mehrere Runden lang von Deinem Hund wegbewegen, kann es passieren, dass dieser denkt, dass er bei diesem Spiel eh keine Chance auf Erfolg hat und aufgibt. Steiger daher nun Schritt für Schritt die Länge, die Dein Hund den Gegenstand hetzen darf. Anfangs ist es nur eine viertel Runde, dann eine halbe Runde, eine drei viertel Runde, später auch mal ein oder sogar zwei ganze Runden.

Jetzt bist Du so weit, dass Du auch die Richtung wechseln kannst. Passe dabei aber auf, dass Dein Hund nicht von der Beute getroffen wird oder sich in der Schnur verfängt. Du wirst schnell herausfinden, wann ein günstiger Moment für einen Richtungswechsel bei Deinem Hund ist. Baue nun auch Tempowechsel ein. Werde etwas langsamer, täusche also sozusagen eine erschöpfte Beute vor. Dein Hund wird denken, dass er die Beute nun bald hat. Wird er langsamer, kannst Du auch eine kurze Pause machen und die Beute liegen lassen. Vielleicht zeigt er nun sogar ein Vorstehen vor der Beute oder ein Anschleichen. Aber passe genau auf, denn Du musst nun den Moment erwischen, indem Dein Hund zum Sprung auf die Beute ansetzt. Genau in diesem Augenblick bewegst Du die Beute weiter vom Hund weg, die Hetze geht erneut los. Was für ein Spaß!

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Denkspiele – Helfer im Alltag

Die meisten Hunde haben viel Spaß daran, kleinere Tricks und Kunststücke zu erlernen. Daher bietet es sich geradezu an, Deinem Hund Handlungen beizubringen, mit denen er Dir den Alltag erleichtern kann. Du hast für Deinen Hund viele verschiedene Spielzeuge angeschafft, die nicht immer überall in der Wohnung herumliegen sollen? Dann bringe Deinem Hund doch bei, diese in einer Kiste aufzuräumen. Für diesen Trick musst Du Deinem Hund zunächst das Apportieren beibringen. Lege nun ein Spielzeug im Zimmer aus und fordere Deinen Hund auf, Dir das Spielzeug zu bringen. Du sitzt dabei direkt neben der Kiste, in welche Dein Hund das Spielzeug zukünftig einräumen soll. Halte nun die Hand über die Kiste und lasse Deinen Hund das Spielzeug in Deine Hand legen. Im weiteren Training nimmst Du in diesem Augenblick Deine Hand weg, sodass das Spielzeug automatisch in die Kiste fällt. Wiederhole diese Übung mehrmals. Im weiteren Verlauf hältst Du die Hand nun nur noch an den Rand der Kiste. Hat Dein Hund verstanden, dass er das Spielzeug in die Kiste fallen lassen soll, kannst Du ein neues Signal wie z. B. „Aufräumen“ hinzufügen. Schritt für Schritt entfernst Du Dich selbst nun immer mehr von der Kiste, bis Du Deinen Hund mit dem Spielzeug auch aus der Distanz zur Kiste schicken kannst, damit dieser das Spielzeug dort hineinlegt.

Beim Training mit unseren jungen Hunden nehmen wir immer auch die Rentner mit. Diese haben in der Trainingszeit in der Regel „frei“ und dürfen auf dem Trainingsgelände herumlaufen, schnüffeln und all dem nachgehen, wozu sie Lust haben. Dabei entfernst Du Dich jedoch oftmals auch ein ganzes Stück. Solange Dein Rentner noch gut hört, kannst Du ihn nach Trainingsende natürlich einfach zu Dir rufen. Doch was tun, wenn der alte Herr oder die alte Dame bereits taub ist und gerade partout nicht in Deine Richtung blickt? Da hilft dann leider auch kein Sichtzeichen. Unsere alte Oma hatte daher im Freilauf immer ein kurzes Stück Leine am Geschirr hängen. Dieses war natürlich ohne Schlaufen und Ösen, sodass sie nirgends hängen bleiben konnte. Zum Ende des Trainings wurde nun einer der jüngeren Hunde mit dem Signal „Hol die Oma“ zur alten Dame geschickt. Der junge Hund nahm daraufhin das Seil am Halsband von Oma auf und führte sie zu uns zurück.

Befestige für diesen Trick ein Seil am Geschirr Deines älteren Hundes. Fordere den jungen Hund auf, das Seil aufzunehmen und zu Dir zu bringen. Schritt für Schritt verkürzt Du nun das Seil und vergrößerst die Distanz zu Dir. Dabei bekommt bei dieser Übung nicht nur der junge Hund eine Belohnung für die durchgeführte Übung, auch die Oma wird für ihr bereitwilliges Folgen belohnt. Diese Übung kannst Du natürlich nur dann mit Deinen Hunden durchführen, wenn diese sich gut miteinander vertragen. Zudem sollte der junge Hund nicht allzu stürmisch bei der Aufgabe vorgehen, er soll die Oma schließlich nicht hinter sich her schleifen.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Denkspiele – Futterspiele und mehr!

Bei Denkspielen liegt die Hauptintention auf der geistigen Auslastung des Hundes. Denkspiele eignen sich daher gut, wenn Du oder der Hund z. B. gerade körperlich eingeschränkt seit und krankheitsbedingt keine großen Spaziergänge oder aktiven Beschäftigungsformen durchführen können. Durch Denkspiele förderst Du zudem die Kreativität Deines Hundes. Dabei gibt es Spiele, bei denen der Hund hauptsächlich selbst ausprobieren muss, wie er die gestellte Aufgabe lösen muss, es gibt aber auch viele Spiele, bei denen ihr gemeinsam als Team agiert.

Geschenke auspacken: Auch Hunde bekommen gerne Geschenke, und das nicht nur am Geburtstag! Mache Deinem Hund doch einmal eine Freude und verpacke einige Futterbrocken als Geschenk. Dazu nimmst Du eine Handvoll Futter und streust dieses zwischen einige Blätter zusammengeknülltes Zeitungspapier. Dieses Geschenk packst Du nun mit einer Lage Pack- oder Geschenkpapier ein. Lasse Deinen Hund anfangs beim Einpacken ruhig noch zuschauen. Das fertige Geschenk überreichst Du nun Deinem Hund. Er wird zunächst einmal interessiert am Päckchen schnuppern. Bestätige ihn, wenn er beginnt, das Päckchen mit der Pfote oder den Zähnen zu bearbeiten und versucht, es aufzubekommen. Unsicheren Hunden kannst Du helfen, indem Du am Anfang das Päckchen selbst ein Stück öffnest, oder es an einer Stelle beim Einpacken gar nicht erst fest verschließt.

Fische fangen: Fülle für dieses Spiel eine der Größe Deines Hundes angepasste Kiste. Dein Hund sollte von außen problemlos mit dem Kopf in die Kiste gelangen, oder aber entspannt komplett darin stehen können. Für dieses Spiel bietet sich z. B. eine Einkaufskiste, eine Sandmuschel für Kinder oder ein richtiges Hunde-Planschbecken an. Fülle die Kiste nun mit Wasser und werfe dann eine Handvoll Futterbrocken in die Kiste hinein. Dein Hund darf dabei natürlich zuschauen. Jetzt darf er die Futterbrocken aus dem Wasser fischen. Du kannst die Schwierigkeit dabei steigern, indem Du anfangs schwimmende Futterbrocken verwendest, später dann Futterbrocken, die untergehen und nach denen Dein Hund tauchen muss.

Als lustige Alternative kannst Du dieses Spiel auch mit einem Apfel spielen. Dazu verwendest Du als Wasserbecken am besten einen Eimer, da hierbei die Wasserfläche nicht so groß ist. Wenn Dein Hund anfangs nämlich nicht geschickt beim Fischen vorgeht, wird der Apfel immer wieder wegschwimmen. Daher ist dieses Spiel bei einer kleineren Wasserfläche dann nicht ganz so schwer. Hat Dein Hund den Apfel aus dem Wasser gefischt, darf er diesen natürlich fressen!

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman

Angst vor dem Tierarzt

Unsere Hündin Stella ist ein Jack Russell Terrier-Labrador Mix. Sie hat eine traumatische Erfahrung beim Tierarzt gemacht. Seitdem fängt sie an zu koten, sobald sie auf den Tisch beim Tierarzt soll. Im Behandlungsraum hat sie ihren Schwanz auch schon eingeklemmt bis unter ihrem Bauch. Sie nimmt auch keine Leckerchen.

Beim Tierarzt muss tatsächlich sehr oft die Behandlung des Hundes an erster Stelle stehen, nicht immer kann der Tierarzt bei der Behandlung auf das Verhalten des Hundes Rücksicht nehmen. Wichtig ist daher, eine solche traumatische Erfahrung, wie Stella sie gemacht hat, möglichst sofort, spätestens jedoch, wenn der Hund wieder gesundet ist, aufzufangen und mit positiven Erfahrungen zu überlagern. Du musst nun in wirklich winzig kleinen Schritten das Training beginnen.

Überlege daher zuerst einmal, was genau Stella alles Angst macht. Zeigt sie schon im Wartezimmer erste Anzeichen von Angst oder hat sie den Vorfall nur mit dem Behandlungszimmer verknüpft. Reagiert sie bereits auf die Tierarzthelferin oder erst dann, wenn der Tierarzt dazu kommt? Ist ihre Angst nur mit diesem einen Tierarzt bzw. dieser Praxis verknüpft, oder zeigt sie diese Angst auch gegenüber anderen Tierärzten bzw. in anderen Praxen. Reagiert sie mit Panik nur, wenn sie auf den Tisch soll, oder lösen auch andere Handlungen oder Gegenstände Panik aus? Alle Elemente, die Angst auslösen, trainierst Du dann einzeln mit Stella.

So kannst Du z. B. zu Hause einen Tisch aufbauen, der dem Behandlungstisch beim Tierarzt ähnelt. Beginne dabei zuerst mit einem sehr niedrigen Tisch. Stella soll nun lernen, auf den Tisch zu springen. Dort bekommt sie dann eine Belohnung und darf auf Dein Signal wieder herunter hüpfen. Später soll sie auf dem Tisch auch längere Zeit ruhig stehen, sitzen oder liegen bzw. sich auf die Seite legen, also alles das, was beim Tierarzt notwendig sein kann. Dabei solltest Du die Signale „Steh“, „Sitz“, „Platz“ und „Leg dich“ vorab ohne Tisch auf dem Boden bzw. das seitliche Hinlegen am besten auf einer weichen Decke aufbauen. Im weiteren Training benutzt Du dann einen immer höheren Tisch.

Nun trainiere den Besuch beim Tierarzt. Dazu nähere Dich zunächst nur der Praxis, bleibe mit Stella aber erst einmal noch draußen. Auf dem Parkplatz darf Stella nun apportieren, suchen oder eine andere Beschäftigung durchführen, die Du mit ihr zuvor aufgebaut hast und die ihr Spaß macht. Sie darf dabei zwar leicht beunruhigt sein, sollte sich aber noch auf das Training einlassen und Futter annehmen. Schritt für Schritt näherst Du Dich nun dem Wartezimmer, bis Stella auch im Wartezimmer mit Dir trainiert und frisst. Am besten fragst Du den Tierarzt, ob Du zu Zeiten außerhalb der Sprechstunde mit Stella kommen kannst, damit Du ganz in Ruhe trainieren kannst, ohne durch andere Patienten und deren Menschen gestört zu werden bzw. damit die anderen Patienten durch Dein Training nicht beunruhigt werden. Erweitere nun das Training auf das Behandlungszimmer und beziehe die Dinge, die Stella Angst machen, in das Training mit ein, wie z. B. den Behandlungstisch. Bleibt Stella irgendwann auch dabei entspannt, bitte den Tierarzt, Stella zu füttern. Trainiere zuvor zu Hause, dass zunächst Du, später auch andere Menschen Stella anfassen, indem sie ihre Pfote hochheben, ihr in die Ohren schauen oder ihren Kopf festhalten. Nimmt Stella Futter vom Tierarzt an und bleibt dabei entspannt, kann dieser kurze Untersuchungseinheiten durchführen. Wichtig ist dabei jedoch, dass Stella nicht erneut Schmerzen bei der Untersuchung empfindet.

DOGS Tipp Erstellt von Andrea Buisman