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Die 7 Mythen der Hundeerziehung

Ein Artikel von Marcel Wunderlich, Hundetrainer & Inhaber Martin Rütter Hundeschule Wiesbaden / Main-Taunus-Kreis, für die Zeitschrift "Martin Rütter - Das Magazin". 

 

„Das regeln die Hunde schon unter sich.“

Nicht jede Hundebegegnung läuft so harmonisch ab, wie wir es uns wünschen: Was zu Beginn noch nach einem freundlichen Kontakt aussah, steigert sich manchmal zu einem handfesten Konflikt. Wer nun etwas unsicher auf die Situation blickt, hört von seinem Gegenüber mitunter, dass die Hunde das schon unter sich regeln würden.

Und in der Tat, wenn wir Menschen uns in Hundebegegnungen nicht einmischen, regeln die Hunde das unter sich – zwangsläufig. Allerdings sind wir Menschen mit dem Ergebnis dieser Auseinandersetzung nicht immer zufrieden – vom Stress oder eventuellen Verletzungen des Hundes mal ganz abgesehen.

Gerade durch Spaziergänge in Parks und auf Hundewiesen lassen wir unsere Hunde häufig viel enger aufeinandertreffen, als sie es sich selbst aussuchen würden. Wer nun in Konfliktsituationen nicht für seinen Hund da ist, ist kein verlässlicher Partner, an dem sich der Hund orientieren kann. Um künftig solche unangenehmen Situationen zu vermeiden, entwickelt der Hund eine eigene Strategie – zum Beispiel werden andere Hunde zukünftig schon von weitem verbellt.

Wenn Du also merkst, dass Dein Hund in einer Begegnung überfordert ist, greife ein. Dafür ist es wichtig, dass Du die Hunde beobachtest und lernst, zu erkennen, wann die Stimmung kippt. Auch wenn Du einen allgemein sozial verträglichen Hund hast, kann es aus verschiedenen Gründen dazu kommen, dass in der Begegnung einer der Hunde aggressiv, ängstlich oder stark gestresst reagiert. Je früher Du dann eingreifst, desto größer ist Deine Chance, die Situation in Deinem Interesse, aber eben auch im Interesse Deines sowie des anderen Hundes, zu klären.

Wie Du eingreifen solltest, ist stark situationsabhängig. Einem unsicheren Hund kannst Du zu Hilfe kommen, in dem Du Dich schützend vor ihn stellst. Wenn der entgegenkommende Mensch seinen Hund nicht abruft, kannst Du versuchen, den anderen Hund wegzuschicken, indem Du Dich groß machst und mit lauten Geräuschen auf ihn zugehst. Zeigen die Hunde starkes Imponierverhalten oder drohen sich sogar, lässt sich eine Auseinandersetzung oft noch verhindern, wenn beide Hundehalter in unterschiedliche Richtungen laufen und jeder den jeweils eigenen Hund zu sich ruft. 

„Nur der Rudelführer sitzt auf der Couch und geht immer zuerst durch die Tür.“ — Strebt ein Hund, der auf die Couch oder zuerst durch die Tür will, nach der Weltherrschaft? Was darf ich meinem Hund durchgehen lassen, was nicht? Was ist meine individuelle Entscheidung (z.B. Couch) und welches Verhalten sollte ich grundsätzlich unterbinden, weil es übergriffig ist?

„Nur der Rudelführer sitzt auf der Couch und geht zuerst durch die Tür.“

Dieses Geständnis kommt einigen Kunden, mit denen ich trainiere, nur schwer über die Lippen: Der Hund darf mit auf die Couch! Erleichterung macht sich breit, wenn ich antworte „meiner auch“.

Doch die Mythen um die hündischen Schritte zur Ergreifung der Weltherrschaft halten sich hartnäckig. Und um diese Pläne unserer Hunde zu vereiteln, darf angeblich nur der Mensch auf die Couch, muss der Hund hinter dem Menschen laufen und zuletzt durch die Tür gehen, muss der Mensch jedes Spiel mit dem Hund gewinnen, ...

Versetze Dich einmal in die Rolle eines Angestellten mit einem Chef, der bei jeder Gelegenheit betonen muss, dass er der Chef ist. Dann ist Dein Chef in seiner Position entweder sehr unbeholfen oder Du sägst sprichwörtlich an seinem Stuhl. In jedem Fall ist die Beziehung zwischen Euch beiden nicht ganz geklärt.

Im Zusammenleben mit unseren Hunden gilt Ähnliches: Ist es entspannt, dürfen beide auch gerne gemeinsam auf der Couch entspannen. Vorausgesetzt, die Menschen möchten es. Denn natürlich steht es jedem frei, seinen Hund von der Couch zu verbannen, beispielsweise damit diese sauber bleibt. Ob der Hund dieses Verbot akzeptiert, sagt übrigens viel mehr darüber aus, ob dieser den Menschen als Entscheidungsträger ansieht, als die Tatsache, dass der Hund gerne auf der Couch liegt.

Dennoch gibt es auch die Hunde, die gerne Aufgaben übernehmen würden, die eigentlich in den menschlichen Verantwortungsbereich fallen. Nutzt Dein Hund die erhöhte Position auf der Couch also zum Beispiel, um einen besseren Überblick darüber zu haben, wer ein und aus geht, ist dieser Platz für ihn tabu. Tritt Dein Hund grundsätzlich zuerst durch die Tür, um sich bei Gefahr schützend vor Dich zu stellen, solltest Du Deinem Hund nicht mehr den Vortritt lassen.

Diese ungeklärte Beziehung zwischen Mensch und Hund zeigt sich im Alltag dann aber vielfältig. Daher ist es wichtig, das Gesamtbild zu betrachten, um so in allen entscheidenden Situationen entsprechend handeln zu können. Es macht zum Beispiel wenig Sinn, sich vom Hund zum Eingang der Hundewiese ziehen zu lassen, nur um sich dann am Eingangstor noch schnell vor seinem Hund durch das Tor zu drängeln. 

„Hunde brauchen eine harte Hand.“ — z.B. Nackenschüttler, Schnauzengriff, Leinenruck...  Warum ist das falsch und wie sieht eine konsequente Erziehung stattdessen aus?

„Hunde brauchen eine harte Hand statt Tonnen an Leckerlis.“

Immer mal wieder rufen mich Menschen mit dem Wunsch zu sich, dass ich ihren Hund „in die Schranken weise“. Der Hund sei frech, dominant oder aggressiv. Lautes Schimpfen, Leinenrucke, Runterdrücken und Kniffe in die Seite würden nicht mehr helfen. Mich als Profi würden die Hunde doch aber hoffentlich ernst nehmen.

Die Annahme, dass man unerwünschtes Verhalten beim Hund einfach durch Strafen abstellen kann, ist nach wie vor verbreitet. Statt den Ursachen des Verhaltens auf den Grund zu gehen, versucht man, die Symptome zu unterdrücken. So angewendete Bestrafung der Hunde führt kaum zu langfristigem Erfolg. Oft muss die Bestrafung immer wieder und heftiger erfolgen. Das schädigt nicht nur die körperliche und geistige Gesundheit des Hundes, sondern wirkt sich auch negativ auf die Beziehung zum Menschen aus.

Mittlerweile weiß man jedoch, dass auch beim Hund die Belohnung erwünschten Verhaltens schneller und langfristig zum Erfolg führt. Die freiwillige Mitarbeit und die gemeinsamen Erfolge stärken zudem die Bindung. Trotzdem sträuben sich viele gegen diese Art der Erziehung: „Ich kann meinen Hund doch nicht ständig füttern. So lernt er doch, nur mitzuarbeiten, wenn ich Futter mithabe!“. Mit Belohnung statt Bestechung passiert das aber nicht, es ist also wichtig, den Hund nach einer erfolgreich durchgeführten Übung zu belohnen, anstatt ihn mit dem in der Hand gehaltenen Futter zu bestechen. Je nach Trainingsstand kannst Du später auch immer mehr für die Belohnung verlangen. Ein einfaches „Sitz“ muss zum Beispiel nicht dauerhaft mit Leckerlis belohnt werden. Später erhält Dein Hund die Belohnung zum Beispiel erst, wenn er gewartet hat, bis Du ein Spielzeug versteckt hast, und er dieses dann gesucht, gefunden und Dir gebracht hat. Und natürlich gibt es neben Futter weitere Formen der Belohnung, die je nach Hund und Übung im Training eingesetzt werden können – etwa durch Spiel oder Lob.

Häufig werden auch „Erziehung mit harter Hand“ und Konsequenz verwechselt. Um konsequent zu handeln, muss Du jedoch weder körperlich, noch laut oder streng agieren. Bleibe stattdessen Deinen eigens aufgestellten Regeln treu und sprich diese mit den weiteren Familienmitgliedern ab. „Ein bisschen Konsequenz“, etwa nur an bestimmten Orten oder zu bestimmten Zeiten, gibt es eben nicht und Hunde sind sehr gut darin, uns unsere Inkonsequenz durch ihr Handeln immer wieder bewusst zu machen. 

„Mein Hund weiß genau, dass er das nicht darf. Das macht er nur, um mich zu ärgern.“ — Tun Hunde bewusst Dinge, von denen sie wissen, dass sie verboten sind? Wollen sie ihre Menschen damit ärgern? Oder haben sie danach etwa sogar ein schlechtes Gewissen?  Was kann ich tun, wenn mein Hund von mir ausgesprochene Verbote immer wieder missachtet?

„Mein Hund weiß ganz genau, was er tun soll und macht es absichtlich anders.“

Kennst Du das? Kaum verlässt Du den Frühstückstisch, um noch kurz etwas zu holen, da erwischst Du Deinen Hund, wie er Dir das Brötchen vom Teller stiehlt! Dabei wartet er während des Frühstücks sonst immer artig neben dem Tisch. Er weiß doch also ganz genau, was sich gehört! Trotzdem kannst Du ihm nicht lange böse sein. So lieb wie er dann schaut, wenn Du mit ihm schimpfst, sieht er ja wenigstens ein, dass er etwas falsch gemacht hat!

Ein klassisches Missverständnis zwischen Mensch und Hund. Unter Hunden ist es vollkommen natürlich, die Nahrung eines anderen Hundes nicht zu nehmen, solange dieser damit beschäftigt ist. Steht der andere Hund aber auf und lässt das Essen zurück, ist es für alle freigegeben. Es gibt dann also auch keinen Grund für ein schlechtes Gewissen. Der „schuldige Blick“ eines Hundes in der oben beschriebenen Situation ist vielmehr eine spontane oder gelernte Reaktion auf das Schimpfen.

Auch wenn uns manches Verhalten unserer Hunde ärgert, handeln sie nicht aus dieser Absicht heraus. Es gibt verschiedene Gründe, warum Hunde manchmal offenbar wider besseres Wissen handeln. Wenn Dein Hund scheinbar plötzlich wieder in die Wohnung macht, steckt oftmals Überforderung dahinter. Bleibt Dein pubertierender Hund trotz Rufen manchmal einfach stehen und schnüffelt weiter, testet er eventuell ob Deine im Welpenalter aufgestellten Regeln immer noch gelten. Zieht Dein Hund immer wieder an der Leine, obwohl es in anderen Situationen gut klappt, hat er vielleicht doch noch nicht so sicher verstanden, was Du von ihm erwartest.

Damit unsere Hunde wirklich lernen, was sie tun und lassen sollen, müssen wir beim Training einiges beachten. Es braucht viele Wiederholungen einer Übung in verschiedenen Situationen. Ein gutes Timing ist wichtig, damit der Hund Belohnung, Korrektur und neue Signale mit der beabsichtigten Handlung verknüpft. Achte darauf, dass Deine Signale eindeutig sind und Du selbst eine klare Vorstellung von der Übung hast. Steigere die Schwierigkeit in kleinen Schritten und gib Deinem Hund ausreichend Pausen, um Neues zu verarbeiten.

  • „Ein großer Hund braucht ein großes Haus und viel Auslauf.“
  • „Wir wollten einen kleinen Hund, da wir in einer Wohnung in der Stadt leben!“
  • „Das ist unser erster Hund, deshalb haben wir uns für eine kleine Rasse entschieden!“
  • „Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß und könnte einem großen Hund gar nicht genug Auslauf geben!“ 
  • „Unsere Kinder sind ja noch sehr klein, da ist uns ein großer Hund zu gefährlich!“

Diese und ähnliche Antworten erhalte ich häufiger auf meine Frage, wie Hund und Herrchen oder Frauchen zusammengefunden haben.

Kleiner Hund, kleine Probleme? Ein kleinerer Hund findet im Restaurant zum Beispiel eher einen Platz unter dem Tisch. Und natürlich kann man einen kleinen Hund, der an der Leine zieht, leichter als einen großen halten. Wirklich entspannt sind die Spaziergänge aber erst dann, wenn der Hund gelernt hat, an lockerer Leine zu laufen – unabhängig von seiner Größe. Und auch wenn ein kleiner Hund auf Fremde zustürmt und dabei den Rückruf ignoriert, freut sich längst nicht jeder Mensch.

Beim Zusammenleben mit Hunden ist die Größe des Hundes viel weniger entscheidend als die Rasse und der individuelle Charakter. So kann beispielsweise ein „anhänglicher“ Golden Retriever leichter zu erziehen sein als ein auf Selbstständigkeit gezüchteter Dackel. Und wer schon einmal einen Welpen bei sich aufgenommen hat, weiß wahrscheinlich, wie unterschiedlich sich selbst Geschwister verhalten können.

Geistige und körperliche Auslastung in Form von Training, gemeinsamer Beschäftigung und Spaziergängen wünschen sich kleine wie große Hunde. Dabei können ein großes Haus oder ein großzügiges Grundstück im Grünen die Erlebnisse eines gemeinsamen Spaziergangs oder Trainings nicht ersetzen. Um eine Beschäftigung zu finden, die Dir und Deinem Hund Freude macht, probiere ruhig ganz verschiedene Möglichkeiten wie Apportieren, Hoopers oder Trailen aus.

Auch ein Spaziergang rund um die Wohnung in der Stadt muss nicht trist sein. Halte die Augen offen und werde kreativ, um Deinem Hund Abwechslung zu bieten. So lässt sich zum Beispiel auch in begrenztem Raum etwas verstecken, dass Dein Hund suchen darf. Du kannst Fahrradständer für Gymnastikübungen nutzen, Pfosten, um Deinen Hund darum herumzuschicken, oder niedrige Mauern, um ihn darauf balancieren zu lassen. 

„Ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt, freut sich.“ — Was bedeutet Schwanzwedeln wirklich und warum ist es wichtig, die Körpersprache seines Hundes lesen zu können?

„Ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt, freut sich.“

Nach wie vor ist eines der am meisten verbreiteten Irrtümer, dass sich ein Hund freut, wenn er mit seiner Rute wedelt. Tatsächlich aber ist das Wedeln der Rute ein Ausdruck von Erregung und kann in unterschiedlichsten Situationen vorkommen.

Es lohnt sich also, genauer hinzusehen! Ein breites Wedeln, bei dem teilweise sogar die Hüfte mitschwingt, spricht für wirkliche Freude. Weitet sich das breite Wedeln in alle Richtungen aus, trifft ein Rüde wahrscheinlich gerade auf die „Liebe seines Lebens“. Ein verunsicherter Hund kann ein leichtes Wedeln mit gesenkter Rute zeigen. Und schwingt die Rute leicht in Rückenhöhe hin und her, zeigt der Hund wahrscheinlich noch weitere körpersprachliche Signale, um seinem Gegenüber zu drohen.

Genau so wenig, wie wir komplexe Texte verstehen, wenn wir nur einzelne Wörter lesen, dürfen wir uns auch beim Lesen der hündischen Kommunikation nicht nur auf einzelne Körperteile fokussieren. Je mehr körpersprachliche Signale Du gleichzeitig beobachten kannst, desto genauer kannst Du die tatsächliche Stimmung des Hundes beurteilen und desto passender kannst Du darauf reagieren. Versuche also nicht nur auf die Rute, sondern zum Beispiel auch auf die Stellung der Ohren, die Blickrichtung, Lautäußerungen und die Körperhaltung zu achten.

Dass Hunde je nach Situation und Reaktion des Gegenübers auch gemischte Gefühle haben können, erleichtert das Verständnis der Hundesprache nicht. Es braucht einige Übung, um alle diese Details wahrzunehmen. Das Filmen und wiederholte Anschauen von aufgenommen Hundebegegnungen kann helfen, mehr Details zu erkennen. In der Begegnung mit einem anderen Hund ist oftmals auch die Reaktion Deines eigenen Hundes ein gutes Indiz dafür, was der andere Hund kommuniziert.

Lasse Dich bei der Deutung Deiner Beobachtungen aber nicht von einer allzu menschlichen Interpretation fehlleiten. So ist ein gähnender Hund nicht immer müde und ein Hund, der Gras frisst, nicht unbedingt hungrig. Ein Hund, der seine Zähne zeigt, ist in diesem Moment nicht zwingend aggressiv und einem Hund der hechelt, ist nicht immer zu warm! 

„Kastration hilft bei Verhaltensproblemen.“ — Immer noch gibt es viele Hundetrainer, die eine Kastration als Allheilmittel bei jeder Form von Erziehungsproblemen preisen. Ist ein kastrierter Hund leichter erziehbar? Oder hilft eine Kastration bei aggressivem Verhalten? In welchen Fällen sollte man tatsächlich über eine Kastration nachdenken, in welchen Fällen keinesfalls?

„Kastration hilft bei Verhaltensproblemen.“

Immer noch wird eine Kastration häufig als Allheilmittel bei jeder Form von Erziehungsproblemen beworben. Diese pauschalisierte Herangehensweise ist jedoch fahrlässig: Es ist möglich, dass die Kastration nicht hilft oder die Probleme sogar verschlimmert.

Sexuell motiviertes und (bei der Hündin) zyklusbedingtes Verhalten wird durch die Kastration nahezu lahmgelegt. Reagiert ein Rüde also etwa auf andere Rüden als potenzielle Konkurrenten aggressiv, kann die Kastration Entspannung verschaffen. Eine Kastration könnte zum Beispiel auch einer Hündin helfen, die durch Scheinmutterschaft in starke Depression verfällt.

Jedoch gibt es auch zahlreiche Fälle, in denen eine Kastration nicht hilft. Zum Beispiel wenn ein Hund aggressiv auf andere reagiert, weil er ängstlich ist oder seine Menschen beschützen möchte. Auch bei Hunden, die immer wieder abhauen und nicht ansprechbar sind, weil sie viel lieber jagen, hilft keine Kastration. Durch den Wegfall der sexuellen Motivation kann sich das unerwünschte Jagen sogar noch verschlimmern!

Zudem führt in den seltensten Fällen die Kastration allein zum Erfolg. So kann etwa aggressives Verhalten zum Zeitpunkt der Kastration schon so ritualisiert sein, dass es nach der Kastration kaum abnimmt. Und auch der Rückruf wird nicht automatisch besser, nur weil ein Rüde nicht mehr auf der Suche nach läufigen Hündinnen ist. Ein auf den Ursachen basierendes, gut aufgebautes Training ist daher die Grundlage bei jedem Verhaltensproblem.

Eine Kastration kann nach individueller Einschätzung eines Verhaltenstherapeuten und gründlicher Beratung durch den Tierarzt eine Ergänzung des Trainings sein. Als Alternative zur Kastration verbreitet sich, zumindest bei Rüden, zunehmend der Kastrations-Chip. Der Chip hat eine Wirkungszeit von ca. sechs bis zwölf Monaten, kann mehrfach gesetzt werden und ist eine Art „Kastration auf Probe“. Mitunter reicht diese Zeit auch aus, um durch gutes Training die Signale und Regeln im Alltag so weit zu festigen, dass eine Kastration nicht mehr nötig ist.