Nederlandse Kooikerhondje
Steckbrief
FCI Standardnummer: | 314 |
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Widerristhöhe Hündin: | 38 cm |
Widerristhöhe Rüde: | 40 cm |
FCI Gruppe: | Apportierhunde, Stöberhunde, Wasserhunde |
Herkunftsland: | Niederlande |
Fellfarbe: | Klar abgegrenzte Flecken von reiner orange-roter Farbe auf weißem Grund |
Fellbeschaffenheit: | Mittellang, leicht gewellt oder glatt und dicht anliegend. Weiches Haar. Gut entwickelte Unterwolle. |
Geschickte Helfer bei der Entenjagd
Der Name des Kooikerhondjes gibt einen klaren Hinweis auf seinen ursprünglichen Zweck: Diese Hunde wurden speziell für eine einzigartige Form der Entenjagd in den Niederlanden eingesetzt, die insbesondere im 16. Jahrhundert, aber auch darüber hinaus, weit verbreitet war. Die wasserreiche Landschaft der Niederlande mit zahlreichen Flüssen und Tümpeln bot ideale Voraussetzungen für diese Jagdmethode. Dabei spielten die Kooikerhondjes eine Schlüsselrolle in sogenannten "Koois", natürlichen Käfigen, die bei der Jagd an Gewässern angelegt wurden. Zahme Enten lockten Wildenten an, und das Kooikerhondje führte diese durch spielerisches Herumtollen und Schwanzwedeln in die Falle. Diese Methode war effizient und weit verbreitet, bis die moderne Jagd und Veränderungen in der Landnutzung sie nahezu überflüssig machten.
Fast ausgestorben
Die Rasse geriet in Vergessenheit und stand während des Zweiten Weltkriegs kurz vor dem Aussterben. Dank der Bemühungen der Baronin van Hardenbroek van Ammerstol wurde das Kooikerhondje jedoch gerettet. Sie ließ anhand alter Abbildungen nach entsprechenden Hunden suchen und fand in Friesland die Hündin „Tommy“, die als Stammmutter der modernen Rasse gilt. 1942 wurde die Zucht wieder aufgenommen, basierend auf nur wenigen Hunden. 1971 wurde das Kooikerhondje von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) als eigenständige Rasse anerkannt. Heute ist es weltweit vertreten.
Quadratischer Hund mit charakteristischer Fellfärbung
Das Kooikerhondje ist ein mittelgroßer Hund mit nahezu quadratischem Körperbau, der sofort durch seine Fellfärbung auffällt. Die charakteristischen Farben bestehen aus klar abgegrenzten orange-roten Flecken auf weißem Grund. Besonders auffällig sind die schwarzen Haarspitzen an den herabhängenden Ohren, die sogenannten „Ohrringe“. Sie gelten als erwünschtes Merkmal. Allerdings ist das Vorhandensein dieser keine Voraussetzung für die Zuchtzulassung. Das mittellange Fell ist glatt oder leicht gewellt und liegt eng an. Darunter befindet sich gut entwickelte Unterwolle.
Temperamentvolle Begleiter
Die Hunde gelten als freundlich, lebhaft und intelligent, was sie zu beliebten Familien- und Begleithunden macht. Kooikerhondjes genießen die Nähe zu ihren Bezugspersonen und sind dafür bekannt, sich ihren Menschen eng anzuschließen. Damit diese Eigenschaft nicht ins Negative umschlägt, ist es wichtig, mit dem Kooikerhondje früh und kleinschrittig das Alleine bleiben zu trainieren und sich daheim nicht „stalken“ zu lassen. Gleichzeitig sind sie Fremden gegenüber eher zurückhaltend, aber nicht ängstlich. Bei vielen Kooikerhondjes ist die territoriale Motivation durchaus etwas ausgeprägter. Sie sind temperamentvoll und lieben es, sich zu bewegen, sei es durch Apportierspiele, Tricks oder andere Aktivitäten. Aufgrund ihres lebhaften Wesens benötigen sie ausreichend geistige und körperliche Auslastung, um zufrieden und ausgeglichen zu sein. Ihre ursprüngliche Aufgabe als Jagdhelfer sollte durch Dummytraining oder Nasenarbeit sinnvoll kanalisiert werden, da die Hunde durchaus immer noch jagdlich sehr ambitioniert sind. Als alte Arbeitshunde sind die „Kooiker“ auch sensibel, was man im Alltag – gerade auch als Familie mit Kindern – berücksichtigen sollte.
Gesundheit des Kooikerhondjes
Wie viele „rein gezüchtete“ Rassen bringt das Kooikerhondje gesundheitliche Herausforderungen mit sich. Diese resultieren vor allem aus der geringen genetischen Vielfalt, die durch die Geschichte der Rasse bedingt ist. Die Rettung des Kooikerhondjes im 20. Jahrhundert begann mit nur wenigen Tieren, was bis heute Auswirkungen auf die Gesundheit und Zuchtbasis hat.
Die begrenzte genetische Vielfalt des Kooikerhondjes erhöht das Risiko für Erbkrankheiten. Zu den bekanntesten Problemen gehört die erbliche nekrotisierende Myelopathie (ENM), eine neurologische Erkrankung, die Lähmungen und Bewegungsstörungen verursacht. Dank genetischer Tests können Träger dieser Krankheit identifiziert werden und sollten in einer verantwortungsvollen Zucht natürlich nicht eingesetzt werden. Dies erfordert eine sorgfältige Zuchtplanung.
Ebenfalls häufig kommt die Von-Willebrand-Krankheit Typ III vor, eine schwere Blutgerinnungsstörung. Hunde, die darunter leiden, sind anfällig für unkontrollierte Blutungen, was Operationen oder Verletzungen potenziell lebensbedrohlich machen kann.
Weitere gesundheitliche Probleme des Kooikerhondjes sind:
- Patellaluxation: Eine Fehlstellung der Kniescheibe, die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursacht.
- Epilepsie: Anfälle sind auch bei dieser Rasse ein bekanntes Problem, deren genaue Ursachen nicht immer geklärt sind.
- Augenerkrankungen: Dazu zählen unter anderem Katarakte (Grauer Star) oder progressive Retinaatrophie (PRA), die zur Erblindung führen können.
Einfluss der Zuchtstandards und Maßnahmen für eine bessere Gesundheit
Der Fokus auf äußerliche Merkmale ist problematisch. Während die Gesundheit der Hunde oberste Priorität haben sollte, rücken das Aussehen und die Ausstellungskriterien – wie die (wenn auch nicht verpflichtenden) erwähnten „Ohrringe“ – oft in den Vordergrund. Dies birgt die Gefahr, dass gesundheitliche Aspekte in den Hintergrund treten.
Um die Gesundheit des Kooikerhondjes zu schützen und zu fördern, sind verantwortungsbewusste Zuchtpraktiken essenziell:
- Genetische Tests sollten konsequent genutzt werden, um das Risiko von Erbkrankheiten zu minimieren.
- Eine breitere Zuchtbasis könnte die genetische Vielfalt stärken.
- Zuchtverbände sollten den Fokus auf die Gesundheit und das Wesen der Hunde legen, anstatt ästhetische Merkmale übermäßig zu betonen.