Welpentraining
Es ist soweit… der Besuch beim Züchter steht an, und nicht nur die Kinderherzen schlagen höher, wenn man den Garten betritt und die vielen kleinen plüschigen Welpen miteinander herumtollen sieht. Mit ihren großen Köpfen und den runden Augen, dem wuscheligen Fell und den tapsigen Pfoten schleichen sich die kleinen Vierbeiner sofort in alle Herzen. Wer kann da schon nein sagen, wenn dann die Frage der Kinder kommt: „Dürfen wir einen haben?“
Doch bevor man einen Welpen in die Familie aufnimmt, sollte man erst einmal genau überlegen, ob man bereit ist, diese Aufgabe und Verantwortung zu übernehmen. Denn so schön wie es ist, einen Welpen im Arm zu halten, sein weiches Fell zu streicheln, mit ihm zu spielen und mitzuerleben, wie er aufwächst, ist ein Welpe zunächst einmal nur eines: Ein kleines Lebewesen, welches – genauso wie ein Baby oder Kleinkind - viel Betreuung und Erziehung benötigt, und damit hauptsächlich erst einmal viel Arbeit bedeutet. Denn der kleine Welpe ist in der Regel noch nicht stubenrein, wenn er vom Züchter kommt. Das bedeutet, dass man alle 2 – 3 Stunden, sowie nach jedem Füttern, nach jedem Spiel und natürlich auch ein- bis zweimal in der Nacht mit dem Welpen nach draußen gehen muss, damit dieser lernt, wo er sich lösen soll. Der Welpe kann zudem noch nicht alleine bleiben, darf noch keine langen Spaziergänge machen und hat noch nicht gelernt, dass Möbel und Teppiche nicht angeknabbert werden sollen. Alles kein Problem, denken viele nun vielleicht. Mit dem Welpen nach draußen gehen, den Welpen füttern und mit dem Welpen spielen, für alle diese Aufgaben sind ja die Kinder der Familie zuständig. Sie sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen, denn das ist ja einer der Gründe, warum der Welpe angeschafft werden soll. Leider ist dieser Gedanke jedoch in der Realität nicht umsetzbar. Natürlich können Kinder die Eltern bei der Versorgung eines Welpen unterstützen und gemeinsam mit den Eltern kleine Aufgaben übernehmen. Da sie jedoch selbst noch nicht erwachsen sind, kann man ihnen die Verantwortung für ein junges Lebewesen nicht vollständig übertragen. Die Hauptarbeit der Erziehung und Versorgung des Welpen wird damit bei den Eltern bleiben. Wenn Du jetzt immer noch bereit bist, in den nächsten Wochen und Monaten viele Einschränkungen im Tagesablauf hinzunehmen und die Arbeit der Welpenerziehung mit Freude angehen willst, steht der Aufnahme eines Welpen nichts mehr entgegen.
Doch bevor Du nun die Zeitung aufschlägst und nach dem nächsten Inserat suchst, in welchem Welpen angeboten werden, solltest Du Dir Gedanken machen, welche Eigenschaften Dein zukünftiger Hund haben soll. Als Welpe ist jeder Hund süß, egal welcher Rasse er angehört. Doch die Welpenzeit geht schnell vorbei, der kleine Hund wird erwachsen und entwickelt alle die Eigenschaften, die genetisch vorbestimmt sind. Der Kangal-Mix, der als Welpe wie ein Teddybär aussah und deshalb alle begeistert hat, hat sich mit einem Jahr zu einem stattlichen Hund entwickelt, der aufgrund seiner territorialen Motivation fremde Menschen nicht so gerne in Haus und Garten lässt und damit als Familienhund doch nicht so geeignet ist. Ein Hund wird, je nach Rasse, ca. 12 bis 15 Jahre alt, und sollte Dich nach Möglichkeit ein Leben lang begleiten können. Lass Dich daher von einem Fachmann beraten, welcher Hund am besten zu Deiner Familie und Deinen Bedürfnissen passt. Hast Du Dich für eine Rasse entschieden, musst Du einen guten Züchter finden. Ein Mensch, welcher seine Welpen im Keller oder in der Scheune aufwachsen lässt, gehört mit Sicherheit nicht dazu. Welpen benötigen gerade in den ersten acht Wochen beim Züchter viele Anregungen und Reize, um sich zu einem souveränen, sicheren Hund entwickeln zu können. Adressen von guten Züchtern erhältst Du z.B. beim VDH (Verband für das deutsche Hundewesen). Besuche den Züchter aber bitte immer vor Ort, schaue Dir an, wie die Welpen aufwachsen werden, lerne die Mutterhündin kennen. Nur so kannst Du sicher sein, dass die Aufzucht der Welpen wirklich seriös abläuft und Deinen Vorstellungen entspricht.
Dann ist es endlich soweit, der Welpe zieht im Alter von acht Wochen ein! Endlich kann das Abenteuer Hund losgehen! Aber bitte überfordere den kleinen Welpen nicht direkt. Natürlich soll Dein Welpe in den nächsten Wochen viel kennen lernen und viel mit Dir unternehmen. Dennoch muss er erst einmal bei Dir ankommen. Der Auszug vom Züchter, bei dem er seine Mutter und die Geschwister sowie die ihm vertrauten Menschen verlassen muss, ist erst einmal aufregend genug. Zeige ihm daher anfangs einfach nur das neue Heim, lass ihn Haus und Garten sowie alle Familienmitglieder kennen lernen. Auch wenn es noch so schwer fällt, und natürlich sämtliche Verwandte, Freunde und Bekannte schon neugierig auf den Familienzuwachs sind, warte erst einmal ein paar Tage, bevor Du Besuch empfängst. Dein Welpe soll ja schließlich erst einmal zu Dir eine Bindung aufbauen. Er muss lernen, dass er Dir vertrauen kann, und dass Du ab sofort die Elternrolle übernimmst. Um diese Bindung aufzubauen, kannst Du kleine Ausflüge in die nähere Umgebung machen. Auf sogenannten Abenteuerspaziergängen zeigst Du Deinem Welpen die Welt. Spaziere durch einen Wald mit seinen ganz eigenen Gerüchen, klettere durch einen seichten Bach, den Dein Welpe mutig überwinden muss. Werfe Futterbrocken in ein Gebüsch, in das Dein Welpe kriechen muss, um diese zu finden. Dein Welpe lernt so spielerisch, dass das Leben spannend und aufregend ist, und er sich dabei immer an Dir orientieren kann. Tag für Tag kannst Du die Ausflüge ausdehnen, und Deinem kleinen Vierbeiner so Schritt für Schritt die Welt zeigen.
Was genau Du noch alles bei der Auswahl Deines Welpen und in den ersten Wochen, in denen der Welpe bei Dir ist, beachten musst, kannst Du im Buch „Welpentraining mit Martin Rütter“ nachlesen. Hier findest Du auch die Anleitung zum Aufbau der ersten Signale wie „Sitz“, „Platz“, „Bleib“, „Hier“ und „Fuß“.