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So beeinflusst "Mensch" das Verhalten des Hundes

Bevor wir uns ansehen, wie der Mensch das Verhalten des Hundes beeinflussen kann, ist es sehr interessant zu ergründen, wie Hunde unseren Sprachgebrauch beeinflusst haben. Hierbei fällt auf, dass unsere geliebten Vierbeiner doch recht schlecht wegkommen. Negativ besetzte Begriffe, wie „hundemüde“, „hundsgemein“, „Hundswetter“, „innerer Schweinehund“ und „verhunzt“ sind nur einige der Bespiele, die ein Hundeanwalt, der auf politische Korrektness spezialisiert ist, wohl anprangern würde. Ganz zu schweigen von der Titulierung „blöder Hund“, die wohl jeder Grundlage entbehrt.

 

Natürlich gibt es unter Hunden wie natürlich auch unter uns Menschen, klügere und dümmere Modelle. Um jedoch niemanden zu verletzen, bezeichnen wir sicherheitshalber diese Hunde als „kreativ“ bzw. „weniger kreativ“, denn welcher Besitzer möchte schön hören, dass sein Hund dumm ist? Eines haben unsere Hunde, egal, wie hoch der Kreativitätsgrad ist, aber alle gemeinsam: Sie sind wahre Genies in der Wahrnehmung ihrer Umwelt und sie sind wesentlich aufmerksamer, wenn es um menschliches Verhalten geht, als die meisten von uns glauben. Sie beobachten und studieren uns und können uns nach kurzer Zeit bereits lesen wie ein offenes Buch. Wie gesagt, manche früher, manche später….

Das, was unsere Hunde als allererstes auskundschaften, ist, wo bzw. wer die Schwachstellen in unseren Sozialsystemen sind und wo sie mit ihren Tricks am ehesten Erfolg haben. Dabei ist das Durchbrechen von Konsequenz das Ziel Nummer 1. Zumeist ist es nicht die Person, die ins Hundetraining kommt – hier kommen ja ca. 90 % Frauen, mehr möchte ich dazu eigentlich nicht sagen. Natürlich gibt es außerhalb des engsten Sozialverbandes auch Mitglieder, die Hunde sofort für ihre Taktik in die engere Wahl nehmen. Meiner Oma würde ich z.B. nie verbieten, meine Hunde zu füttern. Es würde ihr das Herz brechen, widerstehen zu müssen, wenn sich meine Hunde mit großen Kulleraugen ihr „Opfer“ ausgesucht haben. Auch wenn ich innerlich vor Wut koche und mir denke, diese Luder! Ich meine natürlich die Hunde, nicht die Oma!

Aber Spaß beiseite, woher kommt diese enorme Beobachtungsgabe unserer Hunde und auch die Fähigkeit, uns mit ihrem Verhalten zu manipulieren? Im Grunde genommen sind die meisten Hunde Gewohnheitstiere. Durch jahrhundert-, gar jahrtausendlange Züchtung und Selektion haben wir viele Rassen zur Zusammenarbeit mit dem Menschen herangezogen und uns ihr Sozialsystem zu Nutze gemacht. Eigenständiges Denken oder gar eigenständige Jagd sind hierbei größtenteils unerwünscht. Natürlich ist der Hund uns dadurch in gewisser Weise auch ausgeliefert. Durch diese enorme Abhängigkeit ist eine ausgeprägte Beobachtungsgabe unentbehrlich. Menschen unterstützen in Form von Berührungsgesten diese Symbiose und dann entstehen Gruppensysteme, in denen sich Hunde gut aufgehoben fühlen.

Des Themas des Beobachtungslernens hat sich u.a. auch Adam Miklosi mit seinen ungarischen KollegInnen seit 10 Jahren angenommen und mehr als 30 Publikationen dazu verfasst. Im Speziellen geht es hierbei um das soziale Wechselspiel zwischen Mensch und Hund – also dem wichtigsten Sozialpartner.

Zusätzlich belegt eine Studie des Max-Planck-Instituts in Leipzig (2008), dass Hunde sich sogar massiv an den Blicken des Menschen orientieren. Unabhängig ob es sich um Hunde handelt, die mit uns in einem Haushalt leben oder um Hundewelpen, die vorher noch nie Kontakt zum Menschen hatten.

Es ist somit weder Gedankenübertragung, noch ein Wunder, wenn Dein Hund außerhalb seiner üblichen Gassizeiten freudig schwanzwedelnd zur Garderobe läuft, wo seine Leine hängt, als hätte er Deine Gedanken gelesen. Vermutlich hast Du gerade daran gedacht, eine Pause zu machen und eine Runde zu drehen und hast daher Deinen Blick Richtung Leine schweifen lassen. Fakt ist auf jeden Fall: Unseren vierbeinigen Freunden entgeht nichts, auch wenn diese noch vor gefühlten Sekunden friedlich dahingedöst haben. Wenn Du dann auch noch nach dem Schlüssel oder einer Jacke greifst, ist alles glasklar.

Sehr oft ist das der Beginn eines Trainingszyklus, da nun aufgrund der Erwartungshaltung des Hundes – dieser hat ja nun seinen Zweibeiner durchschaut – ein aufgeregtes Bell- und/oder Springkonzert losgeht. Also Jacke, Schlüssel und Leine wieder an den Garderobenhaken und nichts passiert. Wie? Nichts passiert? Gut, aber wehe, der schaut wieder!

Unter Hunden spielt es eine wesentliche Rolle, wer agiert und wer reagiert. Oder besser noch, wer buhlt und um wen gebuhlt wird. Das funktioniert natürlich interspezifisch genauso wie intraspezifisch, also auch in einem gemischten Sozialsystem. Natürlich kann auch mal unser Hund bestimmen, nur sollte das nicht die Regel sein. Primär sollten wir Menschen diejenigen sein, die agieren, damit unsere Hunde auch einen Sinn darin sehen, sich auf uns zu verlassen.

Da sich unsere Hunde zumeist stark an uns orientieren und unsere Handlungen auch gerne mal imitieren, darf es uns nicht verwundern, wenn der von uns ungeliebte Nachbar auch mal angeknurrt oder angebellt wird. Es gibt demnach nicht nur Vorteile der Orientierung. Hunde nehmen unsere Sympathien und Antipathien genauso wahr und spiegeln diese. Kein Wunder, dass wir dann manchmal sogar behaupten, dass Frauchen / Herrchen ihrem Vierbeiner nach einiger Zeit sogar ähnlich sehen, uns eben auch optisch spiegeln.

Diese Stimmungsübertragung spiegelt sich oft auch in angespannten Situationen wider. Nämlich wenn ein heranlaufender Hund – auch, wenn er x-mal ein “Tutnix“ ist – durch die übertragene Anspannung am anderen Ende der Leine gleich mal weggebissen wird. So mancher Hund wird wohl bei sich denken, “Ich mochte ihn eh, aber Frauchen war so nervös“.

Zusätzlich durchschauen Hunde krampfhaft aufgesetztes Verhalten. Hunde orientieren sich ohne viel Klimbim an präsenten, authentischen Menschen, die soziale, freundliche Gesten aussenden. Also diese sogenannten „Elterntypen“, die ohne zu zögern auf einen für den Hund befremdlichen Gegenstand zugehen und diesen vor den Augen des Hundes inspizieren, um ihn danach als bedenkenlos freizugeben.

Wir Menschen beeinflussen also das Verhalten unserer Hunde sehr stark, aber auch unsere Hunde durchschauen unsere Absichten öfter und genauer, als uns lieb ist. Und nicht nur unsere Gesten und unser Verhalten, sie spüren oft wie kein anderes Lebewesen, wie es in uns drinnen aussieht. Und das ist gut so.