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1, 2, 3 – ganz viele! Einzelhund

Im Interview mit Ellen Marques, Hundetrainerin & Inhaberin der Martin Rütter Hundeschule Köln

 

Ellen, du hast „nur“ einen Hund. Ist das eine bewusste Entscheidung?

Ja! Ich möchte keinen zweiten Hund, da ich meine Zeit gern komplett meinem „einen“ Hund widmen und mich nicht teilen möchte. Es gibt Zeiten, da habe ich auch zwei Hunde um mich herum und da merke ich schon den Unterschied: Wie ich mit Einkaufstüte und zwei Leinen anders laufe. Wie beide sich den Kofferraum teilen oder den kleinen Platz im Restaurant neben unserem Tisch, wenn man mal spontan zum Essen geht. Ein (großer) Hund fühlt sich bei mir schon an wie zwei, und daher kann ich sagen: „Er reicht mir!“

Was sind die Vorteile daran, sein Leben mit nur einem Hund zu teilen?

Mein Hund wiegt 38 Kilo. Wenn er irgendwann einmal ein Hundeopi ist, brauche ich beide Hände, um ihn Treppen hoch und runter zu tragen. Freunde passen auf einen Hund eher auf als auf zwei oder sogar noch mehr Hunde. In der Erziehung machen zwei Hunde natürlich zweimal Arbeit, zumindest in der Anfangszeit. Aber auch später möchte man beiden Hunden, mit ihren möglicherweise unterschiedlichen Interessen, gerecht werden.

Hast du dich für deinen jetzigen Hund bewusst entschieden oder war es eine Zufallsbegegnung?

Nach dem Tod meines ersten Hundes habe ich mir ein Jahr Zeit gelassen. Ich brauchte diese Zeit zum Trauern, bis ich wieder einen Hund in mein Leben und in mein Herz einziehen lassen konnte. Vielleicht wäre der Verlust meines ersten Hundes damals nicht so schmerzhaft gewesen, wenn ich einen Zweithund gehabt hätte... Das ist dann wohl ein Nachteil der Einzelhundehaltung: Wenn man den Hund gehen lassen muss, ist da erst mal keiner mehr, der einen fordert: Keiner wartet aufs Futter, keiner muss raus zum Spazieren. Alle Gedanken an den Hund sind erst einmal mit Trauer besetzt. Irgendwann dachte eine Trainerkollegin, sie zeigt mir mal ein Video eines im Tierheim neu eingetroffenen Boxer-Doggen-Mischlingsrüden. Tja, und da war es irgendwie geschehen: Er durfte mich nach Hause begleiten.

Kann man auf einen Hund intensiver eingehen als es in der Mehrhundehaltung möglich ist?

Definitiv. Ich habe ja faktisch mehr Zeit. Was natürlich nicht bedeuten soll, dass man den Hunden in der Mehrhundehaltung nicht gerecht wird, man muss sich einfach viel besser organisieren.

Ist Mehrhundehaltung letztlich auch eine Zeitfrage?

Zu Anfang ganz sicher. Der Neuling muss nicht nur mit den anderen Familienmitgliedern und Hunden zusammenwachsen, sondern auch mit mir. Und er muss ja auch einiges lernen, was – wie immer im Hundetraining – zu Anfang eben ohne Ablenkung geschehen sollte. Also muss man im ersten Jahr häufig getrennt spazieren gehen und mit dem neuen Hund allein trainieren.

Oft heißt es ja, dass es Hunden guttut, mit Artgenossen zusammenzuleben. Wie würde dein Hund wohl darauf reagieren?

Mein Hund würde sicher davon profitieren, eine beständige Beziehung mit einem Artgenossen einzugehen, täglich intensiv hündisch zu kommunizieren und gemeinsam alt zu werden. Ich weiß aber aus Erfahrung, dass er ein Spiel oder Kuscheln mit mir vorzieht. Das ist bestimmt auch seinem Hundeschul-Alltag geschuldet, in dem er täglich viel Kontakt mit vielen Hunden hat. Denn Kontakt zu Hunden ist für Einzelhunde in aller Regel wichtig. Damit ist allerdings nicht unbedingt der Besuch auf der Hundewiese gemeint, viel wichtiger sind zwei oder drei Hunde, die mit dem eigenen gut harmonieren und mit denen man sich – natürlich gemeinsam mit deren Menschen – ab und an trifft.

Könntest du dir vorstellen, einen zweiten Hund anzuschaffen, wenn der/die Richtige vorbeischaut?

Naja, ich bin ja auch nur ein (Hunde-)Mensch (lacht).