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Sinnvolle Beschäftigung mit Hund

SPIELE, TRICKS UND AUFGABEN FÜR DRINNEN UND DRAUSSEN

Wusstest Du es schon? Unsere Hunde haben Jobs. Sie sind hochpassionierte Jäger, Aufpasser, Arbeiter und vieles mehr. In unseren Breiten nur leider meist arbeitslos. Sozialhilfeempfänger im großen Stil. Was bei Menschen eher verpönt ist, fördern wir bei unseren Hunden oftmals sogar indirekt: Wir geben ihnen nichts zu tun, aber Futter, viel Liebe und einen gemütlichen Schlafplatz. Dabei hat die Zucht vor vielen Jahren doch noch so wichtige Aufgaben für sie vorgesehen. Wie Du Deinem Hund wieder zur passenden Beschäftigung verhelfen kannst, erfährst Du hier.

Die Pflege von Sozialkontakten und gemeinsamen Aktivitäten ist für Hunde sehr wichtig. Jene Vierbeiner, die zu wenig davon bekommen haben, sind oft unsicher, sozial inkompetent und zurückgezogen. Die Domestikation hat vollbracht, dass der Mensch als Sozialpartner für Hunde mindestens genauso wichtig ist wie deren Artgenossen. Neben dem Angewiesensein auf Futter und gesundheitliche Versorgung sind wir auch für soziale Interaktionen unabdingbar. Und dies sollten wir uns in der Mensch-Hund-Beziehung zunutze machen.

WELCHE BESCHÄFTIGUNGEN FÜR WELCHEN HUND?

Die „Arbeitslosigkeit“ unserer Hunde ist eine der Hauptursachen für deren vermeintliche Verhaltensprobleme. Damit ist allerdings nicht gemeint, dass sie regelmäßig zum Agility- und Obedience-Training müssen. Vielmehr gilt es herauszufinden, welche individuellen Aufgaben dem Hund gefallen. Bei dieser Frage hilft es meist, die Ursprünge der Rasse zu kennen. So ist zum Beispiel naheliegend, dass der Retriever (to retrieve = zurückbringen) Spaß am Apportieren hat und alle Sennenhunde als Treibhunde Gefallen an Hundesportarten wie Treibball finden werden.

Auch muss der Mensch wissen, auf welche Art und Weise der Hund für Aufgaben zu motivieren ist. Ist Dein Vierbeiner „primär“ motiviert, so erfüllt er die Aufgabe der Aufgabe wegen. D. h. dass z. B. Schweißhunde die Fährte aufgrund der Tätigkeit gerne erarbeiten, nicht, weil sie nachher dafür belohnt werden. Oder Zughunde gerne laufen und ziehen, weil sie daran Spaß haben, nicht weil es im Anschluss Hühnerbrühe zu trinken gibt. Man erkennt dies oft auch daran, dass der Hund eine angebotene Belohnung erst gar nicht annimmt oder ihn diese sogar ablenkt. Von der sogenannten „sekundären Motivation“spricht man, wenn der Hund eine Aufgabe für eine anschließende Belohnung noch lieber erfüllt. Bei uns Menschen gibt es ja auch jene, die ausschließlich für ihr Monatsgehalt ihren Job erfüllen, und solche, bei denen das Engagement für die Tätigkeit im Vordergrund steht. Ist Dein Hund bei gewissen Aufgaben also sekundär motiviert, musst Du herausfinden, welche „Währung“ er braucht. Während die einen Hunde alles für Futterbelohnungen tun, fühlen sich die anderen mit einem kleinen Spiel im Anschluss top-motiviert. Der Großteil der Hunde ist über ein Tätscheln am Kopf oder rein mündliches Lob nicht ideal bestärkt, wobei dies als sogenannter „sekundärer Verstärker“ eine zusätzliche Bestätigung sein kann.

AUS DER TRICKKISTE – EIN PAAR BESCHÄFTIGUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR DRINNEN UND DRAUSSEN
Futtersuchspiele für drinnen

Mit nur wenigen Kniffen kannst Du Deinem Vierbeiner zu Hause eine spannende Indoor-Futter-Suchjagd anbieten. Bereite dafür eine Schachtel vor, in welcher der Hund mühelos mit der Schnauze herumwühlen kann. Die Inhalte dafür können ganz unterschiedlich sein – alte Socken oder Stoffreste, zusammengeknülltes Zeitungspapier, Weinkorken oder Klopapierrollen. Werfe nun, je nach Hund, Größe und Bedarf, kleine Futterstückchen oder Leckerlis in die Box, rühre dabei mehrmals kräftig um und achte darauf, dass nicht alles einfach auf den Kistenboden fällt. Setze oder lege Deinen Hund dann vor der Schachtel ab, und schicke ihn mit einem deutlichen Signal, z. B. „Such“, an die Arbeit.

Füttere Trockenfutter, gerne kann auch einmal eine ganze Ration verfüttert werden, schließlich muss der Hund in der Natur auch einiges leisten, um an Futter zu kommen. Hast Du das Gefühl, dass Dein Hund dann alles gefunden hat, beende die Aufgabe auch wieder mit einem Signal, z. B. „Ende“, und unterstreiche dies mit einer deutlichen Handbewegung. So versteht der Hund im Laufe der Zeit auch, wann das Spiel vorbei ist. Eine solche Box zu gestalten, ist immer wieder ein großer Spaß für Hunde und eine bequeme Art für Menschen, ihren Hund zu beschäftigen. Ich warne aber davor, dies zu oft zu tun. Hunde, die ohnehin eine Tendenz haben, sehr selbstständig zu sein, werden hier nur in ihrer Selbstständigkeit gefördert. Sie suchen eigenständig und kommen selbstbelohnend, also ohne Unterstützung ihres Menschen, zum Erfolg.

Apportieren und Suchen von Gegenständen

Auch wenn es viele meiner Trainingskunden erst nicht glauben wollen: Nahezu alle Hunde sind zum Apportieren, also dem Heranbringen von Gegenständen, zu motivieren. Die Frage ist immer nur, wie man es ihnen schmackhaft macht und welchen Nutzen sie daraus ziehen. Einer meiner bevorzugten Apportiergegenstände ist der sogenannte Futterbeutel – ein kleines, befüllbares Mäppchen mit Zippverschluss. Aber auch Bälle, Seile, Einkaufskörbe und vieles mehr sind verwendbar.

Um dem Hund das Apportieren des Gegenstandes beizubringen, ist es zu Beginn wichtig, mit Geschirr und einer Schleppleine zu arbeiten. Mache nun den Gegenstand – wir gehen hier vom Futterbeutel aus – spannend, spiele selbst damit, ohne um die Aufmerksamkeit des Hundes zu buhlen. Fängt er an, sich für den Gegenstand zu interessieren, wirf ihn kommentarlos ein paar Meter weg vom Hund. Läuft Dein Hund nun hin und schnüffelt kurz daran, gehst Du zu ihm und belohnst ihn mit einem Futterstück aus dem Beutel. Wiederhole diese Übung ein paar Mal und versuche nun, mehr zu fördern, dass der Hund den Gegenstand mit den Zähnen aufnimmt. Warte also durchaus einmal einen kurzen Moment ab, was der Hund ausprobiert. Setzt er zum ersten Mal die Zähne ein, gehst Du wieder zu ihm und belohnst ihn mit einem Futterstück aus dem Beutel. Macht er einmal nicht so mit, wie Du das möchtest, wiederhole die Übung einfach, ohne ihn davor zu belohnen. Nimmt er nun regelmäßig die Beute auf, nimm die Schleppleine zu Hilfe, locke ihn zu Dir und gehen währenddessen ein paar Schritte rückwärts. Kommt Dein Hund nur wenige Schritte in Deine Richtung, belohne ihn dafür. So bringst Du ihm sukzessive bei, dass es sich lohnt, den Futterbeutel zu bringen, schließlich gibt’s nur dann eine Belohnung daraus.

Hat der Hund das Prinzip des Apportierens einmal verstanden, kannst Du den Beutel, sowohl drinnen als auch draußen vor ihm verstecken. Lass Deinen Vierbeiner an einer Stelle bleiben, mach es spannend und bring den Beutel dann zunächst zu einem einfachen Versteck. Geh danach zurück zum Hund, belohne ihn fürs Bleiben und schick ihn anschließend mit einem Suchsignal los. Später kannst Du auch mehrere Gegenstände verstecken, in den Höhen variieren und Verstecke antäuschen – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, solange die Aufgaben vom Hund erfüllbar sind.

Gegenstände umrunden –
Spielerei für drinnen und draußen

Das Umrunden von Gegenständen ist eine einfache und unterhaltsame Beschäftigung für zwischendurch, auf dem Spaziergang oder im Wohnzimmer. Baue die Übung drinnen am besten mit einem kleinen Hocker, draußen am besten mit einem niedrigen Sockel oder Baumstumpf auf. Setze Deinen Hund davor ab und führe ihn nun mit einem Futterstück in der Hand – Nase an Keks – um das Objekt herum. Hat der Hund einmal u-förmig den Gegenstand umkreist, fügst Du am Ende der Runde ein Signal, z. B. „Herum“, hinzu. Wiederhole die Übung einige Male, bis der Hund flüssig der Hand folgt. Ist dies der Fall, lässt Du nun das Futterstück weg, führst ihn mit der gleichen Handbewegung einmal um das Objekt und gibst ihm an Ende des „Us“ ein Futterstück aus Deiner Tasche. Klappt dies auch gut, kannst Du versuchen, schrittweise Distanz aufzubauen, sodass Du ihn später als Endziel aus ein paar Metern Entfernung mit dem Signal „Herum“ um alle möglichen Dinge schicken kannst – Bäume, Hügel, Menschen und so weiter. Kann Dein Hund bereits apportieren, kannst Du diese Übung auch vor dem Apport einbauen.

Es gibt eine Vielzahl kreativer Beschäftigungsmöglichkeiten für unsere Hunde. Wir müssen uns nur ein bisschen auf ihre Welt einlassen, die Tiere fördern und fordern, schließlich haben WIR SIE auch ausgesucht. Die gemeinsame Beschäftigung ist absolut wichtig für ein harmonisches Zusammenleben. Denn unsere besten Freunde sind uns wichtig, weil wir Freud' und Leid miteinander teilen, aber auch gleiche Interessen und Hobbys haben. Und nur, wer gemeinsam Spaß hat, ist auch gemeinsam glücklich.